Zitat:
Es war eine perfekte Stadt. Man konnte foermlich spueren, welchen Eifer die Architekten in die Planung der Bauwerkte gesteckt hatten und mit welcher Inbrunst die Strassenzuege organisiert wurden. Denn wann hatte man schoneinmal diese wundervolle Chance eine Stadt vom ersten Stein an zu errichten? Die Lage war nahezu perfekt. Direkt an einer gutausgebauten Verbindunsstrasse zwischen dem noerdlichen Endophal und dem galadonischen Reich gelegen, fand sich eine weite Ebene vollkommen frei von Verunreinigungen und Unebenheiten, wie dafuer geschaffen hier den Grundstein einer praechtigen Stadt zu legen.
Die ersten Flocken umspielten einander auf dem Weg auf die Daecher der Haeuser hinab und tauchten die ganze Stadt in eine duenne Schicht von Weiss, wie von Puderzucker bestaeubt.
Ein Pulk Kinder rannte kichernd auf der Jagd durch die verwinkelten Gassen und ab und an versuchten sich die ersten daran ein Wurfgeschoss aus der duennen Schneeschicht zu formen.
Doch auch die Erwachsenen schienen mit einem Laecheln ueber den Markt zu schlendern. Sei es erfreut von den Eisblumen an den Fenstern oder vom ueppigen Angebot an den Staenden, denn der Astrael war warm gewesen und so gab es eine gute Ernte und wenige Sorgen.
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Er hatte eine absolut angenehme, entspannte und ruhige Kindheit gehabt. Seine Eltern waren gut betucht, selbst fuer buergerliche, und er konnte sich sein Leben gutgehen lassen. Seine Ausbildung zum Feinwerker verlief erstaunlich schnell und auch der Meisterbrief folgte ohne grossen Aufwand in noch jungen Jahren. Er hatte alles was man sich wuenschen konnte und noch viel mehr. Seine Freunde waren zahlreich, die Feiern die er besuchte nicht weniger zahlreich und die Dukaten rieselten dabei aus seiner Tasche wie der Sand aus den Stiefeln nach der diagonalen Durchquerung der endophalischen Wueste.
Er hatte sie nie wirklich um irgendetwas kuemmern muessen und sogar seine Hochzeit hatten seine Eltern schon im voraus fuer ihn organisiert.
Das Maedchen war aus einfachen buergerlichen Verhaeltnissen, aber ein huebsches junges Ding dem man die Unschuld wahrlich ansah. Auch wenn er sie erst ein einziges mal getroffen hatte, war ihm klar, dass sie gut fuer ihn sorgen wuerde. Und falls in ferner Zukunft das Geld doch einmal knapper werden sollte, hatte sie sogar eine Lehre als Schneiderin beendet.
Er konnte im groben und ganzen absolut nicht nachvollziehen, warum sie sich so scheute, aber das wuerde sich mit ein paar Geschenken und seinem charmanten Auftreten sicherlich beheben lassen.
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Als Kind hatte sie es geliebt im ersten Schnee durch die Strassen zu tollen, auch wenn ihre Eltern sie immerwieder zurueckgepfiffen hattten, wenn die Strassenkinder auftauchten. Sie war immerhin in eine gutbuergerlichen Familie hineingeboren worden und hatte etwas besseres verdient. Die kleine Schneiderei der Familie hatte nicht sonderlich viel Absatz, aber sie war in der Nachbarschaft beliebt und ab und an kamen auch edlere Herren und Damen vorbei fuer diverse Grossauftraege fuer ihre Dienerschaft, die ihre Hausschneider nicht bewerkstelligen konnten.
Sie war streng erzogen worden und doch hatte es ihr an nichts gefehlt. Ein lebenslustiges Kind war sie gewesen und eine lebenslustige junge Dame war sie geworden. Das goldene Haar trug sie nach oben gesteckt und die Kleider waren grundsaetzlich vom modernsten Schnitt, wenn auch die Provinz einige Zeit hinter Draconis herhing.
Viel Freizeit hatte sie noch nie gehabt, denn es musste gearbeitet werden um den Stand zu erhalten, aber dadurch war sie eine durchweg begabte Schneiderin geworden und brauchte sich zumindest ueber die Zukunft keine ernsthaften Sorgen machen. Sogar eine Hochzeit mit einem reichen Mann war ihr gewiss, denn ihre Eltern hatten vorgesorgt.
Auch wenn sie sich erst ein einziges mal getroffen hatten, schien er ihr sympatisch. Das Laecheln war warm, das auftreten edel. Ihr wuerde es zumindest nich schlecht gehen dabei, auch wenn sie noch etwas mit sich selbst haderte wann sie denn bereit waere mit ihm den Vitamabund einzugehen.
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Er war ein klein wenig ungeduldig geworden ueber die Tage und Wochen, die verstrichen und hatte seine Eltern gebeten ein Treffen zu organisieren. Er wollte es moeglichst romantisch gestalten, hatte Blumen und Schmuck fuer sie gekauft und das kleine Anwesen vorbereitenlassen, dass die Familie etwas ausserhalb der Stadtmauern erworben hatte.
Mit ruhigem, zuversichtlichen Laecheln sass er auf dem Schaukelstuhl vor dem prasselnden Kaminfeuer und erwartete ihre Ankunft.
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Sie wollte in unbedingt wiedersehen. Ihn naeher kennenlernen, denn er war ein durchaus attraktiver junger Mann. Und wenn sie mit ihm den Rest ihres Lebens verbringen sollte, wollte sie wenigstens zuvor wissen, wie er so war, wenn sie allein waren. Sie hatte ihre Eltern angebettelt sie doch allein zu ihm reiten zu lassen und seiner Einladung auf einen Abend auf seinem Landsitz folgen zu duerfen.
Endlich war es soweit. Sie schwang sich voller freudiger Erwartung auf den Ruecken ihres treuen Tieres und setzte sich im angenehmen Schein der Fackel in Bewegung. Die angenehm kuehle Luft strich ihr durchs Haar und sie setzte ein feines Laecheln auf, als sie die Stadt verlies.
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