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 Betreff des Beitrags: Schicksal - Das Possenspiel der Götter
BeitragVerfasst: 8.11.10, 14:48 
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Schicksal - Das Possenspiel der Götter


*Gedanken und Erinnerungen eines Dieners der heiligen Viere. Verstehe, Kind der Götter: Was Du siehst ist selten mehr als die Spitze des Eisberges. Strebe nach dem großen Ganzen, auf dass Du wahre Einsicht erlangen mögest und Weisheit erwachse aus deinen Mühen..*
Zitat:
Endtag, der 4. Trier des Jahres 21 nach Hilgorad, irgendwo nahe der norländischen Grenze


Er spürte, wie der gezackte Dolch durch das Kettenhemd drang. Die Wucht des Angriffes ließ den Mann nach vorne taumeln, der Schmerz folgte wenige Augenblicke darauf. Zorn erfüllte ihn. Über die unleidige Kreatur, die es gewagt hatte, ihm in den Rücken zu fallen. Über seine eigene Unvorsichtigkeit. Über jene, die hinter ihm waren, Mitglieder des Ordens, gestandene Männer, die doch zu langsam waren um zu verhindern, dass die gedrungene Kreatur ihn angriff. Er wirbelte herum. Spürte, wie sein Blut unter dem ledernen Wams herab rann. Es war kaum mehr als ein Augenblick gewesen. Einer der Männer hinter ihm rammte dem Goblin seine blutverschmierte Klinge in die Seite. Das Schwert herum reißend trennte der Mann seinem Angreifer mit einem einzigen, sauberen Hieb den Kopf von den Schultern. Der irre Laut, zwischen Kichern und Grunzen verklang und der Kopf rollte inmitten des felsigen Höhlenganges außer Sicht. Er spürte, wie sich das Schwert aus seinen Händen löste. Er konnte das Gewicht nicht länger halten. Die Rüstung. Schwer. Das Atmen. Schwer. Seine Beine gaben nach und er sackte auf dem Boden zusammen, der silberne Umhang über ihn fallend, behütend, endgültig nahezu. Er spürte die Taubheit, die sich ausgehend von der Wunde in seinem Rücken in seinem ganzen Körper auszubreiten schien. Spürte den Kampf, den sein Innerstes mit dem Gift focht. Sein ganzes Selbst, gestählt durch so viele Schlachten und Verletzungen, sich gegen diese niederträchtige Niederlage auflehnte. Und doch keinen Sieg erringen konnte. Er verlor das Bewusstsein. Das letzte was er hörte, war das besorgte Rufen der Männer, die einen schützenden Kreis um ihn bildeten. »Hochwürden! Hochwürden Delany! SCHWERTMEISTER!« Die Goblins griffen weiter an. Doch der Ring aus Schwertern und Stahl war für sie nicht zu durchdringen. Und dennoch war es ein großer Sieg, den die Kreaturen an diesem Abend errangen. Als die Mitglieder des Ordens zurück wichen und den bewusstlosen Hochgeweihten aus den Höhlen trugen, herrschte bedrücktes Schweigen. Besorgnis. Hilflosigkeit. Gegen Goblins, Oger und die Diener des Ungenannten zu kämpfen war eines. Doch Gift und ehrlose Angriffe in den Rücken eines Götterdieners. Das war etwas anderes. Niemand hatte sie darauf vorbereitet..

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 Betreff des Beitrags: Re: Schicksal - Das Possenspiel der Götter
BeitragVerfasst: 8.11.10, 14:49 
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Mondtag, der 30. Querlar des Jahres 21 nach Hilgorad, in Draconis


Delirium. Er spürte, dass die Wirkung des verdammten Giftes noch immer nicht vollends nach gelassen hatte. Wochen hatte er in seiner Bettstatt verbracht, gepflegt durch einen umsichtigen Heiler des Ordo Vitamae und einen Anwärter seines Ordens namens Thassian. Kaum ein Wort, dass seine Lippen verlassen hätte. Er hatte versucht, sich dagegen aufzulehnen. Doch jedes Mal wenn er das Wort ergriff, verließ kaum mehr als ein kraftloses Säuseln seine trockenen Lippen. Und er fiel kurz darauf wieder in einen traumlosen Schlaf, als hätte selbst diese Anstrengung ihn zu viel Kraft gekostet. Sein Geist war träge, doch nicht vollends außer Gefecht gesetzt. Er spürte, wie sich Tag und Nacht abwechselten. Spürte, wie Tage zu Wochen wurden. Wochen zu Monaten. Wie sein Schwertarm an Stärke verlor und sich die Taubheit zurück zog, nichts als Kraftlosigkeit und Leere zurück lassend.

Wie sehr er sich zurück in die Schlacht wünschte. In voller Wehr, inmitten von Blut und Krieg, das Gefühl von Stärke und Entschlossenheit, dass ihn umgab, als könnte er es ergreifen, atmen. Schmecken. Er dachte an Leomar, seinen Bruder im Geiste. Er hätte nur milde Gelächelt, wenn er ihn auf diese Weise gesehen hätte. Und ihm das Schwert in die Brust gerammt, ob der unwürdigen Schwäche. Warum war er so unvorsichtig gewesen? Hatte zugelassen, dass der Goblin hinter ihn geraten war und ihm den vergifteten Dolch in Rücken rammen konnte? War es das Vertrauen in jene gewesen, die hinter ihm waren. Oder ein erstes Anzeichen von Schwäche, dass der Herr ohne zu Zögern bestraft hatte. Er wusste es nicht. Doch er zahlte mit jedem Atemzug den Preis. Taubheit wechselte sich mit Schmerz. Kraftlosigkeit mit dem peinigenden Aufbäumen seiner geschundenen Muskeln, in Krämpfen die seinen ganzen Körper ergriffen und nichts als Erschöpfung zurück ließen.

Er wusste, es würde lange dauern, bis er wieder ein Schwert halten konnte. Noch länger, bis er wieder eine Rüstung tragen würde. Er dachte mit einem lautlosen Seufzen an die fein gearbeitete Lederrüstung, die ihm einst durch das Elfenvolk überreicht wurde. Leder des Höhlenwolfes. Er hatte es damals als sehr passend empfunden und das Geschenk dankend angenommen. Doch er hatte die Rüste auf Siebenwind zurück gelassen, wie so vieles. Er konnte beinahe das fein gearbeitete Leder spüren, die eingearbeiteten Intarsien. Das Leder riechen. Siebenwind. Es war so lange her. So viele Götterläufe, seit er die Insel verlassen hatte. Seit er Sie das letzte Mal gesehen hatte. Keiner seiner Briefe war beantwortet worden. Er wusste nicht mal, ob Sie überhaupt noch auf Siebenwind verweilte. Doch es spielte nun keine Rolle mehr. Nur die Götter wussten, ob er sich Jemals wieder von seiner Bettstatt erheben würde oder sein Körper irgendwann entschied, dass der reine Wille mit dem er sich an sein Leben klammerte nicht ausreichte, um weiter seinen Dienst zu tun. Wieder spürte er das Nahen der leidigen Krämpfe, schloss die Augen und schickte ein stummes Stoßgebet zu den Göttern. Dann raubte ihm der Schmerz den Verstand und aus seiner Kehle rangen sich Geräusche, die mehr an die eines Raubtieres erinnerten als an einen Menschen. Und an seinem Bett stand Thassian und betete, das jungenhafte Gesicht von Mitleid und Hilflosigkeit erfüllt..

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 Betreff des Beitrags: Re: Schicksal - Das Possenspiel der Götter
BeitragVerfasst: 8.11.10, 14:51 
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Felatag, der 17. Carmar im Jahr 21 nach Hilgorad, an Bord der »Lievlichn Mudder II«


Die frische Seeluft tat ihm gut. Der Wind, das Salz. Das stete auf und ab des Schiffes. Die rauen Seemänner hatten anfangs ein wenig argwöhnisch geschaut. Ein Geweihter auf ihrem Schiff. Sie waren allesamt gläubige Männer, doch das Bild, dass er ihnen bot, war wenig beeindruckend. Die Finger beinahe ein wenig verkrampft um den hölzernen Stecken stand er an der Reling, den Blick ins Leere gerichtet. Immer mal wieder tastete seine Rechte sich unter den Stoff des fein gearbeiteten Fellwams, fühlte die Narbe zwar mit den Fingerspitzen, doch kaum etwas an der Stelle selbst. Die Taubheit war noch immer nicht vollends gewichen. Doch er konnte wieder gehen. Konnte sprechen. Sein Geist war klar. Und er danke den Göttern, dass auch die Krämpfe nur noch selten kamen, zumeist nachts, wenn die Anspannung des Tages von ihm wich und die Anstrengung ihren Tribut einforderte.

Morgens, noch vor Anbruch der Dämmerung trat er mit dem Schwert auf das Deck des Schiffes und führte langsam, beinahe vorsichtig die grundlegenden Bewegungen des Kampfes aus. Schläge. Paraden. Ausweichbewegungen. Unendlich viel langsamer als er es noch vor einigen Monaten vermocht hatte. Doch bereits nach wenigen Minuten begannen seine Gliedmaßen zu schmerzen und wurden schwer. Unendlich schwer. Er genoss das Brennen in den Muskeln, wohl wissend dass er Nachts einmal mehr durch Krämpfe heimgesucht werden würde. Er wusste, dass die Seeleute verstohlen beobachteten. Einer aus der Mannschaft hatte wohl Gerüchte gehört, nach denen der Gast auf dem Schiff sich nur langsam von seinen schweren Verletzungen erholte. Sie tuschelten. Warum kehrte er dann nach Siebenwind zurück? Jeder der Männer wusste, dass NIEMAND nach Siebenwind ging, um sich aus zu kurieren. Dort gab es nicht mehr als mehr Krieg, mehr Unruhen, mehr.. von allem, was einer Genesung wenig förderlich war.

Er wusste all das selbst. Doch es war nicht an ihm, sich der Entscheidung des heiligen Erzconciliums zu widersetzen. Und irgendwo, in einem sorgsam verschlossenen Teil seines invaliden Selbst, freute er sich darauf, zurück zu kehren. Dort, wo alles begonnen hatte. Und vielleicht würde er auch Sie dort wieder sehen, eines Tages..

