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 Betreff des Beitrags: Argionemes’ Stab wird erzittern lassen das Eiland
BeitragVerfasst: 1.02.09, 21:06 
In einer Nacht in Brandenstein

Zu Beginn des frühen zweiten Zyklus geschah es eines Nachts, dass sich nach und nach Männer einfanden in der neu errichteten Bibliothek zu Brandenstein. Einige der Männer waren wohl solche, die dem Herrn Astrael dienen, denn sie waren gekleidet im Habit des Ordo Astraeli.

Ende des zweiten Zyklus waren es wohl neun Männer, die am Tisch saßen, auf dem eine Kerze stand, deren flackerndes Licht die Gesichter der Männer nur schemenhaft erkennen ließ.

„Brüder, ich heiße Euch willkommen im Namen des Allwissenden Astrael und seines Dieners Argionemes, in deren Namen wir tun unser frommes Werk.“ waren die Worte, die Calmexistus Salanus an die am Tisch Sitzenden richtete, nachdem er sich von seinem Stuhl erhoben hatte. „Vieles ist’s, was zu besprechen ist, ist doch viel Zeit vergangen seit unserem letzten Treffen, viel Zeit, in der Vieles geschehen. Doch lasset uns, bevor wir diesem uns zuwenden, ein Gebet sprechen zu unserem Herrn Astrael, auf dass er uns den Weg weise und uns beistehe in unserem Tun.“ Auf diese Worte hin erhoben sich alle von ihren Stühlen, formten mit ihren beiden Händen eine Kugel vor ihrer Brust und sprachen ein Bittgebet zu Astrael.

„Allwissender und allsehender Astrael,
gib uns die Kraft, die deine Gnade verleiht.

Erfülle uns mit Eifer, dich zu suchen.
Erfülle uns mit Verstand, dich zu erkennen.
Erfülle uns mit Weisheit, dich zu finden.

Gib uns zu allem, was du von uns forderst,
die Einsicht, den Willen und das Vermögen,
es so zu vollbringen zu Deinem Wohlgefallen.

Ael“



Als sich alle wieder gesetzt hatten, sprach Calmexistus Salanus wieder zu den Anwesenden. „Brüder, so will ich es sein, der zuerst Euch berichten will. Beunruhigende Kunde ist’s, die ich Euch überbringen muss. Mit Bruder Hubertus Anverita reiste ich vor einigen Monden auf das Festland, da uns lange Zeit keine Nachricht von unseren Brüdern auf dem Festland erreicht hatte. Wir begaben uns zuerst zur im Herzogtum Sae gelegenen Heiligen Stätte Lafays’ Stab in der Hoffnung, dort einen der Brüder des inneren Zirkels anzutreffen. Doch trafen wir keinen der Brüder an dieser Stätte an. Bruder Hubertus erkundigte sich daraufhin mit der gebotenen Vorsicht in der weißmagischen Bibliothek nach den Brüdern. Er konnte wohl in Erfahrung bringen, dass die Brüder vor schon langer Zeit die heilige Stätte Lafays’ Stab in Begleitung einer Reiterei in Richtung Draconis verlassen hatten. Bruder Hubertus und ich machten uns darum auf den Weg nach Draconis in der Hoffnung, dort die Brüder anzutreffen oder etwas über ihren Verbleib in Erfahrung bringen zu können. Doch auch in Draconis wurde unsere Hoffnung enttäuscht. Allein – wir hörten davon, dass in der Nähe des Klosters zu Nakro in der Baronie Kettel vor einiger Zeit ein schrecklicher Fund gemacht worden war. Zwei grässlich verstümmelte Leichen, verscharrt im Waldboden, waren von einem Jägersmann dort gefunden worden. Eine der Leichen war gekleidet im Habit des Ordo Astraeli, so hieß es. Wahrlich fuhr uns der Schreck durch die Glieder, als wir davon erfuhren, denn sogleich dachten wir daran, dass es sich bei der Leiche vielleicht um Hochwürden Ectus Fuhrenberg handeln könnte, welcher dem Ring des Argionemes stets treu gedient. So machten wir uns auf nach Nakro, um vielleicht dort etwas in Erfahrung zu bringen über den Verbleib unserer Brüder. Doch auch in Nakro war unser Mühen vergeblich. Eine letzte Hoffnung hatten wir noch, in der in der Baronie Kadamark gelegenen Stadt Gofilm die Brüder anzutreffen oder dort etwas über deren Verbleib zu erfahren, da Bruder Gosh dort zu Hause und sowohl Bruder Sanduros Mantaris als auch mich einst im nahe gelegenen Kloster in die ersten Exercitii einführte. Doch trafen wir die Brüder auch dort nicht an, noch konnten wir dort etwas über deren Verbleib in Erfahrung bringen.

Brüder, wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen, dass die Brüder nicht mehr am Leben sind. Allein mag eine kleine Hoffnung bestehen, da wir auf dem Weg nach Venturia uns ein paar Tage in dem kleinen Städtchen Borast aufhielten, um uns etwas auszuruhen. Dort begegneten wir einem der Unsrigen, ein Jüngling noch. Er sagte uns, dass er die Brüder in der Siedlung Titanfels noch gesehen habe und diese in Richtung Draconis aufgebrochen waren, begleitet von einer Reiterei. Doch sagte dieser Jüngling uns, dass er wisse von anderen wie er und wo sie weilten auf dem Festland. Aus diesem Grund blieb Bruder Hubertus auf dem Eiland zurück, um mit diesem Jüngling nach den Unsrigen zu suchen. Ich hingegen setzte allein meinen Weg nach Venturia fort und begab mich auf ein Schiff, das mich zurück auf das Eiland brachte, welches ich vor 5 Tagen wieder erreichte. Bruder Hubertus wird, so hoffe ich, in kommender Zeit sich ebenfalls wieder nach Siebenwind einschiffen. Doch wollte er, wie eben gesagt, mit dem Jüngling nach den Unsrigen noch suchen auf dem Festland. Aber Bruder Hubertus verblieb noch aus anderem Grund auf dem Festland, ist es doch an ihm, die Schwester des Ritter Steiner aufzusuchen und dieser die Bitte vorzutragen, ihn auf das Eiland zu begleiten, um dort wider ihrem Bruder auszusagen, zu berichten davon, wie er sich hingegeben hat den Verlockungen der Brut des EINEN. Doch davon soll später noch gesprochen sein. Somit ist gesagt, was ich Euch zu berichten habe. So berichtet Ihr, Brüder, was auf dem Eiland sich ergab in der Zeit meiner Abwesenheit.“


Calveas Catae ergriff das Wort; seine Stimme zitterte vor Erregung. „Bruder Calmexistus, Brüder! Wahrlich schrecklich ist, was Bruder Calmexistus uns berichtet. Zu befürchten ist, dass unsere Brüder auf dem Festland nicht mehr sind. Und ich sage Euch, so es denn wirklich so ist, dass es das Werk der Canis Belli war. Gleich hochmütig wie verlogen, gleich stolz wie hinterlistig, gleich mutig wie dumm sind sie! Allein diesen Hunden ist alles zuzutrauen.“

Calmexistus Salanus erhob die Hand als Geste der Beschwichtigung. „Gewiss , Bruder, gewiss. Doch wollen wir uns nicht Spekulationen hingeben, wissen wir doch bisher nichts darüber, was den Brüdern auf dem Festland widerfahren ist. So lasst uns die Ankunft von Bruder Hubertus abwarten und schauen, ob er noch etwas in Erfahrung bringen konnte. So berichtet nun, was in der Zeit geschehen auf dem Eiland, in der ich auf dem Festland weilte.“

„Bruder Calmexistus, bevor wir damit beginnen, erlaubet mir, Euch die Schriften zurück zu geben, um deren Aufbewahrung Ihr mich gebeten habt.“ sprach Claffo Ansprand in gedämpftem Tonfall. „So mir ein Wort an Euch noch erlaubet sei, Bruder Calmexistus. Einer der Folianten, die Ihr mir zur Aufbewahrung gegeben habt, ist gewiss ein kostbares Werk, finden sich doch gar sehr interessante, anatomische Skizzen darin, welche wohl den grazilen Körper von Elfinnen darstellen. Doch sollte dafür Sorge getragen werden, dass Anwärter und Novizen des Ordens dieses Werk nicht in die Hände bekommen, da doch die Gefahr nicht gering ist, dass die körperliche Lust und das Bedürfnis, selbige bei einem Weibe zu befriedigen, geweckt werde.“ „Gewiss, Bruder Claffo, man werde Eure mahnenden Worte zu beherzigen wissen.“ „So erlaubet mir, Bruder Calmexistus, aus reiner Neugierde die Frage, ob einer dieser Zeichnungen die Elfe Lynn Ferant darstelle? Mich deuchte, dass es sich so verhalte.“ „Das mag wohl sein, Bruder Claffo.“ antwortete mit einem Räuspern Calmexistus Salanus, während er die Folianten an sich nahm und dann die Brüder aufforderte, über die Geschehnisse auf dem Eiland zu berichten.

Hochwürden Etril Gamatjeff, Hochgeweihter des Ordo Astraeli, ergriff das Wort: „Pflicht und Bürde des Calators lasten nicht mehr auf den Schultern des Bruder Lorence vom Ordo Belli, Bruder Calmexistus. Dem Rotschopf, Bruder Benion, ist nun Pflicht und Bürde des Calators Amt. Was man davon zu halten habe, das wird die kommende Zeit uns zeigen.“ „Besser ist’s gewiss, als dass ein Canis Belli das Amt des Calator innehat.“ warf Calveas Catae mit schneidender Stimme ein. „Eure Worte, Bruder Etril, sind zu harsch und es scheinet mir, dass Ihr Euch all zu sehr durch Euren Hass auf die Brüder des Ordo Belli leiten lasst.“ war mit tiefer Stimme der alte Leomar Bärenstein, Hochgeweihter des Ordo Belli zu vernehmen. „Gewiss mag manche Kritik an den Brüdern und Schwestern berechtigt, doch ist’s nicht so, Brüder, dass wir das Vertrauen der Brüder und Schwestern des Ordo Belli erlangen wollen um des Wohles der Heiligen Kirche, um des Wohles des Eilandes und des galadonischen Reiches willen?“ „Diese wird kaum Früchte tragen, Bruder Leomar, solange sich ihre Demut einzig darin zeigt, der Ritterschaft in den Arsch zu kriechen, statt sich in Demut zu üben vor dein Heiligen Vieren.“ erwiderte Calveas Catae mit schneidender Stimme.

