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 Betreff des Beitrags: Tagebuch von Elicandro Melimbar
BeitragVerfasst: 4.11.02, 03:16 
Einsiedler
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Es muss etwa der Wandeltag gewesen sein, der 2. Seker 13. nach Hilgorad... leider hat mich die Reise etwas mitgenommen und ich war anfänglich etwas verwirrt, denn...

... als ich heute auf Etriska ankam, musste ich schon kurz darauf meinen ersten Schrecken erleben! Noch während ich mich bemühte, meine Füsse einigermassen sicher voreinander zu setzen, spürte ich plötzlich eine Eiseskälte hinter mir... Ich wendete den Kopf – und erschrak zutiefst! Ein .... Wesen, wie ich es noch nie gesehen hatte, war hinter mir erschienen! Ob es wirklich die Planke hinunter gekommen, oder einfach so aus dem Nichts aufgetaucht war, kann ich bis heute nicht sicher bestimmen.

*die Handschrift wird zunehmend fahriger und die Schrift verzittert*

Es lässt sich kaum beschreiben, aber eine Kälte und Düsterheit ging von ihm aus, die mir das Herz im Leibe gefrieren lassen wollte! Noch während ich starr vor Schreck da stand und krampfhaft bemüht war, seinem kalten Blick nicht zu begegnen, vernahm ich plötzlich eine Stimme. Ich konnte nicht sagen, woher...! – Mein Kopf ruckte herum, und mein Blick suchte verwirrt nach dem "Sprecher", bis mir die Erkenntnis siedendheiss durch die Glieder fuhr: Die Stimme war nur in meinem KOPF – und sie musste von diesem fahlhäutigen Wesen stammen!!

Angst umklammerte mein Herz, obwohl das Wesen noch immer völlig regungslos da stand, und keinerlei Anstalten machte, mich anzugreifen. Es wollte wissen, wo es sei, und ob es hier noch mehrere seiner Art gäbe.... Das erste konnte ich ihm stammelnd erklären, doch die zweite Frage entzog sich meiner Kenntnis, was ich zitternd vorbrachte. Schliesslich war ich eben erst angekommen! Ich versuchte taumelnd einen Schritt zurück zu gehen, in der Angst, das Wesen mit meiner Unkenntnis zu erzürnen, und spürte plötzlich den Rand des Steges unter meinen Füssen! Hinter mir war nur noch die unruhige See.....! Doch statt in irgend einer Weise mit auch nur dem geringsten Hauch eines Gefühles zu reagieren, drehte sich das Wesen wortlos um und blickte starr auf die See hinaus...

Es dauerte einen Moment, bis ich meinen Atem und meine zitternden Beine wieder ein wenig unter Kontrolle hatte und rückwärts zum nächsten Pfosten taumelte... Doch meine Sorge war vergebens – das Wesen kümmerte sich nicht mehr um mich! Es schien mich "entlassen" zu haben, und so eilte ich erleichtert und mit bleichem Gesicht den Steg entlang, bis es vollends ausser Sicht war. Dann musste ich mich erst einmal setzen und meinen Schrecken verdauen!

*hier ist ein grösserer Abstand, und die Schrift wird wieder deutlich fester und wirkt sicherer*

Er fährt mir noch heute durch die Glieder, wenn ich nur daran denke! Wo bin ich hier nur gelandet?!

Ach, ich hoffe nur eines: Dass Seralgo nichts mit diesen Wesen zu tun hat! Denn ... ich könnte ihre ständige Nähe wohl nicht ertragen...


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BeitragVerfasst: 4.11.02, 04:17 
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Endtag, der 5. Seker

Endlich habe ich mich wieder an den festen Boden unter meinen Füssen gewöhnt. Ich hätte nie gedacht, dass dies so schwierig sein könnte. Aber zumindest hatte diese Umgewöhnung nicht denselben Nebeneffekt, wie vor zwei Monaten, als ich die "Seemöwe" bestieg...!

Noch immer weiss ich nicht so richtig, wo ich nach Seralgo und seinen Gefährten zu suchen beginnen soll, wenn ich Siebenwind erreiche...

Etriska ist ein eigenartiger Ort. Nach dem seltsamen Wesen bei meinem Eintreffen, stosse ich hier auf Elfen und Halblinge, und mir als friedlich bekannte Tiere reagieren auf Fremde ängstlich und greifen an.... Zum Glück gelang es mir, einen der wilden Hunde ein wenig zu beruhigen. Ich hörte später, dass sie eine junge Frau ernsthaft verletzt und beinahe getötet hatten...... Andererseits wurde ich heute Zeuge davon, wie doch tatsächlich zwei Frauen in einem Kreis von Zuschauern mit Schwert und Schild aufeinander los gingen und gegeneinander kämpften! ..... Was ist nur in den letzten Monaten mit der Welt geschehen?!

Es ist nicht einfach, nach so langer Zeit wieder festen Fuss in der Gesellschaft zu fassen, doch heute habe ich es endlich geschafft, mich ein wenig abzulenken.

Der Zufall wollte es, dass Hanna Wildblum, eine geschäftige Halblingsdame und wahrscheinlich die Geschäftsführerin des Handels-Hauses auf Etriska, nach einem Schneider suchte, der ihr ein paar Garnrollen verweben konnte. Das beruhigende Klappern des Schiffchens am Webstuhl tat wirklich gut, und ich freute mich, dass meine lange Krankheit zumindest diese Fähigkeit nicht beeinträchtigt hatte. Nur wenige Male geschah es, dass der Faden riss und ich neu ansetzen musste, doch im Grossen und Ganzen durfte ich mit dem Ergebnis recht zufrieden sein. Allerdings musste ich dann eingestehen, dass meine Kräfte noch lange nicht wieder ganz zurück gekehrt sind, und so war ich doch sehr froh, dass es mir beim dritten Anlauf gelang, jemanden zu finden, der mir beim Tragen zur Hand ging. – Eines ist mir aufgefallen, viele Menschen auf Etriska scheinen es immer sehr eilig und selten die Zeit zur Verfügung zu haben, ein paar Worte in Ruhe zu wechseln. – Der Lohn, den der kräftige Träger dafür verlangte, verwirrte mich, liess er sich doch nicht in Dukaten auszahlen, sondern bat mich nur darum, ein Gebet an Bellum zu richten....
Noch mehr aber verwirrte mich Frau Wildblum -- oder eben Hanna, wie sie wünscht, dass ich sie nenne! Ihr Angebot, wie sie mich entlöhnen wollte, schien mir fast zu grosszügig, doch nahm ich es schliesslich dankend an. Zu sehr freute ich mich, endlich wieder in aller Ruhe meiner Tätigkeit nachkommen zu können – und was bietet sich besseres an, als der guten Frau zur Hand zu gehen, wo ich doch gleichzeitig meine Fertigkeiten üben und auch für sie Nützliches herstellen konnte!

Ausserdem erhielt ich heute drei Aufträge! – Das einfache Färben eines Kleides nicht mitgerechnet.

Diese Insel scheint vor Leben zu sprühen, und ich lasse mich gerne anstecken. .... Und doch..... als ich heute dem Wunsch meines Helfers nachkam .... übermannte mich wieder der Groll! .... Wo war der ehrwürdige Bellum, als sie Seralgo jagten?! Hält er seine gnadenreichen Hände noch über ihn oder liess er ihn fallen? ..... Wenn ich es doch nur wüsste!!! Schluss jetzt!

*der Eintrag endet mit einer breiten, harten Linie, und das Papier zeigt auf der linken Seite eine kleine, ehemals aufgeweichte Stelle, an der die Tinte faserig und aufgehellt zerflossen ist*


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BeitragVerfasst: 4.11.02, 22:21 
Einsiedler
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Mondtag, 6. Seker

Mit schwirrendem Kopf rettete ich mich zu Beginn des 7. Zyklus ins Bett. Ach, war das ein Tag gewesen!

Ich werde Lupo nicht mehr aus den Augen lassen! Diese Insel ist so gefährlich, wie nur sonst etwas! Riesige Spinnen treiben in der Dämmerung ihr Unwesen, greifen wahllos Menschen an und sind kaum bezwingbar! Es schüttelt mich noch immer, wenn ich an dieses Tier denke. Erst, als einige mutige Männer sich ihm gemeinsam entgegen stellten, konnte es getötet werden. Ich bin ja so froh, dass Lupo sich verstecken konnte! Und als ich es dann endlich schaffte, ihn ins Haus zu holen, griff mich wieder einer der Hund an... Nun weiss ich auch, warum diese sonst so friedlichen Tiere sich immer wieder so seltsam verhalten. Kein Wunder, wenn so fremdartige Wesen auftauchen, deren Körper mindestens doppelt so gross sind, wie der eines ausgewachsenen Hundes!

Ach, Seralgo, wohin führt mich nur Dein Weg, dem ich folge?

Hanna war heute leider nicht anzutreffen gewesen. Stattdessen konnte ich mich kaum der Kunden erwehren, die bei diesem frühen Wintereinbruch dringend warme Kleidung benötigen! Ich hoffe, irgendwann einen Zyklus zu finden, an dem ich in aller Ruhe arbeiten kann. Sonst wird ja vor lauter Bestellungen-Aufnehmen nichts mit dem Ausführen derselben... Doch zum Glück lernte ich heute einen Zwergen kennen, der stolzes Mitglied der Schneiderzunft der Dwarschim ist! Er ist offenbar geübter, als ich, und ich hoffe sehr, dass einige meiner Kunden sich seine Dienste zu nutzen machen und er oft Zeit hat, zu arbeiten. ....

Ach ja.... Zwerge ..... Sie scheinen einen etwas anderen Umgang mit den Dukaten zu haben, als wir. .... die einen zumindest...... 25 Dukaten für einen Ballen Wolle! Man stelle sich das einmal vor.......! Oder 20 für sechs Lagen Stoff! - Sie müssen ein reiches Völkchen sein, wie man so hört, und wenn ich sehe, wie sie sich verhalten, kann ich dem nur zustimmen. Umso mehr schmerzt es eigentlich, dass einer dieser grosszügigen kleinen Burschen von einem Dieb im Schlaf ausgeraubt wurde! Allerdings muss es ja fast einer seiner Brüder gewesen sein, denn welcher Mensch oder gar Elf könnte mit der Hose eines Zwerges etwas anfangen?!
Egal, wer der Dieb war, ich nehme an, dass es gut derselbe gewesen sein könnte, der auch aus dem Schneider-Laden die Farben und den Färbe-Eimer mitgenommen hat! Solange diese Gerätschaften nicht wieder zurück sind, bleibt mir leider nichts anderes übrig, als meine Kundschaft mit ungefärbten Kleidungsstücken einzudecken.... sofern ich überhaupt genügend Stoff dafür habe.

So viele Namen schwirren mir durch den Kopf, zum Glück habe ich eine Liste angefertigt, sonst wüsste ich wirklich nicht mehr, wer worauf wartet – und wer zuerst da war..... Doch etwas hat mich heute wirklich erfreut! Der Zeichner, Lennart, fertigte mir zwei der bei der Überfahrt beschädigten Schnittmuster an! Und wie gut! Er hat sogar die Grösse und speziellen Proportionen für Zwerge, Menschen und Nortraven eingezeichnet – also besser, als das Original! Ha, wenn mein Meister dieses Pergament sehen könnte, der würde vor Neid erblassen! Mit diesen Mustern sollte es mir ein leichtes sein, die Kleidungsstücke grob zu fertigen, um sie dann am Kunden direkt anzupassen. Mein Augenmass hat mich bisher kaum getäuscht, sowohl für einen feingliedrigen Elfen, wie auch für den stämmigen Zwergen, gelang es mir, fast auf Anhieb eine gute Passform für die Beinkleider zu finden. Aber nun wird die Arbeit noch leichter vonstatten gehen. – Ich werde es Lennart bei Gelegenheit hoffentlich richtig vergüten können, heute konnte ich im Strudel der wechselnden Kundschaft kaum mehr richtig denken!

Doch nun vertraue ich Lupo mich und meine Waren an und werde mich so richtig ausschlafen.


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BeitragVerfasst: 5.11.02, 20:43 
Einsiedler
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Wandeltag, 7. Seker

Langsam aber sicher bekomme ich Schwierigkeiten. Ich musste bereits damit beginnen, Hanna’s Stoffe anzubrauchen, da sie leider nie dann im Lager ist, wenn ich dort vorbei schaue. Wo sich diese Halblinge sonst aufhalten, habe ich keine Ahnung! Im Haus oder im Schlafsaal sah ich jedenfalls noch keinen von ihnen. Wer weiss, vielleicht .... leben sie ja irgendwo unter der Erde... in Höhlen.. oder im Keller des Lagerhauses...

Nun, ich werde für meine Dreistigkeit geradestehen müssen. Entweder, ich bezahle ihr den Stoff im Nachhinein, oder aber ich arbeite die nächste Zeit gratis für sie. Sie schien mir sehr freundlich, und so hoffe ich, dass es nicht nur einfach ein sehr guter Tag von ihr war, an dem ich sie kennen lernte. ... Ob Seralgo wohl mehr Wissen im Umgang mit diesen "Hobbits" hat, wie sie sich selbst nennen?

Wissen.... Heute lernte ich Herrn Leon kennen, einen wahrhaft gelehrten Mann! Er schaffte es tatsächlich, eines dieser achtbeinigen Ungetüme ALLEINE *das Wort ist dick unterstrichen* zu töten! Wie er das genau geschafft hat, ist mir nicht ganz klar. Ich beobachtete das Tier und die beiden Männer (- Herr Sundor begleitete ihn, auch wenn er ihm nicht gross helfen konnte.... oder vielleicht auch einfach nicht helfen musste...-) vom sicheren Balkon aus, hörte, wie er ein paar Worte in einer fremden Sprache murmelte – und war plötzlich geblendet! Gleich darauf zerriss ein lautes Zischen und Kreischen die Luft, und es begann unerträglich nach verbrannten Haaren zu riechen. Als ich die Augen wieder öffnete, blickte ich zu dem Tier und sah, wie es sich vor Schmerzen auf dem Boden krümmte! Rauch stieg von ihm auf, und seine Glieder zuckten erbärmlich und unkontrolliert, und so sehr es sich auch zu bemühen schien, es konnte sich nicht mehr von der Stelle bewegen! Seine Beine waren... einfach weggesengt, zusammengeschmolzen! Noch ein paar Mal musste Herr Leon einige dieser fremden Silben murmeln und die Kraft des Feuers beschwören, ehe das Tier endlich regungslos liegen blieb. Lange blieb mein Blick auf das Tier geheftet, um sicher zu gehen, und als ich mich wieder nach Herrn Leon umsah, wurde dieser gerade von Herrn Sundor wieder ins Haus begleitet. Er schien sehr geschwächt. Ich wollte hinunter eilen....

.... und musste erst meine Hände lösen, die sich um das Geländer verkrampft hatten! Zum zweiten Male übermannte mich die Scham. Zum zweiten Male hatte ich mich feige zurück gezogen und andere alleine der Gefahr überlassen! War es die Stimme des Elfen, Antalias, dessen Worte kurz in meinem Bewusstsein aufblitzten, während ich die Treppe hinunter eilte? Dass es Wesen, wie ihn und mich gäbe, die nicht zum Kämpfen bestimmt sind ....? Ich gratulierte Herrn Leon bewundernd zu seinem Erfolg, doch dieser – wies jegliche Ehre von sich und schob sie im Gegenteil MIR zu! ICH sei ein Held, meinte er! Ich glaubte, mich verhört zu haben, doch seine Worte gehen mir nicht aus dem Sinn, und ich möchte sie hier festhalten, um wieder und wieder darüber nachsinnen zu können...

"Töten führt nie zum Sieg. Ich habe das Problem verlagert ... es werden neue Monster kommen und diese hier rächen. Und trotz allem sind sie doch nur Wunder und Launen der Natur ... Doch Ihr seid der größere Held. Seiner Angst zu glauben ist mutiger, als sich ihr zu stellen. Und Ihr habt auf das gehört, was Euer Herz Euch gesagt hat. Dadurch seid Ihr ein Mensch. Ihr könnt stolz auf Euch sein."

Die Weisheit seiner Worte rührte etwas in mir an, doch ich war von dem vergangenen Ereignis noch zu sehr aufgewühlt und zu erleichtert, dass Lupo nun wieder frei draussen herumtollen kann - vorläufig! -, dass ich den Ernst dahinter zwar wahrnehmen, aber nicht darauf reagieren konnte. Meine Bewunderung für diesen Mann ist durch seine Worte noch mehr gestiegen.

Später, als Herr Leon sich an der frischen Luft erholen ging, nahm ich meinen Mut zusammen und näherte mich dieser "Laune der Natur" ... Wunder mag ich es nicht nennen, dieses achtbeinige Monstrum. Vorsichtig hob ich einen Stock hoch und tastete sprungbereit nach dem Wesen. Wer weiss, ob es sich nicht einfach nur tot gestellt hat, und nur darauf wartet, dass ihm ein Opfer zu nahe kommt! Ich hielt Lupo sicherheitshalber zurück, doch das Wesen rührte sich tatsächlich nicht mehr. Etwas ermutigt trat ich noch ein Stück näher und versuchte, es mit einem zweiten Stock etwas anzuheben, um es um zu drehen. Nie im Leben hätte ich es fertig gebracht, dieses Untier mit meinen Händen zu berühren, doch obwohl mich der Ekel packte, wollte ich es mir zumindest einmal ansehen. Der penetrante Gestank hatte sich etwas verzogen, doch auf der Unterseite des Körpers entdeckte ich eine klebrige, helle Masse, die im Sonnenlicht leicht glänzte. Ob das Tier in seinem Todeskampf noch versucht hatte, einen Faden oder gar ein Netz nach seinem Angreifer zu schleudern, oder, einen Faden am Dachbalken festmachend, sich der Wand entlang in die Höhe in Sicherheit zu bringen? Was weiss ich, jedenfalls hatte es offenbar durch die Schmerzen keine Orientierung mehr, und so blieb das klebrige Zeugs wirkungslos. – Na ja, vielleicht ist es ja auch nur so, dass sich nach dem Tod irgend ein Speicher entleert, in dem diese Tiere die Masse zum Spinnen ihrer Fäden erzeugen und aufbewahren... Jedenfalls sah das Ganze, sowie die angesengte Spinne, eklig genug aus, und so überliess ich die Überreste ihrem Schicksal und wusch mir an der Tonne trotz allem die Hände sauber und zog mich wieder in die Wärme des Hauses zurück.




