Letzter Zyklus
Mit einem leisen Surren erschien in dem Schnee vor dem Nortravendorf eine dunkle Gestalt. In ihre schwarze Robe gekleidet, hätte man sie fast für eine Dienerin des Ungenannten halten können, allerdings war ihre Miene nicht verhüllt, sondern zeigte Entschlossenheit und Aufmerksamkeit. Ihre ehemals saubere Kleidung war an einigen Stellen mit Blut bespritzt... Genauer gesagt, war sie an einigen, wenigen Stellen nicht mit Blut bespritzt. Auch sie selbst hatte schonmal bessere Zeiten gesehen und sehnte sich nur nach einem heißen Bad und etwas Ruhe. Allein, es sollte nicht sein, denn noch war das Licht nicht zurückgekehrt. Noch war eine Schlacht zu schlagen.
Kurz nach ihr pellte sich eine zweite Gestalt aus der Dunkelheit, ein Magier in der Robe der Grauen Garde. Die beiden nickten sich nur entschlossen zu. Zu zweit traten sie durch das Tor der Nortravensiedlung, folgten dem Klang des Kampfes. Über ihnen leuchtete der Himmel immer wieder hell auf, und sie könnten kaum ihre eigene Hand sehen, so dicht war der Nebel.
Auf einmal brach aus dem Nebel rechts von ihnen mit einem klischeehaften, aber nicht weniger bedrohlichen "ARRRR" ein durchscheinender Pirat mit einem langen, gefährlich scharfen Entermesser hervor und schlug nach der Magierin. Seine Klinge prallte an dem blauen Schutzschild ab, welches sie umgab, und einen Moment später verging er in einem Aufflammen. Allein, es gab keine Zeit, diesen ersten Triumph auszukosten, denn schon stürmten weitere Gestalten auf die beiden Magier zu, zwangen sie, sich Rücken an Rücken gegen die Wesen zu verteidigen. Dieses mal waren es die Kreaturen der Sammler, wieder diese zischenden, wiederbelebten Orken und Elfen. Scheinbar waren sie mitten in eine Schlacht zwischen den Sammlerkreaturen und den Untoten geraten. Schon nach kurzer Zeit war ersichtlich, dass dieser Strom auch nicht so bald enden würde, und so verlegten sich die beiden auf eine andere Strategie. Anstatt jede Gestalt, die sie Angriff, einzeln zu fällen, verbanden sie ihre Macht und wanden sie um sich. Durch ihre gemeinsame Anstrengung hervorgerufen, flammte auf einmal die Luft um sie herum auf, und sie standen im Mittelpunkt eines hell leuchtenden Kreises aus Flammen, der jeden Angreifer in Sekundenschnelle zu Asche verbrannte.
Während die beiden tapferen, aber etwas unglücklich plazierten Magier sich gegen den Ansturm der Geisterpiraten und Sammlerkreaturen wehrten, drangen auf einmal Schlachtrufe aus der Richtung des Dorfeingangs zu ihnen. "Verstärkung ist hier!" rief eine Stimme, die verdächtig nach Solos klang, und rasch waren Krieger um sie herum und drängten die Untoten zurück, zurück ins Meer und in die Portale, aus denen sie strömten. Manche der tapferen Männer gingen zu Boden, während Zauber hin und her flogen und manchmal die Wunden der verletzten heilten, manchmal einen besonders widerspenstigen Feind niederstreckten. Zuletzt verebbten die Kämpfe, die Tore schlossen sich, der Nebel lichtete sich endlich und gab den Blick auf das Schlachtfeld frei, auf die Verwundeten, Sterbenden und Toten. Jene die noch in der Lage waren, zu stehen, machten sich auf den Weg in Richtung Wall, während alle anderen in der Taverne Schutz suchten und sich ausruhten.
Die letzte Schlacht am Wall fand nicht statt. Die Gräben und Palisaden lagen still da, der Wall selbst... verschwunden, fortgezaubert, als wäre er niemals da gewesen. Dennoch sank den Recken nicht der Mut bei diesem Anblick, alle Blicke außer denen der Misstrauischten oder Erfahrendsten wandten sich gen Himmel, an dem die Monde sich endlich wieder trennten. Langsam, aber unaufhaltsam geschah es wie in jedem Jahr, dass das Licht zurückkehrte auf Tares Rund. Ein erleichtertes Aufseufzen ging durch die Reihen der Männer und Frauen, Lobpreisungen der Viere wurden geflüstert. Allein Jubelrufe wurden nicht laut, denn auch wenn dieses Dunkeltief nicht, wie befürchtet, den Untergang für die Insel brachte, hatten doch zu viele unter ihnen zu viel verloren, um wirkliche Freude aufkommen zu lassen.
_________________ Spieler von:
Nithavela, Hohepriesterin Xans Iomine und Herrn Mümmel, Glücksbringer und Stoffhase
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