Siebenwindhomepage   Siebenwindforen  
Aktuelle Zeit: 15.11.25, 11:28

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 9 Beiträge ] 
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: [IG] Stolz & Unverstehen
BeitragVerfasst: 28.02.06, 19:26 
Edelbürger
Edelbürger
Benutzeravatar

Registriert: 8.10.03, 13:56
Beiträge: 1379
Wohnort: Jerrodhon
Stolz und Unverstehen

»Sanctus Arions Schild. Es heißt er bringe den Tod all Jenen die sich seinem Schutze verschreiben. So mag er für manche das Ende bedeuten.. und anderen Erlösung verheißen.«

Bild

Sie. Er verstand sie nicht. Wollte sie auch nicht verstehen. Nicht in diesem Moment. Zornig fluchend stieß er die runenverzierte Ordensklinge ein weiteres Mal nach vorne. Rammte sie tief in den schleimig feuchten Daimon, welcher ihn gemeinsam mit einem weiteren seiner Art an den Rand des Flammenflusses gedrängt hatte. Einen von ihnen hatte er bereits nieder gestreckt. Hinter ihm schoss flammend heiß die Lava von einem erhöhten Plateau herab in einen der vielen Lavaseen, welche die aschenen Wüsten durchzogen wie brennende Narben einen geschundenen Leib, er vermochte die Hitze mitlerweile deutlich spüren, wie sie ihm den Schweiß unter dem schweren Rüstpanzer aus den Poren trieb und die Erschöpfung ihre geißelnden Finger nach ihm ausstreckte.

Erneut peitschten die unzähligen aus dem missgestalteten Leib des Daimons wachsenden Tentakal nach ihm. Schlossen sich um sein Bein und fielen schließlich zuckend zu Boden, abgetrennt durch die Klinge des um sich wütenden Geweihten. Dann flammte zwischen zwei der Tentakel ein Feuerball auf. Nur um wenige Momente später in Richtung des Geweihten geschmettert zu werden. »Bellum!« Donnernd schallte die raue Stimme über die aschenen Weiten und ging doch unter im tosenden Rauschen des Flammenflusses. Und doch. Unter all dem Staub, all der Asche trat gülden ein gleißend Licht hervor, strahlend wie das Antlitz Felas selbst und ließ den Feuerball an einem unsichtbaren Schutzwall zerplatzen, wirkungslos verpuffen während die Luft um den Geweihten herum zu flimmern begann und ein Gefühl grimmiger Losgelöstheit ihn durchströmte, versengend all die Sorgen mit welchen er sich vor vielen Stunden in die Ödlande geschleppt hatte. »Unwürdige Kreatur!« Zwischen den Zähnen hervor gepresst und unheimlich verzerrt durch das geschlossene Visier seines Helmes erklangen die wenigen Worte, als er ein weiteres Mal zum finalen Stoß ausholte und die tentakelbewehrte Wesenheit unter einem schleimig unappetitlichen Geräusch niederstreckte. Blutig rot glomm die Ordensklinge, als sie den unheiligen Bann des dunklen Herrschers über einen seiner niederen Diener zerschlug.

Zweie waren es gewesen, die da nun im Staube vor ihm lagen. Zuckend. Geschlagen. Doch erst als er das goldene Visier seines Helmes hoch schob und den staubig trockenen Wind erneut auf seinem Gesicht spürte, da bemerkte er die Tränen welche sein versteinert wirkendes Antlitz herab rannen. Bemerkte er den feuchten Film um seine Augen und erinnerte sich des Grundes, welcher ihn einmal mehr ruhelos in die aschenen Wüsten getrieben hatte. Und er sackte auf die Knie. Ein erstickter Laut drang über seine Lippen während sich die behandschuhten Finger um den Knauf seines Schwertes schlossen und er dieses weit in den harten Erdboden rammte. Völlig regungslos verharrte er. Für Stunden. Dann verließ er den Flammenfluss, ließ die sengende Hitze hinter sich und schritt mit entschlossenen Bewegungen gen Westen, wo sich bereits nach wenigen Stunden erneut die mächtigen Mauern des Falkenwalles abzeichneten. Majestätisch kündeten sie von dem Bruch zwischen Licht und Dunkel, zu dessen Wahrzeichen er in den Augen vieler geworden war. Schließlich kehrte der Geweihte zurück nach Falkensee. In den Tempel. Legte die mit Blut und Staub verschmutzte Rüstung ab und entkleidete sich, seinem geschundenen Leib eine kurze Phase der Entspannung gönnend als er sich in das Obergeschoss des Tempels zurück zog und ein heißes Bad nahm. Schloss die Augen.

Sie.

Er öffnete die Augen und schaute zu seinem Schwert. Wie vertraut ihm über die Monate hinweg der Anblick des gelben Tuches geworden war, welches ihn selbst in der tiefsten Dunkelheit an sie erinnert hatte. Nun war es fort. Wenn sie dieses Zeichen nicht verstand konnte er es auch nicht ändern. Er wusste um ihre Haltung, um ihren verletzten Stolz und um die Bürde ihres Amtes. Er wusste um die Unmöglichkeit der vergangenen Geschehnisse, die ihr Treffen überschattet und von Anfang an unter keinen guten Stern gestellt hatten. Schließlich war sie eine Ritterin der Siebenwinde. Repräsentierte so vieles und war so sehr darauf bedacht, ihren Pflichten nach zu kommen. Sie war ihm so ähnlich in dieser Eigenschaft. Doch er war ein Diener der Götter. Ein Geweihter der heiligen Viere. Und er hatte sich niemals zuvor auf eine solche Weise gehen lassen nur ob eines menschlichen Gefühles, dem zu beugen er sich nicht leisten konnte.

Er schloss die Augen wieder. Versuchte sich zu entspannen. Sorgsam reinigte er sich, wusch das Blut von seinen Händen und genoß den sachten Schmerz. Manches änderte sich wahrlich niemals. Und seine Rüstung wollte noch versorgt werden, seine Klinge gereinigt. Freudlos lächelnd stemmte er sich hoch..

_________________
.: Spieler von :: Laurus Delany :: Die gute alte Zeit :.
.: There is no such thing as innocence, only varying degrees of guilt. (Inquisitor Konrad von Mannerheim) :.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 6.05.06, 12:42 
Edelbürger
Edelbürger
Benutzeravatar

Registriert: 8.10.03, 13:56
Beiträge: 1379
Wohnort: Jerrodhon
Einsamkeit


»Kenne dein Herz. Wo der wahre Glaube herrscht, da wird keine Einsamkeit sein und kein Zweifel geerntet werden.«
[ Draconisches Sprichwort, mündl. überliefert ]

Bild

Zu irgendeiner Zeit, an irgendeinem Ort auf dem galadonischen Festland.