Nun sitze ich hier und schreibe. Eine eigenartige Stimmung hat mich ergriffen. Ich weiss nicht weshalb, aber die Gesichter von Antalias, Samain und Kineas Leon tauchen immer wieder vor mir auf. Etwas geht von diesen dreien aus, dem ich mich nicht entziehen kann...

Antalias, der Fröhliche, der mit einer gewissen Leichtigkeit durchs Leben zu wandeln scheint, und der doch ernst und ... tiefsinnig! Ja, genau, das ist es wohl, was den dreien eigen ist! Der ruhige Samain, der sich bemüht, unsere Sprache zu erlernen, und der fast jedes Mal, wenn er durch eine Tür tritt, zu erwarten scheint, dass der Balken auf ihn hernieder stürzt, oder die Tür sich gegen ihn wendet, oder was auch immer im Kopf dieses Elfen vor sich geht, wenn er, sich seiner Grösse wegen bückend, vorsichtig über die Schwelle tritt.... Und Herr Leon, dessen Weisheit sich in seinen Worten niederschlägt, und dessen Taten von hohem Wissen und von Macht sprechen...

Was ist es, das diesen dreien eigen ist? Weisheit? Ruhe? Vielleicht auch nur eine gewisse wohltuende Gelassenheit im Strudel des Lebens hier auf Etriska...


Zuletzt geändert von Elicandro: 6.11.02, 02:56, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 6.11.02, 02:55 
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Mittentag, 8. Seker

... die arme Hanna! Als ich sie gestern endlich im Lager antreffen konnte, standen die Kunden in Doppelreihen vor der Theke...! Geschäftig eilte die kleine, und doch so kräftige Frau hin und her und bemühte sich, die Wünsche der Anwesenden zu erfüllen. Ich hatte es nicht eilig, war doch mein Anliegen eher peinlicher Natur, und es wäre mir recht gewesen, wenn es gar keine Zuhörer dabei gegeben hätte. Schliesslich hatte ich keine Ahnung, wie die gute Frau Wildblum reagieren würde, wenn sie erfährt, dass ich mich unerlaubterweise an ihren Stoffen vergriffen habe, und einen Skandal vor allen Leuten wollte ich doch mit allen Mitteln verhindern. So war ich froh, als einmal etwas Bewegung in die Reihe kam, und eine junge Dame sich vor mich stellte. Auf diese Weise war es mir noch einfacher, den Blicken der "Hobytlan", wie sie von sich sagte, zu entgehen.

Doch dann, kurz bevor ich an die Reihe kam – die Sonne war längst untergegangen und ich hatte mich schon gewundert, wie lange Hanna heute zu arbeiten gedenke – da sackte die gute Frau doch tatsächlich vor aller Augen zusammen! Ich erschrak und versuchte besorgt, über die Schultern der beiden vor mir hinter die Theke zu spähen und rief nach ihr – als der Elf, den sie gerade bediente, ein paar leise Worte murmelte und auf sie zeigte. Im selben Augenblick schlug sie die Augen wieder auf und stützte sich etwas verwirrt auf. Der Junge, der mir schon einige Male über den Weg gelaufen ist, schob sich an uns vorbei, zog sich an der Theke hoch und lehnte darüber, und begann mit erfrischend kindlicher Art die Hobytlan auszufragen. Schliesslich wendete er sich mit ernster Mine an alle Anwesenden und bat sie, den Laden zu verlassen, nachdem er der Frau, die ihn von der Körpergrösse her kaum überragte, empfohlen hatte, sich schlafen zu legen!

Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, musste dem Kleinen aber Recht geben, auch wenn es wohl für den einen Herrn hinter mir nicht einfach war, dies einzusehen. Rasch legte ich die wenigen Stoffbahnen auf die Theke und wartete einen Augenblick, bis Hannas Blick auf mich fiel. Zumindest wollte ich ihr kurz meine Schuld eingestehen, noch länger zu warten wäre wohl noch schlimmer! Und so blass und müde, wie sie aussah, durfte ich damit rechnen, schnell mit der Angelegenheit fertig zu sein. – Doch Hanna beschämte mich aufs Neue! Ich hätte keine Schulden bei ihr, murmelte sie mit leiser Stimme... Der Junge drängte mich wieder, das Lager zu verlassen und die anstehenden Dinge später zu besprechen, wenn Hanna ausgeruht sei. Ich erkannte, dass die gute Frau tatsächlich fast im Delirium sprach, sonst hätte sie ihre Worte sicherlich überlegter ausgesprochen. Wahrscheinlich hat sie gar nicht wirklich erkannt, wie wenig Stoff da liegt. – Ich nickte also dem Jungen zu und wünschte Hanna gute Besserung, ehe ich rasch den Laden verliess. Wenn ich sie das nächste Mal antreffe, werde ich hoffentlich in Ruhe mit ihr sprechen können.


*mit etwas veränderter Handschrift sind noch ein paar weitere Zeilen angefügt*

Dinge geschehen hier, wie ich sie noch nie erlebt habe! Als ich mit Lupo später noch ein wenig spazieren wollte – der Kleine hat wirklich Spass daran, im Schnee herum zu tollen! – traf ich vor dem Haus auf eigenartige Szenen. Ein Mann schien sich verletzt zu haben, und wenn ich die Worte des Mannes neben ihm richtig verstanden habe, dann musste er wohl geistig etwas verwirrt gewesen sein und sich mit seinem eigenen Dolch absichtlich Wunden zugefügt haben! ... Derweil klang plötzlich die sehr erzürnte Stimme eines Zwergen zu uns herüber, der sowohl einen Mann, wie auch Aisha als Hexer und Hexe betitelte! Daraus entstand eine heftige Diskussion, in der sich der Zwerg mehr und mehr in Rage steigerte – und schliesslich sogar seinen Wolf auf den Mann hetzte! .... Oder hatte der Mann das Tier zuerst angegriffen? Ich sah es nicht, da ich gerade versuchte, zu erfahren, worum es hier überhaupt ging. Jedenfalls bemerkte ich, dass der Mann einige fremde Silben murmelte, und erschrak. Denn so erzürnt, wie der Dwarschim war, und so aufgeladen die Atmosphäre, fürchtete ich das Schlimmste, wenn das offenbar zahme und sehr folgsame Tier Schaden erleiden würde!

Ich hatte genug damit zu tun, Lupo zu beruhigen, der auf die angespannte Stimmung sehr empfindlich reagierte, und so ging ich in einem grossen Bogen um die Versammelten herum. Der Zwerg rief zum Glück seinen Wolf wieder zu sich, doch war die Stimmung noch immer sehr geladen. Plötzlich entdeckte ich Samain, der dem Wolf mit seinem Blick folgte und leise auf ihn einredete, ohne den Zwergen zu beachten. Ich hatte den Eindruck, als ob er versuchte, das Tier zu beschwichtigen... Auch eine Frau war hinzu gekommen, die offenbar dem Zwergen Paroli bot. Als dieser sich weiter in Rage steigerte, entschloss ich mich schliesslich, doch in das Geschehen einzugreifen und zu versuchen, die Gemüter zu beruhigen. Doch als ich mich umwandte, stapfte der Zwerg gerade missmutig in seinen Bart brummend, an mir vorüber.

Sein Blick streifte mich und er fragte verstimmt, ob ich auch noch etwas von ihm wolle. Und da nun seine Aufmerksamkeit auf mich gerichtet war, versuchte ich mein Bestes, ihn nicht noch mehr zu reizen. Während ich langsam auf ihn zutrat, beobachtete ich den Wolf, der bereits wieder friedlich und neugierig in die Umgebung schnupperte. Mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen begann ich, den Zwergen bei seinem Stolz zu packen und lobte ihn für das wunderschöne und offenbar sehr intelligente Tier, das mit seinem Herrn so verbunden ist... Und wieder einmal ging mein Plan auf, denn die Schmeicheleien schienen den Zwergen sichtlich zu beruhigen. Ein anderes Gesicht, andere Gedanken, und von der ehemaligen Wut ist kaum mehr was zu spüren.... Als er mich fragte, womit er mir helfen könne, antwortete ich wahrheitsgemäss. Verwirrt verstand er im ersten Moment nicht, was ich mit "ablenken" meinte, und so sprach ich ihn vorsichtig auf seine gerade zurück liegende Verstimmung an. Er fasste die Geschichte nochmal in seinen Worten in einem Satz zusammen und bestätigte dann mit einem kurzen Dank, dass die Ablenkung geholfen hatte. Was er genau vor sich hinmurmelte, als er die Hand hob und mir zuwinkte, während er sich abwendete, verstand ich allerdings nicht. Die Sprache der Zwerge ist etwa so kantig und gedrängt, wie die stämmigen Burschen selbst.

Ich liess ihn zufrieden ziehen und kümmerte mich nicht mehr darum, sondern lenkte nun meinerseits mich selbst ab und spielte mit Lupo "Stöckchen holen". Als unser Spaziergang mich zum Brett führte, entdeckte ich dort die Nachricht, die wohl den Beginn des ganzen Dramas beschrieb! Auf einem blutverschmierten Zettel stand eine Warnung. Jemand schrieb, dass sein eigener Dolch, offenbar verflucht und mit einem eigenartigen Leuchten versehen, ein Eigenleben entwickelt und sich gegen ihn selbst gewendet hat und der Schreiber nur mit Hilfe eines Magiers davor bewahrt werden konnte, dem Tod zu entgehen!

So unglaublich diese Geschichte klingt, so passt sie doch genau zu dem, was ich gesehen und gehört habe! Und auch der Zorn des Dwarschim passt da wunderbar hinein. Sicherlich hat er die Lage verkannt und den Helfer als gefährlichen Hexer eingestuft!

Die gut gerüstete Dame (?) allerdings, die mich eben im Vorraum wütend angeschnauzt und mir befohlen hatte, Lupo in die Kälte hinaus zu setzen, um mich kurz darauf mit schreiender Stimme zu fragen, ob ich gesehen hätte, wohin der Dwarschim mit seinem Wolf gezogen sei, .... sie war das bisher bedrohlichste, was mir hier auf Etriska begegnet ist...

Ausser der Spinne natürlich.


Zuletzt geändert von Elicandro: 6.11.02, 03:01, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 7.11.02, 15:37 
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Mittentag, 8. Seker

Mir fehlen die Worte....
So sehr kann man sich in Wesen täuschen, die man nicht wirklich kennt! ... Und doch... vielleicht hatte Windhauch ja recht.... Zumindest Hanna schien froh gewesen zu sein...

Ach! Ich bin noch immer ganz verwirrt.

Zuerst dieser Junge! Kinder sind ja noch schwieriger zu verstehen, als .... alle anderen Wesen. Offenbar hatte ich doch einen denkbar schlechten Zeitpunkt erwischt. Warum musste ich ihn auch so überfallen?! Dabei wollte ich ihn doch nur von seinem Kummer ablenken und ihm eine verantwortungsvolle Aufgabe übertragen. Aber nein, der junge Herr dünkt sich wohl zu fein, sich um einen Hund zu kümmern. – Nun ja, vielleicht konnte er in diesem Moment nicht anders reagieren, als so rüde, stolz und selbstsicher. Der arme Kleine, irgendwie kann ich es ihm nicht ganz abnehmen. Ich werde ihn mal ein wenig beobachten. Vielleicht ändert er seine Meinung ja.

Andererseits..... Darf ich ihm überhaupt die Verantwortung über Lupo auch wirklich aufhalsen? Er scheint sich ja alleine einigermassen durchschlagen zu können. Und Hannas Herz hat er offenbar auch berührt. .... Sie wiederum scheint vor Tieren viel Respekt zu haben.... Ach, ich glaube, ich lasse das lieber! War wohl doch keine so gute Idee, wie Windhauch und ich dachten..... Da nimm ich den Jungen mal lieber ernst und kümmere mich weiterhin selbst um mein Tier!

Und überhaupt.

*der Strichzug wird etwas kräftiger, variiert dann stark und verrät in den nächsten Zeilen starke emotionale Beteiligung*

Wie sehr ich mich doch von den Worten dieses Elfen hatte in seinem Wesen täuschen lassen! Freundlich und aufgeschlossen schien er mir, mitfühlend, wie er über den armen Jungen sprach. – Und dann fuhr er ihn so heftig an, nur weil der Kleine in seinem Übereifer seine Meinung offen dargelegt hatte! Zugegeben, ich war ob der Reaktion des Jungen auch überrascht, und dass er mir empfahl, den Hund besser zu töten, als ihn auszusetzen.... Vielleicht hat er ja Recht damit? Vielleicht würde Lupo elendiglich sterben, wenn ich das wirklich hätte tun wollen. Dabei war es nur..... ...... Kinder scheinen auf solche Manöver nicht so leicht herein zu fallen, wie viele Erwachsene. Zumindest nicht so leicht, wie ich vermutete.

Aber egal, dieser Elf enttäuschte mich nur einen Moment später noch viel mehr, als mit seiner Reaktion auf den Jungen! ..... Auch wenn ich zugeben muss, dass der Hund vielleicht am Ende tatsächlich Schaum vor dem Mund hatte. Ich konnte nicht hinsehen, darum bin ich mir nicht sicher.
Gut, die arme Hanna wurde von dem Tier völlig überrascht. Doch sie hat sehr schnell und richtig reagiert und sich in Sicherheit gebracht. Und offenbar achtete der Hund nicht auf den Rest seiner Umgebung. – Genau, wie Lupo damals...

Ach, wäre ich doch nur schneller gewesen! Vielleicht wäre es mir ja gelungen, den Hund wieder zu beruhigen. Vielleicht war er nur erschrocken, als die Tür so plötzlich aufging....

Doch der Elf reagierte wesentlich schneller als ich. Noch ehe ich überhaupt mitbekam, was genau geschah, hatte er schon .... den Bogen in der Hand und einen Pfeil aufgelegt! Mein Ruf kam zu spät, und sein Pfeil traf mit geübter Sicherheit das Ziel!

Das Aufheulen des tödlich verwundeten Tieres wird mir wohl nicht so schnell wieder aus dem Sinn gehen...

Der Elf schien mein Entsetzen nicht zu verstehen, genauso wenig, wie ich sein zielsicheres, Tod bringendes Verhalten. Indirekt warf er mir mit entrüsteter Stimme vor, zwischen einem jungen, verspielten Hund und einem tollwütigen Tier nicht unterscheiden zu können! .... Vielleicht hat er Recht. Seine Sinne sind wesentlich schärfer, als meine. Vielleicht habe ich die Situation verkannt....

Und doch.... Habe ich mich in den Elfen so sehr getäuscht? Ich hielt sie für naturverbundene Wesen und hatte erwartet, dass sie besonnen reagieren. Dass sie versuchen, zu helfen, zu retten, zu heilen, und nur im Notfall töten.... Oder war es ein Notfall gewesen, und nur ich .....?!

Zumindest Hanna schien froh gewesen zu sein......


*ein längerer Abstand folgt*



Ach, Seralgo, warum kann ich dich nicht erreichen?! Ich brauche Rat und Hilfe! Alleine schaffe ich es nicht!


*die nächsten Worte sind Buchstabe für Buchstabe kräftig und gross in das Papier geritzt*


WO UND WAS IST DIE WAHRHEIT???


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BeitragVerfasst: 8.11.02, 03:12 
Einsiedler
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Sonnentag, 9. Seker

*die Schrift wirkt etwas abgehackt und holperig, immer wieder sind einzelne Striche eine Spur zu lang gezogen und meist auf die eine oder andere Seite abweichend*

Ich hatte lange nachgedacht und musste wohl eingeschlafen sein. Dabei hatte ich doch unbedingt vor gehabt, an der Versammlung teil zu nehmen! Dann hätte ich mir auch wieder einen Überblick darüber verschaffen können, welcher von meinen wartenden Kunden eigentlich noch auf der Insel verweilt, und wer in der Zwischenzeit noch nicht bei Hanna eingekauft hat.

Doch irgendwie kam alles anders.

Ein Tumult weckte mich, und ich sah nur zwei herumrennende Kinder, Aisha, die sich offenbar sehr emotional mit einem Mann unterhielt, und eine fremde Dwarschim-Frau, die brummend den Kindern nachstapfte....
Mir war das Ganze jedenfalls um einiges zu laut und zu ungestüm, darum stahl ich mich die Treppe hinauf, um nach Lupo zu sehen....
Der arme kleine Kerl lag, wie ich ihn angewiesen hatte, unter dem Tisch, um vor Regen und Schnee geschützt zu sein, doch von seiner Decke war nichts mehr zu sehen. Gerade wollte ich mit ihm hinaus, um ihm seinen Auslauf zu gönnen, als die Zwergin zu mir hinauf stapfte, mich nach den Kindern fragte und mir dann unmissverständlich zu verstehen gab, dass der Hund vor das Haus müsse. Tija möge das nicht, meinte sie. Nun, der Name war mir unbekannt, und auf meine Frage hin erfuhr ich, dass es die ansässige Heilerin der Insel sei, eine Elfe. Wahrheitsgemäss antwortete ich der Zwergin, dass ich mit Lupo sowieso eben hinaus wollte, und versprach ihr, mit Tija zu sprechen, wenn ich sie sähe. Denn, wie ich ihr ebenso klar zu verstehen gab, würde ich Lupo zum Schlafen wieder auf die Terrasse bringen. Auch wenn ich an meinem Bild der Elfen zweifeln muss, ich kann mir noch immer nicht vorstellen, dass sie herzlos sein sollten!

Nun ja, bevor die Zwergin und ich aneinander gerieten, fragte sie mich nach meinem Namen – wahrscheinlich, um mich bei Tija zu melden, nehme ich an. Dann aber blickte sie plötzlich zu mir auf, kramte in einer Tasche mit Papieren und murmelte etwas von einem wartenden Kapitän und dass ich ihr folgen solle...

Tatsächlich war das Schiff wieder zum Auslaufen bereit, und ich eilte ihr nach, um die Abfahrt nicht zu verpassen...

Bis zum Steg gingen wir rasch dahin. Aber dann.... Lupo weigerte sich, sich dem Schiff zu nähern, ja, auch nur über den Steg zu gehen! So sehr ich ihn auch lockte und rief, er kehrte immer wieder um und rannte zurück.... Es war nichts zu machen.
Die wartende Zwergin riet mir, ihn zurück zu lassen, und da ich es nicht fertig brachte, einfach so davon zu gehen, kehrte ich mit ihm um und tollte noch ein letztes Mal mit ihm durch den Schnee. Es fiel mir nicht leicht, das, was ich dem Jungen erzählt hatte, um vielleicht sein Mitleid für den Hund zu wecken, nun auch tatsächlich durch zu führen. Doch es blieb mir nichts anderes übrig: ich musste Lupo aussetzen!

