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 Betreff des Beitrags: Der Stallbursche
BeitragVerfasst: 6.01.11, 02:10 
Ehrenbürger
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Fernab der sich für das hereinbrechende Dunkeltief rüstenden, an einem Ort an dem zuvor bereits unzählige Schlachten geschlagen waren, steht im Schein mehrerer Fackeln in einem Stall ein Mann, der mit - tief ins Gesicht gezogener Kapuze und mit einer Heugabel bewaffnet - dabei ist, diesen auszumisten. Die Kälte im Stall mag ihm zusetzen, immer wieder pustet er aus, um seinen Atemwolken nachzusehen, reibt sich die Handschuhe aneinander. Jedesmal hält er eine Weile inne, Gedankenverloren blickt er in Richtung des Hofes, welcher komplett von schwarzem Gestein eingeschlossen ist.

Jeden Moment, jeden Augenblick würde es soweit sein. Ungeduldig beharkte er das herumliegende Heu, jedem vereinzelt herumliegenden Strohhalm nahm er sich an. Nach einer Weile, als er den Stall bereits fast vollständig gesäubert hat, bemerkte er, wie sich die Kälte, die er zuvor noch als lästig und störend empfand, plötzlich stärker, unnachgiebiger in ihm ausbreit. Er stellt die Mistgabel ab, tritt hinaus in den sich zunehmenden verdunkelnden Hof und richtet seinen Blick empor, auf das immer düsterer werdende Firmament. Es war Zeit.

Er sinkt auf seine Knie herab, ein Akt, der ihm in der folgenden Zeit desöfteren Bevorstand, der ihm jedoch die notwendige Demut in Erinnerung rufen würde, so er sie wieder vergessen sollte. Starr richtet er seinen Blick nach oben, knieend faltet er seine Hände. Er wusste nichts, das war ihm durchaus bewusst - er war nur ein kleiner Wurm der sich anmaßte das Wort zu erheben wo es ihm nicht zustand - zurecht hatte er den Schmerz erlittern, zurecht wurde er gemäßigt, zum Aufwachen ermuntert. Dem Weltlichen kann man sich nicht entziehen, egal wie sehr man sich auch dem Glauben hingibt.

Er reisst sich los von seinen Gedanken, naht doch die Zeit des Herrn, die Zeit des Erlöser, des Erbauers, des Gottkönigs. Jetzt war er besonders nah, das konnte er fühlen, die zusehende Kälte durchströmte ihn, jede Faser seines Körpers.. geprüft, gebeutelt

Andächtig betrachtet er den Doyaron, den dunklen Mond. Der Herr ist nah, er wird mich leiten, ich bin nur ein Gefäß. sprach er leise.

"Ihr scheint selbst nicht zu wissen, wer ihr seid." Die Worte durchstechen seine Andacht, er schnauft tief durch. Nur ein Gefäß. "Mache ich es mir zu leicht, zu einfach?" "Kann ich mich aufgeben, lenken lassen, reicht das?"

Getroffene Hunde bellen.

Als die Dunkelheit ihn komplett verschlingt - das Dunkeltief war vollständig hereingebrochen - macht er sich wieder, rasch, auf in seinen Stall, wo er furios, getrieben, wieder seine Arbeit aufnimmt


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 Betreff des Beitrags: Re: Der Stallbursche
BeitragVerfasst: 24.01.11, 12:13 
Ehrenbürger
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"Wir alle sind Geschöpfe der Viere, darum tragen wir auch ihren Fluch in uns.
Auch wenn wir, die Diener Angamons, diesen Fluch zu überwinden vermögen, so besteht er doch in den unzähligen Ketzern und Leugnern fort.
Erst wenn die Götter selbst, samt ihrer Anhänger vernichtet sind, wird Friede herrschen.
Auch in uns wird dann die Schuld getilgt; als Erlöser Tares und Bringer des Rechts werden wir unter dem Gottkönig dienen, wenn seine Hand über die Geschichte waltet.
Sein Zorn ist gerecht, sein Hass die Kraft, gegen das bestehende Unrecht zu widerstreben."


