Dumpf hallten die Planken unter den schweren aufsetzenden Stiefel einer hochgewachsenen Nortravin, die eingehüllt in einem Umhang sich den Weg auf dem Pier entlang bahnte. Vorbei am geschäftigen Treiben der Seeleute und Packer, die vor lauter Arbeit keine Zeit hatten ihre Anwesenenheit zur Kenntnis zu nehmen.
Kühl und unnachgiebig trieb der Atem des Nordens ihr die Tränen in die Augen. Klare, bitterkalte Luft lies ihre Lungenflügel beim Einatmen schmerzen als würde die Innenseite von vielen Tausenden von Messern traktiert. Sie wußte das würde vorübergehen. Es bedurfte seine Zeit sich umzugewöhnen.
Ziegen, Schweine und Hühner wichen mit protestierendem tierischen Gezetter aus ihrem Weg, als sie merkten, dass sie keinen Umweg einschlagen würde um nicht auf eins der Tiere zu treten.
Abrupt musste sie inne halten um nicht mit einem Hühnen zusammenzustossen, dessen Ziel ein Haufen zum Verkauf angebotener Körbe war. "Na warte!" rief der unglücklich Gelandete, sprang mit geballten Fäusten auf die Beine und stürmte auf einen anderen Nortraven zu, der ihm zu dem Flug in die Flechtwaren verholfen hatte. Beide Kontrahenten ignorieten geschickt die Verwünschungen der alten Vettel, die nicht sonderlich begeistert darüber war, dass ihre Körbe nun etwas platt gedrückt aussahen.
Die umstehende Menge lachte über die balgenden Nortraven und aus den Reihen der Wachen kamen unterstützende Zurufe, mal für den einen Kämpfer, mal für den anderen.
Ihr Blick sog die Szenerie auf wie sich ein ausgehungerter Wolf auf ein Stück Fleisch stürzte.
Daheim...Norland, Land der Freiheit. Sie war daheim.
Ihre Schritte hallten durch die Halle der Hetmanns Festung Garoar. Es gab niemanden, der sie hinderte weiter vor zu gehen, niemand, der ihr seinen stinkenden Atem entgegenwarf um die Frage zu stellen, was sie hier wolle. Berserker der Hetmanns Garde schritten an ihr vorrüber und musterten sie neugierig, machten aber keine Anstalten sie anzuhalten. Warum auch? Jeder Nortrave wußte wie er sich in den Hallen des Hetmanns zu verhalten hatte, weshalb es zu Friedenszeiten keinen Wachen bedurfte.
Sie schob eine schwere quitschende Eichentür beiseite und sofort kam ihr ein donnernder Ruf entgegen "Tür zu Mädel, es zieht!" der Befehl kam von niemandem anderen als dem Hetmann persönlich, der mit ein paar seiner Berserker an einer riesigen Tafel saß und das Fleisch vom Knochen eines gebratenen Ebers abnagte.
Der Hetmann hob sich weder vom Verhalten noch vom Äußeren von seinen Leuten ab, doch wußte jeder sofort, wessen Befehle auszuführen waren und wer die oberste Autorität war. Eine Verweigerung kam der Gotteslästerung gleich.
"Ich habe eine Nachricht für Hetmann Wulfhold von Kurga, dem roten Riesen und Drichten von Westhever, auf Siebenwind, der Insel, die dem Untergang geweiht ist!" ertönte ihre Stimme durch den Saal. "Siebenwind..." intonierte der Hetmann ohne erkennbare Gemütsbewegung. "Was lässt er mir mitteilen?" Die blonde Nortravin trat vor und überreichte dem Hetmann den Futteraal, den Kurga ihr aufgetragen hatte dem Hetmann zu bringen. "Das Siegel ist ungebrochen, ich weiß nicht welche Nachricht er dir, Hetmann, zukommen lassen will." entgegnete sie. Wulfhold gab ein Murren von sich, was wohl darauf zurückzuführen war, dass er sich nun die Mühe machen mußte ein Schriftstück zu lesen.
"Setz dich Nortravin, du mußt hungrig sein von der Reise, speise mit uns." forderte er sie auf ohne den Blick auf sie zu richten. Sie lies sich nieder wo Platz war und wollte gerade ihre Zähne in einem Stück Fleisch vergraben, als der Hetmann sie fragte:"Wie ist dein Name Nortravin?"
Sie hob den Blick und blickte mit unergründlichen blauen Augen zu Wulfhold "Thara" antwortete sie wahrheitsgemäß und fügte in Gedanken hinzu, die, die wieder weiß, was Freiheit bedeutet.
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„Probleme können nicht von den Personen gelöst werden, die diese erst verursacht haben.“
Zuletzt geändert von Thara: 20.01.04, 01:11, insgesamt 1-mal geändert.
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