Er war es müde zu warten. Sicherlich, es war ein gemütliches Quartier dass man ihm zur Verfügung gestellt hatten, die Abende vergingen wie im Fluge leistete er den Ordensgeschwistern ein wenig Gesellschaft und lauschte er ihren Geschichten. Von niederster Dämonenbrut, vom Seelenheil des gemeinen Volkes und der ewigen Verdammnis mancher schwarzer Schafe unter ihnen. Doch er war nicht gekommen, um sich mit dererlei die Zeit zu vertreiben und das Concilium ließ ihn warten. Tage. Wochen.

So saß er nun einmal mehr in der kleinen Zelle, einer schlichten Stube mit Blick auf den äußeren, auf den ländlicheren Teil der weißen Stadt, blickte hinaus ins Leere und wartete, während sich vor ihm auf dem hölzernen Schreibpult diverse Dokumente auftürmten, welche er aus der großen Bibliothek geordert hatte.

Zwei Tage war es her, dass er einen Spaziergang unternommen hatte und durch einen der neuen, großen Gärten im äußeren Ring der draconischen Hauptstadt gewandert war. Viele gab es von diesen, wie auch die Stadt in ihrer Gänze langsam aber beständig wuchs, vom Wohlstand des Reiches und der weisen Herrschaft seiner Majestät Hilgorad zeugend. Er war lange nicht in Draconis gewesen, Jahre in denen sich vieles geändert hatte und doch kaum etwas. Als er in der Mitte des Gartens am Sockel einer großen Statuette gestanden hatte, einer knienden Laryseij mit ausgebreiteten Schwingen da hatte er für einen kurzen Moment ihr Gesicht gesehen, das Gesicht der Frau welche er zurück gelassen hatte auf Siebenwind ohne die Möglichkeit sich von ihr zu verabschieden. Und nun, da er am Fuße dieser sich majestätisch sechs, vielleicht sieben Schritt in die höhe schraubenden Statuette stand.. da überkam ihn Einsamkeit, wie er sie niemals zuvor verspürt hatte. Sehnsucht, wenngleich von kindlicher Unschuld, welche sein Innerstes versengte und ihm ein schweres Seufzen entrang. Seine Finger tasteten nach dem weißen Tuch, welches sie ihm einmal mehr gegeben hatte, umschlossen den Knauf der gesegneten Klinge und er schloss die Augen.

Er erinnerte sich an die Worte seiner Lehrmeister, an ihre dröhnenden Stimmen. Er konnte nicht alleine sein, er war es niemals und würde es niemals wieder sein. Nicht einer war er, sondern viele vor den Augen der heiligen Viere. Es war nicht richtig, dass er sich Einsam fühlte. »Wir sind die Rahandur. Ein Schwert. Ein Wille. Ein Glaube.« Leise sprach er die Worte, während sich sein Blick klärte und er die vor sich liegenden Schriftstücke ordnete. »Kein Zweifel in unserem Herzen, keine Schwäche vor ihren Augen.« Und doch vermisste er Sie.. und die Einsamkeit blieb, wie der Wunsch sie einmal mehr in die Arme schließen zu dürfen. Und während er sich weiterhin auf die Anhörung durch den hohen Rat vorbereitete huschte ein Lächeln über seine Lippen, wie ein flüchtiger Gedanke. Wenn er versagte, wenn das Concilium die dringlichkeit ihres Anliegens nicht nach zu vollziehen gewillt war, dann würde er sie Niemals wieder sehen. Doch er war zuversichtlich.

_________________
.: Spieler von :: Laurus Delany :: Die gute alte Zeit :.
.: There is no such thing as innocence, only varying degrees of guilt. (Inquisitor Konrad von Mannerheim) :.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Spaziergänge
BeitragVerfasst: 6.05.06, 19:13 
Edelbürger
Edelbürger
Benutzeravatar

Registriert: 8.10.03, 13:56
Beiträge: 1379
Wohnort: Jerrodhon
Spaziergänge

»Öffne deinen Geist für andere und siehe, Du wirst dich selbst finden.«

Bild

Irgendwo in Draconis, irgendwann vor gar nicht all zu langer Zeit..

Stunden waren zu Tagen geworden, Tage zu Wochen, so schien es ihm zumindest. Er wartete. Von Zeit zu Zeit unternahm er Spaziergänge, orderte die verschiedensten Schriftstücke aus der großen Bibliothek und bereitete sich in seiner Abgeschiedenheit auf den Moment vor, da er vor das heilige Concilium treten würde um diesem von den Geschehnissen zu Siebenwind zu berichten.

Während sein Pfad ihn in einen der abgelegeneren Teile der weißen Stadt geführt hatte, wo der marmorne Prunk einer gemütlichen Ländlichkeit und die städtische Hektik einer gutmütigen Geschäftigkeit gewichen war, hörte er immer wieder am Rande die um ihn herum stehenden Menschen sprechen von den Geschehnissen auf der Schicksalsinsel, hörte Gerüchte über die bevorstehende Vernichtung des Eilandes und Geschichten über eine marine Invasion. Er glaubte nicht viel davon und doch war er verwundert, war er besorgt mit welchem unverholenen Interesse man im Herzen des galadonischen Reiches die Geschehnisse auf Siebenwind verfolgte, aus sicherer Distanz und doch mit der Neugierde des Schaulustigen. Eine junge Frau trat ihm in den Weg. Ein kleines, weißes Bündel in ihren Armen, auf welches sie immer wieder einen zärtlichen Blick warf. Ansonsten ruhte ihr Blick auf ihm, aus dunklen Augen aufmerksam und klar, ohne Furcht. Einen deut hob er den Kopf, ihrem Blick begegnend.

»Es ist friedlich, euer Gnaden. Und den Menschen geht es gut, den Vieren sei dank. Und doch macht ihr ein Gesicht..«

Eine fahrige Bewegung ihrer rechten, während sie das Bündel geschickt mit der Linken an ihre Brust drückte damit es nicht herunter fiel. Ein offenes, vielleicht sogar ein etwas herausforderndes Lächeln lag auf ihren Lippen und er war versucht für einen kurzen Moment die Augen zu schließen, musste ein Seufzen unterdrücken, als ihn ihre Worte einmal mehr an die unzähligen Unterhaltungen mit zu vielen Menschen erinnerten, welche glaubten ihn ändern zu müssen.

Auch dem Drang seinen Weg einfach fort zu setzen und ihre Äußerung zu ignorieren widerstand er, ein unverbindliches Lächeln aufsetzend während er nichtssagend die Schultern zuckte. Doch die junge Frau schien sich damit nicht zufrieden zu geben.

