*Der Schürhaken flog durch die Luft und landete mit einem hellen scheppern in einer Ecke.
Ungeduldige Hände nahmen behandschuht den langen Stiel der Gußpfanne. Schweiß lief dem weißbärtigen Nortraven über die Brust und tropfte zischend in die Glut.
Blubbernd ergoß sich das glühende Metall in eine schmale Gußrinne.*
Mir Briefe zu schicken geht ja noch... Der Giftanschlag jedoch war eine feige Tat. Derjenige hatte die Goden schon lange verlassen. Oder sie ihn. Er war tot. Es war egal, ob er noch atmete, aß oder Frauen unglücklich machte, er hatte seinen Tot besiegelt mit diesem Brief. "Droht Dir jemand, schärfe Deine Zunge! Droht jemand Deinem Aett, schärfe Dein Schwert!" hieß es in seiner Heimat. Und er würde sein Schwert nicht nur schärfen, nein, das war ihm nicht genug!
*Der massige Nortrave nahm ein schlankes Messer aus seinem Werkzeugkasten. Tiefe Zornesfalten in seinem Gesicht eingelassen.
Dann legte er das Messer auf den Tisch vor sich und sah darauf hinab.*
"Travendreck - verlass die Stadt!"...er konnte den ersten Brief vor seinen Augen sehen. Dann der zweite... Gift - ohne die unheimlichen Kräfte Aren Remuldos wäre er vor dem Hospitz im Dreck verkommen wie ein Gossenhund! Doch mit all dem konnte er leben, konnte er seine angelernte Höflichkeit und Zurückhaltung beibehalten, denn es ging nur gegen ihn persönlich. Aber nun das Kontor. Er überflog nocheinmal die Zeilen dieses dritten Briefes, dieses Todeswunsches eines ihm unbekannten feigen ehrlosen Nichts.
*Er kippte den Klingenrohling auf den Amboss und fixierte ihn mit einer Zange in der einen Hand. Die andere führte einen schweren Schmiedehammer.
Harte Schläge, Hitze und Lärm füllten den Raum.*
Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, dabei war es nichteinmal ein Godenlauf, daß er das entscheidende Gespräch mit Vaka hatte. Für seine Ideen verspottet! Als Paktierer mit dem Feind bespuckt! Als unnortravisch aus dem Dorf gejagd! Sein erster Impuls war gewesen, das nächste Schiff zu besteigen und diese undankbare Insel wieder zu verlassen, doch wie sollte er zurückkehren? Ehrlos? Verstossen? Er würde der Sache Zeit geben... es würde sich einrenken. Doch renkte es sich nicht ein - wenn er auf Vaka traf, tat sie, als wäre nichts geschehen. Scheinheiliges Weib...
*Die Klinge war in ihrer Rohform fertig, das Eisen immer noch dunkelrot glühend.
Er nahm das Messer in die eine Hand und hielt die linke als Faust vor sich über das glühende Stück.
Mit grimmiger Miene sprach er die Worte: "Di havst Diinen Tot jewaehlt! Jej waehle nu de Waffe - Jej geve Di den Hees "Diebtöter", und zog die Klinge des Messers über den Handrücken. Ein Ächzen und Zähneknirschen war zu hören, dann tropte Blut auf die glühende Klinge und feine Dampfwölkchen stiegen auf.
Neben der glühenden Klinge wartete ein einzelnes Schlagsiegel auf seinen Einsatz.
Dieses Schwert würde nicht von nortravischen Schutzrunen prangen.
Das Siegel zeigte nur eine Rune: "EHRE"*
Er blieb auf der Insel und lernte unter den Menschen bessere und ehrvollere Gestalten kennen als in Vänskap. Schließlich nahm er einige in seinen Aett auf und sie gründeten zusammen ein Kontor, wie er es sich vorgestellt hatte. Seine Freunde, seine Familie, sein Aett. Alles, was er noch besaß... Da hatte sich jemand den falschen ausgesucht um ihn zu erpressen.
*Zyklen später trat der hochgewachsene Nortrave auf die Straße hinaus, die linke Hand mit einer Binde umwickelt, und verliess die Stadt.
Neben seinem Nortravenschwert an seiner Hüfte trug er ein zweites, eine relativ kurze, sehr breite Klinge in einem Rückengeschirr.
An einem bestimmten Baum hinterliess er ein unscheinbares Pergament in einer Aushöhlung des Baumes.
Darauf steht zu lesen:
Da Di Dinem Tode avseits Thjareks Hallen so fleissijen Vorschub givst, dat jej Di niit mehr davon erretten kann, biete jej Di, wenn Di den Dingen niit ihren Lauf weiterdiktieren willst, iinen schnellen und schmerzfreien Weg ous diesem Deinem abgeschlossenen Leven. Gehst Di darauf niit innerhalb kurzer Zejt iin sondern wartest, bis jej hier iinen Ring hinterleje, denn kann Di ouf Thjareks Erd niemand mehr retten.
Als er später wieder durch die Straßen der Stadt geht, trägt er auf dem Gesicht die gleiche freundliche Höflichkeit wie immer. Durch nichts trägt er sein Inneres nach außen.
Hie und da grüßt er bekannte Gesichter mit einem Lächeln und ruft sein "Dej Ehr, Dej Ehr!"*
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Roselin Linnfaerber Bram Fichtenstieg Viinjald Frederikksson
Zuletzt geändert von Wittiko: 30.09.07, 15:48, insgesamt 1-mal geändert.
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