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 Betreff des Beitrags: Die Stimmen in meinem Kopf.
BeitragVerfasst: 14.05.12, 17:11 
Edelbürger
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Leise tropfte eine Flüssigkeit in eine Pfütze, die er nicht sehen konnte.
Was konnte er in diesem Verlies überhaupt sehen? Nicht mal die eigene
Hand vor Augen - hätte er sie denn vor die Augen halten können. Die
improvisierten Fesseln aus Eisendraht schnitten ihm ins Fleisch der Hand-
und Fußgelenke. Wenn ihn sein Gefühl nicht täuschte, lag er auf einer
leicht schrägen Fläche aus Holz.
Wie lange war er schon hier ? Nicht lange genug, um sich an den
metallischen Geruch von getrocknetem Blut zu gewöhnen, an den Duft
von brackigem Wasser und... Exkrementen.

"Nein-nein-nein, alles, nur das ni-aaaaAAAAAH!",
peitschte der Schrei eines Mannes in der Ferne durch die Schwärze,
begleitet von einem dumpfen Schlag und einem ekelhaften Knacken,
als pralle etwas sehr hartes auf etwas weiches, zerbrechliches. Was ging
da vor sich? Wer war da?
Alles, nur was nicht?

"Bei den Vieren, bitte, hört damit auf, hört au-aaaaaAAAAAAAAHAHAAAAAAH!",
hörte er erst das Wimmern des anderen, das sich zum entsetzten Geheule
ausweitete. Schweiß trat ihm aus den Poren. Wer schrie da so?
Wer sollte womit aufhören?

"BITTE! Ich sage Euch alles! ALLES! Nur tut mir nicht mehr weh!"
Kein Schrei folgte, nur tränenersticktes Schluchzen und eine leise Unter-
haltung. Keine Qual mehr für das... Opfer?

Rasend schnell schossen ihm tausend Gedanken durch den Kopf. Was
konnte er selbst wissen, dass gefragt war? Doch nur, dass sich hier und dort
noch ein paar vieregläubige Rebellen versteckten.
"Um der Viere Willen...",
hauchte er leise und verspürte die Panik keimen,
die ihn an seinen Fesseln zerren ließ und die Schnitte nur noch vergrößerte.

"Nein! NEIN! Ihr habt es VERSPROCH...!",
riss der Schrei in einem Gurgeln ab, und etwas landete dumpf auf dem Boden.
Schritte, die näher kamen, noch gedämpft, bald schon nahe. Eisernes Quietschen,
der matte Schein von Fackeln, ein flüchtiger Blick auf eine Art Werkbank mit
schartigen Klingen, schweren Hämmern, Sägen und anderen rostigen Werkzeugen.
Die schattigen Züge eines Gesichts und die leise, beinahe apathische Stimme
des Glatzkopfes, dessen aufflackerndes Lächeln im Lichtspiel nur umso hämischer wirkte.

"Die Stimmen in meinem Kopf sagen mir, dass du etwas weißt."

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Stimmen in meinem Kopf.
BeitragVerfasst: 28.05.12, 20:09 
Edelbürger
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Dumpfer Kopfschmerz. Die Schläfe pulsierte. Schmerzende Beine. Beine,
die so sehr schmerzten, dass sie sie zurück ins Hier und Jetzt beförderten.
Ihre Fingerspitzen betasteten die Fugen des kalten Steinbodens. Feucht,
glitschig, ekelhaft moosig, faulig stinkend. Weg von diesem Untergrund.
Wusste Bellum, wie lange sie hier schon lag.
Doch es ging nicht, der Schmerz in den Beinen zwang sie nieder. Der fahle
Lichtschein, der unter fernen Tür hindurch drang, ließ sie einen Blick auf
ihre Unterschenkel erhaschen. Oder vielmehr die Stümpfe, wo sie einmal
gewesen waren...

"Lasst mich gehen! Was wollt Ihr von mir? WAS?!",
hallte ein Schrei in der Ferne, drang zwar an ihr Ohr, doch erreichte sie
nicht. Was war mit ihren Füßen passiert? Der Schmerz setzte vollends
ein und presste ihr die Luft aus den Lungen. Sie drehte sich auf den
Rücken und versuchte, ihren Atem unter Kontrolle zu bringen. Was
hatte Gnaden noch gesagt? Im halben Marschtakt durchatmen...

