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 Betreff des Beitrags: Die Thelor-Verschwörung
BeitragVerfasst: 5.08.12, 18:30 
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Er hatte ganz schnelles Herzklopfen bekommen, als der fahrende Händler neben den üblichen Kupferkesseln, Messern, Bindfäden und Hornknöpfen auch einen Brief von seinem Wagen genommen hatte. Er hatte gehofft und gebangt, dass es eine Antwort von Mama sein würde, denn bald würden sie sich schon selbst auf den Weg nach Siebenwind machen und dann würde ein Brief gar nicht mehr bei ihm ankommen, bevor er Mama selbst sehen würde.

Nun saß er auf der Bettkante des Kastenbetts, seine Schwester Solos neben sich, und brach das Siegel. Der Brief war tatsächlich von Mama. Unsicher entzifferte er die unbekannte Schrift, Laut für Laut, Wort für Wort. Solos neben ihm sah abwechselnd auf das Pergament und auf ihren Bruder. „Nun lies schon.“ Hagen, ungehalten über die Unterbrechung, sah nur kurz beiseite zu ihr und las dann weiter. Laut natürlich.
Als er geendet hatte, grinste Solos und hüpfte vom Bettrand. „Bald sind wir selbst da, wo Mama ist. Und dann können wir richtige Abenteuer erleben. Und jetzt…“ sie wollte gerade ansetzen ihn zu einem Ausflug auf die Schafsweiden zu überreden, als sie sein Gesicht sah, auf dem ein paar feuchte Tränen glitzerten. „Du weinst ja schon wieder.“ Ihr Tonfall war vielleicht weniger fürsorglich als genervt, doch sie setzte sich wieder neben ihn und sah ihm prüfend ins Gesicht. „Warum weinst du denn?“

Hagen sah zu ihr und wischte sich mit dem Handrücken über die feuchten Wangen. „Ich weiß auch nich.“ Er zog die Nase hoch und Solos kräuselte die ihre. „Mama klingt doch nett. Und freut sich auf uns.“ Er nickte und sah nochmal auf das Pergament hinunter. Der Brief klang wirklich nett, aber irgendetwas war nicht so, wie er es sich gewünscht hatte.
„Ich hab den Brief doch Mama geschrieben.“ Sagte er schließlich leise. Solos sah ihn mit weiterhin gekräuselter Nase an „Ja, und?“ Hagen deutete auf das Ende des Briefs: „Es hat nich nur Mama geantwortet.“ Solos sah auf den Abschiefsgruß des Briefes „Khy… ra uuuuund The… lor.“ Hagen nickte, als Solos den Abschnitt noch einmal gelesen hatte. Er schien sich alles andere als wohl zu fühlen und sah unsicher zu seiner großen Schwester auf, die ihn beinahe um einen halben Kopf überragte und mit ihren roten, gelockten Haaren, sogar noch etwas größer aussah.
„Wer ist denn Thelor? Mama hat nur „Freund“ geschrieben. Was bedeutet das? Und wieso wohnt der dann bei ihr? Wohnt der dann auch bei uns?“ Eine bange Frage folgte der nächsten, als er weiter mit wässrigem Blick zu ihr sah, hoffend dass sie eine Antwort auf das Rätsel hatte...

… und dann fing sie an und die Geschichte wurde immer größer...


- Die Thelor-Verschwörung hatte ihren Anfang genommen -

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Thelor-Verschwörung
BeitragVerfasst: 9.08.12, 19:11 
Ehrenbürger
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Dumm, dumm, dumm! Wie hatten sie nur so dumm sein können, das Geschenk anzunehmen, wo sie doch alles so gut geplant hatten...

Viel hatten sie gegrübelt, seit sie den Brief von Mama bekommen hatten, und wie immer war es Solos' Phantasie, die eine passende Erklärung gefunden und immer weiter ausgesponnen hatte. Wer war dieser Thelor, der sich so unerwartet und dreist auf Mamas Brief gedrängt hatte? So besitzergreifend, als würde Mama zu ihm gehören und nicht zu ihren Kindern, denen sie geschrieben hatte. Jemand Böses musste es sein, jemand, der die Mama gefangen genommen hatte. Ein Räuberhauptmann vielleicht, aber nein, das konnte nicht sein. Das hätte sicher jemand gemerkt, Oma Lira oder Hagengraf oder Zaubersolos. In eine finstere Räuberhöhle verschleppt konnte der Thelor die Mama also nicht haben. Aber gab es nicht noch andere Geschichten, von bösen Hexern, dunklen Feen oder finsteren Dämonenmeistern, die die Seele von jemandem gefangen nehmen konnten, ohne dass jemand das merkte? Das musste es sein!

