PART SIEBEN - SUCHE NACH DER WAHRHEIT (oder AUS FEIND WIRD FREUND):
*Die Atmung ist ruhig. Das durch die sich öffnende schwere Tür eintretende Licht lässt ihn blinzeln. Er kniet auf einer Art kleinem Podest. Solivagus verweilt reglos ausharrend in der Mitte eines Pentagramms, während ihm Hände und Füsse offensichtlich zusammengebunden wurden. Die Schritte der drei Besucher hallen von dem dicken Gemäuer des Kellergewölbes wider. Ein älterer Mann wird von zwei Frauen begleitet, wobei der Gefangene seine Lage der jüngeren der beiden Damen zu verdanken hat. Silaja, sie ging recht grob vor, als sie den armen Magus überwältigte und ihn in die dunkle Ritualkammer schweben liess, um ihn dort zu binden und auf "Hilfe" warten zu lassen. Nach ein paar ausgetauschten Worten verabschieden sich die beiden Mitglieder des zarten Geschlechts und zurück bleiben Toran und Solivagus. Sie unterhalten sich und während sie das tun, befreit Toran den Gefesselten von seinen Banden. Erneut frei und in der Lage sich wieder zu bewegen, steht Solivagus auf. Die beiden Herren fahren mit ihrer Unterhaltung fort und verabschieden sich unlängst später vor der Akademie von einander.*
Liege ich am Ende falsch mit meiner Vermutung? Ich ging bisher sehr stark davon aus, dass etwas nicht mit meiner Umwelt stimmt, denn mit mir. War es am Ende nur ein Anflug von Grössenwahn, als ich meine Wenigkeit in den Mittelpunkt des Seins stellte? Mein Geist verheddert sich in kontroversen Gedanken und ich kann die Zweifel nicht leugnen. Dennoch, alles hier wirkt viel zu abstrakt und grotesk. Ich kann nicht glauben, dass all diese Veränderungen tatsächlich wahr sind. Ausserdem kann die Belagerung durch diese Sammler kein Zufall sein. Wahrscheinlicherweise versucht mich die Illusion nun in der Stadt einzusperren, damit mein Verstand diesem Alptraum nicht entfliehen kann. Trotz alledem könnte ich falsch liegen. Allein Morsan wird zeigen, was die Zukunft bringen wird.
- Tagebucheintrag eines Suchenden
PART ACHT - JUNGBRUNNEN:
*Sanft bläst ein laues Lüftchen über die klare Oberfläche des kleinen Tümpels und lässt die oberste Wasserschicht schwach vibrieren. In der Spiegelung des Wassers ist das Gesicht eines Jünglings zu erkennen, der an die 15 oder 16 Astrael zu zählen scheint. Zwei Hände tauchen auf und beginnen das Gesicht forschend zu ertasten. Die Verwunderung des Knaben steht ihm ins Gesicht geschrieben. Es scheint, als würde er sich selbst nicht wiedererkennen. Der Blick des Spiegelbildnisses schweift ab in die abwesende Leere der Nachdenklichkeit.*
Erst dieser seltsame Traum über die Heimat und dann diese vertraute Stimme. Alles wirkte so real und trotzdem kann es nicht der Wahrheit entsprechen. Das Gefühl wieder so jung und dumm zu sein und das Leben mit einer lang vergessenen Leichtigkeit zu füren war unbeschreiblich, doch irgendwie unnatürlich. Was geschah? Der Körperbau wurde gänzlich verändert. Ein Mann Mitte zwanzig wird als Jüngling wiedergeboren. Wie kann diese Welt real sein, ergibt doch nichts einen Sinn und gleicht jeder Tag einem sich wiederholenden Traum? Ich sollte erkunden, wie die Stadtbewohner auf mein neues Äusseres reagieren. Hoffentlich falle ich diesen verluchten Magiern nicht wieder in die Hände. Es wird Zeit sich eine neue Unterkunft zu suchen. Ich habe keine Lust auf einen erneuten Folterabend.
