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 Betreff des Beitrags: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 5.11.10, 16:22 
Altratler
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Die letzte Ruhe
oder
Der Beginn eines neuen Lebens

~~~


Im Bett der Herberge in Brandenstein saß Amelia und hatte das, seit vielen Jahren unberührte, Tagebuch vor sich auf ihren angewinkelten Oberschenkeln abgelegt.

Der abgegriffene Ledereinband und die, nicht mehr perfekt aufeinanderliegenden, Seiten des Buches, zeugten davon, dass jenes einst ein stetiger Begleiter ihres Lebens war. Erinnerungen an Liebe, Gram, Einsamkeit und Fragen über den Sinn des Daseins prägten jedes einzelne Wort.

Sie wusste nie ob Redegar in diesem gelesen hatte – Was er wohl dabei gedacht hätte? – oder ob er sie soweit respektierte und ihr vollkommen vertraute, dass er keine Notwendigkeit darin sah. Doch wird er viel mehr, es als eines ihrer Hirngespinste abgetan haben. Die Gedanken einer naiven Frau, die ihre Unsicherheit hinter ihren Kunstwerken und Worten verbarg. Ihre Familie und Redegar waren die einzigen, die sie sahen wie sie auch wirklich war.

In Stille und Ruhe geflüchtet um von dem abzulenken was sie wirklich war – verletzlich und nur wenig selbstbewusst.

So hatte sie ihr Leben, welches sie in Form eines Buches vor sich liegen hatte, sprichwörtlich in ihren Händen und wusste nicht ob sie es wagte es noch einmal zu öffnen. Hatte sie den Mut ihr Leben nach 5 Götterläufen der Leere wieder weiterzuführen? Hatte sie den Mut über ihren eigenen Schatten zu springen?

Doch anstatt sich in weiteren Ausflüchten zu verlieren, schlug sie das Buch auf und blätterte darin, bis sie die zuletzt beschriebene Seite vor sich sah..


Zitat:
…als die Nachricht an meine Ohren drang, war mein einziger Gedanke mich in Galtors Arme zu flüchten, auf dass er mich sogleich in Morsans Hallen führte, um mir Schmerz und Enttäuschung aus dem Herz zu entreißen, auf dass ich nimmer dar fühlte, fühlte, was es heißt ein Mensch zu sein und lieben zu können…


Sie wollte weiterlesen, sie wollte es so gern, aber ihre Augen ließen es nicht zu. Verschwommen waren die Lettern vor sich, egal wie sehr sie blinzelte, es führte nur dazu, dass die Flüssigkeit sich in ihren Augenwinkeln sammelte und gebündelt über ihre Wangen herablief, während ihre Augen sogleich von neuen Tränen gefüllt wurden.

Nicht die Worte berührten sie, nein, der Gedanke daran, dass sie es war, die dieses fühlte. Sie hatte all die Jahre verdrängt und beiseite geschoben und es wollte langsam wieder hoch. Wollte sie wieder quälen, wollte ihr bewusst machen, dass alles endlich ist.

Hatte sie den Mut es noch einmal erleben zu müssen? War sie stark genug, um es als gegeben zu sehen? Konnte sie es schaffen? Sie wusste, egal wie sie sich entscheiden würde, sie war nicht mehr allein, ob sie wollte oder nicht, sie trug Verantwortung für ein Leben. Ein Leben, das gelebt werden kann, oder schon bald auf immerdar gehen könnte.

Erwartungen hatte sie keine, denn sie hatte all die Hoffnung verloren, dass sie nicht alleine von Tare gehen wird, wenn Galtor nach ihrer Hand greift um sie auf ihrem letzten Gang zu begleiten.

Doch sie griff nach dem Kasten, der neben dem Bett lag, entnahm diesem Feder und das kleine Glastintenfässchen. Automatisch, und ohne dass sie wirklich darauf achtete, wurde die Feder so präpariert, dass sie es nur noch wagen musste, den Federkiel auf die leere Seite neben dem letzten Eintrag aufzusetzen.

Zum ersten Mal saß sie vor einer leeren Seite und fühlte eine Anspannung und Last auf ihren Schultern, als müsste sie gerade über Leben und Tod entscheiden. Blieb das Pergament leer – so war es der Tod für den sie sich entschied. Wagte sie es jedoch die Feder erneut anzusetzen -


Zitat:
Endtag, 5. Seker 21 n. H.

Lange ist es her, dass ich meine Gedanken niederschrieb, nachdem Redegar gestorben war..“


Und rund einen Zyklus lang wurde Seite um Seite beschrieben. Fünf Jahre galt es sich wieder in Erinnerung zu rufen. Fünf Jahre, in denen das meiste geschehen war, als sie Jairan Gervasio, den Mann der ihr mittlerweile sehr ans Herz gewachsen war, auf ihre erste Reise mit sich nahm, um etwas verloren geglaubtes auf Siebenwind wieder gefunden zu haben.

Ohne Jai, hätte sie sich nicht für das Leben entschieden und sie würde in ihrer Dankbarkeit alles für ihn tun. Sie hoffte nur, dass William nicht derjenige sein wird, wegen dem sie sich zwischen zwei, ihr wichtigen, Menschen entscheiden muss.


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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 5.11.10, 21:18 
Edelbürger
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Frieden
oder
eine weitere Enttäuschung

~~~


Durch die kleinen Fenster des Zimmers drang das Licht der Fela rein. Er drehte sich langsam um und blickte die Decke an. Dass sie schon gegangen war, wusste er, überrascht war er keinesfalls. Es war eine Nacht gewesen, wie keine andere in all den letzten Jahren. Er war ausgeruht, befreit und mit neuer Kraft. Im Gegensatz des vorherigen Abends sah er nun wieder jünger aus. Die Sorgen waren sicherlich noch da, aber ihre Last hatte sich deutlich verringert.

Er blickte zu Seite, auf die linke Seite des Bettes, wo sie gelegen hatte. Einpaar schwarze Haarsträhnen von ihr lagen auf dem weißen Leinentuch. Langsam glitt seine Hand über die Haare und über die Falten des Stoffes, ohne ein bestimmtes Ziel zu verfolgen. Für einen kurzen Moment schloss er seine Augen und atmete tief ein.

Selten hatte er eine Frau dermaßen bewundert. Er liebte es, ihren Worten zu lauschen. Oftmals war er von ihren beinahe perfekten Schlussfolgerungen überrascht. Ihre ruhige Art kam dem sonst so ruhigen Mann nur zu gute, denn in seinem Inneren sah es anders aus. Auch gestern Abend kam es zum Vorschein, doch sie wischte es einfach fort.

Erst dachte er an Entgegenkommen, als sie seine Berührung in der Taverne erwiederte. Vielleicht hatte sie mit ihm Mitleid? Vielleicht wollte sie ihn nur nicht abweisen? Spekulationen. Er hob kurz seine Mundwinkel an als diese Gedanken durch seinen Kopf gingen.

Doch dann in der Herberge zerstreuten die zarten und leidenschaftlichen Liebkosungen seine Zweifel. Er war mit seinen Gedanken und Gefühlen nicht alleine.

Seine Gedanken waren freudig, gar euphorisch. Denn sie beruhten einfach nur auf diesen jetzigen Moment. Doch dann überkam ihn erneut eine Welle des Zweifels. Nicht wegen ihr, sondern wegen den anderen Sachen. Es gab noch eine dritte Person, gar eine vierte. Obwohl die beiden miteinander viel gemeinsam hatten, waren sie für ihn einfach zu verschieden. Das eine symbolisierte für ihn die Entschlossenheit, der andere die Zweifel. Vielleicht sollte er keine Gedanken an die mögliche Zukunft verschwenden, doch er konnte nicht anders. Er war nicht bereit sie zu verlieren.



Zuletzt geändert von Savadiv: 21.05.11, 18:41, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 9.11.10, 17:08 
Altratler
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~~~

Und wieder wachte sie auf, in dem selben Bett, wie schon seit drei Tagen. Jai sah sie nur wenn sie bei ihm nach dem rechten sah, als er schon schlief, oder ihr schlaftrunken die Tür öffnete um sich selbst sogleich wieder hinzulegen.

Sie wollte ihm den Abstand gewähren, den er offenbar im Moment nötig hatte, doch machte es das nicht einfacher für sie. Auch wenn sie selbst immer darauf pochte nicht in der Vergangenheit oder in ferner Zukunft zu leben, musste sie unweigerlich an die Zukunft denken, wenn sie an Jai dachte. Sie würden immer miteinander verbunden sein, egal ob er sich zurückzieht oder nicht. Doch sie wusste, selbst ohne diese Verbundenheit, oder gerade wegen eben dieser, konnte sie auf ihn an ihrer Seite nicht verzichten.

Selbstsüchtig fühlte sie sich dabei. Doch war sie denn wirklich selbstsüchtig, wenn sie einfach nur wollte, dass diejenigen, die ihr ans Herz gewachsen sind bei ihr verweilen, damit sie sich um diese ebenso kümmern kann, wie sie sich um sie kümmern?

Es war ein schmaler Grat, den sie da beschritt. Ein Grat zwischen nicht loslassen wollen (können?) und einfach nur für den anderen da sein zu wollen.

William machte es ihr einfacher. Er stellte ihr keine Wahl. Er ließ sie gewähren. Sie war sich sicher, dass wenn sie sagte, er solle aus ihrem Leben gehen, dass er auch jenes tun würde. Doch sie könnte es nicht mehr.

Auch wenn die Zeit nur sehr kurz war, in der sie sich kennenlernen durften, aber sie war alt genug, erfahren genug, um zu wissen, dass dies nicht eine Liebelei ist. All das was sie fühlte, mit Will erfuhr, das ging über das hinaus, was die eine oder andere Liaison mit einem Mann ihr entlockte. Und sie spürte, dass auch er sie nicht nur als eine weitere Kerbe in der Bettkante sah. Nein, sonst hätte er schon längst das haben können, was er wollte.

Doch..

.. was ist wenn er wirklich nur ein Spiel mit ihr trieb? Sie sich von ihm einlullen ließ, weil er sie so sehr schon in der Hand hält. Wenn er sich nur zurücknahm um sich ihrer Leidenschaft und Hingabe sicher zu sein, wenn er sich schließlich das nahm was er wollte, um sich dann der nächsten zuzuwenden?

Bei Jai hatte sie eine Gewissheit, und zwar diese, dass sie nicht enttäuscht werden würde, egal was passiert. William hingegen hatte viel zu viel in seiner Hand und könnte mit einem Wort ihr Leben wieder dorthin verfrachten, als sie dachte, es gäbe keinen Grund mehr zu leben.

Aufrecht saß sie im Bett und zog an dem Tabakstengel, als sie William mit einem nachdenklichen Blick bedeckte.

Wo führt sie das ganze hin? Sie wusste es nicht.

Aber sie wusste eines: Sie hatte angst.


~~~


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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 10.11.10, 14:51 
Edelbürger
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~~~


Langsam strich er mit dem Zeigefinger über das kunstvoll geschnitze Armband. Wieder einmal stand er vor der Brücke und blickte in das Dunkle. Er wusste all zu gut, was sich alles vor ihm ausstreckte. Doch in dieser Nacht war er nicht alleine, sie war stets mit ihm, in seinen Gedanken.

Noch vor einpaar Zyklen wollte er flüchten. Zurück in seine Uniform, zurück zu seinen Pflichten und alles andere wollte er vergessen. Amelia bedeutete für ihn zu viel, als er sich an klaren Gedanken fest halten konnte. Die Gefühle vermischten sich und vernebelten alles. Er kämpfe gegen die Hilflosigkeit, seinen Stolz und den Ängsten.

Er fühlte sich schuldig. Ihr Leid war sein Leid. Ihr Leid führte zu ihm zurück. Sollte er einfach gehen? Würde er ihr damit ihr Leiden stillen oder ihr noch mehr Leid zu führen? Sollte er einfach sein Haupt gen Jairan neigen und weiterhin seine Ehre unter die Füße nehmen? War er es wert? Konnte er auf sie verzichten? Selbstlosigkeit oder Entschlossenheit?...

Er war bereit für sie alles zu tun, auch wenn er dann wieder, wie so oft, in die Vergangenheit verfallen müsste. Denn ohne sie, gab es weder eine Gegenwart, noch eine Zukunft, die es Wert war sich darüber Gedanken zu machen. Seine größte Freude würde zu seiner größten Trauer werden. Doch abermals hielt sie ihn fest und ließ ihn nicht fallen. Seine Gedanken krallten sich an ihr fest.

Reden sollte er mit ihm. Und jedes Wort, jede Geste von Jairan, war ein Schlag in den Bauch. Er fragte sich, ob es wohl Amelia mehr schmerzen würde oder doch ihm selbst. Selbst seine Ehre, die von Jairan unter die Füße genommen wurde, war ihm nicht mehr wichtig. Und würde er in diesem Moment zu ihr sehen, wusste er, dass er im nächsten Moment vor Jairan in die Knie gehen und ihn anflehen würde.

Trotz aller Zweifel, aller Ängste legte er sich in die Hände dieser Frau. Er wusste wenn sie ihn fallen lassen würde, würde er im tiefsten Abgrund landen. Selbst wenn es scheitern würde, würde er sie nie vergessen. Denn wenn ein Mann eine Frau einmal geliebt hat, dann wird er alles für sie tun, außer sie weiterhin zu lieben. Dennoch wird er sich schweigend und im Dunkeln aufopfern.

Er war bereit alles in Kauf zu nehmen und wenn es endet... Nein. Er ballte die rechte Faust und küsste das Armband. Das wird es nicht.

~~~




Zuletzt geändert von Savadiv: 21.05.11, 18:41, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 12.11.10, 03:37 
Einsiedler
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"Jairan, du musst dich entscheiden. Du bist am Punkt angelangt, da gibt einfach kein geradeaus mehr, du stehst mittig. Rechts deine Freiheit, links Amelia, ein Kind. Dein Kind. Das klingt verrückt, oder? Dein Kind.. Das würde mich wirklich einmal interessieren, was Vitama zu dieser Entscheidung zu sagen hat. Ich denke nicht, dass sie den Karren weiter in den Mist fahren wollte. Hast du es schon mal als Chance gesehen? Vielleicht will sie dir wirklich eine Familie bieten? Hat Amelia womöglich doch recht, und du siehst wirklich alles schwarz? Ich weiß, ich weiß.. Das Leben auf der Straße hat es dich gelehrt: Du bist der Einzige, dem du vertrauen kannst. Du hast Angst vor den Folgen, was? Wenn du dich dazu entscheidest zu bleiben, und beginnst dich aufzuopfern, nur um am Ende alleine dazustehen, weil dieser Schnösel William sie völlig bearbeitet hat, würdest du das nicht ertragen. Genauso wenig, wie du es ertragen würdest, wenn du einfach gehst und genau weißt, dass du den einzigen Menschen, dem du annähernd was bedeutest, enttäuscht hast. Hast du aber auch schon mal daran gedacht, dass Amelia vorhin in der Taverne bei dir geblieben ist, nachdem du William abgefertigt hast? Auch wenn du es anders erwartet hast: Sie hat dir keine Schelle verpasst. Sie hat gesagt, dass dich ihr niemand ausreden kann, nicht mal dieser Schnösel. Ja.. Sie hat dir auch gesagt, dass du recht mit dem hättest, was du gesagt hast. Die Tatsachen über Williams Verhalten hast du logisch dargelegt, und im nächsten Augenblick hat sie ihm hinterher geheult. Es fällt dir schwer ihr noch wirklich zu vertrauen, oder? Du musst einsehen, dass du die Liebe nicht verstehen wirst. Wie denn auch? Du kennst es ja nicht. Find dich damit ab: Du.musst.dich.entscheiden. Sie wird nie wieder eine einfache Kundin sein, die du nach allen Künsten verführst, und die dich im Gegenzug ausreichend entlohnt. Es ist viel komplizierter, so kompliziert wie es eigentlich nie hätte kommen dürfen. Sie wird dich jetzt beobachten, immer mit diesem Blick, als wärst du ein armer Waise, ein kleiner unbeholfener Junge, dem sie zu einem "normalen" Leben verhelfen will. Meine Güte, du bist 25 Götterläufe alt, wieso denkt sie immer noch, dass du nicht alleine auf dich aufpassen kannst? Oh, und natürlich teilt sie ihm alles brühwarm mit, was in deinem Leben so passiert. Nicht dass es ihn interessieren würde, aber er muss ja zumindest so tun als ob, um sie bei der Stange zu halten. Also, Jai: Welchen Weg wirst du wählen?"