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 Betreff des Beitrags: Re: Schicksal - Das Possenspiel der Götter
BeitragVerfasst: 12.11.10, 11:19 
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Königstag, der 30. Carmar im Jahr 21 nach Hilgorad, noch immer auf hoher See


Zwei weitere Wochen auf See. Er spürte, dass er langsam wieder kräftiger wurde. Die morgendlichen Übungen taten ihm gut, die salzige Seeluft ebenfalls. Inzwischen war auch das Eis zwischen den Seeleuten und ihm ein wenig gebrochen. Er hatte bereits einige Abende mit dem Kapitän des Schiffes bei einem Glas Wein oder etwas Stärkerem zusammen gesessen, über das Meer, Tare und die Götter philosophiert. Es war ungewohnt, mit einem so pragmatischen Geist zu sprechen, gläubig und doch auf eine Weise direkt und ehrlich, die er aus Draconis kaum noch kannte. Die Nordländer waren von ihrer Natur her ähnlich gewesen, ebenfalls raue Gesellen, doch wortkarg und ihm damit in ihrem Wesen ähnlicher, als es ihm bewusst gewesen wäre. Doch der Kapitän war ein anderes Kaliber. Rau und herzlich, klopfte ihm zuweilen ohne Scheu auf die Schulter, dass es ihn schier alle Anstrengung kostete, überhaupt sitzen zu bleiben. Ob der Kapitän wusste, wie schwach er war? Natürlich wusste er es. Doch er behandelte ihn dennoch nicht wie einen invaliden Schwächling, sondern wie einen Mann. Einen Mann mit dem man lachen und trinken konnte. Ohne die Scheu vor dem Titel des Hochgeweihten. Bellum, wie gut es tat. Ungewohnt zwar, gewöhnungsbedürftig, doch eine willkommene Abwechslung zu der sonstigen Stille, die er dennoch benötigte, sich auf die vor ihm liegenden Aufgaben zu konzentrieren, vorzubereiten auf alles, was noch kommen würde. Siebenwind. Es würde nicht mehr lange dauern, bis das Schiff in Falkensee anlegen würde. Noch rund eine Woche hatte, der Kapitän gesagt, wenn die Winde gut Standen und nichts unvorhergesehenes passierte. Xan war ihnen wohl gesonnen, wie es schien, die Reise verlief soweit ruhig, was ungewöhnlich war für diese Jahreszeit. Vielleicht ein erstes, gutes Omen?

Während sein Blick über das Meer strich wanderten seine Gedanken zurück zu der Insel, auf der er bereits so lange Jahre gedient hatte. Wie es um seinen früheren Orden bestimmt war? Soweit er informiert war, hatte Terenas noch immer die Leitung inne. Und das war gut so. Terenas war ein guter Prior. Ein zurückhaltender Mann, bedacht in seinen Entscheidungen. Er mäßigte die leicht erregbaren Geister um ihn herum, zügelte das flammende Gemüt das so vielen seiner Brüder inne wohnte. Es hatte lange gedauert, bis er selbst diesem Drang zu widerstehen gelernt hatte. Lange gedauert und viel Mithilfe erfordert von seinen Brüdern im Geiste. Leomar. Anaih. Vielleicht würde er zumindest Leomar wieder sehen, wenn die Zeiten es erforderten. Er wusste nicht, ob er das wirklich wollte, denn wo Leomar war, da war gleichermaßen auch die Notwendigkeit, für ihn dort zu sein. Aber war es mit ihm nicht das Selbe? Sie waren eins vor den Augen des Herrn. Anders als die übrigen Geweihten, nicht besser oder schlechter, nur weiter voran gegangen auf dem Weg der Dienerschaft. Er dachte zurück an seine einstigen Lehrmeister, an so viele Menschen die seinen Weg beeinflusst hatten und ihn zu dem geformt hatten, was er nun war, der dienenden Hülle einen Wert verliehen hatten, den er in jungen Jahren nicht hätte bemessen können. Nun war die Hülle schwach, doch sein Wille war stark.

Er machte sich einmal mehr auf den Weg unter Deck, zur Kajüte des Kapitäns. Ein eckiges Glas mit ölig golden glänzender Flüssigkeit erwartete ihn, der Kapitän über einigen Karten sitzend bedeutete ihm lediglich, sich zu setzen.

»Erzählt mir über eur’n Gott, Hochwürd’n. Über das, was euch dazu gebracht hat, euer Leben in sein’n Dienst zu stell’n. Und trinkt.. Brah, was ein Teufelszeug, aber das Beste was hier auf dem Schiff zu krieg’n ist! Wenn'er wieder auf'er verdammten Insel seid, werdet'er selten genug dazu kommen, Euch ordentlich ein'n hinter'e Binde zu kippen, harhar!«

Und so nahm ein weiterer Abend seinen Anfang, der bis in tiefste Nacht reichen sollte.

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 Betreff des Beitrags: Re: Schicksal - Das Possenspiel der Götter
BeitragVerfasst: 19.11.10, 12:38 
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Wandeltag, der 2. Seker


Es war ein gutes Gespräch gewesen. Das erste, das er seit Tagen geführt hatte mit einem offenen Geist, der weder von Ehrfurcht noch von Misstrauen gezeichnet war. Und doch konnte er diesen einen Satz nicht vergessen. Die letzte Schlacht. Jener Tag, an dem Maynagh an des Herren statt in die letzte Schlacht ziehen würde mit den Heerscharen des Lichtes in seinem Rücken, um ein für alle Mal die Dunkelheit zu bezwingen, die Tare von jeher bedroht.

„Was kommt danach, Hochwürden?“ - Eine im ersten Moment nahezu rhetorische Frage. Es war das Ende eines Zeitalters und der Anfang einer neuen, viergoettergefälligen Ära. Unzählige Male hatte er von der letzten Schlacht geträumt. Hatte auf seinen Reisen davon gepredigt und Gläubigen kurz vor einer Schlacht neuen Mut gemacht, durch zu halten und bereit zu sein, niemals auf zu geben und den Glauben nicht zu verlieren, auf dass die Viere dieses erkennen würden und in der letzten Schlacht ein weiteres, und sei es noch so kleines Zahnrad seine vorherbestimmte Rolle einnehmen würde in dem großen Ganzen. Er hatte die Niederhöllen gesehen, hatte Gehörten von Angesicht zu Angesicht gegenüber gestanden. Und über die Jahre so viele Schlachten gesehen, dass er sich einmal mehr Älter vorkam, als er in Wirklichkeit war.

„Was kommt danach?“ - Hatte er sich wirklich jemals mit dieser Frage beschäftigt? Er vermochte es nicht zu sagen. Insgeheim wusste er, dass er sich diese Frage niemals gestellt hatte. Denn ganz gleich wie Herrlich, wie Vollkommen und von Glückseligkeit geprägt jene neue, bessere Ära sein würde. Für ihn war sie das Ende dessen, wofür er Lebte. Und er wusste und fühlte, dass für ihn in dieser Ära kein Platz mehr sein würde. Er war ein Kind von Blut und Stahl, für die Schlacht geboren. Er diente aus ganzem Herzen und ohne mit dem Schicksal zu hadern, dass sein Gott ihm auferlegt hatte. Wo der Herr ihn zu sehen wünschte, dahin ging er. Und wenn der Herr ihm in jener Ära zu verweilen befahl, so würde er sich diesem Wunsch niemals widersetzen. Und doch war diese Zeit nichts, wonach er sich sehnte. Er lebte für das hier und jetzt. Er sah sich als Wegbereiter, als Diener und auch als Führer von jenen, die mit ihm gemeinsam dem Weg der viergoettergefälligen Vorhersehnung folgten.

„Was kommt danach?“ - Glückseligkeit. Diese einfache Antwort war es, die ihm dazu einfiel. Nicht für sich. Doch für jene, die Standhaft geblieben waren. Für jene, die sich durch ihr Blut und ihren Schweiß, durch ihre Tränen und durch ihren ungebrochenen Glauben das verdienten, wofür er seit so vielen Jahren kämpfte: Ein den Vieren gefälliges Leben. Ein den Vieren gefälliges Zeitalter. Ein Zeitalter, in dem nicht jeder von Verlusten zu klagen hatte. In dem die erbrachten Opfer sich auszahlen würden, für alles und jeden. Er war lange genug ein Teil der heiligen Inquisition gewesen um zu wissen, dass für viele dieser Umbruch auch das Ende bedeuten würde. Unzählige. Freunde, Bekannte, Brüder und Schwestern, die auseinander gerissen würden, wenn das letzte Gericht vollzogen worden war. Er wusste, wie schwach der menschliche Geist war, wusste wie Anfällig er werden konnte für die Einflüsterungen des Ungenannten. Und hatte es am eigenen Leib erfahren, unzählige Male, bis hin zu jener einen Erinnerung, die er so lange Verdrängt hatte. Xian. Der Tod eines Bruders, der zum Verräter geworden war. Eines Schwertes, das seine Schärfe verloren hatte und sich schließlich vom Licht abwandte.
Hier saß er nun, in der hintersten Reihe eines Schreins. Und ein Gefühl von gähnender Leere durchflutete ihn für einen kurzen Moment, ehe er den Blick in Richtung des vor ihm stehenden Altares anhob. Er lächelte. Er fühlte, wie die Leere sich erneut füllte mit Liebe, mit Sicherheit, mit Gewissheit. Und er dankte seinem Herren, ein ums andere Mal. Doch dann.. Wie ein Nadelstich erklang die Stimme aus seinen Erinnerungen wieder in seinem Kopf.

„Was kommt danach?“ - Er wusste es nicht. Vielleicht würde er weniger mit dem Schicksal hadern, mit Ihr an seiner Seite in jener kommenden Ära.

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 Betreff des Beitrags: Re: Schicksal - Das Possenspiel der Götter
BeitragVerfasst: 19.11.10, 14:25 
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Vierentag, der 11. Seker im Jahr 21 nach Hilgorad


Es war ein ganz normaler Ausritt gewesen. Bis zu dem Moment, als er das Knacken und Knarzen aus dem Stall hörte. Das kratzen von unzähligen Krallen an den hölzernen Wänden. Das Jaulen und Heulen, zeugend von Panik und Wut. Von Angst. Er war nicht der Erste, der an dem Stall ankam. Ein junger Krieger war zugegen, der immer wieder durch den von Ranken versperrten Eingang stieß und die Tiere nur noch weiter aufstachelte. Zorn flammte in seinem geschundenen Körper auf. Er spürte, wie ein lange in ihm verborgener Teil seiner Selbst wieder erwachte, grollend, wütend, versuchend zu Schützen, was ihm so ähnlich war.

