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 Betreff des Beitrags: Duft der Freiheit
BeitragVerfasst: 21.11.09, 12:28 
Einsiedler
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Ventria, dass war der Duft der Freiheit. Genaugenommen war es nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach Siebenwind, der Insel von der sie zuerst beim fahrenden Volk gehört hatte.
In Ventria würde sie das erste Schiff besteigen und, so Vitama ihr denn beistünde, in Venturia würde sie dann schließlich aufbrechen nach Siebenwind.
Das junge Mädchen ahnte, dass sie mit Schiffen nie wirklich glücklich würde ; ihre größte bisherige Überfahrt hatte kaum einen Tag gedauert ; aber es sollte sich ja nicht um einen dauerhaften Zustand handeln, sondern vielmehr als Mittel zum Zweck.

Die grauen Augen wanderten über das hektische Treiben des Hafens, dass nichteinmal des Nachts abnahm und fielen dann auf den Gaffelschoner, der sie nach Venturia bringen würde. Es wäre Wahnsinn, in so einer Nussschale das Nordmeer überqueren zu wollen; das sah sie selbst mit dem ungeschulten Auge der wahren Landratte. So unschmeichelhaft das Wort auch war, fühlte sie sich doch wohler damit, allein der Anblick des Großmastes reichte aus ihr die Höhenangst in die Glieder zu treiben. Nein, sie würde auf Deck, am liebsten noch darunter, bleiben und diese Fahrt einfach durchstehen. Ein Glück das sie noch einen Gefallen einlösen konnte, um auf dieser leichten Kurierfahrt mit nur wenig Ladung und eigentlich keinen Gästen mitkommen zu dürfen. Gefallen verjährten doch nie...

~~

Tagebucheinträge der Tara Lichtspiel Mondtag, 2. Seker

Viel mehr bleibt mir nicht zu schreiben, als das es heute gut los ging. Der Wind war offenbar günstig, die Gezeiten auch. Mir ist nicht schlecht.

Tara Lichtspiel.

~~
Tagebucheinträge der Tara Lichtspiel Wandeltag, 3. Seker

Leichte Übelkeit macht sich bemerkbar, der Seegang hat scharf angezogen. Die Matrosen lachen und ich kotze. Hasse das Meer.

~~
Tagebucheinträge der Tara Lichtspiel Mittentag, 11. Seker

Nach mehreren Tagen vollster Beschäftigung (...) endlich in Venturia angekommen. Damit endet meine Fahrt auf diesem (...) freue mich, ein großes Schiff zu betreten, angeblich ist der Seegang darauf weniger zu spüren. Dieses kleine (...) rollte in den Wellen wie eine verlorene Nussschale. Nie wieder.

~~


Müde und von der Überfahrt erschöpft baumelten die Füße des Mädchens in Richtung Wasser und die ausgelaufenen Schuhe drohten fast in das schmierige Hafenwasser zu fallen, das vom Löschen unzähliger Ladungen schmutzig und stinkend unter ihr gegen die Kaimauern schwappte.
Siebenwind wäre ein Ort für solche, die nicht einmal in Galadon weit genug umherreisen konnten um der Vergangenheit zu entkommen, hatte sie in den Straßen der Heimat einmal gehört. Für Abenteurer, sagten anderer. Natürlich lobende Worte. Großartige Entdeckung. Faszination. Der Rausch der Ferne. Aber wen trug es schon so weit fort aus der Heimat, wenn man nichts mehr zu verlieren hatte?

Sicher prägten die eigenen Erfahrungswerte die sacht negative Konnotation die das Wort Siebenwind für sie mittrug. Lachend hatte ihre Mutter manchmal gesagt: „Sei brav, oder wir schicken dich mit den Siedlern übers Meer!“, aber es war nur scherzhaft gemeint und in den Worten schwang die Bewunderung für die Siedler mit.
Warum Siebenwind, Tara? Würde ihr Vater fragen und die Augenbrauen so weit heben, dass sich die Stirn in feine Falten legte – so wie er es immer tat wenn er nicht glaubte ganz verstanden zu haben.
Sie schüttelte den Kopf, trieb die Gedanken an die Heimat fort, setzte sie in Gedanken auf den Wind und grinste lieber die Sonne an. Vielleicht war das die Antwort. Vielleicht.

Ein Ort für solche, die nicht einmal in Galadorn weit genug umherreisen konnten...
Der Reiz des Unbekannten und die Möglichkeiten waren für sie zu verlockend. So verlockend, wie sie für einen Jugendlichen mit Möglichkeiten eben sein konnten.
Allein der Gedanke an die lange Überfahrt...

