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 Betreff des Beitrags: Perlen
BeitragVerfasst: 18.12.03, 19:19 
Edelbürger
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Für einige Herzschläge riss der Wind ein Loch in die Wolkendecke, gab den Blick preis auf eine goldenrote Morgenröte.
Die aufgehende Sonne färbte auch die dicke Wolkenschicht ein, aus der es fast unaufhörlich schneite, spiegelte sich im windgepeitschten Wasser und verlieh ihm einen silbernen Glanz.
Heute würde das Wetter wieder stürmisch werden, klirrende Kälte konnte der Tag erwarten, das sagte ihm seine Erfahrung.
Es war mehr als Zeit, dass ihm Finor endlich warme Schuhe nähte, aber im Augenblick dachte er nicht an seine kalten Füße.
Nein, weder die beissende Kälte in seinem Gesicht noch der fehlende Hut - seltsam, welche Macht doch die Gewohnheit besaß - störten ihn.
Sinnierend hob er eine Perle an und betrachtete sie im frischen Tageslicht, atmete fast ihr wunderbares Schimmern ein.
Die Schönheit dieses winzigen Dings faszinierte ihn.
Natürlich war es wertlos; man konnte es nicht essen, nicht anziehen und drauf schlafen war auch nicht sonderlich bequem wie er vor ein paar Nächten feststellten musste, als der Beutel sich geöffnet hatte und sie herausgefallen waren. Ah, er hatte eine Menge blauer Flecken gehabt, als er erwachte!
Die Wolken schoben sich wieder vor die Sonne und der Glanz der winzigen Kugel verblasste, nur ein schwacher, verheißungsvoller Schimmer verblieb.
Eine Andeutung, eine Erinnerung zugleich.
Lächelnd schloss der die Hand fest um die Perle, legte die Faust an seine Brust.
Warum nur war ihm nur so wie ihm war?
Warum schlug sein Herz so schnell als liefe er einen Berg hinauf?
Warum war ihm schwindlig wie wenn er sich zu schnell im Kreise drehte?
Ah, warum war ihm warm ums Herz, so warm wie nie zuvor?
Erneut betrachtete er die Perle, ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, heimlich und ohne um Erlaubnis zu bitten.
Es war gleich, das alles verblasste angesichts der Freude die er verspürte, wenn er ihren Worten lauschte, ihr Lächeln schaute und das Leuchten ihrer Augen im entgegen strahlte.
Für elfische Verhältnisse war sie auf den ersten Blick plump, fast grob, doch dieser Eindruck täuschte.
Eine wunderbare Eleganz und Schönheit wohnte ihr Inne, wenn man es richtig besah.
Ganz wie die Perle, deren Pracht nur enthüllt wurde, sah man sie auch wirklich an.



((Rynis Flusstaenzer))

