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 Betreff des Beitrags: Aufstieg und Fall
BeitragVerfasst: 9.07.10, 17:42 
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Es war dunkel. Kein Licht war zu sehen, dennoch konnte Vela die zwei Gestalten vor sich genau erkennen. Selbst wenn ihre Augen geschlossen wären, sie hätte sie erkannt: Das junge Mädchen mit den langen blonden Haaren, dem zerfetzten, blutroten Kleidchen und ihr Zwillingsbruder mit dem langen blonden Zopf und der zerfetzten, blutroten Tunika.

Der Dolch in Velas Hand blitzte und funkelte. Wie alles in ihrem Leben war auch jener reich verziert. Ein geschwungener Dolch mit Elfenbeingriff, in dem dutzende kleine Edelsteine eingearbeitet waren. Die Klinge wanderte langsam zu der unberührten Haut.

Lass es, Gundula, er hat deinen Körper verschandelt, ihn solltest du töten, lallte es ein wenig von dem jungem Burschen, der keine 15 Läufe alt war. Wie immer war er betrunken.

STICH ZU! BRING ES HINTER DICH! DU BIST HÄSSLICH, NIEMAND WILL DICH. ER HAT DICH ENTSTELLT!, kreischte das Mädchen mit gleißend roten Augen, die kirschroten Lippen waren zu einem, gar fratzenhaften, Grinsen verzogen.

Wieder und immer wieder, widersprachen sie sich. Was sollte sie tun? Ihr Leben beenden, oder zur Mörderin werden?

STICH ZU!, gellte es ihr wieder entgegen.

Doch, Lynni, sie war oben. Süße kleine Lynni. Sie wollte es ihr nicht antun sie so zu sehen. Aber die Verführung war so groß..

DIRNE! HURE! SIE HASST DICH! SIE WEIST DICH AB, WEIL SIE NICHT DICH WILL! SIE WILL DEIN VERMÖGEN. SIE WIRD DIR ARN WEGNEHMEN!

Wirklich? Sie ist so unschuldig..

ARN WIRD MIT IHR GEHEN, DICH ALLEINE LASSEN UND SIE KOMMEN WIEDER UM DICH UMZUBRINGEN!

Der Dolch sank etwas mehr auf ihr Handgelenk ab.

Trink lieber noch einen Wein. Dann geht es dir besser, Gundula. Und DU schrei nicht so rum, mein Kopf zerplatzt sonst. Kaum waren die Worte gesprochen, hielt sie statt dem Dolch ein volles Glas Wein in ihrer Hand und sie blickte auf nur um in ihr eigenes Gesicht zu erblicken.

Sie saß wieder im Bad auf ihrem Hocker und blickte in den Spiegel. Zwei leere Flaschen Wein standen neben ihr. Hatte sie heute schon gegessen? Einen Schluck trank sie und wankend ging sie hoch. Lynni schlief tief und fest, doch sie hatte wieder kein Auge zugemacht.

Die Stimmen, sie wusste mittlerweile, dass nur sie sie hörte, wurden von einem Löwen - eines der seltsamen Exemplare, die nicht in Endophal zu finden waren - wieder hervorgerufen, nachdem sie wochenlang schwiegen. Er hatte sie misshandelt, ihren perfekten Körper entweiht, niemand wollte sie mehr seither. Alle starrten sie an für ihren Makel. Ihre Seele war schon lange nicht mehr makellos, doch nun ist auch ihr Körper verunstaltet. Wie süß der Tod doch klang...

Das Glas wurde in einem Zug geleert, sie griff wieder den feinen Stoff, nahm die Nadel und nähte. Die beiden Stimmen waren ihr wohl bekannt und sie hörte sie immerzu, doch seit kurzem hatte sie das Gefühl, dass da noch etwas - nein, jemand - wäre. Ihren Blick konzentrierte sie auf ihre Arbeit um den Drang, sich andauernd umsehen zu wollen, zu unterdrücken. Aber das nagende Gefühle, dass sie drei nicht alleine waren, konnte sie nicht abstellen..

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Zuletzt geändert von Vela: 15.08.10, 03:44, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Und so waren sie zu viert..
BeitragVerfasst: 12.07.10, 02:21 
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LAUF IHR HINTERHER! STICH DIE HURE AB!

Vela wurde schlecht als sie den Dolch - diesmal war es ein echter denn er war keineswegs so hübsch wie der, den sie vermeindlich zuletzt in den Händen hielt, in ihrer Hand betrachtete.

HaHaHaHaHaHa!, erklang das glasklare Lachen von dem hübschen androgynem Jungengesicht.

Seid ruhig.


HINTERHER, DU VERDAMMTE DIRNE! STICH SIE AB!

Das Lachen versiegte, nur ein wirres Kichern blieb zurück.

Verdammt, Ruhe!

Ihre flache Hand klatsche gegen ihre Stirn, als könnte sie dem Stimmenwirrwarr in ihrem Kopf damit Einhalt gebieten.

Die Türen knallten, und stille kehrte im Haus und ihrem Kopf ein.. Sie hatte Saelynn alle Namen genannt. Alle.
Plötzlich wünschte sie sich die Stimmen wieder zurück, da sich eine erdrückende Kälte in ihrer Umgebung und ihrem Herzen breitmachte. Sie wusste, sie würde Saelynn nicht wiedersehen.

Gundula.., säuselte es von überall her. Die Kälte ließ ihr Mark und Bein gefrieren.

Lynni?
Sprach sie zögerlich und blickte zum Fenster und zur Türe.

Nein, nicht Lynni, Gundula, ganz gewiss nicht Lynni, säuselte es wieder, doch wurden die Worte immer dunkler, gehässiger..

Vela stolperte zum Bett und ließ sich mit der Brust voran auf dieses sinken, der Kopf ist zur Seite gedreht. Wer jetzt in ihr Schlafzimmer treten würde, würde meinen eine Leiche läge dort. Ihre Mimik ist Schock erstarrt und sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Und so waren sie zu viert..
BeitragVerfasst: 12.07.10, 16:24 
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Ich sagte dir doch, niemanden wirst du so sehr brauchen, begehren, lieben wie mich. Sie ist weg und sie wird nicht die letzte sein.., säuselte es die Stimme, süß wie Honig, gefährlich wie Gift, in ihr Ohr.

Saelynn war fort. Ihr Kehlkopf schnürte sich zusammen, ihr Herz schien aus der Brust zu springen und in ihrem Bauch breitete sich eine noch nie dagewesene Übelkeit aus.

Sie ist fort

Ihr treuer Wolfshund Aji legte sich zu seinem Frauchen, das zusammengekauert auf dem Boden lag. Sie schluckte einmal und, um sich ganz ihrem schmerzendem Herz zu ergeben, weinte sie, wie sie noch nie zuvor in ihrem Leben weinte, wobei jede einzelne Träne in Ajis Fell versiegte.

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 Betreff des Beitrags: Re: Und so waren sie zu viert..
BeitragVerfasst: 13.07.10, 13:15 
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Vela blickte der Frau hinterher die in den frühen Morgenstunden das Haus verließ. Sie saß schon einige Zeit in ihrem samtausgeschlagenem Thron, als die anderen noch ein wenig schlummerten, nicht weil sie die Nähe nicht mochte, nein, weil sie seit langer Zeit wieder Stille genoss.

Absolute Stille.

Nicht um sie herum: Aji schnarchte laut, hier und da huschte ein Mäuschen im Gebälk und knabberte am Putz, draußen ging laut scheppernd eine patroullierende Nachtwache herum.

Aber in ihrem Kopf, in ihrem Kopf herrschte absolute Stille.


Sie dachte immer Arbeit und Dukaten brachten ihr die nötige Ablenkung. Doch war es die Nähe zu anderen. Diese Illusion der Geborgenheit, des Geliebtwerdens.

Ihre Augen schlossen sich und sie dachte an die wenigen Stunden zuvor zurück, als sie zwar die Stimmen der anderen hörte, doch nur eine immer wieder wahrnahm:

Nur ich werde dich auf immer dar lieben, genauso wie du nur mich lieben kannst

Obwohl diese Lüge so offensichtlich, so banal, war, sie spürte wieder Lust in ihr aufkeimen als sie daran zurückdachte und mit einem Seufzen lehnte sie sich zurück und genoß das warme Gefühl, dass sich in ihr breit machte, als sie sich den Trugbildern in ihrem Kopf hingab.

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 Betreff des Beitrags: Re: Und so waren sie zu viert..
BeitragVerfasst: 14.07.10, 14:49 
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Wieder stand sie in dem lichtlosen Raum. Doch niemand war um sie herum. Nicht die Zwillinge, kein Geräusch, kein Anzeichen von Leben. Es war nur dunkel.
Doch sie kannte den Ort. Sie wusste, solange sie hier war, war sie in Sicherheit. Die Dunkelheit spendete ihr Geborgenheit, Wärme, das Gefühl, dass dies der einzige Ort auf Tare ist, an dem man ihr kein Leid zufügen kann.

Aber es war seltsam, dass niemand da war, sie war hier nie alleine und auch wenn sie die beiden oftmals nicht ertrug, so waren sie dennoch soetwas wie die jüngeren, nervigen Geschwister für sie geworden. Ihr Blick fiel nach unten und sie war doch milde überrascht, über das was sie sah, und eine Übelkeit kroch langsam wieder in ihren Hals und bahnte sich ihren Weg in den Mund, in dem sich langsam das Wasser sammelte. Mit Mühe und Not schluckte sie das widerliche Etwas, was aus ihrem Mund sich ergießen wollte, hinunter und nahm ihren Aufzug in Augenschein.

Ihr gesamter Körper war verhüllt. So lang war das Kleid, das in einem sehr hellen, altrosanen Farbton gehalten war, dass man nicht einmal ihre Füße mehr sehen konnte.

Es war genauso, wie er es immer wollte. Schön, edel, züchtig.

Über dem langen Kleid war eine Tunika, so wie sie sie oftmals heute noch trägt, doch verzichtete sie darauf etwas darunter zu tragen.

Er hasste es, wenn sie sich so freizügig kleidete. Oh, wie sehr würde er sie bestrafen, wenn sie entgegen der Tatsache, dass sie es besser wusste, so in den Laden hinabkam. Doch machte er stets gute Miene zum bösen Spiel, wenn schon kurz nach dem Öffnen des Ladens die Kunden nacheinander hereintrudelten und vergolt Ihr jeden anzüglichen Blick seiner Kunden, jedes Kompliment, das sie ihr entgegenbrachten, um ein hundertfaches, wenn sie alleine waren.

Ihre Zungenspitze fuhr kurz über ihre Lippen, als sie die geschmackvollen Stickereien der Tunika betrachtete. Wie immer waren sie auf Höhe ihrer Brust ausgespart, um ihre üppige Brust nicht noch mehr zu betonen und filigran gestickte Ranken bahnten ihren Weg hinab zu ihrem Bauch, wo sie sich in einem Meer von Blättern, Blüten und noch mehr Ranken verloren. Die Tunika war sehr gerade geschnitten, wohl um die Illusion zu erschaffen, dass ihre Hüften schmal und weit weniger weiblich wirken, als sie wirklich sind.

Er hasste ihren weiblichen Körper. Immer wieder beschwerte er sich, wie unnötig ihre Rundungen wären, gab ihr immer weniger zu essen auf dass sie schlank und grazil werden sollte. Doch, war sie wohl von Vitama selbst gesegnet, oder gestraft, worden und nur minimal gingen ihre Brüste, ihre weiblichen Hüften zurück. Erst als ihre Rippen sich deutlich an ihrem abgemagerten Oberkörper abzeichneten, gab er ihr wieder genügend zu essen, so dass sie einen gesunden Eindruck auf die Kunden machen konnte. Was ihn aber nicht daran hinderte, sie weiterhin stets daran zu erinnern wie unansehnlich ihr Körper doch sei.


Das Unterkleid war sehr weit geschnitten und wie ein Wasserfall umfloss es ihre langen Beine und verlief sich leicht gekräuselt am Boden. Neckisch lugte der etwas dunklere Seidenunterrock unter dem Kleid hervor.

Sie griff an ihr Haar und merkte, dass es nicht geöffnet war - ungewohnt mittlerweile.

Die Haare waren zu mehreren Zöpfen geflochten und einem komplizierten Dutt geformt, der mit einem goldenem langen Kamm, der mit einer stilisierten Rose ihr Haupt schmückte, zusammengehalten wurde.

Jeden Tag machte er sich daran, bis sie an die 25 Götterläufe alt war, sie zu waschen, sie zu pflegen, sie einzukleiden, sie zu frisieren. Sie stellte es nie in Frage, auch wenn es sich für sie deutlich anders anfühlte wenn er sie berührte, als sie zu einer Frau heranreifte. Nachdem sie ihre ersten Erfahren mit Männern gemacht hatte, hatte sie natürlich den direkten Vergleich um zu sehen, dass er wirklich nur daran interessiert war sie zu waschen, doch konnte sie nicht umhin ihn stets herausfordern zu wollen. Anfangs ignorierte er es stoisch, sie war doch noch so jung - Vielleicht nahm er es gar nicht als Verführungsversuch auf? - doch später, als sie es mehr als offensichtlich andeutete, würde sie abermals hart bestraft werden. Ihr wieder vor Augen gehalten werden, dass sie nur eine Dirne wäre, die ihre Schenkel für jeden öffnete und dass er sie nicht begehrte, da sie unrein und unschicklich sei. Sie erinnerte sich noch genau an den Tag, bevor das tägliche Ritual seinerseits plötzlich eingestellt wurde. Als er ihr..

Ein gleichmäßiges Klatschen durchbrach ihre Gedanken. Es war nicht schnell, nicht betäubend laut wie nach einer gelungenen Theatervorstellung, eher sarkastisch, als Einleitung eines Übels was noch kommen musste.

Ich muss mir selbst applaudieren, es steht dir genauso gut, wie ich es mir in meinem Kopf ausgemalt habe als ich es entworfen habe.

Die Absätze auf dem Steinboden hallten laut in dem Raum der weder Wand noch Licht aufwies. Es war nicht zu orten woher die Schritte kamen, ob sie sich näherten oder entfernten. Doch als sie eine unheilverheißende Wärme an ihrem Rücken spürte, der heiße Atem an ihrem Nacken zu spüren war, der, ihr so bekannte, Geruch von Sandelholz, Mandeln und Datteln in die Nase stieg, wusste sie, es war um sie geschehen. Ihre Augen fielen zu und sie seufzte wohlig auf. Den Kopf etwas zur Seite legend, unterwürfig gar, bot sie ihm ihren Hals an.

Endlich tust du, wo ich dich all die Zeit lang hingeführt habe. Wofür du erschaffen wurdest, wofür ich dich erzogen, geformt habe. Ich verzeihe dir dieses eine Mal, dass du dich jedem wie eine Dirne zeigst, dass du dich so billig hergibst. Die Männer sollten schon allein dafür bezahlen, nur einen Blick auf deine nackten Arme werfen zu dürfen, geschweige denn den Rest. Diese Nacht hast du den richtigen Schritt gewagt, du hast dein Leben eingesetzt um einen derjenigen zu finden, die dir die wahre Macht bringen können. Deine Spielkameraden, mit denen du sonst verkehrst sind unwichtig, sie unterhalten deinen Körper, doch deinem Geist bedarf es die richtigen Leute. Du bist auf dem richtigen Weg, Gundula.

