Es war ein eher warmer Tag im Bellum, nur der Regen und der Wolkenverhangene Himmel hielten einen im Kämmerlein zurück. Leise pochend trafen die Regentropfen auf die Scheiben in den Wänden des Raumes. Immer wieder und wieder. Als stürmten Sie an gegen diese nahezu unsichtbare Barriere, versuchend alles mit kühlem Nass zu bedecken, dabei hatte der Regen doch anderes im Sinne, war zu anderen Taten bestimmt von den Vieren. Er erhob sich und trat an das Fenster, die Hände hinter dem Rücken in einander gelegt, so besah er sich die Welt dort draussen. Die Knappenuniform hatte er abgelegt, hatte diese Ihm doch die Luft zum atmen genommen und so war er nur in ein derbes Hemd gekleidet, durch welches sich die Bandagen abzeichneten, die die Wunden verdeckten welche er sich nach dem letzten Kampfe eingehandelt hatte.
Der trübe Blick streifte über die Zinnen die Innenburg, er besah die Soldaten drunten welche auf Ihren Posten standen und dem Wetter trotzten und schweifte dann hinauf gen der massigen Wolkendecke welche die Erde mit dem Naß erfüllte, ohne welches Tare wohl nur ein lebloser Klumpen Erde irgendwo im Nirgendwo wäre. Bei diesem Anblick versank er kurz in melancholische Erinnerungen an eine andere Zeit, an eine Zeit da mehr Leben geherrscht hatte in diesen Landen, da er angekommen ward und als Gardist in der Stadtwache seinen Dienst tat. Er schaute alsdann wieder auf einen der Soldaten des Kronregimentes welcher dabei war ein Packpferd zu striegeln. Ja, auch dort hatte er einst seine Kräfte investiert, war Obergefreiter geworden und dann von Ritter Rodrick zum Knappen berufen worden. Dies alles schien Ihm Ewigkeiten zurück zu liegen, und nun stand er immernoch"nur" als Knappe dar. Jedoch, der Ort hatte sich gewandelt, waren die Ritterschaft und die Königlichen doch gen Seeberg, ja, er würde fast sagen verbandt worden. Was hatten Sie wohl getan um solch eine Randposition auf der Insel zu erhalten. Sie waren sicher nicht ohne Fehl und Tadel, gab es doch unter den Rittern auch einige welche Ihre Position stark nach aussen kehrten. Sah man denn früher einen Ritter, so hatten die Bürger allerorten Respekt. Heute, so man denn überhaupt einen Ritter sieht, scheint er nur mehr ein Krieger von Stand zu sein, ein Bote des Königs ohne wirklich etwas zu entscheiden zu haben, ein Herrscher ohne Land und Aufgabe. Selbst die Verwaltung Seebergs wurde in die Hände Anderer gelegt. In Falkensee so scheint es herrscht die Intrige und wohl auch der Verrat an der Kirche der Viere, wenn man denn den Gerüchten glauben schenken konnte. Und mitten darin Awa, wie sehr es Ihn doch schmerzte bei dem Gedanken. In Brandenstein steht die dritte Macht der Insel. Was nur war aus diesem Eiland geworden. Doch es gab Hoffnung. Seine Durchlaucht, Graf Robaar, ward zurück, ein wahrlich Respekteinflößender Mann, doch ebenso ein Mann der wusste was er tat, hatten die Götter Ihn doch mit seinem Stand versehen um zu Herrschen, wie es seit jeher die Aufgabe des hohen Adels ist.
Ein kurzes Zittern durchzog ihn und er trat gen Kamin herüber um einige Scheite ins Feuer zu werfen welche die ewige Kälte aus diesen Mauern vertreiben sollten. Die Flammen erzeugten ein wildes Licht- und Schattenspiel auf dem Gesicht des Knappen und die Lippen pressten sich, nachdenklich in die Glut sehend, fest aufeinander. Grüblerisch funkelten auch die Augen. Wie würde es wohl weiter gehen können und müssen. Das Lehen war klein aber gut gelegen. Zentral und doch leicht zu verteidigen. Dennoch abhängig von seinen Nachbarn, gab es doch keine rechte Infrastruktur, aber das würde wohl schon noch werden. Freifrau Nhergas und der Graf waren Personen welche wussten wie man ein Lehen erblühen läßt. Auch wenn es dich bis hier hin noch nicht recht eingestellt hatte.
Er erhob sich alsdann wieder und warf sich einen Umhang über, nur um ein weniges Später die Kammer zu verlassen. Seine Schritte auf dem gepflasterten Boden des Innenhofes halten schwer und die Wachen hoben nur kurz den Blick, begleitet von einem grüßenden Nicken, um den Knappen passieren zu lassen, welcher kurze Zeit später schon die Siedlung unterhalb Schwingenwacht`s erreicht hatte. Er setzte den Weg an der ehemaligen Kriegerschule fort und betrat dann den kleinen Tempel, eiligen Schrittes die Treppe hernieder eilend. Der Umhang wurde abgestreift und an einen Haken gehangen bevor er sich auf ein Knie sinken ließ, begleitet von einem leisen stöhnen, und in einem Gebet versank. Ein Gebet zu Morsan, jenem einen der Ihm immernoch als der mächtigste der Viere schien. Er bat diesen, wie jeden Tag, sich seinem alten Lehrmeister Laske anzunehmen, jenem Ritter welchen er am meisten vermisste. Die Gespräche und die Übungen, die Ausritte und auch die Zurechtweisungen. Viel gelernt und doch alles verloren, so schien es Ihm als er auf dem Festland sein Glück versuchte, als er in Khalandria kämpfte, als er hier und dort verweilte und seine Hilfe einbrachte so gut es ging, und doch war da immer das Gefühl jemanden und etwas verraten zu haben. Auch Yves hatte sich verändert, ob es wohl damals ein freundliches Verhältniss war zwischen den Beiden, so war es nun eines gekennzeichnet von Distanz und Kühle. Alles hatte sich seit damals verändert. "Herr, kehrt zurück, zeigt mir den Weg, oder gebt mir ein Zeichen wie es weiter gehen mag..." Murmelte der Knappe als er so gen des Bildnisses von Laske schaute.
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