"Ich weiß es nicht.."


Einen letzten, intensiven Blick schenkte der junge Mann seinem Spiegelbild, dem er seine Gedanken mitteilte, bevor er mit geröteten Augen den gerollten, glühenden Stengel Nachtschatten ausdrückte, die Tür mit einem Stuhl verbarrikadierte und sich mit dem Flachmann ins Bett begab.


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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 12.11.10, 22:47 
Altratler
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„Und was ist, wenn er getötet wird?“

Das waren die Worte, die sie letztendlich wachgerüttelt haben. Ihr bewusst gemacht haben, dass William jederzeit sterben kann. Amelia hatte die grässlichen Geschöpfe des Einen schauen müssen, gesehen wie William mit einem von ihnen sprach.

William wird nicht lange leben.

Trotz dessen, oder gerade deswegen, wollte sie zu ihm, die kurze Zeit, die sie vielleicht haben, nutzen. Jairan wollte, konnte, nicht verstehen, was in ihr vorging, doch sie ließ ihm die Wahl eine Familie zu haben oder wieder vor sich selbst und seiner Einsamkeit zu fliehen. Sie wusste nicht wofür er sich entscheiden wird, sie wusste jedoch, dass sie alles für ihn tun würde und auch tun wird , wenn er sich selbst die Gelegenheit gibt sich zu ändern. Genauso wie er ihr die Gelegenheit dazu gab.

Hätte sie William auf dem Festland kennengelernt, hätte sie sich nie darauf eingelassen. Lieber verbrachte sie ihre Tage in ihrem Haus; Sie musste nicht raus, die Dukatenkisten waren prall gefüllt und wenn sie doch in die Verlegenheit geraten wäre, nicht genügend Dukaten zu haben, hätte sie dafür gearbeitet – Zuhause, alleine.

Jairan wurde eine Konstante in ihrem Leben die unsteter nicht sein konnte. Er vertraute ihr nicht, nannte Amelia jedoch einen wichtigen Menschen. Er war nicht gebildet und auch unvernünftig, doch in Bezug auf William war er klug und reif. Sie wird ihm immer recht geben müssen, wenn er ihr sagt, dass William ein Fremder für sie ist. Jemand der mit den Frauenherzen spielen könnte, oder die Menschen so manipulieren könnte, wie es ihm gerade recht war.

Doch würde sie auf diese Worte hören, müsste sie zeitgleich auch Jai aus ihrem Leben gehen lassen. Denn, der, so von Vitama gesegnete, Mann war ebenso jemand, der sie von heute auf morgen verlassen könnte.

Amelia hatte die Reise nach Siebenwind gewagt um aus dem Schatten, den ihr verstorbener, geliebter Mann auf ihr Leben warf, herauszutreten. Jairan war der Stern der sie leitete, sie aus dem Dunkel herausführte, William der Aufgang Felas und das Kind, das in ihr heranwuchs, wird ihrer Welt wieder den Tag bringen.

Doch fehlte der Stern, der Felaaufgang, oder gar Fela selbst, wird immer ein Teil des Dunkels zurückbleiben.



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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 14.11.10, 07:51 
Edelbürger
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Langsam öffnete er seine Augen, es war wenig Licht im Zimmer der Herberge. Der Kampf zwischen Fela und der Dunkelheit musste wieder angefangen haben. Wer aus dieser Schlacht als Sieger raus gehen würde, wusste er nicht. Sie lag dicht neben ihm, ihr Gesicht halb im Kissen verborgen, einpaar schwarze Strähnen fielen ihr in das Gesicht. Er liebte es ihr beim Schlafen zu zusehen. Langsam und vorsichtig, legte er ihren Arm, der auf seiner Brust lag, zu Seite und verließ das Bett. Das Zimmer war für ihn vertrauter als viele andere Orte. Das Rosenzimmer. Leicht hoben sich seine Mundwinkel an und er schlüpfte in die Hose und in ein feines Hemd. Er ging zu ihrer Tasche und nahm sich ohne weiteres eine Beachtung zu schenken, die Schachtel mit den Tabakstengel. Führte einen Stengel zwischen die Lippen, ehe er die Schachtel zurück in ihre Tasche legte.

Barfuß ging er aus dem Zimmer raus, ein kurzer Blick noch zum Bett und die Tür fiel leise wieder ins Schloß. Mit langsamen Schritten ging er über den hölzernen Fußboden, raus aus der Herberge. Der Wirt musste zu dieser später Stund wohl auch schon im Bett liegen, hinter der Theke war niemand. Seine Füße berührten das mit Tau bedeckte, feuchte und kühle Gras. Es war Dunkel, die Schlacht musste diesmal Fela verloren haben. Er ging an die Wand und entzündete den Stengel an einer Laterne. Tief zog er den Rauch in sich und schloß dabei kurz die Augen. Langsam ging er dann durch das Gras, seine Blicke hoben sich. Wie üblich in dieser Jahreszeit war der Himmel mit Wolken bedeckt, doch erkannte er einpaar Sterne. Wieder zog er am Stengel und die Spitze glühte mitten im Dunkeln kurz auf. Das Licht der zwei Laternen erreichte ihn nur noch leicht.

Seit vielen Götterläufen schon war es ihm bewusst, dass er jeden nächsten Tag sterben konnte. Er war Soldat gewesen, er war es noch immer. Von Tag zu Tag kämpfte er für die Menschen, für jene die er eigentlich nicht kannte aber für deren Schutz er einen Eid abgelegt hatte. Amelia gehörte dazu und sie war ein Grund mehr um zu kämpfen.

Er wollte sie beruhigen, wollte ihr das Gefühl geben, dass er immer bei ihr sein würde. Doch konnte er dieses Versprechen geben? Würde er es einhalten können? Er würde alles dafür tun, gewiss. Aber er wusste auch, dass nicht alles in seiner Hand lag.

Die Götter waren ihm noch nie so nah gewesen, wie in den letzten Wochen. Und er glaubte daran, dass die Götter, ihn und Amelia zusammen gebracht hatten. Sie würden die beiden nicht wieder trennen. Doch der Gedanke, dass sie jeden Tag mit dieser Angst leben musste, machte ihn nachdenklich. War es ihr gegenüber gerecht? Oder war es ein Teil ihrer Zukunft, der immer existieren würde und sie dies akzeptieren musste? Akzeptieren... das würde sie. Aber wie lange würde es dauern, bis diese Last für sie zu groß, zu unerträglich würde? Antworten gab es für diese Fragen keine.

Doch damit etwas leben kann, musste nicht sehr oft erstmal etwas anderes geopfert werden? Wenn die Zeit kam, würde er auch etwas opfern müssen, das wusste er. Denn diese kleine Knospe musste leben, aufgehen und zu einer Rose heranwachsen.

Langsam began er zu frösteln. Ein letzter langer Zug vom Stengel, ehe er in eine kleine Pfütze fiel und erlosch. Er sah nochmals gen Himmel, zu den einpaar wenigen Sternen, die entweder von den Wolken fliehen konnten oder genug stark leuchteten um durch die dünnen Stellen zu scheinen. Dann ging er ebenso leise wieder zurück in das Zimmer, legte die Kleidung wieder auf dem Thron ab. Vorsichtig stieg er in das Bett und hauchte ihr noch einen liebevollen Kuss auf die Schläfe. Dann glitt er dicht an ihr wieder in die Arme Lifnas.

~~~




Zuletzt geändert von Savadiv: 21.05.11, 18:41, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 15.11.10, 22:19 
Altratler
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„Ist das die Strafe dafür, dass ich dich verleugnet habe, Herrin? Nimm mir noch das Kind und du hast was du wolltest.“

Mit den Worten gen Vitama gerichtet, entfernte sie sich von der Herberge. Jai warf ihr vor, sie würde ihn im Stich lassen, William war von Eifersucht gebeutelt und ließ sie das deutlich spüren.

Sie wusste wo ihr Herz lag, was sie wollte, wohin es sie zog. Doch es war kein Vertrauen da. Nur Vorwürfe, oder harte Blicke. Verzichtete sie auf William, hatte sie einen Freund gewonnen. Verzichtete sie auf Jairan, hatte sie einen Geliebten gewonnen. Doch beide Seiten waren mit Verlusten zu verzeichnen und sie war kurz davor zu sagen, dass sie lieber zwei Verluste hinnimmt und sich wieder in ihr Leben flüchtet, das Leben, welches sie zuvor zusammen mit einem Verstorbenen führte.

Er brachte ihr keine Wärme, keine Liebe, doch es brachte ihr auch keinen Schmerz, keinen Schmerz der nicht mehr zu verkraften wäre.

Zwischen zwei Männern, von denen sie vollkommen anderes wollte, zwischen zwei Städten, zu denen sie ganz andere Bezüge hatte und zwischen Insel und Festland, stand sie. Jairan, der ihr Ungewissheit und Lebensfreude brachte; William, der ihr Hoffnung und Schmerz zugleich ist.

Was war die selbstloseste Entscheidung? Was war die richtige Entscheidung? Vitama gab ihr keine Zeichen mehr, sie wusste, sie musste sich an Morsan halten, hätte an ihn festhalten müssen. Hätte die dunklen Kerzen auf den Altar wieder entzünden sollen, die schon seit Tagen aus waren. Hätte die Vase mit neuen Morsanrosen bestücken sollen.

Ihr Herz war groß genug um zwei Menschen in diesem zu halten, doch war nicht genug von ihr da um für zwei andere Herzen groß genug zu sein.

Sie wurde gestraft.

Jetzt war es an ihr, alle beteiligten so glimpflich wie möglich aus dieser Bestrafung herauszuführen. Und wenn sie Galtors Hand greifen muss, damit der Schmerz in den zwei, nur halb erfüllten, Herzen weichen kann, dann würde sie diese fest umschließen und mit ihm gehen.


~~~


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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 15.11.10, 22:29 
Edelbürger
Edelbürger
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Registriert: 20.04.10, 15:21
Beiträge: 1142
Die Zeit soweit wie das Meer,
Schon lange bedeutungslos für mich,
Bin existent und doch kein Teil dieser Welt.
Ich genieße kurz die Lebenskraft,
um zu sehen wie sie mir zerrinnt im nächsten Moment.
Ich kämpfte, ich lebte, ich liebte,
Ich frage mich für was?
Auf das meine Gefühle ewig ruhn!
Ist es Frieden was ich erlangt habe?
Werde ich nun glücklich, wo ich nicht mehr alleine bin auf Tare,
Und dann doch wieder im Schatten lande?
Wird er mir das nehmen, was noch garnicht begann?
Kann ich es wissen oder ist es nur Schein?
Soll ich danach fragen oder lasse ich es lieber sein?
Ah so viele Sorgen, so viele Rätsel, soviel Leid.
Sie zu lösen braucht Kraft und Zeit.
Nein ich werde nicht mehr fragen, es hat keinen Sinn.
Denn ich weiß, dass ich dafür nicht mehr in der Lage bin.

_________________
William Glaron


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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 16.11.10, 02:52 
Einsiedler
Einsiedler

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Beiträge: 10
"Bist du eigentlich total dämlich? Weißt du eigentlich, was du der Frau an den Kopf geworfen hast, die dich aus der hinterletzten Gasse gezogen und dir eine Wohnung, sogar ohne Durchzug und Ratten, beschafft hat? Eine einigermaßen vernünftige Arbeit in der Taverne? Die Ohrfeige hast du definitiv verdient, nein nein, Moment, eigentlich hättest du einen Arschtritt verdient, nach dem du ihr noch die Stiefel hättest sauber lecken müssen. Was hast du dir dabei nur gedacht? "Und du hast nur wen gesucht, der dir ein Kind schenkt." Die Krönung, Jairan, die Krönung. Du solltest dich wirklich lieber mit irgendwem prügeln anstatt zu reden, das konntest du sowieso immer besser. Schätz dich glücklich, dass sie so gütig ist. Ihr distanziertes Verhalten kann man ihr jetzt wohl kaum verübeln. Denkst du wirklich, dass sie dir das so schnell verzeiht? Sicher nicht, auch wenn sie vielleicht so tut. Also raff dich gefälligst auf und mach es wieder gut - wie du das anstellst, ist ja egal. Einfach nur ein Zeichen des guten Willens. Oder so. Tut man doch für Freunde, wenn man was verbockt hat, nicht? Und jetzt weißt du wohl wirklich, dass du auf sie zählen kannst..

..Aber wie du William in Rage gebracht hast.. Das hatte schon was für sich. Die Umarmung mit Amelia als Zeichen der Versöhnung, und dann streckst du ihm hinterrücks den Mittelfinger entgegen. Das hatte fast schon.. Klasse, Jai, wirklich. Du solltest das beibehalten. Wenn du ihn sauer machen willst, dann wohl nur mit dem einfachen freundschaftlichen Umgang mit Amelia, den andere schnell falsch verstehen könnten. Ein Küsschen hier, eine Berührung dort.."


..und just wurde der junge Kerl von Lifnas Armen in Empfang genommen, noch ehe der Gedanke zuende gesponnen werden konnte.


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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 18.11.10, 10:34 
Altratler
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Als Jai mit dem Fräulein Aldatan am Wall auftauchte kam sie nicht umhin sich zu freuen. Jai war da, er war nicht alleine und er schien das erste Mal seit längerem nicht mehr von diesem unbändigen Zorn, der, jedoch, mehr einer vollkommenen Hilflosigkeit glich, befallen gewesen zu sein.

Doch der Gedanke war nicht zu Ende gedacht, als plötzlich William von ihrer Seite wich. Die Verwunderung wurde von einem kurzen Kuss auf die Wange, einem Austausch von ein paar Worten mit Jai, für den Moment unterbrochen, doch auch er wandte sich wieder seiner Begleitung zu und Amelia stand alleine da.

Verunsichert blickte sie zwischen William, der in einer Ecke stand und Jai hin und her. Ehe sie sich für das einzige Richtige entschied – sie entzündete einen der dünngerollten Tabakstengel und stellte sich, allein, an das Tor, dem einzigen Schutz, der Ödland und Grünland voneinander trennte.

William hatte recht, zu rauchen, während man nervös ist, oder einfach nicht weiß wohin mit seinen Gedanken und seinen Fingern, bringt einem letztlich dazu fokussierter zu sein.