- Leidenswelt eines Pupertierenden
PART NEUN - RISIKEN:
*Beruhigend glimmen die unzaehligen Wesenheiten in der Ferne und wirken, wie matt leuchtende Sterne. Geschuetzt von einer durchsichtigen Blase sitzt Solivagus Grauring in einem thronaehnlichen Sessel vor einem mit Buechern und Schriftstuecken ueberfluteten Schreibtisch. Nicht etwa in Dunkelheit, wie der Rest des nichtexistenten Raumes ausserhalb seiner kleinen Stube es vermuten lassen wuerde, sondern umhuellt von einem gemuetlich einlullenden Licht, bruetet der riechende und nicht sonderlich gepflegt wirkende Mann vor sich her.*
Toran Dur oder Andaria Kraeutling, meine ganze Welt scheint sich nur um diese beiden Optionen zu drehen. Existiert denn nicht die Moeglichkeit mich selbst aus dieser unvorteilhaften Lage zu befreien? Ich leide des Neuen an chronisch auftretenden Bewusstseinsstoerungen, die nicht nur in der allseits bekannten physischen Ohnmacht enden, sondern mich ausserdem meiner Handlungsfaehigkeit beraubt. Wie kann ich mir selbst helfen, wenn mir dauernd schwarz vor Augen wird und ich mich darnach desorientiert irgendwo fernab der Stadt wiederfinde? Es sieht ganz so aus, als waere es Zeit eine Entscheidung zu faellen. Entweder ich folge den betoerenden Anweisungen des Menschen, den ich Zeit meines Lebens am Meisten schaetzte oder ich vertraue auf die Rationalitaet des alten Mannes, der mich als einziger Bewohner hier mit Respekt behandelt. Liegen hier Emotionen und Logik selbst in Konkurrenz zueinander? Was Andaria mir an Geschichten auftischt, kann nicht sein, doch irgendwie verspuere ich ein grosses Mass an Geborgenheit und Sicherheit in ihrer Naehe, wie ich es seit meiner Deportation nicht wieder erfuhr. Allerdings bin ich nicht sechzehn und Siebenwind ist nicht das Festland. Ihre Luegen sind offensichtlich, so verfuehrerisch es auch waere, ihre Worte fuer bare Muenze nehmen zu wollen. Andererseits sind Graumagier dafuer bekannt, Meister im Verdrehen von Wahrheiten zu sein. Ihr Sinn fuer das Verbergen und Verhuellen von Tatsachen wird nur noch von ihrer Skrupellosigkeit uebertroffen. Ist Toran Dur nur anders, als der Rest seines "Pfades" oder moegen seine Titel vielleicht nicht ganz ungerechtfertigt vergeben worden sein? Was ich brauche, sind Antworten. Ich kann nicht zulassen, dass die Magier morgen meinen Verstand manipulieren und mir womoeglich falsche Erinnerungen einpflanzen. Wenn ich Andaria wiedersehe, so werde ich sie benutzen, um Toran zu entfuehren. Vielleicht laesst sich ja etwas erzielen, wenn ich ihn als Verhandlungspfand aufweisen kann. Die gute Andaria scheint meinen Willen zu respektieren und gerade, wenn sie nur eine Projektion meines Unterbewusstseins sein sollte, dann duerfte es ein Kinderspiel sein, ihr meinen Willen aufzuschwatzen. Niemand anderes, als ich, wird je ueber mein Schicksal bestimmen! Ich hoffe nur, dass ich lange genug bei Bewusstsein bleibe, um meinen Willen zu kriegen. Alles ist geplant, doch allfaellige Eventualitaeten koennten meinem Leben ein vorzeitiges Ende bereiten. Mit diesem Risiko muss ich wohl leben.
*Ein mit Ironie geschwaengertes Laecheln breitet sich ueber den schmalen Mund aus.*
- Solivagus der Aussersphaerische
_________________ Neun Völker, ein Held ... und das bist Du!
Mach mit im Kampf um Ehre und Ruhm: http://www.artyria.com/signups/add?subid=ref252153
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