„Kapier es endlich, da geht es nicht weiter!“ Sein Blick war eiskalt, nichts von dem was sie an ihm kannte war noch vorhanden. Dieser Mensch hatte sich in einen vollkommen anderen verwandelt, und seine Worte, mehr noch die Blicke trafen sie wie harte Schläge ins Gesicht. Ihr war übel, nicht allein wegen seiner Worte, wegen seiner Blicke und seiner Gestik, nein viel mehr begann Wut ihn ihr hoch zu kochen. Wut darüber wie feige er war, Wut darüber, wie wenig Verständnis er ihr gegenüber aufbrachte, nachdem er erstmal über die Lippen gebracht hatte was er scheinbar wollte, Wut darüber das sie selbst nicht die Worte fand um auszudrücken was sie eigentlich sagen wollte. Aber vor allem Wut darüber, dass sie zusah wie er ihre Selbstachtung mit Füßen trat und sie nichts zu unternehmen wusste. „Mach dir nichts vor, ich sehe doch wie es um dich steht.“ Wieder war da dieser eisige Blick, Verachtung meinte sie in jenen Worten zu vernehmen. Sie machte sich nichts vor, sie wusste das sie noch immer für ihn empfand, sonst würde sie nicht all dies über sich ergehen lassen, sonst würde sie nicht weiter nach einem Ausweg, einer Lösung suchen und es lag ihr fern ihren Zustand zu bestreiten, doch offenbar rechnete er mit anderen Dingen. Er wandte sich zum gehen ab, und Fassungslosigkeit mischte sich zu all jenen hoch sprudelnden Gefühlen. Er wollte sie einfach stehen lasse, sich nicht dessen stellen, was er vermeintlich begonnen hatte. Hatte er Angst er könne sie könne zu schlagkräftige Argumente finden? „Ich habe dir nichts mehr zu sagen Marie!“ Sie spürte die Tränen in ihren Augenwinkeln, doch sie wollte nicht heulen, nein diese Genugtuung wollte sie ihm nicht geben und doch, sie folgte ihm als er sich los gezogen hatte, folgte ihm bis er geradezu fluchtartig in sein Haus kehrte. Wo war jener Mann der mit so friedlichem Gesicht in ihren Armen gelegen hatte? War jenes all nur eine Schutzmaßnahme, um nicht erneut verletzt zu werden?
„Vertrauen ist Mut, Marie und die Hoffnung wird dir Stärke geben. Doch vertraue niemals ins Aussichtslose, sonst wird deine Hoffnung dich ins Verderben treiben.“
Es war eine schlichte Lehre die ihr Vater ihr nannte, bezogen auf ihre Kampffähigkeit. Sie sollte auf ihre Stärken vertrauen, doch nicht wenn offensichtlich war, das sie damit nicht weiter kam. Nie hatte ihr Vater es unterlassen, ihr einzubläuen, dass es immer einen Stärkeren gab. Wohl wissend, dass er seiner Tochter zwar die Taktiken und Techniken bei brachte, doch ebenso peinlich darauf achtete, das sie niemals genug Kraft und Ausdauer haben sollte, solange sie bei ihm lebte, um sie wahrhaftig gefährlich anzuwenden. Anfangs hatte sie versucht die Erziehung ihrer Mutter mit jenen Lehren in Frage zu stellen, wenn es darum ging wie sich eine „gute“ Ehefrau zu benehmen hatte. Wenn es darum ging, völlige Loyalität zu einem Menschen, der später ihr Ehemann sein sollte, aufzubauen. Wenn es darum ging, die Launen und Marotten eines Mannes auszugleichen, indem sie an die Liebe zwischen ihnen glaubte. Doch ihre Mutter war unbeirrbar gewesen, selbst als sie es bei ihrem Vater versuchte, welcher ihr schließlich die ach so weisen Ratschläge gab.