Diese Worte füllten sie mit einer Lust die größer nicht sein konnte. Ihr Unterleib, ihr Herz brannte vor Feuer. Ihr Blut pumpte in den Venen, als wäre sie meilenweit gelaufen. Und als sie, zum ersten Mal in ihrem Leben überhaupt, die sanften Lippen, an ihrer Haut spürte, der Geruch des Mannes ihre Sinne einhüllte, die Dunkelheit im Raum einem sanften Licht wich, dass der tiefroten Fela in der Sharra-Wüste, kurz vor Anbeginn des Dunkelzyklus, gleichkam, und sie förmlich die Mandeln und die Datteln, nach denen er stets roch, auf jeder einzelnen Geschmacksknospe auf ihrer Zunge regelrecht zu explodieren verspürte und sein schwerer Atem ihr Gehör erfüllte, zerfiel die Illusion.

Sie starrte mit großen Augen an die Decke, das Gesicht, ihr ganzer Körper war gerötet, aufgrund ihres schnell schlagenden Herzens.

Wenn sie jetzt sterben müsste, sie würde es mit einem Lächeln auf ihren Lippen tun.

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 Betreff des Beitrags: Re: Und so waren sie zu viert..
BeitragVerfasst: 24.07.10, 11:08 
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Ich liebe dich.

Erstmalig in ihrem gesamten Leben sprach sie die Worte. Nach außen hin, gab sie sich ruhig, blickte ihn einfach nur an. Ihn, der ihr Leben nun genauso unterwandern sollte wie jener andere. Nichts merkte man ihr an, doch hinter ihrer Stirn tobte ein Sturm..

WIE KANNST DU ES WAGEN?, donnerte es hervor. Links, rechts in ihrem Gesicht durchzuckte sie ein beißender Schmerz.

WIE KANNST DU DIESE LÜGE IN DEINEN MUND NEHMEN?, ihr blieb die Luft weg, als er ihr in den Bauch trat. Nie, war er so wutentbrannt.

DU LIEBST MICH, NUR MICH! KEIN ANDERER SOLL DIESE WORTE JE HÖREN, ELENDE HURE!, sie kauerte sich auf dem Boden zusammen als er immer wieder nach ihr trat. Das schöne Kleid von zuletzt trug sie nicht, er hatte es ihr heruntergerissen als die Worte ihrem Mund entkamen, hatte sie geschubst, sie geschlagen und immer wieder getreten. Sie wüsste, wären die Umstände anders, sie hätte nun sterben müssen.

Doch sie ließ sich nichts anmerken, trotz der Schmerzen die sie in ihrem Herzen und ihrem Kopf fühlte, sprach sie mit Adrian einfach weiter. Nein, sie meinte die Worte nicht ernst, denn sie wusste nicht, was sie bedeuten. Hass, Liebe, es waren ihr Konzepte die vollkommen an ihr vorbeigingen. Doch, Adrian, er weckte in ihr etwas, dass kein anderer Mann weckte. Das Gefühl ein Mensch zu sein. Keine Frau, kein Objekt der Begierde, keine Händlerin. Ein Mensch mit Gedanken, Gefühlen und Ängsten.
Sie kannte ihn nicht lang und dennoch hatte sie das Gefühl, dass sie ihn nicht mehr gehen lassen kann.

Sie war süchtig.

Nicht weil er, er war. Nein, er war zu jung, seine Haut - vor allem sein Haar - viel zu hell, er war so unglaublich dürr und trug soviel Wut in sich. Ansehnlich war er in ihren Augen wirklich nicht. Aber "er" beachtet sie, wenn sie bei Adrian war.

Perdhyn hingegen, er sah "ihm" nicht ähnlich, aber er hatte etwas was ihm so sehr ähnelte, den Blick, die Worte. In ihrem Kopf war die Stille, so widersprüchlich es war, viel zu laut, wenn sie bei Martel war. Es machte ihr Angst, dass Perdhyn solch eine Macht über sie hatte, wo sie ihn doch kaum kannte. Meruch warnte sie vor ihm, sagte ihr, sie solle sich den Lügen die aus den Mund des Mannes kommen nicht hingeben.

Aber.., er war so verführerisch.

Wenn es Lügen waren, die er sprach, so wollte sie diese kosten. Auf ihrer Zungenspitze wie den süßesten Honig zergehen lassen, die Augen schließend sich einfach der klebrig-süßen Versuchung hingeben. Das süße Gift, welches sie sonst entschieden mied, reizte nicht nur ihre Zunge sondern schien auch ihren Geist zu verkleben. Sie wollte ihm nahe sein. Sie wird zu ihm gehen.

Sie war süchtig.

Adrian, Martel, sie beide führten sie in Versuchungen die sie noch nie zuvor erlebte. Sie vergaß ihre eigenen Sehnsüchte, die, die ihren Geist ruhig stellten, die, die ihren Körper befriedigten.
Der letzte Überfall auf den Laden brachte ihr endlich den ersehnten Grund um Martel näherzukommen. Sie würde zu ihm gehen, sich wieder unterwerfen, sich wieder abhängig machen. Und sie wollte es, sie brauchte es.

Vor allem, als Imea, die zuvor noch immer so nett war, ihr wahres Ich zeigte, war sie endgültig davon überzeugt, dass Ersont nur von machthungrigen Menschen durchzogen war, die nur ihre eigene Profilierung und ihren Profit im Auge hatten. Sie ignorierte die kleine nagende Stimme, die sie darauf hinwies, dass es nur ihre Gier nach Martel und Adrian war, die sie so erzürnen ließ und weil Imea sie von Adrian wegtreiben wollte..

Siehst du? Ohne mich bist du ein Nichts. Du hast doch nicht ernsthaft gedacht du kannst irgendetwas selber machen? Du wirst immer eine Sklavin sein, du wirst immer das sein was ich möchte. Dein widerlicher Körper, dein verdorbener Geist, deine erbärmliche Existenz - all das gehört mir.

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 Betreff des Beitrags: Re: Und so waren sie zu viert..
BeitragVerfasst: 26.07.10, 11:57 
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Warum plärrst du so, mieses Stück?, es war selten, dass sie nicht lautstark kreischte, doch klang es lauernd. Ein falsches Wort und es würde wieder los gehen.

Seit Adrian aus der Tür war, verstummte "seine" Stimme. Nichts mehr war da, als hätte es ihn nie in ihrem Kopf gegeben. Sie wusste schon nicht mehr, ob sie nun weine, weil sie "ihn" nicht hörte, oder weil Adrian ging.

"Ich fühle mich benutzt."

Die Worte hallten immer und immer wieder in ihrem Kopf, neben der Stimme die sich nun nach einem Wochenlauf - oder zwei? - das erste Mal wieder zu Wort meldete. Sie wusste nicht, wie lange sie schon an genau der Stelle kniete, an der sie Adrian um Vergebung anflehte.

"Ich fühle mich benutzt."

Es musste gewiss 10, nein 15, Götterläufe her sein, dass sie so weinte. Wenn sie sich recht ersann, war es damals als Benuch sie das erste Mal . . .

Ich habe dir eine Frage gestellt. Zischelte es nun mehr hervor und glimmend rote Augen sah sie als sie mit tränenüberströmten Gesicht nach oben blickte. Das Mädchen hatte heute wieder ihr hübsches rotes Kleidchen an, doch es schien fleckig, zerfetzt. War das Blut?

Ich habe ihn umgebracht, ist es nicht schön, hier wieder für uns zu sein? Alleine? Nur ich, Brüderchen und du verdammtes Dreckstück. Wenn wir dich nicht bräuchten, ich hätte dich schon längst umgebracht. Velas Atem wurde immer schneller, als sie der blutüberströmten Dolch und der ihn haltenden, ebenso blutverschmierte, Hand gewahr wurde. Wieder kam Übelkeit in ihr hoch.

E-er ist tot?

Ein panischer Blick. Ein verzweifeltes, befreites? Lachen.

Tot?

Er kann nicht tot sein, niemand konnte ihn töten. Sie wollte es nicht wahrhaben. In ihrem Herzen verzehrte es sie plötzlich nach Adrian. Wäre sie nicht nur im Geiste wach, wäre sie aufgestanden und hätte nach ihm gesucht. Doch ihre Hülle lag, mit starrem Blick, geröteten Augen, auf ihrem weichen Teppich. Sie liebte ihre Teppiche. Jede einzelne Franse war ein Erbe Benuchs. Sie wäre nie in der Lage gewesen, diese wunderbaren Objekte herzustellen, hätte Benuch sie nie auf dem Sklavenmarkt gekauft, als sie noch jung, unschuldig und so naiv war.

Er kann nicht sterben. Er ist so stark. Mächtig. Unsterblich.

Plitsch.

Platsch.

Plitsch.

Platsch.

Sie blickte wieder zu dem Mädchen auf. Und diesmal brach es aus ihr heraus, als sie würgte, sich übergab und unter Krämpfen in ihrem eigenen Erbrochenen zum Liegen erkam.

Sein Kopf! Sie hält seinen abgeschnittenen Kopf in der Hand!

Das Blut tropfte unentwegt auf den Steinboden unter ihnen. Jeder einzelne Tropfen hallte in der Unendlichkeit der Dunkelheit und sammelte sich in den Fugen um sich ihr langsam zu nähern. Kälte durchzog sie und sie blieb so liegen, wie sie entkräftet zur Seite kippte. Die Arme umschlangen ihre Beine, als sie sich so klein machte wie möglich. Das bisschen Wärme, dass in ihrem Herzen irgendwo war, wollte sie am Entschwinden hindern.

Beide sind sie weg. Beide haben sie mich verlassen. Ich bin keineswegs liebenswert.

Zahid. Schoss es ihr in den Kopf. Er war wie Benuch. Jünger, ein Auge fehlte, aber er war wie er. Vor anderen manierlich und unterwürfig. Zu ihr, herrisch, befehlend. Und er nahm sich ihren Körper, riss ihn an sich, entweihte ihn und labte sich daran. All das, was sie sich stets von Benuch wünschte. Wie sie sich wünschte, dass nicht nur ihr Geist und ihr Herz in Besitz genommen würde. Ihr Körper, ihr Tempel, ihr ganzes Sein - sie wollte darum begehrt werden.

Ihr dunkles, rotes Haar vermengte sich mit Benuchs Blut. Ihr dunkles, rotes Haar, das einzige Anzeichen dafür, dass sie jemand 9 Monde lang vollkommen besessen hatte. Sie wollte wieder ein behütetes Besitztum sein um das man sich kümmerte, so dass sie nicht mehr all diese Gedanken alleine tragen musste. Dass sie nicht mehr Denken musste, dass sie einfach nur noch sein musste..

Der Kopf wurde ihr hingeworfen, traf den ihren, doch nicht einmal ein Blinzeln entfuhr ihr, als sie Benuch direkt in die schreckgeweiteten Augen sah.

Zärtlich umfasste sie den blutverschmierten Kopf, mit dem starren Gesicht und der so untypischen Mimik.

Und schließlich fand sie im Geiste auch die Ruhe, die ihren Körper schon vor einem Stundenlauf ereilt hatte, als sie den Kopf liebevoll an ihre Brust drückte und das schwarze, gelockte Haar sanft küsste..

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 Betreff des Beitrags: Re: Und so waren sie zu viert..
BeitragVerfasst: 26.07.10, 15:19 
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Er konnte sie riechen...

Wie übelriechender, abgestandener Schweiß trieb sich der Geruch in seine Nase - doch auch süß, lockend und fordernd, ihn umscheichelnd und zu der Quelle des Ursprungs hintreibend, Zyklus für Zyklus, jeden Tag auf's Neue. So zehrte er nach jenem Moment, jeden Augenblick, daß er sie vernehmen konnte und hungerte förmlich danach, sie mit aller Macht wieder an sich zu reißen .

...die Angst

Er genoss ihre schreckensgeweiteten Augen, flüchtend und voller Panik, wie ein Reh, daß dem Jäger in's Auge sah und sein vorzeitiges Ende erkannte. Weder war er ihr zu Nahe gekommen, noch hatte er sie bedrängt. Sie floh vor der einzigen Waffe, die er in der stinkenden, galadonischen Stadt anwenden durfte - und selbst das scheint ihm verwehrt zu werden.

Er hatte sie einfach angesehen...


Die Schmach ob der Erniedrigung dieses Weibes nagte an ihm, zerfraß ihn regelrecht. Was bildete sich diese galadonische Dirne ein? Glaubte sie ernsthaft, mit ihrem vulgären, unehrenhaftem Anblick wäre sie gefeiht vor dem, was ihr in ihren Gedanken widerfuhr? Gnädig wäre der Gardist noch gewesen - so sagte sie.
Und doch war es nicht an ihm, ihr diesen Triumph zu gönnen. Wenn nicht sie dann...

...und es zersetzte sie Stück für Stück.

...nahm er sich das, was ihm zustand, seine verletzte Ehre wiederherzustellen. Während er seine Hand um ihren Hals legte und zudrückte, war es wieder da. Das Gefühl, zu besitzen, zu befehlen, die bittersüße und absolute Macht zu kosten, die er nur wenige Augenblicke ganz für sich hatte. So, wie es ihm sein Leben lang verwehrt war. Nur mit seiner Waffe war er geachtet, angesehen und von dem Respekt gezollt, der ihm rechtmässig zu vergelten war. Aber dieser Sündenpfuhl war nicht Rohin.

Er konnte es fühlen...

Die wenigen Zyklen kamen ihm wie eine halbe Ewigkeit vor. Beißende Übelkeit stieg ihn ihm auf, als er das Gebäude verliess, fast in die gerade angekommenden Galadonier rannte und auch an dem Reh vorbei seinen Weg weit weg von der Straße suchte. Nicht jetzt...
Immer tiefer fraß sich das Gefühl des Widerwillens, des Ekels, der Ablehnung in ihm ein. Der Duft ihres wie Feuer lodernden Haares, welches das nahezu perfekte Gesicht umrahmte; ihrer perlweissen, zarten Haut, die zu berühren er kaum wagte; des Obstes, welches zerschlagen und verschmiert ein fast schon verzerrtes Bild seiner Selbst auf ihren üppigen Körper zeichnete; umwehte ihn immer noch schwer und erdrückend wie eine Schuld, die er nicht von sich weisen konnte.
Galadonischer Abschaum.

...und er wollte mehr davon kosten. Um jeden Preis.

_________________
<Oberon>selbst das wort "Frau" ist ethisch nicht mehr korrekt
<Oberon>das nennt man jetzt "Mensch mit Menstruationshintergrund"


¯\_(ツ)_/¯

<Solos>Sorania = Spielerin ohne richtige Ahnung nervt irgendwie Alle


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 Betreff des Beitrags: Re: Und so waren sie zu viert..
BeitragVerfasst: 27.07.10, 01:29 
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Aufgerissene Wunde

Er ist ein Eisblock, ein Mistkerl, einer, dem die Gefühle einer Frau doch egal sind. Er wird sie benutzen, gleich was er sagt. Irgendwann wird es soweit kommen. Sagte er nicht auch dir, er würde das tun, wenn du ihn lieben würdest?