Sie erinnerte sich noch genau an ihren ersten gerauchten Stengel zurück..

~~~


Redegar war schon einige Wochen tot und das Haus leerer wie es nicht sein konnte. Die Augen waren trocken, doch auch nur, weil es keine Tränen mehr gab, die geweint werden konnten. Wie so oft setzte sie sich in den hohen Sessel, in dem Redegar immer saß.

Es war das einzige Möbelstück, das im Haus nicht verändert werden durfte.

Alle Möbel wurden, wie es Amelia in den Sinn kam, alle paar Götterläufe einfach ausgetauscht, die Räume umgestaltet und schließlich verbrachte sie die Zeit damit, sich zu überlegen wie sie den Raum beim nächsten Mal umgestalten konnte. Wenn sie schon für alles im Haus Mädchen hatte, die aufräumten, Wäsche wuschen, kochten, dann pochte sie darauf, wenigstens auf ihre Art etwas für das Haus zu tun.

Doch der Sessel, dieser durfte nie ausgetauscht werden.

Wenn Redegar von einer langen Schlacht zurückkam, war sein erster Gang zu diesem Sessel. Egal ob er gerüstet war, dreckig war oder die Möglichkeit hatte sich vorher noch zu waschen und umzuziehen, für ihn gab es nichts heiligeres, als in dem Sessel zu sitzen, einen der Tabakstengel, die für ihn immer auf dem kleinen Tischchen, bereitlagen, sowie eine Kerze, die Amelia für ihn kurz vor seiner Ankunft anzündete.

Er beachtete sie solange nicht, bis der erste genüßliche Zug genommen wurde, die Augen geschlossen und schließlich der Rauch langsam ausgepustet wurde. Als der Rauch sich verflüchtigte, wusste sie stets was sie zu erwarten hatte, als sie ruhig und geduldig am Türrahmen wartete: Ein sanftes Lächeln begleitet von einem liebevollen Blick, einen ausgestreckten linken Arm und ein sachtes Heranwinken.

Oh, wie liebte sie diese Momente.

Die Kerze, die sie wie immer entzündet hatte, brannte eines Tages jedoch herunter. Und mit dem Herunterbrennen der Kerze, wusste sie, dass etwas nicht stimmte. Sie harrte jedoch drei Tage schweigend aus. Nein, sie würde nicht herumfragen. Nein, sie wollte nicht das hysterische Weib sein, dass ohne ihren Mann nicht konnte und ihm einen Aufstand machte, wenn er nicht rechtzeitig daheim war.

Nein, sie verharrte schweigend, als er gegangen war, nicht mehr wieder kam und schließlich nie wieder kommen sollte.

Sie schwieg sogar, als sein bester Freund ihr die Kunde brachte, dass er in der Tat starb.

Es dauerte auch noch eine Woche, bis schließlich ihr Bruder in das Haus stürmte und sie völlig schwach und ohne Lebenswillen in ihrem Bett vorfand.

Aber sie hatte geschwiegen. Weil eine gute Frau, ist stets manierlich und adrett. Keiner wollte eine Frau die ihre Meinung offen kundtat und ihren Mann in Verlegenheit damit brachte.

So saß sie einige Wochen nach seinem Tod in Redegars Sessel und blickte zu der Türe, in der sie immer stand, wenn er hier saß. Es war anders. Die Luft so klar. Der kalte Rauch in dem Raum war unangenehm. Es fehlte die Wärme, das Leben.

Sie entzündete die Kerze, griff einen der Tabakstengel – Redegar hatte jeden einzelnen von ihnen gerollt, angefasst – und entzündete ihn. Es brannte fürchterlich in ihren Lungen, es schmeckte abscheulich, doch war dies, seit Wochen, das erste Mal, dass sie so etwas wie Trost empfand.

Sie blickte durch den Qualm der sich vor ihrem Gesicht verflüchtigte, streckte ihren linken Arm aus und sie lächelte. Nie bemerkte sie, dass ihr Gesicht von Tränen überströmt war, im Gedanken war sie an der Türe, Redegar winkte sie zu sich, sie setzte sich auf seinen Schoß und wisperte leise: Willkommen zurück, Liebster.


~~~



Sollte sie wieder schweigen? Sollte sie wieder nur erdulden?

Nein, diesmal schwieg sie nicht als William sie einfach hat stehen lassen. Diesmal nicht.

Und wenn sie als hysterisches Weib gelten sollte vor den anderen Löwen. Dann soll es so sein.

Nie wieder will sie so eine Trauer in sich tragen, wie sie es vor 5 Götterläufen tat.

Sie wird nie wieder schweigen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 19.11.10, 11:39 
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"Du dumme, närrische Gans. Wie konntest du nur glauben, dass an seinen Worten auch nur ein einzelner Funken Wahrheit anhaftete?"

Sie lag auf dem Bett im Schlafsaal der Akademie, das Gesicht tief im Kissen verborgen. Die Tränen waren mittlerweile versiegt, über ihre Wangen hinweg in den linnenen Stoff getaucht, um dort, wie in ein weiches Grab gebettet, zu verschwinden. Die regelmässigen Atemzüge der schlafenden Studiosi indes hüllten den Raum in eine nahezu gespenstisch anmutende Atmosphäre ein. Seit Zyklen schon lag sie einfach nur da, ausser dem Schluchzen, welches den Körper des Mädchens dann und wann durchschüttelte, keinerlei Regung von sich gebend.

Mitten in der Taverne, vor Ritterschaft, dem Ordensnovizen und Feydis hatte es die Freifrau aus Falkensee laut herausposaunt. Sie konnte immer noch die Blicke spüren, die abfälligen Kommentare des Gardemeisters in ihrem Ohr klingen hören, als sie hastig vom Stuhl aufstand und aus dem Raum gestürzt war. Und auch die anschliessenden Worte Frau Dearens hatten ihr nur für den Moment ein Stück Sicherheit zurückgegeben, ehe der kurze Anflug von Hoffnung wie mit einem lauten Knall zerbarst und sich in tausenden Splitter um sie herum verteilte.

Wie dumm war sie gewesen. Hatte sich noch Zyklen zuvor die Stiefel bei Frau Dearen gekauft, die Bluse den ganzen Tag fast penibel saubergehalten, den Rock stetig glattgestrichen, auf dass er bloss keine Falte aufwies, versucht, sich den anderen Frauen der Insel ein Stück weit anzupassen, damit er sie nicht für ein kleines, naives Mädchen hielt, so wie sie sich noch tags zuvor ihm gegenüber benommen hatte.

Sie wollte ihm so gerne sagen, dass der flüchtige Moment, den sie sich mitten auf dem Weg im Wald geteilt hatten, das Schönste gewesen war, was ihr je widerfahren ist. Für wenige Lidschläge hatte sie sich nicht wie das fein dressierte Vorzeigepüppchen gefühlt, als welches sie immer gehalten wurde, sondern tatsächlich um ihretwillen gewollt und begehrt. Und doch wollte sie sich nicht in aufkeimende, falsche Hoffnungen winden, nur weil sie sich kurz diesem kleinen, surrealen Traum hingeben hatte. Aber dennoch...

"Nein."

Es war nicht richtig. Ignatz hatte wohl recht mit seinen Worten. Und auch Frau Dearen mit ihrem strengen Blick, als sie verweint und wie das klägliche Abbild eines durchnässten Kartoffelsackes vor ihr stand.
Eine gute Frau ist stets manierlich und adrett. Sie durfte sich keine Blöße geben vor den Anderen, es herunterschlucken und das stete Lächeln zur Schau tragen, damit Niemand merkte, wie sehr sie der Hohn, Spott und seine Ablehnung tatsächlich verletzte.

Sie richtete sich auf, das Gesicht aus dem Kissen hebend und heftete den Blick aus den verquollenden Augen auf die kalte, weiße Wand gegenüber. Nur schemenhaft zeichnete sich das Spiegelbild auf dem polierten Marmor in dem fahlen Licht der Fackeln, welches durch das gläserne Dach hereinbrach, ab.

Sie würde vergessen, es ignorieren, abtun und einfach von sich schieben. Es war wohl das Beste, ehe sie sich in etwas verrannte, was ohnehin schon zum Scheitern verurteilt war, ehe es überhaupt begann. Die Worte Avanis, nur wenige Tage zuvor ausgesprochen, hallten durch ihren Kopf wie ihre Schritte es taten, wenn sie durch die Flure der Akademie ging.

"Du bist doch ein Mädchen!"

Dabei wünschte sie sich nichts mehr, als einfach nur Alayna zu sein.

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<Oberon>selbst das wort "Frau" ist ethisch nicht mehr korrekt
<Oberon>das nennt man jetzt "Mensch mit Menstruationshintergrund"


¯\_(ツ)_/¯

<Solos>Sorania = Spielerin ohne richtige Ahnung nervt irgendwie Alle


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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 23.11.10, 06:13 
Edelbürger
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~~~


Wütend presste er die Bandage auf die blutende Wunde. Sein Gesicht verzog sich, doch die Schmerzen konnten die Wut nicht unterdrücken. Er fluchte kräftig aus den zusammen gebissenen Zähnen.


„Eine Krönung!“ dachte er sich, allein in seinen Gedanken war der Spott greifbar. Der ganze Tag war schon schlecht genug gewesen. Die ganze Nacht hatte er am Tisch gesessen und die Pläne für die Vorbereitungen gegen das Dunkeltief entworfen. Er schnaubte einmal kurz. Für was hatte er sich denn so viel Mühe gegeben, außer Ayleen scheinte sich ja eh keiner zu interessieren. Er wollte gar nicht erst seinen Dienst in Frage stellen, doch die Wut ließ seine Gedanken frei, die einfach durch seinen Kopf jagten und ihn noch rasender machten. War es überhaupt Wert diesen Dienst weiter zu führen? Wer schätzte ihn denn überhaupt? Oh, von Zeit zu Zeit wurde der Dienst ja mit geschmückten Reden von den all zu wichtigen Persönlichkeiten der Insel gelobt. Doch selbst dieser nichtsnützige Jairan konnte es sich erlauben ihn selbst zu beleidigen. Und die restlichen Bewohner der Insel schienen auch nicht viel Wert auf das ganze zu legen.

Nicht mal eine anständige Wohnung hatte er. Dennoch schlief er nicht am Wall und ritt nach Brandenstein zurück um Amelia zu besuchen, um mit ihr zu sein. Damit sie sich keine Sorgen macht. Vielleicht waren seine Sinne und Gefühle durch den Schlaf getrübt, doch irgendwie war das Gespräch mit Amelia auch nicht so wie er es sich vorgestellt hätte. Manchmal hatte er das Gefühl, dass ihr alles gleichgültig wäre. Er fühlte sich unwichtig. Doch selbst als der Schlaf ihn langsam beim überrumpeln war, wich er ihr nicht von der Seite und legte sich auf ein Holzbrett im Handelshaus. Wäre er nicht so müde, wäre es auch nicht möglich gewesen, dass er auf diesen unbequemen und harten Platz schlafen konnte. Aber nein, er war schon immer bereit gewesen sich für andere zu opfern...

Seine Gedanken wurden durch die Schmerzen, die eine heilende Flüssigkeit verursachte unterbrochen und abermals verzog sich das Gesicht und er tritt gegen das Tischbein.


Oh ja und als er wieder im Handelshaus aufwachte und seine trockene Kehle in der Taverne etwas erleichtern wollte sah er Wilhelm. Der immer stets so starke und ehrenhafte Mann saß mit einem Glas Wasser an der Theke, zitternd und schwitzend. Man hätte blind sein müssen, um nicht zu sehen, dass er nach Alkohol durstete. Er konnte diesen jämmerlichen Anblick bei allen Göttern nicht aushalten und lange dauerte es nicht, dass er die Taverne verließ. Er fragte sich, ob er eines Tages auch so enden würde. Es musste der Dienst sein, denn irgendwann blieb nur noch ein Wrack zurück. Ein armer Geist und ein verstümmelter Körper.

Er schwingte sich auf sein Pferd und ritt zum Wall, er hoffte, dass er wenigstens dort etwas zu tun hätte um sich etwas abzulenken. Doch auch dort wurde es nicht besser, die Spannungen mit Marion und Solana machten ihn noch wütender. Zumindest konnte er sich mit Marion versöhnen, wohl der einzige Erfolg des Tages. Und die gewechselten einpaar Worte mit Ayleen war der kleine Trost.

Er beschloss nach Brandenstein zu reiten, vielleicht könnte er etwas Ruhe, ein wenig Trost und ein Stück Geborgenheit bei Amelia finden. Doch die Überraschung ließ auf sich nicht lange warten, schon begegnete er Amelia als er in Seeberg ankam, in der Begleitung mit diesem hinterhältigen Jairan. Und schon kochte auch die Wut in ihm auf, doch auch die Selbstbeherschung des lang jährigen Soldaten war wieder zu Stelle. Irgendwie kam er sich verarscht vor, er konnte schon das laute spöttische Lachen in seinem Kopf hören. Amelia's Worten schenkte er wenig Beachtung, dazu war er zu viel in seinen eigenen Gedanken versunken. Doch seine eigenen Worte waren wohl auch nicht sehr wichtig. Erst heute hatte er sie erneut gewarnt, aber wohl umsonst.

Und auf einmal war ihm auch alles egal. Sollte sie sich doch von Jairan beglücken lassen, wenn sie es nicht anders konnte. Sollte sie doch tun was sie wollte. Er hingegen kehrte zum Wall zurück, zum einsamen Dienst. Und abermals hielt er die ganze Nacht Wache, alleine. Seine Gefühle und diese Gedanken waren seine nicht willkommenen Begleiter.

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Zuletzt geändert von Savadiv: 21.05.11, 18:41, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 12.02.11, 11:58 
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In mitten der Baustelle saß sie, die die Einzelteile des neuen Kaminzimmers ausmachten. William war den ganzen Tag unterwegs, ließ sich nur zum Schlafen zu Hause blicken.

Die Holzstange, die sie in Händen hielt, knackte bedrohlich und brachte sie erst dann aus ihrer Reverie.

Es war wie damals. Sie verbrachte ihre Tage still und heimlich damit sich ihrer Arbeit zu widmen. Niemand der sah, was sie eigentlich tut. Es wurde schließlich nicht entlohnt. Man hängte keinen Orden an ihre Brust. Keinerlei Anerkennung in Sicht.

William merkte nicht, wie sehr ihm der Orden immer mehr aus den Fingern glitt. Wie korrupt der Orden selbst war. Toran Dur, der nur auf seinen Vorteil aus war und lieber Falkensees Boden leckte und den Orden an Ersont binden will. Die ganzen jungen Frauen - nur auf ihre Liebschaften aus. Selbst William war kein Anführer. Zu sensibel, zu angreifbar. Einzig und alleine einige der neuen Männer waren wohl zu gebrauchen.

Die Stange in ihren Händen zerbarst letztendlich und sie schloß ihre Augen ehe sie genervt aufseufzte.

War es wirklich ein neues Leben was sie begonnen hatte? Oder war es wahrhaftig nur noch die letzte Station, bis sie endlich in Morsans Hallen mit offenen Armen empfangen wurde?

