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 Betreff des Beitrags: Aus den Schriften Thaspis Elsters
BeitragVerfasst: 27.11.08, 14:26 
Edelbürger
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Das dunkle Reich

Meine herzensguten, gutgläubigen – um nicht naiven zu schreiben – und so eifrigen Geschwister mögen dies hier für Schund halten. Ich halte es für die unverblümte Wahrhaftigkeit der Dinge, so wie sie nun einmal sind. Und so wie die Dinge sind, haben sie keinen Platz für Beschönigungen. Denn die Welt in der wir leben hat nur noch den Funken von Göttlichkeit den die Vier ihr einst einhauchten. Längst haben seine Bewohner vergessen was ihre Gnade bedeutet, dass es ihre Gnade gibt und dass ihre Gnade das EINZIGE ist was zwischen ihnen und den Höllen Angamons steht. Weil sie dies vergessen haben, haben sie auch vergessen sich nach denen zu richten die gnädig über sie sind. Und weil sie vergessen haben, sich ihren Geboten zu unterwerfen, lichtet sich der nunmehr nur noch schleierhafte Gnadenhauch, der den schützenden Schild um ihre Seelen darstellt mehr und mehr. Und wenn sie einst gänzlich vergessen haben, dann haben sie auch nicht die Gnade verdient die sie vor ihrem bitteren Ende in der Ewigkeit von Qualen schützt. Und dann kann auch kein reinigendes Feuer sie mehr erretten, denn das Feuer würde nicht reinigen, was nun von einem undurchdringbaren Schild der Dummheit, der Feigheit, des Hasses und der Rastlosigkeit umgeben ist.
Ist es nur Irrglaube heute, so ist es schon die falsche Wahrheit morgen und auf dieser Falschheit wurde dieses Reich errichtet, dieses Reich der Dunkelheit.

Die Frage ist nun - und sie ist sicher berechtigt – ob es das gibt, dieses Reich voll von Dunkelheit. Damit sind weder seine Höllen noch ist seine schwarze Feste gemeint, sondern ein Reich, das unter denen die sterblich sind existent wäre.
Die Antwort ist einfach, doch umso tragischer, denn sie lautet: Ja, es gibt dieses Reich, in dem es nur hell ist, wenn sein innerstes Verlangen gestillt ist, wie der Hunger eines gefräßigen Tieres.

Mehr noch als ein Reich, ist es ein Imperium der Laster und Sünden, dessen Name da lautet alles was Er ist und alles was Sie nicht sind. Es wirft einen dunklen Schatten auf alle anderen Reiche, ist so gesehen das schwarze Schaf unter ihnen und ihr Henker zugleich, denn es findet stets und immerzu ein Kampf gegeneinander statt. Nur ist es nun so, dass die Kräfte dieses Imperiums ihre volle Macht entfalten können, sofern man ihnen nicht zuvor Einhalt gebietet, sie eingrenzt und dann untauglich macht, sofern sie untauglich zu machen sind.
Das geschieht nun jedoch unweigerlich dadurch, dass die übrigen Reiche ihre Wehrhaftigkeit durch ihre Bloße Existenz diesem einen entgegen werfen. Dort sind die Grenzen, die zwar übertreten werden, aber bald schon wieder ihren gewohnten Lauf finden. Dort sind die Festen die selten eingenommen werden und gehalten, denn bald schon sind sie wieder in den wankelmütigen Händen ihrer vormaligen Besitzer.
Es erscheint also wie ein Krieg in dem die eine Seite der anderen als Opfer dient, doch das Opfer noch so wehrhaft bleibt, dass es in den meisten aller Fällen den Angreifer zurück schlägt. Verluste werden dabei von keiner Seite beklagt, es sei denn durch die, die ihnen wohlgesonnen sind und ihn bemerken. Denn selbst bemerkt ein Reich es nicht, dass seine Mauern brüchig wurden.

Da nun aber selten dieses eine, dunkle Reich in seine Schranken gewiesen wird – zu meiner Zeit war das anders! - und bis weilen kaum noch beachtet wird, seiner Schandtaten wegen, doch dadurch auch kaum beobachtet, erstarkt es mehr und mehr, während seine Opfer, die Mutter- und Vaterländer, durch seine pure Anmaßung die sich dann auch noch in ihnen selbst wiederfindet, wie ein Geschwür, langsam zu Grunde gehen.

