Wichtig: Akustik!Diese Stadt war so viel einfacher aufgeteilt. Es gab nicht viele Gassen, in denen man
sich verirren konnte, deshalb fand er sich schnell in ihr zurecht. Und doch störte es
ihn, als er sich in die dunkle Nische drückte, die junge blonde Frau im Blick, die sich
wieder an der Dunkelheit der engen Seitengasse vorbei bewegte. Nach hinten keine
Fluchtmöglichkeit, sollte etwas schief gehen... und doch wollte er ausgerechnet
sie.
Leise summte er die ersten drei Takte einer Melodie, die er schon so oft hatte aus
den Gassen erklingen lassen, wenn sie in der Nähe war. Wehklagen, Schwermut, Trau-
rigkeit, alles in diesen drei Takten, wenn er nur die richtige Tonlage traf. Die Blonde
wurde aufmerksam. Kam langsam näher, schaute in die Dunkelheit. Zögerte.
"Ist da wer?",hauchte sie der Dunkelheit entgegen, ängstlich, unsicher. Er freute sich und ver-
stummte in seinem Versteck aus Schwärze. Die Straßenlaterne erhellte gerade ein-
mal den Torbogen, unter dem sie stand.
"Wer ist da?",die leise und flehentliche Frage, als hoffe sie auf die Antwort, dass niemand da sei.
Er verengte die Augen, als sie vom Torbogen zurück trat und sich schnell entfernte.
Da hatte er die hübsche junge Uniformträgerin wohl ein wenig falsch eingeschätzt.
***
Lautlos setzte er die Fußballen zuerst auf das kalte und dreckige Straßenpflaster,
als er sich ihr näherte. Der Schmiedehammer wog schwer in seiner Hand. Der Kopf
direkt vor seinem, ganz ruhig. Blonde Locken, die sich unter dem roten Barett neck-
isch hervorkräuseln und über den blauen Umhang wallen. Der Duft von... Angst?
Er wollte lachen, doch unterdrückte es zu einem Grinsen, als er hinter ihrem Rücken
stand. Die ganzen Vorbereitungen, das Auskundschaften, das stumme Beobachten
der letzten Tage war überflüssig. Nun stand er mitten in der Stadt in einem Durch-
gang hinter ihr, so nah, dass er sie mühelos berühren konnte. Sie umarmen konnte.
"Hm-hm, hm-hm, hm-hm hm-hm-hm-hm hm-hmmmm...",lies er das Summen kaum hörbar erklingen. Doch dieses Mal eine Oktave höher, vom
Lärm der Stadt beinahe überdeckt. Noch während sie herumfuhr, krachte der guss-
eiserne Hammerkopf gegen ihre Schläfe.
***
Die
Rothaarige sah ihn mit einer Mischung aus Faszination und Ekel an. Er legte das
Haupt schief, als er dem blondem Mädchen die Uniform auszog und sie behutsam
nach Waffen abtastete, wie seine Hände und Blicke über ihren Körper glitten. In
einer routinierten Art, die an die eines Virtuosen erinnerte, zog er auch den letzten
Dolch aus dem Stiefelschaft und richtete sich träumerisch langsam auf.
Hatte er sie klammheimlich und unter Schutz der Dunkelheit und Nebengassen durch
halb Falkensee getragen, so lag sie nun doch bewusstlos in diesem m alten Holzbett
und sollte vorerst dort verbleiben. Er fühlte sich ein wenig enttäuscht, wurde ihm
doch keine Zeit mit seiner Kostbarkeit gegönnt. Er strich ihr noch einmal über die
Locken, ehe er der
Rothaarigen hinaus folgte und jene die Tür verschloss. Sein Blick
verklärte sich einen Moment, als er sich an
ihren Körper im Wald erinnerte...
...und hinter
ihr leise und wehmütig summte.