Du weißt, wie es sich anfühlt, wenn man sich das erste Mal so küsst, wie es die beiden ausgerechnet vor deinen Augen taten. Sie merkten nicht einmal mehr, dass du dort warst, auch wenn er dich noch kurz zuvor in den Hintergrund schickte, nachdem du versucht hattest zu vermitteln.

Schau ihn dir an. Ein Bursche, kein Mann. Heute die, morgen die andere. Doch das Einzige, was ihn antreibt, ist seine Gier nach weiteren Weibern. Nun hat er erstmal eine, wird sich daran erfreuen, ehe er sie fallen lässt. Es ist immer dasselbe Spiel.

Es tat weh. Gerade heute. Die Begegnung mit Johan, die dich nahezu rasend gemacht hatte. Erin in Seeberg, die dich mit "Frau Sanderus" ansprach. Eigentlich möchtest du das Vergangene abstreifen, aber es gelingt dir nicht, weil du auch weiterhin fühlst und tief in deinem Inneren dich nach etwas sehnst. Etwas, was sie dir alle immer wieder vor Augen halten, gerade wenn du denkst, du hast es überwunden. Mit Worten, mit ihrer Anwesenheit, mit einem Kuss.

Solche Kerle hast du oft genug erlebt. Du hast nun nicht den Fehler wie sonst gemacht. Sicher, kurzzeitig dachtest du, da wäre etwas, was dich reizen würde, aber du hast erkannt, was es war. Das war kein Wunsch nach wahrer Liebe. Denn du weißt nur zu gut, dass sie bloß ein Traum ist, eine Illusion, den sich alle Verliebten vorspielen, bis sie aufwachen. Und er wollte dich natürlich auch nicht. Denn du weißt doch...

Du würdest doch, tief in deinem Inneren, so gerne wieder derartig lieben dürfen, nicht wahr? Die Geborgenheit genießen, den Zauber der ersten Berührungen, des ersten Kusses. Aber mittlerweile weißt du auch, wie es immer wieder endet. Weißt du auch, warum es so ist, Felis?

... du bist einfach nicht gut genug.


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 Betreff des Beitrags: Re: Und so waren sie zu viert..
BeitragVerfasst: 2.08.10, 15:28 
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„Wovor hast du Angst?”

vor dir..
vor Benuch
vor Benedict
vor Adrian
vor Martel
vor Aranos
vor Johan
vor Meruch
vor Araldo
vor Sorania
vor Erin
vor Felis

vor Saelynn
vor Lia
vor Awa



Ihr Brustkorb schnürte sich immer mehr zusammen als sie die Panik von ihren Zehen, hinauf die langen Beine, in den Bauch, unter ihrem Busen entlang zu ihrem Hals kriechen spürte. Wie eine Spinne, die viel zu groß war und viel zu lange Beine hatte um sich schnell fortzubewegen. Nein, es krallte sich entlang an jeder verfügbaren Stelle in ihrem Körper, zerschliss ihre Gedärme, riss ihr die Adern auf - ritzte ritzte -

mein Herz!

Blut quoll ihr aus dem Mund und ergoss sich über den Boden. Sie wollte sterben. Sterben. Tod. Erleichterung, Erlösung. Jetzt wird es gut werden, es muss nur alles raus - böse, böse -

Blut.

Eine Hand legte sich auf ihre Schulter, als sie da so kniete. Sie würgte, doch anstatt die scharfe Säure, die ihr sonst entkam wenn sie sich übergeben musste, war es nur Blut, Blut und noch mehr Blut. Ihr Kopf wurde leicht und ein Lächeln drängte sich auf das tränenüberströmte Gesicht, dessen untere Hälfte, genauso wie ihr nackter Körper nur von Blut so getränkt war.

Ihr Blick huschte nach links - nach rechts.

Ein verhaltenes, verrücktanmutendes Lachen.

Eine Zunge labte sich an ihrer Wange. Liebevoll, wie einer Katze gleich die ihr jüngstes kurz nach der Geburt sauber leckte.

Bin ich endlich geboren?

Vela schloss ihre Augen und ließ die sanfte Aufmerksamkeit über sich ergehen. Es fühlte sich gut an.

Lecken Menschenmütter ihre Neugeborenen auch sauber?

„Öffne deine Augen, Gundula”, wisperte es in einem Tonfall der ganz und gar nicht weiblich war. Doch zeugte er von Jugend, Kraft und einen leichten Hauch von Genervtheit.

Sie blinzelte ein wenig als sie die Augen öffnete. Ein hübsches knabenhaftes Gesicht mit einem hartem Blick, der soviel Verletzlichkeit aufwies. Die blonden langen Haare, die in der sanften Brise -

Brise?

Erst jetzt wagte sie es sich umzusehen.
Blumen.

Gras.

Bach.

Fela.



Tief sog sie das Umliegende in ihre Lungen. Warum fühlte sie sich in diesem Schoß so behütet, warum fühlte sie sich nicht gezwungen hier zu sein, gegen ihren Willen? Ihre Beine trugen sie nicht hierhin. Aber es ist hübsch.

„Wovor hast du Angst?”, sprach die Stimme über ihr. Doch es war nicht auf endophalisch, nein, reinstes Galad, wie auch sie es zu Sprechen vermag. Panik kribbelte in ihren Zehen. Sie bewegte diese ein wenig und dann war das Kribbeln auch schon wieder weg.

Vor mir.

Als würden ihre Worte belohnt werden, wurden sanfte, sanfte Lippen auf ihr Haupt gedrückt und sie betrachtet wieder den Mann, der so vertraut war, und dennoch so fremd erschien.

Adrian?

Ein besonnenes Lächeln von dem jungen Mann. War das Zustimmung? Oder ein belächeln ob meiner Worte..

„Ich bin das, was du brauchst.”, raunte es ihr entgegen. „Wovor hast du Angst?”, wieder die Frage, nicht ungeduldig, nicht fordernd - einfach interessiert?

Gefangen zu sein.

Diesmal kraulte die Hand über ihr langes, langes Haar. Küsschen bedeckten ihre Schläfen - der Mund wanderte zu ihrem Ohr. „Wovor hast du Angst?”

Vor dem Allein sein.

Die sanften Lippen bedeckten fiebernd ihre Wange, als sie sich zu ihrem Mund vorarbeiteten. „Wovor hast du Angst?”

Mich zu unterwerfen.

Der Mund berührte ihre Mundwinkel und sehnsüchtig öffneten sich ihre Lippen ein Stückchen. Doch die ersehnte Berührung der Lippen fand nicht statt. Sein heißer Atem - er schien so aufgeregt, erregt? - verflüchtigte sich auf ihrer Haut.

„Du hast dich noch nie unterworfen, Gundula.”, wisperte es in einer Selbstverständlichkeit, als sich die Lippen endlich -wie hatte sie es sich ihr ganzes Leben herbeigesehnt - trafen.
Der Kuss war nicht ungewöhnlich, auch nicht der beste den sie erlebt hatte, doch ihr Körper schien zu beben, schien sich vom Boden lösen zu wollen. Ihre Arme wollten sich um -...- schließen und mit ihm fliegen.

Nach einer schier unendlichen Zeit, löste er schwer atmend, gar keuchend, seine Lippen und hauchte: „Siehe, wie sie sich alle nach dir verzehren, siehe wie sie alle zu dir kommen, siehe was du für Gefühle in anderen auslöst, wozu du andere bringst. Benuch allen voran, sie verzehrten sich nur nach dir. Gundula - „

Velas Brustkorb wanderte rasend nach oben und unten.

„.. du bist schon immer der Meister gewesen und wirst es immer sein.”

Und das erste Mal in ihrem Leben, erklang das glockenhelle Lachen, dass nur von unbändiger Freude sprach, aus dem Mund der rothaarigen Frau. Man hatte ihr Herz zerquetscht, zum zerplatzen gebracht und neu - jungfräulich - zusammengesetzt.

Ohja, ich bin die Herrin, sollt ihr doch alle vor mir knien.

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 Betreff des Beitrags: Re: Und so waren sie zu viert..
BeitragVerfasst: 4.08.10, 16:15 
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"Ich sterbe..."

Sie spürte Nichts. Nicht den Aufprall des Kopfes auf den harten Boden. Nicht den Schmerz, der ihren Körper durchzuckte, durch den sie sich wand wie unter Krämpfen. Nicht die Tränen, die sich ihren Weg über das hagere, eingefallene Gesicht bahnten. Nicht den Nebel, der ihre Augen verschleierte, sie erblinden ließ. Nicht den Würgereiz, der ihr den Atem nahm. Sie spürte Nichts.

"Ich sterbe..."


Ohne Pause hämmerte es durch ihren Schädel. Nistete sich ein, wie ein widerlicher, schmarotzender Wurm der Erkenntnis, der sie Stück für Stück zerfraß und nur noch schwarze Leere ausschied. Immer und immer wieder.

Die Wirklichkeit zerrann wie heißer Sand zwischen ihren Fingern, entglitt ihren Händen, ihrem Geist ins Nichts. Bleierne, süßlich stinkende Schwere legte sich über sie, umhüllte ihr ganzes Sein, den vagen Rest ihrer Wahrnehmung und zerbrach auch das letzte Stück Hoffnung tief in ihrer Seele.

Vorbei.

"Ich sterbe ohne dich..."

Sie starb nicht. Sie war schon längst tot, noch ehe er den Abzug drücken konnte.

_________________
<Oberon>selbst das wort "Frau" ist ethisch nicht mehr korrekt
<Oberon>das nennt man jetzt "Mensch mit Menstruationshintergrund"


¯\_(ツ)_/¯

<Solos>Sorania = Spielerin ohne richtige Ahnung nervt irgendwie Alle


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 Betreff des Beitrags: Re: Aufstieg und Fall
BeitragVerfasst: 15.08.10, 03:57 
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Ein Rauschen in ihren Ohren, in ihrem Kopf, genährt von ihrem schweren Atem, den sie versuchte zu halten um die Schmerzenslaute zu unterdrücken,

für Adrian,

für Adrian,

nur für Adrian.

Sie wollte, dass er vor ihr kniet und dennoch will sie ihm Tag um Tag, Zyklus um Zyklus beweisen, dass sie nur noch Gedanken für ihn hat. Er solle über ihren Körper verfügen wie er es für richtig hielt und sie würde es dulden und lieben lernen. Genauso wie sie lernen würde ihn zu lieben.

Sie war stark, sie würde über den Schmerz hinwegsehen. Gleich wird er sich von ihr lösen und sich abwenden und..gehen. Sie kannte es. Aber sie wollte stark für ihn sein. Dieses eine Mal würde sie nicht in Panik verfallen. Es war nur der Körper, das sind Schmerzen die zu verkraften waren.

Nur der Körper..

Nur der Körper..


Es tat so schrecklich weh..wie er sie gleich verlassen hat, mit dem Vorwand etwas für sie zu holen. Sie wollte in Tränen ausbrechen, doch sie blieb stark, stark, stark.

Ich bin so schwach..


Sie konnte das salzige Nass, das immer wieder ihre Sicht trübte, nicht wegblinzeln. Er hatte sie alleine gelassen. Vela wusste, dass es so kommen wird. Wann wird er wieder kommen? In ein paar Zyklen? Ein paar Tagen?

Nie. Ihm gefiel es sowieso nicht.


Es war für ihn alles eine Last was sie in ihrem Leben so gerne um sich hatte. Leute, Freude und alles was man sich für Dukaten auf Tares Antlitz kaufen konnte.
Auf wackeligen Knien richtete sie sich auf. Es brannte so und deutlich spürte sie das Blut welches auf ihrer Haut klebte. Ihre Strafe, weil sie hoffte, dass er anders war.

Die Stimmen in ihren Kopf waren so durcheinander, sie konnte kein Wort verstehen, aber es war ihr gleich, sie wollte einfach nur schlafen..

..und nicht mehr aufwachen.


Unbewusst begann sie ihre Herzschläge zu zählen. Die Momente verstrichen. Er war schon so lang weg. Er beeilte sich so hinaus zu gehen

von dir weg


wisperte diese Stimme, die sie nur als ihre eigene erkannte.

Es ist in Ordnung. Ich habe es nicht zum ersten Mal alleine durchgestanden. Einfach nur ruhig bleiben. Aji ist ja da.
Die Türe ging unten. Wer es wohl ist? Aber.. es hat nur Adrian den Schlüssel.. Vielleicht hat er etwas vergessen. Es ist in Ordnung, einfach nichts anmerken lassen, einfach nur liegen bleiben.

Er erschien so aufgeregt als er die Schüssel und die anderen Dinge abstellte doch ein Klopfen unterbrach jeden seiner Erklärungsversuche und er ging nach unten, nachdem er sich vergewisserte, dass sie es wollte.

Warum nimmt er Rücksicht? Warum geht er nicht. Ich will nicht, dass er sich verpflichtet fühlt, nur um einen Streit aus dem Weg zu gehen. Ich bin viel zu müde um zu streiten. Er soll einfach nur gehen.

Imea war wütend, als sie in ihrem Schlafzimmer stand, forderte von ihr eine Erklärung. Vela war so schwach und es tat ihr alles weh, doch sie wusste wie man sich in den schwächsten Momenten stark gibt. Sie würde stark für Adrian sein. Ihm noch einmal zeigen, bevor er geht, dass sie es wirklich versuchte, dass sie ihm auch einmal etwas geben kann. Und es war von Erfolg gekrönt, als die Konsula wohl beschwichtigt ging.

Und mit einem Mal geschah etwas..


Nicht um sie herum, nicht mit ihr, sondern in ihrem Inneren. Sie wusste nicht genau was, aber, mit einem Mal verspürte sie den unnachgiebigen Drang für ihn alles tun zu wollen. Er war da, er blieb bei ihr. Er war da..

Ihr Herz schien ihr aus der Kehle zu wandern, doch war es keine Panik, nein, etwas erschreckend schönes, etwas was ihr, wie sonst, keine Angst bereitete. Nein, etwas, was ihr unangenehm war, und sie rot werden ließ, ihr das Gefühl gab, sie müsste sich vor seinem Blick entziehen sonst würde ihre gesamte Haut verbrennen. Sie hatte noch nie etwas vergleichbares gespürt, es nahm so sehr Überhand, dass die Stimmen in ihrem Kopf verstummten und ein gleichmäßiges Pochen, das ganz ihrem Herzschlag entsprach, die Stille auffüllte. Und..

es war beruhigend. Als würde sie auf einer Blumenwiese liegen, ein kleiner, plätschernder Bach ihr ein Lied zum besten geben. Der Wind durch das Blütenmeer rauschen und das Lied des Baches unterstützen. Blütenblätter tänzelten, von der Brise getragen, über ihre nackte Haut.

Und sie dachte sie müsse in Flammen aufgehen...


..genauso wie ihr Herz in diesem Moment von einem unstillbaren Feuer entflammt wurde.