Sie schüttelte den Kopf, hob den Blick und sah dort drüben das Schiff. Eine Bark, eine Brigg? Sie hatte es schon wieder vergessen und es interessierte sie auch nicht wirklich – der raue Wind, ein Vorgeschmack auf die Winde die da draussen warteten, wehte ihr entgegen, liess ihre Augen Tränen und sie die Vorfreude schmecken, die die Reise mit sich brachte.

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Charaktere: Tara Lichtspiel, wandernde Jahrmarktszauberin; Kedja Gansholm, Schöpferin des Wassers


Zuletzt geändert von Nala: 10.01.10, 16:50, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Duft der Freiheit
BeitragVerfasst: 10.12.09, 15:57 
Einsiedler
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Der Schnee hatte von allem Besitz ergriffen und die Welt mit Eiseskälte und Frosthauch für sich vereinnahmt. Nein, der Morsan würde nie ihre Zeit sein, sosehr sie ihn auch respektierte. Der Bursche von gestern kam ihr in den Sinn - er schien Morsan näher, als einem der anderen. Er war Magier. Und ein wenig schweigsam. Tatsächlich hätte sie sich bessere Gesellschaft zum Frieren suchen können und selbst jetzt noch als sie sich seinen Gesichtsausdruck wieder ins Gedächtnis rief, musste sie lachen. Er war wirklich ein Fuchs und es hatte sie gefreut das er zumindest im Ansatz gelächelt hatte - wenn auch mehr über sie, als über den Schmetterling.

Auch jetzt tanzte ein kleines blaues Licht über ihre Fingerspitzen, schlug mit kleinen Flügeln wie ein Schmetterling, dem die Kälte nichts anhaben konnte. Sie lächelte und liess die Füße baumeln. Seine Frage war in der Tat schwermütig gewesen, aber das musste bei Jugendlichen diesen Alters wohl so sein. Ob sie auch so anstrengend gewesen war?

Der blaue Schmetterling, das tanzende Licht löste sich von den Fingerspitzen und tanzte in einem Kranz um ihren Kopf, drehte Kreise in den Himmel hinauf und fiel wieder zu ihr herunter. Kleine Schritte, hatte sie dem Fuchs geraten und ihn dabei angegrinst. Nichteinmal die einfachsten Allgemeinplätze kannte er. Ob er eine Lehre in der Magie machte? Soviel Mediation musste jeden auf Dauer schwermütig machen. Ein Tagebuch übers meditieren? Wieder kicherte sie und zog die Füße zu sich auf die Bank, unter den Umhang. Sie würde heute Nacht im großen Schlafsaal in Falkensee schlafen und bald einen Schneider suchen für warme Kleidung.

Ein Kind kam vorbei, baumelte am Arm seiner Muter und mit einem Grinsen liess sie den Schmetterling hinüber tanzen und erst in tausend kleine Funken zerfallen, als der Kleine die Hände öffnete um seine erhaschte Beute zu begutachten. Er lachte, als der Farbenregen über ihn herniederging und ihn in bunte Flocken tauchte. Sie lachte mit, auch wenn sie an den Fuchs dachte.

"Es war einmal ein buntes,
ein sogenannter Schmetterling." Ein gelbes Licht stieg auf, teilte sich und wurde zu zwei leuchtenden Zitronenfaltern, die um ihre Hand tanzten.
"Ich weiss, was ich ihm das nächste Mal antworte."

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Charaktere: Tara Lichtspiel, wandernde Jahrmarktszauberin; Kedja Gansholm, Schöpferin des Wassers


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 Betreff des Beitrags: Re: Duft der Freiheit
BeitragVerfasst: 11.12.09, 11:18 
Edelbürger
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[Karol]

Sehr hatte ihn die Frage beschäftigt, die man ihm gestellt hatte.

"Was wünsche man sich, das nach dem Tode mit ihm geschah? Sei es ein natürliches, oder gar ein vorzeitiges Verscheiden?"

Er hatte lange darüber nachgedacht, Stunden in Meditation verbracht und Gedankenkonstrukte aufgestellt. Manches mal hatte er ein Gedankenkonstrukt, welches allzu komplex geworden war, auch wieder verworfen und sich von neuem mit seinen Überlegungen abgemüht.

Der Morsan zehrte kalt an ihm. Er war nie groß und beleibt gewesen, so dass er ihm auch nur das geringste hätte entgegensetzen können. Aber er hatte auch etwas gutes: Die Kälte ließ ihn erkalten. Seine Gliedmaßen froren fast ein, die beißende Kälte wich nach kurzem stechendem Schmerz, daraufhin folgten Ruhe und Reglosigkeit. Seine Gedanken suchten sich einen anderen Fokus als Arme und Beine, die sich vorher im Zentrum seiner Aufmerksamkeit befunden hatten: sich selbst.