So eigenartig es war, aber er schien es zu verstehen. Wer weiss, was ihn auf der Insel hält... Und vielleicht findet er ja bald wieder jemanden, der sich um ihn kümmert. Handzahm und zutraulich ist er ja nun geworden, der verspielte Kleine....

Ich war kaum an Bord, da legte das Schiff auch schon ab, und da es in Strömen regnete, ging ich rasch unter Deck. Der Zwergin rief ich noch einen Gruss für Hanna zu und bat sie, ihr in meinem Namen zu danken. Ich hätte mich ja gerne selbst von ihr verabschiedet und nochmal mit ihr über ihren Stoff geredet, um die Angelegenheit wirklich aus der Welt zu schaffen, aber die Schicksalsfäden wurden offensichtlich anders gesponnen.

Nun sitze ich hier, versuche, meinen Magen unter Kontrolle zu behalten und bin froh, dass die Überfahrt diesmal nicht so lange dauert. Noch immer bemühe ich mich, meine Gedanken zu ordnen und harre der Dinge, die da kommen. Meinen kleinen Begleiter vermisse ich schon jetzt, doch die Aussicht, Seralgo bald wieder zu sehen, tröstet mich ein wenig darüber hinweg....


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 Betreff des Beitrags: Ankunft auf Siebenwind
BeitragVerfasst: 8.11.02, 15:48 
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Endtag, 10. Seker

Ich ging bei stürmischem Regen und kam bei Nacht und stürmischem Regen an.... In Brandenstein, wie mir einer der Seemänner erklärte. Rasch flüchtete ich mich unter einen Balkon, um mich dort etwas geschützter orientieren zu können. Einen Augenblick beobachtete ich noch, wie sie begannen, das Schiff zu entladen, doch dann trieb mich der kalte Wind weiter.

Bald fand ich eine Taverne, in der auch einige Gäste anwesend waren. Ich gesellte mich zu ihnen an den Tresen und entledigte mich meiner Kappe und meines Umhanges – um gleich darauf über leere Stuhlreihen zu blicken.... Etwas erschrocken schnupperte ich, -bemüht, dies nicht allzu auffällig zu tun-, an meinem Hemd, war ich mir doch nicht sicher, welche Gerüche sich in der Überfahrt in meinen Kleidern verhaftet hatten, die ich selbst nicht mehr wahrnehmen konnte. Das nasskalte Wetter hatte ja auch sein Übriges dazu getan, meine Nase immer mal wieder ein wenig verstopft zu blockieren, sodass ich wirklich befürchten musste, eine Dunsthaube mit zu schleppen, von der ich nichts wusste.
Das Schankmädchen ertappte mich bei meiner peinlichen Suche und erklärte lachend, dass die Anwesenden eben Händler gewesen seien, deren Geschäfte sie wieder weiter trieben. Erleichtert erkannte ich aus ihren Worten, dass deren rasches Verschwinden also nichts mit mir zu tun gehabt hatte.

Nach ein paar weiteren freundlichen Worten liess ich mich von ihr zu einer wärmenden Spezialität des Hauses beraten, und sie setzte mir bereitwillig ein Glas mit „Meisterbrand“ vor. Der Name warnte mich vor, und so nippte ich vorerst nur am Glas, um mich nicht möglicherweise zu blamieren.
Zwei uniformierte Söldner kamen kurz nach meinem Eintreffen in die Taverne und setzten sich rechts und links neben mich. Kurz darauf war ich in wohl typischen Söldner-Manier buchstäblich mittendrin, denn Wort und Gegenwort flogen über meinen Kopf, hinter meinem Rücken durch und vor meinem Gesicht hin und her. Meine höfliche Frage, ob sie sich vielleicht gerne nebeneinander setzen würden, ging in ihrem kameradschaftlich-stichelnden Geplänkel wohl unter. Ein kräftiger Schluck aus meinem Glas schüttelte mich erst Mal richtig durch und liess mich keuchend aufatmen. Da mir der Kopf sowieso noch von der Reise schwirrte, ich dem starken Gebräu misstraute und die beiden neben mir nicht kannte, entschloss ich mich, mich rasch an die andere Seite des Tresens zu verziehen, solange ich noch Herr meiner Sinne – und Beine !- war.

Nun konnte ich mir die beiden in aller Ruhe anschauen. Das Zeichen, das ihre Uniform zierte, zeugte davon, dass sie nicht irgendwelche dahergelaufenen Söldner waren, und irgendwann schnappte ich auch das Wort „Bund“ auf, was mir aber nichts sagte.
Da die beiden sich über eine aktuelle Begebenheit unterhielten, hörte ich ihnen schweigend zu und versuchte, mir ein Bild zu machen, was mir aber schlecht gelang.
Die beiden mussten sich mit irgend einer Gegenpartei unterhalten und dabei keine wirkliche Einigung oder Lösung erreicht haben, wodurch die Sache an einem anderen Tag weiter beredet werden musste.

Später, - der rangniedere Söldner, Sarek, hatte sich nach meinem Beruf und Anliegen in der Stadt erkundigt und mir erzählt, dass die Stadt wohl bald Leute für einfache Arbeiten suchen wird, wie im Boten zu lesen sei - , erfuhr ich dann, dass das Problem ein Steg sei, der von Nortraven bewacht würde, die einen Wegzoll erheben, sofern man ihnen keinen Respekt zolle. Ein paar weit entfernte Erinnerungen blitzten in meinem Gedächtnis auf, Geschichten über ein mutiges, stolzes und kampferprobtes Volk, mit dem Galadon immer wieder aneinander geraten war, und das auch uns in Draconis im letzten Morsan, als die Hungersnot ausbrach, mit fadenscheinigen Ausreden die versprochene Versorgung mit Hilfsgütern versagt hatte....

Die Insel Siebenwind zeigte sich mir genau in diesem Moment als vollwertiger Teil von Tare, denn selbst wenn das Festland wochenreisen entfernt ist, schwelen die alteingesessenen Streitereien auch hier weiter und sorgen für Zündstoff.
Auch wenn ich in den Monaten meiner Krankheit viel verpasst habe, gewisse grundlegende Dinge scheinen sich nicht verändert zu haben....

Freundlicherweise erhielt ich, da es doch schon späte Nacht war, die Erlaubnis, im Raum oberhalb der Taverne zu nächtigen, wohin ich mich dann auch bald zurück zog. Es lagen zwei Ausgaben der hiesigen Zeitung, des "Boten", auf dem Tisch, die ich interessiert zu mir zog, um sie zu studieren, doch der Meisterbrand und die angenehme Wärme in der Taverne hatten das ihrige dazu beigetragen, dass die Müdigkeit mich übermannte, wie ich heute morgen feststellen musste.....

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

*wieder ist die Schrift deutlich unruhiger, diesmal doch etwas grösser und weitschweifiger*

Ich habe einen Turm entdeckt, in dem sich offenbar die Schüler der magischen Künste ihren Studien widmen!!

Leider hat Seralgo für niemanden eine Nachricht am Brett hinterlassen oder auf eine geantwortet, sodass ich meinerseits, nachdem ich vergeblich rund um den Turm nach ihm rief, eine Notiz für ihn ans Brett heftete.

Ein erster Schritt ist getan! Die Götter müssen mir hold sein, dass sie mich genau in dieser Stadt an Land gehen liessen...... Oder...... gibt es vielleicht ......?!

Ach, ich weiss ja noch nicht einmal genau, wie viele Städte hier auf dieser Insel zu finden sind, und ob nicht an anderen Orten weitere solche Türme und Räumlichkeiten sich befinden!!
Ich muss mich beherrschen, darf mich nicht zu früh freuen, sonst ist die Enttäuschung umso grösser...

Eigentlich weiss ich ja noch nicht einmal genau, ob er wirklich schon hier ist..... Oder ob ich die Insel vor ihm erreichte......


*die nächsten Zeilen sind wieder in einfacher, gleichmässiger Schrift geschrieben*


Ein Rundgang durch die Stadt zeigte mir, dass es zumindest hier zwei Räumlichkeiten gibt, in denen speziell Erzeugnisse der Schneiderszunft angeboten werden, wobei ich beim einen gar nicht vorsprechen muss, da die dortige Meisterin keine weiteren Angestellten sucht, wie ich den Nachrichten am Brett entnehmen konnte.

Polly macht schon wieder den Ruf des Adler nach, sie beherrscht ihn wirklich perfekt und hat mich am ersten Abend damit getäuscht. Da noch niemand hier ist, leiste ich dem munteren Federvieh noch ein wenig Gesellschaft und warte darauf, dass die Stadt zum Leben erwacht.

Die Ruhe nach den aufwühlenden Tagen auf Etriska ist irgendwie erholsam.


Zuletzt geändert von Elicandro: 8.11.02, 16:10, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Brandenstein
BeitragVerfasst: 9.11.02, 14:53 
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Mondtag, 11. Seker

Die Wege der Götter sind verschlungen!

Ein zweiter Spaziergang durch die eigentlich sehr ruhig und gemächlich wirkende Stadt führte mich gestern zu einem weiteren Gebäude, an dem ich das Wappen der Schneiders-Zunft erblickte. Als ich näher trat, um die Nachrichten auf dem Brett zu lesen – stellte ich einerseits fest, dass sich dort keine befinden und hörte andererseits Stimmengemurmel aus dem Inneren des Gebäudes. So stieg ich die zwei Stufen zur Tür hinauf und klopfte an. Ich wartete einen Moment, öffnete dann die Tür einen Spalt breit und schaute hinein. – Es ging nicht anders, ich musste eintreten! Eine Dame in kunstvoll und edel gearbeitetem Umhang unterhielt sich mit einem Herrn, offensichtlich über ein Geschäft, doch ich hörte nicht wirklich hin. Was meine Sinne aufnahmen, liess mir warm ums Herz werden: fein gearbeitete Gewänder lagen und hingen in Reihen zum Verkauf, die Frische gewaschenen Stoffes mischte sich mit den herben Gerüchen von gegerbtem Leder, den verschiedensten Farbingredienzien und einem im ersten Moment nicht genau definierbaren Duft, der nach neu und ungebraucht roch. Doch über allem lag erstaunlicherweise ein feiner Hauch frischer Rosen....

Ich fühlte mich auf Anhieb wohl und... irgendwie zu Hause....

Ein paar Worte drangen in mein Bewusstsein, und ich bemerkte, dass sich der Mann gerade verabschiedete, um eine weitere Lieferung zu holen. So sah ich mich plötzlich der Dame gegenüber und stellte mich einfach einmal vor. Noch fehlten mir die Worte, ja selbst das Wissen, was ich denn nun eigentlich hier wollte, so betörend und verwirrend war es, sich so überraschend am Ziel einer Suche zu befinden, die noch nicht einmal richtig begonnen hatte! – Stoff .... war das einzige, was mir spontan in den Sinn kam... und vielleicht eine Schere... oder stärkere Nadeln.... Noch während ich mir überlegte, wie ich die Dame um all diese Dinge bitten sollte, ohne unhöflich zu wirken, stellte sie sich ihrerseits vor und wehrte sich gegen die Anrede "werte Dame", da sie "nur" die Schneiderin sei... Estrada Lucia Vinceska.... Der Name liess etwas in mir anklingen, doch ich kam nicht auf Anhieb darauf.

Glücklicherweise traf der Händler gerade wieder ein, mit einem schweren Stapel Felle über den Armen, und so hatte ich einen Moment Zeit, dem Namen nach zu sinnen, während sie das angefangene Geschäft zu Ende brachte. Ich hielt mich im Hintergrund und schaute mich um. Plötzlich blitze es in mir auf, wo ich den Namen schon gelesen hatte.... auf dem Nachrichtenbrett der Meisterin, die keine Angestellten mehr sucht...! Ich bemerkte nun auch, dass die Räumlichkeiten irgendwie noch unbenutzt wirkten, nicht fertig eingerichtet, allerdings ohne unaufgeräumt oder chaotisch zu wirken. Wie sich später im Gespräch herausstellte, steckte Frau Vinceska mitten im Umzug, darum traf ich sie hier an, und nicht in dem Gebäude, an dem die Mitteilung war.

Eigenartig sind die Wege der Götter wirklich...

Frau Vinceska geleitete den Händler zur Tür, und ich hörte plötzlich das Klimpern eines Schlüsselbundes – und sah, wie sie die Tür hinter ihm absperrte! Mit einem leisen Räuspern machte ich sie darauf aufmerksam, dass sie noch nicht alleine im Laden sei... Sie brach ein gedankenverlorenes Murmel ab und wendete sich mir leicht aufschreckend zu, um mich gleich darauf mit einem freundlichen Lächeln einzuladen, ihr noch etwas Gesellschaft zu leisten und mich ein wenig zu ihr zu setzen.

Nun, was soll ich sagen? – Wir unterhielten uns prächtig, über dies und das, über Gerüchte von verstossenen Händlern, von ihrer Mitgliedschaft beim Handelsbund bis zu ihrer Angestellten, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist, darüber, dass sie daher, und gerade durch den Umzug, nun doch eine Hilfe benötigen könnte, über meine Ambitionen, meine Fertigkeiten – sie prüfte eine meiner Arbeiten und schien damit zufrieden zu sein –, und die Zeit verging wie im Flug!

Des Wasser für den Tee, das sie aufgesetzt hatte, kochte längere Zeit vor sich hin, und auch als sie die Blätter hineinstreute, lenkte uns der aufsteigende Duft kaum ab.
Ihr Charme war erfrischend, doch irgendwann war die Müdigkeit nicht mehr von uns zu weisen, und gerade, als ich mich zurück ziehen wollte, fragte sie mich, ob ich schon eine Unterkunft hätte und bot mir an, in ihrem Haus zu nächtigen!

Dank ihrem offensichtlich guten Geschäftssinn besitzt sie im oberen Stockwerk einige Räume, die sie noch umbauen und als Zimmer mit eigenem Eingang zu vermieten gedenkt. Betten gibt es genügen, nur eines ist bereits vergeben - nein, zwei nun.


Und nun sitze ich hier, an ihrem Tisch, nenne Frau Vinceska meine neue Meisterin, bin ausgeruht und voller Tatendrang und werde mich sogleich an die Arbeit machen, die sie mir aufgetragen hat. Mögen die Götter ihren Schlaf behüten und meine Schritte weiterhin so sorgfältig lenken, auf dass ich ihre Ruhe nicht störe. Sie hat sie sich gewiss verdient!


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BeitragVerfasst: 11.11.02, 00:48 
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Wandeltag, 12. Seker

Gestern fertigte ich die Herrenkleidung, um die die Meisterin mich gebeten hat. Ich genoss die Ruhe und Stille im Haus und wurde auch tatsächlich nur einmal kurz in meiner Arbeit gestört, als ein Mann sich durch die Tür hindurch erkundigte, um was für einen Laden es sich hier handle. Doch erst, nachdem ich ihn zum zweiten Male gebeten hatte, sich etwas leiser zu verhalten, da die Meisterin sich noch vom anstrengenden Umzug erhole, senkte er tatsächlich seine Stimme. Ich klärte ihn alsdann auf, doch war er nicht wegen eines Auftrages gekommen, sondern nur aus reiner Unwissenheit. Da diese mit meiner Ausführung beendet war, verabschiedeten wir uns wieder, und ich ging zurück an meine Arbeit.

Doch, ach, es ist noch immer schlimm! Die lange Reise muss mich doch viel mehr mitgenommen haben, als ich dachte, da halfen auch die stürmischen Tage auf Etriska nichts! Als ich am Ende meiner Arbeit die auf dem Tisch liegende Ausgabe des Boten lesen wollte.... muss ich über ihr eingenickt sein!
Zumindest erwachte ich heute mit starrem Genick, dem Abdruck meiner Hand auf der Stirn und verschwommenen Buchstaben vor meinen Augen. Und zu meiner Beschämung musste ich sowohl einen Beutel vor mir auf dem Tisch, wie auch eine Nachricht der Meisterin auf einer Ecke des Boten entdecken! Das Blut schoss mir für einen Moment in die Wangen, hatte mich doch Frau Vinceska offensichtlich schlafend an ihrem Tisch vorgefunden! Welch Peinlichkeit!

Die Nachricht aber hatte keinerlei versteckten oder offen missbilligenden Klang, sondern berichtete mir nur davon, dass ich mir einen Schlüssel aus dem Beutel nehmen solle, um freien Zugang zum Haus zu haben...

Erleichtert zog ich mich an und verliess das Haus auch tatsächlich, um am Turme nach der Nachricht Seralgos zu schauen. Da er sich noch nicht gemeldet hat, schrieb ich ihm meinen genaueren Aufenthaltsort unten an die Nachricht. – Ich denke, die Schneiderei Frau Vinceskas dürfte er finden, wenn er nach mir sucht.



Heute erlaubte ich mir, die etwas stärkere Schere Frau Vinceskas auszuleihen und mir mit dem Leder, das ich noch von Etriska mitbrachte, warme Handschuhe und einen Kragen zu fertigen. Noch habe ich mich nicht an den frühen Morsan-Einbruch gewöhnt, da der eigentliche Bellum ja noch gar nicht wirklich vorüber ist und die Übergangzeit zur Anpassung fehlte. Empfindlich kalt war es gestern, vor allem auf der Brücke zum Turm. Die Handschuhe sind ein Segen, doch der Kragen... ist steif und unpraktisch. .... Kein Wunder! Wie mir Frau Vinceska heute auf meine Frage nach dem besten Leder für Stiefel erklärte, ist das Leder der Wildtiere härter und zäher zum Verarbeiten, da es der rauen Natur angepasst ist, während das Leder der zahmen Rinder weicher und anschmiegsamer ist.... Obwohl ich da ja auch selbst hätte drauf kommen können, bewies Frau Vinceska wieder einmal ihre freundliche und angenehmen Wesensart und erklärte mir diese Dinge ohne mit der Wimper zu zucken, geduldig und bereitwillig.