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 Betreff des Beitrags: Re: Aufstieg und Fall
BeitragVerfasst: 17.08.10, 15:38 
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Wie gefällt Euch Euer Leben eigentlich, Vela?


Diese Frage allein sorgte dafür, dass ihre wohlgefeilte Maske, die sie sich über Jahr um Jahr der Maskerade angeeignet hatte, für den Moment verschwand. Sie konnte die Muskeln ihrer Mundwinkel nicht mehr dazu bringen sie nach oben zu drücken und sie dort zu belassen. Sie wusste, sie war für den Moment verletzbar und die Panik begann wieder in ihren Zehen zu kribbeln.

Ich habe ein Haus, ich habe meine Arbeit, ich muss nicht hunger leiden, bin gesund und lebe nicht allein. Ich denke, da kann ich mehr aufweisen als so mancher auf Tare.


Adrian wusste, dass sie die Wahrheit sprach, und dass dies durchaus eine positive Antwort war. Denn das war mehr als sie zuvor wirklich je ihr Eigen nennen konnte.

Die Zeit in der sie nicht mehr hatte als ein Bett in einer Dachbodenkammer, die im Astrael stets viel zu heiß war und sie dort litt, dort alleine sein musste, doch „er“ ließ sie nicht heraus, wenn er nicht da war. Sie verbrachte ihre Zeit dort damit die Tränen zu unterdrücken, damit sie nicht noch mehr von dem Wasser, nach dem es ihr so dürstete, verlor. Im Morsan legte sie sich in voller Gewandung ins Bett, denn einen Ofen hatte die Kammer nicht. Es versteht sich wohl von selbst, dass sie stets Ärger bekam, wenn er am nächsten Tag die Tür aufschloss, ihre Decke zurückschlug, und er sie nicht in ihrem Nachthemd sah. Aber was waren ein paar Schläge, wenn man diese Nacht wieder um den sicheren Tod herumkam und nicht erfror?

Jetzt hingegen konnte sie jederzeit rein und raus in ihrem Haus. War es ihr zu warm, nahm sie sich etwas zu trinken – aus ihrem eigenem Vorrat an Getränken -, war es ihr zu kalt, konnte sie sich einen Tee genehmigen und eine weitere Decke über ihre Schultern ziehen, oder gar die Nähe von Adrian suchen.

Morgens aufstehen. Sich zurechtmachen, vielleicht einen Happen Essen. Den Laden betreuen und sonstiges Geschäftliches erledigen. Die wenige Zeit der Muße wird von euren Liebschaften und eurem Begleiter, letzterem vor allem, definiert und vorbestimmt. Variable Bettzeiten, Lifnas Webereien betrachten, dann wieder von vorne.


Was war daran schlimm? Sie tat nichts unrechtes? Die Panik kroch immer mehr ihre Beine hinauf, bald würde sie an ihrem Bauch angelangt sein.

Adrian, sag’ was, hilf mir!

Sie hörte das Germurmel in ihrem Kopf, es kündigte sich an, wie eine Armee die auf den Hügel hinaufrannte und man unten im Tal stand und nur das Getrampel, Geschepper und Gebrülle vernahm, aber noch nichts sah.

Es war doch ruhig, warum jetzt, warum jetzt?

..Gundula.., wisperte es und sie unterdrückte den Instinkt sich nach rechts umzuschauen, sie wusste, sie würde niemanden sehen.
Sie hielt standhaft ihre Maske und nach außen hin hielt sie sich ruhig, den kleinen Faden der Vernunft anpackend und mit beiden Händen fest umschlossen.

... und?


Es war nicht so, als hätte sie nicht verstanden worauf er hinaus will, oder was er sagen wollte, doch sie konnte nichts mehr sagen, hätte sie mehr gesagt, dann würde ihre Panik um ein vielfaches ansteigen und sie wusste, was dann geschieht. Adrian war da. Er würde sie vor sich selbst beschützen.

Und daran verwundert euch nichts? Es fehlt nicht eine ganz kleine.. Wichtigkeit?


An ihrem Bauch angelangt spürte sie die anbahnende Übelkeit die nur deutlich machte, dass es nun keinen Weg mehr zurückgibt. Die Stimmen wurden lauter, sie hatte Schwierigkeiten Lazalantin fokussiert anzublicken, nicht in sich zu kehren um den Stimmen zu lauschen, um zu verstehen was sie sagten. Es war ein Streit? Ein Streit. Wieder mal, sie hasste es wenn sie stritten. Ihre ganze Konzentration brachte sie auf um so ruhig wie möglich zu verharren. Die Säure ihrer Übelkeit kroch ihr langsam in der Brust hoch zu ihrem Kehlkopf.

Die… wäre?


Schon die Worte trieben die Übelkeit immer höher, sie darf nichts mehr sagen, er soll endlich schweigen, er soll ruhig sein.

Schweigen. Schweigen. Sei ruhig!

Verlang noch mehr Wein.., wieder die Stimme von rechts. Nein, sie wollte keinen Wein. Tu es.., säuselte es verführerisch. Sie wollte Wein, aber sie könnte die Worte nun nicht formulieren, wenn sie nun noch Caeth angesprochen hätte, ihre Angst, ihre Nervosität gesehen hätte. Sie wusste, es würde etwas schlimmes passieren. Nein, sie wollte keinen Wein – nicht jetzt.

Nein, das wüsstet ihr natürlich nicht.


Der Bastard hält dich für dumm, du bist für ihn nichts weiter als eine Dirne, Dirne!, sprach es nun von links. Die Worte schneidend und bissig. Verbohrten sich wie scharfe Krallen und Zähne in ihrem Herzen.

Natürlich hält er mich für dumm, was habe ich denn auch schon vorzuweisen? Warum wollte ich ihn sehen? Ich will hier raus, bitte, Adrian bring mich raus..

Ihr Herz begann schneller zu klopfen. Ein Rauschen in ihrem Kopf füllte die Leere und Stille, in denen die Stimmen stumm waren. Weiterhin krallte sie sich an dem dünnen Seidenfaden der Vernunft fest, doch sie sah wie sich die Fasern langsam auflösten. Wie jede Faser riss, riss, riss.

Bitte nicht… nicht jetzt, bitte, bitte, bitte..


Dann… klärt mich auf?


Ihre Zunge fühlte sich an, als wäre sie um ein doppeltes angeschwollen. Jede einzelne Silbe schien ihren trockenen Mund lauter kleine Risse zuzufügen. Sie blieb stocksteif sitzen. Der Faden war nur noch von einer einzelnen Faser gehalten…

Plötzlich packte jemand ihre rechte Schulter. Sie hatte jede seiner Bewegungen gesehen, doch sie hat sie nicht mehr wahrgenommen. Es war für sie vollkommen überraschend als Lazalantin ihre Schulter durchrüttelte und mit einem mal regelrecht brüllte:

DAS SOLLTET IHR, VERDAMMT NOCH MAL, WISSEN! DARUM GEHT ES!


Ihr war, als hätte sie das leise „pling“, als der Faden endgültig riss, gehört.

Nimm das Glas..
…zerbrich es an der Tischkante!!!

Du solltest nach mehr Wein fragen…
…zieh ihm die Scherben durch das Gesicht!!!

Beruhig dich…
…schlitz dem Bastard seine dreckige Kehle auf!!!

Du müsstest Caeth ebenso töten…
…und dann vergeh dich an ihr wenn sie wimmernd verblutet!!!


Sie kämpfte mit der Ohnmacht. Sie wollte beiden Stimmen nachgeben. Sie wollte vor allem zweiteres. Ihre Panik wurde langsam von etwas ganz anderem ersetzt…

Lust…


Mehr denn je, wollte sie Lazalantin unter sich wissen. Sie wollte ihn entweihen, besitzen und schließlich...
vernichten.


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 Betreff des Beitrags: Re: Aufstieg und Fall
BeitragVerfasst: 13.09.10, 13:24 
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Komm schon stich zu! Dann hast du es hinter dir! , gellte es hinter ihrer Stirn.

Gundula, lass den Dolch sinken. Geh zum Schrank und nimm dir einen Wein, vorsichtig, beruhigend die Worte von dem jungen Mann der sich ihr langsam näherte.

Ich darf noch nicht wieder trinken.. ich habe ihm versprochen, dass ich mich wieder zurückhalten werde..

Wir brauchen dich nicht, Adrian hat es auch gesagt. Er sagte doch, du sollst zu Lazalantin gehen, zuckersüß die Worte, doch die blutroten Augen ruhten lauernd auf Vela.

Lass. Den. Dolch. Los. Gundula , auffordernd nun.

Sie wollen mich sowieso nur alle tot sehen. Ich bin allen ein Dorn im Auge.

Araldo, Awa und Imea würden lachend auf deinem Grab tanzen! Aber dich würde man sowieso nicht auf dem Morsansacker verscharren. Brenne! Brenne! Da brennt die Hure! aHaHaHa!, ein gehässiges Lachen entfuhr der hysterischen Stimme.

Ein Stich. Ein Schmerz der so süß und so verheißungsvoll zugleich war, durchfuhr ihren Leib.

Ups…?, kam es nun doch etwas verblüfft und das Mädchen weitete seine Augen.

NEIN! , schrie der blonde Jüngling mit panischem Gesicht.

Wenn sie nicht in der Lage war, das einzige, das auf Tare noch zählte, glücklich zu machen, dann hatte sie keinen Grund mehr zu leben. Sie konnte jedoch Lazalantin nicht einfach ignorieren.
Sie schlug ihm seinen letzten Wunsch ab, empfand es aber als richtig, ihm wenigstens die Worte des Abschieds noch einmal selbst zu sagen. Ihn wissen zu lassen, dass sie sich nicht mehr umstimmen lässt auch wenn er ihrem Herzen eine neue Facette hinzugefügt hatte.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


Dam Dam Dam

Erklang das gleichmäßige, monotone Trommeln.


Jemand rief um Hilfe. War das Adrian..?

Dam Dam Dam


Eine Frauenstimme, ich kannte sie. Woher nur? Ich muss plötzlich an Felis denken..

Dam Dam Dam


Der Schmerz in ihrem Bauch ließ allmählich nach und eine innere Ruhe kehrte in ihren Leib. Sie hatte endlich die ersehnte Stille gefunden, nichts mehr brachte sie dazu, von dieser abzulassen, bis..

Dam


Mit einem Mal fühlte sie Lippen auf ihren. Ihre schweren Augenlider öffneten sich, es kam ihr vor, als hätte man Felsen auf diese gelegt, so anstrengend war für sie die, Tag für Tag leicht getätigte, kleine Geste.

Dam


Solice, warum war Solice da. Warum küsste sie mich?

Ein Schluchzen durchfuhr Vela, als ihr bewusst wurde, dass ihr die Ruhe, der Frieden wieder entzogen wurde. Neues Leben wurde ihr eingehaucht, doch sie spürte, dass tief in ihr etwas schon gestorben war.

Dam.


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 Betreff des Beitrags: Re: Aufstieg und Fall
BeitragVerfasst: 6.10.10, 17:29 
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Leicht und unbeschwert grüßten sie die ein letztes Mal die Schlosstorwache, Evander Snert, als sie Hand in Hand gen Hafen gingen. Das erste Mal erlebte sie Adrian wirklich, ja, schon gar, fröhlich?

Sie hatten den Plan schon lange, hatten vor, zusammen ein Leben nach ihren Wünschen und Vorgaben zu gestalten, und jetzt war der Zeitpunkt gekommen.

Sie sahen sich in die Augen und tauschten ein Lächeln aus, eine gegenseitige Liebesbekundung, ehe sie auf das kleine Boot stiegen, dass sie zu dem Schiff bringen sollte, zurück auf das Festland. Wird es Endophal werden? Insgeheim wünschte sie sich es. Aber es war ihr egal, sie hatte Adrian an ihrer Seite, jener der aus ihr einen Menschen machte.

Ob Galadon oder Endophal - sie waren zusammen.

Ende.

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 Betreff des Beitrags: Re: Aufstieg und Fall
BeitragVerfasst: 6.10.10, 19:40 
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Es war der übliche Gang, wie jeden Tag, vor die Tür. Draco trottete hinaus, verrichtete im nahen Park sein Geschäft, derweil sie gähnend zum Nachrichtenbrett stiefelte, erst nur mäßig interessiert draufblickend, dann aber stutzend. Vorsichtig, fast zögerlich, löste sie die Nachricht von dem Brett ab. Ihr schwante Unschönes, insbesondere wenn sie an gewisse Vorfälle in der letzten Zeit zurückdachte. Sogleich öffnete Felis ihren Briefkasten, griff hinein und zog ein Schlüsselbund hervor. In langen Schritten, so dass der faule Hund ihr kaum hinterher kam, eilte sie zum Felaviertel. An jenem großen Haus angekommen, in dem sie schon so oft ein- und ausgegangen war, hielt sie inne, sah hinauf zu den Fenstern, in der Hoffnung, das, was sie befürchtete, würde sich nicht bewahrheiten.

Leise schloss sie auf. Fast sah es so aus, als wären sie noch immer da. Oben auf dem Tisch lag noch all das, was beim letzten Besuch vor zwei Tagen dort zu finden war. Aber daneben auch ein Zettel, auf dem ihr Name zu lesen war.
Einen Moment zögerte sie. Sie wollte es nicht lesen. Aber andererseits ...
Seufzend griff Felis zu dem Brief und überflog die Zeilen. Wehmütig wurde ihr Blick, doch zumindest etwas in den Zeilen gab ihr Hoffnung.
Sie verließ das Haus samt der Nachricht und nachdem sie Ji und Aji etwas zu Fressen hingestellt hatte. Sie würde sich später um die beiden mehr kümmern müssen. Jetzt war ihr nach einem anderen Ort zumute.

Ihre Schritte, noch immer von Draco verfolgt, führten sie zum Hafen. Ihr Blick schweifte über die Stege, die im diesigen, nebligen Bellumslicht dalagen. Kein Schiff war im Hafen. Keine Matrosen oder sonstige Seeleute. Keine Reisenden.
Keine Abreisenden.
Ihr Blick glitt hinüber zum anderen Steg. Der Platz, wo sie einst mit Adrian und Vela gesessen hatte. Wo sich beide ihre Gefühle eingestanden hatten, während sie versucht hatte, irgendwie zu vermitteln.
Sie vermisste sie jetzt schon schmerzlich. Selbst Adrian, mit dem sie sich wahrlich oft gestritten hatte. Aber zuletzt hatte sie die Hoffnung gehegt, mit ihm vorsichtig Freundschaft schließen zu können. Sie hatte etwas hinter seiner Fassade schauen können. Vermutlich wusste auf dieser Insel nur Vela mehr über ihn.
Und Vela ...
Felis fühlte, wie es ihr deutlich schwer ums Herz wurde. Vela war eine Freundin gewesen, wie man sie wohl selten fand. Ehrlich und doch liebevoll. Sie hatte ihr alles anvertrauen können und sie hatte Felis auch geholfen, sich wieder aufzurappeln und alles an Leid hinter sich zu lassen, um wieder mit erhobenerem Haupt voranschreiten zu können. Wie gerne hätte sie Vela noch mehr von ihrer Freundschaft gezeigt und einen kleinen Stich versetzte es ihr auch, dass sie ihr zuletzt bloß diesen harmlosen Kuss auf beiden Wangen gegeben hatte, nur weil andere um sie herum waren. Wie gerne hätte sie sie noch einmal fest in ihre Arme geschlossen, noch einmal ihre Stimme gehört und eine Gelegenheit gehabt, ihr ihre Freundschaft zu versichern.
Rasch wischte sich Felis über die Augen, in denen Tränen aufzukommen drohten. Wenigstens gab es noch eine Hoffnung, dass sie zurückkehren würden.
Bis dahin würde sie herausfinden, wer diese Schmähschriften verfasst hatte.
Mit diesem Gedanken pfiff sie nach ihrem Hund und kehrte, etwas erschaudernd in der kühlen Bellumsluft, zurück zu ihrem Haus.


