Würde er kommen? Nach all dem was geschehen war? Natürlich war es nicht richtig ihn zu sich zu bestellen. Doch was blieb ihr anderes übrig? Sie suchte nach ihm, ritt von Ort zu Ort, hielt sich lange in den Orten, auf den Marktplätzen, auf. Doch sie fand ihn nicht. Es war so wichtig mit ihm zu sprechen. Sie musste es! So blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm eine Nachricht zu hinterlassen. Doch würde er ihrer Bitte folgen zu ihr zu kommen? *ihr Blick wandte sich dem Weg zu, nervös rangen ihre Hände miteinander*
Was hatte sie nur getan? Warum hatte sie wieder auf andere gehört. Sich ein schlechtes Gewissen einreden lassen das so weit führte, dass sie ihn aus dem Haus warf. *Sie atmete schwer.* Es tat noch immer so weh. Nur der Gedanke daran, wie sie ihn behandelte. Er hatte es einfach nicht verdient. Und wofür hatte sie das getan? Um anderen gerecht zu werden? Damit andere ihre Genugtuung hatten? Warum durfte sie nicht an sich denken? Mit ihm war sie glücklich. Warum sollte sie sich ihren Gefühlen zu ihm nicht hingeben? Sie liebte ihn, auch wenn sie es nicht durfte.
Es musste ihm so weh getan haben. Sie sah es. Er war so verletzt. Wie er sie ansah, die Augen, die mit einmal so dunkel und böse schienen…*ihre Hand fuhr über ihren Hals, ihre Kehle entlang* Sie selbst an seiner Stelle hätte sich wohl die Pest an den Hals gewünscht. Wie konnte sie es auch nur zulassen, sich ein schlechtes Gewissen einreden zu lassen, welches so weit führte, ihn aus dem Haus zu verweisen, ihm die Freundschaft zu kündigen. Schon der Gedanke daran tat so weh, die Umsetzung zerriss ihr das Herz. Als ob das nicht schlimm genug wäre, geschah dies auch noch an genau jenem Tag, als passierte was sie sich so lange schon wünschte. Diese drei Worte aus seinem Mund zu hören. Natürlich war früher nicht im Entferntesten daran zu denken gewesen. Doch gab es Zeiten zu denen sie es sich gewünscht hätte. Nein, sie sollte warten müssen. Und als es geschah, als sie diese drei Worte aus seinem Mund vernahm, die so wundervoll klangen, die mal wieder ihre Knie weich werden ließen, die sie sich nicht traute zu hören, die sie…vielleicht doch nur geträumt hatte? Nein er hatte sie gesagt und ja, genau zu dem Zeitpunkt kündigte sie ihm die Freundschaft. Wie konnte sie so dumm sein? Wie konnte sie sich so sehr von anderen beeinflussen lassen? Es tat so weh.
Sie wollte ihn nicht teilen müssen. Sie wollte ihn für sich. Für sich alleine. Dass die Zeit gekommen war, nach all den Monden des Hoffen und Wartens, dessen war sie sich nicht bewusst. All das, worauf sie so lange hatte warten müssen, all das lag ihr zu Füßen und sie trat noch danach. Wie dumm war sie nur?
*Der Blick wanderte wieder den Weg entlang, es tat sich nichts. Sie sah nach links, senkte den Blick, ihre Brauen zogen sich schmerzhaft zusammen als sie an ihren Mann dachte* „Es tut mir leid …Du weißt gar nicht wie sehr. Aber ich kann einfach nicht. Ich kann nicht….so sehr ich es auch versuche. Es tut mir so leid. Ich kann nicht anders.“ *murmelte sie leise zu sich, seufzte. Der Blick fiel wieder nach rechts, zu dem Weg, den er nehmen würde*
Würde er kommen? Sie glaubte nicht daran, aber sie hoffte es. Er musste kommen. Sie brauchte ihn, sie liebte ihn. Wie würde er reagieren? Er war so unberechenbar. Würde er ihr alles Mögliche an den Kopf werfen, ihr sagen, dass er genug von ihren Spielchen hatte, dass sie ihn nie wieder sehen würde? Würde auch er sie als Schlampe bezeichnen? Und selbst diese Worte würden sich aus seinem Mund sicher weniger schmerzhaft anhören als sie es schon von anderen hatte hören müssen. *Sie presste die Lippen aufeinander, ihre Hände rangen weiterhin zitternd miteinander*
Oder würde er sie bedrohen, ihr das Leben erschweren wie er es schon einmal tat? Damals nach dem Kuss, als er in festen Händen schien. Sie bewusst leiden lassen? Nein, das wollte sie nicht. Sie würde so etwas nicht noch einmal durchstehen können. Und doch könnte sie ihm jenes nicht verübeln. Sie hatte ihm sehr weh getan, ihn enttäuscht. *Wieder fiel der Blick den Weg entlang.* Ruhe lag in der Luft. Nur das Fipsen der Tiere, das Rascheln der Blätter im Wind.