Er dachte an Ryn, den jungen Wolfs-Welpen, den er vor Jahren bei sich aufgenommen hatte. Ein verletztes Tier, das ein Jäger wohl angeschossen hatte ob seines begehrten Fells. Höhlenwolf-Fell. Er seufzte. Und nun stand er hier, vor dem Stall am Nordtor von Falkensee. Und gut zwei Dutzend Wölfe waren in diesem eingesperrt, gemeinsam mit einem Baumähnlichen Wesen, dass zu wachsen schien und mit seinen armähnlichen Ästen nach allem zu greifen schien, was sich ihm näherte. Er konnte keinerlei dämonische Präsenz spüren, keinerlei Einfluss des Ungenannten. Sein Blick wanderte herum. Sollte er einfach zuschauen, wie die Wölfe durch den wütenden Krieger niedergemetzelt wurden? Sollte er den Schwertschwinger einfach selbst außer Gefecht setzen, um die Tiere zu schützen? Oder gab es eine andere Möglichkeit, die Tiere zu retten und dieses Baumwesen zu bezwingen?

Eine Elfe schritt den Weg entlang in Richtung der Stadt. Die weiße Robe ordentlich und gepflegt, ein Stecken in ihrer Hand wie ihn Magier zuweilen trugen. Er schickte den jungen Mann zu der Elfe, um diese um Hilfe zu bitten. Das Baumwesen wuchs weiter, durchbrach die Decke des Stalles und das Heulen der Wölfe schien ihn zu lähmen. Das Gift in seinem Körper gewann scheinbar an Gewalt über ihn, alles in ihm lehnte sich dagegen auf. Der Schild an seinem Arm war schwer. Er war es nicht mehr gewohnt, dies Rüstzeug zu tragen. War noch nicht stark genug, für derartige Angelegenheiten. Zorn. Mit klarer Stimme rief er seinen Herren an, um Hilfe bittend und trat durch die Ranken, einige nach ihm greifende Äste sauber abtrennend ehe sich wie aus dem Nichts eine flammende Kugel bildete und gegen den Schild prallte. Feuer breitete sich auf dem Heu aus, die Wölfe jaulten und griffen ihrerseits alles an, was in ihrer Nähe war. Das Baumwesen. Ihn. Und aus weiter ferne hörte er ein garstiges Kichern, wie aus einer unschuldigen Mädchenkehle und doch von Bösartigkeit beseelt, dass es ihn vor Zorn erbeben ließ. Dieses Kichern. Das Wesen, das dieses Kichern ausstieß, war der Grund für all das hier.

Derweil war die Elfe eingetroffen und zerstörte die Ranken, so dass die Wölfe aus dem Stall fliehen konnten und doch zu sehr von Panik ergriffen waren, um sich einfach in den Wald zurück zu ziehen. Sie griffen die Elfe an. Der Krieger hieb auf die Tiere ein, mit sorglosen Bewegungen durchtrennte er die Sehnen der Tiere, tötete sie ohne sonderliche Kampfkunst. Erneut spürte der Götterdiener die Hilflosigkeit, während seine Arme schwerer und schwerer wurden. Dann löste sich das Baumwesen vor ihm auf, ging ein als hätte man es seiner Materiellen Hülle beraubt. Die Elfe stand hinter ihm, die Spitze ihres Stabes glühte silbern, leuchtete den Stall aus und ließ inmitten der wenigen Quadratmeter die ganze Verwüstung erkennen, die dort stattgefunden hatte. Glimmendes Heu, der beißende Geruch von Heu und Tieren in der Luft. Arkane Kraft verlieh der Elfe etwas machtvolles, wie sie mit ihrer wallenden, blonden Mähne dort stand. Die Züge ausdruckslos und doch von furchteinflößender Effizienz in ihren Handeln.

»Es hätte einen anderen Weg geben müssen. Dies hier zu verhindern. Die Tiere zu retten.«
»Hm? Sie sind wie ihr, Hochwürden. Niedere Diener, die einer mächtigeren Wesenheit dienen.«
»Ein Grund mehr, dass sie hätten verschont werden sollen.«

Er dachte zurück an das kurze Gespräch mit der Elfe. Niedere Wesen. Auf ihre Weise hatte sie Recht. Und bedachte man, welchen Volkes sie war, so hatte sie wohl eher das Recht derart mit ihm zu sprechen, als viele andere. Und dennoch schüttelte er immer wieder den Kopf über sich, über die Elfe, über all die Ereignisse des Nachmittags. Und nicht zuletzt über den Schwertschwinger, der die Wölfe wohl mehr aufgestachelt hatte als sonst zu irgendetwas Nütze gewesen war. So vieles auf diesem Eiland war nicht, wie es gemäß dem Willen der heiligen Viere sein sollte. So vieles.. Vielleicht zu vieles?

Noch zwei weitere Ställe wurden auf ähnliche Weise durch die Drei von den Ranken befreit, nahezu alle Wölfe die inmitten der Ställe gefangen waren, kamen zu Tode. Zähneknirschend und mit finsterer Miene betrat der Hochgeweihte am Abend den Schrein, gewandet in frische Kleider. Das Blut abgewaschen. Die Kratzer und Schnitte versorgt. Das leichte Ziehen und Brennen von versengter Haut an seinen Extremitäten. »Rotkehlchen« sei der Name der Kreatur, sagte ihm die Elfe schließlich. Bellum würde sie Strafen für ihre Taten. Und es wäre ihm nicht unrecht, wenn er derjenige sein würde, der diese Strafe über sie kommen ließe. Seufzend sank er vor dem Altar auf ein Knie. Schlug das Schwertkreuz. Und versank in düstere Gedanken von sterbenden Wölfen und seinem eigenen Tode.

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 Betreff des Beitrags: Re: Schicksal - Das Possenspiel der Götter
BeitragVerfasst: 9.12.10, 20:00 
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Während die weibliche Gestalt, die durch die Unmengen an Fell in die sie gehüllt war als solche nicht mehr erkenntlich war, den verschneiten Wegen folgte, drehten sich ihre Gedanken unaufhörlich im Kreis.
Alles falsch, bestimmt hatte er nichts begriffen von ihren wirren Reden. Es ihm einfach zeigen, sofort ohne vorherige Erklärung, wäre soviel einfacher gewesen. Wie sollte sie auch die richtigen Worte finden, um so etwas zu erklären? Aber andererseits … hatte sie selbst sich nicht immer gewünscht, man hätte ihr eine Wahl gelassen? Oder sie wenigsten auf das Vorbereitet, was sie bestimmt war zu werden?
Ein tiefer Seufzer durchfuhr den roten Pelzball, während er schon durch die Tore der Stadt schritt. Außer den Wachen die, ähnlich gekleidet wie sie, in der Kälte ausharrten, war niemand zu sehen, als der Weg sie schließlich zum Schrein der Vitama führte. Das Wetter hielt die Bewohner der Insel sehr viel effizienter im Griff, als alle Dämonen und Monster zusammen. Lies sich keiner von diesen abhalten, dauernd im Ödland herum zu wandern, traute sich indes niemand mehr vor die Tür, sobald auch nur eine Schneeflocke fiel.
Kauernd in einer Ecke, bereit für den Schlaf, hielt sie nun den Kelch in der Hand, in dem die drei Tropfen seines Blutes ruhten. Vorsichtig goss sie den roten Wein darüber und schwenkte den Kelch ganz sanft, bis der Wein sich mit dem Blut verband.
Das hier würde keine Erklärung darstellen können, das war ihr klar, früher oder später würde sie erklärende Worte finden müssen, jedoch konnte dies hier ihm zumindest zeigen, was aus ihm werden würde.
Sie verzog das Gesicht, als sie auf den Kelch blickte, ehe sie ihn, mit nur einem einzigen Schluck, restlos leerte.
Versteckter Inhalt bzw. Spoiler :
„Ich bin wieder da!“, hell und perlend, von unbändiger Freude und Lebensmut erfüllt, drang ein lautes Lachen durch die endlosen Weiten, lange zu hören eh man Ihrer gewahr wurde. Jenem Wesens, das scheinbar geformt wurde aus Wind, dessen Gedanken dabei auf dem Antlitz eines Frauenkörpers lagen, durchscheinend und sich stetig verändernd, ruhelos umherfliegend.
Laut lachend flog die Gestalt um die purpurnen Zelte herum, die auf der wie gemalt wirkenden grünen Wiese standen, die sich zu den Füßen des Riesigen Baumes erstreckte, der den Mittelpunkt dieses endlosen Raumes bildete. In weiten Kreisen mit ausgebreiteten Armen fliegt sie um den Stamm herum, der aus edlen dunklem Holz besteht und dabei wie von Gold durchzogen zu sein scheint. Höher und höher, hinauf zu dem dichten Blattwerk von dunklen, satten Grün ... Lichtfunken, wirkend wie winzige Glühkäfer, erregen ihre Aufmerksamkeit und suchend wandert ihr Blick hin und her. Vorsichtig umfasst sie einen der Funken und lauscht dem leisen Flüstern, das um jeden dieser Funken herum zu hören, ist, ehe sie ihn wieder frei herum fliegen lässt.
„Wo bist du?“, was nur wie ein Flüstern klingt, hallt dennoch über die endlose Weite des Blattwerkes und für einen Moment erzittern die Funken, ehe sie sachte weiter um den Baum herum schweben. Nur ein einziger von ihnen, lässt bei ihren Worten einen Herzschlag hören und verharrt an Ort und Stelle.
Was passiert mit Gefühlen, wenn ein Wesen keinen festen Körper besitzt? Bei dem Windwesen scheint es, als strahlen sie aus ihr heraus, offen und unverbergbar, das ganze Wesen erfassend und seinen Kern preisgebend. Sind sie es nun, die Gefühle die das Wesen in aller Offenheit preisgibt, die den Funken antreiben, von sich aus zu der Hand zu gleiten, die sie ihm entgegenstreckt?
Als er die Hand erreicht, legt sich eine zweite um ihn und lächelnd mustert das Windwesen den Funken. „Hab dich!“, gleißendes Licht erhellt ihn, für den Moment eines Herzschlags und doch ewig andauernd wirkend, ehe sie ihn zu ihren Hals hinführt, wo er sich verwandelt zu einer Kette mit einem funkelnden Stein.
Hell erklingt wieder ihr Lachen, während ein Federsturm um sie herum losbricht, sie erfasst und verwandelt. Wind wird zu Federn, Fleisch entsteht aus dem nichts und unter einem warmen Herzschlag, ruht die Kette nun am Hals eines Adlers, der langsam seine Kreise zieht und zu den purpurnen Zelten hin gleitet. Ohne anzuhalten fliegt er immer näher und schließlich direkt in eines der Zelte hinein, überschlägt sich dort und noch während dessen, verwandelt er sich wieder, diesmal in ein Frettchen das über bunte Teppiche und Kissen purzelt, ehe es vor ein paar grazilen Füßen zum halten kommt. Kurz geht der Blick umher, ehe es auf die nackten Schenkel der Frau springt, zu denen die Füße gehören und an ihr hinauf zu ihrer Schulter klettert. Jene lacht nur leise, beim Tun des Tieres, das sich nun an die Wange der Rothaarigen schmiegt, Zärtlichkeiten austauscht, ehe der unruhige Blick hin und her wandert und die Szenerie erfasst.
Das Zelt scheint innen von endloser Weite zu sein, geschmückte mit edelsten Stoffen, ob nun Gold durch wirkt und schwer, oder seidig und hauchdünn. Bunte Kissen in alle Farben liegen, herum, auf denen lachende, dunkelhäutige, nackte menschliche Wesen sitzen. Deren Körper genau wie der der Rothaarigen, auf deren Schulter das Frettchen sitzt, absolut makellos zu sein scheinen. Goldene Teller gefüllt mit erlesenen Obst und Naschwerk, stehen zusammen mit Karaffen voll edelsten Weinen auf grazilen Tischen und Gold und funkelnde Juwelen scheinen an jeder freien Stelle angebracht, in einer solch verschwenderischen Fülle, das wohl auf ganz Tare nicht genug zu finden wäre, um dieses Zelt auszustatten. Eine Weile beobachtet das Frettchen die Szenerie, während sich die Rothaarige mit Trauben füttern lässt, von einem schweigsamen, dunkelhäutigen Mann. Dann jedoch dreht es sich hin zu deren Ohr und flüstert ihn dieses, „Schwesterchen? Deine Träume … sind unglaublich … langweilig!“
Ein Knurren wie aus tiefster Kehle und während das Frettchen unter einem frechen Auflachen von ihr herabspringt, wandelt Sie sich im Bruchteil eines Gedankens in einen roten Wolf, der dem Frettchen nachjagt.Wieder erfüllt dieses freie, unbändige Lachen die Weiten, während das Zelt sich wie in einer Rauchwolke auflöst und die beiden plötzlich über eine riesige Eisfläche schlittern, auf der Windgeister herumtanzen. In wilder Jagd, hetzt der Wolf das Frettchen über den See, bis plötzlich Eis zu warmen Wasser wird und ein riesiger roter Fisch, nun nach dem Frettchen schnappt, das kurz orientierungslos herum paddelt, ehe es sich in einen Regenbogen-Farben Fisch verwandelt, der flink in die tiefen des Sees hinab gleitet.
Eine Tür an dessen tiefster Stelle, die sich von allein öffnet, zieht den bunten Fisch wie in einem Sog in sich hinein, und als jene sich schließt, hört man noch den lauten Knall, als scheinbar etwas dagegen prallt.
Ein Augenaufschlag ... eine Wandlung, noch während der Drehung weg von der Tür, wird der Fisch zu einer menschlichen Gestalt, klein, zierlich, dem Funken wohlbekannt, welche baren Fußes und völlig nackt nun über einen sorgsam angelegten Weg geht. Kurz dreht sie sich zurück und sieht zu dem riesigen Baum, an dessen haselnussbraunen Stamm Baumhäuser hängen und Treppen sich hinauf winden. Sie folgt dem Weg, der so, wie er im nichts begann nun auch im nichts endet und nahtlos übergeht zu einem Gebiet aus glühender Lava aus der Flammen hochschlagen. Ungerührt und ohne zu zögern, wandert sie durch diese hindurch, währen die Flammen um ihren Körper tanzen und sich zu einem roten Kleid formen, das sich trotz Windstille stetig zu bewegen scheint.
Eine Insel inmitten der Lava ist es, bei der sie halt macht und sich suchend umsieht. Die Hand streift über ein runenbesetztes Schild, welches auf den Amboss liegt, welcher in der Mitte der Insel steht. Ein Lächeln zeigt sich, traurig anmutend und nachdenklich und mit diesem scheint Ruhe einzukehren, in alles um sie herum. Während sie weitergeht, scheinen die Flammen und Lava wie eingefroren, als stände die Zeit für sie still.
Ewiges Eis nur einen Schritt entfernt von Lava … eine kleine Hütte aus Holz, die inmitten eines Schneesturmes zu stehen scheint. Hörbar knarrt die Tür, als sie sie hinter sich zuzieht und den Wind und die Kälte aussperrt. Warm und behaglich prasselt das Feuer in einem Kamin um den herum ein Lager aus Fellen behaglich aufgetürmt ist und in dem ein blonder Mann sitzt und zu lesen scheint. Auf Zehenspitzen schleicht sie sich an diesen heran und lugt über seine Schulter, hin zu dem Buch in seinen Händen. Leer die Seiten, bis zu jenen Moment, in dem seine Augen darüber gleiten, als würden sie in dem Moment geschrieben in dem sie gelesen werden.
Sanft streicht sie sein Haar zur Seite und haucht einen Kuss auf seine Schulter. „Herumtreiberin!“, leise lacht er auf und greift nach ihr, zieht sie in seine Arme und hält sie fest umschlungen. Zärtlichkeiten werden ausgetauscht, Wortspiele, Neckereien, ehe sie in seinen Armen zur Ruhe zu kommt.Und während ihr Blick auf dem Kaminfeuer ruht, streicht er sachte über die funkelnde Halskette. Der Blick mag erst wirken, ehe er die Mundwinkel zu einem Lächeln verzieht und lautlos formt sein Geist die Worte: “Willkommen … Bruder.“.

