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 Betreff des Beitrags: Kein Held - wie jeder andre
BeitragVerfasst: 27.09.10, 09:43 
Einsiedler
Einsiedler
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Er war nunmal kein Held, er war wie jeder andre. Zumindest war es zuhause so gewesen. Nun war alles anders. Ein Held war er immernoch nicht, aber er war auch nicht mehr wie jeder andre. Zuhause hatte er gewusst wo sein Platz war, welche Arbeiten zu tun waren und wie sie zu tun waren. Zuhause hatte er noch gewusst wie die Welt funktioniert und er hatte sich sogar als ein wenig besonders gesehen, da er sowohl ein wenig Schreiben und Lesen konnte, als auch die zu zahlende Summe an den Abenden in der Taverne ausrechnen konnte. Aber hier war er nur ein Dummkopf. Ein Landei. Ein Bauernlümmel in Uniform.
Er stand auf dem Burghof in Brandenstein. Genau genommen lehnte er an einem Baum, der im Burghof in Brandenstein stand. Es war früh am Tag und seine Kameraden schliefen wahrscheinlich noch seelig. Er hatte sich immernoch nicht daran gewöhnt dass er hier nicht schon zum Beginn des 3. Zyklus aufstehen musste. Er packte sein eingewickeltes Butterbrot aus, welches er sich am Morgen gemacht hatte und biss herzhaft hinein.
Eigentlich war das Leben hier auf der Insel gar nicht so schlecht. Wenn man von den Monstern, den Dienern des Einen, den vielen Magiern und andren Kuriositäten absah. Und vom Wetter natürlich. Sicher war ihm klar gewesen dass Siebenwind etwas andres war als sein Dorf, aber dass es so anders war, hätte er nicht gedacht. Hier wusste jeder über Magie Bescheid oder tat zumindest so als könne er den Reden der Magier folgen. Hier hatte jeder schon dutzendweise Riesenspinnen gesehen, deren Hinterleib höher war als sein Schopf. Wahrscheinlich kannten sie auch schon alle Dämonen beim Vornamen. Er verschluckte sich bei dem letzten Gedanken und berautete sich vorsichtshalber eilig. Solche Gedanken waren gefährlich, wie hatte er sich nur dazu hinreißen lassen. Er sah sich verstohlen auf dem Burghof um und horchte für einige Augenblicke. Aber er hörte nur den eigenen rasenden Herzschlag in seinen Ohren klingen. Er sprach ein kurzes Dankgebet und widmete sich wieder seinem Brot. Glück gehabt.
Zuhause hatte er die Armee eigentlich nur gesehen wenn eine Rotte durch das Dorf kam und sich am Abend im Gasthaus einquartierte. Sie hatten schicke Uniformen, tranken viel und lachten laut. Und es waren alles kräftige Kerle gewesen mit Grübchen im Kinn und Haaren auf der Brust. Zumindest in seiner Vorstellung. Nun war er selbst in der Armee, aber ein Held war er deswegen immernoch nicht. Wahrscheinlich war er der grünste Grünschnabel, den die Malthuster Armee je gesehen hatte, hier auf der Insel der Helden... und Sonderlinge.

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Die Einsicht in das Mögliche und Unmögliche ist es, die den Helden vom Abenteurer scheidet.


