[TIZIAN FALKENSCHWING]

...als man denken mag.

Tizian saß schon eine ganze Weile am Tisch und starrte auf das Blatt hinab, das vor ihm ausgebreitet lag. Einmal horizontal, einmal vertikal war es gefaltet gewesen, als er es aus dem Kuvert genommen hatte. Das Kuvert, dessen Siegel er erbrochen hatte. Das Siegel der Lichtenfeldschen Postämter.

Abermals las er langsam die Zeilen, sachte den Kopf schüttelnd.
Tränen rannen seine Wangen hinunter.

"Wieso?" fragte er sich innerlich. "Wieso gönnt mir Vitama nicht mein Auskommen?"
Er seufzte leise. Philipp konnte noch immer nicht seinen eigenen Namen schreiben...







Was galt es zu tun? Sollte er nun die Geldbeträge, die er regelmäßig nach Hause sandte, aufstocken? Oder... doch den heimischen Hof übernehmen? Er wusste es nicht...

Es war eine Panikreaktion gewesen. Eine Reaktion, die kopflos und ohne Überlegen stattfand.

Der Umhang aus Weißwolffell schlang sich zwar eng um seine Schultern, doch die Seebrise drang in all ihrer Kälte doch bis an seine Haut. Siebenwind verschwand aus seinem Sichtfeld...

...und mit ihm die Menschen, die er während des letzten Umlaufes dort kennen gelernt hatte.

Er ließ alles zurück. In seinem Wahn hatte er ein paar seiner Kleider in einen Beutel gestopft, das Pferd gesattelt und bei Hilamos sein Erspartes ausgelöst. Kurz darauf bestieg er schon das Schiff...

...und ließ sein Leben zurück.

Wieder war sie an der Haustüre von Tizian gelangt. Doch keine Reaktion als sie klopfte und lauschte.

Sie würde es morgen noch einmal versuchen. Denn schließlich wollte sie sich von ihm verabschieden, bevor sie sich wieder gänzlich in die Wälder zurückzog.

Ob er denn wieder gesund geworden ist?

Nachdenklich ging sie wieder in die Stadt zurück. Das Pferd an den Zügeln im Schritt bei sich geführt.