Wir klärten auch die noch anstehenden Fragen bezüglich Anstellungsbedingungen, Lohn, Materialkosten für meinen eigenen Bedarf, Lagerung der Waren und Regelungen des Verkaufes. Sie zeigte sich als praktisch-denkende, geschäftstüchtige und dennoch unkomplizierte Dame, und ich hatte einmal mehr den Eindruck, dass die Götter mir wirklich geneigt sind, da sie mich an diesen wundervollen Ort geführt haben!

Nur Seralgo fehlt, um mein Glück vollkommen zu machen. Mögen die Götter seine Wege lenken und ihre Hände schützend über ihn halten, auf dass ich ihn bald wieder in meine Arme schliessen kann!


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BeitragVerfasst: 15.11.02, 23:49 
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Wandeltag, 17. Seker

Die paar Tage Ruhe haben gut getan! Ich war sogar zu faul, um zu schreiben, doch habe ich mich zumindest von der Reise wirklich gut erholt. Frau Vinceska hat mittlerweile einen Teil des Umbaus abgeschlossen, sodass wohl bald einmal wirklich Ruhe einkehren wird. Aber was soll’s, ich habe die meiste Zeit so tief geschlafen, dass ich kaum etwas mitbekam.

Heute war ich zum ersten Mal alleine im Laden und hatte doch tatsächlich das Glück, zwei junge Herrschaften bedienen zu dürfen, die sich für den wahrscheinlich hart werdenden Morsan einzukleiden gedenken. Des weiteren gaben sie mir einen grossen Auftrag an eleganter Abendgarderobe, den ich ebenfalls an die Meisterin weiter leiten werde, sobald ich ihrer wieder ansichtig werde. An diese Sachen wage ich mich nicht, der Stich für die wirklich feinen, fast unsichtbaren Nähte ist mir noch nicht geläufig, und für die edlen Stoffe ist mein Geschick nun wahrlich noch nicht reif.
Die jungen Herrschaften hatten Verständnis dafür und waren zufrieden, ihren Auftrag bei mir aufgeben zu können. Auch schienen sie mit meiner Bedienung zufrieden.

Ein weiterer Kunde brachte mich dann allerdings etwas in Verlegenheit. Er bot mir einen Tauschhandel an, und ich ging letztlich darauf ein, da seine Kleidung doch arg lädiert aussah und er offenbar für den Winter sehr schlecht ausgerüstet war. Sein überaus höflicher Umgangston passte irgendwie fast nicht zu seiner doch sehr abgenützten Kleidung, doch die Waren, die er mir zum Tausch für Robe und Handschuhe anbot, waren zwar von fremder Machart, aber doch gut gearbeitet. Er erzählte etwas davon, dass die fellgefütterten Stiefel aus nortravischer Hand seien. Das erklärt vielleicht die mir unbekannte Verarbeitungsart, aber wahrscheinlich kennt Frau Vinceska sich da ja um einiges besser aus. Ich hoffe zumindest, dass ich mit dem Tauschgeschäft keinen schlechten Handel gemacht habe, denn die hiesigen Preise sind mir noch immer zu unbekannt, um so rasch und auf Anhieb ein solches Geschäft zu überblicken... Nun, die Handschuhe waren ja von mir gefertigt, so wäre ich Frau Vinceska also eine Robe schuldig, wenn sie mit der Aktion nicht einverstanden ist.... Sie muss mir unbedingt die Preisliste aushändigen, damit ich die Kunden richtig beraten kann! Anhand des Auftrags-Buches konnte ich leider nicht herausfinden, wie sie die Preise berechnet. – Aber, ach, ich werde mir Ihr schon einig, da sehe ich eigentlich keine Probleme.



*Fast am Ende einer Seite angelangt, ist der Rest leergelassen. Ein aus einem Notizbuch herausgerissener Zettel ist zwischen die Seiten eingefügt; auf ihm sind folgende Zeilen zu lesen; offenbar auf nicht sehr ebenem Untergrund geschrieben, ist das Papier zudem auch teilweise von Nässe gewellt*



"Ihr, die ihr euch weise nennt und blind seid, lasst euch warnen:

Im Licht verbirgt sich Finsternis und im Schatten verbirgt sich eine Klinge.
Eure Hälse werden Beute sein, so ihr die Zeichen verachtet.
Traut keinem, der Eisen trägt, denn das Zeitalter des Gehängten nähert sich.

Der Rat der Dornen"




*auf der anderen Seite des Tagebuches geht es in Elicandros normaler, gut lesbarer Schrift weiter, die wiederum zunehmend emotional gefärbt und somit unruhig wird*


Die Zeilen auf dem Zettel fand ich heute auf dem Brett beim Turm und schrieb sie mir ab. Auch wenn mir die Schrift fremd war, irgend etwas in den Worten lässt mich nachdenklich werden.... ........ Ich weiss nicht, was mit dem "Zeitalter des Gehängten" gemeint ist, noch, was sich hinter dem "Rat der Dornen" verbirgt.

.... "im Licht verbirgt sich Finsternis " .... .... "traut keinem, der Eisen trägt" .....

...... Ich weiss nicht.... Es sind nicht Seralgos Worte, nein, und doch - klingen die seinen manchmal nicht ähnlich.....? Teilen wir nicht die tiefe Abneigung gegen den Kampf mit Waffen?

Ach, wenn ich mich doch nur besser erinnern könnte!! .... "so ihr die Zeichen verachtet" ...... Warum nur habe ich das Gefühl, dass auch ich unbedingt auf die Zeichen achten sollte??! Doch welche Zeichen??! Hätte Seralgo sich doch nur klarer ausgedrückt, dann wüsste ich zumindest, wonach ich suchen muss....!!


*die letzten Zeichen sind gross und stark ins Papier eingeritzt, dann geht der Eintrag in normalgrosser, feinerer Schrift weiter*


Eigenartig... es ist nicht so, dass die Nachricht für mich bestimmt oder gar von Seralgo ist... und dennoch sagt sie mir etwas, etwas sehr wichtiges..... nur weiss ich leider noch nicht, was....


Es ist, wie wenn eine Erinnerung sich hinter einem hauchdünnen Schleier, aber gerade ausserhalb des Wahrnehmbaren befindet.... Nur ein Nichts vom Wissen entfernt und doch unerreichbar....


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BeitragVerfasst: 16.11.02, 18:22 
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Mittentag, 18. Seker

Gestern suchte ich des Abends noch einmal die Taverne "Zur roten Seeschlange" auf, um mir wieder einmal ein warmes Mahl zu gönnen und nach der neusten Ausgabe der Zeitung zu schauen. Ich freute mich, als ich auch tatsächlich die Wirtin dort antraf, Sheeban, wie sie sich später vorstellte. Sie tischte mir einen vorzüglichen Fisch auf und so liess ich es mir schmecken. Auch wenn sie sagte, dass es wohl eher Zufall sei, da sie im Grunde eine schlechte Köchin sei, kann ich mir nicht vorstellen, dass dies der Wahrheit entspricht. ... Gut, da ich mich nicht mehr erinnern kann, wann ich das letzte Mal eine einigermassen geniessbare Mahlzeit vor mir hatte, mag sie ja vielleicht recht haben.... Besser als der beutelschneidende Koch auf dem Schiff ist sie allemal!

Die Nachrichten im Boten waren allerdings sehr erschreckend... Ich weiss nicht, welche der Nachrichten schlimmer ist... Ein Mord geschah in Brandenstein, die Ritterschaft hat das Kriegsrecht über die Insel verhängt und ein Flüchtlingslager wurde neben der Taverne errichtet! Die Zeichen stehen wirklich schlecht....
Sheeban erzählte mir von Rohehafen, das offenbar zerstört am Boden liegt. Sie hatte den Angriff mit erlebt, und es muss sehr schmerzvoll für sie gewesen sein, die offenbar sehr edel in Marmor errichtete Stadt zerfallen zu sehen. Vielleicht war es ja ein Glück, dass sich bald nach meinem Eintreffen drei Angehörige des Bundes zu uns gesellten, und sie so von dieser Geschichte abgelenkt wurde.
Doch was Thorm Sarek und seine beiden Kameraden erzählten, tat nichts dazu bei, dass die Stimmung sonderlich viel besser wurde.... Auch wenn sie die Stadt nicht verlassen müssen, um andernorts zu Hilfe zu eilen, laufen offenbar auch in Brandenstein alle Vorbereitungen auf Hochtouren! Die Gesprächsstimmung der Soldaten war eindeutig, Brandenstein ist sicher, die Kämpfe werden wahrscheinlich nicht bis hier her gelangen, und wenn doch, ist der Bund auf alles Erdenkliche vorbereitet und sie sind bereit, ihr Leben für die Sicherheit der Stadt zu geben..... Trotz dieser kampfesmutigen Stimmung war ich dennoch überrascht, dass meine Frage, ob es denn überhaupt möglich ist, diesen Horden Einhalt zu bieten und sich auf sie vorzubereiten, von Sheeban mit einem klaren und eindeutigen: "Beten, dass sie nie kommen." ohne grosse Gegenrede beantwortet wurde.... beten .... und die Waffen bereit halten.... fügten die Soldaten dann doch hinzu. Der Gedanke, zu einer Waffe greifen zu müssen, beengt noch immer meinen Brustkasten und lässt mich kaum atmen. Ich rechnete damit, mit Schimpf und Schande davon gejagt zu werden, als es mir unwillkürlich entfuhr, dass ich bei allem, was über das Beten hinausgeht, wohl nie mitmachen könnte. ... Doch stattdessen klärte mich Herr Sarek darüber auf, dass es auch andere Aufgaben gäbe, als mit einer Waffe in der Hand in vorderster Linie zu stehen.... Die Toten wegschleifen war nur eine davon.........

Der letzte Schluck des Weines, den mir die Wirtin offeriert hatte, schmeckte eigenartigerweise trotz allem und schaffte es sogar, den schalen Geschmack im Mund wegzuspülen...

Ach ja, eine lustige Begebenheit ergab sich noch: Ich erfuhr, dass auch Sheeban sich bewaffnet hatte und dass sie sogar des Öfteren auf die Jagd gehe... Natürlich horchte mein Geschäftssinn da sofort auf, und ich fragte sie, ob sie denn schon einen festen Abnehmer für ihre Waren hätte..... Fast gleichzeitig fragte sie mich, wo ich denn nun untergekommen sei, und als ich ihr von der ehrenwerten Frau Vinceska erzählte, stellte sich heraus, dass sie vom neuen Lehrling schon gehört habe und Estrada eine gute Bekannte von ihr ist. - Die Frage nach dem Abnehmer hat sich dadurch erübrigt, wie wir feststellten...





Heute war wieder ein arbeitsreicher Tag. Um endlich einen Überblick über die gelagerten Waren zu erhalten, räumte ich die Lagerungstruhen etwas auf und stapelte die Kleidungsstücke ordentlich getrennt. Ich versuchte mich auch an der Herstellung von Fellkleidung, doch gelang es mir nur, kleine Stücke einigermassen brauchbar heraus zu schneiden. Immer wieder musste ich aufpassen, dass mir der Pelz nicht schräg zum Messer kam und dadurch unschön abrasiert wurde... Nun ja, meine Bemühungen zeigten zumindest soviel Erfolg, dass ich es schaffte, zwei paar Handschuhe anzufertigen. ... Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als den grossen Auftrag zur Gänze der Meisterin zu überlassen.


Dafür durfte ich heute wieder eine Kundin offenbar zu ihrer vollsten Zufriedenheit bedienen. Sie kam eigentlich nur, um eine Robe entfärben zu lassen, entdeckte dann aber während sie wartete einen Umhang, den die Meisterin angefertigt hatte und fragte schliesslich nach einem Paar Stiefel. Während sie zur Bank eilte, kramte ich ein paar Stiefel aus meiner Truhe, das in Etwa ihre Grösse haben musste. Rasch klopfte ich die Nähte noch einmal etwas weicher, wollte ich doch tunlichst vermeiden, dass die Kundin Grund zu Beanstandungen hatte.
Tatsächlich passten die Stiefel auf Anhieb, und am Ende meinte die ehrenwerte Dame gar, dass sie unser Geschäft weiter empfehlen würde! Es erfüllt mich noch immer mit Stolz und Freude, wenn ich sehe, dass die Kundschaft den Laden zufrieden und wohlgesinnt verlässt.


.... wohlgesinnt ..... Am Nachrichtenbrett des Geschäftes entdeckte ich einen Zettel ohne Unterschrift... Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob es dieselbe Handschrift ist, wie ich sie auf dem Zettel am Turm fand, doch diese Nachricht klingt eindeutig wohlwollend .... Ich nehme an, dass sie für Frau Vinceska bestimmt ist und die guten Wünsche für die kommende Zeit auf ihr freundliches und wohlmeinendes Wesen bezogen sind...

Es ist schön und irgendwie beruhigend, dass mein Weg mich zu einem Namen geführt hat, der offenbar sowohl für Menschlichkeit, wie auch für Qualität steht....


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BeitragVerfasst: 17.11.02, 03:24 
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Mittentag, 18. Seker

In einem der späteren Zyklen verliess ich das Haus noch einmal, um ein wenig spazieren zu gehen und mir die verschiedenen Geschäfte der Stadt anzuschauen. Leider hatte ich Pech und traf keinen der Ladenbesitzer an. Dafür führte mich mein Weg vor das Stadttor, wo ich auf ein gross angelegtes Zeltlager stiess... Alles ist für die Flüchtlinge vorbereitet, die erwartet werden.... Wer auch immer es aufgebaut hat – ich nehme an, der Bund der Tapferen hatte da ebenfalls seine Finger im Spiel – hat sich wirklich Mühe gegeben! Geräumig und weitläufig schien es mir, es wird wohl Platz für mehrere hundert Flüchtlinge bieten... So sie denn noch kommen.... Wie die Bund’ler gestern meinten, könnte es ja gut sein, dass es ihnen nicht mehr gelingt, die bedrohte Stadt sicher zu verlassen....

Wie gut der Bund der Tapferen sich um die Sicherheit von Brandenstein kümmert, erkannte ich ein paar Schritte weiter. Mehrere Anwärter, Streiter und offenbar höhere Offiziere waren damit beschäftigt, Vorbereitungen für einen Palisadenbau zu treffen! Ich schaute einen Moment zu, da ich nicht wusste, ob es noch mehr Hände brauchen kann oder ich nur im Weg stehen würde. Doch auf meine Frage hin wies mich einer der Männer an, zu helfen, die Baumstämme auf einer Linie um den Bauernhof herum bereit zu legen.

Ich tat mein Bestes, auch wenn ich meine Schwäche dabei noch deutlich zu spüren bekam. Die Arbeit war gut eingeteilt und ging zügig voran. Ich suchte zuerst nach trockenem Holz, um mit Feuer den Boden etwas anzutauen, doch leider hat Schnee und Regen der letzten Tage alle herumliegenden Äste durchnässt, sodass sie modernd vor sich hin faulen. Ein Tannenwäldchen, von dem ich die untersten Äste der Tannen hätte abbrechen können, fand ich leider nicht..... wobei ich mich auch nicht allzu weit in den Wald hinein wagte, da ich mit einem Male die breiten Fussabdrücke eines Bären im Schnee entdeckte! Doch als ich, wie zwei andere, ohne Holz zurück kehrte, erinnerte sich jemand an ein Lager mit Tannen-Ästen und holte offenbar einige Arm voll.

Während die einen nun die Löcher aushuben, begannen ein paar der anderen damit, die Pfähle in den Boden zu rammen. Da sowohl die Arbeit mit den Pickeln, wie auch diese mit den Hämmern und Äxten meine Kraftreserven eindeutig überschritten hätten, machte ich mich nützlich, indem ich die Stämme aufstellte und sie den kräftigeren Männern hin hielt. Nicht ganz so schweisstreibend, aber dennoch nicht ganz sinnlos, da die Männer sich ganz auf die Schläge konzentrieren konnten.
Neben den Mitgliedern des Bundes, die die ganze Aktion leiteten, war auch noch ein kräftiger Seemann aufgetaucht, und auch Woran entdeckte ich schon bald unter den Helfern.

Wir arbeiteten alle bis spät in den Dunkelzyklus hinein, und der nächste Hellzyklus graute schon, als wir müde und verschmutzt von den letzten eingeschlagenen Stämmen zum Tor zurück kehrten. Ein hoher Würdenträger kehrte offenbar gerade von einer Reise zurück, wurde er doch von allen mit grossem Respekt behandelt und mit Eminenz begrüsst. Mir war sein Gesicht nicht bekannt, doch wird es mir mit Sicherheit in Erinnerung bleiben... Er muss in einen wahrhaft schweren Brand geraten sein.... .....

Nun, ich vernahm aus seinen Worten, dass die Lehnsherren der Insel offenbar den einzigen Tempel der Viere hier, sich selbst überlassen wollten... Auch dieser Würdenträger erinnerte wieder daran, dass die Waffen alleine nicht ausreichen, sonder ein starker Glaube nötig ist, um den Sieg zu erringen. Seine Worte brannten sich mir ein: "Denn gegen den gestritten wird hilf kein Schwert der Welt, wie doch sollte man Schatten töten?"
Auch hörte ich wieder den Spruch, dass einem jeden sein Platz bestimmt ist... .... Würde ich den meinen kennen, wäre mir um einiges wohler....

Aber zumindest habe ich heute etwas für die Gemeinschaft leisten können! Wenn auch mein Beitrag im Vergleich zu dem der anderen gering war, darf ich doch sagen, am Palisadenbau mitgeholfen zu haben. – Meine Kleider liegen zur Zeit in warmen Wasser eingeweicht, da ich mit den Spuren der im Matsch gelegenen Holzstämme nicht gerade dazu beitrage, meinem Beruf zur Ehre zu gereichen. Meine Handschuhe haben guten Dienst geleistet, und da ich nun müde, aber irgendwie auch recht zufrieden bin (ob da wohl der scharfe Schnaps von Woran nicht auch seinen Teil beiträgt?!), werde ich mich nur noch darum kümmern, dass unsere Kleidung wieder sauber wird und Woran dann seinen Umhang zurück legen. Dann werde ich mich zu Bett begeben und meine Hände für weitere Arbeiten ruhen lassen.

Morgen ist auch noch ein Tag – so die Götter ihn uns erleben lassen.