Es war wie damals..

~~~


Redegar war rund einen halben Götterlauf auf Reisen. Briefe schickte er nie – wozu auch? Amelia hat es nicht zu interessieren wo er sich befand, sie wäre nur eine Gefahr für seine Einsätze gewesen. Er kam nach Hause, wie immer war sein Tabakstengel bereit. Sein Wein. Sein Essen. Das gesamte Haus war in der Zeit umgestellt worden. Ein jedes Bild, was sich in dem Haus befand, entsprang ihrem Pinsel. Dinge die sie in den schlaflosen Nächten erschuf wenn Lifna ihr, wie sooft, ihren Segen nicht gönnte. Zu der mondelangen Arbeit, die Amelia in das Haus steckte, sagte er nichts. Einzig und allein interessierte es ihn, ob sein Thron vor dem Kamin noch immer der selbe wäre.

Eine Frau soll ein schöner Schmuck in den Zeiten sein, wenn man sich nicht auf dem Schlachtfeld befindet. Ruhig, hübsch, manierlich. Eine Frau hat keinerlei eigene Ambitionen. Sie erfüllt nur ihre Pflichten und so sie noch Zeit darüber hinaus findet, soll ihr noch mehr Arbeit gegeben werden. Freundschaften verderbten den Geist, man pflegte nur Bekanntschaften mit dem einen oder anderen von Stand, wenn er schöne Augen auf Amelia geworfen hatte.

Wie sie ihnen die Spucke, die sie bei ihren Anblick immer im Mundwinkel hatten, am liebsten in die Augen gerieben hätte, um ihnen diese danach auszukratzen.


~~~


Sie betrachtete die zerborstene Stange auf ihrem Schoß, welche von einem kleinen Tropfen, der ihrem Augenwinkel entsprang, benetzt wurde.

Wird es mit William ebenso, weil sie es zuließ? Oder sieht er selbst nicht mehr, dass ihm alles entglitt? Er ist nicht so beliebt, wie er es denkt. Er hat nicht soviel Respekt, wie er es denkt.

Hastig wischte sie über ihre Augen. Doch es war an ihr stark zu sein. Denn die Bestimmung einer Frau war es, den Rücken ihres Mannes zu stützen, selbst wenn er nur noch mit krummen Buckel und verkümmerten Beinen auf zwei Krücken stehen konnte.

Es war an ihr alles zu bereinigen. Ob sie es schaffte?

Nein.

Aber sie wird nicht diejenige sein, der man am Ende für alles die Schuld gibt.



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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 10.03.11, 13:50 
Altratler
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Sie öffnete ihre Augen mit den ersten Strahlen des, wohl dritten, Hellzyklus und merkte etwas ungewöhnliches. Wie noch nie in ihrem Leben zuvor, ist sie so aufgewacht, wie sie eingeschlafen war.

Dicht an William gedrängt, die Arme schützend um ihn gelegt, ihm ihre Körperwärme spendend, wo er noch, bevor sie einschliefen, ungewöhnlich kalt war.

Sein Körper war schon lange nicht mehr kalt, aber die Sorgenfalte auf seiner Stirn hatte sich nicht gemindert. Doch bewegte sie sich nur ein Stück, so rutschte er sogleich näher, als dulde er kein bisschen Luft zwischen ihnen. Ein leichtes Lächeln schlich auf ihre Lippen, unbesorgt und frei. Wie lang hatte sie sich so schon nicht mehr gefühlt? Mag die Zeit für einen Elfen nur kurz sein, so war es für sie aber kein überschaubarer Zeitraum mehr. Einzig und allein wusste sie:

Sie hatte sich auch als Redegar noch lebte nicht mehr so gefühlt.


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Ungerecht hat sie William behandelt. Ungerecht gedacht. Nicht das was man von einer liebenden Frau erwartete. Und das waren Nachsicht, Geduld und die eigenen Bedürfnisse zurückstecken.

Warum machte sie es ihm zum Vorwurf, dass er nicht genügend Zeit hatte? Dass er nicht nach Hause kam wie er es versprach? Er kam doch jeden Tag nach Hause, lebte und war da. Redegar hingegen war oftmals für Monde weg, kein Brief, kein Bote. Schweigen, nicht wissen was er tut, ob er sie vermisst, ob er sich gar bei einer anderen Frau aufhielt, als er weg war. Sie hatte es so hingenommen, da es nicht zu ändern war und hatte auch da ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigt und nie ein arges Wort für ihn übrig gelassen. Wenn er da war, war es harmonisch, weil sie es bestimmte mit ihren Reaktionen. Sie ließ sich nicht aufregen durch ihn, sie ließ sich nicht aufwühlen, sie verbarg ihre Wut und ihre Tränen immer in ihrer Kammer, in der er kein einziges Mal war. Zumindest nicht, wenn sie da war. Doch sie war ein Teil des Hauses, die Momente, in denen sie draußen war, waren rar gesät. Selbst die Einkäufe auf dem Markt wurden von Bediensteten getätigt.

Sie hatte alles, was eine Frau, die aus einfachen Verhältnissen kam, sich nur wünschen konnte. Allerdings, hatte sie aufgehört sich selbst zu haben. Sie lebte nur noch für ihren Mann, lebte nur noch um ihm zu gefallen und zu warten. Selbst als die Kunde kam, dass er gefallen war, selbst da wartete sie – wenn auch nicht auf ihn, sondern auf Galtor, der mit seinen Schwingen an ihre Seite flog und ihre Hand umfasste um sie in die ewigen Hallen des Sanftmütigen zu geleiten.

Ihr Leben war es hinzunehmen und zu warten.

Ein Versuch war es bei William es anders zu machen, doch hat sie nur das Gegenteil erzeugt. Keine Ruhe fand sie, nein, nur Unzufriedenheit mit sich selbst. Sie stellte ihre Umfeld in Frage und vor allem William. Nicht seine Gefühle, sondern ob er das ist was sie im Leben benötigte, um nicht mehr warten zu müssen, aber endlich Ruhe finden zu können.

~~~


Sie schmiegte sich an William und ein verzücktes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen als sie an den alten Jeronymus dachte. Er war so anders als alle anderen Diener Morsans und dennoch fand sie ihn vertrauensvoller und würdevoller als all jene anderen die sie bereits in ihrem Leben kennenlernen durfte. Morsan lernte sie durch jene stets als den Herrn kennen, der die Seelen beherbergte, der sich um sie kümmerte - doch wo war der Trost für sie als Lebende?

Den hatte sie mit diesen nie gefunden, was ihren Glauben oftmals in Frage stellte.

Vitama schenkte sie schon lange kein Vertrauen mehr. Zuviel nahm sie ihr. Zuletzt auch noch die einzige Hoffnung die sie hatte, auch wenn diese ihr mehr Ärger einbrachte, als das Glück, das sie sich ersehnte.

Astrael, ein weiser Mann, doch was tut er? Er scheint nur für all jene etwas übrig zu haben die sich in Büchern und verstrickten Weisheiten verstecken. Für diese gilt sein sehendes Auge, das blinde Auge wird auf den Rest gerichtet und dieser bleibt ungesehen.

Zu Bellum hatte sie in den letzten Monden eine besondere Beziehung aufbauen können. Einerseits verachtete sie seine Anhänger, die die Ersten sind, wenn es darum geht Ketzer zu verbrennen, anstatt ihnen mit Sanftmut den Glauben näher zu bringen. Andererseits hat er solchen Männern wie Redegar und William ihren Mut und ihren Sinn im Leben gegeben.

Angamon, hingegen, war der Täuscher. Wie sie schauen durfte, wie verzweifelte Seelen sich an ihn klammerten, weil die Viere ihnen nichts mehr gaben. Wie sie schauen durfte, wie sie verbrannt wurden, abgeschlachtet wurden, wie keiner fragte ob sie Kind und Weib zu Hause haben, die nun ebenfalls, so sie noch nicht Angamon dienten, in ihrem Glauben hadern müssen und sich dann selbst in seinen Dienst stellen.

Morsan war für sie stets der vertrauensvollste. Man wusste woran man an ihm ist. Morsan bedeutete Stille, Frieden und Tod. Es gab keine Versprechungen, keine säuselnden Worte – es gab nur ein Ende. Die ewige Stille.

Viele Diener Morsans lebten auch auf Tare, als hätten sie bereits Morsans Hallen betreten, doch Jeronymus, er lebte, wie man es nur von einem jungen Mann kennen würde, der mit sich selbst und seinem Leben zufrieden ist. Er hatte ein Lächeln auf den Gesicht, er scherte sich nicht darum ob er sehen konnte oder nicht, er redete gerne, er redete viel. Er war eben ein einfacher Narr, wie wir alle. Nur, er war sich dessen bewusst. Und das bewunderte sie sehr.

Was galt es zu bestreben, wenn das Ende doch abzusehen ist? Gewiss nicht den eigenen Reichtum, gewiss nicht Lob und Ehr’. Es gab nur eines und zwar so zu leben, dass man mit leichtem Herzen und genährter Seele Morsans Hallen betritt.

Wie nährte man eine Seele, wenn man noch lebt?

Mit Liebe, Großmut und Selbstlosigkeit.


Etwas an was es ihr nicht mangelte, aber sie viel zu zurückgezogen und zaghaft war um es anderen auch deutlich zu machen, dass es ihr an eben jenem nicht fehlt.

Jeronymus hatte ihr mit einfachen Worten – Worte die ihr als Handwerker verständlicher waren als jede ellenlange Predigt, die von Rätseln und Weisheiten nur so strotzten – deutlich gemacht worauf es ankommt und das eine Person die auszog nicht das Ende war. Sie hatte mehr Personen in ihr Haus eingeladen und sie waren in diesem genauso willkommen wie die Person, die gegangen war.

Denn sie wusste, einst würde sie Redegar wiedersehen dürfen und mit ihm und William, ihrer Familie, Jai und all den anderen, die ihr etwas in ihrem Leben bedeuten vereint sein.

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Tare war längst nicht das Ende.

Tare ist nur die Grundlage für das eigentliche Leben und ein jeder kann selbst bestimmen wie er leben will.

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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 14.03.11, 19:13 
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Sie hielt das kleine Bündel in ihrem Arm. Ein wenig schob sie die Windel beiseite, die das kleine Ding einhüllte und sie sah in das Gesicht eines kleinen gesunden Säuglings, der sie mit schwarzen Augen und einer kleinen Locke auf dem Kopf ansah.

"Das ist es doch was du wolltest, wofür ich gut genug war."

Widerwillig löste sie den Blick vom Säugling um in das Antlitz zu sehen, das sie erwartete, als sie die wohlbekannte Stimme aufnahm. Doch was sie sah, war William. Trauer und Schmerz im Gesicht und er wollte ihr den Säugling aus den Armen reißen.

"Du wolltest nicht, dass ich dieses Kind mein eigen nenne. Du hast es einfach gehen lassen, ohne Rücksicht auf mich zu nehmen."

Sie erhaschte einen Blick auf das Kind, was eben noch gesund und munter ihr entgegenblickte, doch nun war es aschfahl, die Augen weit aufgerissen und tot. Entsetzen und auch eine aufkeimende Panik huschte ihrem Rücken entlang und abermals hörte sie Worte, die sie aufsehen ließ.

"Mir wolltest du nie ein Kind schenken. Denkst du ernsthaft, ich werde dich jemals glücklich werden lassen?"

Ein hasserfüllter Blick, ein humorloses Schmunzeln und Redegar verschwand, mit dem leblosen Kind in seinen Armen, in den Schatten.

~~~


Ihre Augenlider schnellten auseinander und sie starrte auf die gegenüberliegende Wand mit pochendem Herzen.

Selbst Lifnas Segen war ihr nicht mehr vergönnt..


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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 1.04.11, 22:25 
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Als alle anderen noch schliefen brannte im Haus 35, mittlerweile einigen als Laden von Amelia Dearen und Raphael Angostura bekannt, schon Licht. Die Wache, die in den frühen Zyklen jeden Tag durch die Straßen Falkensees patrouillierte, klopfte auch in diesem Dunkelzyklus an Amelias Schaufensterscheibe und lächelte ihr freundlich entgegen. Doch, wie er es auch nicht anders kannte, reagierte die Frau nicht. Stattdessen begnügte er sich damit, die Frau, die mit ihrem Alter keineswegs die Mehrheit der Insel ausmachte, zu beobachten..

Wie sie wieder kerzengerade dasitzt. Man kann ja fast den Verdacht äußern, dass sie vom adeligen Hofe geflüchtet ist. Selbst im stillen Dunkel, allein in ihrer Werkstatt hatte sie ihre Haare penibel hochgesteckt, die Bluse zeigte kein bisschen Ausschnitt, noch waren ihre nackten Arme ersichtlich. Ob sie wohl einen verunstalteten Körper hat und ihn deshalb nicht zeigt? William das arme Schwein, wollen wir es für ihn nicht hoffen. Wahrscheinlich hat sie selbst im Gemach immer ihr Nachthemd an. Absolut nicht vitamagefällig, die Gute. Viel zu streng, viel zu ernst und für ein Lächeln muss man sich wohl auch erst den Arm abhacken. Es war aber wie immer erstaunlich zu sehen, wie man mit solch einem nichtssagenden und leeren Blick solange jeden Tag, nachdem sie die ganze Zeit im Laden, oder jetzt auch im Kriegslager, verbrachte, so ausdauernd arbeiten kann. Ihre Bewegungen wirken einstudiert, kein bisschen Leidenschaft oder Liebe fließen in ihre Werke. Wahrscheinlich sind die Sachen, die von ihr gefertigt werden, kälter als die Stein- und Metallwerke der Feinschmiede?


Er lachte leise über seine eigenen Gedanken und winkte ihr anstands halber ehe er sich abwandte. Kaum war er verschwunden blickte Amelia kurz zum Fenster um sich daraufhin wieder ihrem Schnitzwerk zuzuwenden.

Jeden morgen das selbe. Er beobachtete mich einen halben Dunkelzyklus durch die Scheibe. Klopft nie an die die Türe um eingelassen zu werden, spricht kein Wort, sondern betrachtet mich nur sonderbar. Ob es wohl Glentus ist? Selbst wenn, es ist mir unheimlich. Vielleicht ein Feind oder Missgünstling von William? Gerade dann muss ich aufpassen. Eigentlich nutze ich diese Zeit um mich meiner wahren Berufung, meiner wahren Leidenschaft – meinem Leben – zu widmen. Der Kunst.

Wie oft wollte ich Frau Saratan sagen, dass ich ihren Auftrag nicht bearbeiten kann. Dass ich Angst hatte, dass er nicht ihren Vorstellungen entspricht. Ich hatte die Zeichnung, die sie mir gab, solange studiert; Jeder Strich, jede Einzelheit, ist in meinem Gedächtnis eingebrannt. Doch ich brachte es nicht über mein Herz einen solchen Auftrag, der soviel Leid und Liebe mit sich brachte, auszuschlagen. Stattdessen arbeite ich schon den vierten Zyklus an der Statue die den, wohl verstorbenen, Sohn der Frau darstellt. Auf die Vorlage brauche ich nicht mehr sehen, denn jetzt führen meine Hände das aus, wofür der Verstand nicht mehr reicht. Das ehemals lebende, das nun tot unter meinen Fingern, zusammen mit meinem Herzblut, wieder die Gelegenheit bekam zu leben. Die Tränen aus Harz, die der Baum für dieses Stück weinen musste, sollen nicht vergebens gewesen sein.

Oft schon wurde ich gefragt warum ich mich lieber Kunstgegenständen als Gebrauchsgegenständen widme. Für meine Antworten wurde ich oftmals belächelt, doch seit wir das Kriegslager erbaut haben, wurde es mir nur umso deutlicher, warum ich mich lieber der Kunst widme: Ein jedes Holzstück, das ich in Händen halte ist wie ein Säugling. Es ist unausgereift, hat seine Eigenheiten, muss geformt und mit Aufmerksamkeit beschenkt werden. Die Idee dahinter ist die Erziehung, die dem kleinen Mensch über das Kinderalter hinweg hilft und ihm seine Grundlage im Leben gibt. Bis schließlich die Hände und meine Werkzeuge ihm die Werte vermitteln, die er braucht um ein vollkommener, ehrbarer Mensch zu werden – ein Kunstwerk, das keinem anderen gleicht und auf seine Weise perfekt ist. Nachdem die Pflicht einer jeden Mutter getan ist, kommt ein anderer Mensch in sein Leben und will den Bund mit ihm eingehen. Ab da ist es an dem anderen Menschen wie das Kind behandelt wird. Entweder das Kunstwerk bekommt einen würdigen Platz und wird bewundert und gepflegt, oder es verstaubt in einem Regal und wird fortan nicht mehr beachtet.