So war es über die vielen Tage der Reise immer weiter gegangen, und jede Menge Pläne wurden ausgeheckt, wie sie Mama würden aus den Fängen des bösen Thelor befreien können. Zwei Dinge waren aber sicher gewesen: Sie würden sich nicht anmerken lassen dürfen, dass sie den Bösewicht durchschaut hatten, und sie würden es alleine tun müssen. Denn auch in den Geschichten, die sie kannten, waren es die mutigen Helden selbst gewesen, die die Rettung brachten, und nicht irgendwelche herbeigerufenen Helfer. Keine der Geschichten endete mit "und dann rief der Held die Stadtwache, und die verhaftete das schreckliche Monster".

Und dann bei der Ankunft auf der Insel der Beweis. Da war nicht nur ihre Mama um sie abzuholen, sondern auch dieser Mann. Böse sah er zwar nicht aus, aber die echten Finsterlinge können sich tarnen. Und wie er da stand, ein bisschen hinter der Mama, zurückhaltend, aber doch aufmerksam, da wirkte er fast wie einer der Gaukler, die Puppen mit Fäden hatten, die alles machten, was sie wollten. Besonders als er dann auch noch Fragen beantwortete, die sie eigentlich der Mama gestellt hatten. Aber sie waren wachsam gewesen, hatten sich nicht anmerken lassen, dass sie ihn durchschaut hatten, und auch die Kekse, die er ihnen anbot, ausgeschlagen. Schwer war das gewesen, aber jeder wusste, dass man von Finsterlingen keine Geschenke annehmen darf, weil sie sonst Macht über einen bekommen.

Und dann war er gegangen und das Unheil hatte seinen Lauf genommen. Unvorsichtig war sie geworden, als kurz darauf der Mann mit dem Schwert und der rote Zauberer kamen. Und als der ihr dann sogar ein Schwert geben wollte, da war ihre Wachsamkeit ganz verschwunden, und sie hatte sich sogar darüber geärgert, dass die Mama es verboten hatte. Nur um sie zu schützen, das hatte sie jetzt verstanden. Aber als der Zauberer immer wieder andere Sachen zum Schenken anbot, da hatte auch die Mama ihm irgendwann keinen Widerstand mehr entgegen setzen können und nachgegeben... und sie hatte das angebotene Messer begeistert genommen.

Erst viel später, in ihrem neuen Zuhause auf dem Bauernhof von Mama hatte sie erkannt, was sie vorher nicht gesehen hatte. Dass der Zauberer aufgetaucht war, kurz nachdem Thelor verschwunden war. Dass er mit so großer Entschlossenheit darum gekämpft hatte, ihr und ihrem Bruder etwas schenken zu dürfen, wo Thelor zuvor gescheitert war. Dass er sogar mit in dem Haus von Mama wohnte. All das hätte sie warnen müssen, aber erst als sie einen kurzen Blick in das Zimmer im Keller erhaschen konnte, sie die vom roten Glutschein beleuchteten dunklen Wände durch den Türspalt sah, aus dem der Zauberer gerade heraustrat, war ihr alles klar geworden: Dieser Mann war Thelor in anderer Verkleidung. Und sie hatten von ihm Geschenke angenommen.

Aber der Schaden war angerichtet, da half kein Jammern und kein Klagen. Bellum ist mit denen, die sich ihrem Schicksal stellen, und so galt es die Herausforderung anzunehmen. Und das bedeutete als aller erstes, die garantiert verfluchten Geschenke wieder los zu werden... möglichst ohne dass jemand etwas davon merkte.

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freischaffender Schriftsteller & Lebenskünstler
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 Betreff des Beitrags: Re: Die Thelor-Verschwörung
BeitragVerfasst: 23.08.12, 14:12 
Festlandbewohner
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Mit schwer gekrauster Stirn saß der Junge am Bach und beobachtete den Korkschwimmer, der auf dem Wasser tanzte. Noch hatte kein Fisch an seiner Angel angebissen, aber vielleicht wussten die Fische ja auch, dass er gerade gar nicht an die Fische denken konnte. Er musste nämlich nachdenken. Da gab es nämlich eine Sache, die war ganz schön verzwickt.