»Seht, euer Gnaden, meinen Sohn hier, Tedwick. Er wird in vier Tagen drei Monde alt, Vitama sei gepriesen! Ich besuche den Tempel, so oft es meine Zeit gestattet und auch mein Gemahl ist ein gläubiger Mann. Ein sehr gläubiger Mann, das müsst ihr mir glauben. Doch wenn ich Euch so anschaue, ich könnte nicht Glauben dass ihr die Herrlichkeit der heiligen Viere gespürt habt in all ihrer Reinheit, ich könnte nicht glauben dass ihr mit einem solchen Ausdruck in den Augen wirklich predigt von der Leidenschaft für den rechten Glauben, wie es die Euren doch zu tun pflegen. Warum also..?«

Sie sah ihn an und diesmal unterdrückte er das leise Seufzen nicht, den Kopf etwas zur Seite sinken lassend. Warum sollte er lächeln? Seine Aufgabe war noch nicht erfüllt und selbst wenn sie es gewesen wäre gab es genug, was es ihm verleidete zu Lächeln, nur weil es anderen eher zugesprochen hätte. Nun sprachen ihn schon wildfremde Gläubige darauf an, dass er nicht ihrem Bild eines Götterdieners entsprach. Und was das schlimmste war - er konnte keine Böswilligkeit, keine unlautere Absicht in ihren Augen finden, nur aufrichtige Anteilnahme auf welche er keinen Wert legte. Einen kurzen Moment suchte er die rechten Worte, dann streckte er die Hand aus und deutete an, dem Weg zu folgen. Sie folgte ihm. Lauschte ihm. Und als er schließlich schloss mit den Worten »Und wenn es nur deshalb ist, dass die heiligen Viere uns zu ihren Werkzeugen schufen, dann solle ein Jeder für sich selbst befinden wie weit er Gewillt sei ein solches Werkzeug zu sein. Und seht, mich verlangt es nicht nach mehr als ein würdiges Werkzeug zu sein vor ihren Augen, geformt durch ihre Hände und nach ihrem Willen.« Und im selben Moment, da er es ausgesprochen hatte wusste er, dass nach all der Zeit noch etwas anderes in ihm war, nach dem es ihn verlangte. Und ein Lächeln huschte über seine Lippen. Mit dem Blick einer Frau die wusste was ihrem Gegenüber gerade durch den Kopf ging erwiederte sie dieses lächeln nur und nickte, zögerlich. Alarice, so war ihr Name. Und erwiederte: »Dann ist dieses das Los von euch Götterdienern, euer Gnaden denn ich glaube nicht, dass es der Wille der heiligen Viere ist dass der gemeine Gläubige vergisst zu Leben.. oder in seiner Liebe zu den heiligen Vieren vergisst sein Gegenüber zu lieben.« Und, oh ihr Viere - wie Recht sie hatte. Er sparte sich einen Vortrag über die göttliche Liebe und die Hingabe des Gläubigen, schritt stillschweigend an ihrer Seite durch die Straßen und blickte nachdenklich umher. Schließlich verneigte sich die junge Frau vor ihm und setzte ihren Weg alleine fort, nachdem sie demütig den Segen der heiligen Viere für sich und ihren Sohn empfangen hatte.

Und der Geweihte, der noch immer in seinen Gedanken gefangen war seufzte zum dritten Mal an einem Tage. Wie lange er wohl noch würde warten müssen, bis das Concilium ihm zu sprechen gewährte, bis eine Rückkehr nach Siebenwind in greifbare Nähe rücken würde? Eine Rückkehr.. Ja - zu ihr.

_________________
.: Spieler von :: Laurus Delany :: Die gute alte Zeit :.
.: There is no such thing as innocence, only varying degrees of guilt. (Inquisitor Konrad von Mannerheim) :.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 7.05.06, 11:06 
Quelle des Verlustes

»Medio de fonte leporum, surgit amari aliquid.
Mitten in der Quelle der Annehmlichkeiten stellt sich ein Wermutstropfen ein.«

Bild

Irgendwo in Endophal, irgendwann vor gar nicht all zu langer Zeit..

Yurune blinzelte müde und fuhr sich mit einer nervösen Geste durch das schweißverklebte schüttere ergraute Haar. Der Wind trug den Geruch von Staub und Wärme mit sich, und über den Dünen im Westen tanzte der dünne Schlauch einer Windhose des Ventus über der Wüste, ein schmaler, schattenhafter Strich, der sich in beständiger ungewisser Bewegung befand und sich irgendwo auf halbem Wege zwischen Himmel und Tare verlor. Er schloss die Augen, fuhr sich mit der Zunge über die rissigen, aufgesprungenen Lippen und atmete tief durch. Auf seinen Netzhäuten flimmerten zwei grellrote, schmerzhafte Kreise, hinter denen er immer noch die endlosen braunen Sanddünen zu erkennen glaubte, die sich mit monotoner Gleichförmigkeit bis zum Horizont und darüber hinaus erstreckten. Vielleicht bis an das Ende von Tare.

Es war warm; eine trockene, unangenehme Wärme, die bereits in ganz kurzer Zeit in unerträgliche Hitze übergehen würde. Allein der Gedanke daran ließ ihn innerlich aufstöhnen. Fela war erst vor einer Dunkelheit ganz über den Horizont gekrochen, aber ihre Strahlen sengten bereits jetzt umbarmherzig auf das schutzlose Land herunter. Der Wind, der böig und trocken von Westen her über die Wüste fuhr und raschelnd mit Staub und Sandkörnchen spielte, brachte keine Linderung, selbst jetzt schon nicht mehr, sondern schien die mörderische Kraft der Fela eher noch zu verstärken und auch noch das letzte bisschen Flüssigkeit aus Yurunes hager gewordenen Körper herauszusaugen.

Er seufzte, öffnete die Augen und drehte sich einmal um seine Achse. Das Bild war überall gleich, ganz egal, in welche Richtung er blickte. Er wusste nicht mehr wo Norden war, oder Süden, oder Westen. Die Himmelsrichtungen verloren ihre Bedeutung, wenn der Tod überall lauerte, ganz egal, wohin sie sich wandten. Die Wüste begann irgendwo jenseits des Horizontes - jedes Horizonts in beliebiger Richtung -, erstreckte sich eintönig von einem Ende Tare's zum anderen und verschmolz irgendwo in unbestimmter Entfernung mit dem Himmelszelt des Ventus. Wenn er lange genug hinsah, begann das Bild vor seinen Augen zu verschwimmen. Der Blick fand in der eintönigen Landschaft keinen Halt, glitt immer wieder von den runden Buckeln der Sanddünen ab und stürzte in die dunklen Hügeltäler hinab. Das monotone Auf und Nieder der Dünen schien sich zu einem geheimnisvollen Muster zu ordnen: der Körper eines gigantischen, viertausendfach gegliederten Dinges, auf dessen Rücken sie wie winzige Insekten herumkrabbelten. Beinahe, als würde Tare selbst seine Schwingen ausbreiten und im gleichen Maße selbst zum Leben erwachen, in dem sie das Leben aus ihnen heraussaugte.

Was war nur geschehen?