Doch wie ergeht es einer Palisade? In Hast und Eile wird der Stamm gefällt – ein Kind, das kaum gehen kann und schon in die Kriegerakademie geschickt. Die Stämme werden grob zurechtgehauen – ein Soldat ohne Seele, doch mit einer Aufgabe, einem Befehl. Schließlich wird sie aufgestellt – an die Front geschickt – fällt und wird kurz danach wieder ersetzt...


Und so verging wieder ein Tag an dem sich zwei fremde Menschen soviel zu erzählen hätten, doch sich lieber in ihrem Trott flüchteten und Unausgesprochenes unausgesprochen ließen. Wieder ein Tag an dem Menschlichkeit verlor und Vorurteile obsiegten.


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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 16.04.11, 01:16 
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Das Pergament hielt sie, mit fassungslosem Blick, in den Händen.

Wie taktlos, nein, wie ungeheuer grausam kann ein Mensch sein? Sie war der Überzeugung, dass William tot ist, sie wünschte ihr ihr Mitleid und dann prahlte sie mit ihrem perfekten Leben mit ihrem Mann und ihrem Sohn und machte ihm Vorwürfe dass er sie nicht wie eine gute Freundin behandelte, nachdem sie sich so ungebührlich verhalten hat?

Amelia wusste nicht ob sie weinen oder lachen sollte. Doch sie wusste eins: Dieses Pergament wird sie William nie zeigen.

Wenn das ihre Art war sich zu rächen, war Amelia ab diesem Moment froh, dass sie weit weg voneinander wohnen, auf dass sie nie Feinde würden.

Das Pergament fand noch im selben Zyklus den Weg in die Flammen und hinterließ eine entsetzte Frau, die immer mehr an den Menschen zweifelte, die sie auf der Insel kennenlernte.


Zuletzt geändert von Eule: 16.04.11, 03:01, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 16.04.11, 02:26 
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Als sie in das Schlafzimmer kam, das sie nun viele Monde schon mit William teilte kam, empfang sie zuallererst der stechende Geruch von Alkohol. Alayna hatte jede Oberfläche damit gereinigt, die Laken wurden, wie jeden Tag gewaschen. Es roch so unmenschlich und unbelebt.

Einer Leiche gleich lag er schon seit Tagen auf dem Rücken. Der Brustkorb hob und senkte sich nur unwesentlich. Sein Kopf wirkte so normal, Im Gegensatz zum Rest seines Körpers. Es verlangte ihr einiges an Selbstbeherrschung ab, ihn nicht zu berühren, wo sie doch nur die Berührung von wenigen duldete, aber sich von diesen nur schwer lösen konnte.

Ob es wohl jedem so erging?

Aber wenn man den Gerüchten Gehör schenkt, scheinen sich die meisten Menschen mit dem nächstbesten, der nach einer Enttäuschung in ihr Leben tritt, zu trösten. Ist es aber nicht entwürdigend, wenn man einem jeden soviel Gefühl beimisst, wie dem Menschen davor? Können diese Menschen überhaupt der reinen Liebe, wie sie Vitama eigentlich verlangt, gerecht werden? Verwechseln diese Menschen nicht die reine Vitamawürdigkeit mit der lüsternen Vitamagefälligkeit?

Was Vitamagefälligkeit mit sich brachte sah sie bei Jairan. Bellums Ehre, Astraels Würde und Morsans Ruhe waren ihm fremd. Doch nie sah sie dem abfällig entgegen, im Gegenteil, sie bewunderte ihn dafür. Sie merkte, jedoch, dass es fatal sein kann, sich so sehr auf einen Charakterzug – einen Gott – zu stützen. Mit ihrer Ruhe brachte sie William in Rage, während sein Ehrgefühl bisweilen hochmütig und destruktiv war.

Jairan, hingegen, könnte mehr Frauen und Männer auf der Insel in Versuchung bringen, als jeder andere. Doch er lässt dabei außer acht, dass viele Menschen an Etikette und Ehrgefühl fester halten, als an die, möglicherweise, schönsten Zyklen, die sie in ihrem Leben je haben könnten. Da, wo diese Menschen sich selbst in Verzicht üben, um ihr Gesicht zu wahren, muss auch Jai verzichten und lässt es an jenen aus, die auf ihn reagieren, um irgendeine Form von Bestätigung zu erhalten. Auch als er die Freundschaft deutlich kündigte, wollte er anderen die Schuld dafür geben, damit er wieder eine Grundlage dafür hatte Streit zu provozieren, um eine Form von Bestätigung zu erlangen. Eine Bestätigung, dass wirklich alle Menschen so schlecht sind, wie er es denkt zu wissen, oder eine Bestätigung, dass er weiterhin an das Gute in den Menschen glauben kann, denen er sein Vertrauen schenkte. Dieses eine Mal hatte sie nicht nachgegeben, obwohl sie wusste, dass er sie nun verachten würde, als jemand, der ihn im Stich gelassen hat. Wenn sie diejenige sein musste, die er hassen muss, damit er sich weiterentwickelt und nicht auf der Stelle tapste, so will sie die Lücke in ihrem Herzen mit Würde tragen und ihn vom Weiten beobachten. Sie konnte nur zur Stelle stehen, wenn er eine Stütze brauchte – mehr lag nicht mehr in ihrer Macht, was die Beziehung zwischen den beiden betraf.

Jairan war aber nicht der einzige, dessen Vertrauen sie auf die Probe stellte. Raphael wirkte nach dem Streit? Dem Gespräch? Der Predigt? Nicht mehr so hasserfüllt und ablehnend. Ob sie ihn wohl zum Nachdenken angeregt hatte? Es war nicht – vielmehr nicht mehr - ihre Art so wütend zu werden – oder gar handgreiflich – doch mit seinen Worten konnte er sie so sehr reizen, wie es bisher nur ihre Brüder und Jairan schafften. Sie wusste, dass dieses Gefühl, diese Gereiztheit, von ihrem Beschützerinstinkt herrührte.

Ihre Brüder waren stets wild – wie auch sie einst, bis Morsans Hauch ihr, als junges Mädchen, zum ersten Mal die Sinne vernebelte und sein Segen sie daraufhin erreichte – und begaben sich in eine Katastrophe in die andere, bis Amelia sie verprügelte und sie heulend nach Hause liefen. Doch kein einziges Mal haben sie ihren Eltern verraten, warum der eine eine blutige Nase und der andere eine aufgeplatzte Lippe hatte, während Amelia hochnäsig, mit zerzaustem Haar und kaputter Kleidung nach Hause kam. Grenzenloses Vertrauen gepaart mit vandrischer Rauheit erlaubte keinen Verrat. Es gab keine Strafen, nur Denkhilfen; Es gab keine Rügen, nur die weisen Worte von Erfahrenen; Es gab keinen Verrat, denn wahrer Verrat endete stets mit dem Tod.

Raphael sprach davon, wie ein jeder Atemzug einen Verräters nur noch mehr Unheil anrichtete. Als ihr bewusst wurde, dass er nicht von Tjure allein, nein, auch von William sprach, spürte sie wieder dieses Verlangen in ihrem Herzen, diesem jungen Menschen eine geistesklärende Denkhilfe, zusammen mit den weisen Worten eines Erfahrenen, angedeihen zu lassen. Er taumelte gegen die Kommode, doch sie spürte keinerlei Wut oder Genugtuung – aber auch kein Mitgefühl. Sie spürte nur, dass es gut und richtig war. Und als er ihr danach zuhörte und sie auch aussprechen ließ - ja, sogar fragte, was sie nun erwarten würde – wusste sie, dass sie richtig gehandelt hat. Raphael ist ihr ans Herz gewachsen und sie würde nicht zulassen, dass er sich von Wut und Misstrauen zerfressen lässt. Und wenn sie dafür öfter Morsans Segen gegen ein bellumsgefälligeres Verhalten tauschen musste, so wird sie dieses Opfer, dass viele sie ab da anders sehen werden, bringen.

Ihre Gedanken verwerfend, konzentrierte sie sich wieder auf William. Der Blick fiel auf die Beine, die kein Fleckchen gesunde Haut zeigten. Die großflächige Brandwunde nässte an einigen Stellen, doch Alayna kommentierte den Fakt nicht weiter, also bemühte sich Amelia darum, auch das nur einfach hinzunehmen. Sie badete sich, rieb ihre Hände mit Alkohol ein – Alayna bestand darauf ihn nicht direkt zu berühren und so sauber, wie irgendmöglich, zu sein, wenn sie sich in seiner Nähe aufhielt – und weckte ihn, um ihm Suppe und Wasser einzuflößen. Seine größte Sorge war wieder sein Aussehen und es war schwer für sie ihn davon abzubringen seine Wunden abzutasten. Nach einem, mehr oder minder, vollständigen Bericht von ihr – die Sache mit Tamela ließ sie bewusst aus – schlief er entkräftet ein.

Auf der äußersten Bettkante, um nicht in die Versuchung zu geraten, sich an ihn heranzuschmiegen, verfiel auch sie, in einen wenig erholsamen, Schlaf, der bei dem geringsten Geräusch dafür sorgte, dass sie hochschreckte.


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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 17.04.11, 12:56 
Altratler
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Über Neid und Missgunst


Nach mehreren Götterläufen als Geselle durfte Amelia endlich ihre Meisterprüfung bei einem anderen Holzhandwerksmeister in Vandris ablegen. Die Vorgaben waren nicht einfach, und dass sie nur begrenzte Zeit hatte, erschwerte das Ganze noch mehr. Doch nach einer Woche hatte sie ihr Meisterstück gefertigt, es wurde von dem Meister, wie auch ihrem Vater abgesegnet, und sie wurde von einem Vitamageweihten ebenfalls mit einem Segen belegt, auf dass sie viele meisterhafte Stücke fortan fertigen solle.

Freuen konnte sie sich dennoch nicht. Seit einigen Wochen wurden immer mehr Meldungen laut, nachdem Fürst Raziel die umliegenden Kirchen und Tempel anzünden ließ, dass ein Krieg ausgebrochen war. In Vandris selbst war nur eine gewisse Unruhe zu spüren, doch die Städter waren bemüht darum ihrem Tagesgeschäft nachzugehen. Doch letztendlich waren sie alle nur damit beschäftigt, so zu tun, als würden nicht täglich beunruhigende Nachrichten, aus den umliegenden Siedlungen, Vandris erreichen. So versuchte auch Amelia all die Informationen die hinter vorgehaltener Hand gesprochen wurden, weitestgehend zu ignorieren. Denn wie ihre Mutter stets zu sagen pflegte: Alles, was nicht offen gesprochen wurde, sind nur Dinge die keine, oder nur wenig, Wahrheit im Kern mit sich tragen und nur dafür da sind andere zu schädigen, oder sich selbst besser dastehen zu lassen.

Nicht lange, nachdem sie ihre Prüfung gemeistert hatte, wollte sie auch ihren Laden eröffnen, den sie in den Monden zuvor schon eingerichtet hatte. Das einzige was noch fehlte, waren die neuen Fenster, die sie bereits bestellt hatte und auch zur Abholung bereit waren.

Sie kannte den Glaser schon seit sie ein kleines Kind war und er hatte auch ihren Vater schon immer sorgfältig und zuverlässig beliefert. Ein unauffälliger Mann, der keine Frau und keine Kinder hatte, aber sein ganzes Leben seiner Arbeit und seinem Geschäft widmete. Von ihm war man kein schlechtes Wort gewohnt, es hatte auch niemand ein schlechtes Wort für ihn übrig. Umso verwunderlicher war es für Amelia, als er sie alles andere als freudig empfing und ziemlich unzufrieden wirkte. Doch nie war sie jemand der neugierig war, also schloss sie den Handel ab, beauftragte ihren Bruder, der mit ihr gekommen war, die Glasplatten auf dem Pferdekarren zu befestigen und so ging sie ihrer Wege, eröffnete wenige Tage später ihr Geschäft und verlor keinen Gedanken an den Glaser. Bis wieder die Hände vor den Mundwinkel gelegt wurden und leises Tuscheln die Handwerker Vandris erreichte.

Der neue Feinwerker, der erst vor einigen Monden nach Vandris zog und seinen Laden eröffnete, hatte ungeahnten Erfolg. Er hatte ein Verfahren entwickelt, dass das Glas schöner und glatter machte, als ein jeder Glaser zuvor es bewerkstelligen konnte. Die Farben seiner gefärbten Gläser waren unübertroffen brillant und die Bürger Vandris, die sich von dem aufkeimenden Krieg ablenken wollten, ließen viele Dukaten bei dem begabten Handwerker, um sich mit bunten Glasfiguren und Glasfenstern etwas Farbe in ihr tristes Leben zu zaubern. Auch Amelia war bei ihm, um sich davon zu überzeugen und sie musste den Stimmen uneingeschränkt recht geben. Doch mit einem Mal, als der neue Handwerker seinen Erfolg auch nach außen trug, wurde ganz anderes über ihn gesprochen.

Ein Diener des Einen, gar ein Magier der dunklen Künste, soll er gewesen sein, der seine Magie nutzte um die Menschen zu täuschen. Sogar warf man ihm vor, dass seine Kunstwerke verwunschen waren und ein jeder, der sich diese kaufte, in seinen Bann gezogen wurden und er sie schließlich als schändliche Diener an seine Seite zog und sie ausnutzte um an ihr Hab und Gut zu kommen und um ihre Kinder und Frauen zu opfern.

Es dauerte einige Wochen bis diese Gerüchte auch an die Inquisition gelangen. Zu jener Zeit wurde jedem noch so kleinen Fall nachgegangen und richtig gestellt oder der vermeintliche Ketzer seiner gerechten Strafe unterzogen. Die Menschen waren ängstlich geworden und klammerten sich an jede Bestätigung, die sie von der Obrigkeit erhalten konnten, auch wenn der Fürst sich für die meisten als Enttäuschung herausstellte.

Als die Inquisition über Wochen den Handwerker besuchten, bemerkte Amelia eines sehr deutlich: Der alte Glaser wurde von Tag zu Tag zufriedener, der andere, jedoch, sah von Tag zu Tag kränker aus. Sein Blick paranoid, er ging nur in den Dunkelzyklen hinaus und jeder begann ihn zu meiden. Das ging schließlich soweit, dass er seinen Laden schließen musste, da er keine Kunden mehr hatte und all jene wieder zum anderen Glaser gingen, der seine gewohnte Stellung in Vandris wieder einnehmen konnte und vor Glück nun regelrecht zu platzen schien.

Redegar legte ihr nahe, sich nicht mit dem anderen Feinwerker einzulassen, damit auch sie nicht in Verruf geraten würde, doch Amelia war die ganze Situation zu suspekt um es dabei zu belassen und so traf sie sich mit dem Handwerker, Vengod sein Name, um ihn selbst zu befragen.
Er war schon fast verzweifelt gastfreundlich, bot ihr Berge zu essen und zu trinken an, wollte ihr alles recht machen und hielt immer einen übertrieben großen Abstand zu ihr, als wagte er es nicht ihr zu nahe zu kommen. Paranoid und ängstlich wirkte er, wie er immer hastig zu den Fenstern oder zur Türe blickte, als das Licht einer Fackel sich näherte. Nach ein paar Gläsern Wein schien er aber wesentlich ruhiger und erzählte von sich.