Solos und er waren jetzt schon ein paar mehr Tage bei Mama auf der Insel. Und es war ganz anders als beide gedacht hatten. Da waren ganz viele Leute, die auch im Haus wohnten. Und alle waren irgendwie Familie – zumindest hatte Mama das gesagt. Da gab es Tanten und Freunde und noch irgendwas dazwischen.
Es gab kein Omabrot, das Bett roch nicht nach Duftkraut, Mama und die andern beteten nicht und eigentlich war alles falsch. Manchmal, da lag er im Bett und konnte fast gar nicht atmen, so fremd war ihm alles. Dann kletterte er zu Solos und kuschelte sich ganz eng an sie und dann ging es wieder – weil Solos war immernoch Solos.
Die gruseligste und verwirrendste Sache war aber immernoch dieser Thelor. Solos und er hatten mit der Mama allein Zeit haben wollen, weil sie Mama ja ganz lange nicht gehabt hatten. Aber dann war Mama sauer gewesen und hatte ein Gesicht gezogen, wie Solos wenn sie ihren Willen nicht kriegt und Omama sie erinnern musste wie sich ein nettes Mädchen benimmt. Und dann war Mama zu Thelor gelaufen und erst als der dann ganz leise nochmal mit ihr geredet hat, da war sie wieder netter. Hat der Thelor der Mama vielleicht verboten allein zu gehen? Und deswegen hat sie so unartig geguckt? Und erst wieder lieb sein können, als er es erlaubt hat - ausnahmsweise?
Solos hatte gesagt dass die Mama unter einem Bann oder einem Fluch steht. Wie in den Märchen. Und gestern hatten sie ja auch gesehn dass der ganze Wald bei der Stadt auch versteinert war – sicher auch von einem Fluch. Aber gestern wars eh ganz komisch gewesen. Da hatten sie ja mit Thelor allein zusammen die Pferde ausgesucht. Und da war er eigentlich gar nich so böse, wie sie gedacht hatten. Sogar irgendwie netter als Mama. Mama war manchmal ganz schön streng und schnell bös. Aber vielleicht war das ja auch Absicht? Wenn er so lieb war, dann konnte er sie in Sicherheit wiegen. Und er machte Mama so bös. Am besten würden sie jetzt versuchen immer brav zu sein, oder? Dann würde das gar nicht mehr klappen. Aber sicher war er sich da auch nicht. Das alles war echt schwer. Manchmal wünschte er sich wieder nach Hause. Da war alles so, wie er es kannte und mochte. Hier war alles anders und manchmal ganz schön unheimlich.

Als es auf einmal an der Angel zuppelte, zuckte er erschrocken zusammen und holte die Angel ein. Am Haken zappelte ein kleiner Fisch. Viel zu klein um ihn zu essen. Vorsichtig griff Hagen den Fisch und fummelte mit der andren Hand den Haken aus dem Fischmaul. Am Anfang war das gar nicht so einfach gewesen – aber inzwischen konnte er das schon ganz gut. Behutsam ließ er den Fisch wieder ins Wasser und rief ihm noch nach „Du darfst noch groß werden und dann fang ich dich wieder.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Thelor-Verschwörung
BeitragVerfasst: 17.09.12, 21:07 
Ehrenbürger
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So lange hatte sie sich alles immer wieder ausgemalt, wie es werden würde, auf Siebenwind, wenn sie zu Mama kommen. Immer wieder anders, und doch war es jetzt ganz anders, noch fremder und bunter und aufregender und abenteuerlicher als sie es sich je hatte erdenken können.