Nach oben
  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 7.05.06, 15:40 
Edelbürger
Edelbürger

Registriert: 27.09.04, 19:23
Beiträge: 1233
Verlust und Herzweh

Es heißt, im Vitama nimmt die Göttin von ihren ewigblühenden Rosensträuchern und lässt ihre Blüten auf Tare herab fallen. Und wo ihr Duft hinabschwebt, dort wird das Leid weniger und die Liebe mehr.

Bild



Zu eben dieser Zeit, an einem wohlbekannten Ort auf Siebenwind…

Ein Tag wie jeder andere.
Der laue Vitamaregen prasselte beständig auf den von Fela erwärmten Sandstein. Und obwohl der Himmel von dunklen Wolken behangen war, schienen sanft schwirrende kleine Lichter inmitten des Teiches der grünen Ebene. Glühwürmchen, so unbeschwert und sorgenlos bringen sie kleine Lichter Ihrerselbst in diese Finsternis, als wären sie nie woanders gewesen und als hätten sie nie eine andere Aufgabe gehabt als ein wenig Hoffnung zu spenden.

Amelia strich gedankenverloren durch das warme, nasse Gras, bis ihre Hände halt fanden an dem Geländer, am Rand des Gartens und ihr Blick hinaus in die Regenschleier verhangene Dunkelheit gelang.
Hoch oben auf dem Dach des Tempels war die Welt ein Stück entrückt. Amelia kam es unwirklich vor, schon immer. Es war warm hier oben, zu jeder Zeit; dort unten war es kalt, nur wenige Orte gab es auf Siebenwind die einem ähnlich nahe gingen, viel zu wenige. Es war kalt und dunkel dort unten und kaum Jemand machte sich mehr Sorgen darum, als seinen gefüllten Goldbeutel noch voller zu bekommen.

Die Wolken öffneten sich wieder und Felas warme Strahlen drangen durch sie herab, der Regen verklang so willkürlich wie er kam und mit den Sonnenstrahlen, wichen die Regenschleier. Sie musste lächeln, als sie hinauf in die Wolken blickte und ihr Gesicht von Fela warm beschienen wurde. Bis ihr Augenmerk auf den dunklen Osten der Insel fiel.
Amelia schloss ihre Augen, sie konnte diesen Anblick nicht länger ertragen. Es war schrecklich und sie konnte nichts dagegen tun. Sie war ohnmächtig, so wie die meisten anderen vor ihr. Egal was sie auch versuchte zu tun, es schien im Nichts zu enden, ja gar keinen Anklang mehr zu finden in diesem götterlosen Ödland.
„Götterlos, nein, nicht ganz … einer ist dort mächtiger als alles Gute gemeinsam.“
Sie wand seufzend ihren Blick ab von dem schwarzen Flecken der Siebenwind in dunkel und hell, gut und böse teilte. Der Markt füllte sich allmählich wieder und auch die letzten Stände wurden wieder mit Waren belegt.
Diese Sorglosigkeit, das machte sie wütend. Diese Sorglosigkeit, während sie vor Sorge fast verging. Das machte sie wütend und sie wusste, dass ihre Wut falsch war und Vitama für sie eine Träne vergoß. Aber was sollte sie tun … sie war keine Heilige, nicht einmal besonders stark. Ihren Geschwistern konnte sie stets beistehen, den Menschen die offen zu ihr kamen. Auch denen, die ihre Sorgen verborgen hielten half sie. Doch warum konnte sie nicht denen helfen, die ihr mit Abneigung und Verachtung gegenüber traten. Warum nicht ihr selbst?
Sie war schwach. Nur eine kleine, schwache Frau inmitten dem Gerangel um Macht und Einfluss, und immerzu zwischen dem Bösen, das fast jede Woche eine neue Überraschung parat hatte.

Ihr Blick floh über Falkensee davon, Richtung Südfall, und sie schüttelte traurig den Kopf als sie die Zinnen des Magierturmes und die See um ihn betrachtete. Wieviele Menschen fanden dort den Tod, wegen diesem ewigen sinnlosen Gerangel. Wieviele? Achtausend und nicht weniger, hieß es. Das ist unvorstellbar, selbst für die schrecklichen Ausmaße die Siebenwind schon öfter unter Beweis stellte.
„Du schickst mich um deinen Frieden und deine Liebe zu verkünden Herrin, doch kann es sein, dass sie nicht hören, weil ich ihn mir selbst nicht bringen kann?“.
Admiral Bärenkopf war ein beklagenswerter Mann. So erfüllt mit Hass wegen seines Verlustes. Wie gerne hätte sie ihm geholfen zu vergessen. Zu vergessen, für nur eine Nacht wenigstens und ein wenig Leid von ihm zu nehmen wie den wenigen Überlebenden die in ihrer Obhut des Tempels gewesen waren.

Amelia schüttelte bedauernd den Kopf und ihr Blick richtete sie sich wieder in den Garten inmitten des Tempeldaches. Diese Welt war anders, fern. Vitama alleine schien hier zu sein. Kein Schmerz, keine Dunkelheit, nur ihr eigenes Herzeleid. In Momenten wie diesen fragte sie sich stets, wie es wohl wäre, wenn diese Gelübte und Versprechen weit weniger gestreng wären. Sie ihrer Liebe nachgehen könnte, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Sie einen Moment lang nur an sich selbst denken könnte, ohne das Gefühl, um Vergebung bitten zu müssen. Dann stünde sie hier nicht alleine und würde trauern um die, die sie verloren hat. Oder doch…? Manches mal ist es schwierig, Leid zu finden dass es wert ist zu teilen. Nicht zu groß, um Niemanden damit zu belasten, und nicht zu gering, um nicht schwächlich und sorglos zu wirken.

„Göttin ich bin dein, steh mir bei.“

Amelia musste lächeln, in Gedanken spürte sie den Atem ihres Bruders. Yurune, er hat ihr Halt gegeben und sie behüten können. Seltsam, doch kaum körperlichen Schutz, wie ein Diener Bellums es stets schwört, vielmehr den Schutz eines liebenden Bruders der seine Schwester umhegt. Das Lächeln wich einen wehmütigen Schmunzeln. Vielleicht viel zu sehr? Es kam überraschend. Sie sah ihn am Abend noch nach Brandenstein reiten, aus dem Fenster ihrer Kammer aus, und dachte sich nichts dabei. Am Morgen erschrak sie dafür umso mehr, als sie seinen Abschiedsbrief fand, der so bitter und traurig war und keine Erklärung bot mit der sie etwas anfangen konnte. Vielleicht waren es sogar ihre Probleme, ihr Leid, das ihn von dieser Insel trieb.

Laurus dagegen war sehr viel leichter zu durchschauen. Sie wusste was er vorhat, und weshalb er es vorhatte. Und auch wenn sie im Gewissen und tiefen Herzen gegen dieses Vorhaben war, das so ganz und gar nicht der Herrin Vitama gefällig schien, musste sie mit großem Schwermut zugeben, dass es sinnvoller war als vieles andere, das bisher versucht wurde.

