Aufrecht saß sie im Gras, das rote Haar wallte im Windzug und sie hatte den Stoff des feinen kleides etwas hochgezogen, bis üeber die Knie, um die Beine über den Farn zu strecken und die Füße im Wasser baumeln zu lassen. Das Kühle Nass belebte sie etwas, wenn auch das ihre Haltung in keinster Weise änderte. Ihr Blick war geradeaus gerichtet, nichts bestimmtes fixierend, einfach nur vor sich auf das dunkle, vom fallenden Wasser schäumende Gewässer. Die Wasseroberfläche schien undurchdringlich, vorhin noch hatte sie sich gefragt wie tief der kleine Teich wohl sein mochte, doch erschien ihr dies nicht relevant. Wie lange saß sie schon so hier ? Immer noch aufrecht, wenn auch fast schon steif, und mittlerweile vom kühlen Wind nicht mehr belebt sondern durchgefroren blickte sie nach wie vor aus Wasser. Sie achtete nicht auf die Kälte, nahm sie vielleicht nichtmal wahr, wenn auch der Luftzug immer wieder ein Prickeln durch ihre nackten Arme laufen ließ. Zwar reagierte ihr Körper mit einer Gänsehaut, dennoch erreichte es sie nicht. Wie lange saß sie schon hier ? Viele Zyklen, vor vielen Zyklen war er gegangen, und sie wusste, sie würde ihn nicht wieder sehen. Sie konnte seine Worte fast noch an ihrem Ohr hören, seinen Atmen spüren wie er über ihre Haut streifte, den Druck seiner Hand auf ihrer Schulter.... Immer wieder fragte er sie, was er tun solle. Doch da was sie ihm sagen könnte, hätte sagen können, was ihr Leben bestimmte, ihr Denken, Handeln und Fühlen erreichte ihn nicht. Etwas hatte sie an ihm gefühlt, nur einen Hauch der Nähe, mehr mag es nicht gewesen sein. Hatte sie ihn vertrieben? Wieso war er gegangen....
Warum machst du es mir so schwer? Du... verwirrst mich so sehr...
Mit diesen Worten wandte er sich ab, zum Wasser hin, als könne er sie nicht mehr ansehen. Wieso konnte sie nicht mitfühlend sein, was seine Worte anbelangte ? Er sprach von einem Gefühl des Verstehens, und sie reagierte nur mit knappen, fast belehrenden Worten. Sie fragte ihn was er denken würde.
Ich denke... warum ich dich treffen musste? Es ist schön und schrecklich zugleich. Es ist schön, das ich nun nicht mehr alleine bin. Aber es ist schrecklich, dass sich meine Gedanken nun überschlagen.
Mit diesen Worten drehte er sich wieder zu ihr um, sah sie an. Sah kurz in ihre Augen, dann wieder fast verunsichert auf ihre durchnässten, und an den Wangen klebenden Haarsträhnen.
Warum....
Seine nächsten Worte brachten sie dann jedoch aus dem Konzept. "Weisst du, wie sehr ich mich gefreut habe, dass du meine Begleitung wirst?" Ihre Gedanken überschlugen sich für einen Augenblick, im ersten Moment wusste sie nicht wie er darauf kam, wovon er sprach, was er meinte. Innerlich tief durchatmend biss sie sich auf die Unterlippe und senkte ihren Blick, als könne sie nur ihre Gedanken sammeln, wenn sie ihn nicht ansehen müsse, als würde allein sein Anblick sie nun schon irritieren.
Es ist so verwirrend.
Er setzte sich auf einen nahen, umgeknickten Baumstamm, wenn auch nur um sich wenige Momente später wieder zu erheben, und dann doch wieder zu setzen. Nach einem kurzen Zögern ließ sie sich neben ihn auf den Stamm sinken, ihren wärmenden Mantel dabei ins Gras legend.
Ich weiss nicht was ich machen soll.
Tut dies, wozu dein Herz, dein Glauben dich leitet... setzte sie an, und zog dabei am Saum ihres Kleides, als wäre es ihr mit einem Mal unangenehm das dieses ihre fahle, bleiche Haut zum Vorschein brachte.