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 Betreff des Beitrags: Re: Aufstieg und Fall
BeitragVerfasst: 6.10.10, 21:42 
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An der Mündung der Falkenseer Bucht...

Ruhig stand er dort, die Hände hinter dem Rücken zusammengelegt. Eine beständige Brise von der See her zog an ihm vorbei und durch das umliegende Unterholz und das vertrocknete Laub der Bäume - teils am Boden, teils noch im Geäst zu finden. Es raschelte und heulte als wäre der Wald lebendig geworden, dabei war es nur der unwirsche Ventusatem. Das volle, noch regenfeuchte Gras wiegte sich träge hin und her, im selben Takt wie sich auch das Gewand des inmitten Stehenden hier und dort ausbeulte, tanzte, flatterte.

Der Blick der zusammengekniffenen Augen fuhr über die Gischt der sich an den unmittelbar nahen Felsen des Ufers brechenden Wellenkämme, wanderte weiter hinaus, wo das Wasser zunehmend tiefer und tiefblauer wurde - bis er schließlich fand, wonach er Ausschau gehalten hatte: Ein kleines Ruderboot mit einem Matrosen und zwei Passagieren, das sich tapfer und schaukelnd durch das unruhige Wasser kämpfte. Wenn er sich nicht völlig täuschte, konnte man die Konturen des Ziels, einen passablen Zweimasters der weit vor der trügerisch felsigen und flachen Küste vor Anker lag, in der Ferne, fast schon am Horizont, ausmachen.

"Hat sie doch also den Mumm gefunden."

Ein zufriedenes Lächeln zeichnete sich ab. Nach all dem Hin- und Her, nach dem gemeinsamen Sternengucken und dem Zwischenfall bezüglich der Wichtigkeit persönlicher Freiheit; nach dem ständigen Aneinandergeraten und Hinterfragen ihres ewigen Begleiters Adrian, nach den unzähligen Besuchen für lange Gespräche - hatte sie sich endlich die Freiheit genommen, die ihr zustand.

Eine seiner besten Lektionen, bisher. Und Grund zu völliger Zufriedenheit, die sich wärmend und genugtuend ausbreitete.

_________________
"Nenne mir, Muse, den Mann, den Vielgewanderten..."
Ἄνδρα μοι ἔννεπε, Μοῦσα, πολύτροπον


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 Betreff des Beitrags: Re: Aufstieg und Fall
BeitragVerfasst: 6.10.10, 21:58 
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"Scheiße, so ne verdammte Scheiße! Das doch Scheiße sowas..."
Wütend kickt der breitschultrige Kerl im geflickten Hemd mit den raspelkurzen Haaren ein Steinchen über die gepflasterte Straße von dem Gebäude, dass den Ersonter Kessel und das Warenhaus Vela&Arn beherbergt.

Die hatte für ein Weib doch mal Mumm in den Knochen und man konnte gut mit ihr auskommen. Von ihren anderen Vorzügen ganz zu schweigen. Wird schwer, wieder so nen guten Meister zu finden. Hoffentlich schleppt Arn wen Gescheites an und lässt den Laden nicht vor die Hunde gehen. Die Arbeit ist ordentlich, und ich will nicht arbeitslos und abgerissen im Viertel landen.

_________________
Wow! Bestens recherchiert, prima belegt durch Zitate von Leuten, die es einfach wissen müssen, und voll mit Situationen, die wohl jeder kennt. Hat mich sehr berührt, vor allem innerlich - wunderschön! Da kam wirklich alles vor: Dieses autistische Mädchen da, ihre Freundschaft mit dem Delphin, die Außerirdischen, der liebe Gott, stundenlange Reflexionen, Verben, Interpunktion... Ein Beitrag, der mitunter zu Tränen rührt. Danke!
"Fili" (IRC), Spieler von
Solice Aurora (Dank an Awa fürs Portrait)
Johann Cassius
Thorgat


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 Betreff des Beitrags: Re: Aufstieg und Fall
BeitragVerfasst: 15.11.10, 07:25 
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Epilog I

Seit 3 Wochen sind wir nun in Luth Mahid. Adrian ist mit allem und jedem unzufrieden - so zumindest sieht es für Außenstehende aus - doch ich merke wie unbeschwert er wirkte, im Gegensatz zu der Zeit als wir noch auf Siebenwind weilten. Es war einfach Fuß zu fassen. Direkt führten meine Wege zu Benuchs Familie, ich habe es ihm verständlicherweise nie gesagt, wer diese Leute sind, doch es spielte keine Rolle.

Kontakte sind dafür da um sie zu nutzen.

Benuch hielt sich, wie zu erwarten war, bei seiner Frau und seinen Kindern auf. Ich sah ihn in den letzten zwei Wochen des öfteren, er erkannte mich auch, doch, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren, verhielten wir uns beide so wie es am besten war: Wie Fremde.

Noch schöpfte Adrian kein Verdacht, wenn ich Blicke mit ihm austauschte, doch er ist schlau und aufmerksam, ich muss vorsichtig sein. Nicht auszudenken, was geschieht wenn er erfährt, dass Benuch tagtäglich an uns am Markt vorbeigeht. Ich konnte nur hoffen, dass Benuchs Frau es nach wie vor bevorzugte hauptsächlich in ihrem Anwesen im besseren Viertel Luth Mahids zu verweilen. Er hätte sie, aufgrund des Bildes, das ich in meinem Haus auf Siebenwind hängen hatte, sofort erkannt.

Doch, aller Widrigkeiten zum trotz ist mir etwas erstaunliches aufgefallen: Sie sind ruhig. Ausnahmslos.

Es ist beunruhigend, dass es so ist, wenn man doch den Zustand der stetigen Unruhen im Kopf gewohnt ist. Die Ruhe vor dem Sturm? Ich weiß es nicht. Adrian fragte mich des öfteren was sie sagen, ich kam in die Verlegenheit zu lügen und überlegte mir etwas, denn ich weiß, dass es ihn ebenso beunruhigen würde, wenn es sich so radikal änderte. Lag es an Benuch? Ist er derjenige der die Stimmen stillhält?

Ich werde versuchen mit ihm in Kontakt zu treten - doch ist es nicht einfach, mit Adrian stets an meiner Seite. Hoffentlich wiederholt sich nicht das selbe Spiel wie mit Lazalantin.

Eifersucht ist eine widerliche Sache, bin ich froh von dieser Seuche nicht befallen worden zu sein.

Meine Aufgabe war es, für die nächste Zeit, einen Grund zu finden, Adrian wenigstens für einen gesamten Zyklus abzulenken, damit ich zu Benuch konnte. Vielleicht sollte ich zu den weniger offensichtlichen Händlern in den Gassen Luth Mahids gehen. Es gibt bestimmt das eine oder andere Mittel, das ihn für diese Zeit außer Gefecht setzt, oder eine schöne Frau mit der er sich ablenken konnte..

Wollen wir hoffen, dass er es nie herausfindet.

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 Betreff des Beitrags: Re: Aufstieg und Fall
BeitragVerfasst: 15.11.10, 18:51 
Einsiedler
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Alles auf Anfang

Seit drei Wochen sind wir nun in Luth Mahid. Ich muss gestehen, dass der ständige, brennende Schein Felas mir und meiner Haut deutlich zusetzt. Nicht dass ich den langen Gewandungen etwas abzusprechen hätte, in die ich mich hüllen muss, um nicht gänzlich unter dieser Hitze zu vergehen. Dieses Bettlaken allerdings (soweit ich richtig verstanden habe, nennt man es korrekterweise „Turban“), das Vela mir Tag für Tag, wenn wir unser Haus verlassen, als Schutz vor Fela um den Kopf wickelt, ist mir ein Dorn im Auge, was ich sie durch meinen allzu bekannten genervten Ausdruck auch direkt spüren lasse. Ich erwecke vermutlich schon den Anschein zu diesem seltsamen Volk zu gehören, das sich tatsächlich Haare an diversen Körperpartien durch Verbrennen entfernt. Doch trotz der fremdartigen Garderobe und Sitten, trotz der Menschenmassen in dieser riesigen Stadt, mit all ihren verschiedensten Ausdünstungen und einer Sprache, die mir unzugänglicher ist als die der Elfen, überkommt mich eine seltsame Zufriedenheit, wenn ich im Schatten der hiesigen Sandsteingebilde im Herzen der Stadt verweile, und Vela bei ihrem geschäftigen Treiben an einem der mehr als gut besuchten Marktstände betrachte. Dies scheint wohl gänzlich ihre Welt zu sein, und gewiss ist mir nicht verborgen geblieben, wie sie regelrecht aufblüht. Hier gibt es keinen Lazalantin, es gibt keine Felis, und es gibt auch keine Awa Aldorn - ganz zu schweigen von den üblichen Menschen auf Siebenwind, die ganz genau wussten, wer und vor allem was wir sind. Auch wenn das nicht bedeutet, dass ich sie vergessen würde.

Jedoch ist Vorsicht geboten, dass ich nicht erneut paranoiden Vorstellungen verfalle. Oder ist es nicht bloß Einbildung, dass dieser Mann - Händler muss er sein - um uns herum streift wie der Jäger um seine Beute? Es ist töricht von ihm zu glauben, dass mir so etwas entgehen würde – Menschengetummel hin oder her. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass uns jemand von Siebenwind bis hier her gefolgt ist? Waren diese Malthuster schon so versessen darauf vermeintliche Ketzer zu verhaften, oder gar hinzurichten, dass sie Spione bis auf das Festland entsenden? Ich sollte keinerlei Gedanken mehr an so etwas verschwenden, vorerst nicht zumindest. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sich an Velas Anblick lediglich Tag für Tag ergötzen möchte, ist deutlich größer und erscheint mir bis jetzt schlüssiger und nachvollziehbarer. Doch will ich hoffen, dass er uns bloß nicht anspricht – ich bin nach wie vor kein Freund von einer überflüssigen Konversation mit Fremden.

Ich bin mir noch nicht im Klaren darüber, wo dieses neue, fremde Leben hinführen wird.


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 Betreff des Beitrags: Re: Aufstieg und Fall
BeitragVerfasst: 17.11.10, 03:46 
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Fortsetzung Epilog I

Der Gedanke ihn mit einer schönen Frau abzulenken, war wohl etwas töricht. Er war so eingeschnappt und angewidert, bei jeder Frau die ich ihm schmackhaft reden wollte.

Seit über zwei Monden hatte Adrian für niemand anderen Augen, als für mich. Es war nicht so, dass ich Interesse an anderen hatte, doch die Gefahr war zu groß, wenn es einmal jemand geben sollte, den ich aus irgendwelchen Gründen auf meine Seite ziehen möchte, dass er darauf pocht, dass ich ihm treu bleiben sollte, weil auch er es ist.

Es hatte etwas.. beruhigendes, dass er mich so sehr wollte, dass er tagein, tagaus neben mir saß, dass er neben mir ging, neben mir schlief. Es verging kein Stundenlauf, in dem wir nicht getrennt waren. Wäre Benuch nicht der, der er ist, hätte ich Adrian einfach zu dem Gespräch mit ihm mitgenommen. Doch das war nicht möglich.

Ich musste herausfinden wer Benuch war.

Also musste ich wohl die unelegante Methode wählen: Ich wusste genau, dass Benuchs Vetter in der Lage war, mir zu sagen wo ich auch die weniger geduldeten Mittel herbekomme, um jemanden ruhig zu stellen, oder ganz auszuschalten.

Nachdem ich die Information über den Laden, der nach außen hin nur Teppiche verkaufte, erhielt, bezahlte ich einen Straßenjungen, auf dass er mir etwas davon besorgte. Ich wusste nicht ob ich den Jungen je wieder sehen würde, doch er stellte sich als zuverlässiger heraus, als ich gedacht hätte. Ein Streicheln über den Kopf und eine zusätzliche Münze in die kleine, verdreckte Hand gedrückt und ich machte mich auf den Weg nach Hause.

Es war nicht einfach Adrian davon abhalten zu wollen, mitzukommen, aber als ich erwähnte, dass ich etwas Käse vom Laden an der Ecke kaufen wollte, in dem die übergewichtige Endophali mit der unreinen Haut und den kaum mehr vorhandenen Zähnen, arbeitete, wurde er plötzlich müde. Ich fand es herzzereißend wie sehr er einem kleinen Jungen manchmal ähnelte um sich vor Dingen zu drücken, die ihn nicht ansprachen.

So hatte ich nun das Mittel, das ihn nicht nur dazu brachte müde zu sein, sondern ihn auch für mindestens einen Zyklus vollkommen in einen tiefen Schlaf versinken lassen würde. Doch ich war nicht dumm, ich würde nie etwas ungetestetes einfach Adrian verabreichen wollen.
So suchte ich den Nachbarn auf, den ich gut aus der Wohnung, die wir uns für die Dukaten, die ich auf die Reise mitnahm, kauften, beobachten konnte; träufelte mir etwas von dem Mittel auf die Lippen und nach einem kurzen becircen, waren wir auch in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelt.

Er schlief schon nach kurzer Zeit und wie versprochen, wachte er nach einem vollen Hell- und einem vollen Dunkelzyklus wieder auf. So hatte ich die Dosis – fünf Tropfen – und ein Zeitfenster von einen vollen Zyklus.

Das Essen habe ich bereitet – Adrian war noch immer erstaunt darüber, dass ich in der Tat jeden Tag das Essen zubereite – und die Früchte, die als Nachtisch gelten sollen, entsprechend präpariert.


Das Mittel brachte nur eine gewisse Säure mit sich, nichts was auf den süßen Früchten auffallen würde, und sie lächelte ihn unbeschwert, wie eh und je, an und servierte ihm das Essen..


