Papin-Stadt
Imposant war sie diese Stadt. Eine Handelsstadt durch und durch. Wagen, Karren, aufgebrachte Menschen, brüllende Händler, volle Straßen und überall Kisten und Körbe, die einem den Weg schwer machen. Ja gerade der Hafen wies deutliche Spuren auf von dem was diese Stadt ist. Lange sah es wohl anders hier aus. In der Zeit als Ersont das Reich verteidigte gegen die Khalandrier, fast auf sich allein gestellt ehe der Bund geschaffen wurde, hatte sich Malthust aufgeschwungen zu einer Handelsmacht, die so nah war, dass sie Papin schwächte. Es war auf sich allein gestellt und schwach. Freunde aber findet man immer, wenn man sie denn braucht, denn alle sind schwach. Selbst das große Bernstein, das doch die königliche Burg Bernstein beheimatet ist schwach. Vorallem in dieser Zeit, da die Krone beeinflusst wird vom Pakt der Viereinigkeit, diesen hinterhältigen Barbaren und Kriegsverbrechern. Sie schwächen die Krone, das Reich und sich selbst mit ihrem intriganten Handeln. Vom atmenden Tod war Bernstein auch noch geschunden, viele Tote gab es zu beklagen. Ein wahrlich geschröpftes Lehen und nur aufrechterhalten durch die geheuchelte Treue zur Krone. Wären da nicht die königlichen Regimenter, dann würde die Krone fallen und seine Majestät selbst würde gemeuchelt werden von den Helfern des Einen - Malthust.
Papin aber war schlau. Es begann nicht vor Malthust zu kriechen. Es suchte halt im Bund. In dem Bund, der geschaffen wurde als das Reich ihn am nötigsten brauchte. Der Krieg gegen Khalandrier schröpfte diese Lehen, die sich zur Sicherheit des Reiches verbunden hatten. Sie konnten nur gemeinsam Stärke zeigen und so wird dieser Bund ewig halten. Diese Reise beweist es. Der Bund benötigt Hilfe. Niemand hat es gesehen ausser diesem Mann, der da durch die dreckigen Gassen ging. Waldemar. Ein Edelherr. Die Not war schon früh zu sehen, doch niemand auf Siebenwind scherte sich. Machtgierige Läuse in der Pracht ihrer Durchlaucht.
Er war es, der damit begann seine Fracht vorzubereiten, die er heute hier vorbringen würde. Die Sache des Ersonter Bundes ist stark, das erkennt man auch auf Siebenwind. Die edlen und starken wenden sich dem Bund zu und finden Kraft und Erfüllung in der Aufopferung für diesen. Anders wäre es kaum zu erklären, dass zwei Männer allein es waren, die seine gesamte Fracht füllten. Er, der alles organisierte und heute hier verbrachte, und sie, die sich sofort, darauf angesprochen, bereiterklärten ihren Teil zu leisten. Leider verzögerte sich alles länger als Gedacht, doch heute war er hier. Er hatte es getan, wohl nicht zuletzt, da vom Bund gerufen wurde.
"Waibel? Es freut mich zu sehen, dass es eurer Stadt gut geht."
"Danke Edelherr."
Karg waren die Worte. Der Waibel war kein Mann der vielen Worte, er war Soldat. Das war Waldemar auch einmal, doch ist er es heute nicht mehr. Die Bürde des Ranges und des Titels haben ihn verändert. Nein das ist nicht wahr. Siebenwind hat ihn verändert. Es ist Siebenwind, das einem einbläut seinen Teil zu tragen und Verantwortung zu übernehmen. An diesem Brennpunkt wird jeder tüchtige Mann gebraucht, doch zieht Siebenwind zumeist die falschen Gesellen an. Wie sonst wäre es zu erklären, dass seine Garnison, einst stark, doch weil mit starker und unerbittlicher Hand geführt nun schäwcher, so wenige Menschen an sich zieht. Ja sie mussten ehrbar sein. Ja sie mussten loyal sein. Ja sie mussten Verantwortung tragen. Doch kann man dies nicht erwarten? Ein Blick umher und es war schnell zu erkennen, dass diese Gardisten hier nicht so frei waren wie seine Mannen. Sie durften nicht selbst Entscheidungen fällen, das hat der Gardist am Hafen gezeigt.
"Edelherr? Verzeiht mir meine forsche Art, doch ihr seid auch Gardehauptmann. Ihr solltet euch stolzer zeigen und nicht so bedrückt umher sehen. Das macht keinen guten Eindruck auf das Volk."
"Waibel. Ihr braucht euch nicht zu entschuldigen. Ihr habt Recht, doch bin ich das erstemal fort von meiner Garnison, seit ich sie von Hauptmann Mengars übernahm."
Mit einem nicken des Waibels verstummte das Gespräch auch schon. Die Straße wurde mittlerweile sauberer, sie entfernten sich deutlich vom Hafen. Es wurde etwas ruhiger und die Häuser wurden schöner. Sie mussten den Nordring der Stadt erreicht haben, in welchem sich das noble Volk und die gräfische Burg befinden. Wie in jeder STadt Galadons lebten diese Leute nicht mit ihrem Volk, sondern über ihrem Volk. Kaufleute, Edle, hohe Militärs und Beamte des Hofes. Sie waren etwas besseres, waren sie das? Natürlich waren sie das! Er gehörte dazu, er wusste wie schwer es war sich so hervor zu tun. Und sie hatten er alle ganz sicher verdient besser zu leben als diese Menschen ausserhalb dieses Ringes. Sie alle hatten die Pflicht sich für das Reich und das Lehen aufzuopfern und wurden dafür belohnt. Sie waren keine Freien mehr. Die Aufgabe dieses Privileges brachte viele Vorteile und das nicht zu unrecht. Wohl kaum hätte Waldemar diese Behandlung erhalten, wenn er ein einfacher Gardist wäre.
Es war nicht mehr weit bis in die Burg. Der Waibel entsandte einen Mann um sie anzukündigen. Ein flinker kleiner Gardist, sicher keine 19 Jahre alt. Die Gedanken mussten aufgeräumt werden. Er musste nun konzentriert sein. Keine Fehler. Dies war ein echter Hof. Nicht dieser Haufen Chaos in Falkensee.
_________________ Sic semper tyrannis Waldemar Delarie
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