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BeitragVerfasst: 22.12.03, 18:22 
Einsiedler
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Sie sass zusammengekauert auf einem umgestürzten Baumstamm, verloren inmitten der weissen Wälder. Ein verblichener,abgetragener Hut, auf dessen breiter Krempe sich die kalten FLocken niederliessen, bedeckte das wirre, dunkle Haar Es war ruhig und still, die schemenhaften Gestalten, die sie im Schneetreiben am Horizont ausmachen konnte, bewegten sich mit solcher Anmut und solcher Lautlosigkeit, sie hätte sie nicht bemerkt, hätten die Götter ihr das Augenlicht genommen. Sie hob die freie, steifgefrohrene Hand und versuchte die pochenden Finger zu bewegen.
Das waren Menschenhände, und was immer sie auch taten, es würde nie vollkommen sein. Vollkommen, so schien ihr das, was sie jeden Tag aufs neue entdeckte, sie überraschte und überwältigte.
Seit sie denken konnte, hatte sie nie diese grosse Sicherheit gespürt, hatte keinen Schlaf gekannt, der sie hier so tief und friedlich überkam. Hier, unter einem Volk, das ihr fremd war und ihr dennoch so viel an Vertrauen und Schutz entgegen brachte...
Sie dachte nach.
Wenn man im letzten Winkel Galadons aufgewachsen war, hinten den vier Bannenhügeln, war es nicht verwunderlich, dass man sich stets unter Menschen fand... Wohl war, sie lernte schnell und hatte begriffen, wie anders die Welt sein konnte, ausserhalb ihres Tales. Nun gab es keinen unbarmherzigeren Widerspruch, als eben jene, die sich so leichfüssig durch den Schnee bewegten und in Lauten sprachen, die wie feiner Saitenanschlag in ihrem Gehört hallten, und ihrer selbst, wie sie vor ihnen in den Wehen knietief versank und kaum wagte, ein Wort an sie zu richten, um mit hartem menschlichen Tone die Lieblichkeit zu versprengen.
Zweifel krochen aus Herz und Verstand hinauf, sie begann über das, was man ihr seit ihrer Kindheit hatte einbleuen wollen, nachzugrübeln.
Wie konnte etwas, dass ihr in der Welt der Menschen stets richtig erschien, plötzlich falsch sein? Sie fragte schon gar nicht mehr, sie wagte nicht zufragen... Liess sie den Namen der Götter im Dank laut werden, so lächelte man hier, voller Verständnis, doch darüber hinausblickend mit der Weisheit, die sie aus etwas schöpften, das sie Terthao nannten. Sie hatte sich gefühlt, wie ein unwissendes Kind, dem man gewiss nicht spottete, aber dessen Wort man nur mit sanfter, freundlicher Überheblichkeit folgte. Sie begannen nicht zu biegen, nicht zu ringen, nicht zu verbessern oder gar zu erneuern... Sie lauschten nur hin und in ihren Augen lag etwas, das von einer anderen Wahrheit wusste. Jede Wahl war frei, jeden Pfad liessen sie ihr offen und genau das war es, das sie sehr verwirrte. Menschen wurden geführt, sie wurden geleitet, alles ward einem Herrn, vor dem man sich niederwarf, dem man folgte und angehalten war zu lieben wie den Vater, war er doch Vater, Stab, Gerechtigkeit und Obhut der ihren. Alles Land, jeder Hain, jedes Wasser, jeder Fels war dem Auserwähltem und welcher Mensch besass je den Mut oder die Torheit, gegen den Willen der Götter aufzubegehren.
Der Herr dieser Wälder?
Sie blickten sie an, in ihrer gütigen Ruhe und wieder lächelten sie still, als widersprachen sie nur nicht, um ihre kindliche Auffassung dieser Welt nicht grausam ausser Kraft zu setzen, in der Hoffnug, sie würde eines Tages selber sehen, was sie nicht begreifen konnte.
"Pherle... Stern...Faewens Heimat...," hörte sie noch immer Worte in ihrem Geist, so leicht und bewegt gesprochen, wie es keines Menschen Zunge vermochte. Ein einziges Wort angefüllt von Bedeutung. Ein Elf hatte sie gesprochen und sein Bemühen war von einer Reinheit und von Eifer, dass sie sich ihrer schämte.
Taten sie denn nie etwas, dass sie nicht fortwährend an sich selber zweifelte, irrten sie denn nie oder war denn nichts unlauteres in ihnen, dass sie nicht die Lastenhaftigkeites ihres eigenen Volkes immerzu spürte.
Langsam hob das Mädchen den Arm, schleppend waren ihre Bewegungen in der Kälte und unter schützendem Leder. Sie griff den alten Hut und hob ihn behutsam vom Haar herunter, schüttelte die nassen Flocken von der Krempe und presste ihn schliesslich wie ein kostbares Kleinod an die Brust.
Es hatte einen Moment gegeben, ein winziger Einschnitt, in dem nichts zwischen ihnen gestanden hatte. Unachtsam war eine Münze den feinen, grossen Händen entglitten und zu Boden gefallen. Hände, die sich warm und lebendig anfühlten, deren Griff stets sicher und niemals grob war. Er liess sie lachen, die einzige Sprache, die sie beide verstehen konnten, ein Blick nur brachte Röte auf unerträgliche, wundervolle Weise in ihr blasses Gesicht. Und dann senkte sie bedrückt den Kopf und schwieg sich in Gedanken aus. Denn hier war sie Mensch, hier war sie gar nichts, mit all ihren Lehren...