... dennoch in Tugend, Demut und Gehorsam.
Schloss sie dann, in den gewohnt trockenen Tonfall zurueckfallend. Er wirkte sichtlich nervös neben ihr, sie wusste nichtmal ob der Sinn ihrer Worte ihn überhaupt erreichte.
Mein Glaube und mein Herz können sich nicht einigen.
Ist dein Glaube nicht in deinem Herzen, Rahv ?
Vertrauen, das war es was ihm fehlte, doch was er geben musste, für den Ersten Schritt. Er fragte wie er ihr vertrauen solle, wenn sie es ihm nicht täte?
Was soll ich tun?
Wieder diese Frage, wieso musste er sie stellen? Sie konnte ihms agen was er tun solle, doch wäre das nicht das, was er hören wolle. Sie konnte ihm darauf keine Antwort geben, wie sollte sie auch, sie wusste ja nichtmal wovon er sprach ?
Warum? Er Erhob sich und ging, verschwand zwischen den Blättern und Sträuchern im Dickicht. Einen Moment zögerte sie noch, dann erhob sie sich ebenfalls, versuchte ihm zu folgen. Nur bekleidet mit dem Kleid, das mehr Haut schutzlos dem Gestrüpp auslieferte als es bedeckte, zwängte sie sich hindurch, nicht achtend auf die sie streifenden und kratzenden Ästchen. Sie kämpfte sich hindurch bis zum Meeresufer, verharrte dort kurz, und kehrte zurueck, als sie ihn nicht fand.
Warum? fragte er wieder, als sie ihn fand.
Warum ... bin ich so verwirrt? Warum sagst du mir nicht was ich jetzt machen soll?
Warum...wiederholte sie seine Worte, für einen kurzen Moment sah sie wieder die hellblauen Augen, dann das rabenschwarze Haar Celissa`s. Unwillkürlich, gewohnt beiläufig, schob sich ihre Hand an den Anhänger um ihren Hals, die Berührung allein spendete ihr etwas Ruhe, Ruhe um sich auf einige wenige Worte zu besinnen, welche sie sprach, wie immer lautlos.
Ich kenne dich nicht, doch mag ich dich ...zu sehr.
Sie reagierte nicht auf die Worte, wieder hatte sie sie nicht verstanden. Wie kam er darauf?
Sie sank am Ufer des Wasser in die Hocke und beugte sich etwas vor.
Ich habe hier nur Menschen, Leute, die mich nicht verstehen... ... und ich liebe jemanden den ich garnicht kenne!
Kurz stockte sie bei den Worten, und ließ dann ihr freies, vernarbtes Handgelenk in das kühle Wasser gleiten.
du sagst ich solle mich besinnen? Wie denn?
Bete.
Am besten werde ich dich einfach vergessen. Weshalb ? Vor der Konfrontation, dem was du willst...davonrennen? Überlege es dir... Vertrauen...Wissen... oder doch lieber nur der einfachste Weg?
Nach diesen Worten drehte sie sich um, sah ihn an. Ihr Blick wirkte immer noch nur bitter, vielleicht fast traurig und ihre Mimik spiegelte nicht mehr als die im Blick erkennbaren Emotionen wieder. Langsam hob sie ihre Hand an, und strich ihm zärtlich, ihn fast nicht beruehrend, mit einem finger über die kleine Narbe unter seinem Auge. Nichts sah man ihr an, von dem was sie dachte oder fühlte. Sie wusste es nichtmal selbst, Wortfetzen, bilder in ihrem Geist überschlugen sich in diesem Augenblick, und somit wendete sie sich ruckartig um.
Als sie seine leisen Schritte vernahm, wie sich diese entfernte, wusste sie, dass sie ihn nicht wieder sehen wüde.
Sie löste sich etwas aus ihrer Trance. Wie lange saß sie schon hier? Doch es hatte ihr geholfen. Er war schwach, ließ sich jedoch auch nicht helfen. Lange hatte sie Karyun nicht mehr gesehen, ebensowenig Varg. Was war mit Sahra? Was mit Talisha? Leise, seufzend, erhob sie sich. Karyun... lange war es her. Sie vermisste ihn.
|