Was hatten sie nicht schon alles erlebt. Elfen und Zwerge hatten sie getroffen, waren durch Feuertore gegangen, die einen mit einem Schritt an ganz andere Orte brachten, hatten Landpiraten und Kapitäne kennen gelernt, Oma Lira getroffen und Tante Javeena, und auch Tante Laura, obwohl die gar keine echte Tante war. Aber nicht Tante Lilium, obwohl die doch eine echte Tante war. Sie hatten Nordraben besucht, die gar keine Raben waren, sondern riesengroße Männer mit Bärten und genauso große Frauen, und Thelor hatte sich schlagen müssen, weil er im Gasthaus in die Grube gelaufen war. Und Fohlen hatten sie bekommen, nur für sich. Richtige Reitpferde, keine Karrenpferde wie der Braune bei Omama und Opapa. Und Zaubersolos hatten sie getroffen, die war richtig lieb gewesen, aber auch ein bischen gruselig, so hoch aufgerichtet und stolz und würdevoll. Aber einen Wunsch hatte sie Hagen und ihr versprochen, ganz wie eine Märchenfee. Aber dann hatte sie Angst bekommen, sich bei so einer Frau etwas dummes zu wünschen und ausgelacht zu werden wie ein kleines Kind, und deshalb hatte sie doch noch nichts gewünscht, aber später bestimmt noch, sie wusste schon was. Hagen hatte herumstreunende Schafe und Hühner gefunden und zu Mama nach Hause gebracht, und da war es jetzt schon wieder ein bischen mehr wie zuhause. Und einen Heuboden gab es, wo man sich ins Heu graben und übernachten und Verstecke anlegen und tolle Abenteuer erleben konnte. Und auf dem Hafenfest hatten sich ganz viele Leute gehauen, um zu sehen, wer der Stärkste war, und noch viel mehr Leute hatten zugeguckt, und Mama hatte Krapfen und Laugenstangen und Bonbons für sie gekauft. Und geangelt hatten sie, und Hagen war sogar zweiter Sieger geworden, und sie nur dritter Sieger, aber dafür hatte sie eine tolle Statue von der lieben Vitama bekommen und Hagen nur einen doofen Fischeimer. Und überall warteten Abenteuer und neue, aufregende Entdeckungen.

Thelor war auch ganz anders als sie erwartet hatte. Sicher war es unheimlich, wie Mama ganz oft erst bei ihm fragen ging, bevor sie etwas machte, und sie hatte schreckliche Angst bekommen, als sie sich unter der Decke versteckt hatte und die plötzlich wegflog, obwohl er ganz woanders stand. Aber bei den Nordraben war er richtig nett gewesen, viel netter als ein Dunkel-Finsterzauberer eigentlich sein dürfte. Und auch sonst war er irgendwie gar nicht fies und gemein genug, nur eben... komisch. Vielleicht war es doch anders herum, und Thelor war gar nicht der Böse, sondern selbst verzaubert. Von diesem Feuerzauberer, von dem der Kapitän erzählt hatte, dass er ein Zauberwesen sei, wie ein Dämon, und dessen Zimmer im Haus ganz schwarz und voller Feuer war...

Aber alles in allem war die Zeit auf Siebenwind bisher viel zu aufregend gewesen, um darüber allzu viel Gedanken zu verlieren. Nur Nachts, wenn Mama ihr Gutenachtlied gesungen und sie gemeinsam gebetet hatten, wenn sie dann im dunklen Zimmer im Bett lag, und nur unverständliches Gemurmel von unten zu hören war, oder es sogar ganz still wurde im Haus, dann bekam sie Heimweh. Nach dem Rauch von Opapas Pfeife in der Luft, Bennos beruhigend schweren Körpers im Bett, dem verträumten Blöken der Schafe im Stall und dem Rauschen des Windes in den Baumwipfeln, das ähnlich und doch so anders klang wie die ewig an- und abschwellende Brandung des Meeres. Dann lag sie da, ihren Plüschhund an sich gedrückt, den sie im Konto am Hafen geschenkt bekommen hatte, und kämpfte mit den Tränen. Bis ein schweres Atmen oder ein Husten aus dem Bett unter ihr sie aus ihren Gedanken riss, und sie an ihr Versprechen erinnerte, dass sie ihrem kleinen Bruder gegeben hatte. Dass er keine Angst haben müsse, weil sie immer bei ihm sein und auf ihn aufpassen würde. Hagentat sich so viel schwerer, wo sie alles spannend und aufregend fand, war ihm das Meiste einfach nur fremd und machte ihm Angst... zumindest auf seine Schwester musste er sich da verlassen können. Und den konnte ihm nur die mutige, unbekümmerte Solos geben, die er kannte. Und mit einem trotzigen Schniefen wurden dann die Tränen ganz tief vergraben, bis Lifna sich des kleinen Mädchens erbarmte und sie auch Schlaf fand... und am nächsten Morgen dann all die Aufregung und Abenteuer jeden Gedanken an Heimweh in weite, scheinbar unerreichbare Ferne rücken ließen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Thelor-Verschwörung
BeitragVerfasst: 7.10.12, 20:57 
Edelbürger
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Der Diener betrat den Tempel der Viere zu Brandenstein.