„Was ist wenn ich sehe, das mein späterer Mann Dummes tut?“ „Hör auf dir solche Gedanken zu machen Marie, vertraust du deiner Mutter und mir?“ „Ja natürlich.“ „Dann vertraue darauf das wir dir keinen dummen Mann suchen!“ „Aber wenn es doch mal passiert?“ „Jeder Mensch macht Fehler Marie, zu deinem Mann zu stehen, ihm den Rücken zu stärken ist deine Pflicht und jetzt hör auf damit!“ Ihr Vater war brummig geworden, nicht wirklich böse, doch jedes mal, wenn es um ihre spätere Ehe ging, schien er jenen Teil der Erziehung voll und ganz abzulehnen, ihn auf Maries Mutter zu schieben, als wüsste er nicht recht was er sagen sollte. Marie nahm es hin, sie wollte ihren Vater nicht wirklich verärgern, doch zufrieden war sie dennoch nicht. „Meinetwegen kehre es um und zieh aus der Erziehung deiner Mutter Ratschläge für deine Schwertbegeisterung, aber stelle sie nicht weiter in Frage.“
Es war wie ein Köder den Gerom Tulard seiner Tochter zugeworfen hatte und den sie viel zu willig aufgenommen hatte. Es schien ihr interessant, beides miteinander zu vergleichen um daraus eigene Erfahrungen, Gedanken oder Einfälle zu schließen. Und irgendwann, es war etwa in ihrem 14 Morsan, hatte sie begriffen, das die Liebe oder Ehe, für Marie war es ein und das selbe, vor allem auf den Glauben und das Vertrauen zueinander bestand. Unerschütterliche Loyalität zueinander, und Verständnis.
Marie fühlte sich elend, es war als hätte ihr jemand alle Last der Welt auf die Schultern gelegt, als die Tür sich hinter ihm schloss. Was sollte sie tun, sie war kaum fähig einen klaren Gedanken zu fassen und doch kämpfte sie um ihren klaren Verstand. Sollte sie nun Vertrauen oder Glauben? Oder war dies eine hoffnungslose Situation? Wie weit würde man von ihr erwarten, das sie glaubte, um ihr die Einsicht auf Hoffnungslosigkeit zu gestehen? Ihre Eltern waren fort, fort mit ihren weisen Ratschlägen, fort mit ihrer Unterstützung, fort mit lehrenden Worten die ihr in jener Situation weiter geholfen hätten. Ihr Nest der Familie war zerstört und sie musste nun selbst entscheiden. Das Leben hatte ihr wunderbare Eltern geschenkt, die ihr viel beigebracht hatten. Es mochte eher Zufall sein, das sie ein, zwei Tage später auf Hendrick traf.
Hendrick Jahrrenson. Unerschütterlich in seinem Glauben an seine Gefühle. Unerschütterlich in seiner Loyalität zu jener Frau, von der sie Abstand hielt. Sie wusste nicht wirklich was sie von ihr halten sollte, es war ihr im Grunde genommen auch gleichgültig. Was sie nicht vergaß, war jenes Gefühl das ihr diese Frau vermittelt hatte, das Gefühl für kurze Zeit nur eine Aufmunterung für triste Langeweile zu sein. Sie tat es mit einem Schulterzucken ab. Vergessen würde sie es nicht, doch das hieße nicht das es sie weiter belasten musste, nach vorne sehen galt es nun. Wer zurück sieht verpasst das Leben. Sie verstand es als günstige Gelegenheit des Schicksals, sich mit Hendrick aus zusprechen, sagte ihm, das all seine Facetten, all sein Getue, nicht leugnen konnte was sie dann und wann zu sehen glaubte. Und vor allem das es überhaupt nicht zu ihm passte. Sie war froh über die Aussprache, zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, er wäre wirklich ehrlich. Schweigend hörte sie zu, machte sich selbst ihre Gedanken dazu, still nahm sie die Worte auf, die seine Lippen verließen. Und suchte jene auf ihre Situation zu formen. Sein Glaube, seine Liebe war unerschütterlich, so wie es ihr immer beigebracht wurde, ob er wollte oder nicht, sie versuchte aus seinen Worten einen Weg für sich selbst zu finden, wenngleich manche Dinge nicht wirklich mit ihrer Überzeugung zusammen passten. Sie zweifelte nicht daran das jene Liebe ihm noch Kummer bringen würde, viel zu sehr schien diese Frau auf die eigene Kontrolle zu achten. Zwischen dem was sie selbst erlebt hatte und dem was er erzählte, lagen Welten, für die Marie nur eine Erklärung fand, zweifelsohne war er selbst längst auch darauf gekommen, doch dies sollte niemals zur Sprache kommen. Nein, er sollte seinen Weg gehen und sie selbst ihren, dennoch fragte sie sich, ob sie ebenso loyal sein konnte, ob sie ebenso stark glauben konnte. Sie wollte es versuchen.