"Was tut Ihr da? Was ist das? Wa...aaaaaAAAAAAAH!"
Dieser Schrei war nicht mehr zu überhören. Martinus? War das Martinus?
Was geschah da mit ihrem Freund? Was war mit ihr selbst geschehen?
Sie waren doch nur zusammen durch den Wald spaziert und hatten
auf einer kleinen Lichtung Rast gemacht; sich ins Gras gelegt, ein
wenig Hand gehalten, verliebte Blicke und Küsse ausgetauscht...

"Was interessiert sie Euch? Lasst sie geh... aaaAAAAAAAAAAAAAAH!"
Schrill hallte seine Stimme durch die Ritzen der Tür, irgendwo in der
Unendlichkeit der Dunkelheit. Vorsichtig drückte sie sich auf die
Ellenbogen hoch und biss auf die Zähne, als sie sich schließlich
auf die wunden Hände stützte. Sie erinnerte sich an eine Gestalt,
die im Wald mit leerem Blick aus dem Unterholz getreten war...

"Bei Bellum, verschont sie! Nehmt mich! NEHMT MICH STATTDE...",
hallte Martinus' beinahe überschnappender Ruf und brach abrupt ab.
Wieso war es still? Wieso war es plötzlich still?! Hastig schob sie
sich einige Fingerbreiten weiter in die Richtung, aus der sie seine
Stimme vernommen hatte. Obwohl es nur der blasse Schein von
Pechfackeln war, blendete er sie, als die Tür direkt vor ihrer
Nase aufschwang. Die junge Anwärterin sah nur kurz die
Züge des Mannes, der mit leerem Blick und einem kalten
Lächeln eintrat.


"Möchtest du dir etwa die Füße vertreten...?"

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Stimmen in meinem Kopf.
BeitragVerfasst: 30.06.12, 19:34 
Edelbürger
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Ihre Haut war feucht vom Schweiß, als sie wieder erwachte. Wo war
sie hier? Und warum war es so dunkel? Weshalb schmerzte ihr Kopf?
Es war stickig, schwül, die Luft roch verbraucht wie in einem Kanal.
Ein Kanal - hatte sie da gerade eine ekelhafte Ratte quieken gehört?
Erst nach und nach gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit.
Fahles Mondlicht drang durch eine Maueröffnung hinein. Erst jetzt
bemerkte sie das eifrige Prasseln des Regens. Und dann...

...blitzte sein Gesicht in der Maueröffnung auf.
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"Wer seid Ihr?!"
Er antwortete nicht, er sah sie nur mit einem unheimlichen Lächeln
an, schien sie zu mustern und zu begutachten.

"Was wollt Ihr?!"
Sie begann zu zittern. Zwar trug sie kein Stück Stoff mehr am Leib,
doch fror sie nicht. Die Panik wallte in ihr auf, als sie die dünnen
Stricke an Hand- und Fußgelenken bemerkte, die sie festhielten.

"Oh bei den Vieren, was wollt Ihr von mir?"
Ihre Stimme versagte fast, als sie an den Fesseln zerrte und ihre
aufgeweichte Haut wundscheuerte. Ihre blonden Haare klebten
in feuchten Strähnen an ihrem nackten Leib und schimmerten im
letzten Schein des Mondlichtes.

"Bitte, lasst mich gehen..."
Schluchzend und flehend lies sie sich in die Seile fallen, die sie am
Gerüst hielten. Unterdessen legte er einen Ziegel nach dem anderen
in die Maueröffnung, bestrich Lage um Lage mit Speiß und summte
mit einem zufriedenen Lächeln vor sich hin, sie immer wieder ver-
träumt musternd, innehaltend, sich über die Lippen leckend.

"Steiiiiin... um Steiiiiin..."



***


Am nächsten Tag sahen die Matrosen des kleinen Kahns zwar die
vermauerte Kaiöffnung, aber die Städter würden sich schon etwas
dabei gedacht haben...