_________________
.~. Gundula Veland .~.
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 Betreff des Beitrags: Re: Aufstieg und Fall
BeitragVerfasst: 18.11.10, 23:46 
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Gespräche mit Toten

Es tat gut in den eigenen - vor allem kühlen - vier Wänden zu sitzen, um Felas Hitze einmal nicht erbarmungslos ausgesetzt zu sein, auch wenn er es nicht vermochte diese Wohnung, diese Stadt, dieses Land, je als sein Zuhause zu bezeichnen. Er musste gestehen, dass er Velas Aufblühen an diesem ihm fremden Ort nicht vollkommen so angetan gegenüber treten konnte, wie er es anfangs dachte. War es in den ersten Tagen noch in gewisser Weise aufregend diesen Ort zu erkunden, verließ ihn nach den ersten verstrichenen Wochen die Ausdauer. Es war anders. Zwar war ihm der Zeitvertreib Velas – nämlich massenhaft Dukaten an die verschiedensten Händler für die überflüssigsten Gegenstände zu bringen – nie fremd, doch kam das emsige Abgrasen der verschiedenen Gegenden der Stadt allmählich einer lächerlichen körperlichen Ertüchtigung gleich; nun, zumindest empfand er es als solche, denn er wusste nicht einmal, wonach sie konkret auf der Suche waren. Auch an der seit der Ankunft an den Tag gelegten Unbeschwertheit mangelte es Vela, als würde sie innerlich etwas beschäftigen. Doch waren es Spekulationen, und er würde sich hüten sie vorschnell darauf anzusprechen, um nicht Gefahr zu laufen sie unnötig zu verärgern. Beruhigend hingegen war es, dass sie ihre Pflichten nicht vernachlässigte und er Tag für Tag ein frisch zubereitetes Mahl auf seinem Teller vorfand. Das in mundgerechte Stücke zerteilte Fleisch gepaart mit den zu Brei zermatschten Kartoffeln hätten den Anschein erwecken können, es handele sich um eine Kinderportion, doch war es völlig ausreichend für den hageren, jungen Mann. Es grämte ihn für kurze Augenblicke, dass Vela auf die Verköstigung der süßen Früchte, die als Nachtisch galten, bestand. Es wäre angesichts der ungewohnten Lebensumstände gut für seine Gesundheit, hatte sie mit einem liebevollen, entspannten Lächeln beteuert. Einige Herzschläge lang zögerte er, immerhin war er weiterhin alles andere als ein Genussmensch, doch gab er sich schließlich dem süßen Nachtisch hin. Es dauerte nicht lange, bis er seine – ihm unbemerkte – Wirkung entfaltete, und er sich einer tiefen Müdigkeit geschlagen geben musste.

Das kleine Mädchen, dessen gelockten Haare ihr friedliches, vielleicht etwas freches Gesicht umrahmten, lag unbeschwert neben ihm auf dem Bett. Die Hände am Hinterkopf verschränkt, die Beine überschlagen, wippte es mit dem Fuß. Einzig die tiefe Wunde, die in der Brust klaffte, umgeben von frischem Blut, das allerdings keinerlei Spuren auf der Bettwäsche hinterließ, wollte nicht recht ins Bild passen. Glockenhell erhob es mit einer Spur von Vorwurf und kindlicher Genervtheit die Stimme:

„Na endlich. Adrian, du hast mich vergessen.“

Vollkommen benebelt auf der einen Seite, und doch so wach, so klar auf der anderen sah er das Mädchen mit einem Mienenspiel, das von Verwunderung und Erschrockenheit nur so sprach, an. Es dauerte seine Zeit, bis er mit tief gefurchter Stirn, die so gar nicht zu den eigenen kindlichen Zügen passen wollte, eine Erwiderung fand.

„Wie kannst du.. Du bist doch.. Du bist nicht hier?“

„Bin ich das nicht? Warum redest du dann mit mir?“

Das Mädchen kniff amüsiert die Augen zusammen, als sie den Kopf zu ihm beiseite drehte und locker den Kopf in die Hand stützte. Ein Zeigefinger wurde gehoben, als wollte sie sicher gehen, dass ihr seine vollste Aufmerksamkeit zuteil wurde.

„Du hast mich vergessen, Adrian. Zuerst diese Dienerin der Hure.. Wie hieß sie doch gleich? Karla?.. und nun dieses vollbusige, wollustige Miststück. Hast du vergessen warum du überhaupt nach Siebenwind gegangen bist? Hast du es vergessen? All das Blut, das an meinen und deinen Händen klebte? Diese Diener der vier Götzen, wie sie wahllos alles niedermetzelten? Wie sie MICH töteten? Siehst du es in deinen Träumen nicht mehr? Ach, Adrian.. Entsinne dich, warum du nach Siebenwind gegangen bist, und nun sieh dich um. Sieht das aus wie der Ort, wo das Schicksal Tares entschieden wird? Wo du deine... Begabung... nutzen könntest?“

Erst jetzt legte das Mädchen eine Pause ein, nachdem die Worte nur so leidvoll aus ihr herausgesprudelt waren, und gewährte ihm somit die Chance auf eine Antwort – und als hätte ihn eine bodenlose Scham ereilt, schlug er die Lider nieder und sah angestrengt auf die Falten des Bettlakens, ganz so, als wäre er wieder im Körper seines früheren, achtjährigen Ichs.

„Ich habe es nicht vergessen, aber.. es ging nicht mehr. Ich.. Wir.. mussten flüchten. Sie hätten mich getötet, wenn ich länger geblieben wäre. Du kannst dir nicht vorstellen wie penetrant sich diese Unwissenden an die Fersen heften. Es war zu gefährlich. Doch der Tag, an dem ich dich räche, wird kommen. Ich habe es dir geschworen, Tag für Tag. Es war naiv und dumm, auf die Worte Karlas reinzufallen, aber.. Sie ist weg. Vela ist anders. Sie kann uns helfen, sie ist eine von uns.“

Einmal schnalzte das Mädchen missbilligend mit der Zunge, bevor es die feinen Brauen gar böswillig zusammenzog und sich seinem Ohr näherte, um leise zu wispern.

„Jetzt hör mir einmal zu, du dummer kleiner Junge. Du bist unvorsichtig geworden und hast dich ablenken lassen durch deine jämmerlichen Instinkte und Triebe, und du wirst mich sicherlich nicht rächen, indem du tagtäglich das Feuer in deinen Lenden durch diese Dirne entfachen lässt. Der Tag wird kommen, an dem sich die Waage der Gläubigen zu unseren Gunsten neigt und Angamon Tare an sich reißt – und bis dieser Tag kommt, werde ich bei dir sein, Adrian, und dich an deine eigentliche Aufgabe erinnern.“

Vollkommen süffisant lächelte das Mädchen auf, lehnte sich wieder bequem zurück und schnippste mit den Fingern.

„Und jetzt – wach auf.“

„Was..?“

..Kaum war das Wort gesprochen, schlug er die Augen auf und blickte durch einen nebeligen Schleier, der über den Augen lag, verwirrt zu Vela empor, die ihn nach einem vollen Zyklus der Besinnungslosigkeit mit einem sanften Streicheln über den Kopf wieder im Hier & Jetzt willkommen hieß.


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 Betreff des Beitrags: Re: Aufstieg und Fall
BeitragVerfasst: 22.11.10, 22:39 
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Fortsetzung Epilog I

Als er drohte zur Seite zu kippen, eilte ich zu seiner Seite, fing den Fall auf, packte seine Arme und zerrte ihn in die Kissenecke, über die ein Baldachin gespannt war. In dem Kissenberg legte ich ihn mittig ab und legte eine leichte Decke über seinen Körper. Er tendierte dazu bei dem kleinsten Lufthauch zu frieren, vor allem da der Dunkelzyklus anbrach, der einen deutlichen Kälteeinbruch hierzulande zu verzeichnen hatte.

Ich verbarg meine helle Haut unter einem weiten Tuch, das ich um meinen Körper wickelte, und legte ein weiteres, langes Tuch über meinen Kopf, welches sogleich als Umhang diente um mich vor der einbrechenden Kälte zu schützen.

Ein letzter Blick zum schlafenden Adrian und ich verschwand in den dunklen Gassen Luth Mahids.

Wie auch zu den hellen Zyklen war reges Treiben auf den Hauptstraßen zu verzeichnen. Aus dem Dunkel sah ich das Menschengewusel je unterbrochen von den unzähligen Öllampen die entzündet worden waren und einen jeden zu einer schwarzen Silhouette verkommen ließ. Nur ich ward nie gesehen worden, als meine Wege zu den Sandsteinvillen führte die im oberen Viertel zu finden waren.


~~~

Kurz bevor die Mauer, die das Viertel umgab, sich vor ihr auftat, wandte sie sich auf die Hauptstraße, die direkt zum Haupttor führte. Sie schlug das Tuch auf ihrem Kopf zurück und blickte zu den beiden, gewiss 2 Schritt großen, schwarzen Männern auf, die an dem Tor wachten. Sogleich kreuzten beide ihre wuchtigen Säbel, als sie näher trat und bedeckten sie mit einem kritischen Blick.

Bleiche Haut, dunkelrote Haare und grüne Augen.

Nichts was in Endophal sehr vertrauenserweckend erschien. Doch als Vela mit ihrem, mittlerweile sehr luth-mahid’schen Dialekt geprägten, endophalisch den beiden Männern einen angenehmen Abend nach ihrer Wacht versprach, flackerte zumindest der Blick der einen Wache an ihrem verdeckten Körper entlang. Sie umgriff seine freie Hand, führte sie an ihren üppigen Busen, ließ ihn einmal fühlen und schmunzelte dabei vielsagend. Als die schneeweiße Zahnreihe in dem dunklen Gesicht aufblitzte, wusste sie, dass ein verführerischer Blick zum anderen reichte.

Mit einem zufriedenem Lächeln auf den Lippen wandte sie sich dann, mit einer Vertrautheit, die sie selbst erschreckte, zum Haus von Benuchs Familie.

Von weitem erkannte sie die schmale Gestalt von Benuchs Frau, die am Fenster stand.

Sie wurde also erwartet.

Sie hatte die lange Treppe, die zum Haus führte, viel länger und steiler in Erinnerung. Doch, wie alt war sie, als sie das letzte Mal diese Stufen steigen durfte? 15 Läufe? Benuchs Frau hat ihre Anwesenheit nicht mehr geduldet, als sie sich von einem Mädchen allmählich zu einer Frau entwickelte. Oder war es die Tatsache, dass sie davon überzeugt war, dass Benuch Vela nicht nur als Arbeitskraft hatte, wie es in Endophal bei den reichen üblich war, sondern auch als Sklave für die angenehmeren Seiten des Lebens?

Aus Angst davor, dass Benuch ihr dann vorwarf, dass er genau wusste, warum seine Frau nur männliche Diener hielt, hatte sie jedoch stets geschwiegen.

Kaum hatte Vela die imposante, reichverzierte Goldttüre erreicht, wurde ihr auch schon von einem jungen Endophali geöffnet. Der sie sogleich unter mehrmaligen Verbeugen in dem Haus willkommen hieß und sie, so das Haus in den letzten 15 Läufen keinen architektonischen Veränderungen unterzogen wurde, zu Benuchs Arbeitszimmer führte.

Ein kalter Schauer durchzog Vela, als sie den Rücken des stolzen Mannes, der wie eh und je gewandet war als wäre er der Herrscher Endophals selbst, betrachtete. Stolz und aufrecht stand er vor dem Fenster. Er war kein großer Mann, vielleicht 5 Finger größer als Vela, doch seine Ausstrahlung überstieg die Größe eines jeden anderen Mannes.

Fast einen Götterlauf war es her, als sie ihn das letzte Mal sah. Ein kleiner Wink zum Diener, ein Flüstern der basslastigen Stimme, an das Ohr des blutjungen Endophali, der daraufhin unter mehrmaligen Verbeugen den Raum verließ und die Tür hinter sich schloß. Benuch schloß einstweilen in alle Seelenruhe die Fensterläden und zog den schweren Samtvorhang ebenfalls zu.

Unstete Schatten tanzten durch die Ecken des Raumes. Schattenhafte Fratzen taten sich in Velas Augenwinkel auf.

Jedes einzelne Haare auf Velas Körper stellte sich auf und sie versuchte zumindest nach außen hin Ruhe zu bewahren.

Es war nur die flackernde Kerze, dachte sie zu sich. Mit dem Problem, dass keine Kerze entzündet war, das Licht der Öllampe hingegen gleichmäßig in dem Glaskolben, ohne auch nur zu flackern vor sich hinbrannte.

„Ich sehe du hast das Mittel besorgen können um deinen Schoßhund abzulenken?“

Die Säure aus ihrem Magen schoss ihr hoch zum Hals, als sie die tiefe Stimme vernahm. Von Moment zu Moment wurde sie nervöser.

~~~

Der Schatten rechts war eben noch an der Wand, richtig? Mir ist so schlecht, ich habe angst, warum hört das Zittern nicht auf. Diese Stimmen, überall her kamen Stimmen. Stimmen. Adrian, Adrian, bitte, hörst du mich? Sie wollen, dass ich sterbe. Ich will nicht sterben. Bitte, bitte, es tut mir leid!

~~~

„Gundula, was willst du von mir? Ich habe dir gesagt, ich will dich nicht mehr sehen. Nun bist du mir sogar nachgereist.“

Die Schatten lösten sich von der Wand. Klebrig und zäh wirkte es, als wären sie eine schwarze Melasse die auf dem weißen Putz klebte. Sie schlurften auf sie zu und sie merkte schon wie ihre Augen brannten, als eine salzige Flüssigkeit sich auf ihrem unteren Augenlid zu sammeln begann. Sie wollte den Mund öffnen und sie wusste, unter normalen Umständen hätte sie auch etwas gesagt – doch es wollte kein einziger Ton entweichen. Mit zitterigen Händen umgriff sie nervös ihren Kehlkopf. Es fühlte sich an, als hätte jemand ein in sich gedrehtes Tuch um ihren Hals gelegt, das von Moment fester und fester zusammengezurrt wurde.

Flehend blickte sie zu dem Mann, der sich mittlerweile umgedreht hatte und auf sie zuschritt.

„Ich bin enttäuscht von dir, Gundula.“

Und mit den Worten spürte sie zu dem würgenden Gefühl, einen Kloß in ihrem Hals. Die Tränen flossen nun ungehemmt über ihre Wangen und sie wollte Schluchzen, doch nur ein erstickter Laut entfuhr ihr.

„Hast du Antworten gesucht? Auf eine Frage die du nicht im Stande bist zu stellen?“

Sie hatte nicht einmal bemerkt, wie er sich vom Fenster entfernte, doch plötzlich stand er vor ihr und streichelte mit den Fingerkuppen über ihren schlanken Hals, fuhr mit einem Finger an der feinen Narbe entlang, die sich auf diesem befand. Mit einem Mal hörte das würgende Gefühl auf und sie hatte noch nie ein so wutverzerrtes Gesicht gesehen, selbst die Schatten wichen mit einem leisen Kreischen – War es nur in ihrem Kopf? – zurück und klebten sich wieder an die Wand um die Formen der Gegenstände und Möbel, die sich in dem Raum befanden, anzunehmen.

„Warum hast du ihn nicht getötet, der dir das antat? Was habe ich dir all die Götterläufe beigebracht? Und was tust du? Flüchtest dich in deiner falschen Vorstellung, dass keinem lebenden Wesen etwas angetan werden soll. Wie alt bist du mittlerweile 30? 31? und du benimmst dich wie ein kleines Kind. Du weißt wie Tare läuft und dennoch bist du noch immer das kleine, dumme Kind von damals, als ich dich aus dem versumpften Keller zerrte.“

Vela schluchzte nun ungehemmt, als sie die vorwurfsvollen Worte an ihr Ohr drangen. Nicht, weil sie sich schämte, sondern weil sie merkte, wie sehr seine tiefe Stimme, die gezischten Worte, sie aufwühlte: Sie war euphorisch, sie wollte sich auf ihre Knie herablassen, seine Füße küssen und ihn um Vergebung anflehen, so wie darum wieder an seiner Seite weilen zu dürfen. Doch über all diesen Gefühlen war eines vorherrschend: Ein schlechtes Gewissen gegenüber Adrian.

Verständnislos sah er sie an. Ein Blick, den sie von ihm ebenso nicht kannte.

„Was ist los Gundula? Was ist mit dir passiert? Du bist anders.“

Er umfasste ihren Kiefer und drehte ihn von Seite zu Seite um ihr verweintes Gesicht aus jedem Blickwinkel betrachten zu können. Sie wehrte sich nicht, sie schmiegte sich nicht in den festen Griff. Keine Anstalten machte sie, sich ihm entgegenzulehnen. Nicht so wie sie es früher stets tat. Seine Augen kniffen sich zusammen und er stierte sie mit einem Mal einfach nur an.

Ihre Brust schnürte sich zu, wieder war das Atmen schwer, doch diesmal war es ihre eigene Angst, die sie dazu führte. Nicht das – das was es vorher war.

„Hörst du sie?“, hauchte er mit einem Mal und sie weitere ihre Augen.