Die nächsten Abende hatte sie öfter Abends mit Hendrick verbracht, sie hatten in der Taverne gesessen und gegessen, sich unterhalten, ihre Lage geklärt und langsam, ganz langsam entwickelte sich etwas das einer einfachen Freundschaft gleichkam und es war schließlich Hendrick durch welchen sie Tjivra kennen lernte. Ebenso eine Kriegerin wie sie selbst es werden wollte, doch hager und dürr war sie, ihr erschien Tjivras Äußeres als ungesund, dennoch war sie eine Persönlichkeit, mit der man sich wirklich unterhalten konnte. Ähnlich schweigsam wie sie selbst mit der Fähigkeit des Denkens gesegnet. Was sie hoch an Tjivra achtete war das vermeintliche Erkennen, das sie ihr Leben in relativ gerade Bahnen gelenkt hatte, Ziele hatte welchen sie folgte und all jene Gefühlsduseleien von ihrem Denken fern hielt, was sie zu einer sehr objektiven Gesprächspartnerin machte. Sie war es schließlich die Marie von dem Vorhaben „Garnison Schattenwacht“ erzählte, sie fragte ob sie sich nicht anschließen wolle. Marie sagte zu, das sie sich darüber Gedanken machen würde. Garnison Schattenwacht, es hörte sich für sie vielmehr wie ein Abenteuer an, ihr erstes Abenteuer, das sie durchaus weiter auf dem Weg einer Kriegerin brachte, doch sie kannte im Grunde genommen niemanden. Und es gab keinen dort, selbst Hendrick nicht, dem sie so sehr vertraute, das er sie schützen würde.
Marie gefiel der Gedanke an jenes Abenteuer, und nicht nur das Abenteuer, sondern die Tatsache das es sie weit weg aus Falkensee bringen würde, weit weg von ihren Problemen und Gefühlsduseleien hier. Es könnte ein neuer Anfang für sie sein, ein Anfang mit klaren Zielen, mit nicht aufhörenden Aufgaben. Auf der Suche nach Leuten die „sie“ begleiten würde, fand sie schließlich ausgerechnet in einem Elf, jene Person die ihr den Rücken decken würde. Hinter ihr stand um Halt zu finden. Tanael. Er hatte zwar selbst eigene Ziele und Verbindungen zu jenem Vorhaben, doch es tat gut jemanden wie ihn dabei zu wissen, ihr Entschluss stand fest, jetzt gab es nur noch eine Frage die sich stellte und auch jene würde sie bald klären. Doch eine Überraschung traf sie völlig unerwartet. Rodran. Er schien nicht sonderlich angetan von jenem Vorhaben und sie bedauerte ihn wohl kaum noch zu sehen, so es endlich los gehen würde. Sie hatte ganz heimlich, ganz leise gehofft, er würde mitkommen, doch um es laut auszusprechen, wusste sie selbst das seine Einstellung wohl nicht dazu passen würde. Auch versuchte sie sich ihn als Krieger vorzustellen, in einer Gruppe, in einer Rotte, und jenen Schatten konnte sie sich kaum wahrhaftig vorstellen, an der Front ohne all jene Begleiter des Zufalls und Schattens die er gewohnt war. Es war ein großes Zusammentreffen in jener Taverne gewesen und mit unwohlem Gefühl betrachtete sie all jene die sich bereits dafür entschlossen hatten. Tjivra nannte die Personen die ihr halb oder ganz zugesagt hatten, als Rodran erklärte er würde ihr folgen. Maries Blick jagte zu ihm, doch er stand unverändert da, gleichmütig nach außen, was hatte ihn bewegt sich Tjivra anzuschließen? Ihr Herz hatte einen Sprung gemacht, doch sie wagte es nicht vor all den Leuten zu zeigen, sie musterte ihn nur still. Ihn in der selben Truppe zu wissen, war so von Wert, das Marie kaum gewusst hätte was sie sagen sollen, wenn sie die Möglichkeit gehabt hätte. Ihr Ruhepol, ihr