Vielleicht würde er aber auch und das wünschte sie sich so sehr, auch wenn sie wusste wie abwegig dieser Gedanke war, ja vielleicht würde er sie einfach nur mit den Worten „Ist schon gut, Liebes“ in den Arm nehmen. *Ein leichtes Lächeln huschte über ihr angespanntes Gesicht. Ihre Augen den Weg nicht aus den Augen lassend. Doch dann schüttelte sie seufzend den Kopf* Nein natürlich würde er es ihr so einfach nicht machen. Und das zu Recht. Diesmal war sie eindeutig zu weit gegangen. Immer nervöser werdend knabberte sie auf ihrer Unterlippe.
Sie liebte ihn, seit jenem Kuss, der nun schon über einen Götterlauf her ist. Damals, ja da musste sie sich zusammenreißen, war er doch vergeben. Und sie? Sie ebenfalls. Doch sie sah keine andere Lösung als sich zu trennen. Zu trennen von dem Mann den sie damals glaubte zu lieben. Erst später als sie den Mann kennen lernte mit dem sie den Vitamabund schließen würde, wurde ihr bewusst, wie schön das Leben sein konnte. Wie unbeschwert und liebevoll. Es war auch die Zeit in der sie sich tatsächlich von ihm lossagen konnte, seinen Annäherungsversuchen Stand hielt. Damals, als sie zum Picknick an dem See saßen, er sie küssen wollte…an dem Lavafluss, als sie seine Nähe so sehr genoss. Dennoch hielt sie auch dort seinen Annäherungen stand. Sie ließ es nicht zu, sich wieder mit ihm zu küssen. Bis zu dem Tag als sie wieder in ein tiefes Loch fiel, sie so unendlich schwach war. Und natürlich war er in dem Moment für sie da, gab ihr Nähe und Geborgenheit, die ihr so fehlte. So geschah was geschehen musste. Sie gab sich ihm hin. *Tief in ihren Gedanken versunken, wanderten die Augen hin und her*
Er musste kommen, er musste es. So in Gedanken vertieft hörte sie die näher kommenden Hufgeräusche nicht und schrak auf, als er – ob der Rüstung scheppernd – vom Pferd stieg. Sie war völlig überrascht. Da war er. Er war da! *Ein unsicheres Lächeln huschte über ihre Lippen, überrascht die Hand auf diese legend* Da war er! Ihr Atem ging schnell, das Zittern nahm zu. Da war er! Und er sah natürlich wieder so unverschämt gut aus. So stark, so männlich. Er war ein wunderbarer Mann. *ein tiefes Seufzen ging von ihr aus* Und wieder, wie es immer war wenn sie ihn sah, hatte sie zu ihrer Nervosität noch Probleme damit, nicht in sich zusammenzusacken ob der weichen Knie die seine Anwesenheit in ihr hervorriefen.
So sollte es kein Wunder sein, dass sie nur stammelnd ein überraschtes „Du…..du bist ja da“, heraus brachte und sich dafür hätte selbst schlagen können. Und er? Was tat er? Er sprach mit ihr als wäre nie etwas geschehen! Nein, nein das konnte nicht sein. Von ihr kam wieder nur ein nervöses stotterndes „Bist...bist....Du noch....also...bist Du böse auf mich?“ um sich danach auf der Unterlippe herumzuknabbern, ihn unsicher ansehend. „Böse…nein bin ich nicht“ Was? Was sagte er da? Das war nicht zu fassen. Nein, so leicht würde es nicht sein. So leicht würde er es ihr nicht machen. Überrascht sah sie ihn an. Überrascht über seine Reaktion. Es mussten noch Vorwürfe kommen. Vorwürfe, die er ihr zu Recht machen würde. Eine Ohrfeige! Ja, eine Ohrfeige, Auf jene hatte sie sich schon eingestellt. Sie würde sie hinnehmen, denn sie hatte sie verdient. Nein, er würde es ihr nicht so einfach machen und dazu hatte er allen Grund.