~~~
Wieso wusste er davon? Ich habe es ihm gegenüber nie erwähnt. Warum wusste er von den Stimmen? Ich habe auf dem Festland niemanden davon erzählt? War Adrian bei ihm gewesen? Hatte er ihm alles gesagt. War Adrian in seinem Auftrag unterwegs? Hatte Adrian sich deshalb nicht gewehrt, als ich nach Luth Mahid wollte? Er wollte so dringend einen Lehrmeister. Ging sogar so weit sich vollkommen fremden Personen anzuvertrauen. War das der Grund? Hatte Benuch ihm jenes versprochen? Macht?

~~~

Mit einem Mal war es ihr nicht mehr möglich zu atmen. Er musste sie die ganze Zeit an der Nase herumgeführt haben. Sie wusste sehr wohl von Adrians Gabe, hatte er sie kontrolliert, damit sie ihm verfällt?

Benuch schürzte die Lippen und schmatzte trocken, als er von ihr abließ und mit einem barschen „Geh nun.“ öffneten sich mit einem Mal die Türen und der, sich dauernd verbeugende, Junge kam wieder herein und führte sie diesmal an der Hand heraus. Er schien nicht im geringsten beunruhigt. Hatte Benuch ihn ebenso kontrolliert?

Sie ging sogleich nach Hause und setzte sich neben Adrian, dem sie gedankenverloren über den Kopf streichelte, als er endlich erwachte.

Die Tage darauf verbrachte sie regelrecht lethargisch. Sie ging nicht zur Arbeit, sie ging nicht vor die Türe. Nur um ihre Schönheit, die Wohnung und Adrians Essen kümmerte sie sich. Sie wies ihn ab, als er ihr näher kommen wollte, doch auch dies erfolgte mehr in einer eher kraftlosen Geste, als dass sie es überhaupt zur Sprache brachte.

Eine Sicherheit hatte sie: Benuch war wie Adrian, doch mächtiger, gefährlicher.

Und die Chancen standen groß, dass Adrian seit jeher mit Benuch zusammenarbeitete.



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 Betreff des Beitrags: Re: Aufstieg und Fall
BeitragVerfasst: 28.11.10, 18:54 
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Jedem sein Albtraum


Einem ruhigen Rhythmus ist der Atem der Frau verfallen, die beinahe regungslos – von Lifna geküsst – ihrem Schlaf erlag. Nachdenklich glitt sein Blick über die roten langen Haare, die sich um den blassen Körper schmiegten und selbst im gebrochenen Mondschein als erstes ins Auge stachen. Blind tastete seine Hand nach der Klinge, die auf dem Nachttisch bereitlag und ob der Dunkelheit nur matt schimmerte. Keinerlei Gedanke machte sich breit, als er sich leichthin auf sie setze und nun auf sie herabsah, die Finger umschlossen fest den Griff des Dolches. Lediglich das leise, sanfte Flüstern der Kinderstimme drang an sein Ohr.

„Töte sie. Du willst es. Du musst es. Für dich. Für mich. Für ihn.“

Weiterhin keine Regung des Mannes, derweil die Klinge bedrohlich über der Brust der Frau schwebte.

„Töte. Töte. Töte!“

..Und dann war da Blut, welches die weißen Laken und seine Hände beschmutzte, als er den Dolch ein letztes Mal aus dem geschundenen Brustkorb zog und wieder ordentlich auf dem Nachttisch drapierte. Die Augen Velas waren noch vom Schrecken geöffnet, jetzt hingegen ausdruckslos und tot. Es erschrak ihn selbst nach der Tat nicht, dass er dabei keinerlei Bedauern empfand – im Gegensatz, er fühlte sich frei, alles schien klarer zu sein, und es war, als wäre eine große Last von seinen Schultern gefallen.

-------



Als er die Augen aufschlug und sich im Bett aufsetzte, bahnten sich die kleinen Schweißperlen ihren Weg über die Schläfen herab, begleitet von dem keuchenden Atem, der beinahe den Anschein erweckte, er wäre kurz davor zu hyperventilieren. Der erste Blick galt – nachdem er sich orientiert hatte – Vela, die ruhig neben ihm schlief. Die Decke wurde beiseite geschlagen und der Weg zur Waschschüssel aufgenommen, um das Gesicht mit dem kühlen Nass zu benetzen. Er traute sich nicht, einen Blick in den Spiegel zu werfen, denn die Angst vor seiner selbst wuchs von Tag zu Tag, von Nacht zu Nacht. Er fragte sich, ob Vela insgeheim wusste, was er manchmal dachte, wenn er sie ansah, oder ob sie gar ahnte, was er ihr in seinen Träumen antat. Es war im Grunde unmöglich, dass sie an derlei Wissen gelangen konnte, doch ihr ganzes Gebaren und diese Verschlossenheit, die sie an den Tag legte, zeugten von etwas anderem. Wagte sie es vielleicht nicht aus Liebe zu ihm, ihn darauf anzusprechen und nahm es einfach so hin? Eines stand fest: Diesen Wandel hatte sie erst vollzogen, nachdem die Stimme das erste Mal seit langem wieder zu ihm sprach. Hatte er im Schlaf gesprochen? Egal wie sie es erfahren haben musste, er würde einen Weg finden, um „sie“ wieder zum Schweigen zu bringen, bevor er die Kontrolle verlieren würde und die Träume zur Realität werden.

Die Robe warf er sich über den Körper, schenkte der Schlafenden einen letzten Blick und verließ das Haus in Richtung der dunklen Gassen Luth Mahids.


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 Betreff des Beitrags: Re: Aufstieg und Fall
BeitragVerfasst: 29.11.10, 16:42 
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Fortsetzung des Epilog I, Intermedium I


Nachdem der törichte Junge, der soviel Potential in sich trug, die Türe schloss, war es ein leichtes ihn aus der Ecke, die sich gegenüber der Haustüre, die zu Gundulas Wohnung führte, zu beobachten. Ein Nicken zu meinem Schüler, er war ein sehr demütiger Diener, als Schüler wie auch als Sklave, der auf der anderen Straßenseite schon wartete, und ich war mir sicher, dass ich ab da alle Zeit Tare hatte mich um Gundula zu kümmern.

Es war so einfach. Seit jeher habe ich sie dazu gezwungen ruhig zu schlafen, sich nicht zu bewegen, keine Anstalten zu machen, deutlich zu machen, wenn sie wach wird oder dass sie noch weiterschläft. Sie war wie tot.

Sie war perfekt.

Betonung lag auf „war“.

Ich ging auf die Haustüre zu, schloß sie auf – alles in Luth Mahid gehört mir, es gab keine Ecke die mir unbekannt war und die Leute die mir unbekannt waren wurden beobachtet – und leise Worte, das so natürliche Lenken meiner Macht durch meinen Körper und Gundula würde nie den Unterschied merken ob Adrian.. oder Adrian vor ihr steht.

Es fühlte sich seltsam an mit einem Mal so einen mickerigen Körper zu haben, wieder jung zu sein und vor allem so hellhäutig. Was Gundula an diesem Jungen denn wohl fand? Immerhin war seine Anwesenheit in ihrem Leben eine Bestätigung, dass sie sich stets nach den richtigen umgesehen hatte.

Ich öffnete die Türe zu Gundulas Wohnung und sogleich fiel mir eines auf: Der gewohnte Rosenduft fehlte. Sie hatte doch sonst nie genug von diesem teuren, unnötigen Zeug auftragen können, was war anders? Die Wohnung selbst, kahl, kein Hauch von Luxus, nur vitamagefällige Gemütlichkeit um sich in die Kissen zurückzuziehen um sich dem liederlichen Spiel der Lust hinzugeben. Die Möbel, einfach, nur wenig Zierrat. Sie liebte es doch sonst den komplexen Verzierungen schöne Augen zu machen, was war anders?

Ich wandte mich zu ihrem Schlafgemach; ich kannte die Wohnung in und auswendig, ich habe sogar meinen eigenen Bruder herausgeworfen als sie anfing eine Wohnung zu suchen. Ihm gefiel es nicht so recht, aber meinen beschworenen Dienern des Herrn gefiel es, ihn zerreißen zu dürfen. Es war nützlich, das Blut von so nahen Verwandten ist für Rituale meist effektiver als das Fremder.

Gundula stand, nackt wie sie war, mit ihren vitamagefälligen Rundungen, am Fenster, mit dem Rücken zu mir gewandt. Ich hasste ihren Körper. So schön, so weiblich, so vollkommen. Wäre Yara nicht, mein geliebtes, verhasstes, untreues Weib, ich hätte sie genommen. Doch brachte ich es nicht über mich, die Mutter meiner 4 Söhne zu töten. Yara war dem endophalischen Glauben an die Mächte verfallen, sie verachtete was ich tat und rächte sich in dem sie mit ihren Dienern sich in jedem Raum des Hauses vergnügte. Ich sah darüber hinweg, war sie doch meine einzige Schwäche auf Tare, doch als sie meinen Schreibtisch entweihte, kam ich nicht umhin sie auf ihren Platz zurückzuweisen – seither hatten wir uns nicht mehr berührt. Es war nun gewiss 25 Regenzeiten her.

Zumindest war es kurz bevor ich mir Gundula aneignete.

Ich konnte mich noch genaustens daran erinnern, als ich Gundula zum ersten Mal sah. Ein kleines, verdrecktes Kind, das mit Nachtschatten ruhig gestellt wurde und nur lethargisch in seinen Exkrementen, in einer Ecke des Raumes, saß. Schon ab diesem Zeitpunkt war sie perfekt. Gebrochen, hilflos und für jeden Krümel, den man ihr hinwarf, dankbar.

Sie sollte mein langwierigstes und wichtigstes Forschungsobjekt werden. Und sie war über 20 Läufe lang mein erfolgreichstes.

Durch Erziehung wurde sie etwas, was ich trotz meiner Macht und Erfahrung nicht erreichen konnte: Die Perfektion in Verführung und Manipulation. Ihr Körper, dieser perfekte Hort, der Männer in Wallung und Frauen in die Eifersucht trieb, war ihr Werkzeug. Ihr unschuldiger Geist, ihre Worte, das was sie nutzte wenn ihr Werkzeug nicht zum gewünschten Erfolg führte. Und sie war sich dessen nicht einmal bewusst.

Sie war so perfekt, dass ich meiner eigenen Kreation verfallen war. Sie war ein perfekter Diener des Herrn, vitamagefällig nach außen hin, doch in ihrem Inneren schlummerte die Demut, die demjenigen galt der Tare den Untergang bringen und die Herrschaft denen überlassen wird, die Angamon ohne zögern und zaudern gedient hatten.

Doch, sie war anders, etwas hatte sich verändert.

Mein Leben lang widmete ich mich der geistigen Manipulation. Gundula war die Krönung dessen. Ich schaffte es nicht nur ihren Geist für mich einzunehmen, sondern auch ihre Gefühle. Mit Hoffnungslosigkeit gespeist, wenn ich nicht in ihrer Nähe war; Mit Lust, wenn ich bei ihr war.

Ich hatte einen Lauf darauf hingearbeitet, dass sie sich an dem Tag, als ich mit einem Mal aus ihrem Leben, vermeintlich, verschwand, genau für das entschied was ich wollte: Und zwar vom Festland wegzureisen um zu erforschen, wie weit meine Macht griff. Ob es mir möglich war jemanden, der nicht in meinem direkten Umfeld war, zu beherrschen und zu lenken. Und es hatte funktioniert, bis ich eines Tages auf eine Blockade in ihrem Geist traf, die es nicht mehr zuließ.

Es war schwer zu übersehen, dass dies mit dem Jungen, in dessen Gestalt ich nun hinter ihr stand, in Zusammenhang stand. Kontrollierte er sie nun? War er, trotz seines jungen Alters, so mächtig? Ich sollte ihn töten, doch war die Gefahr zu groß einen mächtigen Verbündeten verlieren zu können. Mein Ziel war es lediglich Gundula von ihm fortzutreiben.

Sie wandte ihren Blick über die Schulter und sah mich mit solch einer tiefen Traurigkeit – und war es etwas Liebe? – an, dass es mich vor Wut und, zähneknirschend musste ich es mir eingestehen, Eifersucht um den Verstand brachte. Meine Wut konnte ich wohl nicht aus dem Gesicht bannen, denn sie wirkte mit einem Mal verunsichert, doch nicht überrascht. Misshandelte der Junge sie etwa? Niemand, nein wirklich niemand, durfte meine Schöpfung, mein Eigentum, so behandeln.

Und ich sorgte dafür, dass kein Laut von ihren Lippen weichen konnte, als ich ihren Körper an mich riss, mir lediglich nahm, was mir – NUR MIR – zustand und sie sich nur noch kraftlos fügen konnte und ich sie schließlich mit ihrem geschundeten Leib und ihrer geschundeten Seele zurückließ.

Als ich draußen war wurde es schon wieder dunkel. War ich einen gesamten Zyklus bei ihr?


~~~

Als er sich wieder auf die Straße begab, Aussehen und Gewandung wie eh und je, kam ihm schon sein Schüler entgegen. „Er wird alsbald zurückkehren, Meister Benuch.“

Ein Nicken und zum ersten Mal seit vielen Jahren war sein Geist und sein Leib gesättigt.