Doch nun war sie fast alleine. Fast … doch wann werden die nächsten Lieben diese Insel verlassen, an der soviel Gutes zerbricht. Nur eine schwache Frau, ohne die, die sie zuvor behütet hatten. Vielleicht ist es bald schon wieder soweit…

Amelia sank ins Gras und zog die Beine an, ihre Hände betteten sich in das feuchte Grün. Sie war geborgen hier und es gab nur wenige Orte wie diesen. Vitama ist hier Nahe.

Hinter ihr räusperte sich eine dunkle Stimme und sie schloss abwartend die Augen, in der Gewissheit, diesen Ort gleich wieder verlassen zu müssen.

Ein Tag wie jeder andere…


Zuletzt geändert von Amelia: 7.05.06, 16:58, insgesamt 1-mal geändert.

Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 12.05.06, 13:31 
Edelbürger
Edelbürger

Registriert: 27.09.04, 19:23
Beiträge: 1233
Erhöre mein Flehen

Offen zu sein für das Leiden aller anderen, doch verschlossen vor deinen Eigenen. Zu streng mit dir selbst. Manchmal muss man eingestehen, um sich selbst zu retten.


Bild


Im Ordenshaus des Tempels, nur wenige Tage später... .

„Liebe Schwester, die Frage ist, eine Entscheidung zu fällen ohne die ehrwürdige Prätora, ob dies wohl schicklich sei…“.
Amelia schloss ihre Augen und musste leise, ohnmächtig seufzen als sie die Worte über sich ergehen ließ mit denen die Ordensoberen drohten, ihre Bemühungen zunichte zu machen. Viel zu spät bemerkte sie die auf ihr ruhenden und besorgten Blicke ihrer Geschwister.
Mit einem Nicken gestand sie die Entscheidung der Astraeldiener ein. Es hatte bereits viel zu lange gedauert, war sie wirklich so ungeduldig? Einen kurzen Moment lang fühlte sie eine große Schuld in sich. Ungeduld. Dabei war es nun höchste Zeit zu entscheiden. Darum wurde dieses Konvent einberufen in dem sie sprach.

Als sie an diesem Abend den Saal verließ hielt sie vor der Tür zum Schrein inne. Sie hatten recht, natürlich. Das musste sie sich eingestehen. Auch wenn es eine weile gedauert hatte bis es zu einer Entscheidung kam, auch wenn es nur eine vorläufige gewesen ist.
Was können wir schon für ein Feuer mitten in der Stadt, den Vieren sei dank, haben sie rechtzeitig Regen geschickt um den Mutigen ihr Opfer zu erleichtern. Der Regen hatte das Feuer schon bald in seinen Wogen verschlungen und es erlosch, zurück blieb der verkohlte Rest eines der schönsten Feuer in Falkensee. Selbst die Erinnerung an die weiße Fassade dieses … Hauses machte sie traurig ; es würde lange Zeit nicht mehr so strahlen wie zuvor, wenn überhaupt.
Vergänglichkeit…, dachte sie, und musste wieder seufzen. Waren wir das nicht alle? War das nicht alles?
Bruder Laurus, er war fort. Yurune, auch er ging, ganz zu schweigen von Iriana und all’ den jungen Anwärtern und Novizen. Es macht traurig zu wissen, dass wir einst alle gehen werden.

Amelia musste lächeln und den Kopf schütteln. Ihr Gedanken waren trübe und verwirrt. Natürlich machte es sie traurig geliebte Geschwister zu missen, doch das ist nicht das Ende von allem. Ganz im Gegenteil. Wie oft hat sie es gepredigt, dass am Ende alles Böse hinfort, und die Geliebten vereint sind unter den Händen der Herrin. Nun hatte sie all’ die Worte beinahe vergessen.
Beinahe. Sie war nicht mehr sehr stark, musste sie sich in den letzten Tagen immer wieder eingestehen. Zu schnell wurde sie wütend, zu schnell enttäuscht. Dabei hätte es vor Monden noch gar nicht viel gegeben dass sie so sehr in rage hätte bringen können.

Sie hatten vorläufig einen Vertreter für den Völkerrat gefunden, sie würde selbst auch dort mitsprechen. Wenn Tzara etwas dagegen hatte, würde sie es gewiss sagen. Waren all’ ihre Sorgen umsonst? Im nachhinein musste sie nun doch einsehen, dass es zwar nicht nötig war solch einen Aufwand zu treiben und so viele Einwürfe zu machen, doch am Ende ging es zumindest zum Guten aus, wenn auch nicht so sehr, wie sie sich wünschte. Aber so sind sie eben, ihre Brüder; Korrekt wie eine mathematische Formel, verschlossen wie die Türen zur Waffenkammer und doch weise und bedacht.

Sie warf die schlechten Gedanken fort und betrat den Schrein im Schiff des Tempels. Ein Blick aus den Fenstern, aus denen das Mondlicht fahl durchschien sagte ihr, dass die Zeit recht ist für ihre Gebete.

Immer zur selben Zeit, zu Beginn des 8. Dunkelzyklus, betete sie seit Tagen dieselben flehenden Worte in tiefster Sorge. Was diese Stunde für sie bedeutete wusste sie nicht recht, nur dass sie in seliger Erinnerung dem Wesen nachrief dass ihr vor Monden in dieser Stunde erschien.

Ihr Vier ich bin euer, erhöret mich in unserer Not.
Astrael, du Weisester aller Götter, erhöre mich.
Bellum, du Mutigster aller Götter, erhöre mich.
Vitama, du Schönste und Gütigste aller Götter, erhöre mich.
Morsan, du ruhender, ewiger Hauch, erhöre auch du mich.

Ich spreche in großer Not zu euch, der Not eurer Kinder.
Denn ich weiß von Dingen, die ich nicht wissen sollte ohne sie vor euch darzulegen.
Wie weh mir mein Herz, denke ich zurück an die Stunde an die mir euer hoher Diener erschien.
Nie sah ich Kleine solche Schönheit und Kraft.
Doch es hat mir viele Rätsel aufgeworfen.
Ich weiß, vergebt mir, ich soll nicht Zweifeln und nicht Verzagen, doch nun bin ich verzweifelt, denn ich weiß nicht weiter was zu tun.
Ich wage nicht mich zu verlassen, auf Magier und weltliche Mächte, darum flehe ich um euer Gehör.

Ein Diener eures verlorenen Kindes sagte einst,
ein Lariseji würde sterben durch die Hand eines schwarzen Magiers.
Und mit diesem Akt wird der letzte Krieg beginnen.

Ich fürchte mich und kann nicht auf mich nehmen,
nicht versucht zu haben es zu verhindern.
Doch ich kann nichts weiter tun, als zu euch zu sprechen und zu hoffen,
dass euer Diener mich ebenso erhört.