Mit ruhiger Stimme erhob Calmexistus Salanus das Wort: „Brüder, wir sollten beherzigen die Worte des Bruder Leomar und darauf hoffen, dass sich das Verhältnis zum Ordo Belli zum Besseren wende in kommender Zeit. So wollen wir auch darauf hoffen, dass der Allwissende den Bruder Benion weise Schritte tun lasse, auf dass er tun werde, was dieses befördere in kommender Zeit. Doch soll dieses nicht bedeuten, dass wir ebenso tun, wie die Brüder und Schwestern des Ordo Belli und verschließen die Augen vor ketzerischem Tun des Adels und der Ritterschaft. Darum lasset uns zuwenden, wie es stehet um die Schrift, in welcher niedergeschrieben sei darüber, dass jener Ritter Siegried Steiner den Verlockungen der Diener des Ungenannten erlegen war mehrere Male. Es sei mir erlaubet, was ich soeben schon erwähnte, dass Bruder Hubertus auf dem Festland die Schwester des Ritter Steiner aufsuchen und auf das Eiland geleiten werde, auf dass diese bezeuge, dass es wahr ist, was in der Schrift zu lesen. Bruder Gottfried, Ihr wolltet Euch darum mühen, dass die Schrift verfasset werde und alles darin sich finde, was wir über den Ritter Steiner in Erfahrung gebracht haben.“

Der Genannte stand auf, schaute in die Runde und sprach: „So will ich gerne berichten, Bruder Calmexistus, wie es um diese Schrift stehe. Schon 20 Seiten sind geschrieben, dennoch sind noch einige Dinge in dieser Schrift zu ergänzen. Zu erwähnen sei ad primum verschiedene Schriften, welche sich finden lassen in den Archiven der Kirche der Heiligen Viere, von welchen Ihr, Bruder Calmexistus, Abschriften ließet anfertigen. Zu erwähnen seien hier vor allem die Aufzeichnungen des heiligen Kriegers der Ensis Caelestis, Sebastian Tastardes. Auch müssen in der Schrift noch Berücksichtung finden die Aufzeichnungen der Schwertgnaden Ganaen und Lichtwind sowie der Schwester Fuxwell vom Ordo Vitamae.

Ad secundum sind noch in dieser Schrift niederzuschreiben die Aussagen, welche machten die Graugradisten Barius Tehranee und Nuir Ekre. Zudem soll noch einmal seine Magnifizienz Toran Dur befragt werden als auch dessen Tochter, das Fräulein Ankora Dur.“ „So sagt, Bruder Gottfried, ob die zuletzt Genannten wohl auch bereit sind, als Zeugen ihre Aussagen zu bekräftigen?“ „Barius Tehranee und Nuir Ekre werden dieses gewiss tun. Eben dieses wird wohl auch für das Fräulein Dur gelten. Bei seiner Magnifizienz Toran Dur könne man das noch nicht mit Bestimmtheit sagen.“ „So all dieses wahrhaftig ist, was in dieser Schrift bisher niedergeschrieben und ich gelesen haben, muss dieser Ritter Steiner dem heiligen Feuer übergeben werden, auf dass seine Seele gerettet werde!“
warf Hochwürden Gamatjeff in scharfem Ton ein. „Die Gnade der Viere ist unermesslich, Bruder Etril. So wollen auch wir gnädig sein vor diesem Sünder, so denn dieser Sünder Reue zeige und in Demut die Gnade der Heiligen Viere erflehe.“ erwiderte Claffo Ansprand in ruhigem Ton und fuhr dann fort:

„Es stellet sich die Frage, was mit dieser Schrift geschehen solle, so die Arbeit daran denn beendet und die Schrift vollendet ist? Soll diese dem Calator übergeben oder der Truchsess oder beiden zugleich?“ Ein Mann, mit finster Miene dreinschauend, tiefschwarze Kleidung tragend, ergriff nun das Wort: „Was auch geschehen werde mit dieser Schrift und in wessen Hände sie gelegt werde, so denke ich, dass zuvor diese Schrift der Akora Dur und damit dem über Radak herrschenden Triumvirat übergeben werden sollt. Ich will dieses auch begründen. Ihr müsset wissen, dass Radak erstarkt ist und...“ „So haltet ein, Bruder.“ warf Calmexistus Salanus ein. „Die Zeit ist schon fortgeschritten. Man solle uns hier zusammen nicht sehen. Man werde auf einem kommenden Treffen, welches bald sein wird, darüber sprechen. Bruder Gottfried wird derweil weiter an dieser Schrift arbeiten und uns über das Fortschreiten der Arbeit an dieser Schrift berichten. Doch ein Letztes noch. Sind Stab und Ring sicher aufbewahret?“ „Sie sind es, Bruder Calemxistus!“ „Gut. Dann lasset uns nun in die Kapelle zu Brandenstein begeben und dort ein Gebet sprechen zu unserem Herrn Astrael.“


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 Betreff des Beitrags: Re: Argionemes’ Stab wird erzittern lassen das Eiland
BeitragVerfasst: 2.02.09, 01:16 
Noch in derselben Nacht in Brandenstein

Noch erhellten Felas Strahlen nicht die Gassen Brandensteins, noch lag alles im Dunklen. Hochwürden Gamatjeff verweilte am Ostturme Brandenstein mit eben jenem Mann, dessen Miene stets finster dreinschaut. „Sag Bruder. Wie konnte es geschehen, dass das Attentat auf ... fehlschlug? Zwölf Mannen habet Ihr, und dennoch vermögt Ihr nicht solch Auftrag zu erledigen?“ „Bruder, Ihr habet wohl recht damit, dass Ihr Euch beklaget. Doch mag es daran liegen, das zwei der Unsrigen eingekerkert wurden in der Burg Finienswacht. Ihr werdet diese beiden Tapferen und Fähigen, die wir in unseren Reihen sehr missen, wohl kennen. Markus Brutus nennt sich der eine, Vanus der andere.“ „Dann wolle man dafür Sorge tragen, dass sie befreit werden. Doch wenn dieses auch nicht so schnell gelingen mag. Das kommende Attentat auf diese Hure muß gelingen!“ „Seid Euch gewiss, Bruder, es wird gelingen!“


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 Betreff des Beitrags: Re: Argionemes’ Stab wird erzittern lassen das Eiland
BeitragVerfasst: 21.02.09, 00:22 
In einer Nacht in Brandenstein

Der zweite Hellzyklus ist schon angebrochen. Schon eine Weile hocken zwei Männer, gekleidet im Habit eines Novizius des Ordo Astraeli, in der Siebenwindschen Bibliothek zu Brandenstein. Nur schemenhaft sind die Gesichtszüge der beiden Männer im fahlen Licht der flackernden Kerze zu erkennen; auf dem Tisch liegt neben der Kerze ein Pergament, deren erste Zeile mit großen Lettern lautet:

Rüstet Euch zum Kreuzzug gegen das Böse, Ihr Gläubigen


„Eine schwere Aufgabe trug uns Vater Salanus auf, uns dieser Schrift anzunehmen und eine Widerschrift zu verfassen, Bruder.“ „Für wahr, eine schwere Aufgabe ist’s, die Vater Salanus uns gestellt. Doch wollen wir nicht verzagen, die Pause, die wird uns zubilligten, gleich beenden und darauf hoffen, dass Bruder Calveas baldigst kommt, auf dass wir fortfahren können in unserem Tun, wie Vater Salanus uns es geheißen.“ „Gewiss, Bruder. Doch sag, Bruder. Woher hat Vater Salanus diese unheilvolle Schrift, die sich offenbar wider Brandenstein richtet?“ „In Falkensee war diese Schrift an verschiedenen Brettern zu finden. Vater Salanus ließ sie sich von dem einstigen Hauptmann des Wachbundes Brandenstein bringen, Peter Mandark. Und wahrlich ist es eine unheilvolle, intrigante Schrift, die sich wider Brandenstein und die frommen und viergöttergläubigen Bürger von Brandenstein richtet. Doch mehr noch soll diese Schrift auch Vater Salanus treffen und den Ordo Astraeli in Brandenstein. Angst und Furcht vor Vater Salanus, vor dem Ordo Astraeli soll dieses Bild den einfachen Leut einflößen. Und eindeutig ist’s erst recht, so man den Text dazu liest. Von einem Ring der Ketzerei ist dort zu lesen; wir sind es, die Jener, der diese Schrift verfasst, so bezeichnet; wir, die wir dienen dem Allwissenden im Ordo Astraeli hier in Brandenstein.“

Einer der beiden Männer nimmt das Pergament zur Hand und betrachtet es im flackernden Licht der Kerze.

„Eindeutig ist’s wohl, dass dieser Rotschopt links im Bilde wohl Benion Sandelholz darstellen soll.“ „So ist’s wohl, Bruder. Die Hand, die diese Zeichnung vollbracht, ist wohl begnadet für die Kunst des Zeichnens. Das Mienenspiel dieses Rotschopfs gebet trefflich wider die Gutmütigkeit, wie auch die Falschheit des Benion Sandelholz. Ich fürchte, da nun Benion Sandelholz Calator, wird die hochheilige Kirche der Viere auf dem Eiland noch unbedeutender werden, als sie es jetzt schon ist.“ „Das fürchte auch ich, dass so geschieht, Bruder. Und gleich denen, die vor ihm die Geschicke der hochheiligen Kirche bestimmten – Iycheas Vrahn, Proveus Herand und Lorence – wird auch Benion Sandelholz voller Misstrauen sein wider dem Ordo Astraeli.“ „Ich fürchte, dass Ihr Recht damit habet, Bruder. Und für das Misstrauen des Benion Sandelholz mag man auch eine Erklärung darin sehen, dass er es wohl Hochwürden Mantaris nie zeihen konnte, dass selbiger Benion Sandelholz Hochwürden unterlag bei der Wahl zum Prätor, was glaube ich geschah im Jahre 15 oder 16 nach Hilgorad.“ „So ist’s wohl zu erklären leider, denn auch mir erzählte Vater Salanus davon. Benion Sandelholz soll wohl eine Intrige des Ordo Astraeli darin gesehen haben. Im Groll wand er sich ab von den Heiligen Vier Orden und gründete einen eigenen Orden – den Orden der Tränen Vitamas.“ „Ja – so geschah es. Und er konnte dieses wohl tun, weil der damalige Lehnsherr des Eilandes, Grafen Hagen Robaar zu Saalhorn, seine schützende Hand über Benion Sandelholz hielt. Man konnte das damalige Tun des Benion Sandelholz wohl als ein häretisches ansehen, was auch manch einer in den Heiligen Vier Orden darin sah. Aber man schwieg zu all dem.“

Der Mann, welcher das Pergament in seinen Händen hält, betrachtet das Bild auf dem Pergament genauer.

