...liefen ganz gut.

Tizian hatte vor einiger Zeit die Königliche Veterinärsakademie in Draconis angeschrieben und eine Meisterprüfung beantragt. Detailiert hatte er ihnen begründet, dass er aus geschäftlichen Gründen nicht auf dem Festland erscheinen könne, und deshalb die Prüfung vor Ort, auf der Insel, vorgeschlagen.
Dieser Bitte war stattgegeben worden.

Am heutigen Tage war Tizian mit dem eigens angereisten Prüfungskomitee über die Insel gestreift.
Als sei Vitama ihm wohlgesonnen, hatten sie ein wunderschönes Kaltblut nahe der Nortravensiedlung ausgemacht – ein Kinderspiel; er fing es, indem er flugs ein Seil zu einer Art Lasso knüpfte, beruhigte es auf seine unnachahmliche Art und gewann so das Vertrauen zu ihm. Kurz darauf konnte er, darauf sitzend, bereits die ersten sachten Trab- und Galoppübungen mit ihm vollführen.

Die Magister, namentlich die Herren Niederbrunn und Widderstedt, zeigten sich sichtlich unbeeindruckt. Immer wieder fragte sich Tizian, was wohl in ihren Köpfen vorgehen möge, doch keine Reaktion der beiden Grauhaarigen verriet auch nur einen Funken von Begeisterung, Wohlwollen dem Prüfling gegenüber oder auch nur Ablehnung.

Auf dem Weg zum nächsten Prüfungsort, seinem heimischen Tierhandel, schilderte er ihnen die Geschehnisse und Vorgehensweisen, die er bei der Behandlung mehrerer Tiere angewandt hatte.
Er schilderte auch die Begebenheit, wie er das Wildpferd des Meisters Ahilur eingerenkt hatte, weil es mit schweren Möbeln bepackt worden war.
Er berichtete von Hunden, denen er Darmbeschwerden kuriert hatte; Wurmkuren, Entlausungen und dergleichen mehr.

In Brandenstein angekommen, präsentierte er seine Jagdfalken. Scharf die Krallen, glänzend und dicht das Gefieder, ließ er sie aufsteigen; mittels gepfiffenen Kommandos dirigierte er sie.
Als der Falke schließlich auf einen seiner Pfiffe hin hinabstürzte und kurz darauf auf seinem Falknerhandschuh landete, brachte er ihm ein kleines erlegtes Kaninchen.
Nun nickten die beiden Prüfer und luden zur schriftlichen Prüfung ein.

Über sieben lange Stunden hinweg beantwortete er schriftlich Fragen über die Kunst der Tiermedizin, der Tierpflege und –haltung, Vorgehensweisen bei Übungen am Tier und dergleichen.
Als er schließlich den Kohlestift niederlegte, schien er ausgelaugt und erschöpft.

Die Kommission reiste ohne große Worte ab. Eine kühle Verabschiedung der beiden im Brandensteiner Hafen, empfing er ihren knappen Dank für die Bewirtung sowie die „aufschlussreiche Prüfung“.

Tizian wartete nun. Nicht wissend, ob er der Königlichen Akademie entsprochen hatte. Nicht wissend, ob er sich auch in der Zukunft seiner Tiere annehmen konnte, so, wie er es gewohnt war – unwissend auch, ob er nicht fälschlicherweise bereits mit dem Titel des Meisters bedacht wurde…