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 Betreff des Beitrags: Re: Aufstieg und Fall
BeitragVerfasst: 4.12.10, 21:00 
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Neue Freunde, neue Feinde

Der dumpfe Schmerz kroch von den Zehen beginnend langsam in die Beine, als ich zyklenlang durch die Gassen des ärmeren Viertels Luth Mahids wanderte. Eine der mittlerweile Dank Fela an Farbe gewonnenen Hand stützte ich an die Häuserecke und schloss die Augen. Endlich hielt sie einmal ihren Mund. Nachdem ich mir diese Momente der kurzen Ruhe gönnte, die einmal nicht unterbrochen wurden von Gedankenraserei und Visionen, in denen ich meine Gefährtin ermordete, schlich sich das Gefühl von Unbehagen den Rücken empor bis hin zum Nacken. Die kurzen Haare stellten sich auf, als ich einen Wisch über meine Augen vollführte, die daraufhin aufglimmten, und somit für einen besseren Blick in der Dunkelheit sorgten. Nur leicht wurde der Kopf gedreht, um aus den Augenwinkeln zur parallel liegenden Gasse zu blicken. Ein Bursche - älter als 16 Läufe gewiss nicht - stand dort mit den Händen in den Taschen und starrte mich an. Er war mir fremd, und doch vertraut. Es dauerte einige Augenblicke lang bis mir bewusst wurde, dass dieser Bengel schon die ganze Zeit hinter mir herschlich, doch hatte ich es bis jetzt immer für bloße Zufallsbegegnungen gehalten. Der Fremde erschien nervös, als er sich bewusst wurde, dass ich ihn beobachtete. Ein Moment des Zögerns, bevor ich mich in Bewegung setzte und mit raschen Schritten auf ihn zueilte. Einen Moment lang stand der Junge im Schatten des hiesigen Gebäudes wie angewurzelt da, bevor er sich panisch wie ein Reh auf der Flucht umdrehte, doch zu spät: ich hatte ihn bereits am Kragen gepackt und gegen die Wand gedrückt, auch wenn das aufgrund meiner Figur und der damit einhergehenden Schwäche alles andere als bedrohlich gewirkt haben muss. Der Junge schien vielmehr beunruhigt durch meinen zornigen Anblick und den langen, dunklen Schlieren, die aus den Robenärmeln krochen und meine Hände umspielten. Einmal schluckte er schwer, bevor er in gebrochenem Galad anfing zu stammeln und sich als äußerst kooperativ herausstellte, was das Preisgeben von Informationen seines Meisters anbelangte. Es dauerte nicht lange, bis ich mir darüber klar wurde, dass sein Motiv nicht die Angst vor mir war, sondern die Begierde nach Benuchs Frau, mit der er zwar dann und wann die Felle teilte, allerdings wegen Benuch nicht im Stande dazu war, sie für mehr zu gewinnen.

Mir war es egal, warum er sich dazu entschloss, sich mir anzuschließen. Es war schwer, einen klaren Kopf zu behalten mit dem Wissen, dass Benuch bei Vela war. Es war nur von Vorteil einen neuen Verbündeten zu haben, der mich nun zu einem der Händler brachte, der neben den verschiedensten Tränken auch Gifte anbot. Zwei Flaschen vom stärksten Extrakt wurden gekauft - die Beseitigung meines anderen Problems musste jetzt warten - und noch ein kurzer Schlagabtausch mit dem Diener gehalten. Kein Wort zu niemandem bis Benuch seine Mahlzeit zu sich genommen hatte, die durch das Gift seine letzte werden sollte.

Das Warten erschien mir wie eine Ewigkeit, doch wollte ich mir sicher sein, dass von Benuch weit und breit nichts mehr zu sehen war, bevor ich unsere Wohnung erreichte. Eine Übelkeit, gegen die ich nichts unternehmen konnte, bahnte sich ihren Weg empor und hinterließ den Geschmack von Galle im Mund, als ich Vela auf dem Boden kauernd und weinend entdeckte. Umso schwerer fiel es mir, sie einfach zu passieren und meine Gewandung ordentlich im Schrank zu verstauen, als wäre nie etwas geschehen. Sie durfte nicht erfahren, was geplant ist, denn sie wäre diejenige gewesen, die versucht hätte, es zu verhindern. So führte mein Weg schlichtweg ins Bett, und meine Gedanken routierten um meinen neuen Freund und meinen neuen Feind.


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 Betreff des Beitrags: Re: Aufstieg und Fall
BeitragVerfasst: 5.12.10, 16:30 
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Fortsetzung Epilog I

Es war meine Schuld. Warum hatte ich ihn auch abgewiesen? Es musste so kommen. Ich hätte einfach so tun sollen, als wäre alles in bester Ordnung. Doch ich fühlte mich verraten.

Und dass er einfach kaltherzig ging und wieder kam ohne mir auch nur zu Nahe kommen, zeugte davon, dass er nichts mehr für mich übrig hatte.

Keimt wieder diese Wut in ihm auf, wie ich sie noch zu Anfangs kannte? Die Wut die er gegen alle und jeden hatte? Die Wut die er auch gegen mich aufbrachte? Doch neben seiner Wut war etwas, anderes, neues da. Er hatte eine Ausdauer an den Tag gelegt, die ich sonst nicht von ihm kannte. Ein Verlangen, was ich noch nicht spürte. War es, weil ich mich ihm entzogen hatte? War er schon besessen davon mich jederzeit haben zu können, dass es für ihn ohne nicht mehr geht? Er hätte sich jemand anderes suchen können um sein Verlangen zu stillen. Aber lieber zwang er mich, weil er mich so sehr begehrte.

Es war seltsam, noch vor wenigen Monden hätte er mich nie so benutzt wie er es tat. Es war ihm ein Graus mir weh tun zu müssen. Doch offenbar hatte er dies abgelegt. Habe ich es zu sehr herausgefordert? Wird er nun weiterhin so sein wie eben? Soll ich mich fügen? Gehen?

Wurde er schon zu sehr von Benuch beeinflusst? Aber Benuch war stets angewidert von mir. Es hatte ihn jedoch nie daran gehindert, andere zu benutzen um mich auf meinen rechten Platz zu verweisen. War Adrian wirklich sein Schüler und es war nun an ihm das fortzuführen, was Benuch die Läufe zuvor tat?

Zum ersten Mal, gegen meinen Willen, hat er seine Gabe benutzt um mich gefügig zu machen. Was sollte ich davon halten? Wollte er mir zeigen, dass ich ihm ausgeliefert bin? Und wenn ich gehe, wird er mir wohl deutlich machen, wie mächtig er wirklich ist. Würde er mich gar töten?

Aber, würde es mich wirklich stören? Was habe ich im Leben außer Adrian? Wenn ich über seine Anwesenheit hinaus denke, gibt es nicht viel, was ich vermissen würde. Gibt es überhaupt jemanden der mich vermissen würde? Ich würde nichts zurücklassen.

Ich lasse mich von ihm leiten. Wenn er mich zerstören will, dann wäre er der einzige der es dürfte, denn er wäre der einzige den ich zurücklassen würde.


~~~

Die Tränen von ihren Wangen wegwischend, richtete sie sich auf und begutachtete ihren Körper, der an einigen Stellen blaue Flecken aufzuweisen hatte. Nicht wenige davon würden in kurzer Zeit wohl noch dunkler erscheinen.

Sie begab sich in die Nische, die eine nur einfache Wanne aus Stein aufwies, in der das Wasser mit einer darunter eingelassenen Feuerstelle erhitzt wurde. Sie wusste nicht wie lange sie in dem heißen Wasser saß und einfach nur apathisch auf die Wand ihr gegenüber starrte, doch als sie sich wieder aus der Wanne begab, war ihre Haut runzelig und draußen zeigte sich Fela wieder.

In einem seidenen Überwurf gekleidet, wandte sie sich wieder zum Bett und blickte zu Adrian, der stur auf die Decke sah mit gefurchter Stirn. Unsicher war sie, ob er nun erwartete, dass sie zu ihm ginge, oder von ihm wegblieb. Also blieb sie stehen und beobachtete ihn. Seit langem vollkommen unsicher was den Mann vor ihr betraf. Den Mann, dem sie ihre Liebe zugestand, wie keinem anderen auf Tare.

_________________
.~. Gundula Veland .~.
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 Betreff des Beitrags: Re: Aufstieg und Fall
BeitragVerfasst: 6.12.10, 19:02 
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Und raus bist du

Dumpf hallten die Schritte in dem langen Flur des schier riesigen Anwesens wieder, als der endophalische Junge, Emre sein Name, das Tablett mit der silbernen Haube in Richtung des Speisesaals trug. Der um einiges ältere Mann gehüllt in die feinsten Gewänder Endophals erwartete ihn bereits und winkte ihn heran. Auf dem dunklen, schweren und verzierten Holztisch wurde das Tablett serviert und die Glocke angehoben, um das reichhaltige Mahl preis zu geben. Eine Verbeugung folgte, und schon wandte sich Emre zum Gehen. Doch statt sich direkt von den Flügeltüren zurück zu ziehen, blieben jene einen Spalt breit geöffnet, um den Endophali, seinen Meister Benuch, zu beobachten. Manierlich, aber deutlich hungrig machte sich jener über das Dargereichte her, ehe das Kauen nach einer Weile ins Stocken geriet und die Augen aufgerissen wurden. Die Rechte ließ klimpernd das Messer fallen, um direkt an die Brust zu greifen, in der das Herz zunächst zu rasen begann, bevor es unter einem letzten Zucken aufhörte zu schlagen. Leblos und mit weit aufgerissenen Augen kippte der Oberkörper des einst so stolzen und dominanten Endophalis vorne über und kam scheppernd zwischen Tellern und Gläsern zum Erliegen. Die Anspannung fiel förmlich von des Dieners Schultern, als er sich nach einem letzten vergewissernde Blick herumdrehte und die Pergamentrolle an sich nahm, die ihm wenige Zyklen vorher seine Geliebte, Yara al-Ahid, und Benuchs Ehefrau nach trauten Zyklen der heimlichen Zweisamkeit überreichte. Nicht lange sollte es dauern, da war die Kunde über den Tod Benuch al-Ahids im Besitz des Statthalters.

~~~


Er hatte gemerkt, wie verunsichert Vela einige Momente einfach neben dem Bett stand, bevor sie sich zu ihm gesellte. Er konnte ihre Nähe nicht ertragen, weckte sie doch Schuldgefühle wegen dieser Farce, doch trotzdem harrte er einige Zyklen schlaflos neben ihr aus. Erst als er sich sicher war, dass sie nach geraumer Zeit vom Schlaf übermannt wurde, trat er gehüllt in die weite Robe hinaus in die Stadt. Wie an einem gewöhnlichen Tag in Luth Mahid tummelten sich die Menschenmassen auf den Straßen und verfielen an jeder Ecke in geschäftiges oder entspanntes Reden. Zwar war es weiterhin alles andere als eine Freude in den "Genuss" von so vielen Menschen zu kommen, doch immerhin war es mittlerweile erträglich. Man gewöhnte sich schließlich an alles. Als der Statthalter auf die Stufen aus Sandstein des Rathauses trat und eine der Wachen durch lautes Trompeten für die Aufmerksamkeit der Bürger sorgte, hielt auch Adrian inne. Nicht lange dauerte es, und durch die Menschenmassen ging ein bestürztes Raunen, als der rundliche, vollbärtige Endophali laut Kunde über den Tod von Benuch al-Ahid brachte, war die Familie doch eine der angesehensten in der ganzen Stadt. Lediglich der Berobte musste den Kopf nicht durch Bestürzung absenken, sondern um das erleichterte und triumphierende Lächeln zu verbergen, bevor er sich seinen Weg durch die dunkelhäutigen Menschen zurück zu seiner Wohnung bahnte. Die Türe wurde geöffnet und Vela, die gerade mit der Pflege ihres Äußeren beschäftigt war, betrachtet.

"Vela, wir müssen uns unterhalten."

...und die Tür fiel ins Schloss.


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 Betreff des Beitrags: Re: Aufstieg und Fall
BeitragVerfasst: 7.12.10, 17:47 
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Sie hatte es gespürt. Sie hatte es gewusst. Es war nicht so erschreckend, wie es hätte sein müssen, nachdem Adrian ihr alles erzählt hatte.

Doch mit einem Mal, waren die Schmerzen, die blauen Flecke und das kalte Gefühl, was dieser Moment in ihr hinterlassen hat, etwas was sie in Ehren halten wollte. Das Letzte, was sie von Benuch in ihrem Leben hatte. Und mit diesem Gedanken, trieb es ihr die Tränen in die Augen.

Nicht, weil sie sich benutzt fühlte, oder weil sie auf Adrian wütend war. Nein, Tränen der Trauer und Befreiung zu gleich.

Als Kind sollte sie an einen berüchtigten Kinderschänder, aus Draconis, verkauft werden, der dafür bekannt war, dass er all jene tötete, die ihm zu alt wurden. Ohne Benuch hätte sie kein Leben über ihre Kindheit hinaus gehabt. Er hatte sie stets umhegt, gepflegt, sie nie beiseite geschoben, wenn er nicht anderweitig beschäftigt war. Keineswegs war er ein herzlicher Mann, aber er war ihre Familie. Wenn es niemanden auf Tare gab, Benuch war dennoch da.

Auch wenn sie hatte leiden müssen unter seiner strengen Art, er hatte ihr nie etwas angedeihen lassen, was sie nicht ertragen konnte. Im Gegenteil, egal wie sehr sie sich ihm entgegenstellte, er hatte sie nie fortgeschickt, er hatte sie nur auf ihren Platz zurechtgewiesen und das Leben ging weiter.

Benuch hat aus ihr einen präsentable Händlerin und Handwerkerin gemacht, doch durch ihn war sie kein Mensch geworden. Erst durch Adrian hat sie verstanden, was es heißt aus freien Stücken für jemanden da zu sein und nur für ihn zu leben. Adrian hatte ihr eine Welt abseits von Aufgaben und Zwängen gezeigt.

Es war ihr unangenehm zu weinen, nicht weil sie sich für ihre Tränen schämte, aber sehr wohl für den Grund. Adrians Blicke bohrten sich in ihren Rücken als sie zusammengekauert auf dem Bett saß und stumm Träne um Träne verlor. Vela konnte verstehen, was in ihm vorging.

Die Angst, dass sie ihm Vorwürfe deshalb machen könnte, oder dass sie sich von ihrer Trauer nicht mehr erholen würde. Dass sie vor sich hinvegetierte, wie sie es den Wochenlauf zuvor schon tat. Dass sie sich selbst verliert ohne einen roten Faden, der sich durch ihr Leben zieht.

Doch sie wusste in diesem Moment nur eines: Sie und Adrian mussten weg. Am besten ganz aus Endophal weg. Draconis hatten sie beide angedacht. Sie könnten ihr Leben neugestalten, weit weg von allem. Ohne irgend jemanden der sich in ihr Leben noch einmischen könnte. Sie könnten gehen und niemand würde sie kennen. Und die wenigen die sie wiedererkennen könnten..

..diese könnten einfach beiseite geschafft werden.


Und ihre Mundwinkel hoben sich an, als sie aus dem Fenster starrte und ihre Gedanken ihr ins Gesicht geschrieben standen.

~~~

Lass uns packen. Wir beginnen unser neues Leben.


~~~

Und mit den Worten richtete sie sich auf und machte sich daran ihre Habe in Beutel und Kisten zu verstauen. Eilig war es ihr nicht, doch gab es auch keinen Grund es weiter zu verschieben.


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