Vor den Toren der heiligen Stadt saß er, direkt auf den Stufen zum Wassergraben. Sein Pferd trank gemächlich neben ihm. Viel war geschehen - Falkensee erobert, und was für ein glorreicher Sieg es war. Vänskap, der Wall, niemand vermochte es sich der geballten Streitmacht der Sammler, des Skelettfürsten und natürlich der heiligen Bruderschaft sowie den Exzellenzen der Linken zu widersetzen. Brandenstein ein Flammenmeer. Lediglich in Seeberg verschanzten sie sich, wie die Würmer stapelten sie sich aufeinander. Aber doch..

Vänskap ist gefallen.

Wieder haben sie sich zusammengerottet, wieder, trotz all des Zwists und der Korruption die ihre Seelen blendet, einigen sie sich. Einem Schlächter folgen sie. Wie passend. Nun zeigen sie ihr wahres Gesicht. Sehen sie nicht unseren Guten Willen? Bereit zu verhandeln sind sie nicht. Sie werden kommen. Werden wir widerstehen? Werden sie uns niedermetzeln? Werden sie unsere bohrenden Fragen weiter ignorieren?

"Die Frage nach dem Grund besteht fort. Sie stellt sich noch immer so vernichtend und verzehrend wie einst, als sie gestellt wurde. Wieso wurder er verstoßen? Sind die Götter nicht fähig, zu überwinden? Nicht fähig zu Gnaden? Sind die Götter tatsächlich so einfältig, uns diese Aufgabe aufzuzwingen? Sie selbst sind scheinbar nicht fähig dazu. Ist es ein Test, eine Prüfung unserer Würdigkeit im Lichte der Ewigkeit? Wenn es so ist, wie können wir ihn je bestehen? Auf immer verflucht, zu suchen, was selbst die Götter nicht finden können? Wenn sie nicht vermögen, die Grenzen unserer Seele zu überschreiten, wieso sollten wir es nicht selbst tun? Die Macht der Götter ist greifbar, solange sie fehlerhaft ist. Den Pfade Angamons zu beschreiten bedeutet, die Frage nach dem Grund immer wieder aufs neue den Vieren, und deren verblendetem Gefolge, zu stellen. Sie werden unseren Hass, unsere Verzweiflung und unsere Bitterkeit solange erfahren, bis sie ihm - und damit auch uns - die Antwort geben, nach der wir verlangen."


Er richtet sich auf, greift die Zügel des Pferdes, und blickt noch einmal an das Tor der Stadtmauer, so weit fort von Angamonis, so abgeschieden, einem Exil gleichkommend, und doch wunderschön.

"Sie werden kommen, um uns zum Schweigen zu bringen, doch selbst wenn nicht.."

"Angenommen, die Schande der Götter würde vergeben und verziehen, bleibt nicht trotzdem noch das Unrecht bestehen? Die Viergöttliche Kirche, derer Stellvertreter wohl vermögen, die Lügen und den Schein aufrecht zu erhalten, nur um ihre irdische Macht zu festigen; was geschieht mit ihnen? Ein Krieg scheint unvermeidlich, ist dies der Wille der Götter? Wenn die Antwort darauf ein ja ist, so werden wir kämpfen, vernichten, schreien, bis endlich Recht auf Tare herrscht. Vergehen wir im Kampfe, so bleibt uns zumindest das Reich des Herrn; wenigstens hier finden wir Anerkennung und Erlösung, wenn auch Tare nicht bereit für den ewigen Frieden sein will."


Sollen sie kommen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Der Stallbursche
BeitragVerfasst: 3.06.11, 19:36 
Ehrenbürger
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Wie lange kann man eine Entscheidung hinauszögern? Einer Wahl harren?

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Er fühlte sich zusehends an die Geschichte des Ehrwürdigen de Perquin erinnert. Und irgendwie auch an denjenigen, dem er das Pergament am Wall hinterlassen hatte. Da stand er nun zwischen den Welten, und fühlte, wie sich die Ketten enger um ihn zogen. Wieso fiel es ihm so schwer, sich von dem Leben unter Ihnen zu lösen? Was war nötig, um endgültig loszulassen? Verrat? Er hatte ihn schon so oft erlebt, selbst unter denen, die er Brüder und Schwestern hieß. Wieviel Enttäuschung war nötig, bis er die Hoffnung auf Frieden fallen lassen würde?

