Belagerung der Skapenfestung
Vierentag, der 4. Duler, viertes Jahr nach der Krönung von Majestät König Tyrana I. Ahm Senal, 4415 Jahre nach Ende des Amulettkrieges.Alles verlief wie jeden Tag, die Baumannschaften ackerten schwer, die Zwerge wankten noch vom gestrigen Besäufnis und die Hochelfen rümpften angewidert ihre Nasen beim dem Anblick.
Der Hellzyklus war angebrochen, Fela schenkte warmes Licht und den Wachen auf den Aussichtstürmen ein scharfes Bild. Ein plötzlich aufkommendes Trommeln aus der Ferne störte dieses friedliche Bild. Ein bekanntes Trommeln. Das Geräusch stammte von Orken die ihre Truppen anspornten, weniger um den Gleichschritt zu organisieren. Dafür waren die Orken einfach zu wild, oder gar zu dumm. Tatsächlich, die Wachen riefen hastig und aufgeregt – „ORKEN“ – wachhabende Offiziere gaben die Meldungen weiter. Ferngläser wurden von den Gürteln gelöst und zum spähen verwendet. Eine große Anzahl an Orken, Trollen und Oger wurde entdeckt. Die Feuer auf den Zinnen wurden mit Fackeln entzündet. Welches Signal zur sofortigen Mobilmachung der Reservetruppen war. Doch der Kontrast von Feuer zu Felas Licht war viel zu schwach. Die Offiziere achteten nicht darauf, viel zu sehr waren sie damit Beschäftigt die vorhanden Truppen auf den Mauern zu ordnen und Anweisungen zu verteilen. Die Baumannschaften wurden prompt zurück beordert, zumindest jene die vor den Mauern damit beschäftigt waren den Wassergraben samt angespitzten Holzpfählen auszuheben. Die schweren mit Eisen beschlagenen Holztore des ersten Torhauses wurden geschlossen und verriegelt. Alle Nebeneingänge verschlossen und von innen verriegelt. Gegenstände wurden vor die Türe geschoben. So dass man die Türen nur noch hinaus reißen konnte. Ein eindrücken war fast unmöglich geworden.
Das Trommeln wurde lauter und erreichte auch die hinter der Mauer gelegenen Häuser. Zwei Gardisten die in der Gasse patrouillierten horchten auf, nickten sich gegenseitig zu und rannten die steile Treppe zur Mauer hinauf. Erkundigten sich beim Offizier der mit rötlich angelaufen Gesicht, wohl vor lauter Wut, beide Anschrie wo der Rest der Reservetruppen bliebe. Beide verneinten das sie von unten kein Feuer entdeckten konnten. Der Offizier rannte dann höchstpersönlich die Treppe hinab, gefolgt von den zwei Gardisten, welche sich erst auf der Mauer stehend der Lage bewusst wurden. Der Offizier zog sich eiligst am Sattel empor und ritt wie besessen davon. Feiner Staub wurde hinter ihm aufgewirbelt und verdeckte die Sicht der zurück gebliebenen Gardisten.
Das Trommeln gewannt an fahrt und hämmerte in den Trommelfeldern der Wachmannschaften. Eine neue Art der Kriegsführung? Die Bogenschützen haben schon längst Stellung bezogen, freudig abwartend ihre Pfeile Richtung Orken abzufeuern. Doch diese rührten sich nicht mehr von der Stelle. Noch min. hundert Schritt außerhalb der Reichweite. Die Katapulte und Ballisten sind nicht Einsatzbereit wegen den Umbaumaßnahmen. Einige Zwerge versuchten wenigstens ein Geschütz Fertig zu stellen.
Während dies Geschah entdeckte einer der Offiziere eine Balliste ähnliche Konstruktion in der Masse der Orken. Die so eng standen als wollten sie den Offizieren die Sicht nehmen. Ein eigentlich perfektes Ziel für die Bogenschützen, aber doch außerhalb jeder Reichweite. Der Offizier murrte nur, als schiene ihm das nicht zu gefallen. Er schrie laut und wies seine Truppen an die Köpfe einzuziehen. Ehe er sich dem Fernglas widmete um wieder zu der Balliste zu spähen. Trolle zogen diese Gerät, wohl eine Eigenentwicklung der Orken, grob und einfach, aber sicherlich von großer Zerstörungskraft. Die Trolle luden unter Peitschenhieben einen übergroßen Eisenpfeil ein. Dessen Spitze an einen viergliedrigen Angelhaken erinnerte. Andere Trolle drehten an der mächtigen Kurbel und die Seile spannten sich. Es konnte nicht mehr lange dauern bis der erste Schuss in Richtung Mauer flog.
Das trommeln hörte kurz auf und als ob dies Signal gebend war wurde der Auslöser der Balliste betätigt. Der Eisenpfeil flog in hohem Bogen auf die Mauer zu und ohne Mühe durchschlug er das linke Holztor des ersten Torhauses, jedoch ohne das Holztür zu sprengen. Es stand da, getroffen, aber noch verriegelt. Doch nun offenbarte sich dem Offizier das eigentliche Ziel, wie ein Fisch an der Angel sollte das Tor herausgehoben werden. Die Trolle zogen Gemeinsam an dem Tau, welches am Ende vom Eisenpfeil befestigt war. Die Trolle zogen jedoch nicht gleichmäßig, sondern Ruckartig, was wohl eine größere Kraft auf dass Tor ausüben sollte. Das Holz heulte vor der angewendeten Gewalt, es krächzte und schlussendlich gab es nach und segelt ein Stück davon. Die Eisenbänder die eben noch das Tor hielten wurden aus der Mauer Leibung gerissen und flogen durch die Luft.
Blass wurde dem Offizier, welch genialer taktischer Schachzug der Orken, das erste Torhaus war schneller gefallen als in den schlimmsten Albträumen möglich gewesen wäre. Doch ehe er zu Eis gefrieren konnte hörte er das metallische Scheppern von Rüstungen. Die Reservetruppen waren so eben eingetroffen. Tausende Frauen und Männer verstärkten nun das Bollwerk, welches immer noch nicht genommen war. Denn obwohl das erste Torhaus zerschossen wurde, das zweite konnten die Orken nicht auf die gleiche Art zerstören. Denn dies stand nicht einsehbar in einer Kurve. Keine Möglichkeit also mit einem weiteren Angriff der Balliste es zu knacken. Trotzdem luden die Trolle einen neuen Pfeil ein, wieder mit einem Tau am hinteren Ende befestigt. Das trommeln schwieg und der Pfeil sauste rauschend gegen Mauer, doch kläglich, geradezu jämmerlich, prallte er an der Mauer ab. Kein Stein fiel hinab, es schien unmöglich diese Festung zu knacken. Das heulen der Trommeln begann erneut, doch nichts passierte. Kein erneuter Versuch der Trolle. Nichts, sie standen einfach da, als ob sie abwarteten was passiert.