... ach ja ..... irgendwo habe ich heute wieder eine Nachricht gefunden, die mir eigenartig schien.... es war nur eine Zeichnung und ein paar wenige Worte.... Zwei rote Drachen, einer mit einem G und einer mit einem T gekennzeichnet.... und darunter die Worte: "die Gohor werden uns retten", oder so..... der genaue Wortlaut ist mir nicht mehr in Erinnerung... Doch musste ich einen Moment überlegen, woher mir der Name bekannt vorkommt... Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber ich glaube, unsere Mutter hat in einer ihrer Gute-Nacht-Geschichten einmal Drachen erwähnt.... und in diesem Zusammenhang muss der Name Gohor gefallen sein.... doch genaues weiss ich wirklich nicht mehr. Es ist schon so lange her.... – Wieder etwas mehr, das ich Seralgo fragen muss....!

Wo er nur bleibt?!


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BeitragVerfasst: 18.11.02, 15:25 
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Sonnentag, 19. Seker

Irgendwie verpasse ich die Meisterin immer wieder.... Ich hoffe aber, dass sie im Auftragsbuch nachgelesen hat.... Die edle Kleidung für das junge Päärchen übersteigt meine Fähigkeiten – auch wenn ich es heute doch recht passabel geschafft habe, die Ziernaht für das Hemd und die Hose nachzuahmen und ich den Schnitt auch etwas geschwungener und dadurch eleganter zu gestalten versucht habe... Ob der junge Herr Casius mit meiner Arbeit allerdings zufrieden ist, wird sich noch zeigen.

Und immer wieder wird nach Fellkleidung verlangt! Seien es Umhänge, Westen oder fellgefütterte Stiefel, immer wieder erkundigen sich Kunden nach dicker, warmer Kleidung – und mir bleibt nichts anderes übrig, als die Bestellungen aufzunehmen... Wenn ich doch nur etwas mehr Übung hätte und sie mir ein paar Kniffe zeigen würde, dann könnte ich ihr einen Teil der Arbeit abnehmen! ... Manchmal ärgert mich meine Unwissenheit. Doch Geduld gehört sicherlich zur Ausbildung dazu. – Hätte mich diese seltsame Krankheit nicht monatelang ans Bett gefesselt, wäre ich schon viel weiter und könnte wohl meinerseits vielleicht bereits Lehrlinge ausbilden... Doch alles Murren nützt mir nichts. Ärger ist nur Energieverschwendung und behindert mich höchstens darin, meiner Arbeit konzentriert nach zu gehen.


Manchmal frage ich mich, was in einigen Menschen vorgeht... Ich bemühe mich darum, korrekt zu sein, und den Ruf des Geschäftes nicht zu schädigen. Als Lehrling ist mir jede Arbeit, die ich ausführen kann, als Übungsfeld herzlich willkommen, und daher fällt es mir nicht im Traum ein, dafür etwas zu verlangen... Seien es Flickarbeiten oder das Ein-, Um- oder Entfärben einzelner Kleidungsstücke, ich erklärte sie bisher als Service, der den Kunden des Hauses zur Verfügung gestellt wird. – Doch heute überraschte mich ein junger Herr damit, dass er für ein einfaches Kopftuch und das Flicken und Färben einer Tunika das fünffache von dem bezahlte, was ich verlangt hatte.....! Und das, obwohl ich ihn auf den vermeintlichen Irrtum sofort aufmerksam machte. Es ist schon fast unglaublich, doch ich zählte die Münzen zwei Mal nach. – Nun, da mir das Ganze nicht geheuer war, teilte ich die Summe hälftig, denn schliesslich habe ich es ja Meisterin Vincesko zu verdanken, dass ich überhaupt Arbeit und ein Dach über dem Kopf habe... Was in diesen Zeiten wirklich ein wahrer Segen ist!

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Ja, wir leben wirklich in sehr unruhigen Zeiten, fürwahr... Ein älterer Herr fragte heute nach einem Zimmer für seine Tochter, wie auch schon ihr Verlobter eine Nachricht an Frau Vincesko hinterlassen hatte.... Die arme Frau erwartet ein Kind und musste ihr Heim in rascher Flucht verlassen! – Frau Vincesko wird sich darum kümmern, sagte sie.... Wäre sie nur einen Moment früher nach Hause gekommen, so hätte der Herr, der wirklich sehr viel Geduld bewies, direkt mit ihr reden können... Doch wenn Herr Casius nicht gewesen wäre, hätte der Herr auch viel früher wieder zu seiner Tochter zurückkehren können....

Herr Casius benötigte heute meine vollste Aufmerksamkeit! Hätte ich doch nur gewusst, dass Meisterin Vincesko reisebedingt abwesend war, hätte ich nie und nimmer ihn auf heute wieder bestellt! Es war mir eine Lehre, mit Liefer-Versprechungen vorsichtiger zu sein!
Der arge Schnupfen, der ihn plagte, trug nun wirklich gar nichts dazu bei, dass seine Stimmung die alte Freundlichkeit zeigte, und da das Geschäft voll war und ich ihn im ersten Moment nicht erkannte, zeigte er seine Gereiztheit offen... Hätte ich mich doch nur dreiteilen können! So wand ich mich zwischen Herrn Casius, dem älteren Herrn, einem weiteren Kunden und dem guten Antalias hin und her... Es war schon fast zum Verzweifeln! Im ganzen Rummel verliess ein weiterer Kunde, ein Freund Antalias, irgendwann das Geschäft – und ich hatte noch nicht einmal die Zeit gehabt, ihn auch nur annähernd nach seinen Wünschen zu fragen.....
Nun, Herr Casius scheint zwar aus reichem Hause zu kommen, wodurch er sich offensichtlich über alle anderen gestellt empfindet, doch der einfache Besitz eines Taschentuches scheint ihm verwehrt zu sein... Als ich ihm endlich eines anbot, besserte sich seine Stimmung auf jeden Fall sofort und wesentlich. Ich war erleichtert und konnte ein wenig aufatmen, war doch das Verhalten, das er an den Tag gelegt hatte, nicht gerade dazu angetan, die Sympathie der Anwesenden zu erwecken. Nun, am Ende probierte er zumindest das elegante Hemd und die ebensolche Hose, die ich angefertigt hatte, doch gefiel ihm der Schnitt des Hemdes nicht so recht. Es lag etwas zu sehr an, was zwar beabsichtigt, aber nicht nach seinen Wünschen war. Ich werde es auszubessern haben.

Antalias’ humorvolle Leichtigkeit war mir ein Segen, während ich mich um Herrn Casius kümmerte, zumal dieser glücklicherweise darauf einstieg, als er seine Stimmung etwas besser unter Kontrolle hatte. Trotzdem waren sowohl Antalias, wie auch der ältere Herr – und auch ich – froh, als Herr Casius sich schliesslich verabschiedete. – Ich hoffe sehr, dass ich mich an seiner Erkältung nicht angesteckt habe!

Mein alter Freund aus den Tagen von Etriska fragte mich nach seinem Beutel und verkaufte mir dann einen ersten Stoss Ziegenleder, der mir zumindest sehr gelegen kam. Mit diesem Vorrat sollte es ein leichtes sein, endlich Ordnung in das Lager zu bringen, wie es auch Estrada bereits vor hatte.

Ach, ich war wirklich froh, die Meisterin heute wieder zu sehen! Sie war auf Reisen gewesen, um die Fell-Lieferungen sicher zu stellen, und so hatte sie die ganzen Bestellungen noch gar nicht erfahren! Nachdem wir einige geschäftliche Fragen erledigt hatten, war sie auch sofort bereit, mich in der Anfertigung eines Fell-Umhanges zu unterrichten.... Nun, bis ich die Geschicklichkeit ihrer Finger erreiche, werde ich wohl noch einiges zu üben haben! Doch der spezielle Kreuz-Stich, mit dem sie die unsichtbaren Nähte anfertigt, und die Handhabung der Schere beim Schneiden des Felles, werde ich wohl in nächster Zeit des Öfteren ausprobieren. Es war faszinierend, zuzuschauen, wie unter ihren flinken Händen ein wundervolles Meisterstück entstand! – Wenn ich doch nur auch so weit wäre, dann könnte ich ihr bei der Herstellung helfen! Unsere Aufträge übersteigen bei weitem unseren Lagerbestand, und so werde ich wohl immer und immer wieder die Kunden um Geduld bitten müssen....

Doch nun ist sie ja wieder hier, und ich hoffe, der junge Herr Casius und seine Begleiterin treffen das nächste Mal direkt auf sie, auf dass sie ihren Wünschen weit kundiger dienen kann, als es meine Wenigkeit vermag.


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BeitragVerfasst: 20.11.02, 12:54 
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Mondtag, 21 Seker

Heute in den frühen Morgenstunden machte ich die Bekanntschaft eines gar fröhlichen Kunden. Herr Elesar versprüht wahrlich eine in dieser Zeit wohltuende Fröhlichkeit. Doch seine knallbunte Kleidung muss wohl zwischendurch meine Augen beeinträchtigt haben, denn es geschah des Öfteren in seiner Anwesenheit, dass ich ..... wie soll ich sagen ..... von Licht- und Farbtrübungen heimgesucht wurde. Einmal hatte ich sogar den Eindruck, als ob er rund um den Finger die gewünschte Farbe auf seiner Robe erscheinen lassen würde..... Und kurz, bevor er ging, schien sich das Licht in einer bläulichen Korona um sein Haupt zu erstrahlen..... Eigenartig, was das Auge so alles narren kann... Ich werde wohl darauf zu achten haben, ob sich solches wiederholt. Vielleicht hat meine Krankheit ja die Augen tatsächlich geschädigt.....?

Nun, während ich Herrn Sarek bediente, tauchten keine solchen Besonderheiten auf. Vielleicht lag es ja auch nur am Stand der Sonne...


Doch ach! Der Rest war ein Tag, wie er schlimmer wohl nicht sein könnte!

Vielleicht hätte ich ja anders reagieren sollen, oder eine Ausnahme machen, aber..... Die arme Estrada kommt wirklich vor lauter Kunden kaum dazu, die Aufträge zu erledigen! Ich hab das Buch gesehen, und ein Kunde erkundigte sich heute nach seiner Fellrüstung, die er schon vor einer Woche in Auftrag gegeben hatte....! Meisterin Estrada entschloss sich, das Geschäft heute nicht zu öffnen, damit wir beide uns endlich an die Arbeit machen können, doch diese Absicht gestaltete sich noch schwieriger, als gedacht... Natürlich wurde Herr Brutha eingelassen, schliesslich benötigt der Bund seine Waren wohl am dringendsten, und unser aller Leben hängt von ihm ab. Doch da die Leute vor der Tür das Gemurmel der Stimmen Estradas und Herrn Bruthas vernahmen, pochten sie an die Tür, rüttelten daran und reagierten sehr verärgert.....!
Und dann dieser Herr Casius......... Ich habe seine Stimme nicht wieder erkannt, er ist noch immer arg verschnupft. Eer sollte mal lieber einen Heiler aufsuchen, als die Krankheit in der ganzen Stadt herumtragen! Doch leider musste ich auch ihm mitteilen, dass weder seine edlen Sachen, noch seine Fellkleidung gefertigt ist. Es ist daraufhin wirklich sehr verärgert davon gegangen und hat..... den Auftrag zurück gezogen. ..... Es tut mir ja wirklich Leid, sowohl für den Herrn, wie auch für Estrada. Ein Auftrag solcher Grössenordnung wäre sicherlich ertragreich gewesen, aber in den heutigen Zeiten.... Ach, wenn die Leute doch nur etwas mehr Verständnis für die Lage hätten! Wie wichtig sind denn schon edle Umhänge und bestickte Hemden und Hosen, wenn niemand wirklich weiss, wann die Horden die Stadt angreifen! Und dass wir nicht gleichzeitig mit den Kunden plaudern können und unsere Arbeiten anfertigen, müsste eigentlich jedem, der ein wenig gesunden Menschenverstand besitzt, einleuchten. Genauso, wie die Tatsache, dass Bestellungen in der vorhandenen Menge schlicht und einfach Zeit brauchen.... Meisterin Vincesko legt Wert auf Qualitäts-Arbeit. Und Qualität und Quantität ging auch in Draconis nicht Hand in Hand....

..... und dann kam in der Hektik des Ganzen doch tatsächlich ein Herr, der mir Silberhirschleder verkaufen wollte, damit wir ihm eine Rüstung daraus fertigen! ..... Ach, da muss ich doch Herrn Casius tatsächlich dankbar sein, denn durch seinen Hinweis auf den Jagdschein sprach ich Estrada an, und sie erklärte mir, dass sowohl der Handel mit, wie auch das Verarbeiten von Silberhirschleder verboten ist...... Hätte Herr Casius mich nicht darauf hingewiesen, hätte ich heute wirklich einen grossen Fehler gemacht! Denn natürlich sind wir, gerade wegen der grossen Nachfrage, über jeden Rohstofflieferanten froh... Aber das! ..... Nun, der Herr entschloss sich glücklicherweise, Estrada selbst danach zu fragen, und verliess schliesslich das Geschäft unerledigter Dinge, da Estrada in der Färberei beschäftigt war und keine Zeit hatte...

Zum Glück hat Herr Brutha unsere Lage erkannt und gemeint, er werde uns eine Wache vor die Tür stellen, damit wir in Ruhe arbeiten können. .... So lange diese nicht an einem anderen Ort dringender gebraucht wird, wäre das wirklich ein Segen.
Die gebrauchten Waren, die er uns später lieferte, dürften ihrem Zweck als Uniform noch lange dienlich sein. Die Farben etwas auffrischen und hier und dort eine Naht verstärken, dann sind sie wieder fast wie neu.

Als dann endlich etwas Ruhe einkehrte, nickte die arme Estrada doch tatsächlich auf dem Stuhl ein! Ich nützte die Zeit, das Auftragsbuch nach Arbeiten zu durchsuchen, die ich erledigen könnte..... Leider aber überstieg alles meine Fähigkeiten. Eine grosse Hilfe bin ich ihr wirklich nicht....
Herr Brutha brachte unterdessen seine Waren, und wir legten sie leise im Geschäft ab. Da hat sich offenbar einiges im Lager angesammelt, das nicht mehr verwendet wird. Und wieder einmal ist zwei Seiten damit gedient.

Nun, Estrada gab mir dann tatsächlich noch einen Auftrag, den ich erledigen kann. Mit Freuden, sogar. Offenbar habe ich das Schuh- und Schaftstück aus Holz nicht vergebens mitgenommen! In den frühen Morgenstunden experimentierte ich damit weiter und es gelang mir auch tatsächlich, zwei verschiedene Stiefelpaare herzustellen, die ich dann auch noch mit unterschiedlich gefärbtem Wachs einfetten konnte. – Und Estrada gefiel meine Arbeit! So darf ich zumindest annehmen, dass sie den Auftrag an hohen und normalen Stiefeln mir übergeben kann, ohne sich weiter damit zu belasten.

Während wir endlich, der Dunkelzyklus war längst wieder hereingebrochen, uns unserer Arbeit widmen konnten, erzählte ich ihr ein wenig von Seralgo. Von unserer Idee mit der perfekten Farbe... Meisterin Estrada zeigte sich ob unserer Idee interessiert, meinte dann aber, dass dies wohl nur einem Magier gelingen könnte.... Nun, wir hatten ja auch vor, dies gemeinsam zu bewerkstelligen. Darum trennten sich unsere Wege schliesslich auch, damit jeder auf seinem Gebiet forschen konnte. – Ich bin davon überzeugt, dass auch er noch immer diese Idee im Hinterkopf hat.... auch wenn er nie wieder davon sprach...


*mit einem Male wird die Schrift unruhig, grösser, mit stärkerem Druck gezeichnet, gleichzeitig aber auch fahrig, teilweise sogar fast zur Unleserlichkeit verzogen*


.... was ist das?? .... diese Bilder....?! ......... Wortfetzen.......


Irgend etwas geht in meinem Kopf vor! ... Ach, bitte, nein!! Lass die Krankheit nicht zurück kehren!! Nicht jetzt, nicht hier!!


...... Erinnern....!! .... ja doch, ich will mich erinnern...!!! ..... doch WORAN???!!!


......... Feuer ...... Flammen ..... Schreie ...... SERALGO??!!!!



Was ist nur los mit mir??! .....




*wieder in etwas ansehlicherer, aber dennoch leicht verzitterter Schrift geht es weiter*


Wandeltag, 22. Seker


Das Nachrichtenbrett zu Draconis!!

Der Platz, die Steine, das Brett, die Sitzbänke, die Beete, die Häuser im Hintergrund, alles war ganz klar und deutlich! Selbst einige bekannte Gesichter waren unter den Menschen um mich herum. Doch als ich, wie sie, auf dem Brett die Nachrichten des Tagesblattes lesen wollte --- erwachte ich. ..... schweissgebadet. .... zitternd ....

Noch nie habe ich das Badehaus zu Draconis so sehr vermisst, wie jetzt gerade!

Doch das Schlimmste ist, ich habe keine Ahnung, was für ein Traum das war......


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BeitragVerfasst: 21.11.02, 03:21 
Einsiedler
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...... kann es noch schlimmer kommen? Ja, wahrscheinlich schon... Doch irgendwie war heute kein Tag, der sich so oder ähnlich wiederholen sollte... In der Frühe dieser grässliche Alptraum, daran reihte sich ein Lichtblick, liess mich doch Estrada freundlicherweise zuerst an die frische Luft, um ein wenig durchatmen zu können, wobei ich mich vor allem darauf freute, mich am Brunnen gründlich waschen zu können..... Dann war die rote Seeschlange zum ersten Mal geschlossen, als ich hineingehen wollte... Stattdessen entschloss ich mich kurzerhand, einen Heiler aufzusuchen. Ein Tee wäre sicher gut gewesen, obwohl ich mir diesmal zuerst etwas stärkeres gewünscht hätte, doch da beides nicht möglich war, hoffte ich, dass mir ein Heiler helfen könne. Vielleicht kennen die sich ja mit Alpträumen aus und haben ein ganz einfaches Mittel dagegen...

Aber natürlich kam alles anders.... Ich fand zwar nach einigem Suchen das Hospiz, doch es war verschlossen, und niemand hörte mein Klopfen. Als ich mich umsah, um mich zu orientieren und den kürzesten Weg nach Hause zu nehmen..... fiel mein Blick auf eine nackte, reglose Gestalt, die an der Mauer am Boden lag..... !