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Stimmen in meinem Kopf.
BeitragVerfasst: 6.07.12, 12:37 
Edelbürger
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Der Blick gen Horizont verhieß nichts gutes, als dünne Rauchsäulen über Brandenstein
aufstiegen. Entweder verbrannten sie Relikte der ehemals befreiten Stadt, oder aber
sie hatten noch Diener des Herrn gefunden. Vom Waldrand aus beobachtete er den
Tross, der gen Brandenstein zog. Söldner, Krieger, Kleriker, ihnen allen war die Mord-
lust anzusehen, die ungestillten Gier vor der Plünderung einer besetzten Stadt...

Er lenkte den Wallach mit den Zügeln tiefer in den Wald. Auf dem ausgetretenen Pfad
kam er besser voran, zumal er geschützt von neugierigen Blicken seinen Weg fortset-
zen konnte. Das schwere Kettenhemd rasselte leise unter den Plattenteilen, der schar-
lachrote Gambeson hing in Fetzen darüber. Den Umhang hatte er schon bei der Flucht
vor den anrückenden Horden verloren. Gerade so hatte er der Regentin auf die Fähre
helfen können, bevor die angreifenden Truppen durchgebrochen waren.

Wie auch immer es ihm gelungen war, er hatte den blutdurstigen Verblendeten entkom-
men können. Nischen wurden zu kurzzeitigen Verstecken, Schatten zu einem Mantel
aus Dunkelheit, und irgendwann fand er das Pferd, welches ihm der Heermeister über-
lassen hatte. Die Reihen der Angreifer waren überrascht, als der Reiter im roten
Gewand in vollem Galopp durch ihre Linie gebrochen war und so entkommen war.

Irgendwo in den Wäldern vergrub er den Waffenrock und trat wenig später das erste
Mal auf die Straßen der Insel, die ihm bisher verwehrt geblieben waren. Der Wegweiser
deutete nach Süden, das Wappen Ersonts prangte neben den Buchstaben. Vielleicht
würde er dort... ja, was wollte er dort überhaupt?

Geräusche erregten seine Aufmerksamkeit. Ein leises Rascheln, dann eine leise Melodie,
die gesummt wurde. Weiße Haut, die unter einem Rocksaum hervorblitzte. Dunkelblon-
des Haar, das im Schein des Lichthochs golden glänzte. Ein Korb, in dem sich ein paar
Äpfel befanden; eine Hand, die sich nach einem weiteren am Baum reckte.

Seine Entscheidung würde noch etwas warten müssen. Sein Blick schweifte in die Ferne.
Als er hinter dem Baum hervor ins Licht trat, verklärte sich sein Lächeln.
Vielleicht würde er etwas später den Schafspelz überziehen...

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Stimmen in meinem Kopf.
BeitragVerfasst: 9.07.12, 10:44 
Edelbürger
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Diese Stadt war so viel einfacher aufgeteilt. Es gab nicht viele Gassen, in denen man
sich verirren konnte, deshalb fand er sich schnell in ihr zurecht. Und doch störte es
ihn, als er sich in die dunkle Nische drückte, die junge blonde Frau im Blick, die sich
wieder an der Dunkelheit der engen Seitengasse vorbei bewegte. Nach hinten keine
Fluchtmöglichkeit, sollte etwas schief gehen... und doch wollte er ausgerechnet sie.

Leise summte er die ersten drei Takte einer Melodie, die er schon so oft hatte aus
den Gassen erklingen lassen, wenn sie in der Nähe war. Wehklagen, Schwermut, Trau-
rigkeit, alles in diesen drei Takten, wenn er nur die richtige Tonlage traf. Die Blonde
wurde aufmerksam. Kam langsam näher, schaute in die Dunkelheit. Zögerte.

"Ist da wer?",
hauchte sie der Dunkelheit entgegen, ängstlich, unsicher. Er freute sich und ver-
stummte in seinem Versteck aus Schwärze. Die Straßenlaterne erhellte gerade ein-
mal den Torbogen, unter dem sie stand.

"Wer ist da?",
die leise und flehentliche Frage, als hoffe sie auf die Antwort, dass niemand da sei.
Er verengte die Augen, als sie vom Torbogen zurück trat und sich schnell entfernte.
Da hatte er die hübsche junge Uniformträgerin wohl ein wenig falsch eingeschätzt.

