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 Betreff des Beitrags: Am Friedhof Brandenstein
BeitragVerfasst: 28.03.10, 14:52 
Ehrenbürger
Ehrenbürger
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Am Morsansacker Brandenstein:
Der Alte ließ sich erschöpft auf die Bank im kleinem Haus niedersinken. neben ihm in einem ehernem topf stand die aus einem Topf improvisierte Destille, die den Ausdauertränken die essentiellen Salze entzog.
Er nickte nur, und betrachtete den Acker, der dort so lag.
Die letzten zwei tage hatte er dort zugebracht, abgesehen von einer kleinen Pause, und immer, immer hatte er gewerkelt.
Er griff Jungks Abschrift des De Mysteris Vermiij herraus, und schlug es bei der Friedhofsgeschichte auf. Es war für viele die die ware Bedeutung nicht kannten nicht mehr als eine schauergeschichte, und auch eine schlechtgeschriebene. Ein durchblätterer würde nicht mehr darin vorfinden als die Geschichte über einen jungen Geweihten Morsans, der mit seinen Freuden, einem Bellumsgeweihten der wohl mehr der Mannliebe zugetan war, einer selbstverliebten Astraeli, einer brillentragenden und äußerst schüchternen Weißmagierin, und einem andauernd das heilige Nachtschattenkraut missbrauchenden, und es in Kekse backendem Vitami, der boisweilen sogar mit seiner Vinsalter Dogge sprach, Rätsel und Mordfälle lösten.
Die ware Bedeutung jedoch lag unter seitenweiser Schundliteratur um leichtbekleidete Damen und prekäre Situationen verborgen. Der Autor, ein Laie, hatte damals die richtigen Rituale eingefügt, und sie auch deutlich verwendet. Uralte Gebete, Anrufungen, vier Formen des Exorzismus, und eine ganze Horde an Schutzsprüchen und Talismanen waren in den Seiten versteckt, die nur darauf warteten, nachgebaut zu werden.
Die Bücher selbst konnten unter den wachsamsten Augen geschmuggelt werden, und standen in jeder größeren Bibliothek, deren Astraelis sie meist nur wiederstrebend daließen.

Er überblätterte einige Seiten, in denen sich der Autor über wogende Busen, gefesselte Damen, und Monster mit sehr ungezogenen Tentakeln erging, und fing an zu vergleichen.

Heilige Knotenschnüre aus den Schuhriemen eines Toten, mit dem Barthaar eines Dieners des Morsan in der Mitte, eine an jede Kardinalsseite. Er sah durch den einsetzenden Regen zum Eingang, wo seine Schnur im Wind baumelte. Würde einer der Blutsauger auftauchen, oder ein anderes Wesen mit überdurchschnittlicher Intelligenz, würden sie durch die alte Magie zuerst versuchen, die Knotenschnüre zu lösen, wobei sie das eingearbeitete Haar nicht berühren durften, wenn sie keine Schmerzen erleiden wollten.
Er nickte es gedanklich ab.

Einen Bannkreis aus der Erde des sternenschnäuzigen Maulwurfs, in mondloser Nacht gesammelt, und an den Kardinalsecken abgesteckt mit Splittern eines bellumgeweihten Schwerts. Er hatte für dieses Vorhaben nicht lange gebraucht, war doch bekannt dass sich diese kleinen possierlichen Feinde der Regenwürmer, welche die Helfer eines jeden gut geführten Morsansackers waren, sich hier in Massen aufhielten. Er hatte die Erde in Kleinstarbeit mit dem Spaten abgetragen, und in Form eines ununterbrochenen Kreises unter die Erde des Friedhofs gegraben. Noch jetzt schmertzten ihm die Finger, sollte aber ein Wiedergänger hier auftauchen, würde er diese Barriere als unüberwindbar vorfinden. Er nickte es also ab, und blätterte weiter.

Faden der Mönchspinne und der Uhrspinne, in Rautenform vor dem Eingang.
Beide Spinnen waren eher hellere Exemplare, für ihre Gattung fast etwas zu groß. Er hatte sie nach alter Art mit zwei Zweiglein gefangen, und ihren Unterleib gegen die Mauern gedrückt, so dass sie begannen, ihre Fäden zu spinnen. Die Mönchsspinne, mit ihrem für die Spinnenwelt ungewöhnlich Haarlosem Kopfe hatte sich etwas gewehrt, während die Uhrspinne, auf dem dickem Unterleib deutlich sichtbar die schwarze Zeichnung in Form des Stundenglases, sich schicksaalsergeben in beeindruckender Geschwindigkeit daran gemacht hatte, den Faden zu seiner zu Friedenheit zu spinnen. Er hatte beide nach beendetem Dienst mit den Körpern einiger Schnaken befriedet, welche sie in der Zwischenzeit schon eingesponnen hatten.