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BeitragVerfasst: 29.12.03, 00:17 
Edelbürger
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Wirklich Interessant war die Zeltdecke nicht, aber auch wenn er schon seit Stunden daran starrte, es störte ihn nicht.
Warum auch?
Er sah sie ja gar nicht. blickte hindurch, stellte sich die Sterne vor, die noch immer von dicken Wolken verhüllt wurden.
Zumindest konnte er diese Wolken sehen wenn er aus dem Zelteingang sah.
Warum hatten sie eigentlich keinen Windschutz am Eingang?
Flüchtig dachte er darüber nach, einen aus Seetang zu flechten, doch noch bevor er sich in Erinnerung rufen konnte, ob das Material stabil genug sein könnte, glitten seine Gedanken wieder ab.
Leise regte sich die Gestalt auf seinem Arm, veränderte subtil die Position unter all dem Fell, dass vor der bitteren Kälte schützte.
Wie hatte der freundliche Elf des Waldes gesprochen?
Gib acht, dass du deine Seele nicht zerstörst.
Er hatte nicht so recht begriffen, was Sebra damit gemeint hatte, aber die Ermunterung hatte ihn sehr gefreut. Eigentlich hatte er mit Ablehnung grade bei einem Waldelfen gerechnet.
Sie sterben schnell
Eigentlich hatte er nie darüber nachgedacht, wie alt Menschen wurden. Die Idee, sie könnten... so jung sterben, war ihm gar nicht gekommen. Überhaupt gab es so viel mehr merkwürdige Unterschiede, als er je geglaubt hatte!
Wie alt werden sie? hörte er seine eigene Stimme durch den Wind, leise und vorsichtig, 200? 300?
Da hatte er aber bereits geahnt: nein, es war schlimmer.
60, 70. Manche wenige erreichen 80 Sommer
Das war wie ein Schlag ins Gesicht gewesen, eine kalte Hand, die sein Herz zusammenpresste.
Er hatte verstanden, warum er achtgeben sollte. Warum sie so... so waren. So wie dieses seltsame Volk nun einmal war.
Er atmete tief die kalte Luft ein, sah herab auf den Schopf ihrer Haare, die ihn ab und an am Kinn kitzelten.
Egal wie sehr er die Sache drehte und wandte: es gab kein Entrinnen, er musste Herz und Verstand aufs Spiel setzen.
Oder hatte er es schon getan, als er sie das erste mal erblickt hatte?
Sich gewünscht hatte, ihre Angst fortwischen zu können und ihre merkwürdigen, harten und fast schmerzhaft rauen Worte, gesprochen mit dieser lieblichen Stimme, zu verstehen?
Diesen Kontrast von reiner Seele und Furcht in hellen Augen in sich aufzusaugen, festzuhalten und seine eigene Unvollkommenheit zu ändern.
Leise seufzend hauchte er ihr einen Kuss aufs Haar und schloss die Augen.


((Hommage an den im kochen begabtesten Waldelfen den ich kenne^^

Rynis Flusstaenzer))

