Was für eine bescheuerte Nacht. Aber sie war um Klassen besser gewesen, als der vorangegangene Tag es gewesen war. Nachdem die Kanzlerin nicht zugegen war und er somit keine Aufträge hatte, die zu erfüllen es galt, meldete er sich im Lager zum Dienst. Ein kurzer Ausritt ins Ödland sollte es werden. Was William nunmal so als kurz betitelt, sollte man hinzufügen. "Wenn wir in einem Zyklus nicht zurück sind, sind wir wohl verschollen" hieß es von William, als Er, Solana und Adalric gesattelt und für einen Ritt ins Ödland ausgerüstet am Tor standen. Allgemeines Grinsen antwortete ihnen, doch den Spruch würde William später noch gebüßt haben.
Eine Falle galt es aufzustellen um einen Saran lebendig zu fangen. Gar nicht mal so leicht, wenn man sich die ganzen Einschränkungen der älteren Löwen so anhörte. Aber Ideen waren reichlich vorhanden, so schlussendlich auch eine, die die beiden als annehmbar hinnahmen. Das war erfreulich, denn wie ein dummer Schuljunge wollte Adalric nun auch nicht wirken. Er wusste, dass er unerfahren war, aber man wollte alles im Rahmen halten. Auch wenn William die Umsetzung, sehr zu Solanas Leidwesen nicht auf diesen Tag legte, sondern mehr Männer dabei haben wollte, waren die Aussichten auf Erfolg durchaus da. Bis ein niederer Betrachterdämon sie aus dem scheinbaren Nichts heraus angegangen war. Doch der war offenkundig nur ein Vorbote gewesen, hatte die Löwen aufgespürt, denn die Verstärkung ließ nicht lange warten. Alles, was im Ödlans so herumgekrochen sein musste in diesem kleinen Areal, hatte man zu ihnen geschickt und ihnen entgegengeworfen. Adalric, der mittlerweile sehr genau begriffen hatte, dass es als Magier Zurückhaltung zu zeigen galt, verfolgte die Kämpfe nur mäßig, behielt stattdessen das Umland nach größeren Gefahren im Auge und griff nur ein, wenn er es für dringend nötig erachtete. Zwei von diesen Dämonen bekamen das auf die harte Tour zu spüren, ihre brennenden Kadaver tauchten die ranzige Luft mit schmalzigen, ekelhaft süßlich riechenden Ascheflöckchen.
Nachdem das Trio sich endlich Richtung Lilienwall durchgeschlagen hatte, die böse Überraschung. Die Sammler hatten es sich, den Geboten der Gastfreundschaft folgend, natürlich nicht nehmen lassen, zu einem Abschiedsbesuch persönlich zu erscheinen. War das nicht nett, als ein Hirte seine Untoten Schergen auf sie hetzte? Flucht in die Wüste, ein Wall im Rücken, wie William es nannte. Adalric hatte sich völlig verausgabt, ein Artefakt mit einem Heilzauber schien wahrlich in seinem Besitz angezeigt zu sein. Bei Gelegenheit sollte man Toran darüber befragen. Gezwungen auf dem Sattel sitzend folgte er den dreien, nur um sich das sinngemäße "Muss man denn alles selber machen?" der fetten Schlange anzuhören. Doch einen galgenhumorigen Spruch konnte er sich selbst in dieser Lage nicht verkneifen, stur wie er war: "Gutes Personal findet man einfach zu selten, nicht wahr?"
Das nächste was er mitbekam war, das William und Solana auf die Feinde ritten und Adalric, der Mühe hatte klar zu sehen und zu denken, sich ein gutes Stück hinter den beiden postiert hatte. Dann traff ihn der gefühlte Hammer der Götter und bließ ihm die Lichter aus. Er erwachte völlig groggy, mit seinem Sehen stimmte etwas nicht und irgendwie fühlte sein Geist sich vergewaltigt an.
Sein Pferd. Ahja richtig, Ödland, schlechter Ort. Lieber aufsitzen. Nicht den rechten Fuß zuerst, nochmal von vorne mit dem linken, die Arme? Achja richtig die Arme an den Sattel legen und ziehen. Geschafft. Ein Blick zu den beiden. William schützend über Solana gebeugt. Vom Pferd gefallen? Schlange, fette große miese Schlange. Ein Sammler. Ach du meine Fresse. Hier läuft was ganz gehörig schief. "Erhebe deine Wafffffe noch einmal und ssssstirb!" Ein kurzer Moment der Klarheit. Die Schlange konzentriert sich nur auf William, ignoriert Adalric völlig. Das Pferd kennt den Weg, er muss hier nur lebend rauskommen, im Lager wartet Verstärkung. Helfen kann er William ohnehin nicht anders. Also murmelt er seinem Pferd mit belegter Stimme und undeutlich etwas zu und lässt den Kopf, den er nicht länger oben halten kann auf den Hals des Tiers sinken, ehe er ihm die Sporen in die Seiten drückt und das Tier mit ihm auf dem Rücken einfach durchgeht. Vorbei an einer ziemlich wütenden Schlange. "Mach das du wegkommst Adalric!" ruft es hinter ihm her. Ein Gefühl der Scham breitet sich aus, dann lässt er den Ritt ohne nachzudenken geschehen, verfolgt lediglich die auf ihn einprasselnden Bilder.
Im Feldlager angekommen zieht man ihm vom Pferd runter und teilt ihm mit, das man keine Verstärkung schicken könnte. Die anderen Löwen sind auf Ausritt. Wundervoll. Nachdem er nicht mehr in der Verfassung ist, mit den Kronsoldaten zu streiten, lässt er sich mit einem Kopf, gefühlt so groß wie ein Oger gegen die Wand des lazarettzeltes sinken und versucht die Bilder aus seinem Geist zu verdrängen. Es gelingt ihm nur teilweise. Bevor er sich jedoch in Selbstzweifel machen kann, taucht William auf und bringt Solana ins Zelt. Die hat sich offenbar einen ziemlichen Hieb auf den Kopf eingefangen. William reicht ihm einen Humpen Bier und spricht einige Worte des Lobes, auf die Wut, keine Verstärkung zu schicken, hebt er nur die Schultern: "Wir sind Löwen, gewöhn dich daran Adalric. Und jetzt ruh dich aus."
Das muss man ihm nicht zweimal sagen. Noch an Ort und Stelle bringt er seinen Körper in eine halbwegs bequeme Lage und ist eingeschlafen, noch ehe man sich versieht. Später weckt ihn Amelia und trägt ihn ins Zelz. Sie zieht ihm die Rüstung aus und deckt ihn fürsorglich zu. Als er wieder aufwacht, stellt er fest, das er mit der falschen Frau im Bett lag und wo der zweite Mann herkam, will er gar nicht wissen. Da Solana ihn aber aus dem Bett schubst, wird schon nichts schlimmes passiert sein. Sowas soll ja offenbar das Leben mit sich bringen...man weiss es nicht.
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