Jeder kann gerettet werden. Jedem kann vergeben werden; so der Glaube an das Gute stark genug ist.

"Da gibt es jene, die nach ihrer Erlösung, ihrem Seelenheil, ihrer Vergebung für ihre fatalen Sünden streben. Ihr Leben lang. Und da gibt es jene, die ihren Fehl nicht sehen wollen, auf immerdar verdammt dazu, in Ignoranz und kurzsichtigkeit dahinzusiechen und sich im Recht zu wähnen, da der von ihnen eingeschlagene Pfad der einzig richtige sei."

Wie endet der schier endlose Konflikt? Der Zwist zwischen beiden Welten? Nicht nur der Krieg der Rechtgläubigen gegen die Ungläubigen - der Krieg des Innersten gegen die Anderen? Es stand so viel mehr auf dem Spiel. Gab es überhaupt eine Lösung? Er sehnte sich nach Einheit.

Eine Lösung gab es, so flüsterte ihm in der Zeit des Schweigens eine Stimme zu, die er nur allzu gut kannte. "Wenn der Herr auf Tare wandert, wird eine Reinigung vollzogen werden. Ein Neuanfang. Und wenn der Preis dafür die totale Vernichtung von allem, was war, ist? Wärst du bereit ihn zu zahlen? Entscheide dich."

"Doch wähle weise - denn wenn du dich entscheidest, gibt es kein zurück mehr."


Noch war die Zeit nicht gekommen, aber sie rückte näher. Das spürte er. Lange würde er es nicht mehr durchhalten - auf dem Zaun zu sitzen und zuzuschauen, wie die Welt um ihn herum verrottete. Bußschweigen, geistliche Einkehr. Sie war notwendig. Ob ER das wusste? Und wieso zum Henker offenbarte er seinem Feind, wer er war?


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 Betreff des Beitrags: Re: Der Stallbursche
BeitragVerfasst: 29.06.11, 17:39 
Ehrenbürger
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Unruhig waren die letzten Nächte, geradezu schweißtreibend. Ein Teilsieg war errungen worden. Aber ob es reichte? Der Pfad war eingeschlagen worden. Glaron. Die Entscheidung wurde ihm abgenommen, doch erleichterte dies ihn ungemein. Endlich Fokus. Endlich ein Ziel. Kein Zwiespalt mehr zwischen dem was er war und dem was er hätte sein können. Klarheit über die Verhältnisse. Er nahm die Geißel zur Hand; mit freigemachtem Oberkörper stand er vor dem Altar.

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Zwanzig Hiebe für die Vergehen die er begangen hatte. Hätte der Morotai Kenntnis von seinem Innenleben gehabt, wären es durchaus einige mehr geworden. Haut löste sich von Fleisch, wurde penetriert von den Widerhaken der Geißel. Der Schmerz durchströmte seinen Körper, seine Gedanken suchten nach Linderung. So schlugen die Diener der Viere also Schlacht um Schlacht - die letzte am Lilienwall. Er selbst war dort, sah sich das Gemetzel aus der Ferne an. Wussten sie, das sie ihm damit einen gefallen taten? Wie pervertiert die Dinge doch manchmal sein konnten. Die Jagd nach den Kreaturen der Wildnis verlief zufriedenstellend, nicht zuletzt durch den meisterhaften Einsatz des Khetai... Doch war da der blutige Geschmack in seinem Munde, jedes mal wenn er an die Mutter der Bären dachte, dem Khetai blieb solcherei Unheil glücklicherweise erspart.

Die Schmerzen holten ihn zurück an den Ort der Geißelung. Für einen Moment unterließ er das Peitschen, sah auf das Zeichen des Herren vor sich. Es wäre so einfach, würde SIE ihm nicht ständig ins Gedächtnis rufen, dass er nicht Herr seiner Gedanken war; ihm den süßen Samen der möglichen neuen Welt in die Windungen seines Geistes pflanzen. Ein Traum von dem, was sein könnte.

"Loyalität bedeutet, sich den Werten eines anderen zu fügen und diese zu vertreten, obgleich man diese nicht ganz teilen mag."