Schutz und ihr Halt, alles hatte durch ihn plötzlich in diesem Abenteuer Platz gefunden, ohne das sie auch nur ansatzweise damit gerechnet hatte. Leise im Geheimen fragte sie sich als sie dort saß und den Reden horchte, wem sie mehr vertraute, jenem einen oder Rodran. Wer ihr mehr gab, wer ihr mehr bedeutete. Die leise Ahnung das Rodran ihr viel mehr Halt und Sicherheit gab, wenngleich sie es sich anders wünschte, war es schließlich die ihr den letzten Rest Mut gab, sich einer Entscheidung zu stellen. Sie würde der Garnison folgen, das stand an jenem Abend fest, und sie würde mit dem Mann reden, der ihr mal soviel bedeutet hatte, sie würde sich alle Entscheidungen abnehmen lassen, was ein „gemeinsam“ betraf. So er folgen würde, würde es ein deutliches Zeichen sein, das sie die Hoffnung nicht verlieren sollte, das sie Vertrauen sollte, das sie Festhalten sollte, doch würde er nicht folgen, würde sie loslassen, ihre Selbstachtung, die sie irgendwo auf dem Marktplatz an jenem Abend verloren hatte wieder einsammeln und einen dicken Strich über diesen Mann ziehen. Dann sollte er der Vergangenheit angehören, dann war er sie nicht wert.
„Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig!“ er sprach leise, doch er war gereizt. „Oh doch, das bist du, nach allem was passiert ist, aber das erwarte ich nicht mal von dir!“ hatte sie ihm zurück geschleudert, nicht noch einmal würde sie sich von ihm wie ein dünnes Pergament zusammen falten lassen, nicht noch einmal würde sie zusehen, wie er sie von oben betrachtete und sie aufschaute. Es war wieder in einem Streit geendet, doch dies zeigte ihr mehr als deutlich, was sie zu tun hatte. „Leb wohl!“ es war mehr der Höflichkeit wegen, als das sie es meinte, im Grunde war es ihr an jenem Abend gleichgültig geworden was aus ihm werden würde.
Marie saß still auf dem Tisch und blickte gen Wasser. Sie sammelte die Scherben ihrer selbst auf, fügte sie schweigend wieder zusammen und erbaute jenes Spiegelbild, in das sie in letzter Zeit nicht sehen konnte wieder neu. An ihrer Seite einen Freund und es schien ihr als passe er selbst jetzt auf, das sie sich an all den Scherben nicht schneide. Sie fragte sich womit sie sein Vertrauen, sein Dasein verdient hatte. Sie fragte sich wie sie ihm danken konnte, denn wenngleich ihr bewusst war, dass er keinen Dank erwartete, war sie es ihm schuldig. Sie kannte niemand Lebenden, dem sie mehr Achtung zukommen lassen konnte als ihm. Rodran Argon, sprach nicht, er handelte und sein Handeln tat ihr gut. Dieses Vertrauen, diese stille Offenheit, diese Rückendeckung, diese Ruhe sollten eigentlich der Grundstein für eine Liebe sein, die sie sich bei wem anderes gewünscht hatte und nun bei jemanden fand, der „nur“ ein Freund war. Liebe sollte für sie wohl nicht sein, doch einen Freund hatte sie gefunden. Jemanden dem sie ihr Leben auf dem Silbertablett servieren würde. Der Gedanke, dass sie ihn als ihren Mörder wählen würde, so sie die Wahl auf jenen hätte, belustigte sie für einen Moment. Sie erinnerte sich an jenem Abend daran, wie sie am Anfang überein kamen, das es nur Freundschaft bleiben sollte, als sich etwas anderes einen Weg in ihren Kopf bahnen wollte. Doch jener Gedanke blieb ungedacht, unerkannt, unbeachtet und auch ihr Herz mochte den Schleier jenes Schattens nicht lüften, jene Nebel durchschauen, die es umgaben.