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BeitragVerfasst: 13.01.04, 02:35 
Edelbürger
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Gemütlichen Tempos führten seine Schritte ihn über den Schnee.
Er achtete darauf, in den Spuren anderer zu gehen, so sich die Möglichkeit ergab. Das konnte die wilden Tiere ablenken, die so hungrig waren dass sie selbst einen Fey verspeisten.
In einem Fischernetz trug er eben aus jenem Grund ein Bündel Fische.
Wenn es schon kein Fleisch für die Wölfe gab, konnte er wenigstens den Bären ein wenig Zubrot verschaffen.
Rasch erreichte er die Futterstelle, welche die Menschen vor längerem aufgestellt hatten.
Hier kannten die Tiere es, Futter zu finden, und so begann er, den frisch gefangenen Fisch unter dem vor Schnee schützenden Dach zu verteilen.
Hoffentlich reicht das eine Weile dachte er und stand auf, ein paar Fische mitnehmend, um sie an einer anderen Stelle auszulegen.
Aufmerksam zwar, aber doch irgendwie abgelenkt, schlenderte der hagere Elf unter den Bäumen entlang.
Amawien kam ihm wieder in den Sinn, die Fey, die vor kurzem erst von ihnen gegangen war.
Eine Freundin, jene, die Faewen ins Lager der Auelfen gebracht hatte. Jene, die immer für Ordnung gesorgt hatte. Dafür, dass man lachen konnte.
Er seufzte.
Lange hatte er ihren Tod betrauert, doch wie sah es mit Faewen aus?
Sie wusste noch nichts vom Tod ihrer Freundin.
Wie reagierten Menschen auf so etwas?
Konnte er ihr das zumuten?
Konnte er es ihr vorenthalten?
Fast wäre seine Aufmerksamkeit so sehr gesunken, dass er gegen einen Baum gelaufen wäre.
Das letzte, was er wollte, war, ihr weh zu tun!
Aber tat er ihr nicht Unrecht, wenn er ihr dieses Wissen vorenthielt?
Meine Gedanken drehen sich im Kreis. stellte er fest und seufzte erneut.
Nun, er würde es einfach herausfinden müssen.
Mittlerweile konnte er sich ja schon halbwegs vernünftig verständigen und konnte so hoffen, dabei kein Missverständnis auszulösen. Oder so.

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BeitragVerfasst: 13.01.04, 09:23 
Einsiedler
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Als sie schlief, träumte sie vom Lied des Flusses, von den Tönen, die sich sacht windeten und wandten wie das klares Wasser, das er mit sich führte. Sie sah die Aue, von Sonnenlicht berührt, das durch das Blätterdach des nahen Waldes fiel und ein Mosaik aus tanzenden Schatten malte. Kleine helle Holzhütten, errichtet, als wären sie einst dort im hohen Gras aus dem Boden gewachsen, als hätte die Herrin selbst sie mit ruhiger Hand erschaffen, fein und zierlich bearbeitet. Das Elfenvolk ging still umher, man hütete die Feuer, brachte Körbe von gutem Leinen hinab zum See oder sass nieder, um kunstvolle Bögen mit geschwungenen Messern zu verzieren. Es war friedlich über den Landen und von unerträglicher Schönheit weideten Pferde mit reinweissem Fell und graziler Statur an den grünen Ufern. Kinder sprangen und tollten zwischen den Alten umher, unermütlich und ohne jede Arg, im Schutz der Bäume äste das Wild ohne Scheu und der Gesang der Vögel begleitete munter das Rauschen, das niemals verstummte. Der junger Elf hockte am Gestade, hatte eine Angelrute in die feuchte, duftende Erde gesteckt, und betrachtete das Wasser, wie es sich kräuselte im seichten Boe. Er blickte je auf, als eine Elfenfrau sich nährte, leise, auf nackten Sohlen und lächelnd zu ihm hinab sah. Er blinzelte verlegen auf, gab das stille Lächeln zurück und rührte sich selbst nicht, als sie einen riesigen Hut aus dem Weidenkorb nahm, den sie bei sich trug, und auf sein Haupt setzte. Für einen Elfen mochte er nicht alt an Jahren sein, sein Körper war dünn und schlaksig, winzige Zweige und trockenes Laub hatte das wirre, helle Haar eingefangen.
Mit der Stimme seines Herzens liess er sie sehen und sie träumte, was sein Lied zu erzählen wusste. Dann schoben sich schwere dunkle Wolken über das Tal und es wurde finster. Als Fela es vermochte, mit glühendem Atem alle Schatten davon zu jagen, war es ein ganz anderes Tal, dass sie vor sich sah. Menschen siedelten dort, umgeben von hohen, bewaldeten Tannen, kein Fluss säuselte mehr, nur der kalte Wind, der die Bäume bog, dass es knackte und knirschte im Unterholz. Die Hütten waren karger, das Vieh in Gattern zusammen gefercht, graue Rauchsäulen stiegen von den Dächern zum Himmel auf. Dumpf hallte das Kläffen der Jagdhunde von den Hängen herab, Rotwild brach aufgeschreckt auf die Lichtung hinaus, Pfeile und Speere folgten ihnen und warfen sie nieder, wann immer sie ihr Ziel trafen.
Sie fuhr zusammen, erwachte aus unruhigem Schlaf und richtete sich auf. Im Schein der Feuerstelle zeichneten sich die Umrisse Isalas gross und kräftig vor der Zeltwand ab, einer der Kampftänzer, der dort wachte.
Isalas, der wie der Ly war... "Liiieh", sprach sie das Wort, es kam so schwerlich aus ihrer Kehle, dass es schmerzte und einfacher schien, Rynis das menschliche Wort "Wolf" beizubringen... Sie hielt inne und ihr Lächeln fror auf den blassen Lippen ein.
Und irgendwo dort draussen im wärmenden Schutz des Feuers musste Fyrion sein, der ihre Sprache ausserordentlich beherrschte und so geduldig mit seinen Antworten war. Beruhigend, sie dort zu wissen, wo die Wälder begannen und Gefahr lauerte, war man noch immer nicht fähig, ein Schwert über dem Boden zu halten.
Sie sah sich um und erkannte die meisten der Schlafenden auf den Lagern im flackernden Licht das durch den Verschlag herein fiel alleine an ihren Silhuetten und wie sie sich für gewöhnlich zur Ruhe legten. Ithylin, der sich an die, deren Nähe er erdulden konnte, drängte und einrollte wie eine Raubkatze, das wilde Haupt auf den Händen, Amawien, wie sie...
Amawien...
Sie war nicht dort, wo sie sein sollte, wie der vertraute Anblick in ihren Erinnerungen haftete, sie war nicht dort seit Tagen... Nicht ungewöhlich für eine wie sie, nicht weiter ungewöhnlich. Amawien zog es hinaus und immer kehrte sie wieder. Sie hatte sie aufgelesen in den kalten Nächten, sie beschützt und sie beim Namen der Mutter gerufen...
Es stach ein wenig in der Brust und so legte sich das Mädchen rasch nieder, ganz nahe dem Elfen, der friedlich die Augen geschlossen hielt und bettete den Kopf behutsam auf seinem Arm, vorsichtig, um seinen Schlaf nicht zu unterbrechen.
"Faewen nicht alleine...Faewen Freude," murmelte er schlaftrunken in ihr dunkles Haar hinein, das seine Nase kitzelte, und sie schliefen fest und einander haltend, bis der neue Tag sie rief.