Der Schreck fuhr mir in die Glieder, und ich eilte in grossem Bogen an ihr vorbei, laut nach Hilfe rufend. .... vielleicht war ja noch Rettung möglich..... Doch all die heutigen Ereignisse trugen nicht unbedingt dazu bei, meine Gedanken in kühler Ordnung ablaufen zu lassen, denn ich dachte keinen Augenblick daran, selbst auf die Gestalt zu zu gehen, und ihr vielleicht Hilfe anzubieten.... ihr etwas Wärmendes über zu legen .... Nein, im Grunde war es mir wahrscheinlich klar, auch wenn ich es noch nicht wirklich zugeben wollte....
Schliesslich traf ich tatsächlich auf jemanden aus dem Bund der Tapferen und erzählte ihm hastig, was ich gesehen hatte. .... wahrscheinlich zu hastig, denn entweder, er verstand nicht, was ich sagte, oder aber, er wies die Möglichkeit genauso von sich, wie ich... Ich zwang meinen Atem unter Kontrolle und versuchte etwas zusammenhängender zu erzählen... Endlich verstand er, informierte Herrn Sarek, der eben dazu trat, und plötzlich eilten die beiden davon... Ich folgte ihnen.... , nur um zu erfahren, was ich befürchtete: der Mann war tot und bis auf die Haut ausgeraubt......

Nachdem ich vergeblich zu helfen versuchte – ich anerbot, den Heiler zu suchen, da ich vermutete, er sei vielleicht im Flüchtlingslager tätig, doch die beiden Uniformierten waren zu sehr in ihre unangenehme Arbeit vertieft, sodass sie mich nicht vernahmen, und schliesslich, so glaubte ich zu vernehmen, verneinten – ging ich langsam zur Schneiderei zurück. Ich beschloss, den Toten nicht zu erwähnen, da Estrada wahrscheinlich früh genug davon erfahren würde und ich eigentlich nicht darüber reden wollte, sondern eher vor hatte, mich ab zu lenken. Tatsächlich hatte sie mir auch einen kleinen Auftrag, an den ich mich sogleich machte, während Estrada selbst auf dem oberen Stockwerk beschäftigt war.

Es ist eigenartig... Ich habe ja schon viel über die seltsame Wahrnehmungsgabe von Katzen gehört, doch selbst erlebt habe ich es noch nie... Bis heute. Gut, es mag ja auch Zufall gewesen sein, jedenfalls strich mir Filipp heute um die Beine und sprang schliesslich auf meine Schoss... Ob er wohl spürte, dass ich Ablenkung wahrlich gebrauchen konnte? ... Ich legte meine Arbeit weg, und da mir selbst der Magen knurrte, liess ich mich schliesslich doch dazu hinreissen, uns beiden eine Wurst aufzuschneiden. ... Für einen Moment gelang es dem Kater tatsächlich, mich von all meiner Unruhe abzulenken, und er schaffte es sogar, mich mit seinen drolligen Spielereien zum Lachen zu bringen! .... Als ich mit meiner Mahlzeit fertig war und Filipp das letzte Stück gab, ging es mir wirklich etwas besser. So wollte ich meine Arbeit wieder aufnehmen, als ein Kunde an der Tür klopfte... Seine Kleidung war in miserablem Zustand, doch wollte er nur einen anderen Umhang und Robe färben lassen.... Es war mir nicht danach, zu versuchen, ihn zu etwas anderem zu überreden, und so erledigte ich einfach schweigend den Auftrag und wendete mich schliesslich meiner eigentlichen Arbeit zu.

Doch waren meine Gedanken offensichtlich doch noch zu zerstreut, denn es geschah, dass ich Estrada das fertige Stück in die Hand drückte – und im selben Moment erkannte, dass ich die Zierstickerei vergessen hatte! ... Gut, es ist vielleicht zu viel dazwischen gekommen, doch ich hatte vorgehabt, im Lager nach Estradas Stickereien zu suchen, um mir vielleicht einen neuen Stich oder ein neues Muster daraus zu überlegen, doch war mir das alles untergegangen....... Da aber mittlerweile die Zeit drängte und der Auftrag eines Kunden nicht zum Übungsstück eines Lehrlings in meinem Zustand werden sollte, war ich wirklich froh, als Estrada sich anbot, es selbst zu machen, ohne im Geringsten ärgerlich zu sein.

Nun habe ich eine Pause eingelegt und hoffe, meine Gedanken wieder etwas ordnen zu können. ... Vielleicht wird der Schlaf dieser Nacht ruhiger werden?


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BeitragVerfasst: 23.11.02, 01:50 
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Sonnentag, 24. Seker

Ach, was muss man da alles hören!

In die Schneiderei wurde eingebrochen! Jemand hob die Tür aus den Angeln, wir mir Herr Sarek erzählte, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, wie das geschafft wurde. Mir ist das ebenfalls schleierhaft, sind doch die beiden Türflügel einzeln mit einem Schloss gesichert... Aber offensichtlich konnten die Diebe – oder er Dieb, das weiss ich nicht mit Sicherheit – dennoch in das Haus eindringen.
Zum Glück ist die Tür bereits wieder repariert. Doch gerade in der jetzigen Zeit ist das doch recht ärgerlich. Da sind wir mit den Aufträgen im Rückstand, und dann wird auch noch gestohlen, was endlich angefertigt werden konnte....!

Ansonsten konnten Estrada, obwohl sie sich nicht wirklich wohl fühlte, und ich heute zumindest ein paar Kunden bedienen, wenn auch durch den Diebstahl die Sache etwas erschwert wurde. – Und..... durch meinen Hals.... ich weiss nicht, irgend etwas stimmt nicht. Offenbar hören mich die Leute zwischendurch nicht.... wahrscheinlich hat deswegen Herr Sarek und sein Bund-Kamerad mich vorgestern so eigenartig schweigend angesehen.... Den einen Kunden fragte ich heute mehrere Male nach seinem Begehr, ehe er reagierte, und auch Estrada musste mich heute bitten, etwas lauter zu sprechen.... Ich weiss nicht, was los ist.... mir selbst fällt nichts auf. Ich höre mich wie eh und je.....
Doch wie ich erfuhr, ist der Heiler auf Reisen, Herr Sarek wusste zumindest nicht Neues über den Toten, den ich gefunden habe, als ich eben einen Heiler suchte... Nun ja.... Ich hoffe, das wird bald wieder.

Etwas Neues habe ich heute auch ausprobiert, allerdings ohne Erfolg. Einer der Soldaten brachte mir einen Schild, mit der Bitte, zu versuchen, ihn zu färben. Da es allerdings ein Bronze-Schild war, bewirkte weder der gefärbte Wachs, den ich für die Stiefel verwende, noch das Farbpulver direkt etwas.... Vielleicht müsste er es einem Maler bringen, der eine andere Farbzusammensetzung verwendet, als wir. Doch ich bin gar nicht dazu gekommen, mit ihm darüber zu reden, da hinter dem Haus plötzlich ein Tumult war, und der Soldat gezwungen war, zu gehen und ein zu greifen.

Ach ja, Antalias sah ich heute auch endlich wieder einmal! So konnte ich ihm das Geld ausbezahlen und ihm auch gleich ein paar weitere Lederballen abkaufen. Auch konnte ich ihn endlich Estrada vorstellen, mit der er bisher nur schriftlich Kontakt gehabt hatte. Allerdings musste er dann plötzlich sehr schnell weg, da offenbar ein Bär ins Zeltlager eingefallen war und jemanden verletzte.... Ich hoffe, er hat die überstürzte Jagd gut überstanden....

Und schliesslich bekam ich noch mit, dass ein Mann gesucht wird, der den Wachen entflohen ist, und offenbar sehr gefährlich ist! Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das Zeltlager vor den Toren nicht nur freundliche Vertriebene beherbergt....


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BeitragVerfasst: 25.11.02, 14:37 
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Endtag, 25. Seker

Wie ich dem Boten entnehmen konnte, ist unser neuer Mieter wirklich mitten aus seinem Leben gerissen worden, als er seine Taverne in Schieferbruch verlassen musste... Schlimme Zeiten, wirklich.... Da werden alle Pläne, Hoffnungen und Wünsche so plötzlich über den Haufen geworfen.... Wenn ich doch nur einmal Zeit hätte, mich ein wenig mit ihm zu unterhalten! .... Aber wenigstens konnte sich Estrada gestern ein wenig mit ihm unterhalten... wenn ich es richtig mitbekommen habe, hat er den Einbruch mit erlebt, und konnte nähere Einzelheiten erzählen....

Nun ja, ich schnitt heute Antalias Leder zurecht. Damit sollten sich wohl auch fellgefütterte Stiefel anfertigen lassen, denke ich. An einer Satteltasche, die schon lange gewünscht wird, habe ich mich versuchen wollen, doch muss ich Estrada erst um die detaillierten Anordnungen fragen. Das Muster ist etwas verwirrend.

Eine Kundin, die Fellhandschuhe bestellte, machte mich auf ein kleines Manko in unserem Verkaufsraum aufmerksam: wir haben keine Sitzgelegenheiten....
Nun ja, grosse Stühle würden wohl auch im Weg stehen, vor den Auslagen können wir sicherlich keine hinstellen. .... Und Platz zum Gehen brauchen wir auch, damit die Kunden ihre Schuhe, Stiefel und auch ihre Kleider richtig probieren können.... Mal sehen, vielleicht fällt mir etwas ein.

Nun, der Tag war lange, die Kundschaft unterschiedlich.... Einer glaubte, die Herren des Bundes anpöbeln zu können, da im Gedränge drin nicht gerade jeder auf sein knappes "Grüsse" reagiert hatte.... Er schien sich dann aber eines Besseren zu besinnen und verliess den Laden schliesslich fast fluchtartig.... Ich war froh drum – ein Handgemenge im Laden ist nicht das, was ich mir wünschen würde! Nun ja, Herr Brutha wäre sicherlich rasch mit ihm fertig geworden.

Ein paar Kleinigkeiten konnten erledigt werden, ein paar Aufträge kamen hinzu.....
Ich weiss nicht.... entweder haben die Menschen hier noch keinen richtigen Morsan erlebt, oder aber.... sie haben keine Ahnung von richtiger Fell-Lagerung....

Wie dem auch sei, zumindest konnte Herr Repon seine Stoffbestellung abholen.... Ich erfuhr dabei, dass die Stoffpreise offensichtlich sich auch nach Angebot und Nachfrage richten, wie alles eben...


... nach fragen .... ja.... ich müsste mich irgendwo erkundigen, denke ich..... dieser Traum, dieses öffentliche Brett.... Vielleicht gelingt es mir ja, alte Zeitungen aufzutreiben! ... Ja, genau! Das ist es, was ich tun muss! – Zu wissen, was alles während meiner Krankheit sich ereignet hat, ist sicherlich gut... Und wer weiss, vielleicht löst irgend etwas eine Erinnerung aus...... Seralgo scheint ja nun offensichtlich noch nicht hier zu sein – zumindest nicht in dieser Stadt. Und auf die Suche gehen, können wir in Anbetracht der Lage wohl beide nicht.
Also kann ich zumindest für mich etwas tun – wenn ich denn Zeit dazu finde.



Mondstag, 26. Seker

Zumindest eine ruhige Nacht, ohne Alptraum und ohne Einbruch! Das ist scheint schon fast genug des Glückes. – Und doch.... die Wege der Götter sind unerklärlich....

Ich lernte heute einen Händler kennen, oder vielleicht eher einen ehemaligen Feldwebel einer Garde, wie er mir erzählte. Herr Sarvaij hat wahrlich schlimmes erlebt: er war an vorderster Linie im Kampf gegen die Horden gewesen! Ich schaudere noch jetzt beim Gedanken daran, wie es ihm ergangen ist.... Viel verstehe ich ja nicht von Kriegsführung, doch so, wie er mir erzählte, war er mit seinen Männern auf dem Rückzug vor einem übermächtigen Feind – und wurde von der Ritterschaft nicht in die sichere Burg gelassen! ... Stattdessen musste er zusehen, wie viele seiner tapferen Soldaten in Unterzahl dem Feind erlagen...... Ja, ich kann nachvollziehen, dass er sich da entschlossen hat, den Dienst zu quittieren... Wenn er auch noch immer jederzeit den Kampf wieder aufzunehmen bereit ist, dürfte es ihm wahrlich schwer fallen, wieder irgendwo auf Befehle hin zu agieren....
Allerdings ist seine zukünftige Frau darüber sehr froh, und es freute mich, ihm zur bevorstehenden Hochzeit gratulieren zu dürfen. – Er wird die Einzelheiten der Kleidung mit Estrada diskutieren, und kann uns auch ein paar Waren liefern, da sich die Jahreszeit seinem Händlerdasein nicht gerade bezahlt macht. ... Vielleicht nicht gerade die besten Aussichten, wenn es darum geht, sich zu verheiraten...

Aber, ach, wie habe ich mich gefreut! Lennart hat den Weg in die Schneiderei gefunden! Seine Bilder sah ich ja schon längst im Boten, doch hatte ich nie die Zeit, ihn dort besuchen zu gehen. – Da es gerade eindunkelte, konnten wir unser Wiedersehen in ein wenig Ruhe feiern – bei Tee und Arbeit.... Mein neustes Werk.... Dass ich ausgerechnet heute ein Schnittmuster Estradas ausprobierte, muss wirklich von den Göttern gelenkt sein! Denn warum sonst wäre Lennart ausgerechnet heute gekommen, um ein Kleid für seine Dame zu erwerben! ... Ach, ich freue mich wirklich! Endlich konnte ich ihn zumindest ein wenig für die Arbeit, die er sich für mich gemacht hat, entschädigen! – Zur Zeit entwickelt sich zwischen uns offenbar ein kleiner Austausch von Gefälligkeiten... Er sucht etwas festeres Leinen, um darauf Gemälde malen zu können, während ich ihn bat, sich an seiner Arbeitsstelle nach älteren Boten-Ausgaben umzuschauen. ..... Natürlich hat er seinen Teil sofort erledigt, und dabei auch noch Estrada kennen gelernt. Wenn ich richtig mitgehört habe, lässt sie sich ein Bild von ihm anfertigen. .... Zumindest kam er so zu einem weiteren Auftrag, wenn ich schon nicht dazu komme, mich mit dem Bearbeiten von grösseren Leinwänden zu versuchen....

Doch noch gibt es eine Liste mit noch lange nicht gefertigten Waren.... Ich glaube, der Morgen begann schon wieder zu grauen, als ich mich endlich todmüde ins Bett schleppte. Das, was ich tun kann, habe ich getan, glaube ich.... Bei all diesen vielen Bestellungen verliere ich trotz korrekter Buchführung immer mal wieder den Überblick.
Nun ja, in Draconis liess mir der Meister wenig Einblick in solche Dinge. Er begnügte sich damit, mich Schnittmuster auf Stoffe übertragen und die Stücke ausschneiden zu lassen... Nur an ein paar wenige Momente erinnere ich mich, wo ich zuschauen durfte, wie er Kleidung daraus fertigt.

Egal – hier lerne ich wohl mehr, als in meiner ganzen Lehrzeit dort! Und das ist dringend vonnöten.


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BeitragVerfasst: 26.11.02, 19:49 
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Mittentag, 28. Seker

Es war noch dunkel, als ich zu Beginn des vierten Zyklus heute erwachte. Wieder ohne Alpträume durch geschlafen..... Langsam verblasst der Schrecken dieses Traumes, was auch immer dahinter steckte. Doch ich gebe nicht auf! Noch nicht.

Der Tag war ruhig, nur ein Kunde kam vorbei, das heisst, nein, zwei, doch der erste fragte nach verstärkten Rüstungen, ohne eine Bestellung auf zu geben. Er wird sich bei der Meisterin wieder melden, wie er sagte.
Nun, der zweite... seine Axt war etwas Furcht einflössend.... scharf war sie auch, offensichtlich.... doch zum Glück konnte ich ihn in aller Ruhe bedienen, und ich gab mir Mühe, seinen Wünschen entgegen zu kommen. Ich hab ja schon vieles gehört, von diesen nordischen Männern.... Und haben nicht Brutha und Thorm am ersten Abend über sie gesprochen? .... Ja, genau, da ging es um den Steg, oder so...... Und um den Wegzoll für diejenigen, die ihnen keinen Respekt entgegen bringen.... Ach, die dumme Politik! Zum Glück kümmere ich mich nicht um solche Sachen. Freundlichkeit dem Kunden gegenüber war das oberste Gebot, das mir mein ehemaliger Meister beibrachte. Egal, welche Herkunft der Kunde hat, der vor einem steht. Zumindest, solange er sich anständig benimmt. ... Bisher bin ich nicht schlecht damit gefahren. Seinen Auftrag habe ich der Liste angehängt. Estradas Arbeit wird sicherlich zu seiner vollsten Zufriedenheit ausfallen, da bin ich mir sicher.

Nun, die erste Durchsicht ein paar der älteren Botenberichte erbrachte nicht das wirkliche Aha-Erlebnis, das ich mir wünschte... Dennoch habe ich den Eindruck, auf dem richtigen Weg zu sein. Noch muss ich die Eindrücke sortieren lernen, denn die Worte lösen Bilder aus, mit denen ich noch nichts anfangen kann...
.... Flüchtlinge, die Richtung Draconis strömten.... Ich erinnerte mich daran, im Hafen von Rothenbucht vielen von Hunger geschwächten, kranken und zerlumpten Gestalten begegnet zu sein.... Doch warum sie in die Hauptstatt fliehen mussten, weiss ich nicht mehr..... War es auch der frühe Morsan-Einbruch, der sie überraschte und die Handelswege blockierte? .... doch nein, als ich abreiste, lag noch kein Schnee.... Wäre im Carmar ja auch wirklich viel zu früh....

.... vandrischen Horden .... Burg Gerdenwald ..... ..... Mordbrenner....

...... eine Burg, ja ....... Flammen...... Brandschatzung? .... eine brennende Burg? Brannte Burg Gerdenwald? .......

....nein, mit Gerdenwald hat es nichts zu tun.....

Warum bin ich mir da so sicher?? ......... Warum kann ich dieses eine so sicher wissen, und alles andere liegt im Dunkeln? Das, was wirklich wichtig wäre??

Ich muss unbedingt an frühere Berichte kommen! Was ist während meiner Krankheit in Falandrien geschehen??! – Und warum bei den Göttern habe ich ANGST!! Angst, wenn ich an Seralgo denke?! ......

Haben die Heiler in Draconis mich doch zu früh entlassen??



Ich sollte arbeiten, das lenkt mich ab. Durch nachdenken alleine komme ich nicht weiter. – Aber noch habe ich nicht alle Zeitungen durch gesehen.... Vielleicht habe ich heute Abend noch Zeit dazu....


