Krachend fiel die Tür ihres Hauses zu. Normalerweise regte sie sich nicht so auf, aber dieses sabbernde, saufende, zündelnde, auf Holzbeinen herumhumpelnde, pöbelnde, stinkende Pack hatte sie arg gereizt.
Wie konnte sie auch ahnen, dass diese Narren immer noch in Brandenstein herumlungerten und gerade an diesem ansonsten recht angenehmen Abend die Taverne in Brandenstein besetzt halten würden, wo ein einzelner Rias gerade bediente.
Runde 1 wurde mit schmierigen Gelächter eingeläutet - der Erste, der sich traute, war jener Kerl in Blau, der besonders auffällig nach Rum stank und mit einem schmierigen Grinsen sich ihr, die sich gerade an der Theke auf einem Hocker niedergelassen hatte, näherte.
Erste Waffe im Kampf um ihre Gunst waren ein paar sich allzu rasch als Seemannsgarn entpuppende Geschichtchen, denen sie nur mit einem halben Ohr lauschte, während sie an ihrem Wein nippte, doch dann kam in ihr ein eigenwilliger Spieltrieb auf - warum also nicht?
Sie lächelte ihm zuckersüss zu und er schien schon siegesgewiss - ob sie einen Jagdschein für ihre entwaffnenden Augen hätte, fragte er. Dafür nicht, doch zeigte sie ihm, dass sie mit ihrer Miniaturarmbrust umzugehen wusste - kurz ein Zielen auf seine Familienjuwelen, ehe sie sich doch erbarmte und auf den Boden zwischen seinen Füssen schoss.
*Bing* Der junge Kerl trollte sich zurück in seine Ecke, jedoch offenbar begeistert von ihr.
Der nächste Kontrahent - ein beständiges *Tock-Tock* kündigte sein Nahen an. Ein alter Mann, dem ständig ein Sabberfaden am Mund herabhing, dazu ein altes, verwittertes und von Salz verkrustetes Holzbein.
Ihr Blick ging herum zu ihm, als er so humpelnd und ächzend durch den Raum in ihre Richtung ging. Mitleid hiess also seine Waffe. Wieder lieblich lächelnd erhob sie sich vom Hocker, ging auf den alten Mann zu und heuchelte ihm vor, dass sie auf seine Masche reinfallen würde, doch ehe er allzu siegesgewiss wurde, empfahl sie ihm, sich doch hinzulegen und nach einem kurzen Schlenker mit einem Fuss gegen sein Holzbein, dass sie so umriss, tat er dies auch - wenn auch eher unfreiwillig.
Runde 1 war vorüber und es stand für Elena 2 zu 0, wenngleich sich der angetrunkene Jüngling offenbar köstlich amüsierte.
Sie kehrte zurück in ihre Ecke, ein kurzer Plausch mit der/dem gerade eingetrudelten Lilian und die erschrockene Erkenntnis, dass Lilian nicht, wie sonst gedacht, ein Mädchen war.
Aber allzu lang währte diese Pause samt ihrer verblüffenden Erkenntnisse nicht.
*Bing* - Runde 2!
Nun versuchten es der Alte mit dem Holzbein und der Rumfahnenjüngling im Doppelpack - während der Alte wieder ihr schmierig zugrinste, probierte es der Jüngling dummerweise bei Lilian, den er auch fälschlicherweise für ein Mädchen hielt. Lilian lehrte ihm auf recht feurige Art und Weise, dass dem nicht so war. Nun war es an dem Alten in schallendes Gelächter zu fallen. Höhnische Worte fielen und so dauerte es auch nicht lange, dass Lilian erneut zu seiner Kraft griff und dem Alten ein brennendes Holzbein vorgaukelte. Panisch robbte der Alte am Boden rum, während der Käpt'n zusammen mit einer merkwürdigen Gestalt, der stets mit 'Kawuumm' angesprochen wurde, ihre Mannen versuchte einzusammeln und aus der Taverne zu befördern.
Runde 2 vorüber - für Elena/Lilian stand es nun 4 zu 0.
Aber halt - die Bande hatte vergessen zu zahlen und so hastete Zacharias ihnen nach und hinaus aus der Seeschlange, Lilian und Elena ihm folgend. Während der Kapitän etwas widerwillig zahlte, konnten es sich die Verlierer jedoch nicht nehmen lassen, noch einige spottende Worte zu verlieren und nun Elenas Selbstbeherrschung endgültig ein Ende zu bereiten. Wütend wollte sie erneut den Alten von den Beinen reissen, doch dieses Mal fiel er dummerweise geradeaus - in ihre Arme... und das, wonach er dann griff war zwar sicher weich, doch ihre Ohrfeige - samt gezeterten Worten wie "Ferkel!" und "Lustmolch!" - war ungleich härter.
Runde 3? Gönnen wir es den Verlierern.
Elena/Lilian 4 - Piraten 1