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 Betreff des Beitrags: Jenseits von Gut und Böse
BeitragVerfasst: 15.10.09, 15:59 
Einsiedler
Einsiedler
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Tief gereizt und wütend über blonde Locken starrten hellblaue Augen wie eiskalte Saphire auf die wunderschön heitere und fröhliche Weihe um Benion Sandelholz. Es war so aufregend! Ein fabelhafter Erzgeweihte der lieblichen Herrin, dieser Sandelholz! Wie putzig er war mit seinen Haaren und diesen rosa Bäckchen. Zum Verlieben, ja, allerliebst. Kein Wunder, dass alle so aufgeregt waren, Feinde wie Freunde sich versammelt hatten diesem Ereignis beizuwohnen. Auch sie wollte sehen was es bedeutete von einem Gott beschenkt zu werden. Sie war gekommen sich selbst zu verhöhnen und es zu genießen. Aber das konnte sie nicht so recht.

Ihre Wut blockierte alles.
Die Zufriedenheit war genauso weit fern wie die Anwesenden des Spektakels. Jedes Geräusch drang wie durch eine feste Membran dröhnend an ihr Ohr. Und das alles wegen so süffisant und unglaublich leichtfertig getroffenen, so spitzen und bösartigen Worten.

Wer mochte es auch einer Lüge bezichtigt zu werden? Einer Lüge, die man nicht einmal als Selbstwerk ansah?
Natürlich konnte sie hitzig werden, Köpfe zum Zerplatzen bringen, elendig wichtige Magier zu Boden reißen und ihnen ihren wahren Meister aufzeigen oder gelinde gesagt zickig werden. Aber konnte man das schon als Böse bezeichnen?
Das war doch nicht schlimm. Das war vollkommen normal.
Konnte man sagen, dass die Blondine, trotz allem was sie Gutes tat und trotzdem verloren zu glauben schien, trotz aller persönlichen Tragödien und sentimentalen Niederlagen, die in ihrem Leben dazu führten, dass sie kalt und verbittert wurde, sie eine niederträchtige Hexe war, die sich nur noch an dem Leid Anderer laben konnte?
Nein! Sie war vollkommen normal! Sie war gut!

Damit schluckte sie den Ärger herunter, ignorierte die ersten und die folgenden Anzeichen der Angst, ignorierte auch das bösartige Kitzeln in den Fingern, dass sie gerade hier und gerade jetzt verspürte das Bild etwas ihren Vorstellungen anzupassen.

Vor ihrem inneren Auge stand der See blutrot, mit Leichen der Anwesenden gespickt. Munter fließende Gedärme sammelten sich mit den ausgerissenen Überresten einst humanoider Wesenheiten. Hier und da tanzte noch ein Skelett und wedelte mit den Armen von Benion Sandelholz, während er sich sein Gesicht wie eine Maske gespannt hatte und dessen Augen lustig in den Höhlen tanzen ließ, bevor sie ihm raus fielen und er sie im siechenden See wieder suchen musste. Da stand eine schwarze Gestalt zwischen ihnen und trank ein blutrotes Gesöff, während Zufriedenheit und Frohsinn sich in den Zügen mischte.

Doch dann entsann sie sich, dass normale Menschen so etwas nicht freuen würde, dass sie sich schämen und sich lieber an dem schönen Regenbogen erfreuen sollte.
Schämen sollte sie sich! Sie war doch vollkommen normal! Sie war gut!

Mit einem entsagenden und gleichzeitig arrangierenden Seufzer freute sich der kleine Blondschopf über den Regenbogen. Das tat man so, wenn man normal war.

Wie konnte nur irgendjemand an ihrer Güte und Moral zweifeln?
Undenkbar!


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 Betreff des Beitrags: Re: Jenseits von Gut und Böse
BeitragVerfasst: 15.10.09, 16:31 
Edelbürger
Edelbürger
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Stumm lehnte der dunkelhäutige Mann an dem Baum und beobachte die Weihe des Mannes…
Diese Veranstaltung interessierte ihn nicht… aber er gehorchte in seinem Leben immer nur Befehlen… und zu dieser Weihe zu gehen war einer…

Während die Leute sich freuten, jubelten und lächelten und die Weihe gespannt beobachteten… spielte sich im inneren Auge des Mannes ein ganz anderes Schauspiel ab…