Ein so einfaches Konzept, würde man nicht ständig träumen. Von einem Neubeginn. Die Sehnsucht war sein größer Feind, aber gleichzeitig auch sein größter Verbündete; sie machte die Pein und das Elend der Fleischlichkeit erträglich. Doch wehe dem, der ersucht seiner tiefsten Sehnsucht Wirklichkeit zu verleihen. Die Geißel riss sich tief - mahnend - in seine Haut.


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 Betreff des Beitrags: Re: Der Stallbursche
BeitragVerfasst: 15.01.12, 04:54 
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Unnachgiebig wird das Pferd durch die Nacht getrieben, der Reiter den Tränen nah, immer wieder wischt er sich das aufkeimende Nass aus dem Gesicht, zielstrebig in Richtung des einzigen Ortes, der ihm in dieser Finsternis noch einen letzten Rest trost verspricht.

"Wie verlassen sind wir wirklich?"

Gibt es noch so etwas wie Hoffnung? Werden wir zerbrechen an der Aufgabe die uns auferlegt wurde? Wie nie zuvor fühlte er sich verlassener, einsamer und vergessener. Die heilige Pflicht an Angamon selbst, dessen Wort zu verkünden, von der Wahrhaftigkeit einer neuen Welt zu sprechen, den Weg zu bereiten für eine bessere, reine Welt. Was war dies alles Wert, wenn es nicht verstanden wurde? Unser Recht beharrt auf der Tatsache, dass der dunkle Gott verleugnet wird. Wir allein sind diejenigen, die seinen Schmerz und sein Verlangen nach Vergeltung auf unseren Schultern tragen. Wieso ist es so schwer, so unendlich schwer diese Last zu ertragen? "Verlasst mich nicht, Brüder und Schwestern auf dem Pfade des Gottkönigs, verlasst mich nicht."

Als der Reiter samt Ross in die heilige Stadt einkehrte - ein Ort jenseits dieser Welt, verborgen durch die Schöpfung; den Ort, an dem der Gottkönig selbst sein Werk vollzog - kniete er im Herzen dieser, dem Schrein gewidmet an seine Heiligkeit Angamon, nieder.

Die Gedanken an die Elfe fraßen ihn auf, als er seinen Weg zum Altar bestritt, das einfache gleichschenklige Kreuz ward vor der Brust gezogen, doch sein Geist war bei ihr, seine Worten galten ihr. "Du Wesen, in deiner Überlegenheit endlos; deine Anmut ein Zeichen von Schönheit, wie sie auf Tare nicht sein darf, niemals sein wird. Ein Abbild der Vollkommenheit, die uns verwehrt bleibt auf ewig, bis seine Zeit gekommen ist."

Er kniet nieder, ein Knicks vor der Allmacht des kommenden Erlösers - nie zuvor hoffte er auf eine Antwort - während er sich auf der schlichten Bank niederließ, und sein Gebet vollzog. Die Wort galten denen, die strauchelten auf dem Pfade, die sich einredeten, nicht mehr Willens zu seinen dem Gottkönig zu folgen, abgeschworen hatten seiner Erlösung. Es war ein Gebet, beseelt von nur einem Wunsch; nicht allein gelassen zu werden in dieser Dunkelheit, mehr denn jäh galt dieses Gebet ihm selbst.

Machtlos war er, gegen die Schönheit der Elfe vor ihm anzukämpfen, ihre Freiheit - ihre Erhabenheit lösten etwas ihn ihm aus, einen tiefen Hass, eine Missgunst, welche über Jahrtausende bestand hatte - der alte Feind. Sie darf nicht sein auf dieser Welt, die schlecht und ungerecht in ihrem Innern ist. Sie darf nicht sein; wo Unrecht und Verblendung herrschen. Doch ist sie. Wie eine Trutzburg, welche das finale Urteil, die Vernichtung von allem, was war, verhinderte.

"Ich werde nicht weichen, nicht vor ihr, nicht vor denen, die kommen werden um sein Urteil zu verhindern." Denn mehr hatte er nicht auf dieser Welt.

So reitete der Narr erneut in die Burg Brandensteins, es galt immerhin, einen Krieg zu gewinnen.


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