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 Betreff des Beitrags: Re: Kein Held - wie jeder andre
BeitragVerfasst: 4.10.10, 09:27 
Einsiedler
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Was waren eigentlich Helden? Helden waren diese kräftigen Kerle wie in der Armee oder die Bauernjungs, die wie in den alten Märchen ausziehen und die Welt retten. Oder es sind diejenigen, die den Vieren ganz nahe sind. Aber es waren nicht die Knechte, die durch Zufall auf einer Insel landen und da Soldat spielen. Es waren nicht die Knechte! Er trat mit dem Fuß gegen den Baumstumpf und jammerte kurz darauf über den schmerzenden Zeh. Seufzend ließ er sich auf der unebenen und rauen Fläche nieder und stützte den Kopf auf. Diese Magier hatten wirklich eigenartige Ideen. Ihre Köpfe müssen irgendwie durch die hindurchströmende Magie anders funktionieren als die Köpfe von andern. Vielleicht lag es aber auch daran dass sie Endophali war. Vielleicht war die Sonne daran schuld. Die hatte ja immerhin schon ihre Haut verbrannt, warum nicht auch den Kopf? Oder es liegt daran dass beides zusammen kommt bei ihr. Diese Idee dass er, gerade er, ein Schüler eines Bellumsdieners sein sollte. Das war wirklich an den Haaren herbeigezogen. Aber sie hatte ihn am Ende fast soweit gebracht dass er bereit war zumindest darüber nachzudenken.
Bellum war ihm schon wichtig, genau wie alle der Vier. Wie sollte er denn auch sonst wissen was richtig und was falsch ist? Es war auch nicht so dass er Angst davor hatte. Er war sich nur einfach sicher dass Diener Bellums etwas ganz anderes waren als er. Sie waren stark und mutig und entschlossen. Außerdem hatte Bellum sie erwählt. Und wenn Bellum das bei ihm getan hätte, dann würde er das ja wohl wissen. Aber warum machte er sich eigentlich darum Gedanken? Es hatte sich ja sowieso als Hirngespinst heraus gestellt, was die Magierin gesagt hatte. Es war nicht um eine Aufnahme als persönlicher Schüler gegangen. Es war um die Beförderung zum Soldaten gegangen. Und allein das war schon wirklich verwunderlich. Er schob sich das Barett ins Gesicht und pustete lautstark die Luft aus. War für ein Unfug. Vor allem darüber nachzudenken.

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 Betreff des Beitrags: Re: Kein Held - wie jeder andre
BeitragVerfasst: 9.10.10, 20:12 
Einsiedler
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Beiträge: 13
Er hatte einen Helden kennen gelernt und er hatte noch nie vor jemand leibhaftigem soviel Respekt gehabt. Nun lag dieser Held völlig geschwächt im Hospiz und hatte den Flug auf Galtors Schwingen gerade so verpasst. Es war jetzt die Zeit für diese andere Art von Helden. Die Heiler und die fast allmächtigen Weißmagier, die soviel Überlegenheit und Sicherheit ausstrahlen, dass man kaum an ihrer Macht zweifeln konnte. Ein kleiner Soldat wie er hatte dort nichts zu suchen. Er gehörte nicht an die Orte an denen Wunder geschahen oder Helden wirkten.
Er kniete nun alleine im Zentrum der viergöttlichen Macht der Insel. Seinen Geldsäckel mit dem gesamten Sold hatte er in den Opferstock gelegt und nun hoffte er darauf dass seine innigen Gebet erhört wurden. Er betete für den Unteroffizier, der gezeichnet vom Kampf gegen den Feuerkaiser im Hospiz lag, er betete für die vielen Hände die ihm nun halfen und er betete für all diejenigen die nun an seiner Stelle seine Aufgaben übernahmen. Auf dieser Insel gab es so viele Helden und so viele Wunder. Aber wahrscheinlich war das angesichts dieser Gefahren überall auch nötig. Hier war fast jeder entweder magisch begabt, von den Göttern erwählt, ein Meister mit dem Schwert oder ein Handwerker, dessen Werke auf dem Festland schon lange Berühmtheit erlangt hätten. Es schienen kaum mehr als eine Hand voll Bewohner zu sein, die man mit viel Augen zudrücken als Normal bezeichnen konnte.
Er fühlte sich so unsagbar klein und unscheinbar. Kurz bevor Unteroffizier Tuljow gegen den Feuerkaiser gekämpft hatte, war er selbst gegen ein paar Strauchdiebe gescheitert. Eine Wunde am Kopf und ein gequetschtes Bein hatte er sich damit eingehandelt. Und bewirkt hatte er gar nichts. Außer dass er vielleicht wertvolle Hilfe in Form von zwei Heilern vom Unteroffizier ferngehalten hatte. Wieso hatten sie sich auch um seine Verletzung gekümmert, wo doch auf dem Markt zur selben Zeit dieser große Kampf entflammt war? Er war nicht einmal kein Held. Er war noch weniger als das. Und er schämte sich.

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