Tara... Tara hatte ihn angesprochen, als er so im Freien auf dem Marktplatz in seine Überlegungen verstrickt gewesen war. Sie waren ins Gespräch gekommen, wenn er sich auch ungern aus seinem neu erdachten Konstrukt aus Möglichkeiten befreite. Die Schmerzen kamen wieder...

Dennoch hatte sie nichts besseres zu tun als zu lächeln und mit kleinem Hokuspokus seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Gut sah sie aus - wenn sie sich auch in ihren Umhang gewickelt hatte, um die Temperaturen von sich abzuhalten.

Sie redeten über die Meditation, er las ihr sogar einige harmlosere Passagen seiner Studien vor, um ihr zu zeigen, dass seine Überlegungen wichtig für seine Forschungen waren. Doch auch da hatte sie nur gelacht.
Bis er ihr die Frage stellte, die ihn in letzter Zeit so beschäftigte. Ihr Grinsen wurde zu einem mühsam aufrecht gehaltenen Lächeln, als sie ihre Meinung schilderte.

Sie redeten weiter, er war stets darauf bedacht, seine Gedanken klar und sachlich zu formulieren.
Er fragte sie, warum sie ausgerechnet fernab des Festlandes reiste, und bekam als antwort, dass sie neugierig sei und Abenteuer suche.
Sie fragte ihn dasselbe: "Warum bist DU hier auf der Insel?"
Seine Antwort war schlicht und ergreifend: "Weil mich Neugierige und Abenteuerlustige dazu zwangen."

Gelacht hatte sie, und ihn als "Fuchs" tituliert... während ihm abertausende kleine unsichtbare Nadeln in die Gliedmaßen drangen und ihn innerlich weiter zermürbten.

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Zuletzt geändert von kaffeekind: 5.01.10, 23:26, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Duft der Freiheit
BeitragVerfasst: 5.01.10, 21:56 
Einsiedler
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Eine ungewöhnliche Nachdenklichkeit hatte das Gemüt der Lichtspielerin, so nannte der kleine Fuchs sie, erfasst und liess sie mit der ihr üblichen Neugierde das Eisgebilde betrachten, dass den Brunnen vor ihr zierte.
Es musste in der Natur der Sache liegen, dass das Dunkeltief eine Zeit war die der Lichtspielerin nicht gut bekam. Zwar hatte sie versucht ihren Beitrag zu leisten, aber sie musste sich beschämt eingestehen ein Hasenfuß zu sein. Karol hatte das anscheinend mit einem gewissen Amüsement zur Kenntnis genommen.
Wieder schlich sich ein tiefes Rot auf die hellen Wangen, aber das konnte auch an der noch immer beissenden Kälte des Morsans liegen.

Ihre Schritte führten sie am Brunnen vorbei, hinüber zum Treppenaufgang des Tempels der Viere. Wie sehr sie Vitama mit all ihrer Lebendigkeit herbeisehnte - und wie sehr es sie freute, das mit dem Dunkeltief die schlimmste Etappe auf dem Weg dorthin bewältigt war. Ihr Herz machte einen Hüpfer, als sie das Tor zum Tempel durchschritt und die ihr nach Tagen endlich wieder entgegen kommende Ruhe fühlte sich fantastisch an. Karols Wohnung war ihm sehr ähnlich: Auf den ersten Blick karg, ein wenig mysteriös und im Detail sehr interessant. Sein Gesicht, als sie es ihm genau so gesagt hatte war interessant gewesen. Sie kicherte, strebte zum Vitamaschrein hinüber.