Er stand auf einer von Fackeln beleuchteten Lichtung… es regnete… aber dass störte ihn nicht… um ihn herum befand sich der Dschungel… und die drückende Wärme der Umgebung lies den Schweiß nur so aus Sturzbächen aus seinen Poren dringen…

Langsam füllte sich die Lichtung mit Menschen… dunkelhäutige Barbaren mit dämonischen Fratzen, gehüllt in Lendenschurz und Fellüberwürfen… und sie alle starrten zum Mittelpunkt der Lichtung… ein Altar… aus dunklem Vulkangestein stand dort umringt von dreizehn, Gestalten in dunklen Gewändern aus grober Baumwolle… er sah eine Frau…sie schrie… er drängte sich durch die Menschenmenge um näher zu kommen…

Starke Hände packten die dunkelhäutige Frau… die man sicher als exotische Schönheit bezeichnen könnte… wenn nur nicht der Ausdruck der puren Todesangst ihr Antlitz stören würde.

Sie lag auf dem Altar… dunkle und bedrohlich klingende Worte wurden von den Kuttenträgern gesprochen die von der Menschenmasse wie aus einem Organ wiederholt wurden…ein dunkler, unheimlicher Chor… ein Dolch blitzte auf… und einer der Männer stieß ihn kraftvoll in den Brustkorb der Frau… ein letzter Schrei… doch diesmal kam es von einem Mann aus der Masse…

Er blinzelte und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht… jemand lehnte sich hinter ihm an den Baum und flüsterte ihm leise etwas zu… die Blondine… er wusste nicht genau was er von dieser Frau halten sollte… er teilte die Menschen gern in gut und böse… in schwarz und weiß auf… aber diese Frau konnte er einfach nicht zuordnen… er schüttelte sich… und machte sich auf den Weg seine Kameraden zu suchen… es würde wohl eine Ewigkeit dauern bis er seine Gedanken für sich allein hat… keine Alpträume mehr… das wäre zumindest ein Anfang.

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 Betreff des Beitrags: Re: Jenseits von Gut und Böse
BeitragVerfasst: 15.10.09, 21:55 
Einsiedler
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Vitama hatte ihn mit einem Fluch erlegt. Wie hätte er also mit Freuden an dieser Festlichkeit teilnehmen können? Da kam die Abwechslung gerade recht. Hatte er das Gespräch aus der "Trollschenke" aufgegriffen und abermals verdeutlicht welche Gesinnung er in ihr sieht. Es war eine Fähigkeit die er seit langen erfolgreich nutzte: Er konnte in das Innere der Seele blicken. Diese Frau schien durchdrungen von Aggressionen und Gewalt. Nichts was er hätte in seiner Gegenwahrt dulden können. Seine Aufgabe war es das Lehen und seine Bewohner zu schützen. Für diese Eigenhandlungen würde er weder Lob noch Anerkennung ernten, doch scheint ein gewisser Reiz seine Handlungen zu begleiten.
Er war selbstsicherer als in den Tagen zuvor, die Worte provokant an die Blondine gerichtet. Er ahnte erfolgreich ihre Züge voraus, war es nur eine Frage der Zeit.
Der Plan war geschrieben. Die nächsten Schritte werden folgen ...



Ist es wirklich ,,Gut", das ,,Böse" zu besiegen? Seine Wertvorstellungen waren anders, doch erkannte er es nicht.

Jenseits von Gut und Böse


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 Betreff des Beitrags: Re: Jenseits von Gut und Böse
BeitragVerfasst: 17.10.09, 18:25 
Ehrenbürger
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Beiträge: 946
Wohnort: schon wieder so ein Ösi

Irgendwo in Falandrien ...

Schritt um Schritt erklimmt er die Stufen in diesem Haus, welches im fremd ist. Es war dennoch nicht schwer gewesen, es zu betreten, gingen die Kunden des Hausherren doch beständig ein und aus. Ein wohlhabender Mann, nicht nur gesegnet mit all jenen Gütern, welche das Leben lebenswert machen, sondern auch mit einer Familie, eine Frau, einer Tochter, Glück und Frieden.
Oben angekommen findet er sie, sie erwartet ihn bereits, wissend, dass er zu ihr kommen wird.
Erkenntnis in diesen Augen, gesetzte Ruhe, Höflichkeit, ja sogar ein Hauch von Freude, ihn zu sehen, wenn auch gepaart mit dezentem Wehmut, zu jung um die Schrecken des Lebens zu kennen, tröstet ihre Naivität über die Grausamkeit dieses Zusammentreffen hinweg.