Und dann ist auch jeder von ihnen, der dort lebt und vor sich her vegetiert, der sich nicht rührt, um das Geschwür, das ständig an seinen Kräften zerrt, heraus zu reißen, Schuld daran, dass einst die Dunkelheit nur mehr ist.
Mit jedem Augenblick in dem er sich intelligent und weise nennt und erhaben in seinem Dasein aber weg sieht und still schweigt, lädt er eine so ungeheure Schuld auf sich, dass er es verdient hätte in alle Höllenwinde zerstreut zu werden.

Wenn diese Welt, wenn diese Welt und seine Bewohner sich als würdig erweisen könnte, errettet zu werden, so muss ein jeder sich fragen ob er gewillt ist gegen diese Finsternis anzutreten, statt sich selbst zu verhöhnen.
Ist er gewillt, so muss er das Feuer entfachen.
Doch das Feuer muss ihn entfachen, ist er dessen nicht gewillt.

***

Die Elfe, die in diesem Buch, eben diese Zeilen und diese Einführung liest, schließt es auch sogleich daraufhin und betrachtet den einfachen Ledereinband. Als dort kein Zeichen der Herkunft zu finden ist, und auch nicht in seinem Inneren, legt sie es beiseite und löscht die spärlich erhaltene Kerze, den kleinen Wachsklumpen, der noch von ihr übrig ist und die Bibliotheksräume kaum erhellt. Das Buch verwahrt sie sicher und geheim, denn es verbirgt noch vieles in sich, das gelesen und erprobt und schließlich für recht oder unrecht erklärt werden will.

Einer der so voller Verzweiflung ist, dass er die Welt in der er lebt am Abgrund ihrer Existenz sieht und den Schwächen der Menschheit die Bedeutung ganzer Reiche beimisst, muss ein armer Mensch sein, denn er hat trägt wenig Hoffnung in sich.
Es ist dennoch ein interessantes Werk, denn es scheint, als würde dieser eine all' seine Lasten niederschreiben und sich und sein Wesen dadurch offenbaren. Und so offenbart er auch, was seine Welt ist, in der er lebt und ob sie eine rechte oder eine schlechte ist. Wenn es nicht lehrreich ist, seine Worte zu lesen, dann zumindest eine Mahnung, die Thaspis Elster in seinem Zorn wohl auch erdachte.


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BeitragVerfasst: 28.11.08, 15:05 
Edelbürger
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Das Reich der Zügellosigkeit

Ihr sagt, ihr kennt das nicht. Ihr kennt weder von euch, noch von denen, die euch nahe sind die Schlechtigkeit die eure Welt beherrscht. Doch die anderen, die Armen und Schlechten, die Verstoßenen, von denen wisset ihr, dass sie an Schlechtigkeit nicht zu übertreffen sind.
Um die macht ihr einen Bogen, wann immer ihr sie seht. Die meidet ihr, wann immer sie zu meiden leichter ist, als ihnen gegenüber zu treten.
Und während ihr darin so sehr bemüht seid auszuweichen, zu meiden und euer erhobenes Haupt mit allerlei wichtigen Gedanken zu beschäftigen, um am Elend nicht teil zu haben, schreitet ihr voller Mut und Zuversicht durch einen stinkenden, gärenden, verwesenden Morast aus Ignoranz und Dekadenz!
Ihr seid nicht nur der Beginn sondern auch das Ende - die Tumbheit und das Letzte! Eure Weinkeller (nichts spricht gegen einen Schluck! denn in Vinum veritas est), eure Bordelle, eure Villen sind die Mauern eures Reiches der Zügellosigkeit und die Zügellosigkeit eure wohl gepriesene Individualität!
Die Dunkelheit kommt nämlich in diesem Moment, in dem sich einer selbst erhaben sieht über alles was ihm die geringste Last auferlegen würde und seinen kleinen Geist dahingehend anstrengt, eine Lösung zu seinem Verhalten zu finden. Eine Lösung, die eine Richtige ist, keine Falsche, die oftmals nur den Ausweg zur Narrenfreiheit bedeutet.
Das ist es, wodurch unsere Welt zugrunde geht. Langsam und erbärmlich. Langsam nur, weil es noch die gibt, die nicht wegschauen und sich nicht scheuen. Die mit allen Mitteln, die ihnen gegeben wurden, dagegen ankämpfen. Die Lasten auf sich nehmen, um anderen Lasten zu erlassen. Die auch nicht davor scheuen, unheilbares Geschwür heraus zu brennen aus dieser Welt und in die nächste zu überführen. Die als herzlos, unnachgiebig und monströs verschrien sind.
Herzlos, weil sie kein Verständnis dafür haben, dass einer alles wahrhaft Gute vergessen kann, wenn es ihm an Dekadenz und Zügellosigkeit nicht mangelt und diese ihm mehr Befriedigung gibt und verheißungsvollere, als seine Schöpfer?
Unnachgiebig, weil sie der lügenden Zunge keinen Glauben schenken, die voller Schmerz, Angst und Zorn dann spricht, wenn ihr Besitzer sich seiner Verbrechen konfrontiert sieht?
Monströs, weil sie nicht davor scheuen sich selbst Lasten aufzubürden und die Feuer dieser Welt zu entfachen. Nicht um zu vernichten, sondern um zu reinigen?