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 Betreff des Beitrags: Re: Schicksal - Das Possenspiel der Götter
BeitragVerfasst: 13.12.10, 19:11 
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Felatag, der 12. Sekar im Jahr 21 nach Hilgorad


Es war lange her, dass er die Kälte auf eine derart beißende Art und Weise gespürt hatte. Doch es war ein gutes Gefühl. Es beruhigte seinen Geist. Ließ den Zorn langsam taub werden in dem Maße, in dem auch seine Finger taub wurden, die Muskeln seiner Arme zu zucken begannen, unkontrolliert ob der Kälte.

Reglos kniete der Mann auf der gefrorenen Erde vor dem Schrein, auf der steinernen Bank neben ihm sorgsam gefaltet Hemd und Weste, sowie der schwere, silberne Umhang mit den Insignien eines Hochgeweihten Bellums. Die gesegnete Klinge vor ihm aufrecht ins Erdreich gerammt, das Heft des Schwertes auf Höhe seiner Stirn. Nicht weit von ihm entfernt fand der Ritterschlag von Lennard Lichtenfels statt, einem jungen Sire der Ritterschaft der Sieben Winde. Einer der wenigen Lichtblicke dieses Tages. Er war zwar Jung – Bellum, so jung – Doch die Ritterschaft konnte jedes Schwert brauchen, das Treu und im Dienst an seiner Majestät, den Vieren und dem gemeinen Volke geschwungen wurde.

Zu viele Ereignisse an einem Abend, in den vergangenen Tagen. Er spürte, dass er nahe an der Grenze seiner Kräfte war. Zu atmen, zu laufen, nach Außen hin zu sein, was er sein musste. All dies kostete Kraft, die er nicht hatte. Nicht nutzen konnte, um sich zu kurieren und Gesund zu werden.

Kälte. Die Gedanken an die wirren Träume ließen nach, die ihn so sehr beschäftigt hatten die letzten Tage. Erinnerungen, an vergangene Schwertbrüder. Er wusste, wem er diese Träume zu verdanken hatte. Er wusste aber nicht, was es damit auf sich hatte. Warum er sie hatte, obwohl er sonst nie träumte, erstrecht nicht auf diese Weise. So viele Fragen, die ihm auf der Zunge lagen. Er dachte an die Wacht, die Machenschaften der Sammler und die junge Frau, die ihn am heutigen Abend so sehr in Rage gebracht hatte. An Marion, die nicht zu verstehen schien, warum ihr Verhalten nicht angemessen gewesen war. War auch sie zu Jung für die Wacht dort, am Wall? Zuvor hatte er mit ihr gesprochen. Sie hatte einen vernünftigen Eindruck gemacht. Doch anscheinend hatte er sich getäuscht.. Und dann war da noch Sie, mit ihrem Verhalten, ihrer Art, die ihn ein um's andere Mal unverständig zurück ließ. Er konnte nicht sagen, ob es ihre Ausbildung war, ihre Erziehung oder einfach nur das, was dies Eiland aus ihr geformt hatte..

Er spürte, wie die Gedanken langsam in die Ferne rückten, während mit abgedämpfter Stimme seine Worte weiter in Richtung des Schreines gesprochen wurden. Er betete, während seine chaotischen Gedanken nach und nach versiegten, nichts als demütige Ergebenheit zurück bleibend gegenüber Jenem, an den die Worte gerichtet waren. Von seinen Sorgen kündend, um die Insel, um die Ordensbrüder, um ihrer Fehler und ihrer fehlenden Scham, diese einzugestehen. So lange Zeit war er im Norland gewesen, hatte dort an der Grenze gedient. Doch hier und jetzt fror er, spürte wie die Kälte langsam seine Glieder erstarren ließ. Und er genoss das Gefühl und hieß es Willkommen.

Als er schließlich alles gesagt hatte, was gesagt werden musste. Als die Kälte schließlich ihren Tribut forderte und ihm gewahr wurde, wie seine Zähne aufeinander schlugen, alles an ihm fror und nach etwas Wärme verlangte, spürte er es. Kaum mehr als eine Vorahnung, die doch im selben Moment etwas in ihm erwachen ließ, mehr animalisch und von Instinkten geleitet, als dass er genau hätte zuordnen können, was es war. Langsam versuchte er sich auf zu richten, doch sein Körper versagte ihm den Dienst. Hinter ihm hörte er die leisen, raschelnden Bewegungen von Füßen auf der eisigen Erde. Und mehr noch als er es hörte, SPÜRTE er es. Eine finstere Präsenz, die ihm so nah war, dass er beinahe ihren Atem in seinem Nacken zu spüren glaubte. Erneut versuchte er, sich aufzurichten.

Etwas in ihm sich lehnte sich gegen die Kälte auf, gegen die Erstarrung in seinen Gliedern, rebellierend gegen die Schwäche, die inmitten der gefrorenen Glieder einmal mehr ihre Klauen nach ihm ausstreckte und ihn zu Boden zwingen wollte, zum Stillstand, zum Tod. Dann hörte er die Stimme, leise, melodisch und doch voller Missklang, als wären es zwei Kehlen die aus ihr sprechen würden und die Worte zu einer chaotischen Melodie verweben würden.

