Donnergrollen. Finsternis.
Unheilige Stimmung breitete sich wie eine beklemmende Zange über Siebenwind aus und drückte zu; die Beschwörerin formulierte Worte, die dunkler waren, als die Raben, die über den Menschen kreisten, kraftvoller als die Bestien waren, die sich über die Gruppe ergoßen.
Unheilig das Ritual, welches die Mannen in nachtschwarzer Rüstung über Tare riefen.
Stolz erfüllte die in weite Roben gewandete Gestalt. Stolz für alljene, die stark genug waren, sich voller Mut und Tapferkeit in eine Schlacht zu stürzen, deren Ausgang in einem anderen Kapitel stehen würde und den sie mit hoher Wahrscheinlichkeit selbst nicht erleben würden.
Verachtung erfüllte die in weite Roben gewandete Gestalt.
Verachtung für alljene, die tatenlos herum standen, sich nicht mit den Kriegern des Namenlosen in die Schlacht stürzten, sondern wie Aasgetier über dem Geschehen zu lauern, sich lustig zu machen über jene, die voller Tatendrang Ihm dienlich waren.
Doch empfand er Hass?
Hass war ihm fremd geworden. Es gab eine Zeit, da war Hass sein Lebenselexier, sein Gehstock auf dem leidigen Pfad, seine ruhende Bank, die ihm auf dem Weg des Lebens in die Verdammnis hinab Stützpunkte waren, zu denen er sich mühevoll schleppte, um nur kurz zu verweilen...
Was er jetzt empfang war Mitleid. Mitleid für jene dummen Narren, die selbstgefällig Schritt um Schritt taten; nur um am Ende erkennen zu müssen, dass sie gefehlt und nun den Preis dafür zu zahlen hatten.
Er empfing ihren wispernden Spott wie ein Willkommensgeschenk, denn er wusste, dass es Torheit war, die sie lästern ließ, dass es Neid war, der sie zu solcherlei Untugendhaftigkeit verleitete.
So erkenne junger Kethai, dass du deine Feinde achten sollst. Dass du von ihnen lernen sollst, denn sie besitzen Wissen, von dem du zehren kannst wie eine Zecke, bevor sie gerichtet werden...
"Und was heißt das für mich? Heißt das, dass wir sie nicht besiegen können?", hatte der junge Mann in bronzener Rüstung gesagt.
Das heißt, mein Kind, dass du deinem Feind Ehrerbietung gegenüber erweisen sollst, denn du weißt nicht, was er durch gemacht hat, bevor er so wurde, wie er ist. Das heißt, dass du nicht unbedarft dein Schwert führen sollst, bevor du deinen Feind nicht studiert hast. Es wird Gericht gesprochen werden, doch nicht heute und nicht jetzt...
Dankbar wandt sich der junge Krieger ab, doch Trauer erfüllte die weißberobte Gestalt. Trauer ob des Elends, dass auf diesem Platz unter den Anwesenden einzug gehalten hat.
Arroganz und Ignoranz spürte die Gestalt. Doch er würde schrecklich wüten und neu schmieden das Eisen der Einigkeit und die Funken würden sprühen, die Funken würden sich erkalten und tot zu Boden segeln, die Funken, die nicht zu Einigkeit des Ganzen passten...
Wie ein Schatten glitt die Gestalt neben seiner Beschwörerin auf dem geschwärzten Boden der Hallen entlang- sie waren schon eins...
Staub und Asche regnete es auf die Stadt herab, nachdem die brennenden Geschosse sie verzehrt hatten und die dunklen Legionen einmarschiert waren. Leises Wehklagen der Rastlosen erschallte als unheiliger Choral, als eine Gestalt in dunkler Robe durch die hernieder gerissenen Portale der Stadt ritt. Sie empfingen den Seelentreiber voller Erfurcht, ihren obersten Legionär, ihren Heerführer. Als er näher kam, konnten die wenigen Überlebenden, die sich in ihren ruinenhaften Häusern verkrochen hatten, sehen, wie er hoch erhobenen Hauptes einen weiteren Erfolg verbuchte, bevor er sich zum geschädeten Tempel wandte und ihn mit einer Handbewegung in Brand steckte....
Und es ward Finsternis, als sich die Legionen erhoben aus dunkler Nacht. Angeführt von einer schrecklichen Gestalt zu Pferde, die sie stumm kommandierte und man konnte sehen, wie sie töteten ohne Reue und vernichteten ohne Rast.
Zuletzt geändert von Titus von Siebenwind: 23.03.07, 17:16, insgesamt 1-mal geändert.
|