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 Betreff des Beitrags: Ihori an Ihari
BeitragVerfasst: 23.01.12, 17:46 
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Es gebot der Höflichkeit das Gespräch fortzusetzen. Sie vermochte seine Sprache nur in kläglichen Brocken zu verstehen und seine Worte in der Sprache ihrer Mutter waren ebenso spärlich. Doch sie war die Fremde in dieser Stadt und so hatte sie sich mit allem Anstand dem Gespräch zu beugen und erfreute sich auch darüber, dass es ihr ermöglicht wurde, die Sprache, die sie zu lernen gedachte (oder schlicht musste), anwenden zu können. Das vielfach gezeigte Lächeln, wie es scheinbar nur galadonische Männer zu verwenden wissen, die glauben die Gelegenheit als ungefährlich einstufen zu können und meinen sich an der Exotik einer Fremden erfreuen zu dürfen, interpretierte sie nicht offensichtlich genug.

Wieder ein Schwall von Worten, die sie nicht zu übersetzen vermochte, aber der Deut auf ihrem Mundschleier, der ihr Gesicht verdeckte, war eine Frage, die keinerlei Worte bedurfte. Doch die Antwort blieb sie dem blonden Mann schuldig.

Talel erhob sich von der Bank am Brunnen des Marktplatzes und nach Bitten der Endophali stellte sich der stolze Mann auf und begann die uralte Tradition ihres gemeinsamen Volkes zu erklären. Sein Akzent zeichnete sich deutlich ab, manche Silben wurden noch verschluckt und Vokabeln durch die Bezeichnungen der Wüstensprache ersetzt, aber er vermochte sich deutlich und klar auszudrücken. Die Erwähnung des galadonischen Mannes, der endophalischen Frau und der Begriff der Schande ließen sie im tiefen Vertrauen schwelgen zu glauben, was Talel dem Blonden erklärte.
„Du solltest sie niemals zwingen, den S'chleier abzulegen. Ein guter Rat von mir, Igrah.“

Shirins Gesprächspartner wurde sichtlich unwohl in seiner Haut und der Wunsch ihr nochmal „gewisse Blicke“ zuzuwerfen, schien ihm gänzlich aus der Mimik zu rutschen, zumindest glaubte Shirin zu sehen wie ihm die Mundwinkel heruntersanken. Sein Herumgestammel, dass er wohl vielleicht nun besser gehen sollte, lag fern ihres Verständnisses. Sie freute sich nur, dass sie ihrem neuen Bekannten auf der Insel, der mit ihr die Sprache üben wollte, die Erklärung nicht schuldig geblieben war und empfand Dankbarkeit ihrem Gastgeber gegenüber. Talel lächelte Shirin zu und setzte mit freundlichen Ton und warnenden Inhalt fort: „Du wirst di'ch no'ch mit ihr unterhalten, sonst wird sie denken, dass i'ch di'ch vers'cheu'cht habe, agal.“

„Ah! Ich bin, äh, ein Magister des weißen Pfades und sehe… äh… da! Eine Patientin!“ Energisch klatschte er in die Hände und stammelte weiter: „Gnaden Degner! Oh ja, sie einen hat schlimmen Fuß, wirklich sehr schlimm. Sie braucht dringend magische Heilung. Ja dann, ich müsste weiter. Hach, wie die Zeit vergeht!“

Talels Stimme wurde tiefer, während die in blaue und rote Stoffe gehüllte Frau in seiner Nähe immer nur von einem zum anderen sehen konnte um auf ein für sie verständliches Stichwort zu warten, damit sie niemanden unhöflich etwas schuldig blieb.

„Zumindest wirst du di'ch von ihr verabs'chieden, wie es einer S'chwester meines Blutes gebührt.“ Seine dunklen Augen funkelten.

„Rai Kunra!“, schoß es wie aus einer Armbrust und schon war der Galadonier so schnell weg, dass sie selbst kaum den gelernten Abschiedsgruß formulieren konnte.

Wirklich, dieses bleichhäutige Volk war sehr unhöflich!



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 Betreff des Beitrags: Re: Ihori an Ihari
BeitragVerfasst: 10.02.12, 12:37 
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Sie waren unerwünscht in dem Tal der Ehiraimi, genauer gesagt war sie es. Seit sie diese Insel betreten hatte, war man ihr mit deutlichen Missmut begegnet und die Ausnahmen derer, die ihre Kultur akzeptierten, waren gering. Talel wäre wahrscheinlich ohne sie, die sie vor Fremden einen Schleier trug, einfacher in die Taverne der kleinen bärtigen Männer gekommen. Doch auch er war ein Streiter für die Würde seiner Schwester und wusste den Ehiraim zu überzeugen, dass sie gut zahlende Freunde waren.

