Mit geschorenem Kopf steht der Alte auf einem Felsen, die Rechte umpackt den Speer mit festem Griff. Suchend wandert sein Blick durch den Wald von Brandenstein. Dann ertönt ein Bellen, lautstark kläffend hinter den Büchen. Stinker, der treue Köter, hat einen Braunbären aufgeschreckt und springt kläffend vor diesem herum. Der Bär erhebt sich, die Pranken hebend um den Köter mit einem mächtigen Hieb zur Strecke zu bringen. Doch dann durchstösst der Speer des Alten den Brustkorb des Bären, das Blut spritzt als er den Bären einmal durchbohrt. Könnte das Gesicht eines Bären Überraschung darstellen, so wäre das der richtige Moment. Anstelle des Hundes, sinkt der Bär tot zu Boden. Kaum das er am Boden liegt, trennt der alternde Streiter ihm die Kehle durch,das Blut in einer Schüssel sammelnd. Die Tunika des Anwärters, welche er trägt, ist vom Blut gesprenkelt, ebenso der silbrige Umhang. Stinker, kommt näher um sich an der Schüssel zu laben, als der grimmige Mann dem Bären den Wanzt öffnet und ihm das Fell abzieht. "Hast du dir verdient, Stinker...", brummt er zu dem Hund und lässt ihn trinken. Das Fell spannt er auf dem Boden auf, die Fleischreste mit einer scharfen Klinge abziehend. Als ein silbriger Schemen aus dem Dickicht tritt. Ein goldgelockter Jüngling, dem nur ein kleines flaumiges Bärtchen die Oberlippe ziert, in einer zerschlissenen Kettenrüste und in der ebenfalls zerschlissenen Tracht des Schwertkreuzes tritt vor.
"Hauptmann? Darf ich euch etwas fragen?" "Sicher mein Junge, hab ich dich je abgewiesen?", brummt der Alte und blickt von der Arbeit auf "Seid ihr nun keiner mehr von uns? Ihr tragt eine fremde Tracht!", der Schemen deutet auf die Tracht des Alten " Ich trage noch immer meine alte Tracht. Das Schwertkreuz auf meiner Hand. Ich schwor den Eid, im Leben geschlossen, endet er erst im Tod. Diese Tracht, ist eine weitere, doch steht sie dem, was wir schworen nicht im Weg, mein Sohn. Auch der Großmeister gehörte einem anderen Orden an, lange bevor er das Schwertkreuz gründete. Er war bereits Geweihter, als er mich aus dem Gefängnis von Necris holte." " Werdet ihr nun anderen Lehren folgen? Es ist sicher anders als bei uns.. Oder?" " Ich werde den Lehren folgen, die mit denen des Schwertkreuzes vereinbar sind. Wir stehen treu zu Bellum, der Kirche und dem Reich. Die Kirche hier, mag lehtargisch, verkopft und viel zu nachsichtig sein, doch steht sie nicht im Konflikt mit unseren Lehren, mein Sohn. Im Gegenteil, wir sollten nicht fürchten, das unsere Lehren verwässert oder verworfen werden, sondern sie in den leeren Raum werfen, den das Fehlen von Glauben und Geweihten hier auf der Insel eröffnet hat. So wie sie mir tieferes Verständnis in die Theologie lehren, will ich ihnen von uns lehren." " Doch wie? In diesem Orden seid ihr nur ein kleiner Anwärter... wie wollt ihr das tun, mein Hauptmann?" "So wie ich dich und deinen Bruder lehrte. Ich will ein Beispiel des Glaubens sein. Ein Bekenner braucht keinen Rang und Namen, sein Glauben ist die höchste Zier. Sie können ihre Augen nicht vor dem tiefen Glauben verschliessen, der einst das Schwertkreuz formte. Ebensowenig werden es die Bewohner der Insel können. Ich habe den Eid verbreiten lassen, wir werden sähen und schauen was uns die Ernte bringt." "Glaubt ihr, dass diese Insel reiche Ernte bringt? Es wirkt nicht so, als wäre die Kirche hier beliebt.." " Ich bin kein Narr, mein Sohn. Auf dieser Insel ist die Häresie und der Unglauben so tief in die Herzen der Menschen eingedrungen, dass sie kaum noch zu retten sind. Wären es andere Zeiten, so würde die heilige Inquisition hier für Ordnung sorgen. Es sind fast allesammt Abgefallene! Der große Teil der Bewohner widert mich an, ihre Glaubensschwäche, ihre Unloyalität gegenüber Kirche und Krone. Doch sehe ich, dass diese Krankheit das ganze Reich befällt. Bald wird der König sich im Krieg mit seinen Untertanen wiederfinden. Doch von all den Verrätern an der Krone und Kirche, die im kleinen Zweifeln und denken es wäre rechtens die Krone in Frage zu stellen, bedarf wohl Siebenwind am meisten der Zuchtrute. Aber wie einst mein Vorvater Arthur der Starrsinnige, habe ich vor den kargen Acker zu bestellen, bis er Ernte abwirft oder mein Leben endet. Wenn die Viere so viele Horwah schicken, so viele Wunder auf dieser Insel wirken, heißt es zwar, dass die Menschen ihrer Wundertaten mehr als Andernorts bedürfen, doch auch, dass die Viere sie noch nicht aufgegeben haben." " Ihr meint..?" " Das hier mein Weg endet." " Dann kommt ihr endlich zu uns? Auch mein Bruder vermisst euch, Hauptmann. Doch die Erinnerungen an ihn, seinen Tod, trüben euren Blick zu sehr, als das er euch schon im Leben besuchen könnte." " Ja... Ihr wart wie Söhne für mich. Es ist schwer, wenn man einen Sohn richten muss, auf diese Art. Doch Bald mein Junge... Bald..
Als der Schemen verschwindet und das Gespräch versiegt ist nur noch lautstarkes Schmatzen zu hören. Stinker hat bereits Teile des Bären verschlungen und frisst weiter am toten Bären herum. " Stinker! Geh da weg! Du hattest deinen Teil! Du Köter!", knurrt der Alte grimmig und jagd den Hund mit einem kräftigen Klaps beiseite. Als das restliche Fleisch herausgetrennt wurde, die Kleidung am Fluss vom Blut befreit wurde, gehen Herr und Hund wieder gemeinsam nach Falkensee zum Tempel.
_________________ „Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“ – David Ben-Gurion
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