Eine Frau und drei Kinder hatte er, die in einer kleinen Siedlung, zwei Tagesreisen entfernt von Vandris, lebten. Sie wollten in die Stadt nachkommen, wenn er mit seinen Geschäften genügend Dukaten verdient hatte um ein angemessen großes Haus zu kaufen. Er sprach davon, wie die Inquisition den Verdacht, der gegen ihn aufkam, bestätigte und dass er seit einer Woche ständig beobachtet wird und er nur noch auf den Tag wartete, an dem er den Flammen übergeben werden sollte. Vengod antwortete nicht, als Amelia fragte ob die Vorwürfe denn der Wahrheit entsprächen, er beteuerte nur, dass er seine Familie liebte und er niemandem etwas antun könnte, der ihm nichts böses will.

Wenige Wochen später wurde er auf dem Marktplatz verbrannt. Der Erste von vielen die ihm folgen mussten. Amelia veranlasste, dass ein Beileidsschreiben an seine Familie geschickt werden würde, sowie einen Teil ihres eigenen Vermögens, da das Vermögen von Vengod konfisziert wurde, um den Krieg zu finanzieren.

Amelia hatte keinerlei Mitleid für Vengod übrig, schließlich hatte er sich zu seiner Ketzerei bekannt, doch für seine verbliebene Familie umso mehr. Als sie das selbstgefällige, hochmütige Gesicht vom Glaser, die Tage danach, sah, wusste sie, dass sie Menschen nicht mehr über ihre Vorstellungen vom Leben verurteilen würde, sondern nur noch für ihre Taten. Und in diesem Fall war der Widersacher und das Opfer klar.

Neid hatte einen schwarzen Fleck, der all die Tugenden der Viere überdeckte, in ein Herz gefressen und schließlich den Tod eines unschuldigen Menschen verursachte. Angamon hatte ein Opfer, in Form eines Dieners, gebracht um weitere Menschen zu verderben. Einen Glaser, eine Frau und drei Kinder.

Und all das nur, weil jemand mehr Erfolg hatte und beliebter war, als der andere.


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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 22.04.11, 11:44 
Altratler
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Über Vitamagefälligkeiten


Ein Morgen wie jeder andere, seit nun mehr als einem Wochenlauf.

Der nackte Körper, zusammen mit dem Gesicht, dass keineswegs von einer morgendliche Frohnatur zeugte, bequemte sich aus dem Bett. Über die Decke und das Kissen, das auf dem Bärenfell vor dem Kamin lag, stolperte sie einmal und wandelte weiterhin mit ihrer zerzausten Mähne etwas verwirrter noch als zuvor, zur Treppe. Sie fragte sich nicht, warum die Decke da lag. Dass sie es überhaupt wagte, war schon Grund genug für sie, diese dann auf dem Weg nach oben den Flammen zu übergeben. Vielleicht würde sie noch für ihre Impertinenz, dass sie es wagte in Amelias Weg zu liegen, leiden müssen – aber sie wird mit einem verfrühten Ableben in jedem Fall rechnen müssen.

So wurde der Tee gemacht. Heißes Wasser angestellt – wobei mehr auf dem Boden landete als im Wasserkessel. Die getrockneten Kräuter aus dem Regal genommen und mit bestem Gewissen in die Teekanne gekippt – sie ignorierte den Fakt, dass sie mehr vom Tresen wischen musste, um diesen in die Teekanne zu krümeln, als dass der Tee wirklich auf Anhieb in der Kanne landete. Mit noch kleinen Augen wandelte sie zum Vorratsschrank, richtete einen Teller mit Essen her und ging dann wieder hoch um William zu wecken, ihm Essen zu geben, seine Wunden versorgen und nach der Anstrengung ihm wieder ins Bett zu helfen, woraufhin er gleich einschlief.

Sie wusste, dass er die Ruhe benötigte, um zu genesen, aber langsam machte sich ein gewisser Frust in ihr breit. Es fiel ihr immer schwerer Angebote, die vielleicht nicht einmal zweideutig gemeint waren, aber als eben solche zu sehen. Ab und an ein Wortgeplänkel mit Will, die Einladung auf einen Wein von Herrn Amante.. sie konnte nur froh sein, dass Jai sie nun vollständig mied. Was ihr im Herzen weh tat, aber im Moment besser für sie war, um nicht noch mehr Streit mit William zu provozieren. Alles in allem aber, wollte sie einfach nur noch einen warmen Körper dicht an den ihren geschmiegt wissen.

Aber als sie den so stark verletzten William in seiner nackten Pracht betrachte, und wusste wie es ihm ergeht, wenn man ihn mit solcherlei Gefühlen im Moment konfrontiert, wusste sie, dass sie sich wohl in Verzicht üben muss für eine sehr lange Zeit. Mit der Erkenntnis schien ihr Frust ins unermessliche zu wachsen. Ein entspannendes Bad muss her.

Noch immer nicht so recht wach, stolperte sie abermals über die Decke, wünscht ihr dabei ihr vorzeitiges Ableben und goss erst den Tee auf, ehe sie sich in den Keller aufmachte. Und in ihrem alltäglichen Trott, noch immer nackt - warum sollte sie auch nicht nackt in ihren eigenen vier Wänden sein? - begab sie sich ins Bad und strich die Vorhänge beiseite, warum auch immer sie zugezogen waren, und eine angenehme Wärme kam ihr entgegen. Erst jetzt wusste sie, dass irgendetwas anders war. Als sie dann auch noch das hochrote Gesicht von Feydis sah, der gerade aus dem Wasser stieg, wusste sie dann auch endlich, warum.

Wie alt mag er gewesen sein. 17 oder 18 Götterläufe? Sie war sich nicht sicher, aber sie könnte seine Mutter sein und dennoch..

Schnell verwarf sie den Gedanken, doch der eindeutige Blick ruhte viel zu lange auf ihm und, wohl auch auf den sehr eindeutigen Körperstellen. Mit einem „Hm“ kommentierte sie das Geschehene, blickte ihm kurz in das Gesicht und wandte sich dann wieder wortlos ab um sich anzukleiden.

Oben angekommen, gönnte sie sich ihren Tee und blickte nachdenklich aus dem Fenster.

Ja. Sie war schon wirklich sehr frustriert.


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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 22.04.11, 12:54 
Einsiedler
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Morgendliche Überraschungen


Wie immer erwachte er früh am Morgen. Diesmal wachte er aber vor einem andren Kamin auf und auch das übliche Schnurren seiner Katze blieb aus. Langsam rappelte er sich von dem Fell auf und lies den Blick durch den Raum schweifen. Es dauerte eine Weile bis er wusste wo er war. Langsam schnappte er sich seinen Gürtel und die Weste, dann schlurfte er zu den Treppen. Amelia schien noch zu schlafen und so nutzte er die Gelegenheit um sich das Bad einmal in aller Ruhe zu gönnen. Das warme Wasser umspielte den jungen Körper und der Staub des letzten Tages wurde so schnell weg gewaschen. Letztlich lies er es sich noch eine Weile in dem Becken gut gehen, auch als er über sich schon die ersten Schritte der Hausbewohnerin hörte. Gerade als er aus dem Becken steigen wollte stand sie, nackt, vor ihm. Sofort nahm sein Gesicht die Farbe seiner Kleider an – hochrot.

Für einen Moment herrschte Schweigen, Feydis biss sich auf die Lippen und war für den Moment sprachlos. Er wusste, natürlich, wie eine Frau aussah aber Amelia so nackt zu sehen war doch eine Überraschung. Für einige Atemzüge stand er wie erstarrt auf den Stufen des Beckens und bekam, im Gegenteil zu sonst, keinen Ton heraus. Er merkte nicht einmal das auch er völlig nackt vor ihr stand. Er merkte auch nicht wie sie ihn betrachtete. Er merkte auch nicht wie sie sich umdrehte und wieder ging. Die wildesten Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Die Erzählungen des Abends, die Erzählungen einiger anderer Tage. Wieder biss er sich auf die Unterlippe und atmete tief durch.

War es richtig hier zu sein und war es richtig das die beiden sich so sahen. Aber wieso sollte er sich Gedanken machen, er hatte sie am Abend besucht um sie etwas abzulenken, es war sicher nur ein Versehen das sie auf einmal so vor ihm stand. Er hätte ja auch... . Nein eigentlich konnte er das Bad ja gar nicht abschließen und die Vorhänge hatte er zugezogen. Und doch … war es falsch das er hier war? Schnell wurde der Gedanke abgeschlagen. Es war richtig ihr zu helfen und Amelia war immer freundlich zu ihm gewesen und er hatte ja auch nichts gemacht wofür man ihn schelten konnte. Kopfschüttelnd griff er ein Handtuch und rubbelte sich trocken. Kurz danach hatte er sich auch schon wieder angezogen.

Als er in der ersten Etage angekommen war ging er zuerst in die Küche, wühlte da eine Zeit lang herum bis er ein Frühstück für zwei Personen zusammengefunden hatte und damit in die erste Etage ging. „Hab' uns etwas zu Essen zusammengesucht, Amelia“ waren die ersten Worte die er an diesem Tag mit ihr wechselte.

_________________
IRC: Chantar

Chars: Feydis Degner


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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 24.04.11, 05:03 
Edelbürger
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Die Wunden an seinen Beinen brannten nach wie vor als er so im Bett lag, der Blick auf die Decke gerichtet. Hellwach. Und genau in solchen Momenten, waren seine Wunden nebensächlich, auch wenn er seinen schwachen Körper nicht ignorieren konnte. Nachdenklich zupfte er an der Decke, die seinen Oberkörper und seinen Unterleib zum Teil überdeckte. Seine Beine waren wie immer freigelegt, damit die Wunden nichts berührten. Seine Lippen zierte ein abfälliges Lächeln.

Er fühlte sich selbst gefangen in einer Abstellkammer, mit einem kleinen Fenster, wo er die Außenwelt beobachten konnte. Wahrscheinlich sah man ihm seine Wut und seinen Argwohn nicht an, selbst bei Amelia setzte er die Maske auf, die er auch bei den Anderen aufsetzte. Versuchte unbekümmert auszusehen. Jedoch konnte er nur sein Schicksal akzeptieren und viel zu ändern war nicht möglichin dieser Situation. Doch wäre er nicht an das Bett gebunden, würde wohl so einiges anders sein. Der aufmerksame Mann war auch in diesem Zustand nicht zu unterschätzen, auch wenn sein Körper derzeit nicht zu gebrauchen war, geistlich war er alles andere als benebelt. Das treiben im Haus entging ihm nicht. Wer alles wie oft ein und aus ging und warum... Ein Wesen zu analysieren sah er als seine Stärke und dieser Analyse wurde jeder unterzogen, wie es auch beim Feind der Fall war. Er wusste auch, wie seine Frau war, auch wenn er oft nur ihre guten Seiten sah und die Schlechten ausblendete.

Wut, Skepsis und Misstrauen war eine gefährliche Mischung in den Händen eines Mannes, der von Tag zu Tag mehr das Gefühl kriegte, dass ihm alles aus den Händen entgleitete und der dachte, dass alles aus seiner Kontrolle entkam. Manchmal fragte er sich, ob seine Selbstbeherschung gut oder schlecht war. Doch er kannte seine eigenen Grenzen und der Weg zu dieser Grenze war nicht mehr lange. Was würde geschehen, wenn seine Emotionen sich auch noch losreißen?

Die Schmeichelein und die selbstlosen Opfer gehen niemals von großen Seelen aus, sie ist das Erbteil kleiner Geister, denen es gelingt, sich noch zu verkleinern, um besser in die Lebensphäre der Person einzudringen, um die sie kreisen. Es sei denn es handelt sich um wahre Liebe.

Wenn es um seine Liebste geht, vertraute er wahrlich nur wenigen. Und schon gar nicht respektlosen Personen, die sich ohne jegliche Erlaubnis oder Einverständnis in sein Leben drängten.


Zuletzt geändert von Savadiv: 24.04.11, 14:54, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 24.04.11, 11:39 
Altratler
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Masken



Die größte Gemeinsamkeit zwischen William und ihr war es, dass beide sich zu jeder Zeit eine Maske aufsetzen konnten. Lange war ihr schon bewusst, dass sie ihre Maske vor William nicht mehr vollständig aufrechterhalten konnte, doch sah er nicht, dass er es auch vor ihr nicht mehr schaffte.

Sie war teilweise so sehr aufgesetzt, dass Amelia nur noch Mitleid empfand. Den Abend, an dem sich alle bei ihnen verschanzten, weil Gorem wieder einen seiner Herrscher-Anfälle bekam, war das beste Beispiel. Wieder musste er sich beweisen, ging sogar so weit ihr vorzuspielen, dass es in Ordnung war.

Doch sie merkte es.

Das leichte zusammenziehen seiner Augenbrauen, das minimale Verengen seiner Augenwinkel, auch die Mundwinkel zogen sich ein Stück herunter, was durch seinen fehlenden Bart noch mehr ersichtlich war. Man merkte ihm seine Anspannung an und dieser abfällige, gar vorwurfsvolle, Blick, den er hinter übertriebener Freude verbarg. Doch den Moment als er sie nicht mehr beachtet, wusste sie, dass alles ganz und gar nicht in Ordnung war. Sie verfiel wieder in eines ihrer größten Schwächen, wenn sie vollständig überfordert war.

Alles musste perfekt sein. Es war nichts perfekt, also musste es wenigstens so aussehen als ob. Die Teppichfransen mochte sie am wenigsten, deshalb bevorzugte sie Holzdielen. Diese sind perfekt in ihrer Imperfektion, diese brauchen nicht perfekt gemacht werden. Holz war immer perfekt. An Holz gab es nichts auszusetzen. Holz war gut, auch wenn ein Astloch sich darin befand. Holz war auch dann noch gut wenn eine Kerbe sich darin befand. Sie wusste nicht, wie lange ihr Vater ihr das alles vorpredigte. Sie wusste aber, dass der größte Teil ihrer Ausbildung, darin bestand, ihr deutlich zu machen, dass es Dinge gibt, die nicht perfekt sind. Aber sie konnte es nur bei Holz ertragen. Holz beruhigte sie, denn sie wusste genau, sie würde nicht ihrem Zwang verfallen alles perfekt zu machen.

Wenn sie daran zurückdachte, woher dieser Drang kam, dass alles gerade, ebenmäßig und perfekt sein müsste, musste sie unweigerlich an ihre Mutter denken. Die gewissenhafteste Person, die es auf Tare gibt. Dreck und Unrat gab es, aber nicht in ihrem Haus und nicht in ihrer Familie. Sie kontrollierte alles, doch ihren Kontrollzwang hatte sie selbst nicht unter Kontrolle. Als junges Mädchen, noch als Kind gar, als Amelia als Tochter, natürlich, im Haushalt mithelfen musste, wurde kein Fehler geduldet. Eine Falte im Laken und schon gab es kein Abendbrot, denn sie war ja jemand der seine Arbeit nicht ordentlich verrichten konnte und hatte somit auch nichts zu essen verdient, wie es nur anständige Arbeiter verdient hätten.

Als oben die Teppichfransen so ordentlich, wie nur möglich, waren, die Falten aus dem Bettlaken und der Decke gezupft waren und auch ansonsten kein Staubkorn mehr zu sehen war, begab sie sich wieder nach unten. William ignorierte sie, bis er aufstand und den Besuch mit deutlichen Worten verabschiedete.