„Und dieser Knabe hier soll der Mazzaremer-Knabe sein, welchen Vater Salanus in den Schoß der Hochheiligen Kirche der Viere führte, auf dass dem Eiland kein großes Unheil von dem Knaben drohen sollte?“ „So ist’s, Bruder. Doch weiß ich auch nicht mehr darüber. Darum sagte mir Vater Salanus, dass Bruder Calveas uns davon erzählen soll. Er war es wohl, der gemeinsam mit Bruder Acheloos im Namen des Vater Salanus über diesen Knaben wachte und ihn pflegte in der Kapelle zu Brandenstein.“ „Dann hoffen wir, dass Bruder Calveas bald kommen möge, auf dass wir die Widerschrift beenden können, auf dass sie unter das Volk gebracht werden könne.“ „Ja, hoffen wir, dass er bald kommen möge. Erzählte Vater Salanus Euch wie mir, dass der Knabe Bruder Calveas wie auch Bruder Acheloos auf eine Traumreise schickte in eine ferne und längst vergangene Zeit, als noch die Mauern standen jener Stadt der Mazzaremer?“ „Nein, Bruder, davon erzählte er mich bisher nichts. Was erzählte Euch Vater Salanus noch davon?“ „Nicht viel mehr. Doch bat er mich, dass wir Bruder Calveas nicht bedrängen sollten, wenn er uns davon erzählen soll. Denn Schreckliches muss Bruder Calveas erlebt haben an diesem Ort, an dem der Mazzaremer-Knabe ihn geführt hatte.“ „So bin ich sehr gespannt darauf, was der Bruder Calveas uns gleich erzählen wird über diesen Knaben.“ „So auch ich, Bruder“

Der Mann legt das Pergament zurück auf den Tisch.

„Wann werden wir Vater Salanus wieder in Brandenstein begrüßen können, Bruder?“ Wohl nicht so schnell in kommender Zeit. An jenem Ort, an welcher er zur Zeit weilt, hofft er die Ruhe zu finden, zu verfassen zwei Schriften.“ Zwei Schriften? Ich dachte, dass er allein die Schrift wider dem Ritter Steiner dort zu Ende bringen will. Welch Schrift ist es denn noch?“ „Es ist eine Schrift, in welcher zu lesen ist, welch Lehren einem Novizius, welcher dienen will dem Allwissenden im Ordo Astraeli, zuteil werden sollen. Mir scheinet wohl, dass diese Schrift höchst anspruchsvoll sein müsse.“ „So ist Vater Salanus ganz allein an diesem Ort, um diese schwere Last zu tragen, solch Schriften zu verfassen?“ „Nein, nein, Bruder. Bruder Hubertus steht ihm dabei hilfreich zur Seite. Und auch viere tapfere Recken wachen über Vater Salanus, auf dass ihm an diesem Ort kein Leid geschehe. Hochwürden Leomar Bärenstein gar selbst soll einer von diesen Recken sein.“ „Das zu hören ist beruhigend, Bruder.“

„So langsam sollte Bruder Calveas aber kommen.“ „Das wird er schon, Bruder. Die Widerschrift werden wir aber heute wohl kaum mehr verfassen können. Das wird an einem anderen Tage geschehen müssen.“ „Da habt Ihr wohl recht, Bruder. Doch bedenkt dabei, so Ihr einen Tag dafür bestimmt, wann wir dieses tun wollen, dass ich einen weiten Weg in Bälde werde gehen müssen, denn auch dieses hieß mich Vater Salanus, dass ich es tue.“ „Wovon sprecht Ihr, Bruder?“ „Von diesem Pergament hier, welches ich an einem bestimmten Ort verbringen soll, welcher dort sich findet, wo die Mauern des Walles oder was davon noch übrig, im Süden enden.“ Der Mann holt ein Pergament aus seiner Tasche hervor und mit einer von Schrecken und Ekel gezeichneten Miene desgleichen einen Knochenschädel, welchen auf den Tisch stellt. „Mit raunender Stimme spricht er dann: „In diesen Schädel soll ich das Pergament legen und an eben jenem Ort diesen Schäden dann platzieren. In genau zwei Tagen zu Ende des zweiten Zyklus soll ich dieses tun. Bei Astrael, Bruder, ich sage Dir, dass ich mich schon etwas fürchte schon jetzt, wo ich daran denke, Bruder.“ „Seid ohne Sorge, Bruder. Vater Salanus wird schon wissen, was er tut und was er Euch aufgetragen.“


Hastig packt der Mann Pergament und Schädel wieder zurück in seine Tasche, schaut dann zur Tür in der Hoffnung, dass Bruder Calveas bald in der Bibliothek erscheine.


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 Betreff des Beitrags: Re: Argionemes’ Stab wird erzittern lassen das Eiland
BeitragVerfasst: 24.02.09, 01:34 
In einer Nacht in Brandenstein

Wie vor wohl zwei Tagen hocken wieder die zwei Männer in der Siebenwindschen Bibliothek zu Brandenstein. starren in die züngelnde Flamme der auf dem Tisch stehenden Kerze.

„Ich hoffe, dass wir nicht auch dieses Mal vergeblich auf Bruder Calveas warten, Bruder.“ „Das hoffe auch ich, Bruder. Doch falls er nicht kommen sollte, dann sollten wir beginnen damit, die Widerschrift zu verfassen, wie es Vater Salanus uns wies zu tun.“ „Habt Ihr Vater Salanus gesprochen? Wies er Euch an, dass wir so tun sollen auch ohne Bruder Calveas?“ „Ja, Bruder. Ich traf ihn an in Brandenstein am gestrigen Abend. Er sagte mir dieses; doch er war in Eile, denn er wollte vorsprechen bei seiner Hochwohlgeboren Graf Hagen Robaar zu Saalhorn. Du weißt doch davon, Bruder.“ „Ihr meint, Bruder, dass Vater Salanus dem Grafen kundtun wolle sein Wissen über die Freveltaten jenes Ritters der Tafelrunde des Eilandes, Bruder?“ „Eben dieses meine man, Bruder.“ „Dann hoffe man, dass der Allwissende dem Grafen beistehe und erkennen lasse die Wahrheit, auf dass er auch zu durchschauen vermag die hohlen Phrasen und gar Lügen des Ritter Steiner.“

Eine Weile starren die beiden Männer wieder die brennende Kerze an; ab und zu schauen sie zur Tür in der Hoffnung, dass Calveas Catae die Bibliothek betritt.

„Hast du eigentlich getan, wie es Vater Salanus Euch auftrug zu tun, etwas an den Ruinen des Walles an dessen südlichem Ende zu hinterlegen?“ „Ich tat so. Doch eigentlich nicht. Vater Salanus nahm es an sich und übergab es sodann einer Frau, die ich nicht kenne, die aber Vater Salanus wohl gut zu kennen scheint. Diese Frau machte sich dann auch auf den Weg, wohl um den Lederbeutel dorthin zu bringen.“ „Und in diesem Lederbeutel war gelegt der Schädel und das Pergament?“ „Ja, Bruder.“ „Bei Astrael, als Ihr mir diesen Schädel zeigtet, grauste es mich und mich graust es noch jetzt, wenn ich daran denke. Für wen mag dieses Nachricht wohl gedacht sein?“ „Ich weiß es nicht, Bruder. Und bei Astrael habe ich es auch nicht gewagt, das Siegel des Pergaments zu brechen und die Nachricht zu lesen.“

Wieder vergeht ein Dunkelzyklus; schweigend starren die zwei Männer in das schwache Licht der brennenden Kerze.

„Ich habe eine Schrift studiert hier in der Bibliothek, in welcher auch zu finden ist Vieles über dieses Volk, welches genannt wird Mazzaremer und welches vor vielen tausenden Jahren wohl lebte auf diesem Eiland. Und ich las von den Vieren, Kirstan, Wisper, Lasned und Alman. So ist der Knabe, welchen Vater Salanus in den Schoß der Kirche der Heiligen Viere führte, jener Alman, Bruder?“ „So ist es wohl, Bruder.“ „Wahrlich. Es muss ein Werk der Götter sind, dass nach tausenden von Jahren dieser Knabe noch auf Tare wandelt. Doch welch tieferer Sinn mag darin zu sehen sein, Bruder?“ „Bruder, du solltest davon ablassen, nach der Götter Handeln zu fragen und nach dem ‚Warum’.“ „Ihr habt Recht, Bruder, so Ihr mich mahnet. Und doch – es mag doch sein, dass dieses ein Werk des EINEN, diese Viere aus dem Volk der Mazzaremer zu erwecken, Bruder?!“ „Hör auf, Bruder, mir all diese Fragen zu stellen. Bruder Calveas wird es sein, der uns darauf wohl Antworten wird geben können.“

Wohl noch einen weiteren Zyklus verharren die zwei Männer in der Bibliothek zu Brandenstein. Doch vergeblich warten sie auf Calveas Catae. Schließlich brechen sie auf, nachdem sie sich entschieden haben, in der kommenden Nacht erneut auf Calveas Catae in der Bibliothek zu warten.


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 Betreff des Beitrags: Re: Argionemes’ Stab wird erzittern lassen das Eiland
BeitragVerfasst: 24.02.09, 17:14 
In einer Nacht nahe der Ödniss

Dunkelheit liegt über den Ruinen des Walls.
So mag der aufmerksame Beobachter den Beutel erspähen der dort liegt, etwas eingeschneit, unbewegt. Das Heulen der Winde...oder der Ödniss ? ...der einzige Umstand der die derzeitige Ruhe stört, Ruhe, hier so nahe der Ödniss... als wäre das schlurfen der Oger, das kreischen der Goblins und das unheilvolle Brummen der fliegenden Augen, welche oft bersten vor elektischer Ladung... Für Momente verstummt.
So liegt es dort das Bündel, unbewegt und ungerührt, bis der Griff einer Hand erfolgte...
..wie aus dem Dunkel selbst, tiefschwarzer Stoffe behangen, hatte sich ohne Laut und ohne Hast, eine Gestalt genähert, den Beutel ergriffen und wird verschwunden oder verschlungen sein, vom Dunkel selbst.


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 Betreff des Beitrags: Re: Argionemes’ Stab wird erzittern lassen das Eiland
BeitragVerfasst: 1.03.09, 20:28 
An einem Ort nahe Radak

Kalter Schweiß steht dem Mann auf der Stirn, als er den Myten gegenüber steht. Mit seiner rechten Hand reib er sich die Schläfe, denn in seinem Kopf hämmert es unerträglich, meißeln sich Gedanken in seinem Hirn ein.

„Es scheinet uns, dass nicht all Dein Wissen darüber, wo dieser Stein zu finden sei, du uns preisgeben willst, Travek.“ „Nichts verschweige ich Euch, dieses glaubt mir. Will doch auch ich, dass dieser Stein gefunden von den Richtigen. In der Burg zu Falkensee, Finienswacht, wird aufbewahret wohl ein Pergament, welches einen weisen mag, wo dieser Stein sich findet. Doch ist es schwer, dieses Pergaments habhaft zu werden, denn die Burg ist gut bewacht.“ „Und der Name dieses Travek ist ..." - ein kurzes Flüstern - „Ja, das ist der Name dieser Frau.“

Der Mann wisch sich mit dem Ärmel seiner Robe den Schweiß von der Stirn, schaut unsicher zu den Myten.

„Der Knabe aus dem Volk der Mazzaremer, welcher in Euer Obhut war, er weiß wo sich dieser Stein findet, Travek?“ „Ja , Ja. Er verfügt über dieses Wissen. Doch dieser Knabe Alman, er verschwand vor den Augen eines meiner Schüler. Der Fels eines Gebirges öffnete sich und der Fels verschluckte ihn. Vergeblich versuchte man den Knaben zu rufen.“ „So berichtete Euch Euer Koanii?“ „Ja, das tat er und gewiss sprach er die Wahrheit.“

Die kalten Blicke, mit denen die Myten den Mann anstarren, lassen ihn erschauern.