„Du hast dir Zeit gelassen, aber Marie sagte schon dass du kommen würdest“.

Marie, ihre Puppe, sie hat es also vorhergesehen. Hat ebenso gesehen dass er hier ist, um sie mit sich zu nehmen, dass er nicht allein wieder gehen wird.
Sie bietet ihm Tee an, auch wenn beide wissen dass keine Zeit mehr sein wird, ihn zu genießen.

Dann bittet sie ihn, sich noch von Marie verabschieden zu dürfen. Er gewährt es ihr, was sollte er sonst auch tun. Sie verabschiedet sich, bettet das kleine Stoffwesen auf ihr Bett, dann reicht sie ihm die Hand, bereit zu gehen.


„Es ist Zeit“ spricht sie.
„Keine Sorge, es wird nicht wehtun“ verspricht er.

Sie reicht ihm beide Hände, legt sie ganz fest in die seinen, sieht ihn noch einen Moment lang an, ehe sie ihre Augen schließt und kurz darauf in seine Arme sinkt. Ein letzter Atemzug, es ist vorbei. Kein Schmerz, keine Furcht, einfach geschehen, so beiläufig, so unbedeutend.
Behutsam bettet er nun auch sie , schmiegt sie an ihre Puppe, faltet ihre Hände, streicht ihr ein letztes Mal über die Stirn und küsst sie darauf. So jung, so unschuldig, sie hat dies nicht verdient, hätte ein strahlendes Leben führen sollen, eine kleine Sonne. Aber so ist es nicht, er bedauert es, für einen Moment, ehe der Eindruck ihn in tröstlicher Taubheit versinken lässt, es ist geschehen, vorbei, nicht mehr zu ändern.

Schritte nähern sich über den Flur, steuern auf das Zimmer zu, der Vater naht.
Als er das Zimmer betritt, findet er nichts mehr darin, findet etwas , etwas, das auch er nicht verdient hat.
Aber das Zimmer ist leer, seine Tochter ist fort, mit ihm gegangen, was bleibt ist nur eine leblose Hülle.


Name ... unbekannt.
Alter ... Acht.
Verstorben am Wandeltag, dem 22.Carmer im Jahre 20 nach Hilgorad.
Ursache ... unbekannt.

_________________
<@Shai> Du chauvinistisches Arschloch. :/

dead to the world - Armand Marcoul


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 Betreff des Beitrags: Re: Jenseits von Gut und Böse
BeitragVerfasst: 19.10.09, 09:35 
Ich habe manchmal das Gefühl, ich würde wie das Bild über das Land fliegen. Ich habe das Gefühl, ich würde die Zeiten schauen...

Dort, hinter jenen Wolken, liegt Mazzarem, die Gleißende Stadt, die erste und größte Stadt der Welt. Ich kann die Heere des Dämonenkönigs sehen, die sich bis zum Horizont erstrecken, vor den Mauern, unaufhaltsam. Ich sehe, wie sie die Stadt berennen, immer wieder, immer wieder. Noch weiter darüber sehe ich die Schlacht der Schwingen. Horwah in glänzenden Rüsten. Gewappnet mit der Reinheit ihrer Bestimmung, kämpfend gegen die Ausgeburten des Einen.

Ich sehe einen Drachen fliegen, nach Norden. Dort, über Fela, das ist Tare und ein Schatten schiebt sich zwischen die beiden. Den Blick abwendend sehe ich wieder zu Tare, durchbreche das Himmelszelt und sehe die Schmerzen, die Tare erleidet. Der Drache krümmt sich und brennt. Alles scheint zu vergehen.

Ich habe manchmal das Gefühl, ich würde innerlich zerbrechen. Ich habe das Gefühl, ich würde die Sorgen der Welt tragen...

Dort, hinter dem Falkenwall sehe ich schwarze Zinnen auf einem brennenden Berg. Eine Reihe von ehrbaren Recken sammelt sich an einem unbedeutend wirkenden Ort, eine Ruine, die Untergang verkündet. Die Rüstungen schimmern im Lichte Fela's. Ich sehe, wie sich vom Feuerberg aus Hände ausstrecken, die schwarze Klauen tragen und von denen Blut tropft. Die sich ausstrecken, um das Land zu ergreifen, zu packen in unzerbrechlichem Griff. Ich sehe, wie die Hand die Dämonenkrone wirft, um der Welt eine unheilbare Wunde zu schlagen...

