Glitzernden Diamanten gleich, ruhen die Wassertropfen auf den Blättern der Seerosen, regebogenfarbene Libellen umkreisen jene, ruhelos unter stetiger Bewegung, während unter der klaren Wasseroberfläche winzige Fische durchs Wasser gleiten. Eine Welle bringt Bewegung in das Bild, lässt die Seerosen leicht hin und her wandern und verscheucht die Libellen, während ein gurgelndes Geräusch, den Blick ein paar Meter weiter wandern lässt, hin zu dem dunkelhäutigen Mann, der scheinbar kurz vor dem ertrinken ist, jedoch in letzter Sekunde von dem blonden Riese gerettet wird, der ihm scheinbar das Schwimmen beibringt. An den beiden vorbei paddelt eine dunkelhäutige, zierliche Frau, fröhlich vor sich hersummend, das kühle Nass ungenierter Weise völlig nackt genießend. Ein Flehen um Gnade ist zu hören, da irgendwo vom Strand und du siehst eine Ritterin in strahlender Rüstung, neben einer Vitamageweihten stehen, welche scheinbar versucht der Ritterin die Rüstung auszuziehen, während ungerührter Weise neben den beiden eine weisblonde Frau auf einem Karren voller Essen sitzt und jenes ungerührt in sich hineinschaufelt. Unwichtigen Statisten gleich, die nur der Abrundung des Bildes dienen, sitzen irgendwo im Hintergrund an einer riesigen Mauer drei Männer, zwei tragend die Ordenrüstung der Bellumgeweihten, einer eine Ritterrüstung. Sie spielen miteinander Karten und blicken immer wieder wie skeptisch zu den drei Frauen hin, die nun wie wild hinter einander herjagen, über sich vor ihnen immer wieder neu aufbauenden und arrangierenden, mit bunten Blumen versehenen Wiesen. Ein schrilles Wimmern lenkt den Blick hin zu einem großen Felsblock in dessen Mitte ein Elf steckt und die ganze Zeit darüber jammert das irgendwer einen Felsblock dahin stellte, wo er auf magischen Wegen hinreise wollte, um den Felsblock herum stehen und tanzen ein paar dunkelhäutige Kinder, die mit ausgestreckten Fingern auf den Elf zeigen und ihn auslachen. An einem anderen Strandteil stehen aufgereiht Männer aller Größen, Haut und Haarfarben, muskulös bis schlank, ein jeder auf seine Weise begehrenswert, und eine rothaarige Frau, gekleidet in ein enges, durchnässtes rotes Kleid, das jede Kontur ihres Körpers offenbart. Während die Frau an den Männern entlang durch den weisen Sand wandert und einen jeden genauestens mit begehrlichen Blick mustert, jagt ein Rudel Hundewelpen einem Ball nach, der sich bei näheren hinsehen als der Kopf des Elfen entpuppt, der mit panischen Schreien vor den Welpen weg zu springen versucht.
Ein Lächeln zeigt sich auf den maskenhaften Zügen des Windwesens, das da in den Ästen des riesigen Baumes sitzt, der Zentrum jenen Reiches zu sein scheint, in dem diese Wesen lachend und tobend ihr Unwesen treiben. Mit einem tiefen Seufzen, schwindet das Lächeln, während die Gestalt sich wandelt, zu einem Wesen aus Fleisch und Blut wird, das nachdenklich wirkend, weiter das Geschehen beobachtet. Das mit der Wohnung in Seeberg kann ich wohl vergessen, Lillien würde eher alle Tore zumauern und jeden freien Raum selber anmieten, als das sie zulässt, dass ich hier wohne. Wahrscheinlich hatte sie schon überall Steckbriefe mit meinem Bild verteilt und die Wachen angewiesen, mich unter keinen Umständen jemals wieder in die Burg zu lassen. Aber ach, Lillien war so süß gewesen, wie sie wieder Tomatenrot vor sich herglühte, als sie zusah wie Shelan Salachain Schwimmunterricht gab. Irgendwie blieb die Gesichtsfarbe dann die ganze Zeit bestehen. Wen wundert es auch, ging doch erst ich selbst ebenfalls nackt baden und der wie immer plötzlich aus dem Boden auftauchende Orlo ebenfalls. Nur Salachain tut mir ein wenig Leid, ich werde es irgendwie wiedergutmachen müssen. Seine so unglaublich charmante, überhöfliche endophalische Art und Weise trug auch etwas Verklemmtheit in sich, zumindest wenn es um nackte Haut bei den Frauen um ihn herum ging. Und das er fast ertrunken war als ich an ihm vorbeischwamm, war wohl, genau wie die Tatsache das er sich nicht an den Strand zurücktraute, als ich damit beschäftigt war Lillien zum Bade zu überreden, ein untrügliches Zeichen das er mit so was nicht umzugehen wusste. Aber egal, ich habe mein Ziel erreicht und nur das ist wichtig, ich habe ein paar Erinnerungen geschaffen, die die dunklen Stunden erleichtern werden, die unweigerlich auf jeden von uns wieder zukommen werden. Ich kann nicht verhindern das Lillien verwundet wird, das sie kämpfen muss, kann nicht verhindern das vielleicht wieder eine Frau vor mir liegt und man von mir verlangt ihr zu helfen, eine Nadel in deren Fleisch zu stechen und Wunden zu nähen. Der Bluterguss an Lilliens Hals, Ayondelas panische Flucht vor meinen Fragen, ich hoffe sie erzählen es mir irgendwann, was ihre Seelen belastet, bis dahin will ich ihnen etwas Chaos und Kraft geben, tomatenrote Köpfe und viel Gelächter. Denn darin bin ich wirklich gut, wenigstens etwas das ich kann. Aber Shelan, kommt es mir nur so vor, oder hat sich dieser ein klein wenig in Lillien verguckt? Das wäre etwas das man unterbinden müsste, beziehungsweise, wo war Proveus wenn man ihn einmal brauchte? Ich kann nur hoffen dass der Spielzeugbeutel und die unartigen Gedanken die ich Lillien einflüstere, jene endlich zum Handeln bewegen. Wobei, wenn ich daran denke wie der Sturkopf einfach unter Wasser sitzen blieb, nachdem Shelan sie ins Wasser warf, könnte es sein das es noch etwas braucht bis sie von sich aus …
Während sie ihren Gedanken nachhing baute sich eine weitere Szenerie auf, eine halbdunkle Hütte, der muskulöse Rücken eines Mannes, eine blonde Frau die mit einem Maßband ihre Finger langsam, von einer Schulter zur anderen wandern lies. Als ihr Blick jene Szene erfasst, zeigt sich ein sehnsüchtiges Lächeln, und ihre Gestalt wird wieder zum Wind, der den Baum hinabschwebt, hin zu der Frau, in jene gleitet und sie umformt, zu ihrer eigenen Gestalt, die nun in träger, genießerischer Ruhe, den Körper des Mannes vor sich mit tastenden Fingern sanft berührt.
_________________ Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. (Friedrich Nietzsche)
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