Lange Zeit saßen sie in diesem kalten, lieblosen Steinhaus vor dem einzigen Kamin und wärmten sich die durchgefrorenen Knochen und tranken von einem Aufguss, der sich in seiner Qualität nicht mit dem guten Tee ihrer Heimat messen konnte. Talel hatte der endophalischen Frau noch ein paar Stoffe aus seinem Gepäck gereicht, damit sie sich damit zudecken könne. Das Klima dieser Insel war furchtbar und selbst die Schatten der Wüste bargen eine andere Kälte. Sie war nicht so ekelhaft feucht.

Shirin stellte fest, dass die Dwarschim ihr so erschienen, wie ihre Häuser gebaut waren. Klein, kalt, unbequem und unfreundlich. Nun aber war sie ein Gast und hatte Respekt und Höflichkeit zu zeigen. Eine Tatsache, die sie doch manchmal zu bedauern wusste, aber die man klaglos über sich ergehen ließ, denn so war es Sitte und ein Endophali besaß stets Anstand.

Jener Ehiraim, der sie zunächst fortschicken wollte – so glaubte Shirin die grummelnden Worte zu verstehen, lud seine Gäste auf etwas ein, dass sie „Metgrütze“ nannten. Man setzte sich also mit an den Tisch der kleinen Bärtigen, die sich ungehemmt schlemmend und schmatzen und gar über diesen undefinierbaren Brei jubelnd Löffel für Löffel in den Mund schaufelten und sich regelmäßig die Schleimspritzer aus dem Bart wischten. Sie waren sehr laut.

Die beiden Eingeladenen verzogen etwas die Mundwinkel, als sie vorsichtig mit dem Löffel etwas feste Masse vom Schalenboden an die Oberfläche holten. Mit rechtem Unwillen, dann aber gezwungen lächelnd, wurde eine Löffelspitze gekostet und das, was die Ehiraim Essen nannten, höflich gelobt.

Talel hatte gewartet, ob seine Begleiterin tot von der Bank fallen würde, ehe er sich selbst an die Grütze wagte.



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 Betreff des Beitrags: Re: Ihori an Ihari
BeitragVerfasst: 23.05.12, 12:32 
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Viele Zyklen hatte sie nun bei ihm gesessen und hörte ihm zu, wenn erzählte. Die wochenlangen Studien halfen ihr viele Worte der galadonischen Sprache besser zu verstehen, und wenn sie nicht jedes einzelne zu übersetzen vermochte, dann aber ihren großen Zusammenhang. Er sprach langsam und ruhig, seine Aussprache war klar und es gefiel ihr dem älteren Chalada zuzuhören. Er erinnerte sie an diesen Abend an Erde und Bodenständigkeit.

Sie fühlte sich geehrt, dass er ihr, die sie nur wenige Male in seiner Begleitung gewesen war, diese kostbaren Bücher anvertraut hatte und dass er sie erzählen ließ von ihrer Kultur und ihrer Art des Glaubens an die großen Mächte. Sie traf auf eine Idee des Verständnisses und sie traf auf Wissen.

„Sie sammeln ihre Truppen und werden nach Süden ziehen. Die Endophalis sollten beten.“


Als sie das dunkle Haus in der leeren Luth verlassen hatte, stieg sie wieder hinauf zu ihrem Hort der Macht und Meditation, dem größten Feuer im Süden der verlassenen Steinbauten. Hier setzte sie sich zum Dunkelzyklus auf die Steintreppe, die von vielen Schuhen schon geglättet wurde. Sie verweilte so nahe an den lodernden Flammen, dass ihr die Hitze brennend über die dunkle Haut leckte und einem die Augen zu tränen beginnen müssten. Aber Shirin liebte dieses Feuer und sog seine Hitze in sich auf, als wäre es die Glut ihres Blutes. Der Küstenwind strich ich über den Nacken, suchte die Falten ihrer Schleier ab und wenn Shirin die Augen gerade ausrichtete und eine Lücke zwischen den Feuerzungen ausmachen konnte, so breitete sich das Meer vor ihr aus… im Dunkelzyklus schwarz, im Hellzyklus leuchtend blau. Und der kalte Stein war ihr Träger.
Im Kreis der verehrten Elemente wagte sie es, noch einmal zu versuchen die Bücher zu lesen…

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… die ihr leise zuflüsterten und noch immer für sie die Buchstaben verdrehen, wenn sie gerade glaubte sich einen halben Absatz über das Ifr'igha'Sirrak oder das Mele Morthere erarbeitet zu haben. Es wollte nicht gelesen werden, wehrte sich gegen das Kind der Wüste. Aber es war ihre Prüfung sich das Wissen zu erkämpfen, aus diesen Büchern und vielen anderen. Denn sie alle waren sich darin einig: Wissen ist Macht.

"Wir werden kämpfen."




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