Ein schwarzgerahmter Aushang hängt am Brett des Tempels.

Bis in den Morgengrauen und weit darüber hinaus wacht in der Krypta des Tempels ein Mann in der Uniform des Ersonter Bundes an der Seite des toten Gardisten. Auf Grüße oder anderweitiges Ansprechen reagiert er nicht, und nur der verhärmte Blick auf das Gesicht des Toten zeugt davon, dass der Mann wach ist.

Erst zum Ende des 5. Dunkelzykluses verlässt der Mann müde und mit dunklen Abdrücken unter den Augen die Krypta und den Tempel.

In den Insignien Morsans war der Alte, dessen Mine tief in den schwarzen Schatten der Kapuze verborgen. Nur ein Funkeln zeugt von der ungefähren Position seiner Augen, die den Leichnahm anzustarren scheinen. Neben dem Leichnahm legt er die angesengte Hellebarde des Verblichenen darnieder und raunt mehr fühlbar denn hörbar Worte in die Stille der Kammer. In Aschen gezeichnet werden auf der Stirne des Toten eine Raute und zwei Schwingen, die sich in ihrem Innern befinden.

Galtoris credo.
Pax tecum, Karel Starken.

Du hast die Heimreise angetreten,
Zum Vater des Anfangs, zum Vater des Endes.
Mögest du Frieden finden in der Ewigkeit,
Du, der du edel für das Gute einstandest.

Pax tecum, Karel Starken.
Galtoris credo.

Geschmolzener Wachs versiegelt die Leibesöffnungen, klares Wasser wäscht den Leib und richtet ihn her. Balsamierte Bandagen hüllen den gesamten Leib, der Geruch von frisch gemahlenen Balsamierungskräutern breitet sich in Schrein und Krypta aus. Nach jedem Schritt wird eine Raute über den Leib gezeichnet, der Schritte, wie könnte es anders sein, natürlich der Rauten ebenso, sind es vier.

Nachdem der einsame Gardist im kleinen Torturm der Burg Falkensee seine Berichte niedergeschrieben hat zieht er sich gemächlich um. In seinem Blick zeigt sich deutlich die Anstrengung und Trauer des Tages. Umgezogen macht er sich auf zum Tempel, welchen er demütg den Kopf neigend, betritt. Nach einem kurzen Gebet am Altar im großen Saal wendet er sich nach links und tritt gen Krypta. Vor dieser atmet er nochmal schwer durch und tritt dann hinab. Schweigend und möglichst leise Schritte tuend tritt er auf das Siegel Morsans, kniet auf diesem nieder und spricht einige tonlose Worte, ein ganzes Gebet mag daraus werden. Erst als er fertig ist tut er sich wieder auf. Gerade als er dann nach einigen Momenten der inneren Ruhe wieder gehen möchte, erblickt er den dunkel gewandeten Diener Morsans, welchen er mit respektvollem nicken grüßt eh er wieder hinauf geht. Er hatte es nicht übers Herz gebracht sich den geschändeten Leib seines Kameraden anzusehen. So tat er dann die Schritte in den Schrein Bellums um sich dort andächtig niederzulassen ... und etwas in sich zu kehren. Noch eine ganze Weile wird man ihn dort antreffen können, doch wird er nicht mehr tun als um seine Ruhe zu bitten, wenn man ihn anspricht. Erst später, im frühen 3 Zyklus wird er sich wieder in die Burg zurückziehen um sich seinen nötigen Schlaf abzuholen.

Du bist unser Schäfer Morsan,
Galtor ist dein Schafrichter,
doch richtet er nicht immer,
manchmal richten auch wir Menschen,
so nimm auch den gerichteten guten Kameraden Karel auf,
in deinem Reiche soll er ruhen,
in deinem Reiche soll er neue Kameraden finden,
in deinem Reiche soll auch ich einst einkehren,
in deinem Reiche werde einst ich Karel wiederfinden,
ewig seist du unser Schäfer, Morsan.

Geborgen in Schatten und respektvoller Distanz wird man in diesen Tagen auch immer wieder ein rankes, hochgewachsenes Wesen im Tempel und in der Nähe zum aufgebahrten Leichnam sehen können. Die Bewegungen ausgeführt in gelassener Eleganz, hin und wieder umgeben von filigranen Klängen fremdartiger Melancholie. Gesang?

Nur wer einen Blick auf das androgyne Gesicht zeitloser Anmut erhascht, wird erkennen, dass das Wesen elfischen Geblüts ist. Eine Tochter der Hochelfen, die dem Leichnam des ermordeten Ersonter Gardisten auf stille und in sich gekehrte Weise den letzten Respekt zollt.