„Ihr denkt, ein Kruell des schwarzen Pfades, er vermag es, diesen Knaben herbeizurufen, Travek?“ „Ja, das denke man, denn den Klauen dieser Brut wurde der Knabe entrissen. Man müsse nur eines solchen Magiers habhaft werden. Mittel und Wege werden sich dann wohl finden, dass er das Geheimnis bereit sein wird preiszugeben.“

Unsicheren Blickes schaut der Mann zu den Myten, vermag er doch nicht zu verstehen, was sie sich erzählen.

„Wir werden in fünf Tagen dich wieder aufsuchen an diesem Ort, den Ihr Radak nennt, Travek. Doch eines sei dir geraten zu tun. Künde denen, die in Radak weilen, dass sie sich wohl verhalten, so wir erscheinen werden dort. Wenn’s aber anders sein sollte, dass tuet kund denen an diesem Ort, werden wir sie spüren lassen die Macht der Kabal“

Ohne ein Wort des Abschieds wenden sich die Myten von dem Mann ab und verschwinden in den Weiten der Ödnis.


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 Betreff des Beitrags: Re: Argionemes’ Stab wird erzittern lassen das Eiland
BeitragVerfasst: 15.03.09, 16:47 
An einem Abend in Brandenstein

Zwei Männer sitzen in der Siebenwindschen Bibliothek zu Brandenstein und starren in die züngelnde Flamme der auf dem Tisch stehenden Kerze.

„Ist denn Bruder Calveas schwer erkrankt, Bruder?“ „Ich fürchte, dass es so ist, Bruder. Er musste das Bett hüten wohl über viele Tage und ist auch jetzt noch zu geschwächt, um uns beizustehen bei dem, was uns Bruder Calmexistus auftrug zu tun.“ „Und was sollen wir nun tun? Gewiss ist Bruder Calmexistus unzufrieden mit uns, dass noch immer nicht geschrieben ist die Schrift wider diesem häretischen Pamphlet.“ „Ich sprach mit Bruder Calmexistus vor Tagen und er ist unzufrieden mit uns wohl. Darum wird höchst selbst er es sein alsbald, der uns berichten wird, was Bruder Calveas und Bruder Acheloos, welche beide seine Schüler waren, erlebten mit jenem Knaben aus dem Volk der Mazzaremer.“ „Oh! Und Ihr wisset, wann dieses geschehen soll?“ „Nein, Bruder, aber das wird uns Bruder Calmexistus zur rechten Zeit kundtun.“

Eine Weile starren die beiden Männer schweigend die brennende Kerze an.

„Sagte Bruder Calmexistus noch anderes zu Euch, was von Wichtigkeit ist, Bruder?“ Auf diese Frage hin schaut sich der Mann, dem die Frage gilt, im Raum um, beugt sich nach vorn und spricht dann mit leiser Stimme: „Man sei auf der Suche nach dem Stein, Bruder.“ „Dem Stein? Von welch Stein sprecht Ihr, Bruder?“ „Ihr waret wohl noch nicht auf diesem Eiland, als die Heere des Namenlosen vor den Mauern Brandensteins standen. Die Mauern von Rohehafen waren gefallen und das ganze Eiland war in der Hand des Namenlosen Brut. Allein Brandenstein hielt stand den Heeren des Namenlosen. Doch drohte auch Brandenstein zu fallen. Doch als schon alle voller Furcht und Angst waren, manch einer gar schon auf einem Schiff war, das ihn zum Festland bringen sollte, da geschah es, dass nahe dem Ort, wo nun stehet in Brandenstein der Schrein der Herrn Bellum, die Erde sich auftat. Man entdeckte geheimnisvolle Katakomben, welche unter Brandenstein gelegen. Dort fand man einen Stein, welchem unermessliche Macht wohl innewohnt, denn man saget, dass es dieser Stein war, welcher die Heere des Namenlosen erstarren und sie verzagen ließ. Die Heere des Namenlosen zogen ab von Brandenstein und bald darauf in der Schlacht am Orkenpass vernichtend geschlagen.“ „Und dieser Stein ist’s, welche man suche, Bruder? Wisse man denn nicht, wo dieser Stein nun ist, wenn doch solch Macht ihm innewohne?“ „Bruder, du bist ein Narr. Wenn man dieses wissen würde, dann bräuchte man nicht zu suchen.“ „Oh! Verzeiht meine dümmliche Frage, Bruder.

Etwas verschämt blickt der Gescholtene eine Weile gen Boden, eher er wieder seinen Gegenüber anzuschauen wagt.

„Doch saget mir, Bruder. Wie vermag man diesen Stein zu finden?“ „Nun, mit Bruder Claffo sprach man darüber. Wohl zwei Wege sind’s, die einen weisen mögen den Ort, an welchem sich findet dieser Stein. Der eine Weg ist’s, weshalb auch Bruder Calmexistus in Radak weilt, will er sich doch treffen wohl mit denen aus dem Volk der Myten und tat es auch schon, wie Bruder Claffo mir berichtete.“ „Bruder Calmexistus will mit welchen aus dem Volk der Myten sich treffen? Wahrlich – darum beneide ich ihn nicht. Allein bei dem Gedanken laufen mir kalte Schauer den Rücken herunter. Doch was ist der Zweck solcher Begegnungen, Bruder?“ „Bruder Calmexistus erhoffet sich von den Myten, dass mit ihrer Hilfe man eben jenen Mazzaremer-Knaben Almun herbeizurufen vermag. Denn Ihr müsset wissen, Bruder, dass dieser Knabe...“

Das laute Knarren, als die Tür der Bibliothek geöffnet wird, lässt die beiden Männer erschrocken auffahren und zur Tür schauen. Als sie die Frau erblicken, haben sie sich aber schon wieder gefasst und begrüßen sie mit einem „Seid gegrüßt im Namen Dedelebres, werte Frau.“


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BeitragVerfasst: 29.03.09, 05:58 
In einer Nacht in Brandenstein

Zwei Männer sitzen in der Siebenwindschen Bibliothek zu Brandenstein und starren in die züngelnde Flamme der auf dem Tisch stehenden Kerze.

„Ich frage mich, warum wir schon wieder zu diesem Zyklus in dieser Bibliothek hier hocken sollen, Bruder.“ „Bruder Hubertus hieß uns, so zu tun. So klagt nicht darüber, Bruder“ „Ihr habt wohl Recht damit. Doch sagt, Bruder, Ihr waret in Radak bei Bruder Calmexistus?“ „Ja, Bruder, ich war in Radak und suchte dort auf Bruder Calmexistus.“ „So erzählt, was gibt es zu berichten, Bruder?“ „Nun, Bruder, hunderte Pergamentrollen wie auch Folianten scheinen nun wohl bereit zu liegen. In kommenden Tagen werden wohl die Kopisten sich einfinden hier in dieser Bibliothek wie auch in Radak und mit ihrem Werk beginnen und Abschriften fertigen von dieser Schrift.“ „Ihr habt einen Blick werfen können auf diese Schrift, sie schon studieren können?“ „Ja, Bruder, ich habe dieses tun können und auch getan. Was ich sah und las, bestürzte mich. Abschriften von Schriften, welche das Siegel der Heilgen Vier Orden ziert, las ich. Schriften, welche geschrieben von Geweihten, gar Hochgeweihten, die Zeugnis ablegen von den Taten wider die Viere, welche dieser Ritter begangen hat.“

Der Erzähler stockt einen Moment, starrt in die züngelnde Flamme der auf dem Tisch stehenden Kerze, während der Zuhörende mit offenem Mund den ihm am Tisch gegenüber Sitzenden anschaut.

„So erzählt doch weiter, Bruder! Was war es noch, was Ihr gelesen habt?“ „Ich las von ehrenwerten Männern und Frauen, welche desgleichen Zeugnis ablegten davon, welch Schuld dieser Ritter wohl auf sich lud. Selbst eine Abschrift der Schwester des Ritters findet sich, welche bezeuget, dass ihr Bruder den Verlockungen des Ungenannten anheim fiel.“ „Bei Astrael, Seine Schwester legte solch Zeugnis ab?“ „So ist es wohl, Bruder. Doch auch las ich von einem Gespräch, welches wohl zu einer Zeit Bruder Calmexistus führte mit jenem Ritter. Bruder Calmexistus hat wohl niedergeschrieben, was damal gesprochen wurde. Und es steht geschrieben, dass der Ritter eingestand diese schrecklichen Geschehnisse, welche Bruder Calmexistus ihm zur Last legt.“ „Bei Astrael, ich glaube, so ich höre, was Ihr da berichtet, fürchte ich, dass mir die Hand zittern wird, wenn ich diese Schriften werde kopieren müssen.“ „Es wird viel Mühe und Zeit benötigen dafür, Bruder. Denn es sind mehr als ....“

Das laute Knarren, als die Tür der Bibliothek geöffnet wird, lässt die beiden Männer erschrocken auffahren und zur Tür schauen. Sie sehen einen älteren Mann in der Tür stehen, der in einer Robe gekleidet ist, die schon einmal bessere Tage gesehen hat. „Seid gegrüßt im Namen Dedelebres, werter Herr.“ begrüßen sie den Mann, sich mühend, ihre Überraschung zu verbergen. Der Mann erwidert nicht den Gruß, schließt die Türe der Bibliothek, betritt den Raum mit bedächtigen Schritten, vorbei an den beiden am Tisch Sitzenden, stellt sich vor eines der Fenster der Bibliothek und schaut hinaus. Die beiden am Tisch Sitzenden werfen sich fragende Blicke zu, dabei immer wieder zu dem alten Mann schauend, der aus dem Fenster blickt.

„Noch immer ist es kalt. Der Morsan scheint Vitama trotzen zu wollen.“ Jäh zerreißt die tiefe Stimme des alten Mannes die Stille. „So gesellt Euch doch zu uns, alter Mann. Die Kerze mag Euch wohl nicht wärmen können, doch wird es Euren alten Knochen gut tun, so Ihr Euch auf einen Stuhl setzet.“ Der alte Mann wendet sich um und schaut zu den am Tisch Sitzenden. „Das will ich gerne tun. Doch will ich Euch sagen, dass ich gewiss nicht mehr Astrael erlebt habe als Ihr. Während der alte Mann sich an den Tisch setzt, schauen sich die beiden Männer fragend an, wohl verwundert über die Worte des Greises. „Ihr seid zu einem späten Zyklus noch auf den Beinen, werter Herr, wo Ihr doch wohl besser im Bett liegen solltet.“ „Da möget Ihr wohl Weises sagen, doch wie auch Ihr bin ich noch auf den Beinen. Und wie auch Ihr harre ich der Dinge, die da kommen werden, wenn denn an Lafays’ Stab drei dunkle Katzen 15 zornige Jungen werfen werden.“ Überraschte Blicke treffen den Greis.