War es Glück für sie, dass Adalric blieb? Oder war es schlecht, da die Maske beider, von William und ihr, damit weiterhin aufrechterhalten bleiben müsste? Aber William legte seine Maske ab, als Adalric Amelia das Mittel gab, dass durchaus dafür sorgen hätte können, dass sie gar nicht mehr erwachte. Sie hatte gemerkt, wie sehr William Adalric vertraute, denn er ließ ihn sogar in das Schlafzimmer ein und erlaubte ihm die Nacht dort zu verbringen, obwohl Amelia und William nicht im Stande waren sich zu erwehren, sollte es Probleme geben. Von dieser Nacht wusste Amelia rein gar nichts.

Der nächste Morgen war jedoch wieder ein Maskenball. William und sie nahmen sich an der Hand, vollführten einen perfekten Tanz, doch unter der Maske ruhten die Augen beider viel zu aufmerksam auf dem anderen.

Und in dieser Aufmerksamkeit sah man das widerliche Antlitz des Misstrauens..


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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 26.04.11, 10:05 
Altratler
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Flammen.


Kein Ausweg.


Nur Hitze und Rauch.


Der eigene Herzschlag donnerte und pochte in meinen Ohren. Ein Rauschen, verursacht durch das Blut, das durch meine Adern floss, erfüllte mein Gehör, schien alles zu verdecken. Es schmerzte, diese Lautstärke, diese Taubheit, diese Machtlosigkeit zu wählen, was man hören wollte und was nicht.

An meinem Körper schien jeder Muskel ein Eigenleben zu haben. Ich spürte wie sanft und geschickt er sich wog, als wäre er gar nicht von fester Substanz.

Es tat gut.


So gut.


Ich fühlte mich erhaben, mächtig. Ich sah auf sie alle darnieder. Meine Augen weiteten sich, der Mund zog sich beiseite zu einem grausamen Grinsen und meine Zunge entglitt meinen Lippen und zuckte in kurzen rhythmischen Bewegungen. Die gespaltene Spitze dieser schnalzte nach oben und ich fühlte mich gut.

Es war ekstatisch.


Es war perfekt.


Meine klauenbehafteten, viel zu großen Hände bewegten sich in eleganter Manier beiseite und die Flammen züngelten sich gen des Mannes, der in seiner Tunika da stand, die schon lange Feuer gefangen hat.

Ein Feuerlöwe.

Ein zischender, abgehackter Laut entglitt mir. Ich selbst nur erkannte es als ein Lachen - für menschliche Ohren war es nicht als ein solches auszumachen. Das Lachen wurde nur inbrünstiger, als die Flammen sich in einem Strudel um den Mann hüllten und sein panischer Schrei, der von reinster Agonie sprach, meinen Körper in einen Hort reinster Erregung wandelte. Als ein zweiter Schrei, wohl von einem Menschenweibchen, dazu drang, spürte ich eine weitere Welle der Ekstase in meinen Körper dringen.

Wieder schnellte meine Zunge hervor und ich nahm den Geruch von verbranntem Fleisch auf, wollte ihn auf meiner Zungenspitze schmecken.

Köstlich.


Als nur noch ein Klumpen aus Metall und Fleisch vor mir lag, das Menschenweibchen erbärmlich zu ihm kroch, als die Flammen erloschen waren, spürte ich Genugtuung.