Zuletzt geändert von Eichhorn: 13.01.04, 09:37, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 19.01.04, 08:54 
Einsiedler
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Im Zelt der Auenelfen liegt neben einem Felllager eine Angelrute aus biegsamem Rohr gefertigt, einige flache Steine, deren Oberflächen einen starken Abrieb zeigen und Spuren von gemahlenem Korn, getrockneter Seetang, der zu einem unfertigen Netz geknüpft ist, stumpfes Leder, tönerne Gefässe blitzblank geputzt. Dazwischen mag man einen alten Hut finden, würde man nach ihm suchen, wenig auffallend, wenig an erkennbarer Eigentümlichkeit. Er ist alt und abgetragen, zwei winzige Löcher trägt er knapp über der Krempe zu beiden Seiten. Und doch wurde er ordentlich platziert, in all das Gerümpel behutsam gebettet und zurück gelassen. In seinem Aufschlag liegt ein gerolltes Pergament, es ist knittrig und von Flecken besprengt, wird von wenigen dunklen Menschenhaaren geschlossen gehalten. In ungelenken Lettern und galadonischen Worten geschrieben darauf:
Rynis Flusstaenzer
Aufgerollt kann man folgendes lesen, wenn auch die Hand, die die Feder führte, nicht sehr bewandert in dieser ihrer Fähigkeit gewesen sein mag:

Man sagt in meiner Heimat, dass der Wind der Vitama einen jeden weiterträgt, der mit dem Morsanswind gekommen ist. Ich bin mit ihm gegangen, auch wenn die Schritte schwerer waren denn je. Ich erinnere mich, als Ithylin mich ansah und mir in den Worten meiner Sprache den Namen „die Suchende“ gab. Und wie recht er hatte, begriff ich erst, als ich es nicht finden konnte. Bei den deinen, so glaubte ich es zu finden, die Geschichten der Amme noch immer in Gedenken. Es waren vielleicht nur Dichtungen, die wir stets erfinden, um uns die Dinge zu erklären, die wir nicht begreifen können. Um Antworten zu erhalten, wenn die Götter sie nicht geben wollen. Wenn wir wieder einmal mehr mit Blindheit behaftet sind. Was ich fand war das, welches ich schon kannte. Es war derselbe Neid, dieselben Erbitterungen, dieselbe Uneinigkeit und dieselbe Kleinmütigkeit. Zwischen all dem, was mir so wundervoll erschien, fand ich, wovor man mich lehrte mein Herz zu verschliessen und niemals anzunehmen. Es stimmt mich traurig und es erweckt in mir die Furcht, dass der Eine alles Land genommen, ohne dass man wohl erkannte. In sie hinein gekrochen, so still und langsam, um sie von innen zu verzehren, dass sie nicht spüren, wie sie am eigenen Gifte kümmern. Ich habe Angst, es könnte über allen Völkern sein und sie verschlingen, bis nichts mehr bleibt, als Trug und Düsternis. Nicht viel der Worte magst du verstehen, mein Rynis, doch wird dort einer sein, der meine Zeilen zu übersetzen weiss. Ich will beten, dass die Götter dich schützen und niemals erlischt was dir rein und wahrhaft innewohnt. Das sie ihre Hände halten über das, was mir so teuer wie mein Leben selbst. Ich erinnere mich an den Eid, den ich vor meinem Lehrer Darlan ablegte, ich erinnere mich, dass ihm zu folgen mein einzig Ansinnen war. Die Herren mögen vergeben, dass ich je daran zweifelte. Viele Lektionen lernte ich, mehr noch habe ich zu lernen – die schwerste Lektion, die es zu lernen gilt, ist jedoch loszulassen, was man so dicht am Herzen trägt. Loszulassen, wenn man spürt, dass es das geringste Leid sein wird und andere zu schützen vermag. Ich werde kein Glück über dich bringen und nach all der Zeit, die mir Lebenslauf sein wird und dir ein unvollendeter Augenblick, werde ich dich zurück lassen mit nichts ausser der Erinnerung. Wie ist es mit den Dingen, die eine Elfe in ihrem Herzen trägt? Werden sie überdauern? Wie lange und wie unendlich? Manchmal ward ihr mir Heimat und manchmal verlangte es mich so sehr nach einem menschlichen Wort. Wohl wahr, es konnte im Lager wimmeln vor Menschen wie an einem Markttag in Falkenstein, wohl wahr, man war bemüht, in Worten zu sprechen, die ich verstehen konnte... Die Beflissenheit mit der du es anstrebtest, mein Wort zu verstehen und zu sprechen, sie zeigte mir mehr, als ein galadonisches Wort je ausdrücken könnte. Sie zeigte mir, das jenes, nach dem die Suchende strebt, noch nicht gänzlich verblasst ist und nur in den Schatten jener liegt, die es verloren haben. Ich kenne den Weg nicht, was immer die Götter von mir erwarten. Mein einziges Wissen besteht darin, jene, die man liebt, dorthin begleiten zu wollen, wo sich einjedes Leid von ihnen abwendet. Ich will nicht deine Last sein und doch befürchte ich es, so es wie eiserne Rüste auf mich niederdrückt. Suche nicht nach mir, mein Rynis, den Herren will ich Diener sein und nichts wird mein Herz tragen bis auf deinen Namen.
Du aber sollst unter den deinen finden, was dir bestimmt und dir mehr Frohmut bereitet, als ich es je vermochte, so sehr ich auch danach sehnte, dein Lächeln unvergänglich zu bannen. Ich will nicht weinen, wie könnte ich mehr sein als ein einziger leiser Ton deines ewigen Liedes.
Faewen