„Ich soll Euch berichten von jenem Mazzaremer-Knaben Almun, von jenen Orten, an denen dieser Knabe führte mich, wie er auch es tat mit einem Anderen unserer Brüder. Wahrlich, bei Astrael, ich wünschte, es wäre nie geschehen. Welch Schmerz und Leid empfand ich, gleichwohl ich selbst diese Schmerzen, dieses Leid nie erdulden musste. Oh ja, ich sah die Mauern dieser prächtigen Stadt, welche erbaut vom Volk der Mazzaremer. Ich sah die Pracht und den Glanz in den Gassen dieser Stadt, welche wohl seit tausenden Jahren nicht mehr ist. Doch ich sah auch diesen schrecklichen Ort, diese Gruft, in der eines Kindes Seele wohl tausende Jahre unaussprechliche Qualen erdulden musste, auferlegt vom eigenen Vater, auferlegt von einem Diener Astraels im Namen des Allwissenden.“

Während der Greis diese Worte spricht, beginnen dessen Hände zu zittern und Blut beginnt aus dessen Nase zu rinnen, welches auf die Tischplatte tropft. „Bei Astrael, alter Mann, Bruder, was ist mit Euch? Kommt, wir werden Euch fortbringen zu einem Medicus.“ Eiligst helfen sie dem alten Mann auf, stützen ihn und geleiten ihn aus der Bibliothek.„Ja, ich muss ruhen, denn was meine Augen sahen, nein, was meine Seele sah, lastet wie ein Fluch auf mir. Doch ich muss es Euch berichten, Brüder. In jener Gruft, der Stein, der Stein..“ Die Stimme versagt dem Greis. Seine Beine versagen ihm den Dienst. Schwer tun sich die beiden Männer, den Greis zu stützen, während ein kalter Wind durch die Brandensteiner Gassen fegt.


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BeitragVerfasst: 10.06.09, 09:56 
In einer armseligen Hütte im Brandensteiner Forst


Zwei Männer sitzen an einem kleinen Tisch und starren in die züngelnde Flamme der auf dem Tisch stehenden Kerze. Ab und an schauen sie zu dem Greis, der auf einer Pritsche liegt.

„Seit mehr als einen Mondeslauf, Bruder, hat der alte Mann die Augen nicht mehr aufgetan. Nur mit Mühe vermochten wir es, ab und ihm etwas Haferbrei einzuflößen und einen Schluck Wasser. Aber nun fürchte ich, dass es wohl mit ihm zu Ende geht.“

Mit sorgenvollen Blicken schauen sie zu dem auf der Pritsche liegenden Mann, als dieser zwei, drei Male aufstöhnt. Einer der beiden Männer steht auf, nimmt das Tuch von der Stirn des Greises, tunkt es in einen Krug kühlen Wassers, wringt es aus und legt es dem Greis wieder auf die Stirn. Dann setzt er sich wieder an den Tisch und schaut in die züngelnde Flamme der Kerze.

„Ich will mich ja nicht beklagen, Bruder, aber ich würde schon mal gerne in Brandenstein sein oder in Falkensee, um selbst zu hören und zu sehen, was da nun vorgehet auf dem Eiland. Die Ritterschaft beraubt der Herrschaft über das Eiland, Brandenstein Stadtrechte zugebilligt und dem Fürsten von Malthust zugesprochen, Falkensee einem Ersonter Bund zugesprochen. Bei Astrael, welch Ereignisse, die geschehen sind. Wir aber hocken hier in dieser Hütte.“

„Höre auf zu klagen, Bruder. Du weißt, was Bruder Calmexistus uns wies, das wir tun sollen. Und so lass es uns tun und pflegen diesen alten Mann und achtsam sein, auf dass wir hören und niederschreiben, wenn er denn etwas sagen sollte.“ „Bruder, ich glaube nimmer, dass er noch einmal die Augen aufschlägt, geschweige denn, dass er etwas sagen werde. Seine Seele ist schon auf dem Weg in Morsans Reich. Ich frage mich, wer er wohl war, Bruder:“ „War, Bruder? Wer er war? Was redest du da! Er lebt noch: Lasse ab davon, in solcher Weise reden, Bruder!“ „Verzeiht, Bruder, Verzeiht! Es ist wohl besser, ich ruhe ein wenig.“ „Tue das, Bruder. Ich werde wachen.“


„Bruder, wie lange habe ich geschlafen?“ „Wohl zwei Zyklen, Bruder.“ „Bruder, ich frage mich, wer dieser Greis wohl ist.“ „Ich weiß es ebenso wenig wie du, Bruder.“ „Ja, gewiss, aber Bruder Calmexistus, er scheint zu wissen darum, wer dieser Greis ist. Warum wohl war es sein Wunsch, ihn in diese Hütte zu verbringen?“ „Kümmere dich um das, was Bruder Calmexistus dich auftrug zu tun und wache über diesen Greis. Ich will nun etwas ruhen.“



„Bruder, wach auf, wach auf! Der Greis, es geschieht etwas mit ihm. Es mag mit ihm zu Ende gehen.“ „Wie lang habe ich geschlafen, Bruder?“ „Wohl gut vier Zyklen sind vergangen, Bruder. Doch komme schnell und schaue selbst. Erst stöhnte der Greis mehrmals laut auf und sein ganzer Leib begann zu zittern, Dann begann er zu husten und spukte Blut.“ „Erwachte er und sprach er etwas, Bruder?“ „Nein. Seine Augen schlug er nicht auf und nichts sprach er.“ „Lass uns schauen, Bruder. Bring die Kerze heran, auf dass wir besser sehen können das Gesicht des Alten.“ „Bei Astrael, Bruder, schau! Blut rinnt aus seinen Augenhöhlen. Und wie sein Leib zittert.“ „Tränke das Tuch mit kühlem Nass und kühle damit seine Stirn und lausche, ob er etwas sage, Bruder.“


Ein Röcheln ist zu vernehmen. „Alman.... Alman...Oh Allwissender .. warum... warum ... in Deinem Namen .. welch Hass, welch Zorn .... genähret in feuchter Gruft über tausende Götterläufe. Wie konntest du zulassen solch Grausamkeit? Verrat? Verrat! Der Stein...der Stein...Sprich zu mir, Knabe! Sprich zu mir, Knabe!“


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BeitragVerfasst: 13.06.09, 15:30 
Im Ödland - nicht fern von Radak

Im fahlen Licht Vitamalins ein Funkeln am Fels.
Ein Schatten kriecht am Fels entlang.
Den Schatten einer Hand verschluckt der Fels.

Im fahlen Licht Vitamalins kein Funkeln mehr am Fels.
Ein Schatten kriecht am Fels entlang.
Nichts Verborgenes findet sich mehr im Fels.


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BeitragVerfasst: 29.07.09, 17:06 
In einer armseligen Hütte im Brandensteiner Forst

Die Kerze brennt leise wehend vor sich hin und verbreitet ein sanftes Licht in der kleinen Hütte.

Der Zeigefinger einer Hand zeichnet kleine Kreise auf der holzigen Tischplatte, dabei vorsichtig sich einer anderen Hand nähernd, deren Finger ab und zu leicht zucken. Gleich einem zartem Kuss berühren sich die Fingerkuppen beider Hände. Seufzend ist ein „Bruder, bitte nicht!“ zu hören, weniger klagend, sondern eher verzweifelt hingehaucht.

Kecker wird die eine Hand, die fordert, und gleichzeitig legen sich Lippen bedächtig an die Haut des so vertrauten Halses. Bedächtig kosen sie den lieblichen Geschmack, welcher sacht auf der Zunge zergeht. Vorsichtig wandern die Lippen aufwärts, das Kinn zärtlich liebkosend. „Bruder, bitte lass ab davon! Oh Brruuuder. Oh Bruuuuder. Was tust du? Was tun wir? Oh Astrael, stehe mir bei und lass mich widerstehen diesen sündigen Verlockungen des Fleisches.“

Ein Mund kommt näher dem anderen, zärtliche Berührungen der Lippen. Langsam öffnen sich die Lippen des Fordernden, zärtlich fährt eine Zungenspitze über die Lippen, die noch geschlossen sind. „ Ich vergehe fast vor Verlangen, Bruder. Ich sehne mich nach Deiner Zunge, Deinem Mund, aber du lässt mich warten. Warum quälst du mich, warum quälst du dich?“

Zärtlich hebt sich eine Hand, Finger streichen ganz sacht über die gerötete Wange, ehe sie sich ganz vorsichtig auf machen, das geliebte Antlitz zu erkunden. Leicht über die Nase, dem Verlauf der Augenbraue folgend und über den Wangenknochen ganz zart hin zu den Lippen. Aufmerksam verfolgen dunkle Augen eines Schmachtenden jeden noch so kleinen Gang, ehe sie sich zu den Seelenspiegeln des anderen erheben. „Küsse mich, Bruder, küsse mich – und dann, dann beginne mich auszuziehen, langsam, langsam. Es wird fast unerträglich für mich. Ich könnte Dich jetzt küssen, aber ich will, dass Du es zuerst tust, Bruder. Oh, wie zart doch deine Lippen, wie lieblich gerötet doch deine Wangen sind. Wie sie doch verlockend sind im Vergleich zu denen dieses Novizen im Ordo Belli. Grässlich diese raue Haut und diese Bartstoppeln, die so pieken, dass man denken könnte, man liebkose einen Ziegenarsch.“

Eine zweite Hand ist schnell und sicher, sanft und wissend, findet die Bändchen, die die Kutte schnüren. Sie ist sanft und wissend dann, wandert über den nackten Körper, ist überall und weiß den Körper, den sie liebkost, erbeben zu lassen. „Oh, welch Pracht doch ist des Astrael’ Stab...“




Die Kerze ist schon lange erloschen, als ein Röcheln ist zu vernehmen ist. „Wasser! Wasser!“ Entsetzt blicken die zwei Männer zu dem auf der Pritsche liegenden Greis.


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BeitragVerfasst: 1.08.09, 19:41 
In einer armseligen Hütte im Brandensteiner Forst


Während der eine Mann am Kopfende der Pritsche steht, eine Kerze in der Hand haltend, benetzt der andere Mann mit einem feuchten Tuch die Lippen des auf der Pritsche liegenden Greises.

„Alter Mann, wie geht es Euch?“ „Seid... seid... seid Ihr es, Bruder Calmexistus?“ „Nein, ich bin nur einer, welcher Bruder Calmexistus dient und ihm in seinem Tun zur Seite steht. Er wies uns an, über Euch zu wachen und zu pflegen. Ihr müsst ruhen und Euch schonen, auf dass Ihr alsbald gesundet, alter Mann.“

Die Hand des Greis ergreift die Hand des Mannes, krampfhaft sie festhaltend.

