Die Akten waren bearbeitet, einige Ordner lagen noch auf dem Schreibtisch vor ihr. Sie hatte ihre Hände darüber gefaltet und blicke zur Seite aus dem großen, bunten Glasfenster, auf dem Markt hinaus. Ihre blauen Augen folgten ab und an einem vorbeigehenden, jedoch blieben ihre vornehmen Züge gedankenverloren.
Kurz jedoch wirkte sie irritiert, als eine weibliche Gestalt in Weiß vorbei ging.
Wieso kleideten sich neuerdings viele Damen so wie sie selbst?!
Wie jeden Tag hatte sie viel Zeit darauf verwendet ihre Kleider zurecht zu machen, sodass sie nun in jenem unschuldigen Weiß an ihrem Arbeitsplatz saß, tadellosem Äußerem.
~ Eine Queste ~
Nicht sie hatte ihren Ruf geschändet, aber die Schuldigen würden sicher nicht Sorge dafür tragen, dass dieser wieder hergestellt wurde. So war es an ihr ihn wieder herzustellen, zu zeigen, wie es um ihren Glauben stand.
Sie ging in Gedanken noch einmal die Vorwürfe durch. Nicht nur, dass sie sich auch noch widersprachen, sie waren teilweise so absurd, dass sie, wäre alles nicht so furchtbar ernst gewesen, gern gelacht hätte. Aber zu lachen war ihr nun gar nicht mehr zu mute und ein wirkliches Lachen wäre es auch nicht gewesen. Nur eines, das all die Anspannung wider gegeben hätte, unter der sie die Tage gestanden hatte.
Sie hatte auf dem Markt gehört, was Fräulein Kessler gesagt hatte. Jorn hatte das Fräulein nicht gefoltert. Natürlich hatte er ihr dies auch beteuert, aber irgendwie war es doch beruhigend, es aus dem Munde von jemandem, der es offenbar wissen musste, zu hören. Wenn dem so war, musste sie ihn doch nicht entlassen, denn einigermaßen gutes und günstiges Personal war ohnehin schon furchtbar schwer zu finden und auf dieser Insel so gut wie unmöglich.
~ Eine Queste ~
Sie lehnte sich im Stuhl zurück und schloss die Augen für einen Moment, legte den Kopf in den Nacken und strich sich mit einer Hand über den schlanken, blassen Hals. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Ein Lächeln, verträumt, als wäre sie an einem ganz anderen Ort.
Das, was er ihr gestern gesagt hatte, das was er ihr gestern versprochen hatte, nicht nur das eine, alles, bedeutete ihr unglaublich viel. Er nahm ihre Worte ernst, das war das eine. Doch sein Beistand, sein Geleit, war etwas, das sie nicht einmal im Ansatz erwartet hatte.
Bedeutend.
Es hatte eine Bedeutung hinter die sie noch nicht zur Gänze zu schauen vermochte. Ein Gefühl, das sie dabei beschlich, eine Nuance von etwas... noch unklar und undefinierbar. Aber es war da.
Ihre Hand wanderte herab, sie senkte den Blick, legte die Finger über die Stelle, wo das Taschentuch unter ihren Kleidern verborgen lag, über die Stelle an der sich ihr Herz befand.
_________________ Gwydion Greifenkling: ~ Besser schön sein, als Sachen zu apportieren.~
Gespielte Chars (unvollständig):
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