»Veychel hat Zwietracht gespürt, nicht weit von hier..«

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 Betreff des Beitrags: Re: Schicksal - Das Possenspiel der Götter
BeitragVerfasst: 16.12.10, 15:16 
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Klar und Hell funkeln die Sterne am tiefblauen, klaren Nachthimmel. Wie ein Monument der Ewigkeit thront der riesige Baum inmitten dieses endlosen Himmels, scheint dabei lautlos zu pulsieren und Kraft zu verströmen, hinauf zu den Blättern von phosphoreszierendem Grün, die sich lautlos im Wind sanft hin und her bewegen.
Majestätische Stille herrscht in diesen endlosen Weiten, die auch die zwei Gestalten nicht brechen, die sich am Fuße des Baumes befinden.
Auf der einen Seite, sitzend in einem Sessel der ein einziges großes ,weiches, dunkelblaues Kissen zu sein scheint, eine zierliche Frau. Goldenes Haar fliest förmlich über ihre Schultern und bildet, zusammen mit der hellen Haut, einen starken Kontrast zu der blauschwarzen Robe die sie trägt. Schlichte Eleganz geht von ihr aus, die keines Schmuckes bedarf. Ihr Blick, aus dunkelbraunen Augen, ruht auf der Frau ihr gegenüber. Jene deren Hülle ihr gleicht wie ein Ei dem anderen und doch gänzlich anders erscheint.
Goldene Kissen bilden den Sitzplatz jener dunkelhäutigen Frau, deren blauschwarzes Haar in wilden Locken über ihre Schultern fällt. Aus flüssiger Bernstein scheint deren Kleid zu sein und, wie der goldene Schmuck den jene trägt, dazu da zu sein scheint, sie wie ein lebendes Schmuckstück wirken zu lassen. Graue Augen blicken nachdenklich vor sich auf den schwebenden Tisch, der zwischen den beiden steht und ein Schachbrett trägt.
Während die Figuren sich auf jenem, wie von Geisterhand bewegen, scheinen die beiden Frauen wortlose Gedanken auszutauschen. Und so weicht bei der Blonden, nach einer Weile, der Ausdruck der Nachdenklichkeit, einem wissenden Lächeln und sie blickt hinab zu ihrer Seite.
Eine kleine Hauskatze erscheint aus der Dunkelheit, sieht zu ihr hinauf und springt auf ihren Schoß. Und während sie lächelnd nun hin zu der Dunkelhaarigen blickt, weicht auf deren Gesicht, der fragende Ausdruck einem Verstehenden und letztendlich einem offenen Lächeln.
Als gäbe es keinerlei Schwerkraft die sie hier bindet, gleitet der Körper der Dunkelhaarigen lautlos aus den Kissen und schwebt hin zu ihrem gegenüber. Ein zarter Kuss auf die Wange der Blonden, Augen die Dankbarkeit zeigen, sehe jene an, ehe sich die Gestalt der Dunkelhaarigen in Nebelschwaden auf zu lösen scheint, die sich nach und nach verflüchtigen …

Zitat:
Ein tiefes wohliges Schnurren erfüllt alles. Bildet einen beruhigenden, trägen Chor der Entspannung zusammen mit dem leise prasselnden Kaminfeuer. Langsam formt sich ein Bild zu jenen Lauten. Ein dicker großer Kater ist es, der vor einem Kamin ruht. Neben ihm steht eine Schale Milch und eine mit Fleisch. Ab und an sieht man das Kater-Pfötchen wie träumend zucken, während eine zarte Frauenhand sachte sein Fell krault. Entspannende, ruhige Wärme breitet sich nach und nach überall aus ….

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 Betreff des Beitrags: Re: Schicksal - Das Possenspiel der Götter
BeitragVerfasst: 16.12.10, 21:38 
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Vierentag, 16. Sekar 21 nach Hilgorad


Als er die Augen öffnete, kniete er noch immer vor dem Altar. Er hatte geschlafen, wie es schien. Auch wenn er wusste, dass es nicht lange gewesen sein konnte. Lange Stunden hatte er vor dem Altar verweilt und gebetet, bis tief in die Nacht hinein. Der heutige Tag würde schwer werden, wenn seine Ahnung ihn nicht trügte. Das Gehörte hatte ihn schwer beunruhigt, die Unvernunft eines einzelnen Mannes, auf den er mit so viel gutem Willen eingeredet hatte. Jedes Wort - Umsonst? Hatte er die Augen davor verschlossen und war wider besseren Gewissens in diese Misere gestiefelt, oder hatte er einfach nicht die rechten Worte gefunden, um ihn davon abzuhalten? Oder war es der einzige Weg, blind in Sorge das zu tun, was man von ihm verlangte. War es einfach nur »menschlich«, was er getan hatte? Wie würde er selbst reagieren, wenn es um Sie ging? Er lächelte, ein freudloses Lächeln. Er wusste nicht, wieviel von dieser »Menschlichkeit« noch in ihm war. Aber es spielte jetzt auch keine Rolle.

Ein leises Knurren kam über seine Lippen. Als er sich erhob, fühlte er einen kurzen Moment keinen Schmerz. Keine Schwere. Das Gebet hatte ihm neue Kraft geschenkt, die seltsamen Träume die ihn auch heute Nacht wieder heimgesucht hatten, waren gleichermaßen angenehm gewesen, wie sie ihn nach dem Aufwachen in sachter Verwirrung zurückließen. Katzen vor dem Kamin. Er musste erneut kurz lächeln. Als er die Schultern durchdrückte und sein Blick sich vollends klärte, kehrte auch die gewohnte Last zurück, die ihn seit so vielen Zyklen begleitete. Etwas, das an seinen Armen zog, seine Beine schwer machte. Verdammtes Gift! Ein um's andere Mal verfluchte er seine Leichtsinnigkeit und dankte im selben Atemzug den Vieren, dass er noch am Leben war. Er dankte es ihnen, doch nicht voller Aufrichtigkeit. Wäre er eingangen in seine Hallen in dieser Nacht, müsste er nicht so viele Abende darüber grübeln, wie er auf diesem Eiland weiter machen sollte. Ohne Anaih. Ohne Leomar. Ohne alle, die er Brüder genannt hatte.

Heute würde er sehen, wieviel er noch ausrichten konnte. Allein, nur mit ihnen im Geiste. Wieviel von seiner einstigen Kraft noch in ihm schlummerte. Er hatte sich gestärkt in der Nacht, im Gebet. Er hatte versucht, sich auf etwas Vorzubereiten, von dem er nicht wusste, was es sein würde. Doch eines war sicher: Der Herr war an seiner Seite. Und es würde verdammt nochmal mehr brauchen, als einen niederen Dämon oder sonst eine unwürdige, verlorene Seele, um ihn aufzuhalten..

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 Betreff des Beitrags: Re: Schicksal - Das Possenspiel der Götter
BeitragVerfasst: 17.12.10, 11:15 
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Endtag, 17. Sekar 21 nach Hilgorad

Reglos mag seit letzter Nacht in der Kapelle zu Brandenstein der Körper eines Mannes liegen. Eine zerschlissene, rote Robe neben ihm, kaum mehr als ein Fetzen. An dem Oberkörper des Mannes mag man diverse Schnittwunden wiederfinden. Das Gesicht leichenblass, kaum ein Zeichen von Leben darauf zu finden, nur sehr, sehr schwach der Atem gehend, wenn überhaupt. Das Gesicht blutverkrustet von einem gut drei Finger breiten Schnitt in seinem Gesicht. Hier und da laienhaft angelegte Verbände oder die ölig glänzenden Überreste von über den Wunden ausgeleerten Heiltränken. Alles in allem das Bild eines zerstörten Körpers, eines bezwungenen Mannes.

.. Er war zu schwach gewesen.

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BeitragVerfasst: 19.12.10, 00:58 
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Der Geruch von Stroh und Heu umgab mich in dieser Nacht. Ich hatte die Tiere vom Pass geholt und sie alle in den Stall der Seeschlange gebracht. Sie abgesattelt, gestriegelt und gefüttert. Erschöpft sank ich an der Wand herab und betrachtete den Verband an meinem Bein.
Ich hoffte nur, dass mit der Wunde von dem verdorbenen Schwert nichts schlimmeres geschehen würde. Bislang verhielt sie sich für eine recht tiefe, glatte Schnittwunde normal.
Trotz meiner Müdigkeit stemmte ich mich wieder hoch, nahm noch einige zusätzliche Verbände und saubere Tücher aus einer der Satteltaschen und ging zum Tempel zurück.
Der Hochgeweihte Delany lag noch immer unverändert, auf einige Kissen gebettet, am Boden.
Sorgsam breitete ich die mitgebrachten Sachen neben ihm aus. Zwei Phiolen mit Flüssigkeit. Bandagen, Auflagen, Tücher, einen Topf mit Wasser, ein Ledermäppchen.
Ich wusste, es würde durch meinen Schlafmangel nicht besser werden, doch es war niemand da und nun oblag es meiner Verantwortung ihn weiter zu versorgen.
Das Wasser war schnell auf einem der Feuerbecken zum Kochen gebracht, die Nadeln aus dem Mäppchen darin gereinigt und ebenso das Garn abgekocht.




Im Tempel der Viere in Brandenstein sieht man eine blonde Frau in Hosen und einfacher Tunika. Sie ist über einen übel zugerichtet aussehenden Mann gebeugt, der offenbar verletzt am Boden liegt und auf den ersten Blick nicht sehr lebendig erscheint. Man kann beobachten wie sie die Wunden des Mannes auswäscht. Der Kenner merkt, dass sie dabei äußerst genau darauf achtet jedes Mal neues Wasser und neue Tücher zu nutzen.



Für einen Moment trete ich hinaus. Frische Luft des Morsans atmen. Wieder wacher werden. Ich wusste, ich würde nun mehr als nur etwas Konzentration brauchen. Natürlich hatte ich schon hunderte, gar tausende Wunden genäht. Kleinere, größere... aber ebenso wusste ich, dass es jemand anderes um einiges besser machen könnte. Aber es war niemand da.
Ich ging wieder hinein, deutlich wacher und meine Hände hatte auch aufgehört zu zittern.
Die Nadel glitt mühelos durch seine Haut. Ich schob den Gedanken bei Seite, dass er ein Hochgeweihter Bellums war. Dies mir dauernd vor Augen zu führen hätte mich nur nervös gemacht. Somit deutlich gefasster kümmerte ich mich um die größeren Wunden.
Narben würden bleiben, aber er würde nicht verbluten und dank der Tinkturen würde sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch nichts entzünden.