„Gesunden? Nein, ich weiß, dass ich stehe vor den Toren des Reiches des Morsan, mein Sohn. Nimmer mehr werden meine Augen erblicken das Licht Felas. Doch muss ich Bruder Calmexistus noch sprechen, bevor ich ... bevor meine Seele übergeht in des Morsan Reich. So rasch, holet Bruder Calmexistus.“ „Bruder Calmexistus ist fern von hier. Wir werden Euren Wunsch nicht erfüllen können. Doch eine Bitte ist’s, die im Namen des Bruder Calmexistus ich an Euch herantrage, auf dass Ihr uns erzählet, was Ihr wisset darüber, wo dieser Stein sich findet.“

Mit einem Seufzer lässt los die Hand der Greises die Hand des Mannes,

„Der Stein, der Stein... bei Astrael... so will Bruder Calmexistus noch immer dieses Steines habhaft werden. Dieser Stein, ... dieser Stein.. er wird des Bruder Calmexistus Unglück sein, sein Verderben; und alle wird er mitreißen in das Verderben, so er nicht davon ablasse. Oh Bruder Calmexistus, warum hast du mich gewiesen, mich, der ich beschenkt vom Allwissenden, ... warum hast du mich gewesen, auf dem schwarzen Pfad zu wandeln um zu ergründen, welch Gaben auf diesem Pfade der Allwissende uns verheißet?“

Bei diesen Worten des Greise schauen sich die beiden Männer überrascht an.

„Ihr habet Euch... Ihr habet Euch der schwarzen Magie zugewandt?“ „Ja, so tat ich, so tat ich wie es auch zwei andere Brüder des Ringes taten auf Geheiß des Bruder Calmexistus. Und darum weiß ich, welch Gefahr dem Bruder Calmexistus drohet, so er weiter auf diesem Pfade wandelt, welchen auch ich mit ihm gegangen. Er muss ablassen davon, wonach er trachtet auf diesem Eiland, Schwer erkennt der Sterbliche das Reine, das Göttliche. Doch er ist sich sicher darin, all zu sicher, dass er es vermag allein. Er wird gegen Falkensee erst führen die.. und dann ...“

Wieder schauen sich die beiden Männer fragend an. Ein kühles, feuchtes Tuch wischt dem Greis den Schweiß von der Stirn.

„Sprecht, alter Mann, saget, Ihr wisset, wo dieser Steiner verwahret?“ „Ja,....ja....ich weiß, an welchem Orte dieser Stein verwahret ist. Doch um des Bruder Calmexistus’ Seelenheil darf nicht in seinen Händen sein dieser Stein, welcher solch Macht in sich birgt. Der Bruder Acheloos weiß wie auch der Bruder Calveas um diese Macht und welch Seelenschmerz erleide der, der sich .... Alman, ...Alman .... oh Astrael, wie konntest du es zulassen, dass solch Leid geschehen konnte.... Es darf nicht geschehen. Bruder Calmexistus, ...ich weiß, dass ein wunderbares Sehnen dem Abgrund deine Seele erfassen wird, wohl schon deine Seele erfasst hat. Ein geheimnisvolles Ziehen, dass die eigene Tiefe sucht, wird dich vollends erfüllen, wird unmerklich anheben in Dir. Ich weiß, dass etwas Dämonisches erwächst in Dir aus der Unruhe, die einer jeden Seele innewohnet, gleich einem Teil eines einstigen Chaos zurückgelassen in jeder einzelnen Seele. Doch in Dir, Bruder Calmexistus, gärt diese Unruhe und wird zu einem Dämon, wird zu einem aufquellenden, quälenden Ferment, das zu allem Gefährlichen, zu Übermaß, Ekstase, Selbstentäußerung, Selbstvernichtung das sonst ruhige Sein drängt.... “

„Es scheint ihn wieder das Fieber gepackt zu haben und er spricht wieder wirres Zeug, Bruder. Lassen wir ihn etwas ruhen und darauf hoffen, dass er zur Besinnung kommt. Dann wollen wir ihn wieder fragen nach dem Ort, wo sich der Stein findet“ „Du hast wohl Recht, Bruder. Er scheint auch wieder in einen Schlaf gefallen zu sein, der ihn wieder etwas zu Kräften kommen lassen wird.“

„Hach .. Bruder.. du bist wahrlich unersättlich. Mir scheint, ich habe in Dir die ganzen Gaben Vitamas in Dir geweckt. Nein – nicht da... du weißt, dass ich da kitzlig bin.. hach.. nein nein! Hör auf! Hör auf! Na warte.. jetzt fresse ich dich, mein süßer Spatz!


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BeitragVerfasst: 16.08.09, 14:46 
Eine armselige Hütte im Brandensteiner Forst


Lautes Lachen und Juchzen ist in der Hütte zu hören.

„Har! Har! Har! Bruder , höre auf, mein Bauch tut mir schon weh, so sehr muss ich lachen. Außerdem schläft der Greis endlich einmal einen ruhigen Schlaf, was ihn zu Kräften kommen lassen wird.“

„Du weißt, Bruder, warum Brandensteiner kein kluges Gesicht machen sollen? Sie würden sich andernfalls nur selbst belügen“ „Har! Har! Har! Die Brandensteiner sind schon ein sonderbares Völkchen. Har! Har! Har! Ich vermag wohl zu verstehen, warum Hochwürden Salanus immer den Allwissenden darum gebeten, über Brandenstein und die Brandensteiner zu wachen. Die Frage stellet sich nur, ob es was hilft. Vielleicht ist selbst der Allwissende machtlos und verzweifelt, so er auf Brandenstein und die Brandensteiner herabschaut. Har! Har! Har! Hui! Hui! Hui! Mir kommen schon die Tränen vor Lachen.“

„Du weißt, Bruder, warum die Brandensteiner Kuhfladen zum Trocknen auf die Leine hängen?“ „Du wirst es mir gewiss gleich verraten, Bruder!" "Damit sie im Morsan etwas zum Heizen haben, Bruder.“ „Har! Har! Har! Har! Oh ja, die Brandensteiner, die Brandensteiner. Aber die Malthuster stehen den Brandensteiner kaum nach.“

„Dann weißt du gewiss, Bruder, dass Gelehrte in Kalamadus herausgefunden haben, dass Hühneraugen auch am Kopf vorkommen - und zwar bei Hühnern.“ „HAR! HAR! HAR! Tja, es ist wohl so, dass die Malthuster nicht sehr reichlich von dem Allwissenden beschenkt werden. Auch ich weiß von zwei Malthustern zu berichten, die sich unterhalten. ‚Pass auf’’, sagt der eine ‚ich habe hier Dukaten in der Hand, wenn du errätst wie viel, gehören die fünf Dukaten Dir!’ ‚Ach’ sagt der andere ‚wozu soll ich mir wegen lumpiger fünf Dukaten den Kopf zerbrechen’“ „HAR! HAR! Fragt ein Malthuster seinen Freund: ‚Glaubst du, dass auf dem Vitamalin Wesen hausen?’ ‚Na klar, da oben scheint doch Licht.’“ HAR! HAR! HAR! Mal ehrlich Bruder, ich kann mir wohl gut vorstellen, dass man solch Geschwätz bei den Malthustern hören kann."


Die ganze Nacht war immer wieder ein Juchzen und Gröhlen in der Hütte.

„Es errötete die Brandensteiner Jungfer, als sie hörte, dass der Marschall Vardeberg mit seinem Stabe erscheinen würde.“ „HAAARRR! HAAARRR! HAAAAR!“

„Unter den Gelehrten in Kalamudus. so hört man, wird disputieret darüber, ob die Herrin Vitama auch eine gute Baumeisterin wohl sei. Man frage sich dort, ob es eine gute Baumeisterin sein könne, die einen Abwasserkanal mitten durch einen Ort legt, den man für Veranstaltungen der Unterhaltung und der Freude nutze.“ „HAAARRR! HAAARRR! HAAAAR!“


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BeitragVerfasst: 29.08.09, 21:04 
Eine armselige Hütte im Brandensteiner Forst

Ein feuchtes, kühles Tuch benetzt Stirn und Lippen des auf der Holzpritsche liegenden Greises, dessen fiebrige Augen weit geöffnet zur Decke starren. Kaum sind die Worte, die der alte Mann stockend spricht, zu verstehen, so dass der neben der Pritsche kniende Mann seinen Kopf zur Seite neigt, damit sein Ohr nahe den Lippen des alten Mannes sind, um dessen Worte verstehen zu können.

„Er weiß ein.. Er weiß einzudringen in deine geheim... in deine geheimsten Gedanken, mein Sohn. Glaube mir dieses, denn auch... denn auch mir .. auch mir widerfuhr es so. geschah es so. Er weiß Dinge, die nur Wenigen bekannt sind, welche da alle sind.... welche da alle sind von erprobter Verschwiegenheit. Er geht nach Brandenstein... nach Brandenstein... und kommt von dort zurück... zu Fuß, ja zu Fuß stets tut er so... in Regen, in Schnee und Eis, in fürchterlichstem Wetter, ohne dass .... ohne dass irgend jemand imstande, .. imstande, ihn zu beobachten.“

Mit fiebrigen, geröteten, weit aufgerissenen Augen starrt der Greis den neben der Pritsche knienden Mann an, so dass diesem ein kalter Schauer des Grauens erfasst.

„Bei Astrael! Manches Mal, ... manches Mal.. war es ein schreckliches, ein Furcht einflößendes Gefühl, das in mir erwuchs... der Gedanke daran, dass diesem Bruder der Ungenannte.... der Ungenannte im Leibe .. innewohnet.“

Diese Worte vernehmend schaut mit gleich fragendem, wie entsetztem Blick der neben der Pritsche kniende Mann zu dem Mann auf, der am Fußende der Pritsche steht und eine brennende Kerze in seiner Hand hält.

„Von welch Mann erzählet Ihr, alter Mann, ? Sprecht!“ Wieder dem Greis sich zuneigend, um dessen Worte zu verstehen, ergreifen die zittrigen Hände des Greises den Kopf des Mannes, so dass die fiebrigen Augen des Greises so nah den Augen des Mannes, dass es diesen fürchten lässt. „In seinem Besitz ist ... ist das Pergament, welches zieret das Siegel, das heilige Siegel. In seinen Händen ist der Siegelring. Einst im Jahre 14 wohl... ja.. da muss es geschehen sein, ...“ „Was ist geschehen im Jahre 14, alter Mann?“ „Die Inquisition auf diesem Eiland.... die Inquisition...“




Im Ödland - nicht fern von Radak

„Bruder, hat dieser Mann sein Werk vollbracht und entwendete Uniformen, Kleider und den Schmuck aus der Burg Finianswacht, welche man begehre?“ „Nein, bei diesem Mann, den man beauftragte, so zu tun, habe man sich wohl getäuscht. Einen Meisterdieb nannte er sich selbst, doch war er wohl nur ein Scharlatan und ein Aufschneider. Man habe ihn nimmer gesehen. Es scheinet fast so, als hätte ihn die Erde verschluckt.“

„Solch Fehler darf uns nicht ein zweites Mal passieren. Welch Lohn stellte man diesem Mann in Aussicht?“ „250.000 Dukaten sollte er erhalten nach vollbrachter Tat. 100.000 Dukaten gab man ihm sofort, mit denen er nun wohl von dannen und über alle Berge ist.“ „So müssen wir es nun besser machen und einen finden, der auch wirklich ein Meister seines Faches ist und kein Schwätzer. Vielleicht hilft es auch dabei, als Lohn dafür 500.000 Dukaten zu geben.“ „Wenn Ihr so meinet, werde man so tun, Bruder“


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BeitragVerfasst: 5.09.09, 09:40 
* Ein Bote ist unterwegs mit mehreren Exemplaren eines Briefes, um diese verschiedenen Männern und Frauen zu überbringen. So man eines Exemplars des Briefes habhaft wird und das Siegel bricht, wird man folgende Zeilen lesen können *


Erster Brief an die blauen Tüchtigen, welchen Argionemes lächeln wird im zweiten Mond


„Brüder, der Tag ist nicht mehr fern, an welchem wir vollbringen wollen, was wir uns selbst auferlegt als Pflicht, zu tun im Namen des Argionemes. Der Tag der unsrigen Tat, wie Ihr wisset, soll sein, an welchem auf dem Eiland gezecht wird allerorts. Dies wird uns zum Vorteil gereichen, sind doch an diesem Tage Viele berauschet von den Gaben der Vitama.