~ Yurune Vane, Hochgeweihter des Bellum, Morsan, 17 n. Hilgorad I. ap Mer


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 Betreff des Beitrags: Re: Jenseits von Gut und Böse
BeitragVerfasst: 24.10.09, 18:58 
Einsiedler
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Er drückte sie nur noch stärker gegen die Wand. Die Worte waren eindringlich und bedrohlich an sie gerichtet. Doch ähnelte er mehr einen enttäuschten Vater, dessen Wut ihn übernahm. Auch als sie nur stärker nach Luft japste, ließ der Druck von ihrer Brust nicht nach. Sie hatte einen großen Fehler begangen. Niemand sollte den Versuch vagen in seine Seele vorzudringen oder ein tiefgehendes Urteil zu bilden, ohne seine Erlaubnis. Dass ihre Worte auch noch eine andere Definition vom Blondschopf äußerten, als er sich von sich selbst hatte, machte ihn nur noch wütender. Doch das Gewissen fand schnell die einschreitende Vernunft in ihn wieder. Resignation machte sich breit. Er verließ den Raum ohne eingehende Erläuterung. Doch würde sie genau wissen, weshalb er ging.

,,Sieben Tage .."


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 Betreff des Beitrags: Re: Jenseits von Gut und Böse
BeitragVerfasst: 26.10.09, 00:47 
Einsiedler
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Die Entscheidung stand fest.

Nach einer Untersuchung, des Magiers, ihres provisorisches Schlafplatzes, wurde die ungefähre Richtung ausgemacht. Er rüstete sich für mehrere Tage. Die Menge an Verbänden hätten seinen Körper zweimal umwickeln können. Es konnte nur der Segen der Götter gewesen sein, dass sich der Magier entschloss an seiner Seite zu schreiten. Ein Portal in das verödete Land wurde geöffnet und die zwei Streiter schritten auf das verpestete Land. Seine Klinge grub sich in die Laibe der Untoten. Ließen die Knochen splittern, durchbohrten Wänzte der Oger und schnitt die Augen von Dämonen ab. Die Feuerbälle des Begleiters ließen die Feinde in Flammen aufgehen und letztlich zu Asche zerfallen. Ein Wille, schier irrsinnig, trieb beide voran. Anders hätte niemand die Situation beschreiben können. Es konnte schlicht keine reife Überlegung hinter dieser Rettung gesteckt haben, dafür mussten beide zu viel Wunden erleiden.

Sie waren zwar irrsinnig aber nicht dumm. Das Tal der Ahnen wurde erfolgreich umgangen und die Höhlen wurden, mit gezogener Waffe, durchsucht. Sie hielten die simple Pilzhöhle für eine Sackgasse - wäre dort nicht die dunkle Gestalt, besudelt über und über mit Blut, gewesen. Seine Gleichgültigkeit machte sich schnell breit - doch nur von außen. Den Hass, den er im Inneren verborgen hielt, konnte er lange genug unter Kontrolle halten, bis der Magier die Gestalt überzeugen konnte. Die bewusstlose Frau wurde ergriffen. Das magische Portal führte das Dreiergespann zum Schlachtenpass. Sie nahmen sich ihrer an. Blieb es eine Frage der Zeit - ob die Genesung voranschreiten würde.


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 Betreff des Beitrags: Re: Jenseits von Gut und Böse
BeitragVerfasst: 26.10.09, 09:59 
Die Vorhersehung ist ein Schwert und hat zwei Schneiden. Eine davon bist du.

Die surreale Wirklichkeit erwartete den Magier mit der grausamen Darbietung eines blutenden Rituals. Er hatte diese Dinge oft gesehen, zu oft vielleicht sogar. Wie ein Tier hockte die dunkle Gestalt vor der Frau und betrachtete sie mit gierigem Blick. Überall war Blut und Hohn.

Wir sind keine Helden, keine Ritter in glänzender Rüstung. Wir sind eine Familie.

Als sie in seinem Bett lag und langsam, unruhig einschlief, dachte der Magier an seine Vergangenheit: Die Division, seine Tochter und seine Frau. Rakurion hätte ihm in diesem Moment helfen können. Er konnte immer helfen. Aber er war nicht hier.

Im Krieg wird das Alltägliche zur Herausforderung. Die Überraschung zur Farce.


