Bei den Vieren, die Lausebengel...
Der Alte stand auf den Besen gestützt am Tempel, und sah hinaus in die Nacht. Immer wieder gab es Vorstöße, Rückzüge, verlegen von Truppen... Zwischen all dem das ganze getrappel, Malthuster die wie begossene Hunde aussagen... Der Tote starrte ihn stumm an.
Wir haben es in Vandrien gelernt, nicht war?
Es war unnötig zu sprechen. Er verstand ihn auch so. Es war immer sein Fluch gewesen... Nicht so wie der andere Fluch... Sein persöhnlicher Fluch. Er sah sie alle. Jeden den er unter die Erde gebracht hatte. Alle kamen sie ihn besuchen. In den Zeiten wo er Trocken war, oder wo seine Vorräte am Kraut zu ende gingen. Er hatte es schon lange versucht, jedoch hatte er nie aufhören können. Und sie kamen immer wieder, und fragten, alle stumm und ohne worte.
Wieso hast du überlebt, und wir mussten sterben?
Er wandte den Blick um, und sah zu dem Toten. Er sah aus als währe es erst gestern gewesen. Auf der Mauer der vandrischen Burg, wo sie vier Mondläufe ausgeharrt hatten. Gemeinsam hatten sie einen Turm besetzt gehalten, am Ende nur noch mit Holzlatten bewaffnet, mit denen sie die Angreifer über die Mauer hatten schubbsen müssen...
Und am Ende, als die Bauernverbände aus dem Umland die Stadt eingenommen hatten... Es war kein offener Kampf gewesen, kein nichts. Eine Hand eines der noch nicht Toten, mit einer vergifteten Nadel...
Er schluckte, und nahm den Flachmann mit dem Eiswasser aus der Robe. Als er sie entkorkte, sah er gerade einen der neuen Gardisten durch die Stadt gehen, die Rote Hand auf dem Rock. Die Kinder von heute... Sicher hatten sie es nicht bös gemeint, aber sich an die Rote hand anzulehnen... Er schüttelte den Kopf. Nein, sie konnten es nicht So böse gemeint haben. Es lag nur daran, dass er sich erinnerte.
Der Tote blickte mit seinen Leeren Augen zur Flasche, und dann zu ihm. Dann teilten sich die von einem Netzwerk schwarzer Adern entstellten Lippen, und er lächelte, eine reihe verfauelt gelbschwarzer Zähne entblößend.
Es schauderte den Alten, bis ins Mark. Immer wieder hatten sie ihn gefragt, wie könnt ihr in den heutigen Zeiten noch so zur Kirche stehen? Wie Könnt ihr so brennendes Unrecht nicht bekämpfen? Wie Könnt ihr so noch glauben, und weiterfegen, wenn alles den bach runterging?
Er hatte sie alle angelogen, dachte er, als er den Flachmann an die Lippen setzte, und einen guten Schluck nahm. Nie war er fest im Glauben gewesen. Nie war er etwas besonderes gewesen. Er war es nicht wert ein Diener zu sein...
Dann spürte er den Kleinen, sorgfälltig geschriebenen Brief in der Brusttasche der Robe, und schämte sich, schämte sich als wäre er von seinen Eltern, die er nie gekannt hatte, beim stehlen ertappt worden, als der Alkohol die Kehle herrunterrann. "Wieso ich meine Magie nicht zum Spass und zum Schaden anderer einsetzen darf". Was würde der kleine denken, wenn er ihn so sah? Wenn er sah, wie alles den Bach herrunterging?
Er sah auf die Flasche herrab, und mit seinen vor Gicht schmerzenden Händen drücke er zu. Drücke, als wäre es der Hals eines jeden Unruhestifters, der seine Gemeinde gefährdete. Drückte, als könne der Schmerz seiner Glieder den Hass und den Neid und die Dummheit aufheben, die um ihn herrum geschah. Drückte, obwohl der Tote verblasst war.
Er mochte alt sein. Er mochte nur noch deswegen kehren, weil er manche Tage vor Gicht seine Hände nicht mehr richtig bewegen konnte, und zu stolz war um Hilfe anzunehmen. Er mochte dem Alkohol, dem Kraut der Halblinge, und dem Nachtschatten zu sehr zusprechen, als es für ihn gesund war. Er mochte ein schwächlicher und alter Wurm sein.
Aber er war. Und er erinnerte sich. Und hoffentlich, hoffentlich fand er die Kraft, zu verhindern, was ihm geschehen war. Lass sie nicht die Fehler machen die ich gemacht habe.
Ganz leise, die knarzende hand immer noch zitternd um die flasche geschlossen, sah er auf zu der Burg, wo kinder von Müttern sich versteckten, weil andere Kinder von Müttern von dritten Kindern von Müttern gelenkt wurden. Bruder gegen Bruder. Er konnte die anderen fast lachen hören, wie sie am Rande der Schöpfung standen, und begriffen, dass sie in abertausend Jahren nichts erreicht hatten, und dass sie jetzt von innen herraus zerviel.
Und ganz leise sprach er die Worte, die ihm Kraft gegeben hatten, die aber auch sein innerstes offenlegten. Die verrieten, was er war.
"Ich glaube, weil ich gesehen hab, was passiert wenn ich nicht glaube. Ich glaube, weil es hilft den Müttern, Geschwistern, Eltern und Freunden Trost spenden zu müssen. Ich glaube, weil ich schon einmal nicht geglaubt habe, und ich jeden verfluchten Tag dafür zahlen muss. Und noch verfluchter will ich sein, wenn ich zulasse, dass nur noch ein Einziger in diesem Unsinn sein Leben lassen muss. "
_________________ Ehemalige Chars: Anton Silberhand, Emo-Magier (Tod durch Dolch) Taitla Brijt, Geburtshelferin, Köchin, Gartenpflegerin, Jägerin, Extremköchin, Schamanin und Taitla extraordinaire (Tod durch Succubus) Derzeitige (aktive)Chars Malachai Praeverros
"Mein Schicksal ist es, lässig loszutrollen..." Jack Beauregard
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