Sollen sie doch schreien, die da nicht gewillt sind über ihr eigenes klägliches Dasein zu sinnieren und das beste aus diesem zu machen, ohne zu schänden, was zu schänden eine Schande ist und ohne zu verspotten, was zu verspotten selbst höchst spöttisch ist.

Dann frage ich mich nur, warum soll ich meine Augen im Namen des Allsehenden offen halten und meinen Geist wach, um solcherlei zurück zu führen auf einen Weg, den sie längst verließen, auf den rechten Weg nämlich? Warum sollte ich auch nur einen Gedanken daran verschwenden, einen kleinen Finger rühren oder eine Feder schwingen, wie das Wort, für einen, der am Ende ganz alleine und in Gesellschaft seiner Genossen und Genossinnen in den Höllen Angamons leiden würde. Was kümmert es mich?

Es kümmert mich nun zum einen, weil ich in dieser Welt leben muss und diese Welt ein Ort ist, der zu leben wert wäre, wäre er nicht wie er nun einmal ist. Darum ist es an jedem, der den rechten Verstand und Glauben besitzt, nicht wegzusehen sondern zu widerstehen und Widerstand zu leisten und anzugreifen und Angriffe zu delegieren auf den Kern dieser Ursache: Angamon! Angamon in den Menschen!
Dann kümmert es mich als zweites, weil ich zwar in dieser Welt lebe, aber in der nächsten in Ewigkeit fortbestehe! Und siegt nun Angamon, der Dummheit dieser Menschen wegen, weil sie irgendwann den Abstand zum Guten zu weit halten und den zum Bösen zu nah, dann siegen die Vier nun nicht. Und wenn die Vier nicht siegen, ist Alles Nichts.

Es ist traurig, ja und es ist absurd und grotesk, dass der sich selbst ernannte Höhepunkt der Schöpfung zugleich der Untergang alles Seins wäre. Darum, sieh wie du willst, du dummer Tölpel und du naiver guter Geist voller Liebe und Vergebung, mich und die meinen als zornige Flamme unserer Herren und schrei' ruhig deinen Unmut über meine Taten und über dein Unvermögen heraus. Es kümmert mich nicht. Mich kümmert nichts weiter mehr.

***


Am frühen Morgen liest die Elfe diese Zeilen in eben diesem Buch, das sie so gut verwahrte und als sie damit fertig ist, schließt sie es und bettet es in ihrem Schoß.
Wert, darüber zu sinnieren, sinniert sie auch eine weile gedankenverloren.

Extrem ist der Thaspis Elster, in seinen Ansichten und offenbar auch Methoden. Dann verliert er aus dem Blick, dass das was er bekämpft, auch sein Gegenstück besitzt, das zu bekämpfen eine Schande wäre, denn es kommt doch direkt von den Göttern und ist zu loben.
Er muss wohl ein Mann sein, oder war einer, der an das Gute nicht wirklich mehr glaubt und nur noch das Böse in allen Facetten sieht. Und das macht dieses Buch gefährlicher, als ich dachte, dass es sein könnte. Denn wer von den Menschen sich zum Bösen verleiten lässt, der beginnt meist damit, Extremes so zu sehen, wie es gesehen werden will, damit es dem Betrachter als recht erscheint... .


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