Einige Stunden später ist der liegende Mann Verbunden und in einen dicken Fellumhang gehüllt. Die Frau an seiner Seite kniet am Boden, das Haupt zu einem Gebet gesenkt. Ihre Worte erfüllen den Tempel noch bis spät in die Nacht. Irgendwann sinkt sie im Sitzen in sich zusammen, die Augen sind ihr zugefallen. Offenbar ist sie vor Erschöpfung eingeschlafen.
Am nächsten Morgen jedoch sieht man sie schon wieder beten. Immer wieder wechselt sie die Verbände und säubert die Wunden des Mannes. Wickelt ihn warm in eine Decke oder kühlt seine Stirn mit einem Tuch.
Und dort findet man sie immer noch.


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 Betreff des Beitrags: Re: Schicksal - Das Possenspiel der Götter
BeitragVerfasst: 21.12.10, 13:56 
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Wandeltag, 21. Sekar 21 nach Hilgorad


Noch immer lag der reglose Körper in der Kapelle zu Brandenstein. Inzwischen jedoch hatten sich einige zusätzliche Menschen an seiner Krankenstatt eingefunden, die ihm durch ihre Anwesenheit versuchten, neue Kraft zu schenken. Die junge, blonde Frau war nach fünf Tagen an seiner Seite vollkommen übermüdet. Sie hatte mit stoischer Hingabe seine Verbände gewechselt, die Wunden wieder und wieder überprüft und ausgewaschen, was nicht aussah, wie es sollte. Der Kopf des Mannes ruhte inzwischen auf den Knien einer weiteren Frau mit langer, schwarzer Lockenpracht. Auf seinem Bauch ein kleines Frettchen, dass allerdings zwischenzeitlich immer wieder seltsam zu flackern begann, als könne es seine Konturen nicht so einfach aufrecht erhalten – Offensichtlich ein Geisterwesen. Betrachtete man es länger, konnte man dennoch den Eindruck bekommen, als würde das leise schnatternd-schnarchende Wesen auf dem Bauch des Mannes aus echtem Fleisch und Blut sein. Und nicht zuletzt ein älterer Mann gleichermaßen noch im Schrein, den silbrigen Umhang eines Anwärters des Ordens vom heiligen Schwerte eng um sich geschlungen, zuweilen in Gespräche mit der Schwarzhaarigen vertieft, zuweilen im Gebet, doch stets dort und stets mit einem wachsamen Auge auf den Liegenden.

Dieser verweilte allerdings auch nach fünf Tagen noch immer vollkommen ohne Bewusstsein, wie es schien. Auch wenn er hin und wieder den Anschein erweckte, als würde er mit seltsamer Empfindlichkeit auf die Emotionen, auf die Menschen um sich reagieren, war er doch weit, weit weg, wie es schien. Träumte.
Versteckter Inhalt bzw. Spoiler :
Dämmerung eines neuen Tages. Eine verschneite Szenerie in einer dennoch seltsam vertraut, wie absurd anmutenden Landschaft. Bäume, von friedlichem Weiß bedeckt. Sachte Hügel. Und dennoch durchzogen das Bild von Kratern, die nicht in das Landschaftsbild zu passen scheinen. Feuriger Lichtschein aus diesen Kratern hervor dringend. Weit über der Szenerie ein Raubvogel fliegend, ein Falke, ein anmutiges Tier, über allem stehend mit wachsamem Blick über die Landschaft blickend. Dann durchzieht ein weiterer Krater die Landschaft, eine hässliche, schwarze, schwerende Narbe ins Land reißend, aus welcher ein seltsam in Form gegossen wirkender Schatten empor steigt, wie eine finstere Hand die ihre Klauen nach dem Tier ausstreckt. Lange verfolgen die Fänge das Tier, während dieses weiter über der Szenerie kreist, dann erreichen sie es, fangen es, zwängen es auf den Boden hernieder und es scheint verschwunden für einen kurzen Moment, ehe aus dem Dunkel eine seltsam unnatürlich wirkende Kreatur empor steigt, an einen Bären erinnernd, doch durchzogen von wuchernden Abnormitäten, Muskeln wo sie nicht hingehören, die Augen rotunterlaufen, von einem Glühen erfüllt dass offensichtlich dämonischer Natur zu sein scheint. Der schwarze Bär durchstreift nun das Landschaftsbild, einen dunklen Pfad von verbrannter Erde, von Tod hinter sich her ziehend inmitten der zuvor so friedlichen Schneelandschaft.

Am Fuße eines großen Baumes ruht indes ein zweites Tier, ein Wolf, früher wohl ein majestätisches Tier, das Fell gleichermaßen schwarz, doch von glänzender Farbe. Dennoch wirkt auch dieses Tier nicht vollends gesund, als würde es durch irgendetwas in seine Schranken gewiesen. Dennoch. Während sich der schwarze Bär dem Baum nähert, kommt der Wolf auf die Läufe und rennt mit flinken Bewegungen in dessen Richtung. Worte, Laute, Melodien die ausgetauscht werden, ein in den Weiten dennoch tonloser Disput und schließlich weicht der Wolf zurück, die zuvor wachsam auf den Bären gerichteten Augen nun vollends von Argwohn, von lauernder Bereitschaft erfüllt. Nur einen Moment später prescht der Bär vor, mit der gewaltigen Pranke nach dem Wolf schlagend, welcher offenkundig zu langsam ist, um auszuweichen. Unter einem verzerrten Aufjaulen donnert die Pranke gegen den schmaleren Körper, ihn durch die Schneelandschaft schmeißend wie eine Schneeflocke. Ein kurzer Moment der Besinnungslosigkeit. Dann ist das Tier wieder auf den Beinen, die Züge nun wild, wie es seiner Natur entspricht. Wieder greift es an. Versucht seine Wendigkeit zu nutzen, um den Bären herum springend, der Versuch ihn in den Nacken zu beißen – Misslingt. Das Ringen der beiden Tiere mag andauern, in dem Traum eine schiere Ewigkeit, immer wieder gezeichet von Fehlschlägen, von Scheitern, von Niederlagen, überwiegend für den Wolf.

Schließlich springt aus den Wipfeln des Baumes ein zweites Tier auf den Bären zu, die schlanke Gestalt einer Wildkatze, deutlich geringer an Größe und dennoch um einiges Schneller, um einiges Gewandter. Gemeinsam wird versucht den Bären zu bezwingen. Ein Kampf, der schiere Ewigkeiten anzudauern scheint. Und dennoch scheitern auch die beiden, bis schließlich die Pranke des Bären den Wolf mit unnatürlicher Kraft gegen einen der Bäume drückt, ein Brüllen aus dessen Kehle erklingend, gepeinigt und wie im Wahn. Der Wolf wehrt sich noch einen Moment, dann sinkt er zusammen, das Leben aus seinem Körper weichend und der Traum verdunkelt sich, der Schnee sich rötlich färbend wie ein Meer aus Blut und ein letztes, schrilles Jaulen aus der Kehle des zuvor so standhaften Tieres erklingt in die Weiten der Traumlandschaft, wieder und wieder von einem nicht endenden Echo zurück geworfen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Schicksal - Das Possenspiel der Götter
BeitragVerfasst: 21.12.10, 13:59 
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Wandeltag, 21. Sekar 21 nach Hilgorad


Herr Bellum!
Der Schwerter Klang ist verstummt, und gleich einem friedvollen Schatten erahnen wir Galtors Schwingen über uns.
Doch noch brennt dein heiliges Feuer in deinem Diener, noch hast du ihn nicht vor dich berufen.
In deinem Namen hat er gekämpft, in deine Hand hat er bereitwillig sein Leben gegeben.
Ob Siegreich oder nicht erhöht oder mindert nicht die Ehrenhaftigkeit dieser Tat.

Herr Bellum!
So wie du deinem Diener im seinem Kampf gegen seine und deine Feinde beigestanden hast,
so stehe ihm auch im Kampf gegen die Wunden bei, die diese ihm geschlagen haben.
So wie du ihm die Kraft gegeben hast, sich dem Kampf zu stellen und die Waffen mit dem Feind zu kreuzen,
so gib ihm auch die Kraft, mit deiner Schwester Hilfe den Weg ins Leben zurück zu finden.

Herr Bellum!
In deinem Namen kämpfen wir, nicht um unsrer Ehre willen, sondern dir zur Ehre und der Viere Kinder zum Schutz.
Noch viele Schlachten werden zu schlagen sein, bevor das Dunkel der Welt besiegt ist.
Noch oft werden deine Diener ausziehen, in deinem Namen gegen das Dunkel zu streiten.
Wie ein Feldherr die versprengten Truppen zu sammeln und zu neuem Mut zu führen vermag,
um nach verlustreichen Siegen oder schmerzhaften Niederlagen neue Kraft zu finden,
so gib auch diesem deinem Diener neue Kraft, um weiter dein Werk auf Tare zu vollbringen.

Ael!


Szenenwechsel. Zurück in der Kapelle. Das Gebet des Bellum-Anwärters schenkt ihm ein wenig Zuversicht. Die Stimme des Mannes erklingt ungewohnt fest, sicher inmitten der Kapelle, während alle Anwesenden mit stiller Bedachtheit lauschen, gemeinsam mit ihm beten. Und doch scheint es noch immer, als wäre zu viel von ihm in den Erinnerungen gefangen, an das Scheitern, an die Schwäche, an die Frage, warum der Bär so viel stärker gewesen war als er. Als wäre sein Körper zu geschwächt, durch den Blutverlust, durch die Schmach.

Die Züge einmal mehr friedlich wirkend, dass es fast scheinen könnte, als würde er lediglich schlafen. Doch die Verbände, die seinen Körper bedecken, die blutigen Verbände die neben ihm liegen, die Schalen mit frischem Wasser, blutigem Wasser, Brühe die ihm eingeflößt wurde und nicht zuletzt die fahle Haut wirken wenig gesund und lassen deutlich auf den Zustand des weiterhin Bewusstlosen schließen.

Und doch, als das Gebet verstummt, hebt sich der Brustkorb des Mannes, ein schweres, angestrengtes Atmen. Und während der Atem leise, rasselnd entweicht, klingt mit dem letzten bisschen Luft, dass aus seinen Lungen ströhmt, ein kaum hörbares, tonloses Flüstern über die spröden Lippen.

.. A .. el ..
[ooc: Das Gebet aus den Logs übernommen. War eins der schöneren, die ich in letzter Zeit gelesen habe, also wollte ich es mal unterbringen. Danke dafür. ;-) ]

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 Betreff des Beitrags: Re: Schicksal - Das Possenspiel der Götter
BeitragVerfasst: 24.12.10, 14:25 
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Endtag, 23. Sekar 21 nach Hilgorad


Der goldene Ring in seiner Hand war warm und vermittelte ihm ein Gefühl von Geborgenheit, ließ den pochenden Schmerz ein wenig in den Hintergrund rücken. Er war wach. Bei Bewusstsein. Er würde einmal mehr nicht in der Lage sein, sein Schwert zu schwingen. Doch er lebte; das allein war Grund genug, den Vieren zu danken.