Er berautete sich und neigte sein Haupt tief ehe er unter den vielen Speisen an der Westwand des Tempels ein Zeichnung erblickte.

Die in dunklen Stoff gehüllte Gestalt ging näher heran und betrachtete das Kunstwerk.

Nach einiger Zeit legte er die Zeichnung wieder ab und verschwand im Keller des Tempels.

Bald jedoch kam der Diener wieder und legte ein Buch neben die Zeichnung und auf das Buch eine Nachricht an den Künstler.

Dann gab er sich seinen Gebeten hin.

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Thelor-Verschwörung
BeitragVerfasst: 21.10.12, 16:39 
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Er fand nur schwer aus den unruhigen Fieberträumen zurück in das große Haus am Goldquell. Die Decke und der Umhang wogen so schwer auf ihm und er tauchte mit zerzaustem Haar darunter auf. Seine zerkuschelte Stoffkatze hielt er noch immer fest im Arm als er sich umsah. Sein Kopf tat weh und irgendwo in seinem Hinterkopf wartete etwas darauf, dass es ihm bewusst wurde. Er hustete und tappte, nackig wie er war, durchs Zimmer die Treppe hinauf. Die Treppe schien ihm viel steiler als sonst und die Stufen waren viel höher. Er fror.

Es war keiner da. Mama war schon so lange nicht da. Janus war nicht mehr gekommen. Solos spielte irgendwo draußen. Wahrscheinlich. Früher hatte Omama immer am Bett gesessen wenn er krank gewesen war. Und sie hatten die Glocke gehabt – immer wenn Omama doch nicht bei ihm sein konnte, hatte er einfach klingeln können und sie war gekommen. Sie war immer gekommen. Jetzt kam keiner. Er hatte geträumt dass Oma da war. Oma Lira hatte ihn zugedeckt. Aber Oma Lira wohnte doch gar nicht hier. Und sie hatte gesungen wie die Omama. War vielleicht doch die Omama da gewesen? Hier auf der komischen Insel? Oder hatte er das wirklich nur geträumt?

Er zog sich seine warmen Sachen an, sie rochen ganz falsch. Sie waren neu. Aber sie waren warm. Er musste doch noch zum Tempel. Er musste doch beten. Für die Omama und für den Opapa und ganz besonders für die Mama. Ihm klopfte das Herz bis zum Hals, als die Befürchtung wieder in ihm aufstieg: Was wenn Mama stirbt? Sie war schon so lange krank und keiner hatte sie gesehen. Nur Thelor. Thelor passte auf Mama auf. Und Janus hatte Mama das Bild gebracht. Aber es hatte nicht gewirkt. Sie war noch nicht wieder gesund geworden.

Er stieg die Stufen wieder runter, griff sich seine Stoffkatze vom Sofa und tappte hinaus. Der Wind pfiff ihm um die Ohren und ihm war ein bisschen schwindelig. Den Weg zum Tempel kannte er nun aber schon auswendig. Er war gar nicht schwer. Gestern Abend war Mama da gewesen. Er hatte sie hinter einer Hausecke verschwinden sehen. Genau die gleichen Haare. Er war gerade vom Tempel auf dem Weg zum Haus gewesen. Da war sie gewesen. Aber sie hatte sich gar nicht umgedreht und er hatte sie einfach nicht eingeholt. Und dann war Oma Lira da. Oder doch nicht? Er wusste gar nicht mehr wie er aufs Sofa gekommen war.

Die mit schweren Eisenbändern verstärkten Türen ließen sich gut öffnen und er betrat langsam den Tempel. Hier konnte er ein bisschen besser atmen. Er kniete sich hin und merkte kaum wie sehr er inzwischen zitterte. Er dachte an Mama und an Omama. Und an die Viere. Er wollte wieder nach Hause. Er wollte Mama mitnehmen. Da würde sie sicher gesund werden. Er spürte schon ihre Hand auf seiner Stirn. Er wollte sie an der Hand nehmen und mit Heim nehmen.

Und in seinen Fieberträumen war es möglich…


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