***

Lautlos setzte er die Fußballen zuerst auf das kalte und dreckige Straßenpflaster,
als er sich ihr näherte. Der Schmiedehammer wog schwer in seiner Hand. Der Kopf
direkt vor seinem, ganz ruhig. Blonde Locken, die sich unter dem roten Barett neck-
isch hervorkräuseln und über den blauen Umhang wallen. Der Duft von... Angst?

Er wollte lachen, doch unterdrückte es zu einem Grinsen, als er hinter ihrem Rücken
stand. Die ganzen Vorbereitungen, das Auskundschaften, das stumme Beobachten
der letzten Tage war überflüssig. Nun stand er mitten in der Stadt in einem Durch-
gang hinter ihr, so nah, dass er sie mühelos berühren konnte. Sie umarmen konnte.

"Hm-hm, hm-hm, hm-hm hm-hm-hm-hm hm-hmmmm...",
lies er das Summen kaum hörbar erklingen. Doch dieses Mal eine Oktave höher, vom
Lärm der Stadt beinahe überdeckt. Noch während sie herumfuhr, krachte der guss-
eiserne Hammerkopf gegen ihre Schläfe.

***

Die Rothaarige sah ihn mit einer Mischung aus Faszination und Ekel an. Er legte das
Haupt schief, als er dem blondem Mädchen die Uniform auszog und sie behutsam
nach Waffen abtastete, wie seine Hände und Blicke über ihren Körper glitten. In
einer routinierten Art, die an die eines Virtuosen erinnerte, zog er auch den letzten
Dolch aus dem Stiefelschaft und richtete sich träumerisch langsam auf.

Hatte er sie klammheimlich und unter Schutz der Dunkelheit und Nebengassen durch
halb Falkensee getragen, so lag sie nun doch bewusstlos in diesem m alten Holzbett
und sollte vorerst dort verbleiben. Er fühlte sich ein wenig enttäuscht, wurde ihm
doch keine Zeit mit seiner Kostbarkeit gegönnt. Er strich ihr noch einmal über die
Locken, ehe er der Rothaarigen hinaus folgte und jene die Tür verschloss. Sein Blick
verklärte sich einen Moment, als er sich an ihren Körper im Wald erinnerte...

...und hinter ihr leise und wehmütig summte.

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Stimmen in meinem Kopf.
BeitragVerfasst: 11.07.12, 12:08 
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Das grobe weiße Leinen knisterte über bronzene Panzerplatten, das schwere Ringge-
flecht und die ledernen Schnürriemen. Wozu ein Risiko eingehen, wenn er zu ihr trat?
Sein Gesicht war mit Kohleruß geschwärzt und verbarg sich unter den Weiten der Ka-
puze. Nur hier und da blitzten seine dunklen Augen im Schein der Deckenlaternen auf.

Die Rothaarige hatte die schwere Holztür zur Kammer geöffnet. Bedächtig, geradezu
träumerisch war er eingetreten zu ihr... hatte sie betrachtet, den Worten gelauscht,
die zwischen den Frauen gewechselt wurden, und doch nicht richtig aufgepasst. Zu
sehr hatte er sich gefreut, sie wieder zu sehen. Gern kam er ihrer Aufforderung nach.

Seine großen Hände wanderten über das Kettenhemd, das sie noch immer trug. Mit
dem Rücken zu ihm stand sie an der Wand, als seine Finger ihre Körperkontur entlang
tasteten, und er sein dunkel gefärbtes Haupt neben ihres brachte, um sie zu fragen:
"Wirst du denn nicht gerne gestreichelt...?"

Sie verkrampfte sich, das verriet ihre plötzlich veränderte Atmung. Ihre Fäuste ballten
sich, und leise, scheinbar um Haltung bemüht, formulierte sie ihre Antwort.
"Bring es endlich hinter dich."

Wenig später stand er auf den Zinnen, als der Wind an der leinernen Robe zerrte, und
blickte hinüber zu dem Fenster der Kammer, wo noch immer Licht brannte. Auch sie
hatte seine Frage nicht beantwortet...