Abwesend und erschöpft ruhte sein Blick auf der Reliquie vor ihm. Noch immer verweilte er in der Kapelle in Brandenstein. Zu schwach, um sie zu verlassen. Dankbar dachte er einen kurzen Moment an alle, die ihm zur Seite gestanden und sich um ihn gekümmert hatten. Dann kehrten seine Gedanken zu dem Schwert zurück, das vor der Reliquie ruhte. An alles, wofür es stand. An den Ring in seiner Hand und das Taschentuch, das teilweise durch ihn gezogen war.

Ein Possenspiel war es, fürwahr. Wie Recht sie mit diesen Worten damals gehabt hatte. Abwesend fuhr sein Daumen über das goldene Metall. Er wusste, dass die nahenden, finsteren Tage des Dunkeltiefes ihr nicht erlaubten, länger an seiner Seite zu verweilen. Er wusste, dass auch er nicht die Zeit haben würde, seinem Körper wirklich die Ruhe zu schenken, die er brauchte, um sich zu erholen. Einmal mehr würde er an seine Grenzen gehen müssen, um zu tun, was getan werden musste. Da zu sein, wo er gebraucht wurde und das Silber all dessen, wofür er stand, den Menschen neuerlich Hoffnung und Zuversicht schenken musste. So war es der Wille seines Herrn. So war es seine Pflicht. Sein Schicksal. Er betete, dass die Götter ihm einmal mehr die Stärke schenken würden, über die Schwäche seiner menschlichen Hülle hinaus zu wachsen und verkörpern zu können, was sie für ihn vorgesehen hatten.

»Ich bin hier, nun schlaf. Lifna wird dich empfangen, ihre Umarmung Dich in sanfte, ruhige Gefilde tragen, in welchen Du neue Kräfte zu sammeln vermagst. So wie ich über dich wachen werde.«

Er dachte an ihre Worte zurück. An das Gebet, dass er wie aus der Ferne hörte, nahezu mehr spürte als dass er es mit bekommen hätte. Nur Sekunden nach ihren Worten hatte sein Körper den verweigerten Schlaf eingefordert in dem Wissen um die Geborgenheit aus allem, was für ihn von Wert war und nun an seiner Seite. Als er erwacht war, war sie fort. Fort, aber nun doch wieder nicht. Ihr Schwert ruhte noch immer am Altar. Er würde es ihr zurück bringen müssen. Die Zeiten waren zu Unruhig, als dass sie ohne ihre Klinge über die Insel reiten sollte. Das Taschentuch und der Ring wären ausreichend gewesen, aber darüber würde er sich wohl an einem anderen Abend noch mit ihr unterhalten müssen.

Er dachte auch zurück an das Gefühl einer kleinen Ewigkeit, als sie es schließlich geschafft hatte, seinen Geist zurück zu rufen in diesen Körper. Er konnte nicht beschreiben, was es war. Doch es war ein seltsames Gefühl gewesen, als die Schwerelosigkeit der Träume schließlich wich und er erneut das Gewicht von allem spürte, was ihn an diese Sphäre band. Noch immer konnte er das Beben spüren, als das Leben in seine Hülle zurück gekehrt war. Ein Lächeln. Laz hatte auf ihre Weise sein Denken verändert, durch neue Erkenntnisse, neue Erfahrungen. Aber noch war es zum Glück nicht so weit gekommen, dass er vollkommen den Denkmustern des Volkes der Myten unterworfen war. Völlige Gefühllosigkeit. Kalte Emotionslosigkeit. Alles Dinge, die man ihm schon so oft vorgeworfen hatte. Doch als er an das Erste zurück dachte, was er gesehen hatte, nachdem er die Augen wieder aufgeschlagen hatte. An die besorgten, liebevoll verweinten Züge von .. Ihr .. wusste er, dass trotz der Bürde die ihm sein Weg auferlegt hatte, nichts von all diesen Vorwürfen so Wahr war, wie mancher es glauben wollte.

So lange hatte er geschlafen, sich ausgeruht und in seinen Träumen neue Kraft, neue Zuversicht gesucht. Gefunden. Doch nun war es an der Zeit, zurück zu kehren. Dank zu sagen, wem Dank gebührte. Und jenen zur Hand zu gehen, die sich für das Dunkeltief wappneten. Langsam richtete er sich auf, schwankend, unsicher auf den Beinen. Schmerzen, die seinen Körper durchfuhren, die in seinen Leib geschlagenen Wunden protestierend, zerrend. Doch er ignorierte den Schmerz, versuchte ihn mit seinem Willen klein zu halten, wie schon so viele Male zuvor. Und machte den ersten Schritt in Richtung der Kapellentüre, den Griff weiter fest um den Ring in seiner Hand geschlossen.

»Bellum, Herr, schenke mir Kraft. Und ich werde es Dir vergelten mit meinen Taten, in deinem Namen das richtige zu tun.«

.. nur wenige Stunden später mag die Kapelle aufgeräumt sein, die blutigen Verbände und Bandagen fort geräumt, wie auch die Schalen mit frischem Wasser und alles andere, was von seiner Krankenstatt gekündet hatte. Auch das Schwert vor dem Altar ist verschwunden.

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BeitragVerfasst: 25.12.10, 21:44 
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Geisterfrettchen

„Frettchen....“, wie das letzte ausklingen eines Echos hallte dieses eine Wort durch die Sphären, trieb wie getragen von sanften Wellen, hin zu dem kleinen Wesen, das vergnügt mit anderen Geistern herumtollte. Als wäre dies ein unwiderstehlicher Lockruf, eilte es hin zu der Stimme, der Stimme seiner liebsten Spielgefährtin, der Frau mit den sanften Händen.
Kleine Knopfaugen die aufleuchten und ein Körper der langsam Formen annahm, Strukturen bildeten sich, formten eine Illusion von Fell um den kleinen Geist herum.
Da war sie, sitzend bei zwei anderen ihrer Art! Flink kletterte das Frettchen an Ihr hinauf, wurde begrüßt von einem erfreuten Auflachen, vergrub sich unter ihren Haar, schmiegte sich an ihren Hals und schmuste sich an ihre Wange. Und da waren die sanften Hände, die hin zu ihm gingen und sanft über sein Fell kraulten.
Doch etwas war anders, denn in den Lachen klang eine Spur von Trauer und Sorge mit, die auch das Lachen nicht überdecken konnte. Neugierig betrachtete das Frettchen die Gefährtin und hörte plötzlich dieses laute Grollen. Hunger! Es war nur eine schwache Erinnerung, aber doch stark genug das es wusste, was dieses Grollen, von ihren Magen herkommend, bedeutete. So schnell wie es an ihr hinaufgeklettert war, sprang es nun hinab und sauste Quer durch den Raum, durch die Wand hin zu jenen seiner Art, deren Anwesenheit er spüren konnte, ganz in der Nähe. Durch eine weiteres Wand sprang es hindurch und sah sich, Auge in Auge einem anderen Frettchen gegenüber, ihm gleichend, doch im Gegensatz zu ihm, noch ein lebendes Wesen, das bis gerade eben gemütlich auf einem Kissen geruht hatte, nun aber aufgeregt das ihm unbekannte Frettchen begrüßte.
Was in den Ohren der Menschen nur wie aufgeregtes Schnattern klang, war ein freudiges Begrüßen, sich Bekanntmachen und Vortragen einer Bitte. Kurz darauf sprang der neue Freund hin zu seinem menschlichen Spielgefährten, lenkte dessen Aufmerksamkeit auf sich, um seinen Freund die Gelegenheit zu geben, sich mit dem Proviantbeutel, auf dem das Wort „Hilamos“ gestickt war, aus dem Staub zu machen.
Wie ein Blitz huschte das kleine Wesen zurück zu dem Haus in dem die Spielgefährtin wartete, wobei es sich als mühsam herausstellte, mit der ungewohnten Last, die er durch die Verschnürung die er im Maul hielt, mit sich schleifte, diesen Weg zu Bewältigen. Türen! Türen die sich erst öffneten, wenn er mit viel Schwung dagegen polterte, weil der Beutel einfach nicht wie er durch Wände mit wandern wollte. Und über den Liegenden Mann durfte es auch nicht wandern, wie der Drohend gehobenen Zeigefinger der Spielgefährtin ihm zeigte. Aber endlich brachte er die Beute zu ihr, wurde mit einem warmen Lachen empfangen und mit ausgiebigen Kraulen belohnt, während sie begann, etwas des gegarten Fleisches aus dem Beutel zu essen.
Doch irgendwie war da noch immer die Sorge in ihr zu spüren und als er ihren Blick folgte wurde ihm klar warum dem so war. Der ihrer Art, der da am Boden lag, schien verletzt und sein Geist in Unruhe und Verwirrung. Wie ein lautloser Fellblitz huschte es hin zu ihm, schnupperte an ihm und legte sich nah an dessen Ohr. „Sieh her, so musst du machen!", das leise Schnattern des Frettchen wurde mit warmen Lachen von seiner Gefährtin und des Behaarten ihrer Art der neben ihr saß quittiert, und so versuchte es weiter dem Verletzten zu zeigen, was er tun musste. „Wenn du schläfst dann sorgt sie sich nicht mehr, siehst du so!“, Das Frettchen schloss die Augen und begann leise Schnarchgeräusche von sich zu geben.
Waren es die Worte, oder einfach die Anwesenheit dieses lebendig, quirligen Geistes, jedoch schien der Mann darauf zu reagieren, drehte den Kopf in dessen Richtung,wie die Nähe des Wesen suchend.
Und so wurde es mit reichlich sanften Kraulen bestochen, so lange wie es ihm möglich war, bei dem Verletzten zu verweilen, damit dieser zur Ruhe kam.
Die Zyklen vergingen und länger als es dies aus eigener Kraft gekonnt hätte, verweilte das Frettchen bei dem Mann. In ungewohnter Ruhe leise vor sich her schnarchen, beim vorführen des „Wie man schläft“ selbst in einem Traum vom Schlaf versunken, gehalten an diesen Ort durch die seltsam warme Kraft, die von dem Feuer in der Mitte des Raumes ausging ….
Versteckter Inhalt bzw. Spoiler :
Geistern gleich, wanderten die beiden Frauen, durchscheinen wie Spiegelungen auf dem Wasser, durch den blutigen Schnee. Alles um sie herum befand sich in zeitloser Starre und so glitten ihre Blicke über das Schlachtfeld, hin zu den Bären und den zerfetzten Überresten des Wolfes.
„Er gehört nicht hierher.“, sachlich die Worte der Rothaarigen, während der Blick über das Schlachtfeld wanderte. „Er ist verletzt und wenn ihm dies hilft zu bewältigen was ihm plagt, dann lass ihn bitte weiter gewähren.“, der Einwand der Schwarzhaarigen, klang seltsamer Weise weniger wie eine Bitte und mehr wie eine Aufforderung.
„Er wird sich verirren, wenn du ihm nicht den richtigen Weg zeigst“, die Rothaarige deutete einmal herum, „Das hier zeigt, das er mehr als bereit ist, das hier zeigt aber auch das es nicht mein Reich wäre, an das er sich binden würde, dies sind keine Bilder wie wir sie malen.“
„Er wollte nicht...“, eine Spur von Unsicherheit war zu hören in der Stimme der Schwarzhaarigen.
„Und doch ist er hier … wolltest du es denn … damals?“
„Ich wurde nicht gefragt ...“
„Du bist mit Ihm einen Weg gegangen, den keiner von uns vorher ging. Und wie es aussieht, war deine Entscheidung richtig, nun musst du es nur beenden und Ihn zum Anfang führen. Für eine Rückkehr ist es längst zu spät. Erkläre mir nur, warum Er? Sprachest du nicht von zwei anderen Seelen?“
„Sie sind noch nicht bereit, die eine noch am Wachsen, die andere noch nicht vollends geöffnet.“
Langsam entfernte sich die Rothaarige wieder, schritt lautlos zurück, hin zum grünen Gras „Räume das auf, jene die hier her wandern, sollen sich nicht erschrecken. Ich werde seine Anwesenheit hier nicht länger dulden, solange ich ihn nicht Bruder nennen kann.“
Ein tiefes durchatmen der Schwarzhaarigen und sie sah um sich, Schritt näher hin zu dem Wolf, dabei langsam Teil dieser Szene werdend, nicht mehr geisterhaft sondern von Fleisch und Blut.
Vor dem zerfetzten Körper hielt sie an, und der traurige Blick lag auf diesem, „Welpe...“sanft und leise formte sich dieses Wort, getragen von einem liebevollen Unterton. In der Hand, die sie nach ihm ausstreckte, formte sich ein warmes Glühen, das sich auf den Körper des Tieres übertrug und diesen weg zu schmelzen begann, bis der darin verborgene Kern frei lag, ein Wolfswelpe, der wie von Geisteshand getragen empor schwebte, hin zu ihren Armen, und dort in weiche Decken gewickelt, sanft landete.
Als sie die andere Hand hob, formte sich darin eine Schneekugel, die alles um sie herum aufzusaugen begann, Den Schnee, das Blut, die Krater und selbst der Bär wurden in der Kugel eingeschlossen. Ein Gedanke, ein Weg und einen Augenaufschlag später, fand sie sich unter Wasser wieder, in jenem dunklen See in dessen Mitte, der von innen leuchtende Frauenkörper ruhte, dessen Fuß, durch eine Kette an den Grund gefesselt war. Vorsichtig legte sie die Kugel am Fuß der Gestalt ab, legte sie neben eine andere Kugel, einen anderen Traum, der nur einer Person gehört, nicht bestimmt dafür von anderen geträumt zu werden.