Irgendwie war das gesamte Gespräch absurd gewesen. Absurd und genauso verwirrend wie das Bild, dass er ihr gezeigt hatte.
"Ich könnte dich besuchen kommen", hatte sie gesagt. Der Vitamaschrein, sie lächelte dankbar. Er war ein seltsamer Kerl, aber dennoch war sie dankbar zu wissen, dass er das Dunkeltief gut überstanden hatte. Sie meinte eine eigenartige Wärme hier im Schrein zu verspüren, die Degenscheide kratzte unangenehm auf dem Boden und war eine Dissonanz die sie irgendwie störte. Waffen passten nicht zu ihr, sie konnte nicht damit umgehen, aber sie fand das sie irgendwie schneidig damit aussah also behielt sie den Schwertgurt an.
"Irgendwie kann er mit meiner Art nichts anfangen...", dachte die Lichtspielerin laut und ein kleiner Schmetterling tanzte um ihre Finger, zerstob in kleine, helle Funken. Vielleicht nervte sie ihn? Vielleicht war ihre Neugierde zu aufdringlich? Ihr Auftreten zu theatralisch? Blonde Strähnen fielen ihr ins Gesicht, als sie den Kopf schüttelte. "Was für ein Schwachsinn." murmelte sie und fühlte ob ihres Selbstgespräches die Blicke von mindestens zwei anderen Betenden. Ein leises Räuspern, aber schon hatte sich wieder ein Grinsen auf ihre Lippen gestohlen.
Das nächste Mal würde sie ihn einfach fragen, entschied sie.
Es war schön, wenn die Welt hell und gradlinig war.

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 Betreff des Beitrags: Re: Duft der Freiheit
BeitragVerfasst: 5.01.10, 23:15 
Edelbürger
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[Karol]

Langsam schlich er zu einem seiner Orte, wo er einige Zeit bei schneidender Kälte in stummer Regungslosigkeit verbringen wollte. Die Kälte fuhr ihm wieder in die Glieder, der bekannte Schmerz brannte in seinen Beinen und Armen, doch nach kurzem erfüllte ihn wieder die wohlbekannte Taubheit. Seine Gedanken fokussierten sich...

...und drifteten ab:
Die Lichtspielerin hatte sein Werk betrachtet; das Bild, welches er geschaffen hatte. Er wusste nicht mehr, nach welcher Eingabe er es getan hatte, er hatte einfach nacheinander Farben und Formen auf das Papier gebracht.
Es hatte sie verwirrt. Genauso wie er.
Wie hatte sie gleich gesagt? "Nach außen hin karg, dann verwirrend und letztlich viele interessante Details."
Dasselbe hatte sie zu seiner spärlich eingerichteten Wohnung gesagt.
Sie war neugierig - aber auf eine verspielte Art und Weise; vielleicht ein wenig zu vorwitzig, aber im Grunde genommen doch... nett.
War sie eine weitere Komponente seines... Lohnes?


Er schüttelte den Kopf. Leise murmelte er wieder die Worte vor sich hin, die er auch ihr gegenüber benutzt hatte...

"Stille Wasser, Fräulein Lichtspiel... stille Wasser."

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 Betreff des Beitrags: Re: Duft der Freiheit
BeitragVerfasst: 9.01.10, 02:41 
Einsiedler
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Sie lag auf dem Boden, unter sich die Wolldecke die sie eigentlich benutzte wenn sie im freien Lag und über sich die dünne Decke die sie der Dame des öffentlichen Schlafsaals noch hatte abquatschen können. Es war hart und ungemütlich und die unter dem Kopf verschränkten Arme waren nur leidlich als Kopfkissenersatz geeignet, aber dennoch störte sie all das nicht. Die junge Lichtspielerin hatte beizeiten schon schlechter geschlafen. Immerhin war ihr Schlaf hier sowieso nie besonders tief, musste sie doch immer bereit sein zu bemerken wenn jemand nach ihren Beuteln griff. Allein ein wenig kalt war es, aber vielleicht würde sie die dicke Decke noch nach oben nehmen und dafür den vollen Bodenkontakt in Kauf nehmen. Was für wirre Gedankengänge, aber wirre Gedankengänge waren nach einem solchen Tag gestattet.

Zuersteinmal hatte sie ihre erste Vorstellung gehalten. Erfolgreich, wohlgemerkt. Zuerst hatte sie sich selbst eine Bühne gebaut aus zwei recht zufälligen Lichtern und dann war da auch schon der erste Zuschauer. Später am Abend würde sie seinen Namen kennen, aber da wusste sie noch nicht wer der fremde, ältere Mann war der sie beobachtete.
Und so begann sie mit ihrem Lichtspiel: Erst nur für eine Person, dann kamen bald noch andere hinzu und sie hatte ein kleines Publikum, auch wenn sie im Hinterkopf die Worte behielt die sie warnten, dass solche Magie eventuell Ärger hervorrufen könnte. Aber wer konnte schon etwas gegen ihre harmlosen Lichtspiele haben? Tara konnte es sich nicht vorstellen und wenn sie ehrlich war dann war das nicht das erste Mal, dass sie Notfalls einfach die Beine in die Hand nehmen würde. Es war nicht so als besäße sie da irgendwelche Skrupel.