Doch zunächst mussten sie an einen ruhigeren Ort, um in Ruhe reden zu können. Zitternd streckte sie ihre Hand in Richtung seiner. Doch er nahm sie nicht. Er wich der Situation aus. Ja, sicher. Wie konnte sie auch denken er würde alles vergessen? So wandte sie sich um, um mit ihm einige Schritte weiter zu gehen.
Da saßen sie nun. Sich gegenüber betrachtend. Er schien ruhig, gefasst. Sie konnte, wie es immer bei ihm war, nicht abschätzen wie das Gespräch weiter verlaufen würde. Sie hatte Angst. Angst ihn zu verlieren. Wäre es doch nicht das erste Mal, dass er ihr freundlich auf das Gesicht zu mit seinen Worten eine Ohrfeige nach der anderen austeilen würde. Doch sie war auf das Schlimmste gefasst. Bisher zumindest verlief es besser als sie dachte. Stammelnd begann sie sich nun alles von der Seele zu reden. Wie sehr es ihr Leid tat ihn weggeschickt, die Freundschaft beendet zu haben. Wie sehr es ihr das Herz zerbrach ihm das angetan zu haben. Dass sie wieder einmal so einsam und schwach war. Sie genau zu diesem Moment wieder empfänglich für die Worte anderer war. Wie ihr gesagt wurde, sie würde doch allen anderen schaden, würde sie nicht endlich die Freundschaft zu ihm lösen und wie egoistisch sie doch sei; sie würde nur an sich denken. Ruhig lauschte er ihren Worten. Ruhig auch die skeptisch anmutenden Nachfragen seinerseits, als würde er ihr nicht glauben. Nicht glauben, dass sie es nie wieder tun würde. Nie wieder wollte sie ihn verletzen. Nie mehr wollte sie ohne ihn sein. Und das sie dies ernst meinte. Das sie ihm dies aus ihrer vollen Überzeugung sagte. Mit ruhiger Stimme, hakte er hier und da nach. Traute ihr nicht so recht. Sie stand auf, kniete sich vor ihn. Sah ihm tief in die Augen. „Ich liebe Dich. Alles würde ich für Dich tun, wenn ich nur bei Dir sein kann“. Dann spürte sie seine Worte die so knapp und dennoch so energisch waren, fast körperlich „Das ist das letzte Fünkchen Vertrauen für Dich. Noch einmal kann ich nicht sterben. Noch einmal.. will ich nicht sterben.“ Diese Worte, von ihm, es zerfetze sie innerlich. Was hatte sie nur angerichtet? Mehr als es ihre Vorstellung zuließ hatte sie ihn verletzt. Das durfte und würde nie mehr geschehen. Sie konnte das haben was sie sich so lange gewünscht hatte. Wie konnte sie ihn mit Füßen treten. Nein, es würde nicht mehr passieren. Es war also die letzte Chance die er ihr gab. Sie würde diese nicht in Gefahr bringen.
Er legte seine Arme um sie. Es war so schön ihn wieder so nah bei sich zu haben.
Es fühlte sich gut an. Sie genoss seine Nähe. Sie hatte ihn wieder. Sie hatte das, was sie sich all die Zeit ersehnt und gewünscht hatte. Er erwiderte ihre Liebe. Sie hatte ihn für sich. Von keinem würde sie sich sagen lassen dass es falsch sei was sie tat. Und jeden, der auch nur ansatzweise einen Versuch wagen sollte, ihr eine andere Sichtweise einzureden, würde sie aus ihrem Umfeld verbannen. Sie war glücklich und wollte es bleiben. Alles, alles würde sie für ihn tun…sie würde für ihre Liebe zu ihm töten…
_________________ Wenn das Dunkel der Nacht fällt und ich oft alleine bleibe, werde ich Menschen aufsuchen, auch wenn sie sich darüber wundern. Das Leben ist nicht immer Licht, aber auch nicht nur Dunkelheit.
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