In ruhigen, sich immer wieder wiederholenden Bewegungen, rieb die sanfte, doch starke Männerhand, mit einem Tuch über den Körper des Wolfswelpen, wie man es eben tut bei solchen Findelkindern, um ihren Kreislauf anzuregen und das Leben in ihnen zu erhalten. Blondes Haar, floss über seine Schulter, auf die bloße Haut des freien Oberkörpers, der entspannt auf einem Lager aus dicken Fellen, vor einem Kamin ruhte. Ihm gegenüber lag eine Frau, deren sanfte Finger über den Kopf des Wolfswelpen strichen, der in der Mitte zwischen ihnen ruhte.
Schon eine gefühlte Ewigkeit umsorgten die beiden so wortlos den Wolfswelpen, als die Frau plötzlich die Hand zurückzog, erschrocken wirkend, als hätte sie sich die Hand am Feuer verbrannt. Schmerz zeigte sich in den grauen Augen, in denen plötzlich sichtbar das Aufflackern einer Erinnerung lag. Ein anderer Wolf, der wütend beißend, sie zurück in ein Haus drängte, aus dem sie hatte fliehen wollen. An einen Beschützer, an eine Schwester die sie in die Arme nahm, an einem Zusammenbruch, als sie nicht mehr weglaufen konnte und in bitteren Tränen, eines zu schmerzvollen Verlustes versank.
Ungewollt, unkontrollierbar traten ihr wieder die Tränen in die Augen und rannen unaufhaltsam ihre Wangen hinab. Bewegung kam in den Körper des Blonden, vorsichtig beugte er sich hin zu ihr und küsste sanft die Tränen von ihren Wange. Als er sie dann direkt anblickte, lag Verständnis in seinen Augen, tiefe Liebe, aber auch Akzeptanz des Unveränderlichen.

Kannst du denn noch immer, meine Gedanken lesen?

Vorsichtig ergriff er ihre Hand, hauchte einen sanften Kuss auf diese und führte sie zurück zu dem Kopf des Wolfes. Und so begann sie, weiter stumme Tränen weinen, weiter sacht dessen Kopf zu kraulen, während der Blonde den Körper des Welpen, durch das sanfte Bearbeiten mit dem Tuch, am Leben zu halten versuchte.

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Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. (Friedrich Nietzsche)


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 Betreff des Beitrags: Schokolade & Joghurt..
BeitragVerfasst: 4.01.11, 03:41 
Edelbürger
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Mondtag, 3. Oner 22 nach Hilgorad


„So weiß wie Morsankleid, mag die Farbe der Reinheit und Unbescholtenheit sein.
Wie auch der wahre Dienst an den Glauben reinen Herzens entspringt.“


Eine weiße Rose. Und auf der anderen Seite..

Gargoyles, die mit Steinen nach den Anwohnern der Stadt warfen. Sorania, die weniger tot war als sie es hätte sein müssen und mit der Stimme der Sammler sprach, um Bedingungen zu verkünden. Gefangene Löwen und Malthuster. Und das Dunkeltief, welches so kurz bevor stand. So viele Gedanken in seinem Kopf. Vorbereitungen, die noch getroffen werden wollten. Aufmunternde Worte, die gesprochen werden wollten. Mahnender Worte, wo sie notwendig waren. Der Glaube an die Viere, der gestärkt werden wollte .. Musste, so kurz vor der Dunkelheit.

Er spürte, wie die Kälte seine Glieder langsam taub werden ließ. Nur mit einer dünnen Leinenhose bekleidet stand er im eiskalten Wasser des schützenden Sees, der um Avindhrell lag. Kälte. Ein bekanntes Gefühl, das seine Gedanken ordnete. Wie kam es, dass er so häufige die Kälte suchte? Sich an sie klammerte, als hätte er nicht genug davon in sich selbst? Er hoffte, dass nicht erneut ein Dämon kommen würde, wenn er schließlich wieder frierend aus dem Wasser trat. Andererseits war ihm vieles lieber, als die Unruhe, die von ihm Besitz ergriffen hatte .. Langsam ordneten sich seine Gedanken, flossen um ihn wie das kalte Wasser, dass mit spitzen Nadeln das Chaos in seinem Kopf zurück drängte.

Manches hatte sich seit seiner Rückkehr zum Besseren gewandelt, wenn auch noch immer vieles zu tun war, wenn er schließlich sagen können wollte, dass er die Zeit auf Siebenwind „nutzbringend“ verbracht hätte. Dennoch. Mehr als die Anwärter des Ordens, die Geweihten, die Kirche in ihrer Gänze, bestimmten derzeit zwei Bilder sein Denken. Feuer und Eis. Er seufzte, als er an die Szene in der Taverne zurück dachte. An die Gespräche. Gerade an jenes an diesem Abend.

Ein Bild von flammender Schönheit, geprägt von Leidenschaft und als wäre es dem Vitama-Schrein entsprungen. Geprägt von Verständnis, wie es nicht aus dieser Sphäre sein konnte, sondern von .. Vergangenem her rührte, dass es nur umso notwendiger machte, sich näher damit Auseinander zu setzen. Ein Traum, der geträumt werden wollte. Doch nicht von ihm.

Auf der anderen Seite war da Sie .. die weiße Rose. Jahre hatte er seine Gedanken so stark auf eine Rückkehr zu ihr gerichtet, ohne wirklich darauf zu hoffen, sie Jemals wieder zu sehen. Nun war er wieder hier. Die Götter hatten ein Einsehen gehabt. Und er dankte ihnen, mit jedem Atemzug den er tat. Ein Bild, das sich hinter der weißen Rose eröffnete. Frost, der sich entlang des Rosenstängels empor zog. Kalte, fein gezeichnete Linien inmitten eines Bildes von Anmut und Grazie, von klaren Vorstellungen und festen Denkmustern über den Dienst, das Leben, die Liebe. Alles, was er sich Jemals gewünscht hatte, fern ab von seinem eigenen Dienen, mehr als er sich zu Erhalten jemals erträumt hätte. Sein Traum. Der noch geträumt werden wollte.

Ein Stoßgebet an die Götter, während er mit kalten, frierenden Gliedern aus dem Wasser stieg. Alles würde gut werden. Alles .. Alles schmerzte. Alles fühlte sich taub an. Ein gutes Gefühl nach der Hitze, die seinen Körper zuvor ergriffen hatte. Er seufzte leise, als er mit zitternden Bewegungen durch den Schnee auf ein Fell zu ging, auf welchem seitlich zusammengelegt seiner Kleider lagen, sowie zwei Tücher mit welchen er sich Abtrocknen konnte. Mittig jedoch lag eine weiße Rose, in der Dunkelheit leicht leuchtend als hätten die Monde ein wenig Licht nur für sie gespendet. Mit fröstelnden Bewegungen wickelte er sich in die Tücher und ergriff die unschuldig weiße Pflanze.

Schokolade und Joghurt. Worte wie Honig, Gedanken wie Gift. Aber vielleicht würde er dennoch einen Weg finden, wie alles irgendwie Richtig werden konnte. Und wenn nicht .. War er wohl doch nur ein Mensch und keiner der Viere würde ihm daraus einen Vorwurf machen können.


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.: Spieler von :: Laurus Delany :: Die gute alte Zeit :.
.: There is no such thing as innocence, only varying degrees of guilt. (Inquisitor Konrad von Mannerheim) :.


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