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 Betreff des Beitrags: Re: Jenseits von Gut und Böse
BeitragVerfasst: 26.10.09, 12:27 
Einsiedler
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Magie kitzelte ihre Sinne, stob sich durch ihren Leib, bildete eine Patina der Macht um ihre Finger, die voneinander gespreizt waren. Ein Gemisch aus Ozon und dem süßlichen Geruch von Blut mischte sich mit der kahlen, etwas trockenen, alten Höhlenluft.

Noch nie hatte sie diese Magie entfesselt, noch nie war sie so weit in ihren eigenen Fähigkeiten vorgedrungen und dabei bitter und schmerzlich wissen müssen, dass das ihr letzter Kampf war.

In dem Nebel der eigenen Konzentration fixierte sie den Schwarzen, der sie einstmals einen langen und beschwerlichen Weg geführt hatte. Sie sah und sie spürte seine Enttäuschung.

Mit einem mächtigen Schrei zog sich die Magie um beide, ein greller Blitz, die Höhlenwand brach teilweise zusammen. Ein Grollen tönte noch in der Ferne. Nach wenigen Momenten war alles vorbei und die Blondine sank auf alle Viere.
Als sie den Kopf hob, ihn mit aller Wut und Verachtung anstarrte, sah sie wie sich metallene Zacken wie ein grinsendes Maul in seiner Hand ihr näherten.

Sie hatte alles gegeben.
Sie hatte um ihre Freiheit gekämpft, um den Willen mehr zu sein als eine Puppe und nun würde sie tapfer sein.
Sie würde mutig den letzten Funken ertragen und in der Ewigkeit dafür büßen, dass sie mehr sein wollte als sie war.

Er konnte keinen Schwächling dulden, der alles wofür er einstand so einfach verraten hatte, der Emotionen, Gefühle und Liebe höher stellte als die höchste Macht der Sterblichen, die nur ihnen, nur den Auserwählten, zur Verfügung stand. Ihre heißen Tränen waren ihm zuwider. Ihre offenbarenden Worten, die Ehrlichkeit, die jede Silbe naiv erscheinen ließen, formten eine unerträgliche Spannung zwischen den beiden.
Er konnte nicht ertragen, dass sie glaubte ihre Bestimmung in der Normalität zu finden, bei einem liebenden Mann, bei Kindern, lachenden Gesichtern und ehrlicher Freude. Dass sie sich nach einem Leben sehnte und keinem Dienst. Leid, Schmerz, Erniedrigung und Gier waren seine Mittel gewesen, doch sie erzeugten nicht mehr die Wirkung, die sie stets auszulösen vermochten.
Er hatte keine Macht mehr über sie.
Er sah in ihr nicht mehr die starke, unbarmherzige und mächtige Magistra, die sie einst ganz sicher gewesen war. Für dieses Gewürm gab es nur noch eine Möglichkeit. Seine Entscheidung stand fest.

Mit einem schmerzhaften Gedanken an ein emotional gefestigtes Gesicht, blondes ordentliches Haar und einer Hand, die sie gern an ihrer Schulter spürte, überrann sie der Sog der Dunkelheit und sie ahnte, dass sie nun starb.

Für Schwarzmagier gab es kein gutes Ende, nicht in dieser Welt.
Für Schwarzmagier gab es nur Leid, Schmerz, Erniedrigung und ganz sicher den Tod.


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 Betreff des Beitrags: Dunkelheit
BeitragVerfasst: 26.10.09, 13:12 
Einsiedler
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Beiträge: 119
Wohnort: Eres´Dar
Leise säußelte der kalte, trockene, von Staub und Schmutz erfüllte Wind über die Hochebene - umspielte die eng um ihren hageren Körper geschlungenen Gewänder. Der heiß glühende Strom geschmolzenen Steines tief unter ihren Füssen trug eine sanfte Wärme hinauf und doch konnte er sie nicht wärmen. Nichts konnte sie wärmen, die tiefe Leere in ihr erfüllen - sie hatte es für immer verloren und Nichts würde diese Leere je füllen können, Nichts würde ihr die nötige Wärme spenden können.
Langsam wand sich ihr Blick über sein Werk, die weiten öden Ebenen dieser Insel und nur fern am Horizont konnte man den Grenzwall erkennen, jenes Bollwerk welches was dahinter war vor dem hier draussen schützen sollte. Als die nächste Böhe ihrem Körper einen Ruck gab fröstelte es ihr wieder. Sie schloss die Augen und versuchte sich zu erinnern, wie es damals war - damals vor zuvielen Jahren. Doch es lag in finsternen Nebel - verschwommen, unwirklich und weit entfernt vom Hier und Jetzt.
Doch war es überhaupt von Bedeutung? Mit einem lauten Zischen schoss eine Flammensäule hoch hinauf und tauchte die Umgebung kurz in sengende Hitze. Keiner hatte gesagt es wäre leicht, doch die Zeit würde kommen. Ihr linker Arm wurde kurz von einem stechenden Schmerz durchzogen und eine Stimme ihn ihrem Kopf wisperte leise, mit kicherndem Unterton.