Ich wollte sie zurücklassen, damit sie sich in ihrer Trauer selbst das Leben nehmen konnte, oder auf ewig immerdar diese Bilder in ihrem Kopf trägt.


~~~


Keuchend schreckte sie hoch und starrte an die Decke.

Das gute Gefühl ließ sie wieder nicht los, wie die Nächte zuvor. Wäre nicht diese Übelkeit, die sie bei dem Gedanken erfüllte, hätte sie sich selbst berühren müssen um ihres Körper Herr zu werden.

Diese Passion, die sie erfüllte, wenn sie William umbrachte, war zu viel.

Sie eilte in die Küche und abermals musste das Fass, mit den Essensresten, schon einmal gegessenes aufnehmen, während sie geschwächt neben diesem auf die Fliesen sank.


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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 30.04.11, 17:03 
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Ihr Schlaf war diese Nacht wieder von Träumen begleitet.

Ein Sternenfeuer, dass sich hoch über dem Wall erstreckte und die Glut in vielen bunten, schillernden Farben langsam auf das Erdreich herabschneite. Amelia stand zwischen drin und blickte dem Farbenspiel zufrieden zu.

Er war tot. William aber lebte.

Ein Lächeln zierte ihre Lippen und sie schloss die Augen.

Endlich Schlaf.

Sie hatte ihre Kraft wiedergefunden. Der Tatendrang ist zurückgekehrt. Sie war aufmerksamer, interessierter, sie wollte etwas bewirken.

Sie war wieder da.

Doch mit diesem Tatendrang kamen auch schon die nächsten Sorgen.

Adalric hatte recht. Sie musste zu William aufrichtig sein. Offen. Keinerlei Geheimnisse und schon gar keine Lügen. Nicht, dass sie vor ihm etwas zu verbergen hätte, doch um ihn zu schützen, sprach sie oftmals in der Vergangenheit nur die halbe Wahrheit.

Sie mochte keinen Streit. Sie mochte nicht wenn es laut wurde. Sie strebte stets nach Harmonie und stellte dabei auch gerne ihre eigenen Bedürfnis hinten an.

Doch sie wird diese Harmonie brechen müssen um das Vertrauen beider vollständig und ungebrochen herstellen zu können. Sich einmal vollkommen seelisch entblößen und sich selbst in die Position des Verlierers drängen um letztendlich was neues, anderes – vielleicht auch ansatzweise perfektes? - zu erschaffen. Wäre dies jedoch nicht zu unterwürfig? Würde sie sich nicht ganz an einen einzigen Menschen verkaufen? Oder spräche es nur von wahrer Demut?

Demut.

Ein mächtiges Wort.

Sich einer Idee zu unterwerfen, sich vollkommen hinzugeben und es akzeptieren, dass sie unerreichbar bleibt. Unweigerlich gingen ihre Gedanken an einen Menschen, den sie viel zu wenig sah, doch sich an jede einzelne Begegnung genaustens erinnern konnte. Seine Worte sog sie auf wie ein Schwamm. Seinen Tadel ihr gegenüber überdachte sie. Doch sie konnte einfach freier sprechen, als bei anderen. Sie fühlte sich in seiner Apathie und Zurückhaltung, die er an den Tag legte, verstanden. Keine Anzüglichkeiten, kein Drang.

Sie wusste es, besser als jeder andere, dass sie sich von ihm fernhalten sollte. Doch dies war eine Sünde von der sie sich nicht lossprechen wollte. Er ließ sie gewähren, er drängte ihr nie etwas auf. Doch mittlerweile war es ihr durchaus bewusst wer – und vor allem was – er war. Aber Selbstsucht, möglicherweise auch ein Stück weit Gier, brachte sie dazu es zu ignorieren und weiter an seinen Lippen, die sich nur öffneten, wenn er etwas von Belang zu sagen hatte, zu hängen.

Ihre Seele war nie rein und sie versuchte stets diese zu läutern, indem sie sich ganz dem stillen Vater hingab, doch die anderen Götter färbten ihre Seele bunt und sie verzweifelte daran diese Farben zu einem großen Ganzen zu ordnen.

Doch wo das Dunkel Morsans überwog, wie der Ruß den die Tabakstängel über ihre Lungen legte, umrahmte das feurige Rot Bellums dieses mit einem dicken Kranz, der hier und dort mit dem dunklen, verführerischen Rot Vitamas gesprenkelt war und nur ein feiner, feiner Rahmen von dem hellen Blau, das Astrael zugehörig war, war am Rand des Kranzes zu erkennen. In der Mitte des Ungleichgewichts an Farben thronte ein trostloser, schwarzer Fleck, der immer mehr die wenigen lichten Punkte, die Morsan in ihrem Herzen hinterlassen hatte, aufzusaugen versuchte. Einzig und allein der bunte Farbkranz hielt das Loch in der Mitte auf, nicht gänzlich ihre Seele zu verschlingen.

Ja, sie war selbstsüchtig, und war sich dessen bewusst, dass der Preis sehr hoch war.

Denn jeder Mensch hatte nur eine Seele.



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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 9.05.11, 07:11 
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Bild

Manchesmal war es für einen einzelnen Menschen erschreckend wie wohlwollend die Götter, mit einem Mal, vollkommen unverhofft, sich entpuppen konnten.

William ist auf dem Weg der Besserung, der Wall ist bald wieder aufgebaut, ohne größere Schwierigkeiten, und nun stand mit einem Mal ihr jüngster Bruder im Laden und eröffnete ihr, dass er auf der Insel bleiben würde.

Sie wüsste nicht, wann sie je in ihrem Leben solch eine unbändige Euphorie empfunden hatte, als in der letzten Zeit. Alles schien einfach zu laufen. Alles war gut.

Zu gut.

Und das trieb ihr eine unsägliche Angst in ihre Knochen. Was ist, wenn dies nur ein Versuch der Götter war sie zu beschwichtigen? Ihren Blick für ihre Wünsche und Bedürfnisse trübt, indem sie sie nur ablenken?

Vielleicht sollte William überleben, nur damit sie nun ihren Bruder sterben sieht? Vielleicht sollte der Wall nun einmal im größten Glanz erstrahlen, gewaltiger und sicherer als zuvor, bevor er ganz dem Grunde gleichgemacht wird, da sich der Feind noch immer als eine unbezwingbare Übermacht herausstellte?

Sie vertraute dem ganzen nicht. Nicht mehr. Zu oft wurden ihr die kleinsten Dinge versagt. (Von dem größten Wunsch, den sie in ihrem Herzen trug, ganz zu schweigen)

Vielleicht wird Valerian William nicht leiden können und das selbe Spiel wie mit Jai beginnt wieder? Vielleicht wird sie wieder zwischen zwei Männer stehen müssen und diesmal keinen Ausweg haben, denn sie konnte sich in dem Fall an keine Seite stellen.

Die Angst verstärkte sich mehr und mehr in ihrem Herzen und drohte sich in Panik zu wandeln.

Nur in ihrem Nachthemd, einem Paar Schuhen und in ihren Löwenumhang gewickelt, begab sie sich in den Morsanschrein, um sich auf einem der Kissen vor dem Altar abzulassen. Im stillen Gebet und mit schwerem Herzen flehte sie diese Nacht Morsan an, auf dass er ihr irgendein Zeichen geben möge, dass sie nichts zu befürchten hatte. Alles was sie jedoch erhielt, war Stille.

Erdrückende, eiskalte Stille.


...und der Fleck wuchs.


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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 15.05.11, 09:36 
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Valerians Ankunft begrüßte sie durchaus. Sie fühlte sich mit neuer Energie erfüllt und hatte nun umso mehr Grund zu zeigen, dass sie sich in der Tat geändert hatte. Doch mit der Nähe ihres Bruders, kam auch wieder das Verlangen nach ihrer Familie und in den frühen Zyklen, William schlief noch, setzte sie sich an ihren Schreibtisch und fing an zu schreiben..

Zitat:
Geliebter Vater,

lange Zeit ist seit unserem Abschied vergangen. Lange Zeit, in der viel geschah, in der das Verlangen nach der Familie groß war. Und trotz des Heimwehs und des Vermissens, war die Zeit keineswegs ruhig genug um sich, in einem Moment der Ruhe, so sehr dem Vermissen hingeben zu können um ein paar Zeilen zu schreiben.

Doch so erfreulich die Ankunft von Valerian auf der Insel war, umso mehr schürte es das Verlangen nach Dir. Wie oft hätte ich in den letzten Monden Deine starke Hand und Deinen Rat gebraucht. Doch um Dich nicht schon mit den ersten Zeilen in Sorge schwelgen zu lassen, will ich Dir erzählen, wie es mir seit meiner Ankunft erging.

Schon kurz nachdem ich auf die Insel kam, konnte ich mich beruflich festlegen und bis zum heutigen Tage vor lukrativen Aufträgen nicht erretten. Aber Du weißt ja, wie es ist mit Deiner Tochter und den lieben Dukaten. Ein ewiger Tanz zwischen haben wollen und dann doch nicht ertragen können, wenn man sie hat. Ich denke, dies ist ein Konflikt, den mir keiner mehr abgewöhnen kann. Ich schiebe es, jedoch, auf Deinen guten Einfluss, dass mich nur die Raffsucht, aber nie die Gier ereilte. Wie sagtest Du immer? Viel zu haben beruhigt, doch irgendwann wird man faul, wenn man keinen Anreiz mehr hat, noch etwas zu bekommen und aus Faulheit wird Langeweile.

Und wie recht Du doch hattest. Jairan, den ich auf die Insel mitnahm, war wohl wirklich nur ein Anker um meiner Langeweile zu entfliehen. Redegars Erbe in solch einer Art und Weise herzugeben, war gewiss nicht die beste Art um sein Andenken zu ehren, doch in den letzten Götterläufen wurde mir bewusst, dass ich bis auf meinen Mann nicht viel Antrieb in meinem Leben vorweisen konnte. Um aber auf Jairan zurückzukommen: Auch wenn ich es nicht mehr laut sage, ist es schade um ihn. Er ist ein junger Mann, mit soviel Potential, gefangen in seiner Vergangenheit und seinen schlechten Erfahrungen mit dem Leben. Ich habe nun schon eine ganze Zeit keinen Kontakt mehr zu ihm, auch wenn ich doch immer in Versuchung gerate ihn anzusprechen, wenn er an meinem Laden vorbeikommt.

Du würdest lachen, wenn Du sehen könntest, wie, und vor allem wo, ich arbeite. Zusammen mit einem jungen Schmiedegesellen, Raphael Angostura, arbeite ich in einer recht übersichtlichen Werkstatt. Vielleicht halb so groß, wie die in der ich in Vandris arbeitete. Es ist teilweise schon eine Umstellung unter so kleinen Verhältnissen arbeiten zu müssen, doch das Haus, in dem ich wohne, kommt meinen Vorstellung von einem würdigen Haus schon ein klein wenig näher. Dennoch denke ich jedes mal, wenn Raphael und ich zeitgleich arbeiten, dass die ganze Nachbarschaft versucht uns Flüche an den Hals zu wünschen, auf dass unsere Werkzeuge ihr jähes Ende finden mögen und sie endlich ihre wohlverdiente Ruhe haben.

Noch mehr würdest Du lachen, wenn du wüsstest, dass ich die meisten Dukaten mit Einrichtungen für Häuser verdiene. Lästige Lehrlings- und Gesellenstücke, da die Bewohner vorgeben, nicht genug Dukaten zu haben. Und wenn sie dann ihre horrenden Aufträge, die sie meist in 12 Zyklen hergestellt wissen wollen, nicht abholen, bin ich immer versucht, einfach wieder nach Vandris zu gehen und meinen wahren Reichtum, der mir auf der Insel immer wieder vorgeworfen wurde, aber nicht vorhanden ist, wieder aufzunehmen mit durchaus besseren Dingen als mit Buchenholzschränken. Und soviel Buchenholzmöbel wie bestellt werden, kannst du dir ja denken, wie die meisten eingerichtet sind. Eiche scheint hier wohl eine Mangelware zu sein, oder zumindest die meiste Zeit ziemlich unbrauchbar, so dass die Eiche aus Drakenwald importiert werden muss. Seltsamerweise aber scheint es an Kirschholz eine erstaunliche Fülle zu geben, aber ich habe hier keine einzige Kirsche, noch den dazu gehörigen Baum, gesehen. Es stimmt mich etwas nachdenklich, da ich mich frage, woher diese Mengen an Kirschholz für solch günstige Preise kommen, aber soll es mir nur recht sein. Der alteingesessene Holzhandwerksmeister, Aranos sein Name, hatte sich leider aus dem Handwerk zurückgezogen und konzentriert sich nun ganz auf sein Amt als Vogt, doch ich denke ich werde ihn diesbezüglich einmal befragen.

Aber unabhängig von dem Laden, verbindet mich und Raphael weit mehr als nur das. Und nein, nicht das, was mich mit Jairan, oder den anderen jungen Männern in Vandris, verband, sondern, dass wir beide einem Orden angehören. Ich kann mir vorstellen wie Dich diese Zeilen verblüffen werden, aber ich will Dir mehr über diesen Orden erzählen.

Der Orden vom wachenden Löwen ist ein Zusammenschluss derer, die sich ganz dem Schutz der Insel verschrieben haben. Siebenwind wird von einer riesigen Ödnis dominiert, die von den Dienern Angamons ( Ich weiß, dass Du es nicht magst, wenn ich den Namen erwähne – aber es ist nichts weiter als ein Name.) besetzt ist. Dieses Ödland wird von einem massiven Bollwerk eines Walles, vom Rest der Insel, getrennt. Der Orden verbringt dort die meiste Zeit mit der Wacht. Was nicht heißt, dass alle in diesem Orden reine Kämpfer sind. Viel mehr sind die wenigsten ausgebildete Krieger oder Schützen. Die meisten sind normale Menschen, die ihrem normalen Handwerk nachgehen, wie Feinwerker, Schmiede, Jäger - selbst einen Züchter aus Endophal haben wir im Orden - die den Orden, der freiwillig ohne Unterstützung von außen arbeitet, auf diese Weise, am Leben erhalten. Aber letztlich liegt der Fokus auf dem Kampf gegen die Feinde. Auch wenn es gefährlich für Dich klingen mag, auf der Insel ist es nirgendwo wirklich sicher. So weiß ich mittlerweile wie man sich gegen diese Kreaturen wehrt und bin gewiss nicht mehr hilflos. Letztendlich kann ich dadurch auch Redegars Tod vergelten, anstatt mich in hoffnungsloser Trauer zu flüchten und dadurch, die Frau, auf die er einst stolz war, immer mehr entschwinden zu lassen.

Ich weiß, wie stolz Du darauf warst, dass ein Mann wie er gerade Deine Tochter zur Frau haben wollte. Der aufstrebende, Leutnant, der sich vor Frauen nicht retten konnte und dann wollte er ausgerechnet die selbstbewusste, rebellische Amelia Daris, vor der die Jungen und Männer eher schreiend flüchtenden, als ihr hinterher zu laufen und ihr schöne Augen zu machen. Aber ich denke, Dir ist auch bewusst, dass er mich auch nur als eine weitere Eroberung sah. Etwas, was er sich zurecht erziehen konnte, wie er es benötigte, um für sich eine perfekte Frau zu haben, unabhängig davon, ob ich es wollte oder nicht. Aber Vitama hatte es mit meinen Gefühlen ihm gegenüber zu gut gemeint und ich habe mich auf dieses Spiel eingelassen, da nicht nur mein Herz, sondern auch meine Augen, ihm gegenüber, geblendet waren. Du liebtest ihn wie Du Deine eigenen Kinder liebst und ich weiß, dass Dein Herz zerbrach, als Du davon erfuhrst, dass er gefallen war. Doch es sind nun bald sechs Götterläufe vergangen und ich habe vielleicht nicht so getrauert, wie es einer würdigen Frau, die ihren Mann würdigt, zu erwarten war, aber ich hatte mein Herz verschlossen und war mir sicher, dass es nie mehr jemanden geben wird, der mir soviel geben könnte, wie es Redegar einst tat. Doch, Vitama wollte mir ein weiteres Mal ihr Wohlwollen zeigen, und ich habe einen Mann, namens William Glaron, kennengelernt.

Jünger als ich, ist er, eitel und sehr selbstbewusst, aber ich konnte in ihm einen sensiblen, ehrenvollen Mann kennenlernen, der für mich Tare bewegen würde, wenn er es nur könnte. In vielen Dingen würde er Dich an Redegar erinnern, doch William ist deutlich leidenschaftlicher und forscher. Wo ich mit Redegar kaum gestritten habe, liegen William und ich uns ständig in den Haaren. Nicht zuletzt, da er der Ordensmeister der wachenden Löwen ist, und ich seit kurzem an seiner Seite als Meisterin. Aber trotz dessen, dass ich ein harmoniebedürftiger, ja gar ruhesüchtiger, Mensch wurde, in meinen Götterläufen mit Redegar, entfacht er deutlich mein wahres Ich aus der Vergangenheit. Das hat gewiss nicht nur Vorteile, da man mich schon als militant und herrschsüchtig bezeichnet, aber wenn ich dadurch nach wie vor unnahbar für andere bin, soll es mir nur recht sein. Zumindest bin ich meinem hohen Standard, bezüglich der Männer, die mich ernsthaft interessierten, treu geblieben.

Aber ich hatte auch Glück. Für eine Frau meines Alters, ist auf der Insel nur wenig Hoffnung jemand adäquates zu finden, denn es scheint nur 20 Götterläufe junge, von Vitama viel zu sehr gesegnete, Frauen hier zu geben. Und nicht nur das, sie kokettieren mit so ziemlich allem und jedem, ob vergeben oder nicht. Da ist es für eine zurückhaltende, ja ich muss schon sagen, „alte“ Frau, wie ich es bin, ein Wunder, dass sie überhaupt noch einen Mann hier fand, der sich mehr um eine interessante Unterhaltung scherte, als um einen jungen Busen und ein niedliches Gesicht.

Ich habe, nicht nur aus oben genannten Grund, zumindest nicht vor William gehen zu lassen, sondern weil ich weiß, wie schnell es vorbei sein kann, ohne dass man selbst dem etwas entgegenwirken kann. Höchstwahrscheinlich werden wir den Bund eingehen, auch wenn William weiß, dass mir das Geschenk Vitamas mein Leben lang verwehrt wurde. Es wäre schön, wenn Du hier sein könntest, wenn es soweit ist, vor allem, da sich Bruder nun um die Werkstatt kümmert und wegen seiner Kinder und seiner Frau sowieso nicht fortgehen kann.

Wie Du unschwer aber nun lesen konntest, habe ich meine Apathie überwinden können und schöpfe große Kraft aus meiner Beziehung zu William und den Aufgaben und Erschwernissen, die der Orden mit sich bringen. Ich wage es sogar zu behaupten, trotz des ganz anderen Lebens, dass sich mir hier offenbarte, dass ich das erste Mal, seit langem, wirklich glücklich bin, auch wenn ich, nach wie vor, Schwierigkeiten habe es zu zeigen.

Ich vermisse Dich und unsere Gespräche sehr und ich hoffe Dir William einmal vorstellen zu können. Auch meinen Bruder und seine Familie vermisse ich, wobei ich wenigstens Valerian nun bei mir weiß. Ich hoffe alsbald von Dir zu hören. Gruß an die Mutter.

Deine Dich liebende Tochter,

Amy


Das Pergament wurde schließlich zusammengerollt, mit Siegelwachs verbunden und, mitsamt einiger Dukaten, dem nächsten Schiff, dass vom Hafen in Falkensee aufbrach, übergeben.


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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 18.05.11, 16:05 
Altratler
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Als William sich in dieser Nachtwache zur Ruhe gelegt hatte, war Amelia mit der Berechnung und Einteilung der Ordensfinanzen gerade fertig geworden. Sie weckte Alayna, auf dass sie die Verletzten untersuchte und mit ihr noch eine Kleinigkeit zu essen und schließlich hatte Amelia die Stellung am Tor bezogen.

So eintönig und langwierig, für den einen oder anderen, die Nachtwache am Wall sein möge, für Amelia war es von allen Tätigkeiten die erstrebenswerteste. Sie musste an Valerian denken, der im Scherz zu ihr meinte, der falsche Bruder wäre auf die Insel gekommen, doch dem konnte sie mitnichten zustimmen, denn an Arbeitseifer und Unermüdlichkeit litt nicht nur sie in der Familie.

Ihr Bruder war viel zu sehr wie sie und sie hätte noch weniger Momente für sich, würde sie durch ihn noch mehr zur Arbeit getrieben werden. Valerian hingegen suchte jeden Moment, in dem er sich vor der Arbeit drücken konnte, was ihr auch nicht so recht zusprach, allerdings ihr Momente der Kurzweyl bescherte. Wen sie allerdings wirklich vermisste, war ihr Vater, der ihr in allen Belangen stets ein Mentor war. Ein Mann, der Eifer und Ruhe perfekt miteinander vereinen konnte.

Keinen Tag gab es, an dem er nicht seine Pflichten erfüllte, aber er auch stets einen Moment der Ruhe für sich nahm. Nie war er mürrisch, wenn man ihn in diesen Momenten störte, denn er verwies einfach auf einen späteren Zeitpunkt, an dem man ihn behelligen konnte, und setzte seine Pause einfach weiter fort ohne sich dazu genötigt zu fühlen diese unterbrechen zu müssen, nur weil man etwas von ihm wollte. Als er bemerkt hatte, wie sehr Amelias Drang nach Perfektion sie immer, bei allem was sie machte, aufwühlte, ging er dazu über sie ebenso zu den Pausen zu zwingen.

In dieser Zeit durfte sie nicht von der Arbeit oder ihren Ärgernissen sprechen. Hatte sie sonst nichts zu sagen, sollte sie schweigen. Sie durfte auch nur mit Dingen beschäftigen, die sie gut fühlen ließen, unabhängig davon ob es für ihren Körper gut war, oder nicht. Es waren Momente, in denen der Geist geheilt werden musste und es keine Rolle spielte ob der Tabak den Husten schlimmer machte, oder der Kuchen die Hüften breiter.

Nachdem Redegar gestorben war, war ihr Vater jeden Tag einen gesamten Zyklus bei ihr. Ab und an sprachen sie, doch die meiste Zeit wurde mit Schweigen verbracht, denn sie wußten beide, dass sie beide gleich zu leiden hatten und es nicht nötig war, alles immer und immer wieder zu besprechen.

Umso anstrengender war es für sie, dass William stets darauf bestand, dass sie ihre Ruhe zu brechen hatte. Wo Bellum sein Blut zum Kochen brachte, konnte sie mit Morsans Gabe nur wenig bei ihm erreichen. Sie merkte, wie sie wieder die Unruhe, die sie als Kind und junge Frau ereilte, heimsuchte. Diese stetige Unordnung in ihr und um sie herum ließ sie verzweifeln. Alles fiel ihr auf: Wie ungerade die Steine im Torhaus verliefen – sie konnte, wenn sie herabsah, nicht einmal darüber gehen, ohne sich dabei beklommen zu fühlen. Wenn die Rüstung oder Kleidung der Löwen nicht richtig saß, wollte sie zu ihnen und ihnen diese vom Leib reißen und sie dazu zwingen, sich ordentlich zu kleiden oder zu rüsten. Es wurde von Tag zu Tag schlimmer, sie irrte innerlich umher, konnte sich auf nichts mehr konzentrieren. Alles was von ihr verlangt wurde, wühlte sie umso mehr auf, und sie war sehr schnell genervt und wütend.

William war der Dreh- und Angelpunkt ihrer Gefühlswelt geworden. Nicht, da sie sich ihm so sehr hingab, dass sie ohne ihn nicht mehr konnte, aber er war die meiste Zeit für ihre schlechten, wie guten Gefühle verantwortlich. Es gab schon lange niemanden mehr, der sie so erzürnen und dann im nächsten Moment auch schon wieder beschwichtigen konnte. Die meisten Menschen konnten von ihr nur eine Gefühlslage erwarten. Ablehnung, Freundschaft, Mütterlichkeit, Liebe, Verehrung, Hass. Jeweils eines davon war immer nur einzelnen Personen vorbehalten. Selbst Redegar konnte in ihr nie viel bewirken. Hingabe, das war es, was sie so lange an Redegar hielt. Doch bei William hatte sie erstmalig jemanden gefunden der alles in ihr auslöste. Sie war sooft wütend, wie besorgt um ihn. Sie verehrte seinen Fanatismus und sie verachtete ihn. Sie liebte ihn, und dennoch hasste sie es, wie sie nicht von ihm loskam, egal was er tat.

Doch vorrangig war sie so sehr von ihm eingenommen, dass sie wusste, dass sie ohne ihn nicht mehr sein konnte. Wie eine Schlange schlang er sich um ihren Leib und schien sich Tag um Tag mehr und mehr um sich zu winden, bis ihr auch die Luft zu atmen blieb.

Aber sie fühlte sich behütet.

Sie wusste, dass es richtig war und sie darum kämpfen würde, dass sich niemand zwischen die enge Bindung, die die beiden mittlerweile verband, drängeln konnte.

William war ihr Leben und Tod zugleich geworden.

Er war ihre Schlacht, die sie alleine bestreiten musste und ihr einziger Feind war sie selbst.


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 Betreff des Beitrags: Re: Die letzte Ruhe
BeitragVerfasst: 19.05.11, 12:05 
Edelbürger
Edelbürger
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Merkwürdigerweise wachte er an diesem Tag sehr früh auf, obwohl er die Nacht wieder mal zyklenlang mit Amelia diskutiert hatte. Diese unvermeidlichen Diskussionen waren oftmals ziemlich anstrengend. Doch was war denn nicht anstrengend? Schließlich hatte er sich Amelia ausgesucht, was er auch sicherlich nie bereuen würde!.. Doch, wie sagt man so schön? Die schönsten Rosen haben auch Dornen, und mit diesen musste man lernen zu leben. Er kam aber nicht hinweg sich darüber aufzuregen, dass er ihr sooft unterlegen war. Irgendwie schaffte sie es immer, ihre Meinung durchzusetzen. Manchmal war es ein langwieriger Prozess, der ihn langsam überzeugte aber manchmal auch änderte sich alles von einem Moment zum Anderen. Gegen die raffinierten Taktiken der Frau versuchte er natürlich die Stirn zu bieten, doch hatte er - was er sich auch nicht gerne zugestehen würde - mäßig Erfolg bis jetzt. Manchmal gelang es ihm sogar die Situation noch schlimmer zu machen. Es war entsetzlich, vor allem für William erschreckend.

Doch irgendwie regte ihn in letzter Zeit fast alles auf. Ein kleiner Jüngling, der dachte er könne sich alles erlauben machte sich im Orden breit und Amelia, wie sie ist, nahm ihn wieder mal in Schutz. William schien es, als ob sie ständig irgendwelche Außenseiter versorgen würde. Einen einfachen Schmied, der seine Existenzgrenzen verschätzt hatte.. Einen anderen, der alsbald wohl durch Demut zerfallen würde.. Eine männliche Dirne, von der man ohnehin nicht reden brauchte, weil es da nichts Redenswertes gab.. Und zuletzt noch einen Verrückten, der ständig lachte und sich gegen die ganze Gesellschaft auflehnte. Er seufzte einmal schwer, als er sich gegen das Geländer des Balkons stützte. Immerhin war es lobenswert.

"Wie dem auch sei." meinte er mit einem leichten Seufzen und kehrte dann wieder in das warme Bett zurück. Noch hatte er sich nicht von dem ganzen erholen können und war auch nicht für den Tag bereit...



Zuletzt geändert von Savadiv: 21.05.11, 18:42, insgesamt 1-mal geändert.

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