Sie machet nach diesen Zeilen stets eine Pause und berautet sich, ehe sie mit leiser, seliger Stimme weiter spricht, doch jemand ganz anderen gewandt?

Du hast mir einst gesagt, du behütest uns und stehst uns bei.
Du hast mir deinen Namen nicht genannt und ich kann ihn nicht nennen,
doch hoffe ich, dass du mich dennoch erhörst.
Ich bin es, deine Schwester. Zumindest hoffe ich es, sie zu sein, wenn du mich anerkennst.
Ich habe von deinem Tode gesehen und bin voller Furcht und will dich warnen.
Auch habe ich erfahren von dem Schwert des einstigen Feldherren und bin nun gewiss: Wir dürfen nicht länger warten.

Darum bitte ich dich, erhöre mein Flehen und gib mir die Antwort: Schmieden wir diese Waffe, wirst du sie führen um zu verhindern was vorausgesagt wurde?

Erhöre mich, ich will dein sein.


In Stillem Gebet verharrt sie noch vor dem Altar, bis sie spät in der Nacht zu Bett geht.

Die Frage ist, ob es schicklich, der Entscheidung der Oberen nicht verharren…


Zuletzt geändert von Amelia: 12.05.06, 13:53, insgesamt 1-mal geändert.

Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 2.08.06, 15:51 
Edelbürger
Edelbürger

Registriert: 27.09.04, 19:23
Beiträge: 1233
Gefangen in der Dunkelheit

Bild

„Inmitten der Dunkelheit spüre ich dich und fühle deine Hand, die mich warm und sanft wiegt.“



In einem dunklen Käfig, irgendwo tief im Ödland…

Es waren seit Tagen die ersten Zyklen in denen sie Schlafen konnte. Schlaf, doch eher aus purer Erschöpfung, denn an diesem Ort, versuchte man lieber wach zu bleiben. Doch irgendwann, dann ist jede Kraft am Ende.
In ihrem kleinen Käfig saß sie seit nun vier Tagen, oder waren es bereits fünf, oder sechs? Fela schien nicht an diesem Ort, die einzige Wärme war eine unerträgliche Hitze und dem dumpfen Tosen nach musste es ein Feuer sein, oder Lava. Wie weit war sie unter der Erde?

Sie versuchte im Gebet Ruhe und Kraft zu finden, all das zu überstehen. Und es gab ihr Kraft und Hoffnung, soviel sie brauchte um den armen, leidenden Menschen an diesem Ort ein wenig Mut zu spenden.
Sie waren krank. Sie waren schwach und so voller Leid, dass sie soviel Furcht und soviel Angst fühlten, wenn sie ihrer Gefangenen zu nahe traten.

Wie ein bunter Vogel in seinem Käfig, sie konnte nichts tun als hübsch auszusehen und lindernde Worte zu sprechen.

Es war, wie es immer gewesen ist. Die Schwestern Vitamas, die nie einem Menschen ein Leid antaten und selbst in den Verlorenen noch Hoffnung und Licht sahen trugen das Leid, die Rache der Feinde ihrer Geschwister ertragen zu müssen.
Amelia hatte nichts zu tun mit Gefangenen oder Verurteilten. Sie sorgte dafür, dass es ihnen gut ging. Dass sie keine Schmerzen hatten, dass sie gewaschen wurden und nicht hungern mussten.
Doch zur Rache wurde sie genommen und ihr das angetan was sie vor anderen verhinderte.
Vielleicht war es die Unschuld die sie und ihre Schwestern in sich trugen, oder nur die reine Schwäche, die sie wehrlos machten.

Doch schlimmer als die Trauer und die Enttäuschung, benutzt zu werden als Spielball und Puppe, die jedes Leid auf sich nehmen sollte, war die Furcht die sie in den Herzen der Menschen spürte, in ihren Augen sah und ihren Worten hörte war unerträglich schmerzend.

Keiner zeigte hier sein Gesicht und doch wusste sie, dass sie viele von ihnen in „ihrem“ Leben bewahrte und behütete. Manche von ihnen sprachen nicht einmal vor lauter furcht.
Und wieder anderen schien es ganz gleich.
Sie machten ihr Anklagen und Vorwürfe. Anklagen wie es sie seit jeher gab. Doch wenn sie diese armen, leidenden Menschen sah, und sei es mitten auf dem Marktplatz, wie sie von ihrem Leid verzehrt werden … es war seltsam, sie spürte ihr Leid unter all den Leidenden am meisten. Sie sprach mit ihnen, schenkte ihnen frische Kleider, gab ihnen genügend zu Essen und behütete sie vor weltlicher Gewalt.

Und hier, an diesem dunklen Ort, hier war sie nur eine kleine Kerze in undurchdringlichen Schatten. Dennoch spürte sie, ein wenig Wärme zu spenden an jeden der sich zu ihr wagte und in den einsamen Zyklen ihr ein wenig Gesellschaft leistete.

Sie waren nicht verloren…

Nur ihr Leid so unerträglich groß. Einer reichte sie die Hand, doch sie nahm sie nicht. Diese Frau war verzweifelt, und doch klammerte sie sich an Ihn, der ihr soviel Leid antat. In der Stadt zeigte sie von ihrer Verzweiflung nichts, doch man spürte sie, in jedem ihrer Blicke. In jede ihrer Geste. Sie tat ihr sehr leid. Vitama könnte sie davor bewahren, wenn sie nur wollte. Wenn sie es nur zulassen würde. Und ihr mehr Schutz geben als jeder andere.

Ein anderer höhnte ihr, verspottete sie, das kleine Vöglein. Auch ihn sprach sie einst auf dem Markt an, sein Leid so groß, dass sie es unter vielen anderen deutlich spürte. Und sie bewahrte ihn seit dem. Linderte sein Leid, ein wenig nur, doch mehr als er wohl je geschenkt bekam.

Wieder eine traute sich nicht einmal zu sprechen. Doch sie war gut, noch voller Güte. Noch nicht ganz besessen von der Furcht und dem Hass. Noch nicht. Eine junge Frau, ihr Gesicht muss hübsch sein, doch verbirgt sie es. Ihre Hände zitterten und sie schrieb auf Pergament, statt ihre Stimme zu erheben. Als würde sie fürchten ein kleiner Vogel reiße sie in Stücke.

Sie brachte ihr ein wenig zu Essen, etwas zu trinken. Doch die Tage waren einsam. Vitama schien so fern an diesem Ort und doch sah man selbst hier ihre Wunder. Einige Mäuse leisteten ihr Gesellschaft in den ruhigen Zyklen in denen Niemand bei ihr stand und sie beobachtete, außer der untote Wächter der ohne eine Regung, grausam wachend vor ihrem Käfig stand.

All die armen Menschen, sie taten ihr leid. Sie sorgte sich auch an diesem Ort um sie.
Hier höhnten sie ihr jedoch. Es war ein schlimmer Ort.