Aus mit Weihwasser versehenem Ton gemischte Bannmünzen auf alle Gräber. Es war damals eine gute idee gewesen, in die Künste des Feinschmieds zu investieren, und diesen die Stahlformen für die Bannmünzen gießen zu lassen. er hatte einige davon immer bei sich. Es waren in seinen Augen wunderbare Dinger, fähig einen sich ausgrabenden Toten in neun von zehn Fällen an seinem Platze zu halten, da er den Teil, der unter dem Einfluss des auf die Bannmünze geprägtem Bannkreises lag, nicht herrausbewegen konnte. Er hatte die kleinen blechernen Münzen während der langen Warte an der Seite des Toten im Kerzenschein gefertigt, und anschnießend eine Handbreit unter die Erde auf jedes Grab gelegt.

Dann die Gebetskerzen. Dies hatte nicht mit Formen funktioniert, aber er hatte es trotzdem gerne getan. Mit der heißen Stahlnadel hatte er in die dicken Stumpen immer wieder die gleichen Worte des Glaubensbekenntnisses an die Viere eingraviert, immer im Kreis, immer nach unten weiterführend.
Er hatte sie mit der Laterne entzündet, welche er unter den frommen Gebeten an die Viere noch in der Kapelle zu Brandenstein entzündet hatte. Die Kerzen hatte er aufgestellt, und nun brannten sie langsam ab, eine nach der anderen, und hüllten den Morsansacker in ein flackerndes Licht. Ihr Abbrennen hatte die gleiche Wirkung wie unablässige Gebete der Priester, die sie geweiht hatten, und deswegen würde ihr Lichtschein einem Untotem eher wehtun als ihn anzulocken.

Dann die in heiliges Quellwasser gelegten keimenden Getreidesamen. Es war ein Standarttest auf die Qualität von Boden. Würde ein Boden Normal oder heilig sein, würden sie wie gewohnt weiterkeimen. Würde jedoch ein Boden deutlich als Unheilig zu erkennen sein, würde der Samen sich ins Schwarze verfärben, und absterben. Desweiteren würde es eine nette Korrelation mit den Blutsaugern geben, da diese bekannt dafür waren, solche Sachen erst einmal aufzuheben, um sie dann zu zählen.

Er nickte, und lehnte sich zurück. Er hatte jede erdenkliche Schutzvorrichtung getroffen, die ihm einviel, und jetzt blieb ihm nur noch das wachen.

Er nahm den Topf vom feuer, und begann, mit dem Messer die harten, roten Kristalle herrauszukratzen, um sie dann im Mörser zu zerstoßen, und zu schnupfen. Als diese seine Nase kitzelten, spürte er fast die neuerliche Energie, die in seinem altem Körper floss. Jetzt würde er nur noch über der Leiche wachen müssen, und dafür sorgen, dass niemand die Ruhe der toten störte.
Er griff sich seinen Besen, legte ihn quer über seine Beine, und begann, sich in der Meditation zu versenken...

_________________
Ehemalige Chars:
Anton Silberhand, Emo-Magier (Tod durch Dolch)
Taitla Brijt, Geburtshelferin, Köchin, Gartenpflegerin, Jägerin, Extremköchin, Schamanin und Taitla extraordinaire (Tod durch Succubus)
Derzeitige (aktive)Chars
Malachai Praeverros

"Mein Schicksal ist es, lässig loszutrollen..."
Jack Beauregard


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 Betreff des Beitrags: Re: Am Friedhof Brandenstein
BeitragVerfasst: 29.03.10, 20:34 
Einsiedler
Einsiedler
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Wohnort: Residenzstadt Kurkölns (1597-1794)
Ob sie noch etwas brauche, wollte der Bruder wissen.

"Essen, Trinken, Räucherstoffe, Nachtschatten, oder Felle?"

Er sorgt sich um mich und offeriert doch Versuchungen.
Aber er kann mich nicht versuchen.
Nur das Fleisch kennt Begehrlichkeiten.
Das Fleisch ist schwach.
Die Seele aber nährt sich auf eine andere Weise.

"Schließ mich ein in dein Gebet zum Hüter der Seelen. Mehr brauche ich nicht."

Denn wovon sollt die Seele sich nähren, wenn nicht vom reinen Glauben.

"Schwester, du kommst fast an erster stelle, und das seit längerem."

Ich glaube ihm, denn er ist mein Bruder. Doch sein schmales Lächeln berührt mein Herz nicht. Mein Geist aber wird angefacht, durch sein Wort, nicht seine Tat.

"Dann wird meine Seele stark sein. Nichts brauche ich mehr als diese Kraft."

Nur zu wissen, dass auf Tare nichts gefürchtet werden muss.



In der Einsamkeit und Stille der Kapelle auf dem Morsanacker zu Brandenstein sank das Bündel aus zerschlissenen grauen Stoffen, in die der dünne Leib der Elfe gehüllt war, in sich zusammen. Unter stetig langsamer werdender Atmung senkten sich die Lider herab und verbargen die Welt vor dem Blick der himmelblauen Augen. Fiel das Haupt, wie in jäher Ohnmacht ruckartig auf die Brust hinab. Sanken die Glieder erschlaffend zur Erde. Totenbleich, totengleich verharrte der Elfenleib nunmehr regungslos, während der Geist sich bereit machte, ein Zeichen zu empfangen. So wollte die Dienerin ausharren, bis es an der Zeit wäre. Oder das Zeichen kam.


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