Aber zurück: Erst wob sie ein paar Figuren, auf Zuruf. Dann nutzte sie den Zuruf doch einen Raben zu erschaffen als Ansatz um die Geschichte zu erzählen, als die Raben noch bunt waren. Furchtbar moralinsauer, aber die Leute standen auf soetwas. Und sie bevorzugte diese Geschichten, weil sie ein guter Startpunkt waren: Provokante Dinge brachten einen zu schnell in Schwierigkeiten und Humor war eine diffizile Sache. Erstmal langsam angehen lassen, das Ganze.
Sie untermalte die Geschichte mit ihren Lichtspielen und bemerkte am Rande sogar einen Greis der sie erst düster beobachtet hatte und dann am Ende doch Geld in ihren Beutel fallen liess.
Ein paar Dukaten, sowie ein paar Himbeerbonbons waren ihre endgültige Ausbeute.

Die interessanteste Bezahlung liess ihr aber ihr treuster Zuschauer an diesem Abend zukommen: Der Herr mit dem schwarzen Haar trat auf sie zu und fragte, ob sie noch ein wenig Zeit für ihn erübrigen konnte. Und weil sie neugierig war und sowieso nichts weiter zu tun hatte, liess sie sich darauf ein und stellte mit Begeisterung fest das der Herr sie zum Essen einlud. Hasun Rotsala, erfuhr sie, ein Abenteurer der drüben auf dem Festland Jäger war. Ein vorwitziger Kerl der ihr neben Essen und Tee auch Komplimente schenkte und ihre Kunst ebenso wie ihre Schönheit lobte.
Tara Lichtspiel wäre keine junge Frau gewesen, wenn sie die Aufmerksamkeit nicht genossen hätte. All die Komplimente und charmanten Bemerkungen. Karol war stets auf seine Bücher forciert und sie fürchtete ihn allzu rasch zu vertreiben, würde sie ihm Avancen machen.

Der Boden wirkte allgemein viel weicher, wenn sie den Abend Revue passieren liess. Sie konnte nicht leugnen, dass sie auf sein Spiel eingegangen war und sie konnte genauso wenig leugnen das sie sich auf ein neuerliches Wiedersehen freute. Aber - und das vertrieb ihre Gedanken ein wenig - sie musste sich Gedanken machen, welche Geschichte sie morgen erzählen wollte. Das Mädchen hatte um die Geschichte von Fela und den Monden gebeten ... wenn sie sich jetzt nur erinnern würde, welche das war.

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 Betreff des Beitrags: Re: Duft der Freiheit
BeitragVerfasst: 27.06.10, 20:45 
Einsiedler
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Die Nacht war viel zu warm um mit Hab und Gut in irgendeiner Schlafstelle zu sitzen, wo sie eh drauf achten musste ob nicht ein Langfinger hinter ihrem wenig ersparten her war. Es wäre mal Zeit, sich eine dauerhafte Bleibe hier in Falkensee zu suchen. Immer noch wusste sie nicht, ob sie nicht bei der nächsten Vorstellung erstmal abgeführt werden würde, aber sie hatte sich eine Auszeit genommen, sich umgesehen und für Falkensee entschieden. Der zentrale Platz, vielbesucht, war einfach ideal für ihre Vorstellungen und bisher hatte es nie Probleme gegeben.

Sie rieb sich die Schläfen. Heute hatte sie angestrengt, sie war aus der Übung.
Die Lichtspielerin streckte kurzerhand die Beine aus, blickte in das Halbdunkel einer Sommernacht hinein und seufzte leise. Sie brauchte dringend ein paar neue Geschichten, aber das war ihre kleinste Sorge.
Wie wollte sie denn eine dauerhafte Bleibe bezahlen? Und wollte sie das überhaupt? Sie hatte diesen Lebensstil gewählt um wenn sie wollte einfach fortziehen zu können.
Davon einmal abgesehen war nicht einmal das kleinste Loch in dieser Stadt für sie drin. Verhungern würde sie zwar nicht - meist bekam sie Äpfel, Süßkram oder sonst etwas zugesteckt - aber spätestens wenn der Winter wieder hereinbrach würde es eng werden.
Tara griff nach dem schmuckstück das sie heute als Bezahlung bekommen hatte und fragte sich, wieviel sie am Ende dafür bekommen würde. Es sah schon eigenartig aus und sie fürchtete das sie wiedereinmal wie eine Elster reagiert hatte, statt vernünftig nachzudenken. Typisch.

Vielleicht würde es jemand als Anzahlung nehmen? Vielleicht sollte sie sich einfach einen reichen Mäzén suchen oder soetwas.
Ein Seufzen. Noch war ja Sommer.

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