Gleichwohl sind groß die Gefahren, die verbunden mit diesem Tun, mit dieser Tat. Gewiss ist wohl, dass der Henker auf uns wartet und der Galgen, so unser Vorhaben scheitert. Doch soll uns dieses nicht schrecken, wissen wir doch, dass wir es tun als Fromme, welche tief erfüllet vom Glauben an den Allwissenden.

Dieser erste Brief, dem weitere Briefe folgen werden, soll Euch, Brüder, darüber informieren, wie es stehet um die Vorbereitungen für unsre Tat.


Über das Federvieh

Berichten will man Euch, Brüder, in diesem ersten Brief von dem Federvieh und wie es bestellt sei vor allem um das Federvieh, welches im Gemüsegarten weilt.

Ein Teil des Federviehs im Gemüsegarten machen einen noch Sorgen. Weniger sind’s die Gänse; mit ihnen sei es schon gut bestellt, was auch daran liegen mag, dass die Nebelkrähe, die einst uns viel Ungemach brachte, viel Federn hat lassen müssen.
Auch einen Teil der Enten habe man wohl anfüttern können. Doch andere Enten sind gar widerspenstig, wohl auch, weil der Erpel manch Ente zu beeinflussen weiß. Ob’s gut sei, den Erpel zu schlachten, ist zu fragen. Doch denke man, dass es besser, von solch Tun abzulassen. Es möge genügen, ihn aus dem Gemüsegarten zu entfernen, denke man, auch wenn ihm manch Ente folgen mag.
Hühner gebe es kaum noch welche im Gemüsegarten; die wenigen Hühner, die noch im Gemüsegarten weilen, legen kaum noch Eier und darum müssen wir ihnen keine Beachtung schenken.“
Auch den Raben müssen wir keine Beachtung schenken, sind ihre Flügel doch erlahmt. Sie werden uns nicht stören. Gleichwohl bestehet auch Hoffnung, dass man einige Raben wird zähmen können, denen man Futter zu fressen gab. Man werde sehen, ob sie es gierig verschlingen werden oder es wieder ausspeien.


Über den Kuhstall

Wie es um den Kuhstall bestellt sei, davon soll in diesem ersten Brief noch die Rede sein, bedarf es doch dafür nicht vieler Worte. Den Kühen scheinet es zufrieden in ihrem Stall und ihnen ist’s wohl auch genug damit. Dies mag wohl auch darin begründet, dass man dem Zuchtbullen Alfons einen Nasenring verpasste. Auch der Hund, der seit kurzem im Kuhstall weilt, wird uns nicht Sorge bereiten müssen, denn auch er döst im Kuhstall die meiste Zeit.

Dieses solle genügen für diesen ersten Brief.
Möge Argionemes über uns wachen und uns leiten in unserem Tun.


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 Betreff des Beitrags: Re: Argionemes’ Stab wird erzittern lassen das Eiland
BeitragVerfasst: 7.09.09, 09:23 
* Im Ordenshaus des Tempels zu Falkensee übergibt ein Bote einem Geweihten einen Brief *


Bruder,
man erhielt Deinen Brief.

Ich will Dir knapp berichten, dass die Bergziegen gut im Futter stehen und wir können guter Dinge sein, dass sie uns reichlich beschenken werden am Tag der Ernte.

Argionemes soll uns leiten!

A.


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 Betreff des Beitrags: Re: Argionemes’ Stab wird erzittern lassen das Eiland
BeitragVerfasst: 11.09.09, 07:51 
Im fahlen Licht des Astreyon.
Der Schatten einer Gestalt am Gestein des Fußes des nördlich von Radak gelegenen Gebirges.

Im fahlen Licht des Astreyon nahe des schlammigen Flusses.
Eine über das nasse, kalte Gestein kriechende Spinne.

Ein Spinne? Die dürren Finger einer Hand?

Finger am kalten, nassen Gestein, tastend,
in einer Felsritze verschwindend,
ein Pergament ergreifend.


"Den Brüdern des Ringes des Argionemes!

Zwei Raben, die bereit sind für die Ernte im Gemüsegarten.
Zwei Raben, die den läufigen Kater im Gemüsegarten nicht dulden werden.
Ein Rabe, der noch brütet.

Xa."


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 Betreff des Beitrags: Re: Argionemes’ Stab wird erzittern lassen das Eiland
BeitragVerfasst: 2.12.09, 10:28 
Ehrenbürger
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* Die Bilder, die Lifna ihm schenkt, lassen ihn auf der kargen Pritsche hin und her wälzen, Schweißperlen auf der Stirn *


Die eisernen Ketten machen es ihm schwer, einen Schritt vor dem anderen zu tun, ohne dabei ins Straucheln zu geraten. Schmerzlich schneiden die an seinen Hand- und Fußgelenken geschmiedeten Eisenbeschläge in sein Fleisch. Als eine Gnade ist es ihm, an seinen Fußsohlen, die man mit glühenden Eisen malträtiert hat, den kühlen, von Schnee bedeckten Pflasterstein zu spüren,. Und es ist ihm, dass es der Gnade Morsans zu verdanken ist, dass eine eisige Brise die Schmerzen seines geschundenen Leibes lindert.

Ewig scheint ihm der Weg durch die Gassen Falkensees, über die Brücke bis zu dem Burghof, wo sein irdisches Schicksal enden soll. Links und rechts des Weges steht gemeines Volk Spalier, will sich das Schauspiel nicht entgehen lassen.

Eine keckes Weib springt herum wie ein Derwisch, mal vor ihm, mal hinter ihm, mal Grimassen schneidend, mal ihren wollüstigen Körper darbietend.

„JA, DAS SOLL NUN GERECHTER LOHN SEIN FÜR EINEN GREIS, DER SEINE VERLOGENHEIT UND SEINE LÜSTERNHEIT HINTER DER MASKE EINES DIENER ASTRAELS ZU VERBERGEN SUCHTE!“ kreischt sie, dass die Menge es auch vernehmen kann. „LASST EUCH ERZÄHLEN.LEUT! MIT EINEM STRUMPFBAND WOLLTE ER MICH LOCKEN UND MIR ZEIGEN ASTRAELS’ STAB!“ Gejohle und unflätige Verwünschungen folgen auch gleich den Worten der Frau - eben wohl genau das, was sie erreichen will. „Ist das nicht die Ratsfrau Aurora, die da wie ein wild gewordener Ziegenbock herumspringt?“ fragt ein Mann leise sein Weib.

Eine Gejohle beginnt, als der Burghof erreicht ist, in dessen Mitte ein Holzpodest errichtet wurde, ein Richtblock befindet sich darauf. „ENTMANNT IHN VOR ALLER AUGEN, BEVOR MAN SEINEN SCHÄDEL ABHAKT!" hört man jemanden schreien. "NEIN! VIERTEILT SEINEN LEIB – DAMIT WIRD ER DEN VIEREN BESSER DIENEN KÖNNEN!" Laute Zustimmungsbekundungen und spöttisches Gelächter sind der Lohn für jene forschen „Marktschreier“.

Bevor er sein Haupt auf den Holzklotz legt, sammelt er seine letzten Kräfte für einen Blick in die Menge. Drei Kinder stehen vor ihm, mit unschuldigen Blicken ihn anschauend, genüsslich an einem Dauerlutscher schleckend, dabei fortwährend von einem Bein auf das andere hüpfend.
„Frau Ruatha, nehmt doch Eure Kinder bei Seite, das ist doch wahrlich kein Schauspiel für sie.“ spricht im ruhigem Tonfall ein Greis, gewandet im Habit des Ordo Astraeli, um dann die Wange des Gemarterten mit einer Hand zärtlich zu berühren. „Mein Sohn, welch Hoffnung setzte ich doch in Dir, und so erbärmlich ist nun Dein Ende.“
„Drei Katzen waren stets um ihn, dann 15 Kätzchen. Ein Dämon ist’s, der seinem Leib innewohnt, sage ich Euch. Die Vögel haben es mir gflüstert.“
fährt ein anderer Greis im Habit eines Ventus-Priester dem greisen Astrael-Diener über den Mund, selbigen dabei rüde zur Seite stoßend.
Eine junge Maid, das Habit einer Novizin des Ordo Astrael tragend, kommt dem greisen Astrael-Geweihten zu Hilfe und stützt ihn. „Vater. Wir sollten diesen Ort verlassen. Ich habe schon immer gewusst, dass dieses Ende ihn ereilen wird. Nie hat er sich die Schuhe gereinigt, bevor er die Bibliothek betrat, gleichwohl ich stets dafür Sorge getragen habe, dass ein Eimer voll Wasser und ein Feudel vor der Türe der Bibliothek stand. Es musste ja so enden. Und ehrlich gesagt habe mich stets geekelt, wenn er da über viele Zyklen in seinem Schaukelstuhl döste und der Speichel aus seinem Mund rann.“


Mit letzter Kraft schaut er hinauf zu der Balustrade. Er erblickt einen Rotschopf im grünen Gewand etwas hinterrücks stehend, als wolle dieser nicht gesehen werden. Neben dem Rotschopf steht ein Mann gekleidet im Habit der Diener Morsans, ohne Unterlass monoton wiederholend: „Oh Herr Morsan. Vergib mir die Schuld, die ich auf mich geladen habe, als ich verriet den Bruder.“ In sarkastischem Tonfall zischelt der Rotschopf ihm irgendwann zu: „Sprich besser ein Dankesgebet zu dem Herrn Morsan, Bruder, dass er diesen ollen Querkopf endlich zu sich holt! Wo steckt eigentlich Bruder Custodias? Zu frühem Zyklus sah man ihn in der Burgkapelle bitterlich weinen. Ehrlich gesagt, weiß ich diese Reue nicht recht zu deuten. Vielleicht sind’s auch nur Tränen eines Krokodils.“


Edelleut und Bürger in feinen Gewändern dagegen drängen sich auf der Balustrade nach vorne, um einen Platz innezuhaben, der einen guten Ausblick auf das Geschehen gewährt.