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BeitragVerfasst: 24.01.04, 16:57 
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Ganz im Norden stand er.
Zu seinen Füßen schlug die windgepeitschte Brandung gegen den Fels, trug Haarbreit um Haarbreit ab.
Irgendwann wäre die Insel überspühlt, versunken, Sand im ewigen Auf und Ab des Meeres.
Er achtete nicht darauf, sein leerer Blick suchte den Horizont ab, wo sich bleigrauer Himmel mit bleigrauem Meer vereinte, im traurigen Wintersonnenlicht.
All das passte perfekt zu seiner Stimmung, trug natürlich nicht dazu bei, sie zu verbessern.
Immer wieder rangen Bilder um seine Aufmerksamkeit, da blitzten helle Augen auf, erklang ein Lachen, staunte ein liebgewonnenes Gesicht über einen Geschmack, einen Anblick.
Ein langer, gequälter Seufzer entwich seiner Kehle, wurde ihm vom Wind von den kalten Lippen gerissen und mit seinem klagenden Heulen vermischt.
Der gleiche Wind biss auch in seine Haut, ließ den Umhang und das wirre Haar flattern, riss ihm schließlich sogar das Kopftuch herunter und trug es davon.
Langsam begann sein Körper zu zittern, zu schmerzen, doch es war ihm gleich: wenn die Seele litt, war der Körper vergessen.
Aus seinen wirbelnden Gedanken schließlich formte sich eine Frage, ein einziges Wort.
Warum?

Die feuchten Spuren auf seinen Wangen waren längst gefroren, als er seine einsame Wacht verließ und ins Lager zurückkehrte.
Niemand war da.
Er begann, seine Sachen zusammen zu packen, verstaute alles in seinem alten Rucksack und tat etwas geräucherten Fisch und ein paar Brote hinein, sowie einige Schläuche Wasser.
Dann nahm er das altgediente Fischernetz und machte sich an die Arbeit...

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BeitragVerfasst: 25.01.04, 15:10 
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Ein letztes mal flüsterte er Gundolil, dem gezeichneten Fey, einen Abschiedsgruß zu und griff in die Riemen des Rucksackes. Dann ging er ruhig los.
Fyrion und Syrith unterhielten sich, bemerkten ihn und sprachen ihn an, doch er wollte nicht reden, wollte nicht erklären. Wollte nur fort!
Er warf ihnen ein scheues Lächeln zu und marschierte weiter.
Niemand folgte ihm.

Nur kurze Zeit später hatte er sein Ziel erreicht: die offene, nördliche Küste.
Nachdenklich sah er hinaus aufs Meer und wartete.
Lange Zeit tat sich nichts, dann näherten sich große, segelartige Rückenflossen, kamen mit hoher Geschwindigkeit heran.
Kurz vor den Untiefen wurden sie langsamer, schwammen dann vorsichtig näher zur Küste.
"Danke dass ihr gekommen seid." flüstert er den langmäuligen Riesenfischen zu mit dem freundlichen Grinsen.
Sie quiekten leise; sie wussten um seine traurige Stimmung.
"Ja, ich bin bereit..." murmelte er und nahm den alten, nun sehr zerknautschten Hut aus dem Rucksack, legte ihn auf den Schnee.
Dann band er den Gürtel los, an dem zwei braune Falkenfedern befestigt waren. Sacht strich er darüber, wickelte den Gürtel auf und legte ihn neben dem Hut in den Schnee.
Beides würde er nicht mehr benötigen, es würde ihm nur unnötig Balast sein.
Seufzend stieg er ins Wasser.
Eiskalt umspühlte es ihn, betäubte seine Glieder.
Das erste richtige Lächeln seit Tagen umspielte seine Lippen, dann griff er eine der Rückenflossen der Silberfische und langsam begannen sie, sich von der Küste zu lösen.
Rasch schneller werdend, zogen sie ihn dem Inselfisch entgegen, auf dessen riesigen Rücken er eine Reise ins Unbekannte antreten würde...


((ich danke Daluwirh, Amawien, Gundolil, Isaion, Finor, Melwyn, Tyggiarath, Sheesa und Laranielle für die wunderschöne Zeit mit Rynis Flusstaenzer, Feigling und "drolliger" Trottel der Auen.))

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