Im Laufe der nächsten Tage wird ein Junge versuchen, an der Akademie zu Falkensee ein Schreiben an
"Magister Niels Regen, Akademie Falkensteinsee, Siebenwind" abzugeben. Auf Anfrage gibt er an, von einem Seemann im Hafen das Schreiben und ein paar Dukaten für das Überbringen bekommen zu haben. Dabei scheint es dem Jungen recht egal zu sein, wer sich als "Niels Regen" ausgibt, und gegen ein kleines Handgeld würde er vermutlich selbst einen weiblichen Troll als Addressaten akzeptieren.
Zitat:
Werter Collegus,
jetzt, da ich wieder sicheren Boden unter den Füßen habe, finde ich auch wieder die Zeit, Euch zu schreiben. Tatsächlich habe ich inzwischen die Akademie in Falkenstein erreicht, nur um zu erfahren, dass der Konvent, auf dem ich sprechen wollte, erst im kommenden Jahr stattfinden wird. Eigentlich eine Unverschämtheit, ein so bedeutendes Ereignis einfach zu verschieben, ohne alle Teilnehmer rechtzeitig zu informieren, aber die Höhe ist die Verbissenheit, mit der hier behauptet wird, der Termin hätte schon immer so gelegen. Als ob ich nicht zwischen den Jahren 14 und 15 nach Thronbesteigung seiner Majestät unterscheiden könnte. Aber es sei ihnen verziehen, die Unruhen in Endophal bringen auch hier alles durcheinander. Immerhin ist das Wetter angenehm warm und trocken, eine Wohltat für meine alten Knochen, und der Akademieleiter hat mir als Beweis der Ehrerbietung eine eigene, sehr geräumige Kammer zugewiesen. Die südländische Tradition, alles mit weichen Kissen auszukleiden, erscheint mir zwar spätestens bei den Wänden als übertrieben, doch hat es zweifellos etwas Behagliches. Bedauerlich ist nur, dass ich mein Quartier zur Zeit nur in Begleitung verlassen kann. Wie mir gesagt wurde wird in der Akademie gerade ein hochkomplexes Ritual durchgeführt, das bei der kleinsten Störung in einen kritischen Zustand geraten könnte. Eine Schande, dass ich an diesem historischen Ereignis nicht teilhaben kann, doch wurde das Experiment bereits kurz vor meiner Ankunft begonnen. Immerhin habe ich genug Tinte und Pergament, um meine abenteuerliche Exkursion auf das wilde Siebenwind und die hervorragenden Forschungsarbeit, die dort betrieben wird, zu dokumentieren. Seid gewiss, dass ich auch Euch persönlich dabei die angemessene Würdigung werde zukommen lassen.
Im übrgen hoffe ich darauf, bald Zugang zur Bibliothek zu erhalten, um meine eigenen Forschungen weiter zu führen. Der hiesige Bibliothekar ist ein schrecklich unordentlicher und zugleich verbohrter Kerl, der auf meine besten Bemühungen, seine Kataloge in Ordnung zu bringen, nur mit blinder Wut reagierte, möge Morsan ihm ein ruhigeres Gemüt beschehren. Dabei fällt mir ein, ist es möglich, dass ich die Holzkatzen, die ich vor meiner Abreise erwarb, in Eurer Akademie liegen ließ? Falls ja wäre ich Euch verbunden, wenn Ihr sie mir nachschicken würdet. Sie sind elementar für meine Forschung, auch wenn ich mich gerade nicht mehr genau entsinne, warum. Vielleicht erinnert Ihr euch noch, ich glaube mich zu erinnern, dass wir darüber disputiert hatten?
So möge Euch der Allsehende stets gewogen sein und euren Forschungen bezüglich der störenden Fluktuationen im Gewebe der Translokationsmagie rasche Fortschritte bescheiden. Seid gewiss, dass ich die zuvorkommende Hilfe, die Ihr mir habt zukommen lassen, nicht vergessen habe und immer noch gelegentlich mit mir hadere, ob ich nicht doch Euer Angebot zur gemeinsamen Forschung hätte annehmen sollen. Doch war es wohl so der bessere Weg.
Mit kollegialem Gruße,
Hieronimus vom Born
PS: Bitte leitet doch auch meine herzlichsten Grüße an Eure geschätzte Collega, die bezaubernde Magistra aus Draconis weiter. Wären doch die Mitglieder des hiesigen Magistrates nur mit der Hälfte ihrer Anmut gesegnet.