Die Schlange, sie wird schwach, zweifelt sie? Wird sie meinen Tag kommen lassen? Meister Rigorosa wird enttäuscht sein.

Sie blickte nach links wo matt schimmernd, fast durchsichtig in milchigem weiß nun eine Gestalt stand. Sie blickte auf den hageren Mann in der schlichten schwarzen Robe herrab. Sein Gesicht war ausgemerkelt und die Hälfte schien wie abgerissen. Sie durfte ihm dies nicht durchgehen lassen.

Zweifelt ihr an des Meisters Wahl, Adeptus?
Zweifelt ihr an meiner Stärke?
Zweifelt ihr an meinem festen Glauben?
Wagt es nicht, ich bin eure Meisterin und eure Strafe wurde klar ausgesprochen!


Sie fixierte die Reste seiner trüben Augen und besann sich auf ihr Inneres. Sie spürte wie ihre Kräfte sie durchzogen, sie stärkten, wärmten. Es war keine Zeit für Zweifel - sie blickte wieder auf und wäre er nicht schon blass gewesen, wäre er es nun gewesen. Mit einer wegwischenden Geste löste sich die Gestalt noch kurz klagend, fluchend und schimpfend ins Nichts auf. Die Smargade des fein gearbeiteten Schmuckstückes leuchteten kurz gleißend auf und der Schmerz durchzog ihren Körper. Doch sie stand aufrecht, die Zeit des Verschlingers würde kommen und dann würden alle Leiden vergessen sein.

_________________
die Schlange
- ein Hauch von Finsternis -
- Diener des Finsteren -


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 Betreff des Beitrags: Re: Jenseits von Gut und Böse
BeitragVerfasst: 3.11.09, 15:12 
Einsiedler
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Beiträge: 59
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Wir sind so alt wie diese Welt und so jung wie dieser Augenblick.

Wir sind es, die die Macht der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in uns tragen.

Wir sind es, die den Untergang begleiten werden, die Deine Entstehung einleiten und verhindern.

Wir sind es, auf die Du keine Lösung finden wirst. Denn pure Macht kann nicht zerstört, pures Wissen nicht hinters Licht geführt, pure Wahrheit nicht in Zweifel gezogen werden.

Wer bist Du, der Du meinst alleine gegenüber uns, die wir überall sind und Dich aus den Schatten beobachten, bestehen zu können?

Deine Fähigkeiten sind so beschränkt wie Deine Sichtweisen.

Wenn wir uns zu dem letzten Schlag erheben, wirst Du untergehen.

...sei bereit Sterblicher...
Dein Gott ist nur ein Wort... und ein Wort hilft Dir nicht... wenn Deine Seele bricht...
...sei bereit.


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 1.12.09, 22:39 
Einsiedler
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Das Ende einer Geschichte

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 Betreff des Beitrags: Re: Jenseits von Gut und Böse
BeitragVerfasst: 2.12.09, 14:35 
Ehrenbürger
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Beiträge: 866
Ein Mann in einem kleinen Raum. Tisch, Stuhl, Bett, Schrank, ein kahler Raum, asketisch.

Er verschloß die Schranktür. Das Kapitel war abgeschlossen, die Last genommen. Sorgfältig kleidete er sich an, die Sachen akkurat auf dem Tisch vorbereitet.

Ein Erfolg, auf ganzer Linie. Die nächsten Schritte würden die Insel erschüttern. Gleich, erst noch einen Becher Tee. Die Verabredung hatte noch etwas Zeit. Dann krochen die Schatten an ihm hoch.

Ein Wachsfigurenkabinett. Ein übergroßes Spielbrett mit mehreren Ebenen, vierdimensional. Bereit. Und seine Hände waren warm, sehr warm...


Ein leises Zischen -
"Mehr..."


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