…doch sie waren nicht verloren.

Bheliar kam seit einigen Tagen. Er war längst wieder befreit. Doch es erleichterte Amelia nur ein wenig. Der Schmerz, benutzt zu werden von ihm, dem sie nie ein Leid antat war grausam. Bheliar spraß sanfte Worte, wie er es stets tat und sie klangen verführerisch, verheißungsvoll und trostspendend. Doch es waren die Worte eines Mannes, der in die Dunkelheit blickt und sich an ihrer Wärme, ihrem Licht erfreut. Die Dinge so sah wie sie nicht waren. Weil sie niemals so sein werden, wie er sich erhoffte, nicht durch ihn, seinen Herrn.
Und doch könnte sie sehen, ihn endlich verstehen, weshalb er so fühlte und dachte. Doch sie wagte es nicht ... .

Göttin ich bin dein.
Bewahre mich und Erlöse mich von meinem Leid.
Du hast uns einst das Leben geschenkt,
und deine Liebe begleitet uns in jedem Augenblick.
Ich öffne dir mein Herz,
und schöpfe aus deinem unendlichen Quell.
Sei der Lichtschein, der mein Wirken leitet,
und bewahre deine armen, leidenden Kinder,
an diesem dunklen Ort voller Schrecken.
Göttin ich bin dein.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 4.09.06, 12:13 
Edelbürger
Edelbürger

Registriert: 27.09.04, 19:23
Beiträge: 1233
Hrasmiren

"Liebe kennst du nicht, nur den Hass der du bist.
Und Leidenschaft verspürst du nur nicht, nur der Schmerz, der dir Lust bereitet.
Du bist nicht, was ich bin."


Bild


Nicht unweit von Falkensee in einem lichten Waldstück…

„Dein ganzes Dasein ist dir eine Qual! Dir und deiner erbärmlichen Hure der du dienst!“, das helle lachen der Dämonin durchdrang die eigentliche Stille des Waldes. Friedliche Vögel flohen raschelnd durch das Geäst in die Luft.
Das Wesen machte einen Schritt vor, sein Blick lag spottend auf der Geweihten die in stillen Stoßgebeten vor ihm zurück wich.
„Stehe nicht in meinem Weg!“ Wieder erhob die Dämonin drohend ihre Stimme. Etwas genießendes lag in ihr, es schien ihr zu gefallen die Geweihte zu betrachten.
Amelia starrte das Wesen an. Es hatte die schlanke Figur einer schönen Frau, doch seine Haut war schwarz, dunkel wie die Nacht und trug Federn. Sie sah die Brust des Wesens herab und ein erschrockener Laut entwich ihr, als sie das blutige, helle Gewand erblickte das um seine Hüfte gewickelt war. Menschenhaut.
Ein Schrecken durchfuhr sie und sie wand ihren Blick zurück in das Gesicht der Dämonin welches für einen Moment von den sich hebenden, verkohlten Schwingen verdeckt wurde.

Gütige Herrin, steh uns bei.

Ein Moment der unheilvollen Stille brach herein als Beide schwiegen.
Die Priesterin sammelte sich, sie versuchte Ruhe zu bewahren. Es war nicht zu spät, die Dämonin würde sich nicht hinreißen lassen, sie würde nicht wollen, dass ihre Worte in Vergessenheit gerieten.
„Hrasmiren – wir werden stets zwischen dir und denen stehen die wir beschützen. Du kannst nicht unserer Liebe entgegen wirken.“

Wieder durchfuhr ein helles, unheilvolles Lachen der Dämonin die Stille des Waldes und sie sprach mit genießend verkündender Stimme.
Das war die falsche Antwort.“
Krähen stoben kreischend durch die Baumkronen in den Himmel empor und verdunkelten ihn.
Und auch die Sicht der Geweihten verdunkelte sich, als die Krähen über ihr und um sie flatterten. Sie in Dunkelheit hüllten.

Herrin ich bin dein, schließe mich in deine Arme.

Sie spürte das warme Blut in ihrem Mund. Dann war es Dunkel…

*...*

Bild


Langsam kam die Geweihte wieder zu Sinnen. Sie spürte feuchten Sand zwischen ihren Fingern und jedes Geräusch, das leise Krächzen von Krähen und säuselnde Worte waren wie aus weiter ferne zu hören. Ein Echo das nach und nach an ihre Ohren hall.
Ihre Augen ließen sich nicht öffnen. Es schmerzte, die Lider zu bewegen, es schmerzte, als sie sich auch nur einen Finger weit regen wollte.
Und sie rang nach Luft.
Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Die Luft die sie bekam war unerträglich. Sie stank. Schmeckte bitter.
Ihr ganzer Leib war wie Feuer, es schmerzte jede einzelne Regung. Sie konnte ihre Hände bewegen und strich über ihre Arme und ihren Oberkörper, während sie die leisen Worte nur nebenher vernahm.

„Du erwachst meine Liebe.“

Amelia öffnete erschrocken ihre Augen einen Spalt, zwang sich in diesen Schmerz, als sie die Stimme deutlich nun vernahm. Es war dunkel. Nur das wenige Tageslicht erhellte diesen Ort und seine Bewohner und gab seinen grausamen Anblick frei.

Die Geweihte lag vor der Dämonin, die mit begierlichem, genießenden Blick zu ihr herab sah. Inmitten von entstellten, blutigen Leichen und deren Überresten. Amelia spürte wie Knochen in ihre nackte Haut stießen als sie mühsam vor dem Wesen zurück wich.
Sie fühlte sich so schwach, es schien kaum möglich, auch nur einen Laut von sich zu geben. Und sie gab keinen von sich.
Ihr Blick wanderte suchend umher, sie bemerkte für einen Moment eine Bewegung in den gestapelten Überresten, ein kurzer Moment, in der die Hoffnung durchbrach. Doch es war nur eine der unzähligen Krähen die sich an dem toten Fleisch labten und es durch ihr zupfen in zuckende Bewegung brachte.

„Ich genieße es. Und ich habe den letzten Zyklus mit dir sehr genossen. Wir werden uns bald wieder sehen.“

Amelia sah wieder zu der Dämonin herauf, unfähig zu fliehen sackte sie wieder auf den Boden. Ihr ganzer Körper schrie nach Erlösung. Und erst jetzt bemerkte sie voller Entsetzen, dass sie nackt und über und über mit Blut besudelt war. Die einstmals helle Haut rot an jeder möglichen Stelle. Und eine schreckliche, quälende Ahnung machte sich in ihr breit, als sie ihre Arme um sich schlang. Es brannte auf ihrer Haut, in ihrer Haut, jeder Muskel zerrte vor Schmerz und Tränen rinnen durch das Blutdurchtränkte Gesicht.

Gütige Herrin, was hat sie mit mir getan. Errette mich, meine Göttin.

