Der blonde Nortrave trappte mit dem Pferd den Weg entlang, der Blick wich von diesem nur ab und an hinweg um den Wegesrand zu beäugen. Es könnte ja ein Räuber, oder gar ein Grünpelz aus dem dichten Wald brüllend herausspringen und den Weg versperren. Vom weiten sah er die mächtigen Mauern der Stadt Falkensee. Vom Norden her näherte sich der Reiter und nur wenige Minuten später war er bereits im Stall. Wickelte die Zügel um den Eisenpfahl und verknotete diese fest.
Den wachhabenden Gardisten schenkte er nur ein müdes Lächeln und ein knappes nicken. Eilig hatte er es nicht, bei Rekar wollte er einige Waren los werden. Der Handel verlief rasch. Er strich die Dukaten ein, in einem kleinen Beutel verstauend und zurrte diesen wieder fest an den Gürtel, der den Kilt aus Position hielt.
Auf dem Rückweg, vorbei am Markt, zum Stall sah er eine Nortravin liegen. Direkt vor einem der Marktstände, fast vor dem Tempel der Viere. Seine Schritte wurden schneller, hatten etwa die Ersonter Garde aus Rache für den verlorenen Kampf vor Vanskäp einer der Sorae niedergeschlagen, er erreichte mit großen Schritten die Nortravin. Keine Spuren eines Kampfes waren zu entdecken, kein Blut benetzte den Boden. Er blickte über die leblose Nortravin hinweg, kein Anzeichen von Leben zu erkennen. Er entdeckte eine Schnapsflasche in der Hand, er murrte laut. Begab sich hinab zur ihr, den Kopf drehend und stockte kurz, die Gesichtszüge entglitten ihm, Ladwa Ladida lag wie Tot vor ihm. Kein rütteln und zurren an ihren Händen und Armen half etwas. Keine Regung, er sprach mit ihr, einfache Worte, hoffend auf eine baldige Antwort.
Ey, Sora, sach doch wat,
Ladwa,
Ey,
Jej seen bej dir,
Ladwa,
Ey.
Schnell rappelte er sich auf, schaute verzweifelt und hilfesuchend um sich, niemand zu sehen. Er rannte zum Hospital. Stürmisch drang er dort hinein, ruf und bat um Hilfe. Zwei Männer folgten ihm, er eilte vor und noch ehe er angekommen war sah er die Heilerin bereits über Ladwa kniend Tiana, die ihm auch schon mal half, als er einmal unglücklich gefallen ist.
Der Gesichtsausdruck von Tiana war besorgt, kein Zuversicht, wusste sie etwas schon mehr? Sie befahl dem Nortraven und einem der Männer Ladwa sofort ins Hospital zu bringen. Keuchend dort angekommen wurde Ladwa vorsichtig auf die Liege abgelegt. Der Nortrave verließ den Raum, der Mann und Tiana bleiben bei Ladwa. Er löste den Kragen und tauschte diesen gegen eine Kette die ihm Halgar schenkte. Er befummelte diese, nahm dann Platz auf der Bank und sprach leise vor sich hin.
Maltid ihr Goden,
höre miar an,
dit seen noch zuu früh,
nay, dit könnt ihr nich machen,
hol se timet zu dej, Thjarek,
nich jetz,
seen zu jung.
Die Geräuschkulisse im Nebenzimmer verstummte, nur ein schluchzen und weinen war zu vernehmen. Er drückte sich am Mann vorbei, schaute zu diesem, dann zur Frau. Beide schüttelt schweigsam die Häupter. Er kniete über Ladwa, er streichelte ihren Bauch, alles beten half nichts, es sollte nicht sein. Tränen pressten sich aus den geschlossenen Augen und bahnten sich den Weg den Wangen hinab in den Bart, wo die Tränen schließlich verschwanden. Einige Tropfen schafften den Weg jedoch und rieselten auf de Bauch nieder.
Es war vorbei, ertränkt im Suff. Ohn Ehr für ejn Hetja.
Er kauerte so eine weile, bis ihm dämmerte das es wirklich vorbei war. Nun galt es Ladwa Ladida die letzte Ehre zu erweisen. Er hievte ihren leicht starren und kalten Körper auf die Schulter. Der Mann öffnete ihm die Tür. Er sprach nur noch höflicherweise:
Din Gavat Jala.
Zurück über den Marktplatz, er trat die Schnapsflasche in einem hohen Bogen zum Brunnen. Ging dann zum Stall und löste die Zügel von Ladwas Pferd Hilgorad. Mit Bandagen befestigte er Ladwa am Sattel, zog das Pferd hinter sich her zum Stall außerhalb von Falkensee. Zusammen ritten sie vorbei an Falkensee, über die Brücke nach Vanskäp. Dort angekommen brüllte er laut nach seinen Brodire und Sorae, niemand hörte ihn. Er legte Ladwa auf eine Bank der Tavernen Terrasse ab. Durchsuchte sie nach persönlichen Dingen und fand Tabak, Dukaten und einen Schlüssel. Er wartete, still, stumm und andächtig. Halgar platzte hinein, fragte war passiert sei und verstummte ebenso. Sie sprachen kurz was nun zu tun sei, der Nortrave holte Stoffbahnen aus dem Lager, kehre zurück und wickelte Ladwa darin ein. Zusammen mit Halgar trugen sie Ladwa zum Schrein und legten sie dort vor den Treppenstufen ab. Die Tage wird Ladwa die letzte Ehr erwiesen, auch persönliche Gegenstände sollen beigesetzt werden. Ladwa soll schließlich nicht als arme Frau ins Thjarek Hallen übertreten.
Der Nortrave ging, schob als Argument vor das er müde sei und schlafen müsse, Halgar nickte nur und blieb selbst beim Schrein zurück, aber eigentlich war der Nortrave ausgewühlt und fassungslos. Es war vorbei, einfach so, der Suff hat gesiegt.
Ohn Ehr
Era