„Bald werden wir Kumpanen sein!“ hatte sie mit Tanael gewitzelt, Ablenkung zu dem Chaos in ihrem Inneren gesucht und gefunden. Sie hatte sich jegliche Gedanken an jenen Mann verboten, geweigert auch nur seinen Namen zu denken, oder sich sein Gesicht vor die Augen zu führen. Sie würde ihn vergessen, wenngleich es noch immer etwas Aufruhr in ihr auslöste, so er erwähnt wurde, doch sie hatte sich für ihr Leben und ihr Glück entschieden. Einzig das Eingeständnis das sie ihm hinterher gelaufen war, drückte ihre Stimmung noch immer, doch nicht an jenem Tag. Sie sah von weitem das etwas nicht stimmte, Rodran trug zum einen eine Rüstung und zum anderen stand Schmerz in seinem Gesicht und seinem Gang. Alle Scherze und Witze und Späße waren wie fort gespült und sie stolperte auf ihn zu. „Kannst du mir tragen helfen?“ Das er sie überhaupt um etwas bat, erleichterte sie. Doch kaum das sie ihm zusagte, und jene Dinge für ihn schulterte, zog er sich zurück. Sie folgte ihm schweigsam und versuchte das Ausmaß des Wundschmerzes wahrzunehmen aus der Art wie er sich gab. Sie hatten Worte gesprochen, ob der Heilversuche und sie hatte seine Hand sanft, aber bestimmt zur Seite geschoben, als er sich am Verband zu schaffen machte. Sie hatte jene Aufgabe übernommen, und wollte sich die Wunde erneut anschauen, doch kaum das sie ihn berührt hatte, war er aufgesprungen, als versprühe sie Gift. Es traf sie bis ins Mark als er vor ihr weichte, seine Hilfe ganz offenbar ablehnte. Still rollte sie die Bandagen wieder ein und fragte sich was sie falsch gemacht hatte. „Wenn du sie auswäscht kannst du sie nochmal verwenden...“ sprach sie leise um die Stille zu füllen, die plötzlich zwischen ihnen stand und sie beide ausschloss. Sie waren nicht mehr Teil der Stille, nein sie stand an beiden Enden außerhalb und sie spürte wie er sie taxierte. Ihre Kopfhaut prickelte, und sie spürte die Tränen aufsteigen. Was war passiert, das er sie auf einmal so ablehnte. Sie wollte nicht vor ihm weinen, sie wollte ihm nicht zeigen wie sehr es sie getroffen hatte. Wollte er das überhaupt, wollte er überhaupt das sie ihm nicht nahe kam, oder war es nur der Schmerz der ihn zurück schnellen ließ? Nochmals wagte sie vorsichtig zu ihm zu schauen. „Soll ich gehen?“ sie sprach leise, leise genug als das er nicht hören konnte wie ihre Stimme sonst vibriert hätte und ihr Kopf wand sich rasch zur Seite als er nickte. Ja er wollte es und es war nicht nur der Schmerz gewesen. Irgendwas an ihr ließ ihn, ihr aus dem Weg gehen, Abstand suchen, Distanz aufbauen. „Marie... ich bin es nicht gewohnt, dass man mir hilft.“ Ihre Hand lag bereits an dem schmalen Wall und sie blickte nochmals über die Schulter. Seine Worte klangen von so verdammt weit her, als täte es ihm selber leid und doch hatte er sie wieder fort geschickt, genickt als sie fragte, ob sie gehen sollte. Der Kloß in ihrem Hals wurde immer größer und sie wusste nicht wie lange sie noch jene trügerische Fassade der Fassung aufrecht erhalten konnte. Marie nickte nur, ehe sie hinter dem Wall verschwand.
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