Die Dämonin lachte. Ein grausames, höhnisches und zufriedenes Lachen. Voller Selbstüberschätzung.
„Ich fürchte fast, du WIRST mir im Weg stehen. Verschwinde nun zu deiner Hure! Lauf!“

Amelia sah ihrer ausgestreckten Klaue nach, dem Tageslicht entgegen das durch eine ferne Öffnung in die Höhle fiel.
Mühsam, gequält kroch sie durch den Blutdurchtränkten, warmen Sand der Höhle. Sie bahnte sich ihren Weg verzweifelt durch die Leichenteile bis sie schließlich in die brennende Sonne trat und die Höhle hinter sich ließ.
Doch hier war es nicht anders.
Es lagen Knochen, vermoderte Leichen überall um sie. Alle möglichen toten Lebewesen, und viele, viele Schwarmspinnen.

Und wieder erklang die Stimme der Dämonin aus der Höhle, als sich kreischend ein dichter Schwarm aus Krähen aus ihr erhob und in den Himmel flog.

„Wir werden uns wieder sehen, und es wird mir wieder eine Freude sein! Los meine Kinder, lasst uns den Schwarm jagen!“

Dann wurde es ruhig … bis auf das unheilvolle Zirpen und Stöhnen und Kreischen aus weiter Ferner, wie auch direkt in ihrer Nähe.

Vitama ich bin dein,
bewahre mich vor dem Bösen.
Errette mich von meinem Leid.
Führe mich zurück in deine Arme.


Zuletzt geändert von Amelia: 4.09.06, 15:45, insgesamt 1-mal geändert.

Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 9.09.06, 02:47 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 25.06.05, 16:49
Beiträge: 36
„Wie oft hört man jemanden sagen, dass etwas perfekt ist. Ein Schmied der seine Arbeit lobt, ein Künstler der ein Kunstwerk vollendet hat. Doch woher wissen sie was in Zukunft geschieht? Perfektion ist eine Momentaufnahme der Dinge, nicht mehr. Und aus jenem Grund verdient nichts diese Betitelung.
Vor dem Auge der Götter, vor der Unendlichkeit allen Seins ist gar nichts und niemand perfekt.“

Tardukai Bheliar, Endtag, 10. Carmer 17 nach Hilgorad



Wie beschreibt man das Nichts, wie die absolute Dunkelheit? Wenn man die Hand vor die Augen hebt, so sieht man sie nicht. Man fühlt den Arm sich bewegen, schwerelos in jener vollkommenen Nacht ohne das Mondlicht. Das Gefühl der eigenen Sterblichkeit wird einem in diesem Augenblick mehr als deutlich. Ein jeder Herzschlag erklingt wie das Donnergrollen nach dem Blitzeinschlag. In diesem Augenblick ist man blind, in diesem Augenblick fühlt man wahrhaftige Einsamkeit. Und doch gibt es immer ein Licht in der Ferne, ein Funken der Hoffnung welcher den Verstand hält und dem Wahnsinn Einhalt gebietet. Nach jenem Licht zu streben, jenen Funken wahrzunehmen, dies ist die Pflicht eines jeden Treibenden.

„Erhebt euch. Verbringt drei Tage und Nächte im Gebete. Ich werde dann wieder zu euch kommen.“

Was erwartet man? Was bringt einem jenes Licht, der Ausweg aus der Dunkelheit – dem Nichts? Unbeschreibliche Schmerzen in der Brust, ein jeder Herzschlag droht den Körper zu sprengen, als sei der Brustkorb viel zu klein um den Platz zu bieten welchen das Herz verlangt. Die Lungen füllen sich brennend wie flüssiges Feuer mit Luft, es zirkuliert in ihnen und treibt dich an den Rand des gerade zurück gewonnen Bewusstseins. Und wenn dann die Dunkelheit gerade wieder fühlbar wird erwachen die Sinne aus ihrem Schlaf und füllen deinen Körper aufs Neue mit Adrenalin.

“Und so ward das Band zertrennt … „

Verachtung, Zorn, unbändiger Hass.

„… ich werde wiederkehren in diese Hallen, zu beenden was ich begonnen habe. Am heutigen Tage, ward mir die Kraft dazu geben.“

Kannst du Wahrheit von Lüge unterscheiden? Sieh in meine Augen und sag mir, lüge ich? Oder spreche ich wahr? Deine Gesichtszüge spiegeln es wieder, sagen mir wer du bist. In deinen Augen erkennt man es. Denn nur wenige vermögen wahrhaftig gefühllos zu sein, kalt und somit die perfekten Lügner.

“I Nrim Hor, Valkai eth berahry Arkinum Vandria. I khet meh feradar dih talfar ta vrist eth raetisar.
So wie die Klinge im Feuer gehärtet wird, soll er erstarken in den Flammen von Glaube, Ehre, Pflicht und Demut. Mein Blut zu seinem Blut - verbunden in Glaube, Ehre, Demut, Pflicht für Fürst und Gottkönig.“
„Mein Blut zu eurem Blut, Wahrheit, Glaube, Erkenntnis.“


Und wo die Lippen ruhen, dem Wahnsinn und dem Fanatismus Einhalt geboten wurde, wütet an einem anderen Ort der Sturm des Chaos. Der Sturm des Zorns. Die Saat des Hasses. Wieder rast das Herz droht zu bersten doch ist es dieses Mal kein Schmerz, sondern Wohltat, ein Geschenk. Der wache Geist ward Sieger über den drang zu sprechen.

„Bei meinem Blut schwöre ich, auch dir wird meine Gnade zu teil. So sei die Schülerin, meines Hasses. Ich werde dir zeigen, was dein Schicksal für dich bereithält.“

Aus der Ferne erklingen die Worte, die Barriere aus kontrolliertem Zorn und unbändiger Wut wie ein Echo der Ferne durchdringend.

„Nun harret hier und betet, bis ich euch hole. Bis euer Pfad auf's neue beginnt.“

Und so ward es diese eine Nacht in welcher der schwarze und der silberne Mond sich nahe Standen. Es sollte jene Nacht sein in welcher sie gemeinsam, hinabschienen auf ein und denselben Ort. Den Weg erleuchteten, harrend der Zukunft in welcher nur einer von ihnen hell erstrahlen sollte.

„Deswegen möchte ich, dass Du nach Oben gehst und eines der Zimmer in dem Niemand schläft... soweit vorbereitest…“

Ein Gedanke, brennt sich in den Verstand, wiederum ein Stück von jenem verzehrend.

”Mih makena Dukai vill lerar. Ag vill wu lerar. Nudarand i’Morot – Mein Kampf wird euch Wahrheit lehren. Ich werde euch Hass lehren. Neuordnung im Tod.“


Nach oben
 Profil  
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 9 Beiträge ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 19 Gäste


Sie dürfen keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Sie dürfen keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Sie dürfen Ihre Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Sie dürfen Ihre Beiträge in diesem Forum nicht löschen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron

Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007 phpBB Group
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de