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BeitragVerfasst: 28.11.02, 14:52 
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Sonnentag, 29. Seker

Ganz harmlos hat der Tag heute begonnen... Ich habe unsere neue Untermieterin kennen gelernt, und auch mit ihrem Verlobten endlich mal ein paar Worte reden können, wenn auch leider wieder ohne wirklich Zeit zu haben... Ein hübsches, junges Mädchen.... fast etwas zu jung im Vergleich zu ihm, finde ich.... Aber das geht mich nichts an, und interessiert mich auch nicht wirklich.

Vor allem nicht im Moment....

Als ich heute gegen Abend wieder einmal bei Sheeban vorbei schauen wollte und gut eingepackt die Treppe hinunterging........ traf mich fast der Schlag!

Unser ganzer Laden war leergeräumt!!

Ich sah mich entsetzt um, kontrollierte die Truhe mit den bestellten Waren – und stellte erleichtert fest, dass die noch da waren. Also offenbar kein weiterer Einbruch....
Etwas irritiert eilte ich zum Auftragsbrett, hatte ich doch gelesen, dass Estrada einen weiteren Herrn eingestellt hat, der des Schneiderns mächtig ist. .... Ich hoffte, eine Nachricht von ihm in Bezug auf die leere Auslage zu finden, und sah sie tatsächlich....

Doch, bei den Göttern – der Schreck, der mir da in die Glieder fuhr, als ich sie las, ist unbeschreiblich! Meine Knie wollten ihren Dienst versagen, und ich wäre beinahe zusammengesunken! ....

Ein Kunde war da, schrieb Herr Gerrit, der seine Waren oder Geld abholen wollte..... Er wurde ausfällig und es kam zu Handgreiflichkeiten, sodass der Mann von der Wache abgeholt werden musste.....! Herr Gerrit erlitt eine Rippenverletzung und muss für die nächste Zeit pausieren...! Auch hat der Hauptmann der Wache offenbar angeordnet, die Auslage abzuräumen...... – Und das Schlimmste vom Ganzen, Herr Gerrit schrieb, dass der Name des Kunden wohl mit "T" beginnt......

Kjaskar Trjewulf! Das war mein einziger Gedanke....

Wer sonst könnte es sein, als der Nordmann mit seiner Axt....?!! Ich habe seinen Auftrag aufgeschrieben, alle Details erwähnt, doch die Meisterin hat noch nicht darauf reagiert – und ich habe mit ihm auch keine Zeit abgemacht, an der er seine Bestellung abholen kann..... Und doch....!

Bei den Göttern, ich muss mit diesem Herrn Gerrit reden können! Ich muss es wissen.... Denn..... der Nortrave hat mich für alles verantwortlich gemacht.....

Ich bin für diese ganze Misere verantwortlich...... – und werde dafür geradestehen müssen..... Vor der Meisterin, vor dem verletzten Gerrit..... und vor allem..... vor Herrn Trjewulf.....!!


Die Götter waren mir gnädig und sendeten mir in diesen Schreckensmoment den guten Lennart... Ich erzählte ihm, was geschehen ist, äusserte meinen Verdacht, meine Bedenken – bei den Göttern, wenn der Nordmann sich dazu entschliesst, unseren Laden auseinander zu nehmen....?! Wenn er es als Ehrbeleidigung ansieht, mich der Ehrverletzung bezichtigt...?

...wie sehen wohl Ehr-Wiedergutmachungen bei den Nordmännern aus? Ein Zweikampf auf Leben und Tod?? ..... Bei den Göttern, dann hat meine letzte Stunde geschlagen.....!!
Dabei prüfe ich täglich, ob sein Leder noch vollständig da ist, richtig gelagert und unangetastet, bis seine Rüstung angefertigt ist....

Lennart begleitete mich zu Sheeban, wo wir uns bei einem wunderbaren Roten zusammen setzten. Auch er hatte Schlimmes zu berichten, wurde er doch tatsächlich ebenfalls Opfer eines Überfalles! Beim Boten!! – Man stelle sich das vor......!

Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen, als er mir davon berichtete.... Mit einer Waffe bedroht, mit zwei Verbrechern alleine eingesperrt, als Geisel verwahrt, das Schwert an der Kehle – und am Ende gegen einen Bellums-Geweihten ausgetauscht.... ....und als ob das noch nicht genug gewesen wäre, wurde diese unglaubliche Aktion durch eine noch schrecklichere abgebrochen:

*die nächsten Worte sind fahrig, zittrig*

Die untoten Zwerge, von denen Lennart berichtet hatte, waren heute vor Brandenstein!!!


Ach, ich wünschte, ich wäre in Draconis geblieben! .... Wenn nur nicht Seralgo von dieser Insel geredet hätte.... !!
Nun haben diese Horden Brandenstein gefunden.... und es wird wohl nicht lange dauern, bis....... ........ schon wieder ein Krieg!


Krieg, Überfälle, Einbrüche, Randalierer und Schurken..... es kann wohl kaum noch schlimmer kommen!


Und gerade in der jetzigen Zeit, wo die Menschen über den Boten über alles informiert werden sollten, reist der ehemalige Besitzer ab und überlässt Lennart die ganze Verantwortung! – Wo andere sich freuen könnten, ein gut gehendes Geschäft übernehmen zu dürfen, steht er alleine und hilflos da! Er ist plötzlich für Erstellung, Verteilung und Verkauf des Boten zuständig, kennt keinen der Schreiber – und hat keine Ahnung, wie und wann er den nächsten Boten herausbringen soll.....!

Zur Verteilung hatte ich eine Idee, die ich aber noch mit Estrada klären muss.... Und, als ob alles für ihn nicht schon schlimm genug sei, ich fand heraus, dass der arme Lennart noch nicht einmal ein Bett hat, in dem er nächtigen kann! Ein Fell auf dem Boden im Gebäude des Boten.......

Der Luxus, der mich hier umgibt, beschämt mich....

Ich hoffe, Estrada stimmt zu, ihn bei uns aufzunehmen...

-----------------------------------------------------------------------------


Endtag, 30. Seker

Dass diese Nacht wieder von unruhigen Träumen unterbrochen wurde, überrascht mich nicht.... Flammen, Schreie, eine riesige Axt, die auf mich zu rast, die untoten Zwerge, die Lennart gemalt hat, alles suchte mich heim!

Doch... ich sah das Gesicht des Nortraven deutlich vor mir..... und ..... ich weiss nicht, irgendwie habe ich den Eindruck, dass er es vielleicht doch nicht gewesen ist..... Er hätte sich an mir gerächt, nicht an einem unbeteiligten Dritten....
Vielleicht hatte Lennart ja doch recht, und es war einer derselben Bande, die auch ihn ausnehmen wollte...

Oder sind das nur Ausreden, die ich mir zurecht lege, um meiner Angst Herr zu werden??

Ich hoffe, Gerrit heute anzutreffen. Ich muss unbedingt Gewissheit haben, denn..... allein der Gedanke, das Haus zu verlassen und von Trjewulf überrascht zu werden, ist mir unerträglich...! Zumindest muss ich herausfinden, ob ich wirklich Grund habe, mich davor zu fürchten.


Zuletzt geändert von Elicandro: 28.11.02, 14:57, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 30.11.02, 23:21 
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Mondtag, 1. Sekar

Heute habe ich zwei gute Nachrichten!

Zum Einen lernte ich einen Gelehrten kennen, der Seralgo zwar nicht kennt, sich aber nach ihm umhören wird. Somit habe ich nun zwei Augen und Ohren mehr, die nach ihm Ausschau halten können! Vor allem, während ich hier im Laden beschäftigt bin, ist das ein leichter Trost.

Die andere ist allerdings noch viel erfreulicher:
Meine Ängste waren unbegründet!
Ich konnte endlich mit Gerrit sprechen, dessen Rippe zum Glück nicht gebrochen ist. Und er verneinte meine Frage, es war kein Nortrave, der ihn angegriffen hatte!
Die Götter werden den Stein gehört haben, der mir vom Herzen fiel!



Soeben habe ich eine weitere alte Ausgabe des Boten gelesen. Die Nr. 71 .... Und da ist mir etwas eigenartiges aufgefallen, das ich noch nicht deuten kann..... "Inquisitorin Hylissa von Hohenburg gefallen", steht da am 21. Carmar.... .... Ich habe keinen Grund, an dieser Aussage zu zweifeln..... und doch.... irgend etwas daran.... wirkt "falsch" auf mich..... und.... es ist, wie wenn etwas fehlen würde...! Doch was??? – Ich verstehe es nicht.....


Etwas Wichtiges wird mir aber langsam bewusst..... Meine Krankheit..... Das wenige, woran ich mich noch erinnern kann, ist...... ich glaube.... die Heiler sprachen davon, dass sie mehrere Monate gedauert hat..... fast neun, sagten sie, glaube ich.... oder zehn? ..... und da ich nun seit.... etwa einem Monat hier bin.... und unsere Reise fast zwei Monate gedauert hat...........

Bei den Göttern! Die Nachrichten nach denen ich suche um diesem "Zusammenbruch", wie die Heiler meine Krankheit bezeichneten, auf die Schliche zu kommen .......


Ich müsste fast ein Jahr zurück gehen können, um alles, was ich verpasst habe, vor mir aufzurollen!!!


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BeitragVerfasst: 3.12.02, 11:48 
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Mittentag, 3. Sekar

Estrada hat heute einen weiteren erfahrenen Schneider und eine Färberin eingestellt. Somit hoffe ich, dass wir nun endlich die Auftragsliste bald abgearbeitet haben. Thorm zumindest sagte, dass Herr Hafner seine Arbeit verstehe und zeigte sich erfreut über dessen Anstellung. – Und ich darf vielleicht hoffen, den einen oder anderen Erfahrungswert der Herren mit zu bekommen.

Trotz allem bleibt Estrada für mich die Beste! – Ein solch herzensguter Mensch!
Lennart hat heute endlich eine Dame kennen gelernt, die ebenso wie er, Freude am Zeichnen hat. Ach, wie ich mich für ihn freue! Endlich kann er sich mit jemandem austauschen und seine Passion teilen!
Doch was einfach noch viel fantastischer ist, ist die Tatsache, dass Estrada meine beiden Fragen vorbehaltlos angenommen hat! Lennart darf den Boten bei uns zum Verkauf auslegen und erhält im Zimmer von Herrn Hafner und mir das dritte Bett! Endlich darf ich ihm ohne schlechtes Gewissen in die Augen sehen und habe das Gefühl, einen Teil meiner Schuldigkeit getan zu haben.

Ja, Estrada ist und bleibt die Beste!


--------------------------------------------------------------

Sonnentag, 4. Sekar


Heute liess Estrada bei Deros neue Schlösser und Schlüssel herstellen. Und während Hans Hafner im Laden bediente, machte ich mich daran, die einfacheren Bestellungen zu erledigen....

Doch, als ich ins Lager ging.... das Höhlenbär-Leder...!
Estrada hat Herrn Trjewulf nicht bedient, und der Auftrag wurde weder von Herrn Hafner, noch von Herrn Gerrit als erledigt beschrieben....!

Ich kann nur beten und hoffen!

Herrn Gerrit konnte ich Bescheid geben.... Und Herr Hafner wird wohl nicht ausgerechnet an seinem ersten Tag fremdes Leder verarbeiten, ohne sich um die Reservationen und Bestellungen zu kümmern.....

Herr Trjewulf wird wohl hier gewesen sein und die Rüstung abgeholt haben. Sicher hat der betreffende Schneider nur vergessen, die Bestellung ab zu haken.

Hoffe ich....



Ich denke, es ist besser, nur noch die Bestellungen aufzunehmen, die ich auch selbst ausführen kann! Zukünftig werde ich die Kunden wohl bitten müssen, ihre Aufträge auf dem Brett draussen ........

Nein.

Das wäre wohl zu unhöflich.

Aber......

Es ist schwierig, bei einer Meisterin und vier Angestellten den Überblick zu behalten....


Doch vielleicht bin ich ja der einzige, der Schwierigkeiten damit hat? Die beiden Herren scheinen ja erfahrene Geschäftsmänner zu sein, die beide ihre eigene Schneiderei führten, sodass es wohl nur an meiner Unerfahrenheit liegen kann.... Sonst würden sie sich sicherlich mit Estrada diesbezüglich auseinander setzen...


Wenn nur der Nordmann seine verstärkte Höhlenbär-Rüstung erhalten hat!!


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BeitragVerfasst: 6.12.02, 12:28 
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Mondtag, 6. Sekar

Hagen Schirf, Schmied, Leder verkauft und Schere gekauft.

Gerrit war heute hier und.... benahm sich recht seltsam.... Kam als einfacher Kunde in den Laden und fragte nach Estrada. Seine Bartstoppeln und ein Sommerhut liessen mich ihn im ersten Moment nicht erkennen... Dann gab er den Sommerhut zurück, sprach davon, dass er ihn der Kälte wegen mitgenommen hätte.... wünschte uns weiterhin viel Erfolg und ging schliesslich rasch davon. Ich eilte ihm noch nach, um zu fragen, was denn los sei, doch ich verlor ihn in der Dunkelheit sehr rasch.

Später kam dann ein rothaariger Junge und wollte die Robe abholen, die Gerrit für ihn anfertigen wollte... Ich musste ihn noch einmal vertrösten, da wir die Masse für seinen Auftrag leider nicht hatten. Doch Sarah erledigte dies rasch und geschickt.

Der Inselrichter hat einen Auftrag bei uns hinterlassen! Eine ganz spezielle Robe.... Er schien allerdings von einem unserer beiden Schneider nicht sehr angetan zu sein, da dieser seinen Umhang mehrfach umfärben musste.... Ich hoffe nun einfach, dass es nicht Herr Hafner war, und dass Estrada seinen Auftrag gewissenhaft und zu seiner vollsten Zufriedenheit ausführt, daran hege ich nicht den geringsten Zweifel!

Im allgemeinen sah ich, dass praktisch alle ausstehenden Aufträge erledigt wurden... Möglicherweise werden also etwas ruhigere Zeiten anbrechen...

Des Abends gab mir Estrada einen Auftrag, bei dem ich noch nicht sicher bin, ob ich mich über ihn freuen, oder mich fürchten sollte..... Ich muss einen Tempel ausmessen, für einen Teppich.... Nun weiss ich leider nicht, wo diese Räumlichkeiten genau liegen, denn Estrada sprach davon, mich von einem der Diener hinführen zu lassen und vielleicht eine bewaffnete Gruppe zu meinem Schutz an zu stellen, falls wir die sichere Umgebung der Stadt verlassen müssten....

Es ist mir nicht ganz wohl beim Gedanken, dass sie sich für meine Sicherheit in Unkosten stürzen sollte..... Doch falls solche Ausgaben anfallen, werden sie mir Grund genug sein, mich noch mehr darum zu bemühen, den Auftrag mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln zur vollsten Zufriedenheit aller auszuführen..

Trotz allem hoffe ich, die Stadt nicht verlassen zu müssen......!


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BeitragVerfasst: 8.12.02, 22:04 
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Endtag, 10. Sekar

*die Schrift ist fahrig, verkrampft und zittrig*

Heute kam der Tempeldiener, um mich ab zu holen... mich und einen Novicen zum Tempel zu begleiten.... Doch.... Den Göttern zum Dank schaffte es Estrada rechtzeitig, wieder zurück zu kehren! .... Sie war mit Aragnor am Tor...... und .. traf dort auf .... diese ..... Zwerge....!
Nein, mag der Auftrag noch so wichtig sein, unter DIESEN Umständen bringen mich keine zehn Pferde vor die Mauern dieser Stadt!!

Den Göttern sei’s gedankt, der Tempeldiener zeigte Verständnis dafür... Und.... er sprach Estrada Trost zu.... ....

Ich komme mir so jämmerlich und feige vor....!! Zuerst schädige ich meine Meisterin mit meiner Feigheit und .... dann fehlen mir auch noch die Worte, ihren Schrecken zumindest ein wenig zu lindern.....

Und Aragnor blieb alleine am Tor zurück..... nein, der Händler, Sarvaij, zeigte mehr Mut als ich und eilte ihm zu Hilfe....

Mögen die Götter mich für meine Feigheit strafen!

*der Eintrag endet mit einer verzitterten Linie unter dem letzten Satz*


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BeitragVerfasst: 17.12.02, 13:58 
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Mittentag, 18. Sekar

*die Schrift ist sauber, deutlich, wirkt langsam und nachdenklich geschrieben*

Ja, sie strafen mich tatsächlich..... Estrada verlässt uns! – Schlimmer könnten die Götter meine Feigheit wohl nicht ahnden....!!

Dass sie zu heiraten gedenkt, freut mich ja wirklich sehr für sie... doch dass sie deshalb von hier fortgehen muss.....?!?

Ob Hans die Schneiderei übernimmt? Und ob er derselbe gute Lehrmeister ist, wie sie? ... Ob er mich überhaupt behält?? ... Und vor allem: soll ich ohne sie wirklich hier bleiben? ....

Ich weiss nicht...... Habe ich denn eine andere Wahl?
Seralgo hat sich noch nicht gemeldet. Ich war aber auch schon lange nicht mehr am Turm, um nach den Nachrichten zu schauen. Das muss ich morgen unbedingt nachholen.
Noch habe ich ein paar Aufträge zu erledigen, doch ich werde wohl in nächster Zeit keine weiteren aufnehmen. Zuerst muss geklärt werden, ob Hans wirklich hier bleibt und die Schneiderei übernimmt....... Und ob ich als Lehrling bleiben kann..... Wie werden wir uns verstehen, wenn Estrada nicht mehr Bindeglied ist? Wird er die Abmachungen von ihr übernehmen, oder worauf werde ich mich wohl einstellen müssen?? ...... Ein neuer Meister....... .... Es wäre nicht nötig gewesen, nein. Ich hätte es nicht gebraucht.... Ich wünschte, Estrada könnte die Schneiderei weiterhin führen!

Ob Hans und ich alleine zurecht kämen? Zu dritt, nein, mit Sarah zu viert und mit Gerrit zu fünft!, konnten wir die Aufträge schon kaum erledigen..... und nun fällt Estrada ganz aus und Gerrit .......

Schade, dass Gerrit nicht mehr hier ist....! – Ich hoffe, er hat sich gut erholt! ... seine letzten Worte wollen mir nicht aus dem Kopf.... er meinte, Estrada sei böse..... Hätte ich doch nur die Zeit gehabt, das Missverständnis, das sicher zwischen ihnen bestand, aufzuklären.......!