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Zuletzt geändert von kaffeekind: 15.07.12, 16:11, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Stimmen in meinem Kopf.
BeitragVerfasst: 15.07.12, 13:52 
Edelbürger
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Der Regen verschmierte den Ruß und das Blut in seinem Gesicht zu einem Rinnsal, das
von seinem Kinn auf den weißen Leinenstoff der Robe tropfte. Seine trüben Augen
starrten dorthin, wo die Blonde ins Dunkel des Nachtzyklus' verschwunden war, sein
Mund stand offen. Die linke Hand lag auf seinem Bauch, und er spürte die warme Nässe,
die sich unter Leinen und Kettengeflecht ausbreitete. Was hatte er ihr nur getan...

...dass sie ihn so hasste? Er wollte ihr doch nur nahe sein. Ihr vielleicht einen Kuss steh-
len. Ihr zeigen, dass er es gut mit ihr meinte. Und wofür das alles? Allein aus dem Grund,
ihm letztlich den Dolch in den Bauch zu rammen? Er hatte sie nicht leiden sehen wollen,
aber sie hatte sich so gewehrt - was blieb ihm anderes, als grob zu werden? Sie an ihren
wunderschönen, blonden Locken durch den Matsch, über die Wiesen zu ziehen... ihr
mit wuchtigen Schlägen fast den Kiefer zu brechen... sie zu Boden zu werfen, nur um
sie hinterher wieder am Hals zu packen und aufzurichten...? Wehmütig starrte er voran.

Das Gefühl ihrer Haut unter seinen Fingern, der Duft ihres Schweißes und ihrer Furcht,
die sanften Rundungen ihres Pos in seinem Griff; der Einblick, den ihre zerrissenen Kor-
sage ihm gewährte. Wäre er noch in der Lage gewesen, wäre er ihr nachgesetzt... aber
nicht so. Er riss ein Stück des Robensaums ab und presste ihn unter das Kettenhemd.
Er würde seinen Rückweg antreten müssen, egal, was es kostete. Hätte sie den Dolch
doch nur etwas tiefer gerammt und seine Eingeweide durchbohrt. So wäre ihm die Er-
klärung für sie erspart geblieben.


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 Betreff des Beitrags: Re: Die Stimmen in meinem Kopf.
BeitragVerfasst: 18.07.12, 12:36 
Edelbürger
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Der Dämon zischte, fauchte, drehte seine Runden im Bannkreis, funkelte ihn mit rot
glühenden Augen an, lockte ihn mit süßen Worten, schwang die mehrarmige Peitsche,
strich sich wollüstern über die nackte Haut, stöhnte, schien sich beinahe zu verzeh-
ren, und doch stand er nur einen Fingerbreit neben dem unheiligen Kreis aus Blut...

"Wovor hast du Angst...?"
Der gewellte Dolch deutete mit der Spitze auf ihre Kehle, obwohl sie ihn selber in der
Hand hielt. Der linke Arm schraubstockgleich um ihre Brust, ihr Handgelenk umschlos-
sen von seiner Hand, sein Mund neben ihrem Ohr, die Nase halb in ihrem roten Haar
vergraben, ihren Duft in sich aufnehmend. Ihr Rücken an seinen Körper gepresst.

"Vor... ihm... zu versagen."
Wie lange hatte sie gebraucht, um es auszusprechen? Gefühlte Ewigkeiten. Doch nahm
er sich die Zeit. Für sie, für sich, für sie beide. Sie hatte alles geplant, und doch hatte
er innerhalb eines Wimpernschlags alles gewendet. Er kostete es aus, in vollen Zügen,
genoss jenen Moment, als er ein letztes Mal in ihr Ohr hauchte.

"Ich brauche keinen Pakt, um nicht zu verraten.
Ich brauche keinen Schutz, um zu leben.
Ich brauche dich nicht, um zu sterben.
Aber wenn es dir gefällt..."


Er breitete die Arme aus, entließ sie aus ihrem Griff und bedachte sie mit dem Lächeln,
das er schon oft aufgesetzt hatte. Kalt. Berechnend. Befreit von jeglicher weltlichen Last.

"...dann beende es!"

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Stimmen in meinem Kopf.
BeitragVerfasst: 20.07.12, 12:16 
Festlandbewohner
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Der Klang ihres gehetzten, schweren Atems hallte an den kahlen Mauern
dieses düsteren Ortes wider. Kalter Schweiß rann ihr vom Haaransatz hinab
über den Rücken und verlor sich unterhalb ihres Steißbeins im schweren
Stoff. Ihr einziges Kleidungsstück, das nachtschwarze Gewand, klebte förmlich
an ihrem Körper, als er ihr wieder die Kontrolle zurück gab.

