Er war nunmal kein Held, er war wie jeder andre. Zumindest war es zuhause so gewesen. Nun war alles anders. Ein Held war er immernoch nicht, aber er war auch nicht mehr wie jeder andre. Zuhause hatte er gewusst wo sein Platz war, welche Arbeiten zu tun waren und wie sie zu tun waren. Zuhause hatte er noch gewusst wie die Welt funktioniert und er hatte sich sogar als ein wenig besonders gesehen, da er sowohl ein wenig Schreiben und Lesen konnte, als auch die zu zahlende Summe an den Abenden in der Taverne ausrechnen konnte. Aber hier war er nur ein Dummkopf. Ein Landei. Ein Bauernlümmel in Uniform. Er stand auf dem Burghof in Brandenstein. Genau genommen lehnte er an einem Baum, der im Burghof in Brandenstein stand. Es war früh am Tag und seine Kameraden schliefen wahrscheinlich noch seelig. Er hatte sich immernoch nicht daran gewöhnt dass er hier nicht schon zum Beginn des 3. Zyklus aufstehen musste. Er packte sein eingewickeltes Butterbrot aus, welches er sich am Morgen gemacht hatte und biss herzhaft hinein. Eigentlich war das Leben hier auf der Insel gar nicht so schlecht. Wenn man von den Monstern, den Dienern des Einen, den vielen Magiern und andren Kuriositäten absah. Und vom Wetter natürlich. Sicher war ihm klar gewesen dass Siebenwind etwas andres war als sein Dorf, aber dass es so anders war, hätte er nicht gedacht. Hier wusste jeder über Magie Bescheid oder tat zumindest so als könne er den Reden der Magier folgen. Hier hatte jeder schon dutzendweise Riesenspinnen gesehen, deren Hinterleib höher war als sein Schopf. Wahrscheinlich kannten sie auch schon alle Dämonen beim Vornamen. Er verschluckte sich bei dem letzten Gedanken und berautete sich vorsichtshalber eilig. Solche Gedanken waren gefährlich, wie hatte er sich nur dazu hinreißen lassen. Er sah sich verstohlen auf dem Burghof um und horchte für einige Augenblicke. Aber er hörte nur den eigenen rasenden Herzschlag in seinen Ohren klingen. Er sprach ein kurzes Dankgebet und widmete sich wieder seinem Brot. Glück gehabt. Zuhause hatte er die Armee eigentlich nur gesehen wenn eine Rotte durch das Dorf kam und sich am Abend im Gasthaus einquartierte. Sie hatten schicke Uniformen, tranken viel und lachten laut. Und es waren alles kräftige Kerle gewesen mit Grübchen im Kinn und Haaren auf der Brust. Zumindest in seiner Vorstellung. Nun war er selbst in der Armee, aber ein Held war er deswegen immernoch nicht. Wahrscheinlich war er der grünste Grünschnabel, den die Malthuster Armee je gesehen hatte, hier auf der Insel der Helden... und Sonderlinge.
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Die Einsicht in das Mögliche und Unmögliche ist es, die den Helden vom Abenteurer scheidet.
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