Ach.... "hätte" und "wäre" und "würde" ...... was bringt mir das.....!!

Ich habe es mir wohl selbst zuzuschreiben. Wäre ich zum Tempel gegangen, um den Auftrag auszuführen und hätte mich nicht feige verkrochen........ hätte Estrada ihren zukünftigen Mann an jenem Abend nicht wieder gesehen................. ................................. ......................

Darf ich meine Wünsche über ihr Glück stellen??!!!
... und den Zorn der Götter noch mehr herauf beschwören???

*der Eintrag endet mit einem festen, zornig wirkenden Strich*


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BeitragVerfasst: 17.12.02, 20:34 
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[Ein Traum]

.... Dunkelheit und raunende Stimmen um mich... wild durcheinander.... Wortfetzen nur zu verstehen....

.... das tiefe, harte Grummeln eines Zwerges...... "... ein Bote ...." "...... hat viele Boten ......" ".... nicht normal....." ".... Schutz vor Unbill...."

.... Estradas liebliche Stimme dazwischen..... ".... Hexe ...." ".... Inquisition...." "..... Ketzer......"

......der Zwerg.... ".... der Eine ...." "... Geweihte....." ".... gegen Hexen und Dämonen...."

..... Zeitungs-Ausschnitte wirbeln vor meinen Augen.....gross prangen die Worte mir entgegen.... springen mich an.... drängen sich mir auf....

..... die heilige Inquisition.... ... mit göttlicher Hilfe..... ..... Erstürmung der Festung.....

... Estrada und eine männliche, wohlklingende, elfische Stimme.... ".... Vitama mit Euch… " "...Morsan..." "....die Kälte...."

....Morsans Hallen..... .... schattenhaftes Wesen... ... den Flammen übergeben....

....die sanfte Stimme des Elfen....... "….die Flammen des Herrn...."


.... ein lautes Krächzen durchschneidet das Raunen und Flüstern, eine Stimme, die nicht menschlichen Ursprungs zu sein scheint, ertönt....


".....[S]gefuuuhrden[/S]...."


Mit einem Mal stechen gelbe und rote Flammen zuckend und flackernd empor.... .... die Zeitungsausschnitte entflammen.... die Worte erglühen ein letztes Mal, ehe sie zu Asche zerfallen....


.... Schreie.... .... hohe, schrille, schmerzerfüllte Schreie.... .... Schreie in Todesqual rund um mich!! .... ein furchtbares Sterben!!!


Ich winde mich..... kann mich nicht bewegen...! ..... Arme und Beine wie mit eisernen Bändern festgehalten.... gebunden!! .... ich fühle mich gefangen.... will schreien doch kein Laut entringt sich meinen Lippen!!!


..... durch die Flammen kommt etwas auf mich zu..... die Umrisse verschwommen...... zwei Flügel.... unklar..... verwischt..... doch tragend..... forttragend..... hinauftragend.....


..... eine Mauer aus Stein vor mir, Tische mit Kleidung darauf, sauber angeordnet ausgelegt.....
.... das Wesen .... wird dagegen prallen!! ...... ........ fliegt durch die Mauer wie durch Rauch....... direkt auf mich zu...... .......!

Zwei runde, schwarze Augen blicken mich an.
Langsam werden die Formen fester.
Eine Vogel.... eine Krähe.....!
... den Kopf schräg gelegt, öffnet sie den Schnabel, krächzt laut.....

"......[S]gefuuhh[/S]....."

.... die Augen verändern sich..... werden braun... mit grünen Sprenkeln....... vertraut......!
.... die Form verschwimmt..... das Tier wird grösser..... nimmt menschliche Gestalt an......

"....nden!"

[S]..............................................................................[/S]


Zuletzt geändert von Elicandro: 17.12.02, 20:46, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 18.12.02, 20:04 
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Sonnentag, 19. Sekar

*fahrig, verzittert, mit schwachem Druck*

Schon wieder ein Alptraum...! Schlimmer diesmal, Schreie, Stimmen..... welche Worte? Was flüsterten sie? – Ich erinnere mich nicht....!
Zeitungsausschnitte..... was stand? Worte, wichtige Worte! – Welche??
Feuer.... schon wieder Feuer! und Schreie.....! Diese furchtbaren Schreie! Wer schreit?! Warum?!
Es ist zum Verrückt werden!! Ich höre die Schreie und bin machtlos.....

Und ich erinnere mich nicht, was sie mir sagen wollen........ Dabei scheint es so wichtig, so eindringlich...!

Die Krähe....! Natürlich! Die Krähe ist schuld daran...!

*etwas fester, ruhiger, klarer*

Eine Krähe, die durch die Wand fliegt..... Der Junge schien nicht überrascht..... der Zwerg.... auch nicht wirklich.... Nur ich... ich habe so etwas noch nie gesehen und auch noch nie von so was gehört..!

Klar! Ich sagte ja, dass es etwas mit Magie zu tun haben muss, darum erschien mir Seralgo im Traum! ER könnte mir sicher erklären, was es mit dieser seltsamen Krähe auf sich hat...! Das muss es sein.... Träume sind ja immer etwas wirr und seltsam und können Unmögliches als Wahrscheinlich hinstellen.....

Doch – noch erklärt das nicht die Schreie und die Zeitungen und die Worte und die Hilflosigkeit.......

*mit grossen, festen Buchstaben*

WAS GESCHIEHT MIT MIR

*ein grosses Fragezeichen füllt den Rest der Seite, der obere Teil ragt etwas in die beschriebenen Zeilen hinein*



*die wenigen Worte auf der nächsten Seite sind fast minutiös in Druckbuchstaben geschrieben und wirken auch so: wie gedruckt*

Robe angefertigt und eingetauscht
Felle und Leder von gestern verschwunden. Kein Fell mehr da. Keine Fellhandschuhe für den Zwergen. Schickte mich zu Va.. Vondemberg...? Vorderberg? Ausbildung beenden.
Umhang für den Jungen gefertigt. - Wer machte die anderen Kleider??
Keine Farbe mehr da. Kundin sieht sich nach welchen um.
Kann nicht Färben, keine edlen Handschuhe herstellen, Kundin zog ihren Auftrag zurück.
Keine edlen Umhänge. Kein Meister hier. Gerrit weg. Hans lange nicht gesehen. Estrada......
Keine Meisterin, keine Farben, keine Felle, kein Können.
Keine Kunden. Keine Einnahmen. Keine Ankäufe möglich.
Lager aufgeräumt.

Eine Pferdedecke für Herr Mischelgrimm. Gibt mir Medizin zum Schlafen dafür.
Keine Alpträume?


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BeitragVerfasst: 12.01.03, 10:55 
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Endtag, 10 Oner

Als ich heute erwachte, ging es mir endlich etwas besser. Die letzten Tage waren schrecklich! Ich fühlte mich krank, war trotz langer Schlafperioden nicht erholt, fühlte mich zerschlagen, müde und schwach. Jede Nacht war durch Alpträume geprägt, und auch wenn ich am Morgen nichts mehr davon in Erinnerung behielt, drückte den ganzen Tag eine Last auf mein Gemüt und machte mir jede Bewegung schwer. Ich mochte nicht arbeiten, mochte keine anderen Menschen sehen und zog mich in mein Bett zurück, in der Hoffnung, irgendwann wieder einmal einfach gut schlafen zu können, und dann wieder frisch zu sein.
Und heute war es tatsächlich soweit.
Ich las von den anstehenden Arbeiten und machte mich sofort daran. Noch geht mir die Arbeit etwas langsam von der Hand, doch ich werde es schaffen! Noch ein, zwei ruhige Nächte, dann bin ich wieder der alte.


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BeitragVerfasst: 12.01.03, 12:27 
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Mondstag, 11. Oner

Da es heute in der Schneiderei sehr ruhig war, nahm ich die Bestellung des Jungen und wollte sie ihm in die Taverne bringen. Sie ist schon so lange ausstehend, und ich hatte vergessen, die anderen darüber zu informieren. Jener Abend mit der Krähe hatte mich offenbar wirklich sehr verwirrt.
Die Taverne war gut gefüllt, doch weder Sheeban, noch der Junge waren anwesend. So setzte ich mich an den Tresen und bestellte ein gutes Glas Wein. Über dem Stimmengewirr erklang plötzlich eine fröhliche Musik, und eine Sängerin gab ein Lied zum Besten. Ich weiss nicht warum, doch während ich ihr zu hörte und mich auf ihr Lied konzentrierte, war es, als ob der Rest der düsteren Wolken davon getrieben würde!

Ich liess Provolea die Sängerin fragen, ob sie etwas trinken möchte, da ich verhindern wollte, dass sie schon geht. Als dank spielte sie mir dann ein weiteres, fröhliches Lied, und, als ob es die Götter so wollten, mein alter Freund Lennart wurde durch eben ihre Musik angelockt, und so begegneten wir uns endlich wieder!

Und wieder zeigte sich mir, dass es die Götter gut mit mir meinen. Denn Lennart sprach mich auf meine Abwesenheit an und erzählte dann besorgt von einer sehr guten Heilerin, die er kenne. Irgendwie ist durch die viele Arbeit und die Wirren der letzten Tage mein Wunsch, einen Heiler aufzusuchen, untergegangen. Ich hätte die Kraft auch nicht gehabt, dort wieder hin zu gehen. Mein letzter Besuch hatte mich nur zu einem verbrannten Leichnam geführt, und mit Alpträumen war ich nun wirklich gut genug bestückt...

Etwas irritiert bemerkte ich, dass die Sängerin von Trauer und Weinen sang, doch war das nur ein kurzes Stück, das dann wieder in Fröhlichkeit umschwang. Das Lied, ich schien es schon einmal gehört zu haben, endete so, wie es begann, mit Licht, Freude und Harmonie. Sie hatte meinem Wunsch also voll und ganz entsprochen. Ich werde mir ihren Namen merken. Hoffentlich spielt Gwendolynn noch des öfteren auf, ehe sie zum Hof entschwindet, wie es ihrem Wunsch entspricht.

Lennart begleitete mich dann ins Hospiz, und während wir warteten, meinte er, dass er mir später eine Geschichte erzählen möchte. Eine, die sich um den Dämon und ein Buch dreht, und über Vertrauen... Auch wenn er es abstritt, ich hatte den Eindruck, dass es wieder einmal eine seiner berühmten "spannenden" Geschichten ist, bei denen er dem Tode näher steht, als dem Leben! Ich werde ihn das nächste Mal darauf ansprechen. Nur hatten wir heute keine Zeit, da sich alles etwas anders entwickelte, als ich es mir gedacht hatte.

Ich lernte Frau Sandelholz kennen. Leider nahm sie mir gleich alle Hoffnung und sagte, dass sie mir kein Mittel gegen meine Träume mitgeben könne. Ich wollte mich schon für die vergeudete Zeit entschuldigen und sie wieder ihrer Arbeit nachgehen lassen, als sie weitersprach... Sie sagte etwas von meinem .... Unterbewusstsein.... dass dieses etwas noch nicht verarbeitet habe und daher dafür verantwortlich sei, und dass wir dem gemeinsam auf den Grund gehen könnten, wenn ich wollte. Natürlich will ich! Wenn ich diese schlimmen Träume dadurch loswerde, ist mir kein Weg zu weit!

Sie war sehr bedächtig, versprach keine rasche Heilung sondern sprach von mehreren Sitzungen. Die erste bot sie mir sogleich an, und ich .... übergab mein Schicksal in ihre Hände. Ich muss gestehen, dass mir nicht sehr wohl bei der Sache war. Ein Trank gegen die Träume wäre mir viel lieber gewesen. Doch offenbar muss ich da durch.
Wir sprachen lange miteinander. Ich musste mich aufs Bett legen, und sie stellte mir einige Fragen. Irgendwann überschwemmten die Bilder der Träume mich wieder, und ..... ich schämte mich für meine kindische Schwäche!

Ich habe ihr viel erzählt, von Seralgo, von seinem Ruf, von den Träumen, und sie meinte, dass er der Schlüssel zu allem wohl sein könnte. Deshalb.... bot sie mir an, nach zu forschen und Erkundigungen über ihn einzuholen. Natürlich bin ich sehr froh darüber, noch jemanden zu haben, der nach ihm Ausschau hält, auch wenn es mir nicht wirklich recht ist, dass eine Heilerin ihre Zeit für so etwas verschwenden muss. Aber sie meinte, dass dies meinem Heilungsprozess diene und schien es daher als zu ihren Aufgaben gehörend anzusehen. Sie bat mich am Ende noch, ihr alles zu erzählen, war mir noch in den Sinn kommen würde, oder wenn mich wieder ein Traum plagen würde, und sie wirkte sehr zuversichtlich. Sie sagte mir auch, dass meine Sache nicht hoffnungslos sei, und liess mich mit diesem Lichtblick ziehen. Auch wenn ich noch nicht wirklich etwas Neues herausgefunden habe, war mir doch schon viel leichter, als ich davon ging. Es hat gut getan, einfach mal jemandem mehr darüber zu erzählen, und, es muss wohl an der besonderen Ausstrahlung der Elfen liegen, sie schaffte es glaubhaft, weder meine Ängste, noch meine Scham als schlimm an zu schauen. Es war, als ob ich ihr alles anvertrauen könnte, ohne dass sie mich dafür verurteilen würde.

Meine Angelegenheit scheint bei ihr wirklich in guten Händen zu sein. Ich muss Lennart unbedingt dafür danken, dass er mich zu IHR gebracht hat.


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BeitragVerfasst: 27.04.03, 19:18 
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Wandeltag, 27. Dular, 14 n. Hilgorad


Es ist doch einfach nur noch schrecklich!

Gegen Ende des sechsten Hellzyklus verdunkelten heute dicke, schwarze Rauchsäulen im Südosten der Insel den Sonnenuntergang. Ich war gerade dabei, einen Brief an Herrn Repon zu verfassen, als ich von diesem Anblick zutiefst erschrak. Zwischen den Häusern ein Stück darauf zu eilend, konnte ich trotzt grösster Bemühung nicht erkennen, worum es sich dabei handeln könnte. Doch dass es ein grosses Feuer war, das sah ich sehr wohl. .... und wieder einmal verwirrte nur schon der Gedanke an Feuer meinen Geist, und ich muss wohl eine Zeit lang fast blind herum geirrt sein, denn ich fand mich plötzlich auf dem Marktplatz wieder.

Ich erkundigte mich bei den Umstehenden nach der Ursache des Feuers, doch musste ich lange suchen, bis ich jemanden fand, der mir Auskunft geben konnte, wurden doch heute immer wieder Überfälle vor dem Tor vermeldet, welche die Wachen in Beschlag nahmen. Was ich dann aber erfuhr, liess mein Herz schwer werden....

Hatte ich nicht gerade heute bei einer freundlichen, lebenslustigen Hobbytlan von ihren wundervollen Kochkünsten kosten dürfen? Hat nicht Hanna Wildblum auf Etriska alle Hände voll zu tun gehabt, die Durchreisenden mit dem Allernotwendigsten, nämlich mit Geduld und Fröhlichkeit zu versorgen?

Ich kann nicht verstehen, warum nun gerade das kleine Volk so hart getroffen werden muss! Sind die Halblinge nicht das fröhlichste, friedfertigste Volk auf Tare? Wie konnte es nur geschehen, dass den Horden nun selbst dieses Dorf in die Hände fallen muss und sie es zu Asche verbrennen müssen???

Ich konnte den Blick kaum vom Glühen des Himmels abwenden. Der Hohe Ritter, den ich mit meiner Anwesenheit und meiner Frage stören musste und der mir endlich Auskunft geben konnte, sagte, dass er damit gerechnet habe und wies mich darauf hin, dass dies das Kleine Volk wohl härter treffen werde, als mich. Er entliess mich und ich stolperte dumpf zum Marktplatz zurück. Als ich einen weiteren Halbling hinter einem Marktstand sah, wurde ich innerlich hin und her gerissen... Sollte ich ihn darauf aufmerksam machen? Oder sollte ich schweigend, teilnahmslos vorbei gehen, unwissend tun, wie die Kunden, die er gerade bediente, es offensichtlich waren?

Das Menschengetümmel wurde mir zuviel und ich flüchtete zu der etwas erhöht stehenden Statue hinauf, um in Ruhe nachdenken zu können, was ich tun soll – nur um wieder den rot glühenden Himmel erblicken zu müssen....
Meine Knie beugten sich von alleine und ich schickte der Hohen Herrin Vitama ein Stossgebet, sie möge uns einen erlösenden Regen senden, um diesen schrecklichen, ungerechten Brand zu löschen.
Plötzlich vernahm ich die wohlklingende Stimme eines Elfen neben mir, der mein Gebet aufgriff und fortführte, und für einen Moment schienen unsere Seelen im Lichte der Göttin im Einklang zu schwingen und unsere Worte ergänzten sich. Für diesen einen Moment spürte ich die unendliche Liebe und die Kraft der Göttin, und es war ein erhebendes Gefühl, mit einem Elfen vereint um Ihre Hilfe für das Kleine Volk zu bitten.
Leider kam unsere Bitte zu spät, doch der Elf sprach mir Mut und Kraft zu, die Hoffnung nicht aufzugeben.

Doch worauf sollte ich denn noch hoffen?
Seralgo ist noch immer nicht an der Akademie aufgetaucht, trotz dieses seltsamen Raben, von dem auch der Junge seither nichts mehr gesehen hat, wie ich heute ebenfalls erfuhr. Dabei meinte doch Frau Sandelholz, dass es ein befreundeter Magier gewesen sein könnte, vielleicht sogar Seralgo selbst..... Der Junge war die einzige Möglichkeit gewesen, denn der Zwerg hatte sicherlich nichts mit der Krähe zu tun gehabt... Doch wenn die Krähe nichts mit ihm zu tun hatte, und nichts mit mir..... Wer war es denn dann gewesen? Und warum hier? .....________________



Was ist mit der Welt nur los?!
Ich sitze hier, arbeite, schlafe, esse und grüble über meinen eigenen, nichtigen Problemen, während ausserhalb der Mauern dieser Stadt Skeletthorden ihr Unwesen treiben, und Orte des Friedens und der Fröhlichkeit vernichten!!


[B]______________________________________[ /B]


*das Papier ist von einer langen, kräftigen Linie in der Mitte des Blattes eingerissen*


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