Die Angst schien von ihr abzufallen, als der Dolch nun wieder frei in ihrer
Hand lag und sie sich das Lächeln ihres Gegenübers betrachtete. Lüstern
betrachtete sie ihn, und der Blick aus ihren Augen verriet deutlich, dass allein
sein Blut, ahnsehnlich verteilt über den dunklen Fliesen, es vermochte diese
Gelüste zu befriedigen. Langsam hob sie den Dolch an und setzte dazu an die
geschwungene Klinge in seine Kehle zu stoßen.

Ein leises metallisches Klirren durchbrach die monotone Geräuschkulisse, die
beherrscht wurde von den Atemzügen der Beiden. Scheinbar mühelos wurde
der Dolch ihren kalten Fingern entrissen, als sie sich auch schon wieder in
seinen Armen und seinem festen Griff wiederfand.

"Lass mich SOFORT los!"
Kratzbürstig wand sie sich in seiner Umklammerung, schlug mit Händen und
Füßen nach ihm. Und er ... er folgte ihrem Befehl.

Die Erschöpfung ermattete ihren Körper zusehends, der schmerzhafte Sturz
hatte ihren Widerstand zum Erliegen gebracht und so entschied sie sich dazu
abzuwarten. Darauf zu lauern was seine nächsten Schritte sein sollten,
während er bereits das letzte bisschen Distanz zwischen ihnen überbrückte
und seine Hand nach ihr ausstreckte um sie zu berühren.
Ihr leise Worte entgegen hauchte.

"Nur eine einzige Bedingung."

...


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 Betreff des Beitrags: Re: Die Stimmen in meinem Kopf.
BeitragVerfasst: 22.07.12, 20:12 
Edelbürger
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Wichtig: Akustik!

"Katze!"
"Kätzchen."
"Und Ihr? Ein Nichts!"
"Wolf."
"Welpe!"

Er lachte amüsiert und drehte sich herum. Leise knirschte das Geröll unter den Stiefeln.
Die heftige Arkanbrise blähte den Umhang auf, schwoll an, und zerrte im Bruchteil eines
Augenblicks mit entsetzlicher Kraft am Stoff. Die Kleider flatterten ihm am Leib, obwohl
es ansonsten windstill war... kein Laub raschelte an den Bäumen, die Grashalme wiegten
sich nicht, nur leise zirpten einige Grillen in der lauen Abendsonne. Gerade mal die Fibel
des Umhangs hielt jenen an seinem Leib, während er senkrecht von ihm im Wind knarrte.
Als er sich scheinbar unbeeindruckt umdrehte und sie mit dunklen Augen fixierte, starrte
sie ihn wuterfüllt an - und dennoch lag dort etwas fasziniertes, verspieltes in ihrem Blick.
Er schürzte die Lippen ein wenig, als der arkane Sturm abrupt endete,den Umhang sinken
ließ und sie ihr Haupt lauernd zur Seite neigte.
"Kätzchen, Kätzchen, so verspielt..."


***


"So selbstsicher und sinnlich..."
"Mh-hm."

Sie leckte sich über die Lippen. Ihr Blick ruhte auf seiner Brust, die sich langsam hob und
wieder sank, die Finger strichen über das weiße Laken der Strohmatratze in dem abgele-
genen Raum. Behutsam, kreisend, das Gewebe betastend, und wieder richtete sich der
Blick der Roten auf die Fingerspitzen, starrend, irgendwie... begierig?

"...so impulsiv und heißblütig..."
"Mh-hm."

Ihre bernsteinfarbenen Augen tasteten über seinen Hals, sein Kinn, die dunklen Stoppeln
des Dreitagebartes, als er sich mit einem leisen Kratzen darüberstrich und die Lippen neu-
erlich zu dem schmalen und durchaus kalkulierten Schmunzeln schürzte.

"...so hoffnungslos verloren."
"Mh... hm?"

Sie schreckte auf, starrte ihn an. Die Rote errötete etwas mehr. Er lächelte nur fort...

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