Ein Greis, an seiner Pfeife nuckelnd, scheint mit um ihn herum stehenden Männern darüber zu fachsimpeln, wie der Henker das Beil zu führen hat, damit mit einem Hieb der Kopf vom Leib getrennt werde.
„Der Tod durch des Henkers Beil ist noch eine viel zu milde Strafe für diese Natter, Exzellenz Dur!“
„Wir wissen alle all zu gut, dass Ihr diesen Mann gehasst habt, Gardemeister Gropp. Doch finden sich ja wohl auch Freunde von ihm unter Euren Anverwandten, wie zum Beispiel der Meister Erudin, wenn ich mich recht entsinne“.
„Da spricht Exzellenz Edomawyr wohl ein wahres Wort, Gardemeister.“
„Spottet nur, Exzellenz Ekre. Man wisse sehr wohl darüber bescheid, dass Ihr Euch heimlich in der Taverne in Brandenstein mit ihm des öfteren getroffen habt. Ich will es hier besser dabei belassen, was Ihr wohl dort mit ihm besprochen habt. Und für Euch, werter Herr Terahnee trifft dieses doch wohl auch zu, oder?“
„Ich habe keine Zweifel daran, Gardemeister, dass seine Seele stets erfüllt war davon, Astrael zu dienen.“
„So, so. Denkt Ihr das. Dann erkläret mir einmal, werter Herr Behranee, wie das sich reimt damit, dass er den Mazzaremer-Knaben in der Kapelle zu Brandenstein folterte, um ihn gefügig zu machen! Was denkt Ihr wohl, was er da im Schilde führte?“
„Was auch immer, Gardemeister. Das Viertel von Falkensee wollte er gewiss nicht in Brand setzen!“
„Meine Herren, statt zu streiten, lasst uns besser aufmerksam schauen, wie viele Hiebe der Henker braucht, um den Kopf vom Leib zu trennen. Ich sage zwei Hiebe, Wer hält dagegen? Übrigens seht einmal herunter. Steht dort nicht auch die Freifrau Nerghas auf dem Burghof nahe des Richtplatzes?“
„Ihr habt recht. Das ist die Freifrau Nerghas. Sie wird es wohl genießen, dieses Schauspiel. Es geht ja das Gerücht um, dass er sie Nebelkrähe oder Hure von Falkensee zu nennen pflegte.“
„So? Tat er so? Na ja, eine scharfe Zunge hatte er ja. Um so bedauerlicher, dass man sie ihm gleich, nachdem man ihn ergriffen hat, herausriss.“


Einer jungen Maid, deren breitkrempiger Hut eine blutrote Feder ziert, rinnen Tränen über die Wange. „Meine Tochter, die Herrin Vitama wird Euch Euren Schmerz vergessen lassen. Doch weiß ich wohl um Euren Schmerz, denn ihr müsst wissen, dass ich einst tiefe Gefühle innigster Zuneigung, gar wohl Liebe für ihn empfand und wohl noch immer so empfinde.“ „Aber Eminenz Rengis..“ entfährt es überrascht der Maid mit tränenerstickter Stimme.

Etwas abseits der Menge stehen Mannen der Schattenjäger auf dem Burghof. „Er schuldet mir noch 100.000 Dukaten. Verflucht, die kann ich wohl in den Wind schreiben.“ „Davon wusste ich gar nicht, Heeron.“ „Ist schon lange her. Da hausten wir noch in Brandenstein.“ „Was wollte er denn, das wir für ihn tun.“ „Ach, irgendetwas verteilen, Pergamente, was weiß ich. Weißt du, der war ein bisschen ... na ja .. spinnert, glaube ich.“ „Der war nicht ganz richtig im Kopf? Der war doch ein Diener Astraels?“ „Ja und? Passt doch!“

Eine Maid stürzt plötzlich aus der Menge hervor, einen Folianten in den Händen haltend. Recken der Garde vermögen sie nicht aufzuhalten, so dass sie das Holzpodest erreicht und den schweren Folianten darauf legt. „Nun? Zweifelt Ihr auch jetzt noch, dass dieses Buch des Astrael ist, das Heilige Buch des Wissens, alter Narr?“

Bevor das Beil herabfährt, erblickt er Ritter Siegfried Steiner in seiner glänzenden Rüstung. „Du verlogene Kanaille von Adelsgezücht. Ich warte auf dich in der...“ Der erste Hieb des Henkers hat schlecht getroffen, nicht durch den Nacken ist er gefahren, sondern stumpf auf den Hinterkopf. Ein Röcheln, ein Stöhnen erstickt aus dem Munde des Gemarterten, aber nicht laut. Der zweite Schlag fährt tief in den Nacken und lässt das Blut grell aufspritzen. Erst der dritte Hieb des Beils löst das Haupt vom Rumpf.



* Kreidebleich, die Augen vor Schreck weit aufgerissen, erwacht er. *


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 Betreff des Beitrags: Re: Argionemes’ Stab wird erzittern lassen das Eiland
BeitragVerfasst: 2.12.09, 14:01 
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In jener Nacht fernab in der Drachenschwinge in einer kleinen Abtei des Astraelorden. Ein halbblinder einäugiger Diener des Astraels versucht so schnell ihn seine dürren knorrigen Beine tragen von jenem Balkon fortzukommen. Immer wieder hält er schnauffend inne. Seine von Schwestern des Ordens gepflegten Fingernägel, kratzen über den groben Stein an den Wänden, an denen er entlangtaumelt. Nägel brechen und fallen zu Boden als ließe er, mehr und mehr von sich zurück. Hinter ihm auf dem Boden lag die weiche Wolldecke, die ihn eben noch auf dem Balkon wärmte.
Nur fort von diesem Ort, aus meinem Geiste dieses Bild, war es ein Gesichte oder doch die Wirklichkeit?
Ächzend humpelte er weiter den Gang hinab zu seinem Zimmer, wo er sich einschliessen und in Sicherheit bergen wollte. Doch endlos schien ihm der Flur, unendlich die Qual des Bewegens.
Saß er bis eben dick eingehüllt in in Wolldecken an seinem Lieblingsplatze auf dem Balkon und beobachtete das allabendliche Spektakel wie Fela hinter der Drachenschwinge abtauchte und die schneebedeckten Gipfel in ein sattes Rot tauchten. Kurz nach dem sich das letzte Rot dunkel wie Blut von den Spitzen der Berge fortzog, landete eine Eule vor ihm auf der Brüstung und gebärdete sich gerade zu ehrfurchtgebietend. Sie schien zu würgen oder nach Luft zu ringen. Schwer fiel es dem Halbblinden dies Verhalten recht zu deuten. Mit mitleiderregendem Geräusch schien diese Eule nun etwas Heraufzuwürgen und vor ihm auf den Boden des Balkons fallen zu lassen. Schreckensstarr verharrte der Mann, wagte nicht einmal zu atmen und beobachtete das ihm dargebotene Schauspiel in der Dunkelheit nach dem Niedergang Felas und vor dem Aufstieg des Astraeyons. Sie schien sich, nach dem sie diesen Ballast losgeworden war, zu fassen und flog mit schweren langsamen Flügelschlag hinab ins Tal und ließ den alten Mann mit dem Gewölle zu seinen Füßen zurück.
Fischgräten, Knochen und anderes Unverdauliches schien es zu sein. Der alte Mann beugte sich hinab und sein Auge weitete sich, als er beim Vorbeugen einen genaueren Blick auf jenes Sendstück werfen konnte. Dieser Auswurf einer Eule barg in seiner Mitte einen Saphir und jene Reste, die die Eule von sich gab und zu seinen Füßen platzierte, bildeten ein Weichbild, der ihm nur allzu bekannten Insel von der er hoffte niemals wieder etwas zu hören. Nun lag sie geformt aus üblen Schleim, Knochen und Gräten vor seinen Füßen. Und in ihrer Mitte ein Saphir. Angst überkam ihn und das Licht des Astraeyon wollte einfach nicht über ihn kommen. Dunkelheit umgab ihn, so dass die Angst weiter anschwoll in seinem Herzen und er zur Flucht ansetzte.

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"Es wird der Diamant an sich selbst nur erkannt.
Denken lernst du im Denken, das Wahre erkennst du am Wahren.
Liebe nur, wenn du schon liebst, nichts durch die bloße Kritik."
Ludwig Feuerbach


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 Betreff des Beitrags: Re: Argionemes’ Stab wird erzittern lassen das Eiland
BeitragVerfasst: 2.12.09, 15:50 
Altratler
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Schritte schwerer Stiefel klingen dumpf durch die Kapelle, dann Flüstern.
"Bruder Großmeister, wir haben Nachricht aus Falkensee."
Pergament raschelt. Schwerer Atem. Flüstern.
"Was denkst Du, Schwester?"
"Das ist eine Dreistigkeit, Bruder Großmeister. Was sollen wir tun?"
"Gerechtigkeit ist Bellums Wille, also soll es geschehen."
"Aber Bruder Großmeister, das Lehen E..."
Ein Handwink.
"...und der Re..."
Abermals ein Handwink.
"...ein N..."
Eine feste Stimme.
"Schwester! ... Sind wir nicht alle gleich, vorm Altar des Herrn Bellum?"
Schweigen.
"Ruf die Geschwister zusammen damit sie die Neuigkeit erfahren."
"Ja, Bruder Großmeister".

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Si vis pacem, para bellum.


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 Betreff des Beitrags: Re: Argionemes’ Stab wird erzittern lassen das Eiland
BeitragVerfasst: 26.01.10, 01:16 
Ehrenbürger
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* In einer Kerkerzelle auf der Burg Schwingenwacht. Ein helles Licht, eine Stimme.*


„Mein Sohn, komme, folge mir, auf dass ich Dir etwas zeigen kann. Nimm diesen Stein dort und wirf ihn in das Wasser des Sees. Siehst du, wie der Stein auf dem schnellsten Weg zum Grunde des Wassers eilt? So will ich dich nun zu mir holen, auf dass ich dich lehre darin, mein Sohn, was du zu tun hast, wenn du ein Ziel, einen Vorsatz hast. Du sollst lernen, nichts zu tun, zu warten. Du sollst lernen, die Dinge dieser Welt zu sehen und durch sie hindurch zu schreiten wie der Stein durchs Wasser, ohne etwas zu tun, ohne sich zu rühren. Schau – der Stein, er wird gezogen, er lässt sich fallen. Sein Ziel zieht ihn an sich, denn er lässt nichts in seine Seele ein, was dem Ziel widerstreben könnte. Das ist es, was ich dich lehren will, doch will ich dich dieses lehren in einer anderen Welt.
So komm, mein Sohn, du sollst an einem anderen Ort mir dienen nun, ein Ort, an welchem du mir nahe bist.“


Salanus folgt der Stimme, schreitet durch das Licht und hört in diesem Moment auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hört auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blüht die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig.

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Bild

Furchtbar ist es, zu töten.
Aber nicht andere nur, auch uns töten wir, wenn es nottut.
Da doch nur mit Gewalt diese tötende Welt zu ändern ist, wie Jeder Lebende weiß.


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